« Kapitel B 10 Beschreibung des Oberamts Künzelsau Kapitel B 12 »
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11. Criesbach,
Gemeinde III. Kl., ev. Fil. von Ingelfingen mit 481 Einw., worunter 1 Kath., Fil. von Nagelsberg.


Dort an des Kochers schönem Gestade, wo sich des Dorfes
Häuser dehnen vom Fuße des Berges herab zu dem Thale
Und sich ergießt ein murmelnder Bach von der waldigen Höhe,
Um zu vermählen die rieselnde Flut mit dem rauschenden Flusse,
Wo sich endet der Gürtel des Kochers am anderen Ufer,
Stehet die Linde, einst in glücklichen Tagen der Vorzeit
Von den Vätern des Dorfes gepflanzt, das Criesbach genannt wird.

So beschreibt der Dichter K. K. A. Hahn die Lage Criesbachs mit seiner mächtigen, sagenreichen Linde. In weitem Bogen zieht der Kocher an der weingrünen Bergwand der nördlichen | Höhen hin. Die Thalsohle bildet ein frisches, liebliches Wiesenthal, die rauheren Halden des südlichen Ufers sind mit einem Kranz von Wäldern gekrönt. Die Lage von Criesbach, wie das Dorf selbst mit seinen meist kleinen Häusern erinnert an einzelne Gegenden des herrlichen Neckarthales. Das Dorf zieht an den Rebengeländen in die Höhe. Die Anlage ist, abgesehen von den Häusern an der Hauptstraße, etwas unregelmäßig. Die Häuser sind einstockig, größtentheils von Fachwerk und weißgetüncht und durchaus mit Ziegeldächern versehen. Die Hauptstraßen des Dorfes sind chaussirt und großentheils gekandelt, die Nebengassen im Allgemeinen von erträglicher Beschaffenheit. Das ganze Dorf trägt den Charakter eines weniger wohlhabenden Weinortes, der unter den anhaltenden Fehljahren seit 1869 leidet. Bemerkenswerthe Gebäude gibt es nicht, da Criesbach keine eigene Kirche und Schule besitzt, sondern die in Ingelfingen besucht. Das Rathhaus ist ein kleines, aber genügendes Gebäude, das früher Privathaus war und 1840 von der Gemeinde durch Tausch erworben wurde. Stattlich ist die Kelter mit 8 Bäumen. Die Gemeinde besitzt außerdem noch ein Armenhaus und ein Schafhaus. Mit Trinkwasser ist der Ort reichlich versorgt. Es finden sich auf der Markung verschiedene starke Quellen, z. B. in der Klinge, im untern Ried, im Burgstaller Weg. Zwei Brunnen, sog. „Lachenmaier" in den Kellern, fließen nur periodisch. Der Ortsbrunnen mit 4 Röhren galt in der Umgegend als Heilbrunnen. Am Hause des Gottl. Hermann befand sich früher ein Wappen mit einem Rad eingehauen. Die Sage berichtet, es sei ein Edelmannshaus gewesen, also wohl im Besitz der Herren von Berlichingen. Bei der Brücke jenseits des Kochers steht eine alte, mächtige Linde, welche von den beiden fränkischen Dichtern K. Hahn in Ingelfingen und Pfarrer Gerber in Buchenbach besungen wurde (Gedichte 1826 S. 24 und 71). Unter derselben soll einst Luther mit seinen zwölf Aposteln (!) Rast gehalten haben (mündlich). Die steinerne Brücke wurde um 1770 von der Gemeinde erbaut und wird von derselben unterhalten. Dem Verkehre dienen die beiden Körperschaftsstraßen nach Künzelsau–Niedernhall im Thal und nach Crispenhofen–Westernhausen–Schönthal über den Sattel. Ein schönes Landschaftsbild bietet sich auf dem Hochhölzle, früher Öde, jetzt Acker südwestlich vom Ort. Die Einwohner sind fleißig und ausdauernd in ihrem leider nicht allzulohnenden Weinbau, von mittlerer Konstitution, | aber kräftig. Die häufigsten Krankheiten sind Lungenentzündungen. Zwei Personen sind über 80 Jahre alt. Volkstracht und Gebräuche haben nichts Eigenthümliches. Taufen, Hochzeiten und Leichen werden mit einem Schmause, sog. Leichtrunk gehalten. Der Nahrungsstand ist ein mittelguter. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners beträgt 350 Ar, der des Mittelmannes 240 Ar, die ärmere Klasse besitzt 50 Ar; 18,6 Hektar liegen auf fremder Markung.

Die Haupterwerbsquellen sind in erster Linie Weinbau, dann Feldbau und Viehzucht. Es befinden sich zwei Schildwirthschaften und zwei Krämer im Orte. Unter den Handwerken sind die Maurer am stärksten vertreten; dieselben arbeiten meist nach außen.

Die kleine Markung hat mittelguten Boden. An den Berghängen herrscht Mergel, im Thal Sand, auf der Hochebne Lehmboden vor.

Der Weinbau ist sehr ausgedehnt. Die Stöcke, deren 4000 auf dem Morgen stehen, werden über den Winter bezogen. Die gebräuchlichsten Sorten sind Silvaner, Veltliner, Junker (Gutedel), Taubenglaser (Trollinger). Die geschätzteste Lage ist die mittlere am Berghang. Der höchste Ertrag eines Morgens ist 18–24 Hektoliter. Die Weinpreise bewegten sich in den letzten 10 Jahren in dem Rahmen von 35–80 M. für drei Hektoliter. Der hiesige Wein ist geschätzt und wird in der weinlosen Umgegend gern getrunken. – Ein Morgen Weinberg kostet 550–1700 M., der Morgen Acker oder Wiese 350 bis 1400 M.

Die Gemeinde bezieht aus ihren 204 Morgen Laubwald jährlich 1400 M. Doch wird den Bürgern bei Neubauten Bauholz gegeben.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden. Die Brach- und Stoppelweide werfen 125 M. Pacht und 40 M. Pferchnutzung ab.

Von den Allmanden bekommt jeder Bürger auf 15 Jahre ein Stück unentgeltlich. Aus ihren Gütern erzielt die Gemeinde einen jährlichen Pacht von circa 150 M.


Alterthümer. Im Nordwesten von Criesbach auf einem unbedeutenden Vorsprung stand einst die Burg der Herren v. Crigesbach, die wohl Dürensche Lehensleute waren. An sie erinnert noch der obere und untere Burgstaller Weg. Unter dem Burgstall, jedoch bereits auf Niedernhaller Markung, lag | die Kapelle zu den heiligen drei Königen. Eine Flur heißt die Webersgasse, d. h. die Straße nach dem abgegangenen Weiler Webern. In der Au zwischen Niedernhall und Criesbach sind die Reste eines gräflichen Gartenhauses in den Gartenhausäckern s. Regesten. An Flurnamen sind noch zu bemerken: der Löschenbusch gegen dem Bobachshof zu (Lesche saßen zu Nagelsberg), die Pföth auf der nordöstlichen Höhe. Nach der Sage war Criesbach einst eine Stadt, die zerstört worden.


Criesbach, alt Crigesbach (von einem P. N. Crieg aus Chrodgar?), gehörte ursprünglich zu den Besitzungen der Familie jener matrona Mechtild vom Stein, also wohl des rothenburgischen Grafenhauses. Später scheint es ein Theil der Herrschaft Neufels, wohin es wahrscheinlich mit der Cent gehörte, gewesen zu sein und war in den Händen der Herren von Crigesbach, die Dürensche Vasallen waren, dann der Herren von Neuenstein und von Berlichingen, welche ihren Theil an die Herren von Stetten verkauften, von welchen es Kl. Amorbach erwarb, um es sofort 1498/99 an die Grafen von Hohenlohe abzutreten. Seitdem gehörte es in jeder Beziehung zur Kirche wie zum hohenlohischen Amt Ingelfingen. Durch Schenkungen hatte ca. 1090 schon Komburg Besitzungen in Criesbach erhalten, welche es 1483 an Hohenlohe verkaufte, sodann Schönthal, welches seine Weinberge an das Kloster Frauenzimmern im Ries 1298 verkaufte; dieses aber trat sie wieder an Kl. Anhausen OA. Crailsheim 1471 ab. Im 16. Jahrhundert stand die Gemeinde lange Jahre in heftigem Streit mit der Gemeinde Ingelfingen, theils um den gemeinen Wasen, theils um die Pföt und endlich um die Wüstung Braunsberg. Wegen letzterer wurde ein Gutachten von den Juristenfakultäten Wittenberg und Leipzig 1596 eingefordert. Letztere Fakultät sprach den Criesbachern ein Recht am Braunsberg zu. Graf Wolfgang schickte seinen Sohn Georg Friedrich persönlich zur Untersuchung mit etlichen Räthen. Am 13. April 1596 kam ein Vergleich zu Stande, welcher der Gemeinde Criesbach den Theil am Braunsberg zusprach, welcher auf ihrer Markung lag. Um 1790 wurde der Versuch gemacht, in Criesbach eine Saline anzulegen. Fischer, G, das Haus Hohenl. 3, 307. Unter Hagel hatte Criesbach zu leiden 1824, 1826, 1. Juni 1839, 14. Juli 1873 (Württ. Jahrb. 1869, 406).

| ca. 1090 schenkt Mechtild v. Stein ihre Besitzungen in Crigesbach an das Kloster Komburg. W. F. 850, 5.

1240 Wolfram v. Crigesbach im Gefolge der Grafen v. Dürne. W. F. 4, 250. 6, 190. Gud. cod. dipl. 3, 674.

1298 April 16. verkauft Kl. Schönthal bei 4 M. Weinberge an das Kloster Zimmern im Ries. Wib. II. 126.

1312 Konrad v. Flügelau und sein Bruder Otto verkaufen an Konz v. Zimmern ihren Hof zu Criesbach um 30 Pfd. Fleiner Chr. 1876. W. F. 8, 80 liest Triensbach.

1326 Ulrich v. Neuenstein gibt das Dorf Kriegsbach sammt etlichen Gütern, zum Gut Schellenberg (Wald Schellenberg bei Altneufels) gehörig, an Hans v. Riedern Biederm., Odenwald 394.

1328 verzichten die Johanniter zu Hall auf Ansprüche an 7 M. Weinberge zu Cr., eine Wiese in Tutebach (Deubachthal) und eine Gült zu Gaisbach. Öhr. Arch.

1340 empfängt Konrad v. Neuenstein mit Wolfram v. Stein und Konrad v. Seinsheim einen Theil an Neufels, die Vogtei zu Kriegsbach und die halbe Vogtei zu Kemmeten als Lehen (v. Würzb.?). Biederm. 394. W. F. 6, 211 hat 1349.

1343 10. Jan. kauft die Marienkapelle zu Hall, dem Kl. Schönthal gehörig, von Haller Bürgern Gülten und Weingärten zu Cr. (Staatsarch. Pfaff Coll.).

ca 1350 hat Walter Hyrlitz 6 Morgen Weingarten zu Crigesbach als hohenlohisches Lehen, Hoh. Archiv 1, 342.

1353 Konrad v. Thalheim und Elisabeth seine Hausfrau verkaufen Güter und Gülten zu Cr. an die Pfarrei Bieringen. Staatsarchiv Pfaff.

1357 hat Hohenlohe vom Zehnten groß und klein 1/3 und von den beiden anderen Theilen 1 Zwölftel, 1 Kelter, darauf alle Weinberge, auch die des Kl. Amorbach, vom Fuder Wein 1/2 Eimer Windwein geben. Hohenl. Gültb. 1357.

1413 verkauft Weiprecht Rüd Leibeigene zu Cr. an Kl. Gnadenthal. W. F. 9, 60.

1423 verkauften Peter v. Berlichingen und Katharine v. Sindringen, seine Gattin, an Jacobi ihren Theil an Kriegsbach mit allem Nutzen Fällen, Gülten, Renten, wie es seine Altvordern gehabt, an Wilhelm v. Stetten den Alten um 100 fl. W. F. 6, 211.

1428 Criesbach gibt zum Hussitenkrieg 3 fl. 6. Böhm. Wib. 1, 228.

1471 der Convent zu Zimmern verkauft mit seinen Besitzungen an Ingelfingen auch die Güter zu Criesbach an das Kl. Anhausen (Öhr. Arch.).

1482 Simon und Kilian v. Stetten haben Theil an Criesbach (Öhr. Arch.).

1483 verkauft Komburg seine Geldgülten und Lehensgefälle zu Cr. an Albrecht und Kraft v. Hohenlohe, Wib. 1, 109.

1487 Martin v. Adelsheim verkauft seinen Theil an Cr. an Wilhelm v. Stetten um 100 fl. (Stett. Arch.).

1498 Mont. nach Gertraud verkauft Wilhelm d. ä., Sigmund, Caspar und Wilhelm d. j. v. Stetten Cr. um 850 fl. an das Kl. Amorbach. Amorbach entlehnte das Kaufgeld von Kraft v. Hohenlohe, | zog es aber vor, 1499 Donnerst. nach Mathiä, Graf Kraft um den gen. Preis den Weiler Criesbach zu überlassen. Öhr. Arch.

1503 erwirbt das „gemeine Brot“ zu Öhringen 1 fl. Gült in der Criesbacher Aue v. Hans Volmar in Ingelfingen. Öhr. Arch.

1505 Febr. 22. Hans Hohenbuch, genannt Heinlein, Keller zu Öhringen, vermacht dem Kl. Schönthal 1 fl. Zins zu Criesbach. Schönh. 138.

1513 kauft Albrecht v. Hohenlohe v. Kl. Anhausen seine Gülten zu Cr. (Schöll hohenl. Chr.).

1514 Graf Albrecht v. Hohenlohe spricht den Wasen jenseits des Kochers am Egelgraben den Criesbachern zu. Der lange Wasen soll von Ingelfingen und Criesbach gemeinschaftlich genützt werden; bisher war es den Criesbachern 8 Jahre lang verboten, das Vieh über den Kocher zu treiben, Dorfordnung v. Cr. in Langenburg. W. F. 6, 211 hat 1504.

ca. 1530 gestattet der Keller Tebalt Eisenmenger etlichen Criesbachern, in der „Pfädt", welche mit Grund und Boden nach Ingelf. gehört, Äcker auszureuten, die Cr. aber mußten davon Zins und Beet nach I. geben. Darüber entstand Streit, 1541 wurde entschieden, daß Cr. von den Pfädtäckern jährl. 3 Pf. nach I. auf Dreikönigstag gebe (Dorfordnung).

1563 wird die Wüstung Braunsberg ausgereutet und an die Ingelf. gegeben. Cr. erhebt auch Ansprüche, erhält ein Stück gegen Niedernhall, will aber mehr. 1574 30. Jan. d. Neuenstein erklärt Gräfin Anna v. Hohenlohe, die Criesbacher wollen gleiches Recht mit den Ingelf. Die Ingelf. zäunten auch den langen Wasen ein und theilten ihn aus, wodurch sich Cr. benachtheiligt fand. Cr. erhält dafür 7 Morgen Feld. In dem langen Streit ergiengen Urtheile der Juristenfacultät zu Wittenberg und Leipzig. Den Cr. wird das Recht an Braunsberg zugesprochen. Ingelfingen klagt, daß nunmehr bei 80 Personen kein Kühlein und Schäflein mehr halten können. Auf Haßberg, Mühlberg, Lachenbühl, Braunsberger, wo I. und Cr. gemeinschaftlich Hut und Trieb haben, dürfen die Feld- und Holzbirnen nicht vorzeitig, sondern erst wenn sie reif sind, von Morgens 7–9 Uhr aufgelesen werden. Zum Salzwerk Niedernhall hatte Cr. 5 Morgen Feld um 400 fl. abgetreten. Dorfordnung v. 1593.

1600 Juli 2 verkauft Amorbach seinen Frucht- und Weinzehnten zu Cr. an Hohenlohe (Ingelf. Rezeßb. Wib. unrichtig 1597 1, 496).

1603 6. Okt. tritt Schönthal seine zins- und lehenbare Güter zu Cr. an Hohenlohe ab, auch die Hellergült der Pfarrei Bieringen. Ingelf. Rezeßb.

1612 ließ Graf Phil. Ernst von Hohenlohe in Criesbach einen Garten mit Gartenhaus und Heeg anlegen, wozu man die Güterstücke erkaufte. Ingelf. Akten.

1659 wird beschlossen, den Garten eingehen zu lassen, da die Verschickung des Gemüses nach Langenburg zu weitläufig sei, das Land wurde mit Hanf und Gerste angepflanzt. ib.

1681 ist das Gartenhaus ganz im Zerfall. ib.


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