« Kapitel B 17 Beschreibung des Oberamts Künzelsau Kapitel B 19 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
18. Ebersthal,
Gemeinde III. Kl., mit 409 Einw., worunter 1 Ev., Fil. von Dörrenzimmern, kath. Pfarrei.

Ebersthal liegt in dem reizenden Sindelbachthal inmitten grüner Wiesen, wald- und rebenreicher Höhen, auf beiden Seiten des Baches etwas unregelmäßig gebaut. Die Häuser sind meist durch Gärten und Obstbäume von einander getrennt, was dem Dorf ein freundliches Ansehen gibt. Übrigens sind sie vielfach, die Scheunen durchgängig nicht getüncht, sondern mit Lehm bestrichen.

Die Markung ist reich an Quellen im obern und im Krautheimer Thal. Im obern Thal ist besonders der Pappelbrunnen zu nennen, der sehr gesundes Wasser gibt und möglicherweise chemische Bestandtheile hat. Periodisch fließende Quellen sind in den höheren Lagen vorhanden. Mit Trinkwasser ist der Ort reichlich versehen, und zwar mit einem Ziehbrunnen, einem Schöpfbrunnen und 2 Pumpbrunnen. Das Klima ist mild, starke Winde kommen in dem stillen Thal nicht vor. Die Nächte im Sommer sind etwas kühl. Schädlicher Frühlingsfrost und Höhrauch kommen vor. Die Gewitter sind nach den Jahrgängen verschieden, Hagelschlag nicht gerade häufig und stark. Als Wetterscheiden gelten die Thäler von Kocher und Jagst.

Eine schöne Aussicht hat man vom Hochholz auf der Straße nach Ingelfingen auf Waldenburg und die ganze Bergkette bis zum Katzenbuckel. Die Kirche auf dem rechten Ufer des Sindelbachs, ursprünglich nur eine Kapelle, wurde 1827| neugebaut, indem auf die alten dicken Grundmauern ein Fachwerkstock ausgesetzt wurde. Die obern und untern Fenster sind durch eine Zwischen-Mauer getrennt, was einen unschönen Eindruck macht. Schiff und Thurm sind mit Ziegeln gedeckt. Der Thurm soll zwischen 1530–40 gebaut sein. Der untere Theil bildet den Chor mit einem schönen gothischen Hochaltar, dem heil. Rochus geweiht. Die Seitenaltäre, Maria und Joseph geweiht, sind ebenfalls von einem Mergentheimer Künstler im gleichen Stil wie der Hochaltar sehr schön hergestellt. Das Schiff ist hell und geräumig. Früher war St. Leonhard Patron der Kirche, in neuerer Zeit St. Rochus.

Auf dem Thurme hängen 3 Glocken. Die größte hat die Inschrift: Glorie patri et filio et spiritui sancto sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum. Amen. Pfarrer Gauss, Schultheiss Herrmann 1870. C. Kirchdörfer. Sie scheint aus einer älteren vom Jahr 1545 umgegossen zu sein.

Die mittlere: Zu Gottes Dienst gehor ich. Christoph Glockengiesser zu Nürnberg goss mich anno 1572.

Die kleinere: In honorem S. Rochi. Ora pro nobis. C. Kirchdörfer in Hall.

Die Baulast der Kirche ruht auf der Pfarrgemeinde. Der Gottesacker ist um die Kirche her.

Das sonnig und freundlich in einem schönen Garten gelegene Pfarrhaus liegt östlich von der Kirche. Es wurde 1831 erbaut und ist von der Gemeinde zu unterhalten.

Das Schulhaus, 1840 neu erbaut, westlich von der Kirche, enthält im untern Stock das Rathhaus, im obern das Lehrzimmer und die Wohnung des Lehrers. Außer der Volkschule besteht eine Arbeitsschule.

An öffentlichen Gebäuden besitzt die Gemeinde eine Kelter mit 8 Bäumen, ein Armenhäuschen und 1 Schafhaus.

Das Haupterwerbsmittel der Einwohner sind Feldbau, Viehzucht, Weinbau und Obstzucht. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind im Allgemeinen gut. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners beträgt 45 M., der des Mittelmannes 20 M., der der geringeren Klasse 8 M. Auf angrenzenden Markungen besitzen die Ortsbürger 350 M. und zwar auf Marlacher 250 M., auf Sindeldorfer 30, auf Diebacher 6, auf Dörrenzimmerer 4 M.

| Die Wasserkraft des Sindelbachs wird von 2 Mühlen mit je 2 Mahlgängen und einem Gerbgang und von einer Ölmühle benützt.

Die gewöhnlichsten Handwerke sind vertreten, darunter 3 Schuhmacher. Zwei Kramläden und eine Wirthschaft genügen den Bedürfnissen des Dorfes.

Dem Verkehr dienen die neue 1879 eröffnete schöne Straße nach Sindeldorf, die mittelmäßigen, steilen Straßen nach Diebach, Unterginsbach-Altkrautheim und die schlechte Straße nach Dörrenzimmern. Über den Sindelbach führen eine steinerne Brücke und 4 hölzerne Stege, die von der Gemeinde unterhalten werden.

Die Stiftungspflege besitzt 8828 M., ein Kapital, das durch verschiedene Stiftungen von Ortsbürgern allmählich erwachsen ist.

Auf der Markung, deren südlicher Theil einen schmalen langgedehnten Streifen bildet, finden sich die verschiedenen Bodenarten Lehm, Kalkerde und Humus. Ebenso ist der Grad der Ergiebigkeit sehr verschieden. Es fehlt dem Boden an tiefem Grund, allenthalben treten Steine in den Feldern zu Tage. Nasse Wiesen finden sich im Krautheimer Thal und in den Mühlwiesen.

Das Klima ist für das Gedeihen auch feinerer Gewächse wie Gurken und Bohnen nicht ungünstig.

Der Weinbau war früher ausgedehnter als jetzt, doch wurden neuerdings abgegangene Anlagen erneuert. Für weißes Gewächs gilt der untere Berg, für rothes der Schenkenberg als günstigste Lage. Das Erzeugnis ist meist rother, haltbarer Wein, der in guten Jahren geschätzt ist und vielfach nach auswärts verkauft wird.

Die Gemeinde besitzt auf der Markung 440 Morgen gemischte Waldungen. Vom Ertrag mit 108 Rm. und 7000 Wellen werden letztere an die Bürger vertheilt, der Erlös des übrigen, durchschnittlich 1000 M., fließt in die Gemeindekasse.

Die Weide mit 192 Morgen ist eine der größten des Bezirks. Daneben wird Brach- und Stoppelweide benützt. Die Gemeinde erhält jährlich 1128 M. Pacht- und 400 M. Pferchnutzung. Die Güterstücke der Gemeinde sind gegen 128 M. verpachtet.

Schafe hält ein Pachtschäfer Sommer und Winter 200 Stück von der Landrace.

| Ebersthal, vom Volk gesprochen Eberschle, früher auch Eberstall geschrieben, das Thal eines Eberhard oder Eberwin, gehörte zum Besitz der Dynasten von Krautheim und theilte das Schicksal der Herrschaft Krautheim, mit welcher es an Mainz und von diesem 1802 an den Fürsten Salm-Reifferscheid, 1806 unter württemb. Staatshoheit kam, bis 1826 alle Rechte des Fürsten Salm durch Kauf an Württemberg übergiengen. Es erscheint zuerst c. 1090 in der Schenkung der Mechtild v. Stein an Komburg, später bekam Gnadenthal (1257) und Schönthal (1355. 58. 1516) dort Rechte und Gefälle. Mit Dörrenzimmern wurde es 1475 von der Pfarrei Marlach getrennt und der neuerrichteten Pfarrei Dörrenzimmern zugetheilt. Wib 1, 140. 2, 364. Mit Dörrenzimmern wurde es reformirt, aber 1604 (Wib. 1605) von der Mutterkirche D. losgerissen und nach Sindeldorf eingepfarrt s. Sindeldorf. 1833 wurde der Pfarrverband mit Sindeldorf gelöst und eine eigene Pfarrei errichtet.


Pfarrer: Matth. Dorn v. Bubsheim 1834–57. Aug. Gauß. 1858–72. Joh. Bapt. Dirlewanger 1873.

Die Markung ist reich an eigenthümlichen Flurnamen, wie Tag und Nacht, ,Jauchern, Burlen oder Bürglin, Ballenberg, Thadle, Breit, Daxenloch, Gais, Väselberg, im Tantel, Kalkofen, Straß, Köhlein, Runzenberg, Stockach, auch Steukich, Heimberg, Heinzenbusch.


ca. 1090 schenkt Mechtild liberae conditionis matrona Güter in Eberstal an Kloster Komburg. W. F. 1850, 18.

1245 Mai 12. verkauft Konrad von Krautheim seinem Bruder Wolfrad Besitzungen, Gülten und Eigenleute in Eberstal. Wib. 2, 150.

1252. Otto von Eberstein und seine Gattin Beatrix behalten sich 1 Mühle in Eberstal, 1/3 rubeti in Vogelsang und einen Weinberg und 1 Pfd. Heller in Niedernhall vor. W. U. IV, 304.

1257 gibt Konrad von Krautheim einen Theil des Zehntens zu Eberstal an Gnadenthal, Wib. 2, 33, 133. Er war würzb. Lehen.

1266 Juni 4. vermacht Konrad von Krautheim seiner Gattin Kunigunde Güter in Eberstal, welche nach ihrem Tod an Gnadenthal fallen sollen (Staatsarch. Pfaff Koll.).

1319 Juli verkauft Komburg seine Güter in Eberstal an Wilhelm von Aschhausen. Staatsarch.

1335 Freitag vor Palm. verkauft Wilhelm von Aschhausen, sein Sohn Götz, sowie Heinrich von Gosheim und seine Schwester Juta an Schönthal Güter und Gülten zu Cleversulzbach, Eberstal, (wenn nicht Eberstadt OA. Weinsberg) und Erlenbach für 125 Pfd. 17 Schill. Schönh. 75.

| 1355 Sept. 15. verkauft Hedwig von Eberstein, ihre Söhne Boppo und Johann und Irmengard, Boppos Gattin, ihre Güter und Gülten zu Ebersthal um 75 Pfd. an Schönthal. Staatsarch. Schönh. 85.

1858 Jan 6. verkauft Heinrich Schuwart und Metza seine Hausfrau 1 Pfd. Hellergült von 3 Weinbergen um 10 Pfd. an Schönthal, Sig. Konrad von Sachsenflur, Vogt in Krautheim. Staatsarch.

1359 nimmt Boppo von Eberstein vom Verkauf Krautheims an Würzburg eine um 55 Pfd. an Schönthal versetzte Gült zu Eberstal aus. Mon. b. 42, 254.

1364 Mai 25. Eberhard Lesch, Stiefsohn Krafts von Krautheim, ges. zu Öhringen, verkauft an Schönthal 1 Hof zu Obergiensbach und Eberstal um 120 Pfd. Staatsarch.

1469 wird dem Pfarrer zu Marlach der Neugereutzehnten von der Flur Heuern zugesprochen im Streit mit Kloster Gnadenthal, das behauptet, er gehöre zu seinem Zehnten in Dorf und Feld zu Ebersthal. W. F. 9, 63.

1516 verkauft Marg. v. Kronberg Äbtissin zu Gnadenthal den halben Zehnten zu Ebersthal an Schönthal. W. F. 9, 64.

1596 erhält der Pfarrer von Dörrenzimmern die Anweisung auf Ansuchen der Ebersthaler, nach altem Herkommen dort die dritte Sonntagspredigt zu thun. Kocher- und Jagstbote 1877, Nr. 132 S. 3.

1598. Salomo Zimmermann, Schulmeister zu Ebersthal, kommt nach Hohebach. ib.

1604 5. April tauft der katholische Pfarrer von Sindeldorf das erste Kind wieder in Ebersthal (Kirchenb.).

1615. Mainzischer Oberschultheiß zu Ebersthal Glück.

1625 und 26 Pest, † 171 Personen.

1649 3. April. Soldaten in E. ib.

1666 und 1669 tritt Melchior Karl, ein Schäfersjung von E., als Prophet auf. Er wird gefangen nach Neuenstein gebracht, aber an das Mainzer Amt Krautheim ausgeliefert. Wib. 1, 750.

1695 Jan. 9. Sächsische Soldaten in E.

1703/24. Auswanderung nach Ungarn. Kirchenb.

1830 Sept. 5. weiht B. Keller von Rottenburg die 1827 vollendete Kirche ein.


« Kapitel B 17 Beschreibung des Oberamts Künzelsau Kapitel B 19 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).