« Kapitel B 18 Beschreibung des Oberamts Kirchheim Kapitel B 20 »
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19. Gemeinde Schlattstall,

evangel. Dörfchen, 31/2 Stunden südöstlich von Kirchheim und 1/2 Stunde von Gutenberg, wovon es Filial ist, mit 267 Einwohnern. Der Ort gehört in die III. Klasse und zum Kameralamte Kirchheim und liegt in einem nur gegen das Lenninger Thal geöffneten, von bewaldeten, mit Felsen gekrönten Bergen umgebenen, Kessel, dem Schlattstaller Thälchen (oben S. 9), unter Obstbäumen romantisch zerstreut; die hier entspringende schwarze Lauter treibt gleich im Dorfe 2 Mahl-, 2 Öl- und 1 Gips-Mühle. Sämmtliche Zehentrechte besitzt der Staat, den kleinen und den Heu-Zehenten von der geistlichen Verwaltung her. Seit 1818 hat die Gemeinde für 100 fl. 12 kr. grundherrliche und forsteiliche Rechte dem Staate abgekauft. Außer diesem beziehen noch einige Stiftungen Gefälle.

| Schlattstall ist in den obern und in den untern Weiler, etwa 100 Schritte von einander entfernt, eingetheilt. Durch ihn führt eine Straße aus dem Lenninger Thale nach Urach. Eine andere ebenfalls über die Alp ziehende und schon im Orte beginnende Bergstraße führt nach Böhringen. Der Ort zählt nur 36 Haupt- und 8 Neben-Gebäude, und hat auch die kleinste Bevölkerung. Eine Kirche ist nicht vorhanden. Ein neues Schulhäuschen wurde 1836 erbaut und der Aufwand von etwa 1500 fl. ganz durch Collekten herbeigeschafft. Ein Morgen Ackers kostet im Durchschnitt 200 fl. Da die ohnedieß kleine Markung ganz in die Berge eingezwängt ist und die Einwohner keine Güter auf der Alp haben, so ist der Feldbau unbedeutend. Obst, namentlich Kirschen, ist ein Hauptnahrungszweig; sie gerathen aber selten. Die Viehzucht ist gering. Schlattstall hat auch die kleinste Weidefläche. Die Einwohner sind arbeitsam, aber arm. Unter den 23 Gewerben waren 1835 10 Leineweber mit 15 Webstühlen. Der Betrieb einer Papierfabrik ist von geringem Umfange. Schildwirthschaften sind 2 vorhanden. Die Einnahmen der Gemeindepflege sind sehr unbedeutend, daher stets eine Umlage, die 1838–1839 385 fl. betrug, nöthig ist. – Schlattstall war früher Filial von Oberlenningen, zu dessen Stab es auch gehörte. Erst seit dem dreißigjährigen Kriege wurde es nach Gutenberg eingepfarrt. Es hat kein eigenes Stiftungs-Vermögen und auch keinen Antheil an dem des Mutterorts. Seit 1820 ist ein Schulmeister hier; bis dahin hatte ein Handwerker nothdürftig im Lesen und Schreiben unterrichtet. Eine Industrieschule wurde 1826 errichtet. Der Kirchhof liegt außerhalb des Ortes. Schlattstall soll nach unbescheinigten Angaben im Jahre 1364 mit Ober-Lenningen von Merklin von Neidlingen erworben worden seyn. Da aber die Hohheit über den letztern Ort mit Owen an Württemberg kam, so wird unter der erstern Erwerbung nur die Grundherrlichkeit zu verstehen und anzunehmen seyn, daß die Hohheit zugleich mit Owen und Gutenberg an Württemberg gelangte. Als Grundherrn | treffen wir übrigens noch im 15. Jahrhundert die v. Randeck und Sperberseck.

„Herr Markwart v. Randeck und Heinrich von R. Gebrüder“ verkaufen 1402 dem Kl. Kirchheim einige Gülten aus Häusern und Gütern zu „Schlautstal an der Staig gelegen.“ Hans und Ulrich d. j. v. Sperberseck, Brüder, verkaufen 1433 „dem frommen vesten Conrad von Hofen dem jüngern, den man nennt Schwenzlin“ ihre Mühle und andere Güter zu Schl. um 288 fl. Diese verkauft Conrad 1462 dem Heiligen zu Sperberseck. Auch die v. Hohenstein waren 1459 hier begütert. Wegen derer v. Jungingen s. oben bei Owen S. 246.

Von einer Burg, die auf der Markung gelegen, finden sich keine Spuren mehr. Nach dem Landbuche von 1624 war „das alte Burgstall zu Schlattstall“ der Sitz der Schwenzlini von Hofen, die wir schon bei dem Oberamt Urach kennen gelernt haben. Ihr Wappen war wie das der Mannsberg.

Aus der oben S. 14 beschriebenen Felsenhöhle entspringt die vorgedachte schwarze Lauter, welche sich bald nach dem Austritte in das Lenninger Thal, bei Gutenberg, mit der Gutenberger Lauter vereinigt. Am Ursprung ist ihr Niveau 602 Pariser Fuß über ihrem Stande bei Kirchheim. Von hier bis Gutenberg hat der Staat das Fischrecht. S. auch Unterlenningen. Wann die 2 kleinen Seen auf der Markung, welche noch 1757 mit Forellen besetzt waren, trocken gelegt worden, wissen wir nicht anzugeben. – Der Kalksteinbrüche ist schon oben S. 33 gedacht.


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