« Kapitel B 5 Beschreibung des Oberamts Künzelsau Kapitel B 7 »
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6. Belsenberg,

Gemeinde III. Kl. mit 485 Einw. a) Belsenberg, Pfarrdorf, 394 Einw., worunter 7 Kath., Fil. von Nagelsberg; b) Rodachshof, Weiler, 34 ev. Einw.; c) Siegelhof, Weiler, 57 Einw., worunter 1 Kath.

Das alterthümliche Belsenberg liegt in einer tief eingeschnittenen engen Bergschlucht, ringsum eingeschlossen von steilen Berghöhen, wie in einem Kessel. Aber die sonnigen Rebengelände auf der einen, die herrlichen Walder auf der andern Seite, die drei raschen munteren Bäche, welche in dem Kessel sich vereinigen, der Deubach von Südosten, der Österbach von Nordosten, der Füllbach von Norden kommend, gestalten die Lage des Dorfes romantisch. Unterhalb des Dorfes erweitert sich das Thal der vereinigten Bäche, das Deubachthal, in südlicher Richtung gegen das Kocherthal. Die Lage des Orts verleiht Schutz gegen starke Winde und macht das Klima mild. Die Sommertage sind in dem Kessel heiß, die Sommernächte mild. Gewitter, welche sich in dem Kessel verfangen, sind schwer. Hagelschlag tritt durchschnittlich je nach 6–8 Jahren ein.

Das Thal ist reich an Quellen, besonders das Deubach- und Österbachthal. Eine der Quellen, nordöstlich vom Dorf, führt den Namen Gärtlesbrunnen. Mehrere „Märzenbrunnen“ kommen auf der Markung vor.

Auf der Hochebene zwischen der Poststraße, die nach Dörzbach führt, der hohen Straße und dem Österbachthal, finden sich bei 10 Erdfälle von ebenso mäßigem Umfang als ziemlicher Tiefe.

| An Steinen kommen Kalksteine und Tuffsteine vor, die gebrochen werden. Der Absatz nach Außen hat jedoch aufgehört. Auf dem Weg nach Nagelsberg auf dem linken Ufer des Deubachthales tritt eine lange Felsengruppe von Wellenkalk zu Tag. Die Dorfordnung kennt auch eine Laugengrube.

Der Ort hat eine freundliche Lage, ist ziemlich regelmäßig den Bächen entlang angelegt, die Häuser sind besser als in manchem der benachbarten Kocherthalorte, aber jene stattlichen Bauernhöfe der Hochebene fehlen. Sie sind meist bunt getüncht, im Unterstock aus Stein, im Oberstock aus Fachwerk.

Die Kirche, vom Ort durch den Österbach getrennt, über welchen eine Brücke zur Kirche führt, liegt inmitten des Gottesackers, von einer Mauer umgeben.

Sie ist eine der ältesten Kirchen der Umgegend, aber vielfach verbaut, so daß von alterthümlichem architektonischem Schmuck nichts zu sehen ist. Ihr Schutzheiliger ist unbekannt. Der Thurm, welcher ursprünglich auf der Ostseite über dem Chore stand, ist 1708 auf die Westseite verlegt und von mäßiger Höhe und mit Schiefer gedeckt. Die Kirche hat ein Ziegeldach; das Schiff der Kirche bildet ein Rechteck, auf das in späterer Zeit ein zweiter Stock aufgesetzt wurde mit eigenen 4eckigen Fenstern. Der Chor, ursprünglich der Untertheil des Thurmes, schließt geradlinig und hat jetzt ein viereckiges, später eingesetztes Fenster. Die Strebepfeiler um die Kirche sind auch später angebaut, um den Bau gegen die neue Belastung mit einem Oberstock zu schützen. Die im Spitzbogen eingewölbten Fenster sind ohne Maßwerk und ohne Zweifel nicht ursprünglich.

Die Sakristei wurde, nach der Inschrift zu schließen, 1653 erbaut.

Das Innere der Kirche ist sauber und zum Gottesdienst wohl geeignet. 1873 wurde sie schön renovirt. In derselben befindet sich der Grabstein einer Tochter des Dichters Wolfhard Spangenberg mit der Inschrift:

„Susanna Spangenbergin
Fida Deo atque marito animo pia corpore casta
Ac tecti sepes in cruce fortis erat.
Ist geboren zu Straßburg 1603 20. Jan. Ihr Vater war Herr M. Wolfart Spangenberg und ihre Mutter Juditha Spanin, ward erzogen zu Buchenbach, verheiratet 1627 16. April Herrn M. E. Fried. Apino; 1. zu Lendsiedel und zu Öringen,| Diener am Wort Gottes, mit dem sie zeugt 7 Kinder, leben noch 2: Friedrich Bien, Pfarrer zu Ornberg, und Amalie Elisabeth;

2. mit Herrn Joh. Ludwig Renner anno 1638 28. Aug. Pfarrer zu Rupertshofen, danach zu Belsenberg, mit ihm erzeugt 6 Kinder, leben noch 2: Johann Ludwig und Susanna Judith. Starb selig 1658 10. Mai. Gott verleihe ihr eine fröhliche Auferstehung.“

Auf dem Thurm in den Schalllöchern hängen 3 Glocken. Die große hat die Inschrift in gothischen Buchstaben: Anno dom. 1433. Lux. Marx. Mateus. Johannes. Die mittlere: Karl Ludwig, Fürst zu Hohenlohe. Umgegossen von J. G. König in Langenburg. Sie soll ursprünglich zur Kreuzkapelle gehört haben. Die kleine: C. König in Langenburg hat mich gegossen 1856.

Das Pfarrhaus liegt unmittelbar hinter der Kirche, ganz vom Dorf abgesondert, etwas winterlich an einer waldigen Bergwand, ist aber bequem eingerichtet. Dasselbe wurde 1748 wegen allzugroßer Feuchtigkeit abgebrochen und 1749 neu aufgebaut (Wib. Chron. von Langenburg Msc. 110). Kirche und Pfarrhaus sammt der Schule hatte früher die Standesherrschaft Hohenlohe-Langenburg zu unterhalten, seit der Ablösung aber jene die Stiftung, das Pfarrhaus der Staat und die Schule die Gemeinde.

Das Schulhaus steht neben dem Pfarrhaus an- und in den Berg hineingebaut. Es wurde 1840 auf dem großen herrschaftlichen Keller, der jetzt der Gemeinde gehört, erbaut und enthält ein geräumiges, helles Lehrzimmer und die Wohnung des Lehrers.

Das Rathhaus auf der rechten Seite des Deubaches mitten im Dorf ist das frühere Schulhaus, das schon 1603 erbaut, 1675 baulich verbessert wurde (Wib. Chron. von Langenburg), bietet für die Gemeindebehörden genügenden Raum. Von 1840–64 diente es als Armenhaus, seit 1864 als Rath- und Armenhaus. An öffentlichen Gebäuden besitzt die Gemeinde noch eine Kelter mit 6 Bäumen und ein Schafhaus.

Brunnen sind 4 laufende und 5 Pumpbrunnen vorhanden.

Die Bevölkerung ist von untersetzter Statur und mittelkräftigem Bau. Die hauptsächlichsten Todesursachen bei den Erwachsenen sind Altersschwäche und Auszehrung. Die ländliche Tracht ist ganz im Verschwinden begriffen.

| Bei Leichen ist der Leichentrunk üblich. Feierliche Hochzeiten dauern 5 Tage. Es wird dabei getanzt und geschossen.

Die Vermögensverhältnisse halten die Mitte zwischen den Kocherthalorten, welche auf den wenig rentablen Weinbau angewiesen sind, und den reichen Bauernorten der Hochebene. Der besser gestellte Mittelstand ist vorherrschend. Günstig wirkt der neben dem Weinbau ziemlich ausgedehnte Ackerbau und Waldbesitz. Der Vermöglichste besitzt 40 Mrg. Feld und 8 Mrg. Wald, mit Berücksichtigung von Siegelhof und Rodachshof, 60 Mrg. Feld und 20 Mrg. Wald, der Mittelmann 20 Mrg. Feld und 5 Mrg. Wald, die ärmere Klasse 5 Mrg. Feld und 2–3 Mrg. Wald.

Von Gewerben sind die gewöhnlichsten als Schneider, Schmid, Schreiner, Zimmermann, am stärksten die Schuhmacher vertreten. Unterhalb des Dorfes steht eine Mühle mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang. Im Ort sind 2 Krämer, eine Schildwirthschaft und auf dem Siegelhof eine Ziegelei mit mäßigem Betrieb.

Von großem Werth ist die gute Poststraße von Künzelsau nach Dörzbach mit schöner Steige bei Belsenberg.

Drei Brücken von Stein führen über den Deubach, drei solche über den Österbach, eine über den Füllbach am Ende des Dorfs und ein hölzerner Steg am Pfarrhaus über den Deubach.

Zwei dieser Brücken hat der Staat, eine ein Privatmann, die übrigen die Gemeinde zu unterhalten.

Die ziemlich große Markung ist wohl abgerundet, aber durch die drei Bäche Deubach, Österbach und Füllbach stark zerrissen, so daß ein großer Theil aus steilen Halden und Berghängen besteht, wodurch der Landbau sehr beschwerlich wird.

Der Boden auf der Höhe ist naßkalt, im Thale hitzig und beiderorts wenig tiefgründig und steinig; das Klima geschützt und im Ganzen mild.

Der Weinbau ist ausgedehnt. Der Weinstock wird in gezogene Gräben gelegt, theilweise gestelzt. Am Stock werden 2 Halbruthen geschnitten, im Winter gedeckt. Auf den Morgen kommen 3600 Stöcke. Der Boden wird mit dem Karst bearbeitet. Die vorzüglichsten Sorten sind: Silvaner, Gutedel, Veltliner, Elbling. Die besten Lagen sind die höheren am Hasenberg. Der höchste Ertrag des Morgens ist 21 Hektoliter. Der Wein, fast durchaus weiß mit einem durchschnittlichen Gewicht von| 70 Grad, steht in geringen Jahren dem Kocherthäler nach, übertrifft ihn aber in guten Jahren, hat jedoch die Neigung zum Schwerwerden. Der Absatz geht meist in die Umgegend, aber auch in weitere Entfernung.

Die Gemeinde besitzt 27 Mrg. Laubwald, der aber als zu junger Bestand noch keinen Ertrag liefert. Der frühere Gemeindewald ist längst an die Bürger vertheilt, von denen jeder fast seinen eignen Wald besitzt.

Als Weide dienen neben Brach- und Stoppelfeld Ödungen, die mit einheimischen Schafen befahren werden. Die Pferchnützung wirft der Gemeinde ca. 250 ℳ ab, die Weide sonst nichts.

Die wenigen Güterstücke der Gemeinde sind theils dem Schäfer überlassen, theils zu 8 ℳ verpachtet.

Schafe halten in Belsenberg der Ortsschäfer mit den meisten Bürgern, in Rodachshof und Siegelhof die Bauern mit Hilfe eines Schafknechts. Sommer und Winter laufen ca. 400 Schafe (feinere Bastarde) auf der Markung.

Die Stiftung besitzt 10.700 ℳ Grundstocksvermögen, Armenstiftungen sind im Betrag von 150 ℳ vorhanden.


Alterthümer. Im Norden des Ortes auf der Hochebene führt die hohe Straße vorüber. Auf den Steinäckern, im Volksmund auch Hausäcker, nördlich vom Dorf, fand man beim Graben eines Schachtes Scherben von Gefässen sowie Brandschutt. Es soll dort ein Haus gestanden sein. Der Ort soll überhaupt eine größere Ausdehnung gehabt haben. Im Österholz am Kirchenweg fanden sich beim Ausstocken eines Waldes kleine Hufeisen und Sporen. Das feste Haus der Herren v. Belsenberg dürfte bei den Hofäckern gestanden sein. Unmittelbar vor denselben gegenüber dem Hause des Schultheiß Schwarz fand man vor ca. 70 Jahren eine alte starke Grundmauer, die auf ein festes Haus hinwies. Am Österbach stand vor Zeiten eine Mühle. Es spuckt noch heute dort. Man will ein gespenstisches Fuhrwerk kommen hören, in dem zwei Männer sitzen.

Alte Gräber finden sich an der Kreuzung der Straße von Dörzbach und Stachenhausen nach Hermuthausen. S. Stachenhausen.

Das interessanteste Alterthum ist die Ruine zum heil. Kreuz im Osten von Belsenberg auf dem halben Weg zum Siegelhof. In heiliger wildverwachsener Einsamkeit eine Einsenkung des| Gebirges, welche eine ca. 100’ breite Fläche bildet, nach Nordwesten eingeschlossen von einem Kranz steiler, etwa 50’ hoher Felsen, nach Südosten aber offen. Hier stand einst die Kapelle zum heiligen Kreuz, deren bis auf die Sockelmauer abgebrochene Ruinen stark vom Zahn der Zeit und der Unbill der Witterung heimgesucht sind. Gegen Nordwesten ist noch ein 8’ breiter Steinwall, der gegen Belsenberg steil abfällt, erkennbar. Vgl. Bazing, Belsenberg eine Balderskultstätte, Württ. Viertelj. 1881, 283 ff. Die Grundmauern sind etwa 4’ dick und 4’ hoch. Dieselben bestehen größtentheils aus kleinen, durch Mörtel verbundenen Steinen. Der Chor im Osten schloß als halbes Achteck, jede Ecke war gestützt durch einen Strebepfeiler. An der südlichen Mauer des Schiffes waren früher 2 runde, etwa 20 cm weite Löcher ca. 70 cm über dem Boden. Eine Treppe ist noch erkennbar. Lange Zeit war dieses Heiligthum in kathol. Gegenden berühmt; noch vor 50 Jahren kamen vereinzelte Wallfahrer aus Oberschwaben zu demselben. Die jetzt umgegossene mittlere Glocke der Kirche zu Belsenberg gehörte früher in die Kreuzkapelle. Zwei andere sollen nach Amrichshausen entführt worden sein. Allem nach ist hier ein in ein christliches Gotteshaus umgewandelter heidnischer Tempel zu suchen, ähnlich wie auf dem Michelsberg bei Bönnigheim. Die Flurnamen in der Umgebung erinnern an die heidnische Zeit, z. B. die Teufelsklinge und der Götterstuhl auf der Markung Steinbach im Osten, Österbach und Österholz im Norden. Möglich, daß das Heiligthum der Göttin Ostara geweiht war. Eine Kombination mit dem keltischen Gott Velen ist unwahrscheinlich. Vgl. W. F. 1850, 92 ff. Ein kirchlich anerkanntes und bischöflich geweihtes Heiligthum kann es nicht gewesen sein, da es in dem Katalog der Gotteshäuser im lib. synodal. 1453 fehlt. Württ. Viertelj. 1880 S. 283. Daß sie aber damals noch bestand, beweist der Umstand, daß 1487 einem Leibeigenen der Kapelle zu Belsenberg in der Rosenberger Fehde 2 Kühe weggenommen wurden, l. c. S. 68. Bei der Kapelle sollen noch 2 Häuser, darunter ein Wirthshaus, gestanden sein. (Mündl.)

Daß in Belsenberg ein alter gottesdienstlicher Mittelpunkt für eine weite Umgebung war, ergibt sich auch daraus, daß in christlicher Zeit noch bis ins 14. Jahrhundert das abgelegene und nicht sehr zugängliche Belsenberg die Mutterkirche für Ingelfingen und Niedernhall im Kocherthal war.

| Auf derselben Höhe wie die Kapelle soll früher der Siegelhof gestanden haben, der dann, nachdem er abgebrannt war, auf seiner jetzigen Stelle erbaut worden sei. Auf eine alte Niederlassung weist die Flur „Zimmer“, daneben „Garten“, nordwestlich vom Ort. Weiter sind bemerkenswerth die Flurnamen Rupertsholz, Zwerenberg, wo früher das Gericht gehalten worden sein soll und ein Theil der Güter nur 1/20 des Zehnten gab, Hasenberg, Deuberg, alt Duteberg, der Berg des Tuto, wie der Deubach Tutebach, Fullbach, alt Fulbach, Lixen, Kleb, Hühnerberg, Krappen, Heimath (s. Wermuthausen).


Belsenberg (nach Buck im Verhältnis zu Belsen wie Balzheim zu Balzenberg der Berg eines Belo [Genit. Belis], Balo, abgekürzt aus Balmund, Baldoald etc. Vierteljahrsh. 1879, 179) erscheint zuerst ca. 1090 in der gefälschten Schenkungsurkunde der Mechtild von Stein, welche an Kl. Komburg Güter und Gülten gab. Später war es ohne Zweifel Eigenthum der Herren von Düren, cfr. Rupertsholz. Rupert hießen die letzten Herren von Düren, von welchen es jedenfalls Anfangs des 14. Jahrhunderts an die Grafen von Hohenlohe kam, Reg. 1307.

Im 14. Jahrhundert saßen in Belsenberg ritterliche Dienstmannen der Grafen von Hohenlohe, die ein Zweig der Herren von Bächlingen waren. Ihre Regesten s. unten. Sonstige Besitzer waren die Herren von Berlichingen von 1352–1514, welche theils freieigene theils Lehensgüter in Belsenberg besaßen, die Herren v. Baldersheim 1350, die Lösch 1380, Pfaffenangst (von Feuchtwangen) 1408, Turer v. Hall 1405, v. Zimmern (Herrenzimmern OA. Mergt.) 1339. Von geistlichen Korporationen waren besitzberechtigt Komburg bis 1531, Schönthal bis 1604, das Stift Öhringen 1307 und 1310, die Frühmesse und die Kirche zu Ingelfingen 1380, 1420. Lehen von Würzburg war nur auf kurze Zeit die Mühle, Reg. 1496. Belsenberg fiel bei der Theilung 1556 an die hohenlohische Linie Neuenstein und gehörte ins Amt Ingelfingen. Als die Gebrüder Heinrich Friedrich und Joachim Albrecht 1650 theilten und Belsenberg mit dem Loose Kirchberg an letzteren fiel, errichtete Joachim Albrecht ein eigenes Ämtlein Belsenberg, zu welchem auch Criesbach, Siegelhof, Bühlhof, Bobachshof, Scheurachshof und Rodachshof gehörten. Der Schnappgalgen für dieses Duodezämtchen stand im Grund. Es wurde aber 1678 nach dem Tode Joach. Albrechts wieder aufgehoben. (Hammer Brief.)

| 1701 wurde Belsenberg wieder der Linie Langenburg zugetheilt und bildete einen Theil des Amts und der Superintendentur Langenburg. 1806 kam es mit Hohenlohe-Langenburg unter württembergische Staatshoheit und 1811 zum Oberamt Ingelfingen.

In Belsenberg ist am 3. April 1798 geboren als Sohn des dortigen Pfarrers (s. u.) M. Gebhard Mehring, Stadtpf. und Dekanatsverweser zu Langenburg 1822, Dekan 1831, Prälat und Generalsuperintendent in Hall 1845–73.


Kirchliches. Zur Kirche in Belsenberg gehörten ursprünglich Ingelfingen und Niedernhall. Reg. 1307. Die Zeit ihrer Lostrennung ist nicht bekannt, fällt aber ins 14. Jahrhundert. Den Kirchsatz hatte das Stift Öhringen bis zur Reformation und Aufhebung des Stifts, seitdem Hohenlohe-Langenburg.


Pfarrer: Conrad 1275, W. F. 9, 73. Anselm, notar. und pleban., in einer Schönthaler Urkunde vom 24. März 1286, Staatsarch. Peter 1339, Wib. 1, 130, II, 191. N. Knopf, hohenl. Gültbuch von 1357. Konrad N. 1420, W. F. 10, 197. 1495 Johann Feigenbutz, Wib. 4, 85. Ulrich v. Stetten 1533–1566 (Spieler und Zecher I, 371), zuvor Altarist in Künzelsau (s. o.). Michael Bierdümpfel (Zythogurgus), zuvor in Crispenhofen ca. 1570–98. M. Joh. Hartmann 1598 bis 1604. Veit Schott 1604 kassirt. M. Bernh. Hartmann 1604–1614. Ludwig Kas. Renner 1614–16. Joh. Ludw. Pfeffer 1617–43. Joh. Ludwig Renner 1643–49. Joh. Christoph Baumann 1669–77. M. Andreas Harder von Augsburg 1677–79, G. Heinr. Hirsch 1680 bis 1687. Johann Yelin von Ravensburg 1687–91. G. F. Drechsler 1691, † 1719. Joh Fr. Wolff 1731–40. Wolfg. Friedr. Braun 1740–76. Joh. Christi. Drechsler 1776–80. Gottlieb Gebh. Mehring von Oberlaurinqen Kant. Baunach, Schloßprediger in Hohenstein 1775. Pfarrer in Belsenberg 1782–1800, Dekan und geistlicher Rath in Langenburg 1800. Christi, Friedr. Wolf 1800–23. Joh. Ernst Gleißberg von Langensalza 1823–29 s. Künzelsau. Aug. Ernst Haltenhof von Hastrungsfeld bei Gotha 1829–46. Wilh. M. Th. v. Biberstein 1846–64, Dekan in Künzelsau 1364, in Ravensburg 1872. Chr. K. B. Zeller 1864–69. W. Glauner 1869–75. Fr. M. Hezel 1876–78. Geb. W. Hummel 1878.

? ca. 1090 schenkt Mechtild v. Stein dem Kloster Komburg Güter und Gülten in Belsenberg. W. F. 1850, 5.

1275 2. Sept. Konr. plebanus. W. F. 9, 78.

1286. Anselm plebanus, W. F. 9, 78, in Belsenberg (Staatsarch.) in einer Schönthaler Urkunde.

1307 Prid. Non. Juli schenkt Kraft v. Hohenlohe dem Stift Öhringen den Kirchsatz zu Belsenberg und seinen Filialen Ingelfingen und Niedernhall. Wib. I. 129. II, 256. Bischof Andreas bestätigt die Schenkung.

| 1310 gibt Bischof Andreas dem Stift Öhringen den Neugereutzehnten in Belsenberg. Wib. I, 48.

1339 verkauft Konrad v. B. Güter an Dietrich v. Zimmern. Wib. 4, 85.

1350. Dietrich v. Baldersheim gibt dem Kloster Gnadenthal ein Gut in B. gegen dessen Gut in Amrichshausen. W. F. 9, 53.

1352. Hermann und Ulrich v Berlichingen verkaufen ihre eigenen und Lehengüter zu B. an Gräfin Irmengard v. Nassau, Wib. 4, 85.

1380. Freit. vor St. Petr. Cath. verkauft Petronella v. Hartheim, Heintz Lösch Witwe, und Hans Lösch, ihr Sohn, an die Kirche zu Ingelfingen 1/6 am Weinzehnten und all ihr Gut und Gült, auch Eigenleute zu Künzelsau und Edelringen um 520 Pfd. (Urk. in Ingelf., Alberti.)

1395. Götz v. Belsenberg gibt 1/3 des großen und kleinen Zehnten zu B. an Albr. v. Hohenlohe gegen ein Leibgeding. Öhr. Arch.

1405 verkauft Hein. Durer zu Hall 2/3 an der Mühle zu B. an Alb. v. Hohenlohe um 20 fl.

1408. Hans und Wilh. Pfaffenangst werden auf Güter zu Belsenberg, Helbingsstatt und Huchelheim von Ulr. v. Hohenlohe angewiesen.

1413 verkauft H. Pfaffenangst zu Feuchtwangen seinen Theil am Zehnten und Kelterrecht zu B. an Alb. v. Hohenlohe um ein Leibgeding von 8 fl. Öhr. Arch.

1403 empfängt Engelhard v. Berlichingen 1/3 Zehnten zu B. als hohenlohisches Lehen. W. F. 5, 225.

1415. Peter v. Berlichingen verkauft seine eigenen Güter zu B. und Lehengüter zu Ingelfingen und Nagelsberg um 60 fl. an Konrad v. Rot. Öhr. Arch.

1418 verkauft sie dieser wieder an G. v. Berlichingen um 30 fl. Leibgeding.

1420 verkauft Engelhard v. Berlichingen 1/3 des Zehnten an die Frühmesse zu Ingelfingen um 30 fl. als frei eigen. Öhr. Arch.

1450 wird Hans v. Berlichingen von Komburg mit dessen Einkünften zu Belsenberg belehnt, s. Nagelsberg.

1486. Petri und Pauli werden dem Pfarrer in B. von den Dienstleuten Jörgs von Rosenberg und Simons v. Stetten 7 Stück Vieh weggenommen. Württ. Viertelj. 1879, 68.

1488 kauft Hohenlohe die komburgischen Gülten und Güter zu Belsenberg. Öhr. Arch.

1496 gibt Hohenlohe die Mühle zu B. Würzburg als Lehen auf gegen Eignung der von Komburg erkauften Güter zu Nagelsberg, die Mühle wird 1662 frei eigen. (Bauer)

1514. Hans und Bernh. v. Berlichingen verkaufen ihre Güter und Gülten zu B. und Nagelsberg an Alb. v. Hohenlohe. Öhr. Arch.

1525. Die Bauern zu Belsenberg bemächtigen sich des Rotachshofs im Bauernkrieg, bekennen aber 1526 Dom. p. Martini, daß sie kein Recht daran haben. Öhr. Arch.

1531. Phil. v. Berlichingen hat komburgische, Lehen zu Belzenberg und Nagelsberg. Staatsarch.

1559 und 1593 wird Hohenlohe mit der Mühle zu B. belehnt von Würzburg. Öhr. Arch.

| 1603 tritt Schönthal seine Zinse und Güter zu B. an Hohenlohe im Tausch ab. Ingelf. Rezeßb.

1604. Die Gemeinde soll ihren neuen Pfarrer in Wimpfen abholen. (Meyer Coll.)

1614 wird die Dorfordnung erlassen. Langenb. Arch.

1748 6. Aug. verursacht ein Wolkenbruch fast unersetzlichen Schaden. Das ganze Dorf stand von Berg zu Berg 12’ hoch unter Wasser. Der Pfarrer, welcher wegen Abbruch des Pfarrhauses in Andr. Weiß Haus bei der Linde wohnte, schwebte mit seiner Familie in schwerer Gefahr. Das Wasser riß Häuser und Scheunen weg und verderbte Weinberge und Wiesen. Wib. 1, 783 und Chron. von Langenburg.

1823 schlägt der Blitz in den Kirchthurm, der 1824 aufs neue aufgebaut wurde, aber ein Stockwerk niederer, Pfarrakten. 19 Juli 1835 und 1847 Hagel. Daher wird seit 1849 ein Hagelfeiertag gefeiert.


Die Herren von Belsenberg führen dasselbe Wappen wie die Herren von Bächlingen, treten auch in derselben Zeit wie sie auf. Ihr Wappen ist ein Schild mit 2 Querbalken, auf dem Helm den Raizenkopf mit einer Kappe, Wib. II, 173. Sie waren hohenlohische Dienstmannen. Ihre Besitzungen waren besonders in Niedernhall 1334. 1336. 1344, Belsenberg 1339. 1385, Wolfselden 1335 und Nagelsberg.

Regesten s. W. F. 10, 15.

Heinrich 1235, Wib. 4, 85 u. Hans. 1, 400 falsch, da statt von Beelsbre Friedrich von Kesselberc zu lesen ist. Mon. Zoll. 2, 1.

Burkhard, can. in Öhr. 1323, Wib. 1, 63. – B. und Mezza ux., sein Bruder Konrad und dessen Sohn verkaufen 1. 1/2 Hof zu Niedernhall 1334 an Schönthal, 2. 1339 Burkhard und Konrad ein Holz zu Wolfselden an Gnadenthal (Öhr.) und Güter zu Bels. an Pfaff Peter, Wib. 2, 191.

Gernod, Pf. und can. zu Öhr. 1380. Wib. 2, 153.

Gottfried, Götz, miles. hohenl. Dienstmann, Hans. 1, 591. – G. und Hedwig v. Thierbach ux. geben an Schönthal Gülten von der Dillswiese 1385. Schönh. 97. – 1397. Vogt zu Waldenburg, Wib. 1, 25. Hans. 1, 591.

Konrad, Guta s. Gattin, Hermann und Konrad, seine Söhne, verkaufen 1336 Gülten zu Niedernhall, Schönh. Schönthal 74. 1339 s. oben. 1344 Konrad, miles, und seine Familie (s. 1336) verkaufen Güter zu Niedernhall, Staatsarch., Schönh. Schönthal 77, und den halben Rosenfelder Hof (Roßfeld? also Flügelauisch?) zu Niedernhall. Zeugen: Burkhard s. Bruder, Konrad, Vogt v. Sindringen, Staatsarch.


Rodachshof, ursprünglich nur Rodach, liegt 1/2 Stunde vom Mutterort, hoch und frei über dem Deubachthal. Es war ursprünglich eine herrschaftliche Schäferei und Domanialgut, das zum Amte Ingelfingen gehörte. Der Zehnte stand der Herrschaft Hohenlohe-Ingelfingen zu.

1525 s. Belsenberg.

1782 verkauft Hein. Aug. v. Hohenlohe-Ingelfingen die Domäne an 4 Bauern, welche sich dort ansiedelten.

| Das Jägerhaus beim Rodachshof an der hohen Straße ist neueren Ursprungs, war Sitz eines hohenlohischen Försters, wurde aber in den 1820er Jahren an einen Bauern verkauft. (Alb.).

Siegelhof, ursprünglich Siegelberg (hohenloh. Gültb. von 1357), der Berg eines Sigiloh, liegt 1/2 Stunde vom Mutterort über dem Deubachthal, gehörte von jeher in jeder Beziehung zu Belsenberg, s. ob.


1335. Marquard v. Sigelberg Zeuge beim Verkauf des Rossefelder Hofs in Niedernhall (Bauer).

1356. Wilh. v. Aschhausen und Hedwig seine Gattin verkaufen dem Gotteshaus Künzelsau Gut und Gülten zu Siegelberg um 10 Pfd. (Bauer).

1357 hat Hohenlohe Hellergülten daselbst. Hohenloh. Lehenb.

1454. Conr. v. Sigelberg, Pfarrer in Rengershausen, stiftet zu Mengershausen OA. Mergentheim für sich, Hermann v. Sigelberg und Katharina seine Hausfrau, Hans Schuhmacher und Engel seine Hausfrau einen Jahrtag. Staatsarch.

1487. Heintz Weingartsmann zu Nagelsberg verkauft an Seitz Sinzinger zum Halberg 1 Hof zum Sigelberg und den halben Heuzehnten zu Hermuthausen um 63 fl. Öhr. Arch.

1603. Schönthal tritt seine Lehensgüter auf dem Sigelhof an Hohenlohe ab. Rezeßbuch des Amts Ingelfingen.


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