« A 6 Beschreibung des Oberamts Laupheim Laupheim »
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VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.
1. Politischer Zustand.

In vorrömischer Zeit gehörte dieser Bezirk zu den Wohnsitzen der Vindelicier, eines kriegslustigen Volkes, dessen Unterwerfung Kaiser Augustus durch Tiberius und Drusus im Jahr 15 vor Christus mittelst Aufbietung ungewöhnlicher Mittel schnell vollbrachte. Hiedurch wurde das südliche (rechte) Ufer der Donau Grenze des römischen Reichs und unsere Gegend ein Theil der ausgedehnten Provinz Rätien, welche neu geschaffen wurde.

Aus der Zeit der Römerherrschaft, so sehr dieselbe durch Straßenreste und andere Überbleibsel auch in der spätern Ausdehnung auf das linke Donau-Ufer (vergl. Beschreibung des Oberamts Ehingen) beurkundet ist, hat sich keine geschichtliche Begebenheit, welche in unserem Bezirk sich ereignet hätte, aufgezeichnet erhalten. Im 4ten Jahrhundert ging das rechte Donau-Ufer, etwas später als das linke, den Römern verloren.

Ihre Besieger, die Alemannen und Sueven, nahmen jetzt festen Besitz von diesen Gegenden und blieben Herren bis zum Schluß des 5. Jahrhunderts, wo die Franken die nördlichen Landschaften Alemanniens unter ihre Botmäßigkeit brachten, dagegen| die Theile Alemanniens, welche auf dem rechten Donau-Ufer lagen, unter die Schutzherrlichkeit des Ostgothenkönigs Theoderich sich begaben. Im Jahr 536, in Folge eines langdauernden Krieges, entschlossen sich aber die Ostgothen, die Gunst der Franken durch freiwillige Abtretung zu gewinnen, und übergaben ihnen das südöstliche Alemannien, so daß jetzt ganz Alemannien und namentlich auch unsere Gegenden ein Theil des großen Frankenreiches wurden. Aus der karolingischen Zeit, wo gegenüber dem Glanz, welcher in der Nachbarschaft die königliche Pfalz Ulm umgab, die Umgegend kaum hervortritt, hat sich die früheste bekannte Ortsbezeichnung erhalten, nämlich Louphaim, welches im Jahre 778 genannt wird.

In der Zeit, als Land und Leute nach Gauen gruppirt wurden, gehörte der größte Theil des Oberamts zum Rammagau (Ramechgau), welchem urkundlich die Orte Laupheim (778) und Schönebürg (894) und in dem benachbarten Oberamt Biberach Sulmetingen (1087), Ochsenhausen (1099) zugehörten, und welchem im Jahre 778 Stenhart, 894 Arnulf und 1099 Hartmann der Booser und 1132 Diepold als Grafen vorstunden. Ein östlicher Theil des Bezirkes gehörte zum Illergau; als in diesem gelegen werden die Orte (Ober-, Unter-) Kirchberg und (Ober-, Unter-) Balzheim im Jahre 1087 bezeichnet und letzterem Gau überhaupt in der südlichen Nachbarschaft Erolzheim, Aichstetten, Breitenbach und im jetzigen Königreich Bayern Heimertingen zugetheilt[1].

Nach der Zeit des frühesten geschichtlichen Auftauchens gereiht, sind die am frühesten bekannten Orte des Bezirkes die folgenden: Laupheim 778, Schönebürg bald nach 816, Baustetten und Ober-Holzheim zehntes Jahrhundert Anfang, Balzheim und Kirchberg 1087, Gögglingen 1092, Wiblingen 1098, Schwendi um 1100, Bußmannshausen 1105, Sinningen, Staig, Walpertshofen 1127, Bihlafingen 1129, Dellmensingen, Großschaffhausen, Hüttisheim 1152, Orsenhausen 1157, Stetten 1181, Ammerstetten 1193, Achstetten, Altheim, Donaustetten 1194.

Unter den Grafen des Rammagaues und des Illergaues zählte wohl manchen Ahnherrn diejenige Grafenfamilie, welche sich, seit | es im eilften Jahrhundert Sitte wurde, sich von Burgen zu benennen, von Kirchberg nannte. Diese Grafen saßen in der Spitze des Winkels, welchen Donau und Iller bei ihrem Zusammenflusse bilden, und hatten während ihrer Blüthe den größten Theil der Ortschaften und des Bodens des Oberamtsbezirkes, wo nicht ganz, wenigstens theilweise unter sich, wovon sie manches, namentlich Wiblingen selbst, im Jahre 1093 zur Stiftung des Klosters Wiblingen (sofort ihrer Familiengruft) verwandten, doch so, daß sie als Schutzvögte des Klosters auch später noch etwas Hand darauf hatten. Was nicht unmittelbares Eigenthum der Grafen war, befand sich wenigstens als Lehen oder unter anderem Titel in Abhängigkeit von ihnen. Auch auf dem rechten Ufer des Illerflusses hatten sie noch einige Besitzungen, ja zeitweise, in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts, gehörte ihnen die Veste St. Petersberg im Innthal. Zum Wappen nahm dieses Haus eine schwarzgekleidete Mohrin, welche in der Rechten eine Bischofsmütze hält. Der älteste Bekannte, welcher sich ausdrücklich „Graf von Kirchberg“ nennt, ist Hartmann; er wird wenigstens von einem gleichzeitigen Schriftsteller Bernold unter dem Jahre 1093 und in einer Urkunde Pabst Urbans II. vom 3. April 1098 als solcher bezeichnet (Stälin Wirt. Gesch. 2, 407). Ebenderselbe ist in Gemeinschaft mit einem jüngeren Bruder, Otto, der Stifter des Klosters Wiblingen, und war wohl der Graf Hartmann aus Alemannien, welcher mit Gottfried von Bouillon im Jahre 1098 nach Palästina pilgerte. Die Namen Hartmann und Otto blieben lange Zeit die üblichsten in der Familie, und neben denselben bürgern sich die Namen Eberhard, Rudolf, Konrad und Bruno ein. Mit dem Hoflager der Hohenstaufen, König Konrads III., Kaiser Friedrichs I. und Kaiser Heinrichs VI., deßgleichen des Welfen, Kaiser Ottos IV., ziehend, erscheinen diese Grafen oftmals. In der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts machte sich Graf Konrad als Minnesänger und sein Bruder Bruno als Bischof von Brixen 1250–1288 einen Namen. Um 1256 wurde mit dem Grafen Otto, dessen Nachkommenschaft auch Otto und Hartmann heißt, ein Zweig auf Brandenburg abgetheilt und schrieb sich sowohl hienach als auch später, am Schluß des dreizehnten Jahrhunderts und im Anfang des vierzehnten, zugleich von der, noch in Ruinen stehenden Burg Neuhaus (bei Holzheim an der Leibe im Königreich Bayern), welche letztere beim Aussterben dieser Nebenlinie auf die Hauptlinie zu Kirchberg zurückfiel (Reg. Boic. 8, 117. 118.). In der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts nannte sich ein Graf Wilhelm von Kirchberg „von Wullenstetten“. |

Frühe sind auch die Grafen von Württemberg und die von Württemberg-Grüningen, vielleicht durch Heirath, in einzelne gräflich-kirchbergische Besitzungen — vorübergehend — eingetreten; wenigstens surrogirte Graf Hartmann von Grüningen den 8. März 1270 Mietingen und Baustetten, welche Orte ihm (übrigens schwerlich ganz) zu Eigen gehörten, als Lehen dem Hochstift Constanz, welches dagegen die gräflichen Besitzungen in Andelfingen vom Lehensverbande losließ (Heiligkreuzthaler Urkunde im Staatsarchiv); Graf Ulrich von Württemberg erscheint im Jahre 1272 als Besitzer eines Hofs in Dellmensingen; die Burg Balzheim selbst (mit den Grafenrechten über den zugehörigen Bezirk und mit dem Wildbann, auch mit zu Neuhaus gehörigen Besitzungen) war im Jahre 1281 in Händen der Grafen Konrad und Eberhard von Grüningen-Landau, wurde aber im genannten Jahre an den Bischof Bruno von Brixen, einen geborenen Grafen von Kirchberg, veräußert und gelangte wieder an das Haus der ursprünglichen Besitzer.

Zu den wichtigeren Besitzungen der Grafen von Kirchberg, von deren Gütern das Kloster Wiblingen einen ansehnlichen Theil an sich brachte, gehörte deren ausgedehnter — wie der Burgsitz in Kirchberg selbst, reichslehnbarer — Forst- und Jagdbezirk. Noch im Jahre 1473 lief sein Umkreis nach einer Urkunde Kaiser Friedrichs III. vom 21. Mai dieses Jahres, welche den Inhalt einer früheren Urkunde desselben Kaisers vom 24. Juli 1452 wieder aufnahm, von dem Einfluß der Iller in die Donau, letzteren Fluß hinauf bis oberhalb des Schlosses in Zwiefaltendorf; von der Donau aus zog er sich nach dem Bussen durch den Federsee; nun hinauf gen Schussenried an den Ursprung der Schussen und eine Strecke diesen Fluß hinab; von da in östlicher Richtung an (Ober-, Unter-) Schwarzach vorbei gegen Zeil, von Zeil die Aitrach hinab nach Marstetten, wo letztere in die Iller fällt, und endlich die Iller selbst hinab (Burgermeister Cod. dipl. eq. 2, 1572. Frühere Verleihungen des Wildbanns, in welchen die Ausdehnung desselben nicht näher angegeben ist, rühren von Kaiser Ludwig unter dem 29. Januar 1325 und unter dem 29. September 1326).

Viel Erwerbsglück blühte übrigens nicht in dieser Familie, welche im spätern Mittelalter durch keine sehr hervorragenden Männer sich auszeichnet, und welche eine schwarze That, ein Vatermord, den 26. März 1339 begangen, brandmarkt. Die Burg und Herrschaft Kirchberg selbst ging, ungeachtet es nicht an männlichen Sprossen fehlte, frühzeitig, auf eine lange Reihe Jahre, wenigstens einem Haupttheil nach, an Tochtermänner über. Ein solcher, Graf Heinrich von Werdenberg (Gemahl Bertha's, Tochter des Grafen | Bruno, welch letzterer bei einer Theilung den Hauptbestand der Grafschaft Kirchberg erhalten hatte und dessen Mannsstamm schon mit seinen Söhnen ausstarb, erhielt in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts ein Drittel hievon; zwei Drittheile kamen später in die Hände Ulrichs, Vogts von Mätsch in Tirol, auch eines Kirchberger Tochtermanns (Gemahl Agnesens, der Tochter des Grafen Wilhelm und Enkelin des obigen Grafen Bruno), der am 10. Aug. 1366 dem genannten Grafen Heinrich von Werdenberg, Oheim seiner Gemahlin, dessen Drittheil für 5000 Pfund Heller abkaufte und sich auch „Graf von Kirchberg“ benannte. Dieser Ulrich und seine Ehewirthin Agnes übergaben aber schon den 2. Febr. 1379 ihre Grafschaft Kirchberg abermals einem Eidam, dem Gemahl ihrer Tochter Udelhild, Mainhard, Pfalzgrafen zu Kärnthen, Grafen zu Görtz und Tirol († 1385), von welchem sie noch dessen Söhne, die Grafen Heinrich († 1454) und Johann Mainhard von Görtz erbten, übrigens im Streit mit dem zweiten Gemahl ihrer Mutter Johann, Burggraf von Magdeburg, Grafen von Hardeck, gegenüber welch’ letzterem das königliche Hofgericht zu Constanz im Jahre 1415 zu Gunsten der Görtzer Grafen entschied. Gleichwohl brachte der Kirchberger Mannsstamm die ganze Grafschaft wieder an sich; der Graf Konrad von Kirchberg, von der ältern allein noch im Mannsstamm blühenden Kirchberg-Wullenstetter Linie, hatte 1398 und in den folgenden Jahren den Antheil genannter Udelhild gegen einen ihr und ihrem Gemahl zu zahlenden jährlichen Abtrag von 200 Goldgulden zeitweise inne, Konrad’s Sohn, Graf Eberhard († 1440), ließ sich in den Jahren 1417 und 1418 von Uldelhildens Söhnen, den Grafen Heinrich und Johann Mainhard von Görtz deren Antheile verpfänden, und zuletzt ließen sich Konrad’s Enkel, Konrad († 1470) und Eberhard († 1472), von Ulrich dem jüngern Vogt von Mätsch, Graf von Kirchberg den 12. März 1459 für 2300 rheinische Gulden dessen Grafschaft Kirchberg (d. i. den Restantheil an derselben) käuflich abtreten, um dieselbe Summe, um welche solche der Verkäufer erst am 2. März zuvor von Udelhildens Enkelsohn, Johann, Pfalzgraf von Kärnthen und Grafen von Görtz (Sohn obigen, im Jahre 1454 verstorbenen Grafen Heinrich’s) erworben hatte. Aber kaum etwas erstarkt schwächte sich das Haus wieder durch die Theilung, indem die zuletzt genannten Grafen Konrad und Eberhard, welche schon im Jahre 1441 ihren damaligen kleinen Besitz Stück für Stück getheilt hatten, jetzt auch mit der neuen Erwerbung dasselbe vornahmen. Darauf häuften sich die Schulden, welche beinahe die Herrschaft in die Hände der Stadt Ulm gespielt hätten, dergestalt, daß | schon ihre Söhne Wilhelm (Konrads Sohn) und Philipp († 1510, Eberhards Sohn), mit welchen der Mannsstamm der Grafen von Kirchberg im Jahre 1510 ausstarb, ihre Antheile, ersterer für 31.000 fl. den 19. Juni 1481, letzterer für 9.700 fl. am 28. Mai 1498, beide an den Herzog Georg von Bayern veräußern mußten. Herzog Georg von Bayern blieb in diesem Besitz bis zu seinem Tod im Jahr 1503. Allein sein ungesetzliches Testament, kraft dessen er seine Hinterlassenschaft den rechtmäßigen Erben zu entziehen und seiner Tochter, der Gemahlin des Churprinzen von der Rheinpfalz, Ruprecht, zuzuwenden suchte, führte 1504 zum Bayern-Landshut’schen Erbfolgekrieg und entschied auch das Schicksal der Grafschaft Kirchberg für die nächsten Jahrhunderte und bis auf unsere Zeit. Der Hauptgegner des Testaments Herzog Georgs war Albrecht von Bayern-München, der künftige Schwiegervater des jungen Herzogs Ulrich von Württemberg, dessen Hilfe er hauptsächlich suchte und dem er am 15. Dezember 1503 für dieselbe 125.000 fl. zu zahlen, oder dafür Heidenheim und das ganze Brenzthal nebst der Grafschaft Kirchberg abzutreten versprach. Wirklich wurde an Herzog Ulrich für seine in diesem Kriege geleisteten Dienste die Herrschaft Heidenheim überlassen, aber nicht auch, vielleicht weil man ihn durch seine von der Pfalz gemachten Eroberungen für hinlänglich belohnt hielt, die ihm zugleich versprochene Grafschaft Kirchberg, sondern diese zog neben andern Stücken der Hinterlassenschaft Herzog Georgs bereits im Jahre 1504 der römische König Maximilian an sich (Steinhofer 3, 834, 836). Noch in demselben Jahre wurde sie an den Grafen Eitel Friedrich von Zollern um 20.000 fl., jedoch auf Wiederlösung gegen halbjährige Aufkündigung verkauft oder vielmehr verpfändet; dann diese Auslösung dem Bürger zu Augsburg, Jakob Fugger, dem Maximilian bedeutende Summen schuldete, und dem es dadurch um so leichter wurde, auch die übrigen Reste der Kirchbergischen Hinterlassenschaft an sich zu bringen, im Jahre 1507 um einen bedeutend höheren Preis gestattet, und nun erst von Maximilian öffentlich erklärt, daß er sich aus „treffenlichen, beweglichen Ursachen“ etliche Städte, Schlösser und Flecken weiland Herzog Jörgs vorbehalten und seinem erblichen Fürstenthume und Land zugestellt habe, damit seine Erben, die Erzherzoge von Österreich, sie nützen, verkaufen, versetzen und damit als mit ihrem eigenen Gut handeln mögen, von allermänniglich ungehindert (Deduction: Ausführung der Unmittelbarkeit von Balzheim 1765, Beil. S. 43). Österreich behielt sich bei der Übergabe an Fugger eine Art von Landeshoheit vor; diese Übergabe geschah auch jetzt auf Wiederlösung nach zwanzig Jahren und nach einjähriger | Aufkündung, so daß die Grafschaft Kirchberg zunächst immer noch nur als Pfandschaft in den Händen der Fugger blieb. Allein letztere Herren wußten die neue Erwerbung fester zu halten. Am Schlusse desselben Jahrs 1507 ist Jakob Fugger bereits kaiserlicher Rath und erhält auch noch den Blutbann als österreichisches Lehen; später wurde er in den Grafenstand erhoben. Als Pfand von Österreich vererbten sich, da er im Jahr 1525 kinderlos starb, seine sämmtlichen Güter auf Bruderskinder, die Grafschaft Kirchberg namentlich auf Raimund Fugger; dieses Verhältniß der Grafschaft Kirchberg zu Österreich dehnte sich in der erwähnten Weise noch zwei Jahrhunderte hindurch unter ein paar Fugger’schen Linien (Braig Wiblingen 170) fort. Wenn auch Österreich während dieser Zeit, in den Jahren 1699 und 1700 den Schutz des Klosters Wiblingen, welcher ausdrücklich bei der Übergabe an Fugger als Bestandtheil der Grafschaft genannt worden war, von derselben endlich nach langem Prozesse trennte, das Kloster zur besondern Herrschaft erklärte und unmittelbar unter die vorderösterreichische Regierung stellt; wenn es überhaupt den Grundsatz der Verjährung nur ungern auf diese Verpfändung Maximimilians I. anwenden lassen zu wollen schien; dennoch brachten es die Fugger Raimundischer Linie im Jahr 1735 endlich dahin, daß ihnen die von ihrem Ahnherrn Jakob erworbenen kirchbergischen Besitzungen, mit Ausnahme Wiblingens, von Österreich als Schildlehen, unter Vorbehalt der Landeshoheit und der daraus fließenden Rechte, für ihren ganzen Mannsstamm nach Bezahlung einer neuen Summe von 525.000 fl., bleibend und fest verliehen wurden. In diesem Verhältniß zu Österreich blieben die Grafen von Fugger mit ihrer Grafschaft Kirchberg bis zum Jahr 1805, wo sich fast das Gesammthaus Fugger der Souveränetät der Krone Bayern unterwarf (Koch et Schöll, Hist. des traités de paix 8, 149, Ersch und Gruber, Encycl. 50, 465).

Außer den Besitzern der Grafschaft Kirchberg selbst und dem im Bezirk ursprünglich selbstangesessenen Adel (siehe bei den einzelnen Orten) kommen mehrere auswärtige adelige Familien, welche viele herrschaftliche Güter erwarben, in Betracht, namentlich die von Ellerbach, von Freiberg, von Rechberg, ferner die Ulmer Patrizier: Besserer, Ehinger, Kraft, Neithardt, Roth, Schad und Strölin (die Klöster, siehe bei 2).

Durch den Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Febr. 1803 (§. 5. 13. 24) gingen im alten Besitzstand (A. 1. 5.) folgende Veränderungen vor. Es erhielten als Entschädigung

a) der Markgraf von Baden mit der Reichsstadt Biberach, | als deren Zugehörungen: Baltringen, Burgrieden, Oberholzheim, 1/3 Baustetten; ferner mit der Abtei Salmansweiler: das Patronat in Sulmingen;

b) der Graf von Bassenheim: 2/3 Baustetten, den Kirchensatz in Burgrieden und einen Antheil am Zehnten in Bronnen als Zugehörungen der ihm größtentheils angewiesenen Abtei Heggbach;

c) der Graf von Plettenberg: die Kloster Heggbachischen Orte Mietingen und Sulmingen sammt dem Zehnten in Baltringen und 500 Jauchart Wald, welche demselben in den an Mietingen zunächst angrenzenden Walddistricten Wolfloch, Laitbühl und Schneckenkau zuzumessen waren;

d) der Fürst von Metternich: Schönebürg und Dietenbronn, als Zugehörungen der ihm eingeräumten Abtei Ochsenhausen;

e) der Graf von Törring: 1/3 Achstetten, Mönchhöfe, Huggenlaubach, 1/3 Ober-Holzheim, als Zugehörungen der ihm zugetheilten Abtei Gutenzell;

f) der Fürst von Thurn und Taxis: das Patronat zu Mietingen (als Zugehörung des Stifts Buchau).

Die Reichsunmittelbarkeit obiger fürstlichen und gräflichen Herrschaften dauerte nur von 1803—1806.

An Württemberg kamen durch die Rheinbundesacte vom 12. Juli 1806 die Abtei Wiblingen (Art. 13. 18), deren Besitz seit Ende 1805 zwischen Württemberg, Bayern und Baden streitig gewesen war, ferner die im Jahre 1803 an Baden gekommenen Besitzungen Baltringen, Burgrieden, Ober-Holzheim, 1/3 Baustetten (Ar. 15); die deutschherrische Herrschaft Illerrieden (mit der Landcomthurei Altshausen, Art. 18), die Oberhoheit über die Besitzungen des Fürsten von Metternich, der Grafen von Bassenheim, von Törring und von Plettenberg (Art. 24). Hierauf erhielt Württemberg durch Vertrag mit Bayern den 13. Oktober 1806 die Oberhoheit über die Rittergüter Achstetten, Bußmannshausen, Hochdorf und Laupheim mit Zugehörungen.

Bei der neuen Eintheilung des Königreichs, im Jahre 1807, wurden diese Erwerbungen mit den unten zu bezeichnenden Ausnahmen dem Oberamt Biberach zugetheilt und für die oberhoheitlichen Besitzungen vier Patrimonialämter errichtet: 1) Achstetten, 2) Bußmannshausen, 3) Laupheim, 4) Sulmingen.

Der ehemals Kloster Gutenzellische Antheil des Bezirks (o. S. 3) ressortirte dagegen vom gräflichen Törringischen Patrimonialamt Gutenzell, neuwürttembergischen Oberamts Waldsee, der Kloster | Ochsenhausische (ebenda) von dem fürstlich Metternichischen Patrimonialamt Ochsenhausen, das Freibergische Hochdorf von dem Freibergischen Patrimonialamt Hürbel; die Burgvogtei Illerrieden wurde zum Arnecker Stab, Oberamts Blaubeuren, geschlagen.

Im Jahr 1808 wurde errichtet das Unteramt Wiblingen als Anhang des Oberamts Biberach, welchem auch die Burgvogtei Illerrieden als besondere Unterabtheilung beigefügt wurde; zu genanntem Unteramt gehörten jetzt: Wiblingen mit Fischbach und Ziegelhof (seit 1810 zu Unter-Kirchberg gezogen); 2 Sölden in Gögglingen (im Übrigen Bayerisch), Bihlafingen, Bronnen, Bühl, Donaustetten, Dorndorf, Hüttisheim mit Humlangen und Ammerstetten (zum Theil bayerisch); Steinberg mit Essendorf und Harthausen, Stetten, Unterweiler, 1 Sölde im bayerischen Donaurieden, die Burgvogtei Illerrieden mit dem Hof Neuhausen und 5 Höfen im Thal jenseits der Iller, dann gleichfalls jenseits der Iller Freudenegg, 2/3 Aufheim, Gerlenhofen, 1 Hof und 2 Sölden in Holzschwang. Die zuerst genannten vier Patrimonialämter kamen im Jahr 1809 unmittelbar in das Oberamt Biberach, und die Patrimonialämter Gutenzell, Ochsenhausen und Hürbel unmittelbar an das im Jahr 1809 neuerrichtete Oberamt Ochsenhausen.

Durch den Vertrag zwischen Bayern und Württemberg vom 18. Mai 1810 wurde die Iller von der Grenze der Lautracher Markung an bis zu ihrer Einmündung in die Donau als Grenze beider Königreiche festgesetzt, wodurch die wenigen jenseits der Iller gelegenen Orte des Unteramts Wiblingen an Bayern fielen. Württemberg erhielt dagegen die Oberhohheit über die o. S. 3 aufgeführten Bestandtheile der Fugger’schen Grafschaft Kirchberg und die Oberlehensherrlichkeit über dieses Mannlehen, die Orte Schwendi, Groß- und Klein-Schaffhausen, die Herrschaft Wain mit ihren S. 3 genannten Zugehörungen, Ober- und Unter-Balzheim, Sinningen, Dellmensingen, Mussingen, Gögglingen (letzteres vollends ganz).

Am 27. Oktober 1810 wurde ein Oberamt Wiblingen neu gebildet auf die ebengenannten neu erworbenen Ortschaften hin, auf das Unteramt Wiblingen (nach Abtrennung des jenseits der Iller gelegenen bayerisch gewordenen Theils desselben) und auf eine Anzahl Orte, welche aus dem Oberamtsbezirk Biberach und dem im Jahre 1810 aufgehobenen Oberamt Ochsenhausen zugeschieden wurden. (Ein Unteramt, welches in Laupheim bestanden, wurde im Jahr 1826 aufgehoben.)

Seit 1810 blieb der Bestand des Oberamts, das den 18. Nov. 1817 zum Donaukreis kam, unverändert; zum Sitz der Bezirksbehörden | wurde jedoch im Jahr 1842 der mehr in der Mitte des Bezirks gelegene Ort Laupheim bestimmt, und die Verlegung derselben, mit Ausnahme des noch in Wiblingen belassenen Cameralamts, im Jahr 1845 ausgeführt, wonach nun der Oberamtsbezirk „Laupheim“ genannt wird.

2. Kirchliche Verhältnisse.

Über die Einführung des Christenthums in diesem Bezirk hat sich keine nähere Kunde erhalten. Seine sämmtlichen Kirchen gehörten zu dem Sprengel des Bisthums Constanz, welcher hier die Iller zu seiner Grenze gegen jenes von Augsburg hatte. Sie stunden bis auf Eine unter dem Archidiaconat Illergau, und zwar größtentheils in dessen Landcapitel Laupheim. In das Landcapitel Dietenheim desselben Archidiaconats gehörte der Ort Dietenheim mit Brandenburg, Hörenhausen, Neuhauserhof, Sießen, Wangen, Weihungszell, Regglisweiler mit Kreuthöfe und die evangelisch gewordenen Orte Ober- und Unter-Balzheim und Wain. Die einzige Kirche, welche nicht hieher gehört, ist die von Donaustetten; sie stund unter dem Landcapitel Blaubeuren, Archidiaconats Alp.

Von Wichtigkeit für die kirchlichen Verhältnisse der Gegend wurde seit dem Jahr 1099 die Stiftung des Klosters Wiblingen, einer Colonie des Klosters St. Blasien. Nicht nur, daß das Kloster mehrere Kirchen in seiner Nachbarschaft an sich brachte, sondern das kirchliche Leben selbst erhielt jetzt erst an diesen Mönchen einen eigentlichen Mittel- und Haltpunkt. Nach dem Kloster Wiblingen hatten die Klöster Ochsenhausen, Heggbach und Gutenzell und der Spital von Biberach durch ansehnliche Besitzungen in diesem Bezirk für denselben auch große Bedeutung.

Auch die Klöster Roth, Söflingen, Salmannsweiler waren hier begütert. Die Erwerbungen, welche in ältester Zeit das Kloster Weißenburg bei Laupheim, Baustetten, Ober-Holzheim und an Zinsen im Rammichgau (Trad Wizenb. ed. Zeuss 303), ferner das Kloster St. Gallen bei Schönebürg, endlich das Kloster Hirschau bei Dellmensingen machte, verschwinden frühe aus der Geschichte.

In dem Zeitalter der Reformation zeigte eine Hauptbedeutung eben dieses Kloster Wiblingen durch den Widerstand gegen dieselbe, während sie von Ulm und Biberach aus frühe begünstigt wurde. Durch das Übergewicht des Klosters Wiblingen, zum Theil auch Ochsenhausen, geschah es, daß die Mehrheit der Gemeinden ohne Störung bei dem katholischen Religionsbekenntniß verharrte, und andere, bei welchen die Reformation bereits vollständig oder doch | theilweise obgesiegt hatte, — unter manchen Schwierigkeiten, namentlich Baltringen, Schönebürg, Unterweiler, — zu demselben zurückgebracht wurden.

In Laupheim suchte Bernhard von Ellerbach, damaliger Lehensinhaber, und später noch seine Wittwe, die augsburgische Confession einzuführen; es trat jedoch Erzherzog Ferdinand dieser Neuerung mit Strenge entgegen. Auch Schnürpflingen war eine Zeit lang evangelisch [2].

Nur in drei Gemeinden des Oberamts wußte sich die Reformation bleibend festzusetzen: in Wain durch den Willen der Obrigkeit von Ulm, ebenso in Ober-Holzheim durch Verordnung des Bürgermeisters und Raths in Biberach, in Ober- und Unter-Balzheim durch die Verfügung der Ulmischen Patricierfamilie Ehinger, einst Besitzerin dieser Ortschaften.

Nach der definitiven Eintheilung der katholischen Kirche vom 3. November 1810 gehörte zum Landcapitel Laupheim, welches außer den meisten Orten dieses Bezirks auch noch einige Ortschaften der Oberämter Ehingen und Biberach begriff, folgendes: Laupheim, Achstetten, Baltringen, Baustetten, Bihlafingen, Bronnen, Bühl, Burgrieden, Bußmannshausen, Dellmensingen, Donaustetten, Dorndorf, Gögglingen, Groß-Schaffhausen, Hüttisheim, Illerrieden, Mietingen, Ober-Kirchberg, Orsenhausen, Roth, Schnürpflingen, Schönebürg, Schwendi, Staig, Steinberg, Sulmingen, Unter-Kirchberg, Walpertshofen, Wiblingen. Dem Landcapitel Dietenheim, welches sonst noch viele katholische Orte des Oberamts Biberach begriff, waren zugetheilt: Dietenheim, Regglisweiler, Sießen.

Der Sitz des katholischen Decanats befindet sich jetzt in Wiblingen.

Was den evangelischen Theil des Bezirks betrifft, so kam Ober-Holzheim im Jahr 1806 zum Decanat Blaubeuren, den 3. November 1810 aber mit Ober- und Unter-Balzheim und Wain zu dem Decanat Biberach und unter das damals errichtete Generalat Ulm. Gegenwärtig gehören zum Decanat Ulm die Evangelischen in den Gemeinden Donaustetten, Gögglingen, Ober- und Unter-Kirchberg, Unterweiler und Wiblingen. Zum Decanat Biberach: Ober-Holzheim, Wain, Ober- und Unter-Balzheim,| und die Evangelischen in den Gemeinden: Laupheim, Achstetten, Altheim, Burgrieden, Dellmensingen, Dietenheim, Dorndorf, Hüttisheim, Illerrieden, Regglisweiler, Schwendi, Sießen, Wangen und Weinstetten.

3. Besondere Schicksale.

Die Überlieferungen des elsäßischen Klosters Weißenburg enthalten die Nachricht, daß die Orte Baustetten, Laupheim und Ober-Holzheim durch die Heiden, d. i. Ungarn, im Anfang des 10. Jahrhunderts schwer heimgesucht worden seien (Trad Wizenburg, ed Zeuss 298). Sonst ließen die Fehden des Mittelalters, von welchen sich mehrere um einen zu jeder Zeit strategisch so ausgezeichneten Ort, wie Ulm, bewegten, auch diesen Bezirk oftmals nicht unberührt.

Im 16. Jahrhundert wütheten hier besonders heftig die Stürme des Bauernkriegs. Die Ansteckung ging in diesen Gegenden hauptsächlich von Baltringen aus. Hier waren am 29. Januar 1525 zum ersten Mal 20 Bauern in einem Wirthshaus beisammen und machten den ersten Anschlag zum Aufruhr. Der auf dem Ried bei Ulm sich sofort sammelnde Haufe, welcher bis in die 18.000 allmälig angewachsen sein soll, hieß „der Baltringische Hauf“, und sein Hauptmann war Ulrich Schmid, gesessen zu Sulmingen. Dem Burkhard Hans von Ellerbach verbrannten die Bauern seinen Hof zu Laupheim auf den Grund (Mone, Quellensamml. 2, 120). In Baltringen ließen sie übermüthig auch eine Gesandtschaft des schwäbischen Bundes vor sich, welche jedoch keinen Erfolg hatte. Am 31. März 1525 waren etliche gegen die Bauern ausgerückte Rotten bayerischer Landsknechte, während ein Hauptlager des schwäbischen Bundesheers in Erbach war, in Dellmensingen, wo die Bauern ein Lager hatten (Thomann, Chronik von Weißenhorn, bei Jäger, Mittheilungen aus der Reformationsgesch. 301), eingefallen, um das Dorf zu plündern, verloren jedoch 50 Mann in einem dortigen Gefecht mit den Bauern, von denen nur 20 blieben. Den 11. April zog das Fußvolk und das Geschütz des Bundesheeres nach Gögglingen und am 12. desselben Monats nach Baltringen. Bei Laupheim stießen die Bundestruppen auf eine Abtheilung Bauern, tödteten deren etwa 150 und jagten die übrigen in die Wälder (v. Martens 208). In nicht langer Zeit unterlagen überhaupt die Aufständischen auch hier, wie überall, und mußten ihr Wagniß empfindlich büßen; als Strafe und als Kriegskosten hatten die Bauern schwere Geldbußen zu zahlen, die von Baltringen als Hauptanführer das Doppelte der Andern.

| Im Beginn des Frühjahrs 1552 verbrannte der Markgraf Albrecht von Brandenburg unter andern Dörfern namentlich Gögglingen, Unterweiler und Donaustetten (v. Martens 280).

Seine traurigste Zeit hatte der Bezirk, wie Schwaben überhaupt, während des 30jährigen Kriegs. Im Juni 1631 bezogen die Kaiserlichen ein Lager bei Gögglingen (v. Martens 304). Im Januar 1632 brachte der schwedische Oberst Sir Patrik Ruthven (ein Schottländer) das Schloß Ober-Kirchberg und das Kloster Wiblingen in schwedische Gewalt (eb. 317), worauf er als schwedische Donation die Grafschaft Kirchberg erhielt, welche ihm durch die Folgen der Nördlinger Schlacht (1634) wieder entrissen wurde. Um das Kloster Wiblingen schien es, als vom Jahr 1632 an die Schweden eine Zeitlang entschiedene Oberhand hatten, geschehen zu sein. Bereits wurde es an einen schwedischen General verschenkt und förmlich aufgehoben.

Am 4. (14.) Januar 1633 vereinigte sich bei Gögglingen der schwedische General Horn mit den Truppen des Generals Banner, und nahm später Mindelheim ein (eb. 328. Ein Bericht des Generals Horn über die schwedische Operation am Schluß dieses Jahrs in La Force Mémoires, 3, 386, Paris 1843). Am 11. (21.) Januar 1634 kamen 1400 Mann schwedische Truppen nach Achstetten und Laupheim, wo sie alles Vieh wegnahmen. Am 4. (14.) Oktober 1646 verursachten gleichfalls schwedische Truppen dem Kloster Wiblingen großen Schaden. Am 15. (25.) März 1647 befand sich der schwedische General Wrangel mit seinem Hauptquartier in Dellmensingen (v. Martens 479). Noch im Anfang November 1647 fand ein Gefecht statt an der Brücke bei Gögglingen zwischen einer streifenden Abtheilung Schweden und einem kaiserlichen Rittmeister, der mit seinen 15 Reitern von der ersteren gefangen genommen wurde.

Während dieses Kriegs tödtete in manchen Orten die Pest alle Einwohner (wie in Bihlafingen) oder doch den weit größten Theil derselben; aus andern vertrieb sie die sonstige Noth des Kriegs. Am Ende desselben war die ganze Gegend vollständig zu Grunde gerichtet. Aber auch hier trat schnelle Erhohlung ein nach endlich geschlossenem Frieden.

Unter den Kriegen König Ludwigs XIV. von Frankreich traf härter als die früheren der spanische Successionskrieg Wiblingen und dessen Nachbarschaft. Die Jahre 1703 und 1704 waren schwere Jahre.

Die Wegnahme Ulms durch die Bayern am 8. Sept. 1702 früh, und das Herbeirücken eines französischen Heers den Bayern | zu Hülfe, hatte feindliche Einfälle und Plünderungen zu Folge (das Nähere bei v. Martens 567—595). Überhaupt wirkte in Kriegszeiten die Nähe Ulms, wenn sie auch hie und da Vortheile brachte, in der Regel nachtheilig auf den Oberamtsbezirk. Dasselbe wiederholte sich zu Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts in den Kriegen der französischen Revolution. Auch jetzt wurde Ulm mehr als einmal der Mittelpunkt, um welchen sich Hauptmassen der Kriegführenden zusammendrängten.

Am 24. September 1796, um welche Zeit der Bezirk viel durch Quartierlast und durch gebotene Lieferungen litt, überschritt Moreau die Iller bei Ober-Kirchberg und stellte sich mit seinem rechten Flügel bei Illerrieden, mit dem linken bei Wiblingen auf. Sein Hauptquartier war am 24. und 25. September in Dellmensingen. Im Mai 1800 hatte derselbe sein Hauptquartier bald in Laupheim, bald in Kirchberg, bald in Wiblingen (siehe Schwäb. Chronik 1800, 250): es stunden im Bezirk die französische Division Ney, Tharreau, Baraguey d’Hilliers (v. Martens 726—727; über die Affaire bei Dellmensingen vom 22. Mai siehe Soult, Mém. 3, 300). Als die Generale Tharreau und Vandamme nach Wiblingen in das Quartier kamen, verlangten sie 1200 Louisd’or für sich und Anderes. Am 17. Mai langte der General Moreau mit 40.000 Mann ebendaselbst an. Den 5. Juni wurde um 10 Uhr von den Österreichern auf der ganzen Linie von Baltringen über Mietingen, Walpertshofen und Klein-Schaffhausen und später auch auf den Höhen zwischen Wain und Unter-Balzheim ein Angriff gegen die im Besitz der Brücke von Kellheim befindlichen Franzosen eröffnet; der weit ausgedehnte Kampf dauerte bis Nachts 10 Uhr und brachte anfänglich den Österreichern, zuletzt den Franzosen den Sieg (v. Martens 734—7, Soult a. a. O. 302). Am 14. Oktober 1805, in welchem Monat um Ulm der Hauptpunkt war, auf welchem sich das Schicksal der damaligen österreichischen Hauptarmee entschied, bemeisterte sich der französische General Marmont der Brücke über die Iller bei Ober- und Unter-Kirchberg.

Wenn auch der Oberamtsbezirk nicht selbst Schauplatz außerordentlicher Begebenheiten wurde, so litt er wenigstens dadurch, daß Ulm es geworden war, und noch jetzt klagen einzelne Gemeinden, die Schmälerung ihres Wohlstandes schreibe sich her aus der Zeit der Revolutionskriege.

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4. Alterthümer.
A. Römische.

Von Überresten aus der römischen Periode findet sich im Bezirk eine schon längst bekannte Römerstraße (Donaustraße); sie führt unter den Benennungen „Heerstraße, alter Postweg, Heidenweg“ in beinahe schnurgerader, nordöstlicher Richtung von Ertingen her, südlich an den Bussen vorüber durch die Oberamtsbezirke Riedlingen und Ehingen (siehe die Oberamtsbeschreib. von Riedlingen, S. 20, und die von Ehingen, S. 8), und erreicht die diesseitige Bezirksgrenze 1/2 Stunde westlich von Stetten; von hier an ihre gerade Richtung immer noch einhaltend, hat sie ihren Zug über die von der Westernach und Dirnach durchzogene Riedebene, zwischen Stetten und Dellmensingen durch, überschreitet 1/4 Stunde südöstlich von letzterem Ort die Schmiehe, und erreicht 3/4 Stunden östlich von Dellmensingen den Seebach und zugleich den zwischen Dellmensingen und Unterweiler gelegenen Wald. Bis hieher sind die Spuren der Straße, welche großentheils noch als solche benützt wird, für den erfahrenen Forscher leicht erkenntlich, dagegen haben sie sich in dem oben angeführten Walde mehr verwischt, sind jedoch durch die in neuerer Zeit von Professor Oken mit vieler Mühe und Sorgfalt gepflogenen Untersuchungen wieder aufgefunden und bis an das östliche Ende des Waldes, 1/8 Stunde südlich von Unterweiler, verfolgt worden.

Von dem Eintritt in den Wald an dem Seebach läuft die Straße ebenfalls in ganz gerader Linie fort, nur nimmt sie eine etwas nördlichere Richtung an, welche ihr gegeben werden mußte, um sie einer günstigen Übergangsstelle über die Iller zuzuführen. Wenn nun die durch den Wald führende gerade Straßenlinie verlängert wird, so zieht diese zunächst an dem Hof Fischbach vorüber und 1/8 Stunde nördlich von Unter-Kirchberg an die Iller, wo in jüngster Zeit Spuren einer römischen Niederlassung, welche ohne Zweifel zur Deckung des Flußübergangs angelegt war, aufgefunden wurden. Jenseits der Iller werden die Spuren der Straße in der Nähe der Ulm-Memminger-Landstraße wieder deutlich sichtbar; nach diesen führte sie in gerader Linie, jedoch mit einer etwas südlicheren Richtung nach Finningen, wo die römische Niederlassung Phäniana (Piniana, Finniana) stand, und von da über Steinheim nach dem Ort Straß, welcher ohne Zweifel seinen Namen von der ehemaligen Römerstraße erhielt; von Straß zog sie weiter nach Günzburg (Guntia).

| Außer der eben gedachten, von dem Verfasser dieser Zeilen [3] aufgefundenen Straßenfortsetzung, wurden von demselben nun in neuester Zeit nicht nur weitere Straßenzüge, sondern auch römische Wohnplätze entdeckt, und zwar:
a) Straßen

1) Von Ersingen im Oberamtsbezirk Ehingen führt eine ehemalige Römerstraße unter den Benennungen „langer Weg, grasiger Weg“ gegen die Riedebene und in dieser über die „untere und obere Schelmen“ nach der Sommerhalde, 1/2 Stunde westlich von Achstetten, von da weiter über den auf der Markung Laupheim gelegenen Felddistrikt „Mäuer“, wo vermuthlich eine römische Niederlassung stand, nach Laupheim; von Laupheim hatte sie ihren Zug auf der Höhe des Flachrückens zwischen Dirnach und Rottum etwa 1/2 Stunde westlich von Baustetten und 1/8 Stunde östlich von Baltringen vorüber gegen Sulmingen, wo sie die Dirnach überschreitet und auf dem Rücken zwischen letzterem Ort und der Sau weiter führt.

2) von letzterer Straße geht bei der Sommerhalde, westlich von Achstetten, ein römischer Straßenarm, jetzt ebenfalls unter den Benennungen „langer Weg und grasiger Weg“ ab, und führt über Achstetten, Ober-Holzheim, Hüttisheim, Altheim nach Unter-Kirchberg, wo der Weg gemeinschaftlich mit der oben beschriebenen Donaustraße über die Iller setzte.

3) Von Dellmensingen führte eine Römerstraße, die vermuthlich von Erbach herkam, nach Stetten, und kreuzte in der Nähe des „warmen Stalls“, wo ohne Zweifel eine römische Befestigung stand, die oben beschriebene Donaustraße; die Straße, welche nun die Benennungen „grasiger Weg, Herdweg (d. i. Heerweg), Herdgasse (Heergasse) und Heuweg (Höhweg)“ trägt, zieht von Stetten nahe (östlich) an Ober-Holzheim, 1/4 Stunde östlich an Burgrieden und 1/4 Stunde östlich an Roth vorüber in den Wald Burschlatt, wo noch Reste eines Burggrabens vorhanden sind, in dessen Nähe die Benennungen „Voggenweiler und Hausenbürg“ vorkommen, In den Waldungen verlieren sich die Spuren der Straße, die Verlängerung der auf den Feldern noch vorhandenen Spuren führt aber gerade auf Kellmünz (Coelius mons), wo bekanntlich die Römer einen zweiten Übergang über die Iller hatten. Dürfte man hiernach den weiteren Zug dieser ehemaligen Römerstraße nach Kellmünz annehmen, so würde dieselbe von dem Burschlatt ihren weiteren | Zug über den Dachsberg nach Wain, Kirchberg und Kellmünz genommen haben.

4) Von Dellmensingen führt eine römische Straße unter der Benennung „Dietweg“ schnurgerade bis an den Seebach, wo sie die Donaustraße kreuzt und weiter unter dem Namen „langer Weg“ nach Altheim zieht; hier kreuzt sie die von Achstetten herkommende römische Straße (s. oben) und führt unter der Benennung „Hochsträß“ zu der auf der Weinhalde bei Steinberg gestandenen römischen Niederlassung (s. hierüber unten).

5) Die Illerstraße ist bei Ober-Kirchberg eine Strecke weit auf einer Römerstraße gegründet und weicht von derselben 1/4 Stunde südlich von Ober-Kirchberg ab. Die Spuren der Römerstraße aber ziehen in südlicher Richtung gerade fort und wurden nicht nur in den Jahren 1807 und 1808 bei Ausstockung des Waldes Galtzach deutlich aufgefunden, sondern lassen sich auch weiter hin durch die Waldungen verfolgen. Sie führen auf dem Rücken zwischen der Iller und der Weihung fort, 1/4 Stunde östlich an Dorndorf unter der Benennung „Waldstraße“ vorbei und weiter über den Geigersbühl, östlich an dem Mühlberg und an Weihungszell vorüber in den Wald „Wart“, wo die Römer vermuthlich eine Warte angelegt hatten. Von hier an konnte die Straße nach den Terrainverhältnissen nicht wohl einen andern Zug als auf dem Bergrücken fort, westlich an dem Neuhauserhof vorüber, über den Schallenbronnen u. s. w. gehabt haben.

6) Eine alte, vermuthlich von den Römern gegründete Straße führt gleichfalls unter der Benennung „Waldstraße“ aus der Gegend von Ammerstetten auf den 1/4 Stunde östlich von Bihlafingen gelegenen Rommelsberg, auf dem man noch Spuren früherer Agricultur findet, und nimmt ihren weiteren Zug gegen den Sauberg; ohne Zweifel lief sie auf dem Bergrücken zwischen der Weihung und der Roth fort und vereinigte sich später mit der ad 3 beschriebenen Römerstraße.

7) Auch dem Illerthale entlang mag wohl eine Römerstraße gezogen sein, die jedoch nicht nachgewiesen werden kann, da ohne Zweifel die gegenwärtige Illerstraße größtentheils auf dieselbe gegründet wurde.

b) Niederlassungen:
1) Die wichtigste derselben stand auf der sog. Weinhalde, einem 1/8 Stunde nördlich von Steinberg gegen das Weihungthal etwas vorgeschobenen, frei und hochgelegenen Punkte von dem man eine ausgedehnte Fernsicht, namentlich auch an den Bussen, an das Hochsträß und nach Ober-Kirchberg genießt. Die über der Weinhalde | (Abhang gegen die Weihung) ziemlich beträchtliche Ackerfläche, welche von 3 Seiten ein steiler Abhang begrenzt, hat von den daselbst unter der Erdfläche noch vorhandenen Mauerresten den Namen „Maurenäcker“. Die Volkssage will hier ein abgegangenes Schloß wissen; genaue Untersuchungen zeigten, daß auf dieser Stelle Gebäude in nicht unbeträchtlicher Ausdehnung standen, von denen nicht nur die 3′ dicken Grundmauern, sondern auch schon Souterains ausgegraben wurden und die Substructionen sich immer noch zur Zeit der herannahenden Ernte deutlich wahrnehmen lassen, indem das auf den Grundmauern stehende Getreide früher gelb wird und überhaupt weniger als auf dem übrigen Felde gedeiht, da mit den Mauerresten viele Backsteine und römische Ziegel, die man noch auf den Äckern zerstreut liegend findet, ausgegraben wurden, so läßt sich hier auf eine ehemalige römische Niederlassung schließen. Schon Professor v. Pauly hat die Vermuthung ausgesprochen, das von Ptolemäus mit so vieler Bestimmtheit auf der rechten Donauseite angesetzte Viana möchte in der Gegend von Weinstetten und Altheim zu suchen sein (siehe Einladungsschrift zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs Wilhelm von Württemberg von August Pauly. Stuttgart 1836, S. 25). Die Vermuthung wird nun durch die auf der Weinhalde gemachte Entdeckung unterstützt; wie denn auch die jetzigen Ortsbenennungen „Wain“ etc. auf das ehemalige Viana um so mehr bezogen werden könnte, als man die Ableitung von Weinbau in dieser Gegend nicht annehmen kann. Nur 1/4 Stunde westlich von der Weinhalde liegt Altheim, dessen Name schon auf hohes Alterthum hinweist; überdieß findet man in Altheim, wo sich zwei Römerstraßen kreuzen (s. oben), zuweilen beim Kellergraben u. s. w. Reste alter Gebäude, so daß sich hier ein ehemaliger römischer Wohnplatz mit vieler Wahrscheinlichkeit vermuthen läßt. Etwa 1/4 Stunde von Altheim liegt der Ort Weinstetten. Auch der ganz nahe der Weinhalde gelegene Ort Steinberg scheint früher schon überbaut gewesen zu sein, indem daselbst von Natur keine Steine vorhanden sind, so daß sich vermuthen läßt, der Ort habe seinen Namen von alten vorhandenen Mauerresten erhalten, wie denn die Benennungen „Steinäcker, steinige Äcker“ u. s. w. in Gegenden, wo sonst Steine fehlen, ganz sicher auf ehemalige Wohnorte, namentlich römische, schließen lassen. 2) Etwa 1/2 Stunde westlich von Achstetten, gerade, wo von der ad 1 beschriebenen Römerstraße ein römischer Straßenarm gegen Achstetten, Ober-Holzheim u. s. w. abgeht (siehe ad 2), finden sich oben an der Sommerhalde auf einem Acker (des Gottlieb Ott) | von Achstetten, wie auf den nebenliegenden Feldern, Grundreste römischer Gebäude mit Hypocausten; die den Zimmerboden unterstützenden Säulchen sind hier, wegen Mangels an Werksteinen, aus gut gebrannten Backsteinen aufgeführt, welche zuweilen Fährten von Hunden, Rehen u. s. w. enthalten. Überdieß findet man eine Menge römischer Ziegel, Gefäßefragmente, von denen einzelne aus Sigelerde bestehen u. s. w.

3) Unfern des Rommelsbergs und nahe der ad 6 bezeichneten Waldstraße, 1/4 Stunde östlich von Bihlafingen soll der Sage nach eine Stadt gestanden sein; die Kultur hat ihre Spuren längst verwischt und man findet nur noch vereinzelte römische Ziegel u. s. w., die einen hier gestandenen Römerort vermuthen lassen.

4) In Dellmensingen, wo sich 2 Römerstraßen kreuzen (siehe oben), stößt man nicht selten auf alte Grundmauern und findet Gefäßefragmente, die aller Beschreibung nach römischen Ursprungs sind, auf welchen auch römische Gebäudegrundreste hindeuten, die sich zunächst (östlich) am Ort auf den sogen. Siechenäckern unter der Erdfläche befinden. Bei diesen Gebäuderesten, auf die man während der Bebauung des Feldes nicht selten kommt, finden sich häufig Bruchstücke römischer Ziegel etc. In der Nähe der Siechenäcker, bei denen sich eine immer fließende Quelle befindet, wird ein Flurdistrict „im untern Stall“ genannt, was auf eine frühere Befestigung hinweist.

5) In Dorndorf befinden sich unter der Scheune des dermaligen Schultheißen Hegele Überreste eines ohne Zweifel römischen Gebäudes; auch trifft man

6) auf der Anhöhe südlich von Stetten, an der nach Ober-Holzheim führenden Römerstraße, Spuren von römischen Gebäuden.

7) Etwa 1/4 Stunde nordwestlich von Unter-Balzheim, in dem sogenannten Ried, auf einem dem Jakob Schließer von Unter-Balzheim gehörigen Grundstück, stößt man auf Grundmauern von Gebäuden, welche, da hier eine Menge römischer Ziegel, Bruchstücke von Heizröhren u. s. w. gefunden werden, ebenfalls eine abgegangene römische Niederlassung bekunden.

8) Die schon oben erwähnte, zur Deckung des Übergangs der Donaustraße über die Iller angelegte Niederlassung stand 1/8 Stunde nördlich von Unter-Kirchberg auf der sogen. Bleiche, einer freien, gegen die Iller etwas vorgeschobenen Ackerfläche, welche auf drei Seiten von einer steilen, zum Theil künstlich hergestellten Terrasse begrenzt ist und eine ehemalige feste Anlage noch deutlich erkennen läßt. Daselbst findet man in namhafter Ausdehnung, besonders auf einem Acker (des Müllers Joseph Anton Enderle) von | Unter-Kirchberg Grundmauern von Gebäuden, Estrichböden, Bruchstücke von römischen Ziegeln, Heizröhren, Gefäßen u. s. w.; auch eine römische Broncemünze wurde vor einigen Jahren an der südlichen Terrasse aufgefunden. Zur Zeit der Fruchtreife geben sich die lange hinziehenden Mauerlinien noch deutlich kund. Zwischen Unter-Kirchberg und Unterweiler findet man zuweilen römische Münzen; weitere Münzfunde sind uns im Bezirk bei Schwendi und Wain bekannt geworden.
B. Deutsche.

Altgermanische Grabhügel kommen vor: 1) auf den 1/2 Stunde westlich von Achstetten gelegenen „oberen und unteren Schelmen“. Dort befanden sich drei Grabhügel, die in jüngster Zeit bei dem Bau der Eisenbahn abgetragen wurden; außer Kohlen, Asche und einzelnen Bruchstücken von Gefäßen fand man keine weiteren Gegenstände. 2) Etwa 1/4 Stunde westlich von Dellmensingen steht an der Straße nach Ersingen ein Grabhügel; eine Grabhügelgruppe befindet sich etwas westlich von demselben in dem sogenannten Ersinger Hölzle, das jedoch dem Oberamtsbezirk Ehingen angehört. In neuerer Zeit wurden von diesen Hügeln einige geöffnet und Fragmente von Thongefäßen mit eingedrückten Verzierungen versehen, gefunden. 3) In den Schalmen, 1/4 Stunde nordwestlich von Dietenheim, sind noch 13 Leichenhügel vorhanden. 4) Eine aus 9 Todtenhügeln bestehende Gruppe befindet sich in dem südlich von Unterweiler gelegenen Staatswald „Hiemern“, einer derselben hat neben einem Durchmesser von 60′ eine Höhe von 8′ und wird „der Burren“ genannt.

Wohl einer spätern Periode, als diese Grabhügel angehörend, wurden, nicht unter aufgeworfenen Hügeln, sondern in dem gewachsenen Boden, entweder frei oder mit Steinplatten umfriedigt, an folgenden Stellen Gräber aufgefunden: in Laupheim in der sogenannten Schachengrube, in der Kiesgrube zunächst Dellmensingen, an dem Kirchhof zu Unter-Kirchberg, und in der Nähe der zu Staig gehörigen Mühle. In diesen Gräbern fanden sich neben den Überresten des menschlichen Skeletts nicht selten Speerspitzen, Schwerter, namentlich kurze einschneidige, sogenannten Sachse.

Von abgegangenen Burgen und Schlössern, wovon sich noch mehr oder weniger Spuren finden, sind folgende zu nennen:

Auf der Markung Laupheim, auf den Mäuerlen.
  "    "       "        Bihlafingen, an der Stelle des gegenwärtigen
|                                   Gasthauses zum Schwanen, stand die Burg der Herren v. Griesingen.
Auf der Markung Burgrieden, in dem nahe gelegene Weilerberg
  "    "       "        Bühl, in dem Wald Henkenberg
  "    "       "        Dietenheim, auf dem Altenberg; das ehemalige, theilweise abgebrochene Fugger’sche Schloß dient gegenwärtig als Gasthaus zum Kreuz.
  "    "       "        Dorndorf, im Ort an der Stelle des Gasthauses.
  "    "       "        Groß-Schaffhausen, in der sogenannten Bergmad und am Bauhof zunächst des Orts.
  "    "       "        Hüttisheim, auf Bergböck und an der Stelle der gegenwärtigen Kirche.
  "    "       "        Illerrieden, eine Burgvogtei stand im Ort.
  "    "       "        Mietingen, auf dem Burgstall und auf dem Henneberg; ein Schloß stand im Ort.
  "    "       "        Ober-Balzheim, auf der Burghalde.
  "    "       "        Ober-Kirchberg, auf dem alten Schloßberg.
  "    "       "        Regglisweiler, die ehemalige Burg Brandenburg, 2 Burgen auf dem sogenannten Dürren und eine im Mühlberg.
  "    "       "        Roth, in dem Biberachischen Spitalwald Burschlatt.
  "    "       "        Schnürpflingen, auf dem Schlößlesberg; das gegenwärtige Gasthaus im Ort war das Schloß der Herren v. Besserer.
  "    "       "        Schwendi, an der Stelle der gegenwärtigen Kirche und des gegenwärtigen Schlosses.
  "    "       "        Steinberg, bei der Kirche.
  "    "       "        Stetten, im Ort stand eine Burg.
  "    "       "        Unter-Balzheim, auf dem Burschlatt.
  "    "       "        Unter-Kirchberg, bei der Kirche.
  "    "       "        Unterweiler, im Ort bestanden 2 Schlösser.

     Abgegangene Wohnorte standen [4]:

Auf der Markung Laupheim, Ringelhausen.
  "    "       "        Donaustetten, Weidlingshofen. |
Auf der Markung Weihungszell, Wald in der Nähe Winkelhofen.
  "    "       "        Wiblingen, Fischerhausen.

Überdieß kommen noch Districtsnamen vor, die auf früher bestandene Wohnplätze hinweisen, wie:

Auf der Markung Bronnen, Sallheim.
  "    "       "        Ober-Balzheim, Goppertshäusern.
  "    "       "        Roth, Voggenweiler.

  1. In pago qui dicitur Rammackeuui . . Louphaim . . Stenhartus comes 778. Wirt. Urkundenbuch 1, 21; in pago Rammekevve in comitatu Arnulfi . . Sconenpirch 894 Ebendas. 198; pagus Rammichgowe eilftes Jahrhundert Tradit. Weissenburg. 303 ed Zeuss; Ochsenhusen in pago Ramechgowe in comitatu Hartmanni Bozze 1099 unserer Zeitrechnung. Wirt. Urkundenbuch 1, 321. De pago Hilargovve Otto de Chirichberc, Heinricus de Baldesheim 1087. Mone Anzeiger 1837, 6.
  2. Aus dem ältesten Unter-Balzheimer Kirchenbuch ist ersichtlich, daß von heut zu Tage durchaus katholischen Orten bis zu Ende des 16. und noch im Anfang des 17. Jahrhunderts z. B. von Sinningen, Weihungszell, Schwendi, Burgrieden, Dietenheim Evangelische, oder doch wenigstens dem evangelischen Bekenntniß Zugeneigte sich nach Balzheim verheirathet haben. Die beiden Kirchen hatten sich noch nicht so strenge gegen einander abgeschlossen.
  3. Finanz-Assesor Paulus.
  4. Siehe auch die Ortsbeschreibungen.