Beschreibung des Oberamts Laupheim/Walpertshofen
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Das nicht große Pfarrdorf liegt 5/4 Stunden südöstlich von Laupheim, theils auf einer Anhöhe, theils an dem südlich geneigten Abhange gegen das Missenteich, welches 1/4 Stunde westlich vom Dorfe in das Rottum-Thal einmündet. Der nach Süden geneigte Ortstheil ist freundlich und besteht meist aus ansehnlichen ländlichen Wohnungen, während der übrige Ort nur kleine, jedoch nicht ungefällige Gebäude enthält; die aus Holz erbauten Wohnungen selbst sind theilweise mit steinernem Unterstock versehen und mit Ausnahme einiger Strohdächer mit Ziegelplatten bedeckt. Die Aussicht von dem hochgelegenen Orte gehört zu den schönsten des Bezirks.
Das in der Nähe der Kirche angenehm gelegene Pfarrhaus ist zwar nicht sehr geräumig, übrigens freundlich und in Folge einer im Jahr 1811 vorgenommenen Restauration in gutem baulichen Zustande.
Das vor etlichen Jahren namhaft verbesserte Schulhaus genügt seiner Bestimmung; Rathhaus ist keines vorhanden. An der Schule unterrichtet nur ein Schulmeister.
Gutes Trinkwasser liefern mehrere Brunnen, von denen jedoch in sehr trockenen Sommern einzelne versiegen; auf den Fall von Feuersgefahr, wie zu anderen Zwecken, sind überdieß noch zwei Wetten im Ort angelegt.
Die Einwohner sind im Allgemeinen von gesundem, kräftigem Körperbau, fleißig, sehr sparsam und befinden sich in guten Vermögensumständen, so daß in 50 Jahren kein Gantverfahren in der Gemeinde vorkam; Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht.
Die nicht große, in die Länge gezogene, über 1/3 mit Wald bestockte Markung, ist mit Ausnahme des nicht beträchtlichen Misseteichs ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren, etwas schweren, kalkhaltigen Boden, dem meist Gerölle und Sand zur Unterlage dienen. Das Klima ist gesund und mild; Hagelschlag kommt sehr selten vor.
Die Landwirthschaft wird gut betrieben, und zur Besserung des Bodens kommt neben dem gewöhnlichen Stalldünger auch Jauche und Gyps in Anwendung; verbesserte Pflüge, wie die Anlage zweckmäßiger Düngerstätten, haben Eingang gefunden. Im Dreifeldersystem baut man die gewöhnlichen Getreidearten, von denen Dinkel und Hafer am besten gedeihen. Aussaat und Ertrag verhalten sich im Allgemeinen wie in anderen Orten der Umgegend. In der zur Hälfte angeblümten Brache werden Kartoffeln, Kohlraben, Rüben, Klee und Flachs gezogen; letzterer geräth gut und wird im Ort verbraucht. Der Hopfenbau hat abgenommen.
Von dem gewonnenen Getreide wird ein großer Theil nach Außen, namentlich auf der Schranne in Biberach abgesetzt. Die | höchsten Preise eines Morgens Acker sind 200 fl., die mittleren 150 fl., und die geringsten 100 fl.Die Wiesen, ohne eingerichtete Wässerung, sind durchgängig zweimähdig und erzeugen gutes, nahrhaftes Futter; die Preise per Morgen kommen denen der Äcker gleich, und der durchschnittliche Ertrag wird zu 18 – 20 Centner Heu und 15 Centner Öhmd per Morgen angegeben.
Die Obstzucht, welche sich auf die nächste Umgebung des Orts beschränkt, wird im Verhältniß zu den Orten der Umgegend gut betrieben und ist im Zunehmen begriffen. Das Obst geräth gerne, besonders die gewöhnlichen Äpfel- und Birnensorten, während die Steinobstsorten weniger gedeihen; der Obstertrag wird meist im Ort verbraucht und nur in günstigen Jahren theilweise in die Umgegend, besonders nach Biberach, abgesetzt. Eine Privatbaumschule ist vorhanden.
Außer einem Wald, den die Gemeinde mit Bußmannshausen gemeinschaftlich besitzt, sind auch einzelne Privatwaldungen vorhanden.
Die von einem Pacht-Schäfer befahrene Brach- und Stoppelweide trägt der Gemeinde jährlich 120 fl.
Die Rindviehzucht befindet sich in gutem Zustande; die gewöhnliche Allgäuerrace wird mittelst guter Farren, welche Privaten halten, gezüchtet und mit Vieh ein kleiner Handel auf benachbarten Märkten getrieben. Viehaustrieb findet nur im Spätjahr statt. Bei der nicht unbeträchtlichen Pferdezucht steht man hauptsächlich auf einen tüchtigen Landschlag, und ein Theil der nachgezogenen Pferde kommt auf den Roßmärkten in Biberach, Laupheim und Ulm zum Verkauf. Die Schweinezucht ist unbedeutend und wird zunächst für den eigenen Bedarf betrieben. Mit Geflügel (Gänse, Hühner, Tauben) findet ein kleiner Handel nach Laupheim und Biberach statt.
Die Bienenzucht wird nur von Einzelnen, übrigens mit Glück gepflegt; Wachs und Honig kommt nach Außen zum Verkauf.
Zur Sicherung des Verkehrs sind Vicinalstraßen nach Laupheim, Bußmannshausen und Mietingen angelegt.
Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III. Neben der die Kirche unterhaltenden Stiftungspflege ist noch ein Schulfonds von 200 fl. und eine Armenstiftung von 50 fl. vorhanden.
Walpertshofen kommt am 12. Juli 1127 erstmals vor, als villa Waltpretishoven, als Eberhard von Kirchberg ein hiesiges | Gut von Graf Rudolf von Chur ertauschte (Wirt. Urkundenbuch 1, 375).Zur Herrschaft Bußmannshausen (s. oben) gehörig, theilte der Ort die Schicksale dieser Herrschaft, und gelangte im Jahr 1800 an die freiherrliche Familie von Hornstein.