« Kapitel B 17 Beschreibung des Oberamts Kirchheim Kapitel B 19 »
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18. Gemeinde Roßwälden,
mit den Parzellen Sulpach und Weiler.

a. Roßwälden, evangl. Pfarrdorf mit 653 evangl. und 10 kath. Einwohnern, nordöstlich 11/2 St. von Kirchheim, in älteren Zeiten auch Ödenwalden, Wälden, Gutenwälden, Wälden am Roßrain, Roßrainwälden und zuletzt Roßwälden, gehört in die II. Klasse und zum Kameralbezirke Kirchheim. Die Lage des mit Waldungen umgebenen Ortes in der Richtung gegen das Filsthal ist flach und angenehm. Reichenbach, Ebersbach, Hochdorf und Schlierbach im Oberamt Göppingen liegen ganz nahe. Von Südwest bis gegen Nordwest erheben sich bald sanfte, bald steigende Erhöhungen, die theils mit Reben angebaut sind und theils zu Schaf-Triften dienen. Auf denselben bietet sich eine schöne Aussicht auf die Alpen, nach Neuffen, Rechberg und Hohenstaufen dar. Hier und in Weiler bezieht der Staat von dem Kloster Adelberg her den großen Zehenten, welcher seit 1839 alljährlich verliehen wird; den Heu- und den kleinen Zehenten genießt die Pfarrei. Am Heuzehenten hat der Hospital Kirchheim einen kleinen Antheil. An grundherrlichen und Jagd-Gefällen hat die Gemeinde seit 1818 für 725 fl. 25 kr. dem Staate abgekauft. S. die Übersicht oben S. 87.

Der Ort ist weitläufig gebaut und ganz mit Obstgärten umgeben; im Jahre 1841 zählte er 135 Haupt- und 30 Neben-Gebäude, worunter ein Armenhaus. Die frei und mitten im Orte stehende Kirche wurde, da die alte baufällig war, 1726 mit einem Aufwande von 1400 fl. neu erbaut. Die Baulast liegt der gemeinschaftlichen Stiftungspflege ob. Das nebenstehende Pfarrhaus hat der Staat zu unterhalten. Die Einwohner sind sittlich und religiös. Vorzügliches Quellwasser ist auch im höchsten Sommer im Überflusse vorhanden, und die Luft ist der Gesundheit zuträglich. Eine alte Handschrift sagt: „Curia spendida est, tellus perquam | fertilis, aër salubris, senectus hominum longa, mores probati, religio ecclesiae sincera.“ Nach neueren Erfahrungen (oben S. 43) zählt dagegen der Ort auffallend wenige alte Leute. Der Ertrag der Äcker und Wiesen ist gut. Wegen der Viehzucht wird besondere Rücksicht auf die Futter-Erzeugung genommen, wobei aber auch, hauptsächlich im Brachfelde, der so vortheilhafte und dem Boden zusagende Flachsbau mit allem Fleiße betrieben wird. Hanf, welcher seltener gerathet, wird wenig gebaut. Der Weinbau ist unbedeutend. Im Durchschnitte kostet 1 Morgen Feldes 250 fl. In der ganzen Gemeinde ist seit 1841 die Stallfütterung vollständig eingeführt, und von den 1726/8 Morgen Weiden (s. d. Tab.) sind nur 23 nicht angebaut. Die Ochsen-Mastung, welche hauptsächlich nur hier Statt findet, ist von Bedeutung. Die Mastochsen werden nach Stuttgart verkauft. Auch die Hammel-Mastung ist von Belang. Die Gewerbe sind in allen 3 Orten Nebensachen. In denselben waren 1835 20 Leinen- und 14 Baumwollen-Weber auf 44 Webstühlen beschäftigt. Die Baumwollen-Weberei ist durch die Manufakturen in Kirchheim und Göppingen ziemlich lebhaft geworden. Außerdem waren damals 9 Schäfer und 2 Schildwirthe vorhanden. Zu dem schon alten Stabe Roßwälden, welcher sein nicht unbedeutendes jährliches Defizit auf die 3 Orte umlegt, gehören Sulpach und Weiler, die auch Eine Kirchengemeinde bilden. Das dem Staate zustehende Patronat rührt von dem Kloster Adelberg her. Außer der gewöhnlichen Schule, an welcher 1 Schulmeister und 1 unabhängiger Provisor stehen, ist auch eine Industrieschule im Orte. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb desselben.

Der Sage nach gehörte Roßwälden und die Umgegend noch zur Zeit der Stiftung des Klosters Adelberg den Dynasten von Ebersbach. Nach Gabelkovers Urkunden-Auszügen übergab aber Herzog Welf VI. 1185 durch die Hand Kaisers Friedrich I. den Hof oder das Gut Ödenwalden mit aller seiner Zugehör, das Niemand vogtbar oder dienstbar sey, dem Kloster Adelberg. Wie die Herzoge von Teck in Besitz kamen, ist unbekannt.

| Im J. 1275 verkündigt H. Conrad v. Teck daß »Gutta vidua Diepoldi civis in Kirchheim« dem dortigen Kloster bona apud Waldin geschenkt habe, und 1294 verkauft Heinrich der Ammann von Bissingen demselben Kl. all seit Gut zu Waldin an Häusern, Hofstätten u. s. w., ausgenommen das Recht, das er an dem Kirchensatze hatte, mit Hand und Willen H. Hermanns von T. Dieser schenkt am 13. Mai 1295 dem Kl. »jus proprietatis bonorum ad Wäldin, quae Ludovicus de Tecke Luitgardi filiae quondam marchionis de Burgau, conjugi suae, titulo pignoris propter nuptias obligavit« und am folgenden Tage verkauft Anna, die Tochter des Grafen Conrad von Landau, »jus omne in bonis apud Wäldin a Ludovico; duce de Teck, Luitgardi de Burgau matri ipsius propter nuptias obligati« mit Zustimmung ihres Vaters um 140 Pfd. Hl. an das Kl. So erwarb das letztere die Vogtei allmählig. Aber auch noch weitere grundherrliche Rechte kamen in seinen Besitz. Berthold der Flach von Kirchheim, Ritter, verkaufte ihm 1302 sein hiesiges Gut für 32 Pfd. Hl. Albrecht der Varch, genannt von Waldin, verkaufte 1333 all sein Gut an dasselbe.[1] Pfaff Cunrad Malse, genannt Kirchherr zu Waldin, verkauft 1340 sein Gut und 1349 alle seine Hölzer mit Ausnahme derer, die zu der Kirche gehören, dem Kloster. Im letztgenannten Jahre nennt er sich „Cammerer der Techni zu Kircheim.“ Aber auch das Kl. Adelberg erwarb 1372 Güter, die den Küfern von Tiefenbach gehörten. Das Kl. K. kaufte 1349 von dem vorgedachten Malse sein Viertheil des Gerichts zu R. Ein Spruchbrief von 1435 erkennt aber an: „das Dorf Wälden Roßrain wär den Frauen (dem Kl. Kirchheim) eigen vnd sie wären Vogt vnd Herr da vnd hätten den Stab in der Hand, vnd die Kaufbriefe sagten von den Herzogen von Teck vnd den Grafen von Landau, daß die Güter vnd das Dorf recht, frei, ledig vnd eigen mit Gericht vnd aller Gewalsami den Frauen ergeben wäre.“ Die hohe Obrigkeit, welche von Teck auf die jeweiligen Schutzvögte des genannten Klosters übergegangen war, stand schon damals Württemberg zu. Nach dem Kellerei-Lagerbuch von 1513 hatte das Kloster Kirchheim die Obrigkeit; aber Landschaden, Reisen, Schazen und Dienen gehörten Württemberg. Im Jahre 1469 saßen im Gerichte auch ein Richter | von Weiler und einer von Sulpach. Das alte Erbrecht s. oben S. 102. – Die Pfarrei wird, wie oben bemerkt, schon 1294 genannt. Conrad dictus Mals de Kircheim schenkte 1337 das Patronatrecht dem Kloster Adelberg, 1346 übergibt der Bischof von Constanz die Kirche diesem Kloster und 1392 erläßt ihm Papst Bonifaz XI. „primas fructus ecclesiae in Gutenwaelden apud Kirchheim.“ – Am 16. September 1796 verübten hier die Franzosen eine Plünderung von einigen 1000 fl. im Werth.

Nach dem Landbuche von 1624 soll einst eine Burg in der Nähe gestanden haben, worüber aber weitere Nachrichten mangeln. Nach der obengedachten Handschrift hätte auch einst auf einem nahe gelegenen Hügel eine dem heil. Blasius geweihte, stark besuchte, Wallfahrts-Capelle gestanden. – Bei Roßwälden entspringt der Dammbach, der sich mit dem hier vorbeifließenden Schlierbach vereinigt. S. oben S. 24.

b. Sulpach, Weiler mit 173 Einw. 21/4 St. von K. und 3/4 St. von Roßwälden entfernt, auf der Straße gegen das Filsthal nördlich am jenseitigen Abhange der Roßwälden umgebenden Anhöhen gelegen. Der Staat ist alleiniger Zehentherr von der geistlichen Verwaltung her. Der Ort ist in der Cultur Roßwälden gleich, mit welchem er alle übrigen Verhältnisse theilt. Nur fehlt der Weinbau und wird mehr Hanf als Flachs gebaut. Er zählt 43 Haupt- und 3 Neben-Gebäude, worunter ein Armenhaus. Die alte Kirche steht mitten im Ort und wird von der gemeinschaftlichen Stiftungspflege erhalten. Für die Sage, daß er einst sehr bedeutend gewesen sey, könnten die Überreste der Fundamente einer größeren Kirche bürgen; auch sind noch Spuren oder Stellen vorhanden, worauf die Häuser eines Pfarrers und Caplans gestanden hatten. Durch Zerstörung im Bauernkriege soll aber der Ort seine Bedeutung verloren haben. Nach einer Urkunde von 1465 verliehen „Pfaff Berthold Mayer, Pfarrherr zu Sulpach vnd die 4 Heiligen-Pfleger“ daselbst, im Namen des Heiligen, der Gemeinde Weiler auf ewige Zeiten „den Conzen-Bühl, das Holz, die Äcker vnd die Waide, wie sie das neulich von Junkher Hanns v. Werdnaw erkauft haben,“ gegen 6 Pfd. Hl. jährl. Holz- und Weidgeld und 9 Sch. Frucht aus den bis jetzt angebauten 36 Jauchert Äckern. Die Pfarrei wird auch im 16. Jahrhundert genannt. S. oben S. 104. Das Kellerei-Lagerbuch von 1513 sagt „aus der Kirchengut zu Sulpach giebt man jährlich 1 Sch. Vogtkorn.“ Letztere Güter und die Zehenten | standen 1560 in der Pflege der geistlichen Verwaltung. Übrigens scheint der Ort stets mit Roßwälden verbunden gewesen zu seyn.

c. Weiler, Weiler mit 366 ev. Einw. 2 St. von K. und 1/2 St. von Roßwälden entfernt. Er liegt auf der Seite gegen den Göppinger Bezirk. Lage, Boden und Nahrungsquellen sind dieselben wie zu Sulpach. Die übrigen Verhältnisse hat der Ort mit Roßwälden gemein. Er zählt 70 Haupt- und 8 Neben-Gebäude. In der Mitte des Ortes steht eine ziemlich alte, von der gemeinschaftlichen Stiftungspflege im Bau zu unterhaltende Kirche. Seit 1828 ist ein Schulprovisor aufgestellt. Auch ist hier eine Industrie-Schule. W. scheint nicht nur in kirchlicher, sondern auch in politischer Hinsicht mit Roßwälden enger verbunden gewesen zu seyn, als Sulpach. Wie dort, so stand auch hier dem Kl. Adelberg schon frühe der Zehente zu. Im J. 1474 verleihen Jörg und Ulrich v. Wernau einen Hof zu Weiler, Gemeinsweiler oder Mittelweiler genannt. Für die Bauern siegelt Junkherr Hanns Rüß von Rüssenstein; und 1475 verkaufen jene ihre Güter an das Kl. Adelberg. Die Gemeinde, nämlich der Schultheiß und ein Richter von Wälden und 2 von der Gemeinde Weiler, machte 1535 eine kleine Ordnung, wonach Alle, welche Bürger werden wollen, zuvor 20 Pfd. Hl. in Gütern bei ihr anlegen und 1 Gulden zu Bürgerrecht bezahlen sollen.

Der beiden, hier und in Sulpach entspringenden Bäche ist schon oben S. 24 gedacht worden; ebenda S. 33 auch des Liassandsteinbruches.


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  1. Er führt einen Hahnen im Wappen. Bemerkenswerth ist es, daß unter den Zeugen auch einige „Geburen von Waldin“ auftreten. Daraus dürfte geschlossen werden, daß die Einwohner länger als ihre Nachbaren größere persönliche Rechte genossen.