« Dellmensingen Beschreibung des Oberamts Laupheim Donaustetten »
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Dietenheim.
Gemeinde III. Kl. mit 1281 Einw., worunter 18 evang. und 6 Juden.   a. Dietenheim, Pfarrdorf mit Marktrecht, 1274 Einw.   b. Gerthof, Hof, 2 Einw.   c. Neuhauserhof, Hof, 5 Einw. – Kathol. Pfarrei. Die evang. Einwohner sind nach Unter-Balzheim eingepfarrt.


Das schöne, regelmäßig gebaute Pfarrdorf, dem man nach seiner ganzen Anlage die ehemalige Stadt ansieht (s. hier. unten), liegt frei und eben in dem freundlichen, hier etwa eine Stunde breiten Iller-Thale, an der mitten durch den Ort führenden Ulm–Leutkircher Landstraße, mit welcher sich die von dem vier Stunden westlich gelegenen Laupheim herführende Landstraße im südlichen Theile des Dorfs vereinigt; von letzterer geht auf der Ortsmarkung eine Vicinalstraße nach Siessen ab. Im Jahr 1834 ließ eine aus Bayern und Württembergern bestehende Gesellschaft eine hölzerne Brücke über die Iller auf Actien erbauen, welche die Verbindung mit den jenseits der Iller gelegenen Orten herstellt, wofür von der Gesellschaft Brückengeld erhoben wird.

Der Ort besteht aus meist freundlichen, zum Theil ansehnlichen, enge zusammen gebauten Gebäuden, und ist mit reinlich gehaltenen Ortsstraßen versehen; von dem ehemaligen Stadtgraben sind noch deutliche Überreste hinter dem Pfarrhause vorhanden.

Die Lage des Orts ist angenehm, gesund und erlaubt über die Iller hinweg eine freundliche Aussicht in das nahe angrenzende Bayern; in vielen Verzweigungen und mehrere Inseln bildend fließt östlich die Iller vorüber, von der ein Arm bis auf einige 100 Schritte sich dem Dorfe nähert. Die Ufer wie die Inseln sind theils Kiesbänke, meist aber mit den verschiedensten Gesträuchen wild bewachsen, und rufen einen auffallenden Contrast mit den anliegenden, wohlgebauten Flachfeldern hervor.| Auf einem Vorsprunge der Illerthalgehänge an der Straße nach Wain befinden sich freundliche Anlagen, welche Freiherr von Hermann der reizenden Aussicht wegen herstellen ließ. An der Hauptstraße im östlichen Theile des Orts steht die ansehnliche Pfarrkirche zum heil. Martin, welche mit ihrem weithin sichtbaren, architektonisch schönen Thurme zu der malerischen Ansicht des Dorfs viel beiträgt; dieselbe wurde im Jahr 1588 von Philipp Eduard Octavian und Raimund, Gebrüdern Grafen Fugger von Kirchberg und Weissenhorn, neu erbaut, der Thurm scheint jedoch aus einer frühern Periode zu stammen; von den fünf auf ihm hängenden Glocken sind vier im Jahr 1699 gegossen, und die fünfte trägt die Inschrift „Franziskus Kern goß mich in Augsburg, Jesus Maria Joseph“. Das Geläute ist ausgezeichnet und im vollständigen Fünferaccord. Das Langhaus wurde in den modernen Rundbogenstyl geändert, wie auch der mit einem halben Achteck schließende Chor, dagegen hat sich der imposante hohe Thurm in seinem Übergangsstyl (von dem romanischen in den germanischen) noch unverdorben erhalten. Derselbe besteht aus fünf Stockwerken und trägt ein schlank aufstrebendes Satteldach, an dessen zwei Dachseiten, von dem mit einem Rundbogenfries verzierten Gesimse an, je ein sechsseitiges, mit schlankem Zeltdach gedecktes Thürmchen emporwächst; während die Giebelseiten des Dachs mit Lisenen verziert sind und rundbogige Fensterchen enthalten. An dem Glockenhause sind auf jeder Seite zwei rundbogige Fenster angebracht, während die untern Stockwerke kleine rundbogige Lichtöffnungen haben. An dem untersten Stockwerke befinden sich auf drei Seiten des viereckigen Thurms gedrückt spitzbogige Blendbögen, von denen der südliche und der westliche Wandgemälde, das eine Christus am Ölberg – das andere Christus am Kreuz vorstellend, enthalten, welche in jüngster Zeit von Maler Zeller aus Dietenheim restaurirt wurden. Früher sollen diese Bögen offen gewesen sein, so daß man durch dieselben in die Kirche gelangte. Das sehr geräumige Innere der Kirche ist freundlich, hell, durchaus weiß getüncht und im Allgemeinen im Renaissancegeschmack gehalten; die flache Decke des Langhauses enthält Malereien, von denen das ovale Mittelbild die Himmelfahrt der Maria vorstellt, während in den Ecken der Decke die vier Evangelisten mit ihren Attributen dargestellt sind. Der Chor hat eine gewölbte, mit Gold verzierte Kuppel mit einem ovalen Gemälde, das heil. Abendmahl vorstellend. Im Chor hängt ein altes, sehr gut auf Kupfer ausgeführtes Gemälde, welches die Kreuzigung darstellt. Auf einem der Seitenaltäre steht ein altes, gut geschnittenes Holzbild, Maria mit dem verschiedenen Christus | auf der Schoos; der andere Seitenaltar enthält den heil. Leib des Benedictus. Das in der Kirche aufbewahrte heil. Grab ist zu Anfang des 18. Jahrhunderts von Maler Forcher mit vieler Kunstfertigkeit ausgeführt worden. Die Baulast der Kirche hat zunächst der Stiftungspflege in subsidium der Großzehentherr.

Der um die Kirche gelegene, mit einer Mauer versehene Begräbnißplatz wurde im Jahr 1835 vollends aufgegeben, während ein neuer, 1/8 Stunde südlich vom Ort an der Landstraße gelegener längst errichtet war; derselbe ist ummauert und hat eine von der Stiftungspflege zu unterhaltende geräumige Kapelle zum heil. Vitus. Sie ist freundlich, und die Decke des Innern mit gut ausgeführten bildlichen Vorstellungen der leiblichen Werke der Barmherzigkeit von dem in neuester Zeit verstorbenen Historienmaler Jacob Speth in Dietenheim ausgestattet.[1] Außer den Gemälden von Speth ist in der Kapelle noch eine alte gut gemalte Gedenktafel aufgehängt, die mehrere knieende männliche und weibliche Personen darstellt und der Familie Brenner, namentlich einem Lorenz Brenner, Bürger zu Dietenheim († 1595) gewidmet ist. In den Reihen der dargestellten Personen, welche entweder Kinder oder Geschwister des Lorenz Brenner vorstellen, befindet sich auch ein Martin Brenner, Bischof zu Seccau (s. unten).

Einige hundert Schritte westlich vom Ort am Wege nach dem Neuhauser Hof steht die Kapelle zur heil. Mutter Gottes; ihr vormaliges Vermögen ist mit dem Pfarrkirchenfonds vereinigt worden, weßwegen die Unterhaltung derselben aus dem in den Opferstock fallenden Geldern bestritten wird.

Das alte, aber dennoch sehr wohnliche Pfarrhaus mit seinen ansehnlichen Öconomiegebäuden, Hofraum und Gärten liegt im südwestlichen Theil des Orts und bildet einen wohlgeschlossenen, angenehmen Pfarrsitz, von dem man eine freundliche Aussicht in das Iller-Thal genießt.

Ein gut erhaltenes Kaplaneihaus befindet sich in der Nähe der Kirche.

Das an der Hauptstraße, gegenüber der Kirche gelegene Rathhaus, das mit seiner Vorderseite aus rundbogigen Arcaden steht und auf der Mitte des Firstes ein Thürmchen trägt, wurde im Jahr 1824 neu erbaut, und enthält außer den Gelassen für den Gemeinderath noch zwei Schulen und die Fruchtschranne; die an | der Schule angestellten Lehrer (ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe) wohnen in einem abgesonderten, der Gemeinde gehörigen Gebäude. In den Fenstern des Rathszimmers sind mehrere sehr gute, noch von dem frühern Rathhause herrührende Glasmalereien eingelassen, welche Wappen vorstellen und folgende Unterschriften tragen. 1)Martinus Dei gratia episcopus Seccoviensis 1590, 2) Caspar Brenner Vogt der Herrschaft Brandenburg und Verwalter des adeligen Guts Oberhausen, 1596, 3) der Statt Dietenheim Schilt 1573[2], 4) Der Wohlgeborne Herr, Herr Christof Fugger zu Kirchberg und Weissenhorn 1573, 5) Johann Speidelin 1573, 6) Jacob Erhart Vogt zu Diettenheim 1584, 7) Georg Mainstetter der Zeit Vogt zu Brandenburg 1575 und 8) Hans Cristoff Vogt zu Illerrieden 1575.

An der Landstraße im nördlichen Theil des Orts steht das dem Freiherrn von Hermann gehörige, sehr ansehnliche, vor 21 Jahren im modernen Styl erbaute Schloß, mit einer freundlichen Aussicht in das Iller-Thal und in das jenseits derselben gelegene angrenzende Bayern; an dasselbe stößt ein großer Baum- und Gemüsegarten, der gegen Osten von dem Bach Giessen begrenzt wird.

Das ehemalige Fugger’sche Schloß ist theilweise abgebrochen, ein Flügel desselben dient gegenwärtig als Gasthaus zum Kreuz.

Übrigens befindet sich noch die Müllerkapelle am nördlichen Ende des Orts, und die drei Lindenkapelle einige hundert Schritte westlich vom Ort.

Der Ort besitzt mehrere Brunnen, die übrigens kein besonders gutes, häufig mit Erdtheilen gemengtes Wasser liefern, indem die Quellen der Oberfläche ziemlich nahe liegen, daher auch in der Ebene kein tiefer Keller angelegt werden kann. Bei anhaltendem Regenwetter dringt das Riedwasser in die Keller, während bei großer Trockenheit die Brunnen theilweise versiegen.

Ein Gemeindebackhaus wurde im Jahr 1841 erbaut und ein Armenhaus ist schon länger vorhanden.

An der Ostseite des Dorfs fließt der Bach Giessen vorüber und vereinigt sich ¼ Stunde unterhalb desselben mit der Iller. Ein weiterer Bach, der Riedgraben, lauft durch einen weit gedehnten Wiesengrund, etwa 1/8 Stunde westlich von dem Ort und mündet bei Brandenburg in die Iller.

Die Einwohner sind im Allgemeinen fleißig, friedliebend und halten viel auf Zucht und gute Sitten; ihre Haupterwerbsmittel | bestehen in Gewerben, Feldbau und Viehzucht, so daß die meisten Bürger neben der Landwirtschaft noch irgend ein Gewerbe treiben. Die öconomischen Verhältnisse sind mit Ausnahme Einzelner mittelmäßig, und der größte Güterbesitz in Einer Hand beträgt 75 Morgen.

Ein berühmter Dietenheimer ist Mart. Brenner, der Ketzerhammer genannt, Fürstbischof von Seckau, geb. den 11. November 1548, † den 14. Oktober 1616 (s. über ihn Bergmann Medaillen Bd. 2, 47–60).

Auch ist hier geboren, im Jahr 1748, Michael Dänzel, ein geschickter Maler, welcher gleichfalls einen Maler zum Vater hatte, sich in Landshut, Augsburg und Wien in seiner Kunst ausbildete und sich in Augsburg niederließ. Er malte mythologische Gegenstände und Scenen aus Schau- und Trauerspielen, auch etliche Altarblätter.

Die ziemlich große Gemeindemarkung gehört größtenteils dem Illerthal an, und besteht aus einer Ebene, welche mit Ausnahme der an den Ufern des Flusses sich hinziehenden Buschhölzer (Griese) durchaus für die Landwirthschaft benützt wird; dagegen bilden den westlichen Theil der Markung die nicht unbeträchtlichen Thalgehänge und über denselben eine durch viele Schluchten und Thälchen unterbrochene Hochebene. Diese Partie ist der Waldwirthschaft überlassen, und nur ein kleiner Theil derselben, die Markung des Neuhauser Hofs, wird für den Feldbau benützt.

Der Boden ist im Allgemeinen fruchtbar, leicht, und die nicht beträchtliche Humusdecke wird meist von Geröllen, Sand und Geschieben unterlagert; in demselben gedeihen die Sommerfrüchte und der dreiblättrige Klee besonders gut.

Die Luft ist nicht selten nebelig, und wegen der nahe gelegenen Grießhölzer und Altwasser etwas feucht; die Nächte sind meist kühl und Frühlingsfröste häufig, dagegen ist seit Menschengedenken kein Hagelschlag vorgekommen. Der Mehlthau schadet zuweilen den Getreidefrüchten.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustande und die Felder erhalten eine fleißige Düngung; von den verbesserten Ackergeräthschaften hat nur der Suppinger Pflug einigen Eingang gefunden, auch wird von Einzelnen der Klee auf Heinzen getrocknet.

Nach der Dreifelderwirthschaft, mit größtentheils angeblümter Brache, baut man die gewöhnlichen Getreidearten, von denen die Sommerfrüchte besser gedeihen als in den umliegenden Gegenden. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 3–6 Scheffel Dinkel, 2–2½ Scheffel Roggen, 4–5 Scheffel Hafer und | 3 Scheffel Gerste angegeben. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 350 fl., der mittlere 200 fl. und der geringste 50 fl.

Gartenbau wird nur von zwei Gärtnern in namhafterer Ausdehnung betrieben.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen sind im Allgemeinen nicht besonders ergiebig. Der höchste Preis eines Morgens beträgt 400 fl., der mittlere 250 fl. und der geringste 100 fl.

Wegen des geröllereichen Bodens wollen die Obstbäume, von denen nur rauhere Sorten gepflegt werden, nicht gerne gedeihen.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden, dagegen wird die Brach- und Stoppelweide um jährlich 130 fl. verpachtet und im Spätjahr das Rindvieh auf die Wiesen ausgetrieben.

Die Rindviehzucht, hauptsächlich von der Allgäuer Race, ist in gutem Zustande und wird durch tüchtige Farren immer noch verbessert. Die Farrenhaltung wird von der Gemeinde an einen Bürger verdungen, der auch den Ankauf der Farren zu besorgen hat. Der Handel mit Vieh ist unbeträchtlich, dagegen verkaufen die meisten Viehbesitzer ihre entbehrliche Milch an zwei im Ort bestehende Käsereien.

Die Schweinezucht ist unbedeutend und Ziegen werden nur von einigen Unbemittelten gehalten; dagegen zieht man ziemlich viel Geflügel, welches häufig nach Außen verkauft wird.

Die Fischerei in der Iller liefert neben den gewöhnlichen Fischen auch Hechte und Rothfische. Das Fischrecht steht der Herrschaft von Wain zu, welche dasselbe verpachtet hat.

Was die eigentlichen Gewerbe betrifft, so sind die zahlreich vorhandenen Weber in Folge der aufgekommenen Fabriken meist arbeitslos geworden. Außer den gewöhnlichen Gewerben bestehen eine Apotheke, acht Schildwirthschaften, worunter sechs mit Brauereien, fünf Krämer, zwei Mühlen (die obere und die untere), beide haben je drei Mahlgänge und einen Gerbgang, die obere überdieß noch einen Sägegang. Eine Kleemeisterei liegt 1/8 Stunde südöstlich vom Ort.

Im Ort wohnen ein prakticirender Arzt und ein Geburtshelfer; eine Post besteht seit 1847.

Außer zwei Volksschulen mit einem Schulmeister und einem Lehrgehilfen ist auch eine Industrieschule vorhanden, in welcher unbemittelte Mädchen unentgeltich Unterricht erhalten.

An der Kirche sind ein Pfarrer, ein Kaplan und ein ständiger Vicar angestellt.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III. Als einzelne Stiftungen sind zu nennen:

| a. eine Schulstiftung mit 449 fl., zur Anschaffung von Schulbüchern u. s. w. für unbemittelte Kinder.

b. Die Feesenmaier’sche Stiftung mit 7724 fl., gegründet im Jahr 1823 den 30. August, von dem in Biberach verst. Kaplan Bernh. Feesenmaier, der sein ganzes Vermögen den Armen seinem Geburtsorts Dietenheim unter der Bestimmung vermachte, daß aus einem Theil der Zinse armen Kindern das Schulgeld und andere Schulbedürfnisse angeschafft – auch eine Industrielehrerin gehalten werde, aus dem übrigen Theil aber sollen Studirende und Gewerbelehrlinge, unter billiger Rücksichtnahme auf seine Verwandten, Unterstützung erhalten.

c. Die Brenner’sche Stiftung mit 3650 fl.; im Jahr 1631 den 7. August gestiftet von dem Weihbischof und Domherr Brenner zu Seckau, einem geborenen Dietenheimer, mit der Bestimmung, studirende Theologen mittelst der Zinse aus dem Kapital zu unterstützen.

d. Die Dietel’sche Stiftung mit 2309 fl., welche Decan Joseph Dietel den 6. Juli 1797 mit der Bestimmung stiftete, daß die eine Hälfte der Zinse dieser Summe zur Unterstützung mittelloser Lehrlinge – die andere für die Kirche verwendet werde.

Außerhalb des Orts, auf dem sog. Schalmen (d. i. Schelmen), ¼ Stunde nordwestlich von Dietenheim, befinden sich neben den schon eingeebneten – noch 13 Grabhügel, und ungefähr 1/8 Stunde nördlich dieser Stelle sieht man auf dem Altenberg noch Graben und Wall einer ehemaligen Burg. Etwa ½ Stunde nordwestlich von Dietenheim wird im Walde eine Stelle „Kirchhöfe“ genannt, hier stand eine dem Evangelisten Marcus geweihte Kapelle, zu der an dem Marcustage ein Kreuzgang gehalten wurde; in Folge eines bischöflichen Visitations-Recesses vom 20. Juli 1729 ließ man dieselbe abbrechen, den aus den Materialien erhaltenen Erlös aber zum Heiligen nach Sießen abgeben, in dessen Kirche der Kreuzgang verlegt wurde.

Südlich von Dietenheim stand ein Hochgericht.

Dietenheim, eine ehemals zur Ritterschaft steuernde Stadt, ist ursprünglich ein gräflich Kirchbergischer Ort und gehörte dem auf Brandenburg abgetheilten Zweige dieser Grafen. Im Jahr 1280 trugen die Grafen Hartmann und Otto von Brandenburg, Gebrüder, das oppidum Tutenheim, welches damals zuerst urkundlich vorkommt, dem Reiche zu Lehen auf, als Surrogirung für einen reichslehnbaren Ort, welchen sie an das Kloster Medlingen verkauften (Reg. Boic. 4, 125). Ein hiesiger Amman dieser Herrn war Otto, minister in Tutinhain, Zeuge in einer Urkunde des Klosters | Ochsenhausen vom 3. Februar 1296. Von dem Reich kam Dietenheim an das Erzhaus Österreich, wenigstens verpfändete Herzog Friedrich von Österreich im Jahr 1313 das forum Totenheim nebst der Veste Brandenburg für 750 Mark an Burkhard von Ellerbach (Archiv für Kunde österr. Gesch.-Quellen Jahrg. 1849. S. 520). Österreichisches Mannlehen blieb es, bis es im gegenwärtigen Jahrhundert bayrisch wurde. Im Jahr 1446 veräußerte Puppilin von Ellerbach den Markt Dietenheim mit seinem Marktrechte und dem Kirchensatz an Heinrich Kraft, Bürgermeister zu Ulm (s. bei Brandenburg), und im Jahr 1481 waren es die Ulmer Patricier Sigmund Kraft und der Gemahl seiner Schwester, Walther Ehinger, welche am 13. Juni d. J. den Markt Dietenheim mit seinem Marktrechte und dem Kirchensatz nebst benachbarten Besitzungen, namentlich auch dem Gerthof (s. unten), an Hans von Rechberg verkauften (Urk. im Rechb. Archiv). Im Jahr 1539 veräußerten die Herren von Rechberg diesen Besitz an Anton von Fugger (vergl. Brandenburg, Gemeinde Regglisweiler). Die nach diesem Orte genannte Linie der Fugger nahm hier ihren Wohnsitz und bewohnte ein Schloß, welches erst im Anfang dieses Jahrhunderts abgebrochen wurde. Joseph Maria von Fugger, der letzte seiner Linie († 1820), dagegen überließ Dietenheim nebst Zugehörungen nach aufgehobenem Lehenverband im Tausch gegen die Deutschordenscomthurei Blumenthal im Jahr 1807 an Bayern, welches hiemit dem ausgezeichneten bayrischen General der Infanterie, Graf B. E. von Deroy, († den 23. August 1812), im Jahr 1810 ein Geschenk machte, von dessen Wittwe am 11. Juli 1830 Dietenheim, wobei auch das Patronatrecht, der Bankier Freiherr von Süßkind in Augsburg († 1850) erkaufte und aus seinen Enkel Hermann auf Wain vererbte.

Im dreißigjährigen Kriege wurde der Ort verbrannt und zerstört und verlor seine Mauern.

Im Jahr 1810 kam die Landeshoheit über den Ort von Bayern an Württemberg.

Die Pfarrei hatte sehr ausgedehnte Filialien. Zu der Kirche gehörten als Filialorte Wangen bis zum Jahr 1798, der auf dem rechten Illerufer gelegene Ort Au, welcher zu großem Nachtheil für die Dietenheimer Pfarrstelle im Jahr 1813 durch Bayern losgerissen und zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben wurde, ferner bis zum Jahr 1817 Hörenhausen, Weihungszell und die Jetzhöfe.

Der Gemeinde einverleibt sind die Markungen

b. Gerthof, ¼ Stunde nördlich von dem Mutterort, an der Ulm-Leutkircher Landstraße im Iller-Thale gelegen. Das Hofgut, | welches früher beträchtlich war und dem Grafen Fugger gehörte, ist ganz unbedeutend geworden, indem nunmehr die meisten Güter von Bürgern in Dietenheim angekauft wurden.

c. Neuhauserhof, liegt einsam auf der Anhöhe 1/2 Stunde westlich von Dietenheim und ist ringsum mit Waldungen begrenzt, daher auch das Klima rauher ist als in der Thalebene, dagegen bleibt das Getreide von dem schädlichen Mehlthau verschont. Die Luft ist rein und gesund, auch haben die Winde wegen der umliegenden Waldungen weniger Zutritt; die Bodenverhältnisse sind etwas geringer als auf der Markung von Dietenheim.

Bei dem Hof, der aus einem Wohnhaus und einem ansehnlichen Öconomiegebäude nebst 130 Morgen Güter besteht, befindet sich eine Kapelle, welche von Johann Joseph Christoph v. Vöhlin von Frickenhausen, als damaligem Besitzer des Hofs, erbaut und 1729 dem heil. Nicolaus geweiht wurde; sie wird neuerer Zeit nicht mehr als Kapelle benützt.

Ein Ziehbrunnen versieht den Ort mit Trinkwasser.

Der Hof war Eigenthum der Freiherrn v. Vöhlin von Frickenhausen, gelangte, für 21.000 fl. erkauft, im Jahr 1747 an den deutschen Orden, 1806 an Bayern, 1808 an Württemberg, später durch Verkauf in die Hände eines Privaten. Die Landeshoheit war österreichisch. Die hohe Gerichtsbarkeit hatte innerhalb Etters die Commende Altshausen, außerhalb Etters Fugger-Dietenheim, die niedere Gerichtsbarkeit gehörte der genannten Commende.

Der große und kleine Zehnten gehörte der Pfarrei Dietenheim.

  1. Speth ist den 6. Mai 1820 in Dietenheim geboren; ihm verdankt nicht nur sein Geburtsort, sondern auch die Umgegend mehrere Gemälde, die das künstlerische Talent des Meisters bekunden.
  2. Das von weiß und schwarz in die Länge getheilte Wappen hat im weißen Felde einen halben schwarzen Adler, und im schwarzen einen weißen Querbalken.