« Dietenheim Beschreibung des Oberamts Laupheim Dorndorf »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Donaustetten.
Gemeinde III. Kl. mit 426 Einw., worunter 3 evangel. – Kath. Pfarrei. Die evangel. Einwohner sind nach Grimmelfingen O. A. Ulm eingepfarrt.
Auf einer unbedeutenden Terrasse, an der sich die Donau mit ihrem rechten Ufer anlehnt, liegt 31/4 Stunden nordöstlich von Laupheim, an der Ulm–Biberacher Landstraße, das mittelgroße Pfarrdorf, dessen meist kleine Wohnungen auf die im Allgemeinen herrschende Mittellosigkeit der Einwohner schließen lassen. Die Lage desselben ist äußerst angenehm und erlaubt eine sehr anziehende, ausgedehnte Aussicht in das 1/2 Stunde breite, freundliche Donau-Thal, in dessen Hintergrunde die Alp sich erhebt. Die frequente Landstraße, wie die eine Stunde vom Ort vorüberführende Eisenbahnlinie sichern den Ortseinwohnern ihren Verkehr; eine Privatfähre besteht über die Donau.| Obgleich das Klima mild, die Luft rein und gesund ist, so verursachen die vielen Nebel, welche aus dem zum Theil sumpfigen Donau-Thale aufsteigen, nicht selten das Wechselfieber (sog. Frörer); dessenungeachtet erreichen die Einwohner im Allgemeinen häufig ein hohes Alter. Mit einem großen Fleiß verbinden dieselben eine gewisse Gutmüthigkeit und regen Sinn für Religiosität. Neben Feldbau und Viehzucht nähren sich Viele durch Taglohnen, Holzmachen und Flachsspinnerei. Einen weiteren Erwerb gewährt auch die Zucht des Geflügels, mit dem ein Handel nach Ulm unterhalten wird.

Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 80 Morgen, der mittlere und gewöhnliche 20 – 40 Morgen. Jeder Bürger hat einen sog. Gemeindetheil von etwa 1/8 Morgen, der meistens für den Kartoffelbau benützt wird. Für die Ortsarmen besteht ein, wiewohl beschränktes, Armen- oder Hirtenhaus; überdieß ist noch für die Unterstützung derselben durch eine von Pfarrer Johler gemachte Stiftung, gegenwärtig etwa 2000 fl. betragend, theilweise gesorgt.

An dem südwestlichen Ende des Dorfs steht die ziemlich kleine Pfarrkirche zum heil. Laurentius, welche im Verein mit dem nahe gelegenen Pfarrhause und Schulhause eine freundliche Gruppe bildet. Im Jahr 1761 wurde die Kirche von dem Kloster Wiblingen um 14’ verlängert und in ihrem Innern wesentlich verschönert, zugleich ließ man den Thurm bis auf den Glockenstuhl abtragen und mit einem neuen, im Rococcostyl ausgeführten Aufsatz nebst Kuppeldach versehen. Das Langhaus ist in einen einfachen, modernen Styl geändert worden, während sich der mit einem halben Achteck schließende, mit Strebepfeilern versehene Chor, mit Ausnahme der ebenfalls geänderten Fenster, noch in seinem früheren Zustande erhielt. In der Kirche finden sich zwei alte, sehr gut geschnittene Holzbilder, Reste eines Flügelaltars; das eine die heil. Elisabeth mit dem Johanneskinde auf der Schoos und der Maria, das andere die schmerzensreiche Maria mit dem verschiedenen Christus in der Schoos und dem Schwert in der Brust; letzteres ist gegenwärtig als Seitenaltarbild benützt. Die auf dem Thurme hängenden zwei Glocken sind 1792 und 1706 gegossen worden. Die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege.

Um die Kirche liegt der mit einer Mauer umgebene Begräbnißplatz.

Das angenehm und frei gelegene Pfarrhaus befindet sich in gutem Zustande, ebenso das 1786 neu erbaute Schulhaus, welches auch die Wohnung des Lehrers enthält; eine Industrieschule wurde | vor etlichen Jahren wieder in’s Leben gerufen. Das Local für den Gemeinderath befindet sich in dem Gasthause.

Mit gutem Quellwasser ist der Ort hinreichend versehen, auch fließt durch den südlichsten Theil desselben ein kleiner Bach, welcher nächst des Dorfs in die Donau mündet. In der Nähe des Orts liegen drei unbedeutende Weiher und ein etwas größerer besteht am Waldsaume, 1/4 Stunde östlich vom Dorf.

Die mittelgroße, ziemlich ebene Markung, soweit sie nicht mit Wald bestockt oder unergiebiges Donauried ist, hat einen leichten Gerölleboden, der zwar im Allgemeinen fruchtbar ist und sich besonders für den Roggen- und Flachsbau sehr gut eignet, jedoch in trockenen Jahrgängen eine etwas leichte Frucht erzeugt. Das Donauried besteht meist aus Moorgrund, der häufig saures Futter hervorbringt.

Mit großer Emsigkeit wird die Landwirthschaft gut getrieben, und durch sorglichen Bau, wie durch Düngung der Boden immer mehr gebessert, wobei außer dem gewöhnlichen Stalldünger, der Pferch, auch Jauche, Gyps und Torfasche in Anwendung kommen. Im üblichen Dreifeldersystem baut man hauptsächlich Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer, während in der zu 3/4 angeblümten Brache Kartoffeln, Klee, Flachs, Wicken und etwas Reps zum Anbau kommen. Die landwirthschaftlichen Verhältnisse, wie der Ertrag der Äcker, Wiesen etc. sind denen auf der nächst gelegenen Markung Gögglingen gleich (s. die Ortsbeschr. von Gögglingen). Die Gemeinde besitzt etwa 15 Morgen geringe Buschwaldungen, und einzelne Bürger betreiben, jedoch in ganz unbedeutender Ausdehnung, Torfstich, so daß noch Brennmaterial von Außen bezogen werden muß.

Die Rindviehzucht ist gut und beschäftigt sich hauptsächlich mit einem kräftigen Landschlag, zuweilen mit einer Kreuzung von Simmenthaler und Landrace. Die Haltung von zwei Farren wird von der Gemeinde gegen jährliche 120 fl. und der Nutznießung von zwei Morgen Wiesen an einen Bürger verdungen. Der Handel mit Vieh ist nicht unbeträchtlich, namentlich kommen alljährlich gegen 100 Stücke Schmalvieh zum Verkauf. Die Pferdezucht ist von keiner Bedeutung.

Zur Schafzucht sind etwa 20 Morgen Ödung, nebst der Brach- und Stoppelweide an einen Schäfer um 200 fl. verpachtet, woneben die Pferchnutzung noch etwa 175 fl. jährlich der Gemeinde einträgt.

Schweine werden als Ferkel von Außen gekauft, gemästet und | wieder verkauft oder in’s Haus geschlachtet; die Zucht der Bienen ist unbeträchtlich.

Das Fischrecht hat der Staat, welcher es an einen Ortsbürger um 15 – 25 fl. jährlich verpachtet; es werden meist Hechte, Barben, Weißfische und zuweilen Rothfische gefangen.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen (s. Tabelle III).

Der Ort, ohne Zweifel ursprünglich gräflich Kirchbergisch, gehörte größtentheils zum Stiftungsgut des Klosters Wiblingen; am 1. Juni 1194 in der Schutzbulle Pabst Cölestins III. wird er unter den Gütern dieses Klosters erstmals aufgeführt und Tuonosteten geschrieben (Wirt. Urk.-Buch 2, 303). Er gehörte mit Gebot und Verbot dem Kloster Wiblingen, und eben diesem Kloster stunden zu der große und kleine Zehente, der Hirtenstab, das Büttelamt und die Waldaufsicht; auch hatte es eine bedeutende Morgenzahl eigener Waldungen.

Mit dem Kloster Wiblingen kam Donaustetten an Württemberg.

An der Stelle der Pfarrkirche war bis zum Jahr 1472 blos eine Kapelle. Lutz von Westernach zu Landstrost und Diepold von Villenbach, als Lehenherren der Mutterkirche Erbach, wozu Donaustetten gehörte, bewilligten im genannten Jahr die Trennung der Tochterkirche und die Errichtung einer besonderen Pfarrei in Donaustetten. Die neue Pfarrei dotirte im Jahr 1472 Michael Höfflinger, Kaplan in Ulm, und beides, sowohl die Errichtung als die Dotation, wurde am 9. April 1473 zu Constanz bestätigt (Braig 116). Zur Pfarrstelle hatte die Gemeinde das Ernennungsrecht, der Abt von Wiblingen das Präsentationsrecht. Heut zu Tage ist das Patronat landesfürstlich.

Auf hiesiger Markung, südöstlich auf einem „Weidlinshofen“ genannten Distrikte, stund das frühere Witzishoven (in Deutschordens-Urk. v. 1266), Wittißhovon, wo im Jahr 1266 die Grafen Eberhard und Konrad einen Hof und Güter dem Deutschordenshaus in Ulm schenkten, welches bis zu seiner Aufhebung im hiesigen Besitze verblieb und vor Zeiten für die Holzmark einen eigenen Holzwarth aufgestellt hatte.

Im Kriege zwischen Moritz von Sachsen und Kaiser Karl V. 1552 wurde Donaustetten beinahe ganz eingeäschert. Am 27. Mai 1762 wurden 26 Gebäude ein Raub der Flammen.

Auf dem vorgenannten District Weidlingshofen, einem etwa 800 Schritte westlich von der Unterweiler Vicinalstraße, mitten im Wald gelegenen Ackerfeld, das Eigenthum von einigen Bürgern in Altheim ist, war eine Kapelle übrig geblieben, die erst im Jahr | 1784 abgebrochen wurde. Über dieses Weidlingshofen führte die von Rißtissen herkommende Römerstraße (s. den allg. Theil), und etwa 1/8 Stunde nordöstlich davon befinden sich östlich der Vicinalstraße drei Grabhügel, wovon einer der Burren genannt wird.