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45. Unter-Ginsbach,
Gemeinde III. Kl., mit 253 Einw. a. Unter-Ginsbach, Dorf, 241 kath. Einw., Fil. von Alt-Krautheim; b. Ziegelhütte, Hof, 12. kath. Einw.

An der Einmündung eines kleinen Bächleins, die untere Gins genannt, in das Thal der oberen Gins, wie der von Ober-Ginsbach kommende Ginsbach hier heißt, mitten zwischen Ober-Ginsbach und Altkrautheim liegt das kleine Dorf Unter-Ginsbach in freundlicher Umgebung. An dem steilen Thalgehänge auf dem rechten Ufer des Ginsbachthales sind fleißig angebaute Weinberge, den Thalgrund bilden schöne Wiesen, die sanfter ansteigenden Höhen auf dem linken Ufer bilden das Ackerfeld, die Höhen krönt ein schöner Wald. Das Dorf liegt größtentheils auf dem linken Ufer des Baches und ist in das Seitenthal hineingebaut. Einige hundert Schritte vom Dorf steht in dem stillen Seitenthälchen die Kapelle zu St. Johannes dem Täufer. Es ist ein kleiner unansehnlicher, etwas düsterer Bau ohne allen Schmuck. Auf dem Thürmchen hängen zwei kleine Glocken, deren größere die Inschrift hat:

Aus Hitz und Feuer bin ich geflossen.
J. L. Lösch hat mich nach Unter-Ginsbach gegossen.

Die kleine hat nur die Inschrift: J. Leonh. Lösch v. Morsbach 1747. Beide stammen aus demselben Jahr 1747. Die Kapelle, welche 1453 noch nicht bestand (W. Viertelj. 1879, 283), ist wohl im 16. Jahrhundert gebaut. 1598 wird das sacellum S. Johannis in Unter-Ginsbach genannt. (Krauth. Kirchenb.) Es scheint, daß seine Erbauung im Zusammenhang mit der Gegenreformation in der Pfarrei Krautheim steht. Zur Kapelle gehörte ein Garten. Bei der Kapelle befand sich früher das| Schulhaus, welches ursprünglich das Meßnerhaus war. Jetzt steht das Schulhaus mitten im Dorf. Es ist ein freundliches, zweckmäßiges Gebäude, das 1840 neu gebaut wurde. Dasselbe enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schullehrers, im Dachstock die Gelasse für die Gemeindebehörden. Mit der Schule ist eine Arbeitsschule verbunden. Auf dem kleinen Thürmchen hängt ein von C. König in Langenburg umgegossenes Glöckchen. Die Gemeinde besitzt eine kleine Kelter mit 2 Bäumen. Außerdem sind noch 3 Privatmostpressen vorhanden. Für die Ortsarmen besteht ein kleines Armenhaus. Die Hauptstraße des Ortes ist chaussirt, die übrigen im Dorf sind in ziemlich gutem Zustand. Mit Wasser ist das Dorf genügend versehen. Starke Quellen finden sich auf den Fluren „Urtheil“, „Ziegelhalde“ und „Stein“. Es sind 3 Pumpbrunnen vorhanden, welche gutes Wasser geben. Auf der Markung finden sich Rauh- und Tuffsteinbrüche, sowie Lehmgruben.

Die Vermögensverhältnisse sind mittelmäßig. Der Vermöglichste besitzt 30 Morgen, der Mittelmann 24 Morgen, die ärmere Klasse 1–8 Morgen. Auf den umgebenden Markungen besitzen die Ortsbürger 12 Morgen.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Obst- und Weinbau.

In dem Seitenthal ist eine Ziegelhütte; vom Ginsbach wird beim Dorfe eine Mahlmühle mit einem Gerbgang und zwei Mahlgängen getrieben. Zwei Spezereikrämer und zwei Wirthschaften sind im Dorfe. An Handwerkern sind vorhanden 2 Zimmerleute, 2 Maurer, 2 Schuster, 2 Schneider, 3 Weber, die sämmtlich nach außen arbeiten. Korbflechten und Besenbinden auf Bestellung wird als Nebengewerbe betrieben.

An Stiftungen sind 35 Jahrtagsstiftungen vorhanden, aber keine Armenstiftungen.

Die kleine Markung theilt den Charakter der kleinen Seitenthäler der Jagst: steile Berghänge, enge Thalsohle und rauhe Hochebene. Der Boden zeigt starke Lehmablagerungen und Thon, aber auch Kalkerde. Unter den Wiesen sind einige sumpfig mit saurem Futter.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und das Futtererzeugnis großentheils gut. Die Wiesen sind zweimähdig, 30 Morgen können bewässert werden.

Der Weinbau ist bedeutender als in Ober-Ginsbach.

An Wald besitzt die Gemeinde 69 Morgen Laubwald, aus| dem jährlich 12 Klafter und 700 Wellen geschlagen werden. Der Erlös des Stammholzes bringt der Gemeindekasse jährlich 240–250 M. ein, das Bodenholz wird unter die Bürger vertheilt, von denen jeder 30–40 Wellen erhält. Das Weiderecht auf Stoppel- und Brachweide hat die Gemeinde, welche aus der Weide an Pacht 400 M., an Pferchnützung 350 M. bezieht. Die Allmanden sind den Bürgern zu unentgeltlicher Benützung überlassen. Ein Pachtschäfer hält 200 Schafe, größtentheils Bastarde, Sommer und Winter.


Alterthümer. Auf dem Höheberg, von welchem man eine schöne Aussicht hat auf das reizend gelegene Städtchen Krautheim, scheint ein alter Ringwall gewesen zu sein. Dafür spricht auch die Bezeichnung Burg auf der Landesvermessungskarte. Die Lage dazu ist wie geschaffen. Das Plateau bietet hinreichenden Raum, der Steilabfall desselben nach Norden zum Meßbach, nach Westen und Süden zum Ginsbachthal machen einen Angriff von dieser Seite schwer und nach Ost schützt der Wald und kleinere Schluchten. An Flurnamen sind zu bemerken das Urtheil, woran auch Altkrautheim Theil hat, cfr. oben Sage v. Schöpfer, Häften (auch bei Oberstetten OA. Gerabronn und Rinderfeld OA. Mergentheim) Lorenz-, Hartmannsäcker, Michelsreut, Kollmersklinge, Rothe Erde, Näß (auf der Höhe, nicht naß).


Geschichte. Die Geschichte des kleinen Dorfes, das Filial von Altkrautheim ist, bietet insofern Schwierigkeiten, als die älteren Urkunden häufig Ober- und Unter-Ginsbach nicht unterscheiden.

Ursprünglich Besitzung der Grafen von Rothenburg (s. Reg. 1090. 1096) war Unter-Ginsbach später in den Besitz der Herren von Krautheim gekommen und gehörte in die krautheimische Cent nach Ballenberg. Mit Altkrautheim fiel die Herrschaft zu Unter-Ginsbach im 14. Jahrhundert an Mainz. Durch Schenkung der Rothenburger Grafenfamilie bekam das Kloster Komburg Besitzungen in Unter-Ginsbach, von denen ein Theil durch Kauf an die Herren von Aschhausen 1319 kam, welche bis ins 16. Jahrhundert Unterthanen und Nutzungen in Unter-Ginsbach hatten. Neben den Herrn von Aschhausen erscheinen die v. Bachenstein 1427 und das Rittergeschlecht v. Krautheim 1346. Durch Schenkung bekam die Klause in Neunkirchen 1329 Besitz, der aber an die Frühmesse zu Künzelsau übergieng| 1420 Reg., weshalb die Kaplanei zu Künzelsau noch 1662 Gefälle zu Unter- wie auch zu Ober-Ginsbach bezog. Über den Besitz des Kl. Tückelhausen s. Ober-Ginsbach.

Die Herren von Stetten, welche ansehnlichen Besitz und Gefälle zu Alt-Krautheim hatten, bezogen auch in Unter-Ginsbach, wie die Herren von Berlichingen zu Dörzbach Gülten und Gefälle, Reg. 1579. Mit dem Amt Krautheim kam Unter-Ginsbach 1803 an den Altgrafen von Salm-Reifferscheid, 1806 unter württb. Staatshoheit. Kirchliches s. Alt-Krautheim.


ca. 1090 schenkt Mechtild v. Stein dem Kloster Komburg Einkünfte in Gynesbach superiori et inferiori. W. F. 1855, 62.

1096. 1252. 1266. 1303. 1315. 1319 s. Ober-Ginsbach.

1329 Montag nach Lichtmeß. Hein. v. Aschhausen bekennt, daß seine Mutter Susanna v. Aschhausen den ehrsamen Frauen der Klause zu Neunkirchen für seine Schwester Margareta 2 Güter zu Nieder-Ginsbach gegeben, auf die er verzichtet. Z. Walter der Rezze, Commenthur des Deutschordens in Mergentheim, Eberh. v. Hertenstein Hauskommenthur etc. (Künz. Stadtarch.).

1346. Heinrich v. Krautheim verschreibt dem Kloster Komburg 20 Pfd. Hellergült auf einem Gut zu Nieder-Ginsbach. Weik. Rep.

1382 Dienstag nach St. Joh. Bapt. gibt Götz v. Aschhausen sen. und Anna v. Rheburg (?) dem St. Johannes, Patron zu Krautheim im Dorf (Altkr.), 25 fl. auf seinen Weingarten zu Unter-Ginsbach, den er selbst baute. Nach seinem Tod soll der Weinberg an die Kirche fallen. Sig. Götz und sein Sohn Leigast. Fritz v. Biringen Ritter und Götz jun. von Aschhausen (Bauer).

1420. Katharina v. Morstein, Meisterin, Margareta und Anna v. Seldeneck, Klausnerinnen zu Neunkirchen, verkaufen an Konrad Frühmesser zu Künzelsau ihre Gült zu Nieder-Ginsbach 17 Schill. 17 Heller und 1 Fastnachtshuhn um 12 fl. (Staatsarch.).

1427. Justina v. Seckendorf, Eberhards v. Bachenstein Witwe verkauft an Götz v. Aschhausen Zinse und Gülten zu Unter-Ginsbach, Erlenbach und Merchingen (Jagsth. Arch.).

ca. 1560 herrscht die Pest, so daß man die Leute mit Wagen abführte und ohne Särge begrub. Daher rührt der Ortsfeiertag Maria zum Schnee, der jährlich am 5. August in der Kapelle gefeiert wird, wozu sich auch Leute aus der Nachbarschaft einfinden (Güterb.).

1579. Valentin v. Berlichingen hat Gülten zu Ober- und Unter-Ginsbach (Dörzb. Kopialb.).

1648 s. Oberginsbach.

1664 7. September wird der Altar der Kapelle in Unter-Ginsbach vom Weihbischof von Würzburg consecrirt (Kirchenb. v. Rengershausen).

1755 wurde die Schule errichtet. –

1808 wurde der erste definitive Lehrer angestellt.

| 1811 Pfingstsamstag, 1819. 1826. 1833 30. Juni 1835 19. Juli Hagelwetter; seitdem wird der 19. Juli als Hagelfeiertag gehalten.

1858. Den ersten Fastensonntag und am 8. April unbedeutender Brand.

1868 25. Februar brennt des Schultheißen Scheuer nieder.

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