« Kapitel B 4 Beschreibung des Oberamts Heilbronn Kapitel B 6 »
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Bonfeld,
Pfarrdorf II. Classe mit Marktrecht, hat 1263 Einwohner, worunter 7 Katholiken, Filialisten von Kirchhausen, 18 eigener Confession und 77 Juden, zur Synagoge Massenbachhausen gehörig, mit der Parzelle Eichhäuserhof und drei einzelnen Wohnsitzen.


Bonfeld ist ein Marktflecken, welcher am Tage Philippi und Jacobi und am Montag nach Bartholomä Krämermärkte hält. Er liegt eine halbe Stunde von der Landstraße, welche von Heilbronn über Fürfeld und Sinsheim nach Heidelberg führt, in einem kleinen Thale der Biberach, wo sich der Fürfelder Bach und der Treschklinger vereinigen. Unterhalb Bonfeld kommt der Rappenauerbach dazu, und | diese drei Bäche treiben zwei Mahlmühlen mit drei und vier Gängen mit zwei Hanfreiben und einer Ölmühle.

Bonfelds Markung gränzt an die der Großherzoglich Hessenschen Kreisstadt Wimpfen, an die der badischen Dörfer Rappenau, Babstadt und Treschklingen, und an die württembergischen Dörfer Biberach, Kirchhausen und Fürfeld.

Der Name Bonfeld scheint gleichbedeutend mit Baumfeld.

Im 13. Jahrhundert haben Reichs-Ministerialen den Namen ihres Wohnortes Bonfeld geführt.

In Urkunden von 1208 und 1213 wird Otto de Bonvelt genannt (Würdtwein Nov. subs. 10, 238. 13, 233), dessen Söhne, wovon einer ebenfalls Otto hieß, 1230 ihren Antheil an Ziegelhausen an das Stift Backnang verkauften, und dessen Tochter Adelheid, Gattin Bertolds, eines Grafen von Bilstein, ihren Theil dazu schenkte.

Markward von Bonfeld macht sich 1229 (Gudenus Sylloge 166), Friedrich sein Bruder 1245 (eb. 198) bemerklich.

1291 wurde der Stadt Wimpfen von dem König Rudolf der Besitz eines Waldes und eines Stockachs zu Bonfeld zugesprochen.

Diese Reichs-Ministerialen-Familie scheint ausgestorben zu sein, und Bonfeld erscheint mit Fürfeld und anderen umliegenden Orten vierhundert Jahre lang als ein Mannlehen des Bisthums Worms, welches zwei Familien nach einander trugen.

Die erste derselben war die Ritterfamilie, welche von ihrer Stammburg Helmstadt (3 Stunden nordwestlich von Bonfeld), noch den Namen trägt (Schannat Ep. Worm. 1, 271).

Nach einer Urkunde, welche im Jahre 1413 von dem Erzpriester, Convent und Capitel des Stuhls (Dekanats) Schweigern ausgestellt worden ist, befanden sich damals Junker Raban von Helmstadt zu Bonfeld gesessen einerseits, und Junker Eberhard Fray, gesessen zu Dreschklingen im Namen seines Sohnes wegen des Kirchherrn zu Bonfeld andererseits, was ein Kirchherr zu Bonfeld schuldig wäre zu thun in Betreff des Baues der Kirche u. s. w. Bonfeld hatte nemlich eine der heil. Margaretha geweihte Pfarrkirche, in welche auch die Einwohner von Dreschklingen und Fürfeld eingepfarrt waren, und diese Kirche bedurfte damals einer Wiederherstellung. Da sie dem Ritterstift zu St. Peter in Wimpfen im Thal gehörte, welches auch den großen Zehnten ganz bezog, so zogen die genannten Edlen zu Bonfeld und Dreschklingen Erkundigung bei dem Capitel ein, welchem die Bonfelder Kirche zugetheilt war. Die Antwort war: | „Gewohnheit und Herkommen sei es, daß ein Kirchherr zu Bonfeld schuldig sei, den Chor an seinem Dach zu decken und unterfangen zu lassen, damit er vor Regen geschützt wäre; wäre aber ein Thurm über dem Chor, daraus Erker oder andere Wehre gemacht würden, so soll das ohne eines Kirchherrn Kosten gemacht werden von der ganzen Gemeinde. Der Kirchherr seie auch nicht schuldig, solche Thürme, Erker und andere Wehre zu decken.

Wäre auch, daß die Glocken in dem Chor hängen, so sollen sie die Heiligenpfleger in einen besonderen Stuhl hängen lassen oder sonst bewahren, daß dem Dach dadurch kein Schaden geschehe.

Wäre es ferner, daß man die Glocken ändern wollte, anders hängen, größere oder kleinere machen, oder die Vorkirch decken, das solle aus dem Heiligen geschehen, da er reich seie; die armen Leute und die ganze Gemeinde sollen helfen und beiführen Kalk, Ziegel und Sand, überhaupt, was man dazu bedürfe.“

Auf diese Familie folgte die von Gemmingen, deren Stammschloß drei Stunden südwestlich von Bonfeld liegt.

Zu dieser uralten adeligen Familie gehörte Hans von Gemmingen, genannt der Reiche, dessen Gemahlin Catharina Landschad von Neckarsteinach war, der Stifter der noch jetzt blühenden Gemmingen-Guttenberger Linie. Er erkaufte im Jahre 1449 von den Söhnen des kaiserlichen Reichserbkämmerers Conrad von Weinsberg um 6000 rhein. Gulden mit Consens des Lehnherrn, des Bischofs zu Worms, die schöne Neckarburg Guttenberg mit den Orten Mühlbach und Hüffenhard, halb Kälbertshausen und 1/16 an Siegelsbach.

Von Hansens Söhnen wurde im Jahr 1483 Pleikard von Gemmingen, der zuerst Canonicus zu Wimpfen war, von dem Bischof Johann von Worms mit Guttenberg belehnt, und derselbe erkaufte im Jahr 1476 von Heinrich von Helmstadt dem Alten mit Consens des Bischofs Reinhard die Burg und den Vorhof und das Dorf Bonfeld. Schannat Ep. Worm. 1, 265.

Nach dem Wormser Synodalbuch von 1496 hatte die Pfarrkirche zu Bonfeld einen Marienaltar und eine heil. Kreuz-Kapelle, deren Collator Ritter Reinhard von Helmstadt war. Dabei waren ein Pfarrer und ein Frühmesser angestellt, welche je eine besondere Wohnung und Scheuer hatten. Die Frühmesserwohnung wurde später Schulhaus, das 1812 von dem Grundherrn ganz neu erbaut worden ist.

Die Stiftsherren in Wimpfen stellten beide Geistliche an, und ein noch vorhandenes Notariatsinstrument vom 4. November 1493 | beurkundet, daß bei einer Verhandlung im Chor der Kirche zu Wimpfen Eberhard Hirschland, Pleban (Ortspfarrer) der Pfarrkirche zu Bonfeld, das Capitel zu Wimpfen gebeten habe, ihn diese Pfarrei antreten zu lassen; er versichere, daß er mit den Einkünften dieser Pfarrei zufrieden seie und die Collatoren nie belästigen werde.

Die Stiftsherren gaben nur spärliche Gelder zum Bau der Bonfelder Kirche her; so 1493 nur 30 fl. Pleikard von Gemmingen erinnerte sie daher an ihre Schuldigkeit, diese Kirche zu vollenden. Sie erboten sich im Jahre 1494 zu 60 fl.; der Grundherr beschwerte sich bei den Stiftsherren über den Verzug: „Die armen Leute könnten die Kirche doch nicht entbehren, Fronbogen und Chor müßten mit einander geschlossen werden. Das Herumziehen seie schimpflich, er sehe sich genöthigt, ihre Zehnten zur Hand zu nehmen.“ Dieß geschah auch. Die Stiftsherren beschwerten sich darüber, daß die Bonfelder den alten Kirchenthurm abgebrochen und einen neuen gebaut hatten. Sie, die Stiftsherren, seien nur schuldig gewesen, den alten im Stand zu halten.

Der Streit wurde vom Bischof in Worms dahin entschieden, daß das Stift noch 50 fl. im Jahr 1503 zum Kirchenbau bezahlte.

Zu diesen Zeiten waren Collatoren und Zehntherren derselben Confession zugethan, wie die Grundherren und Bürger in Bonfeld. Nun starb aber 1518 Pleikard von Gemmingen und hinterließ die drei Söhne Dietrich, Wolf und Philipp von Gemmingen. Dietrich (gestorben 1526 auf der Burg Guttenberg) war im Jahr 1521 auf dem Reichstage zu Worms Zeuge des muthigen Auftretens des Dr. Martin Luther und seit dieser Zeit ein eifriger Anhänger der lutherischen Lehre, nahm den Reformator Erhard Schnepf aus Heilbronn, nachdem derselbe aus Weinsberg vertrieben worden, und nach und nach 30 evangelische Geistliche in seiner Burg Guttenberg auf und gab ihnen Schutz und Unterhalt. Da Dietrich auch Hauptmann des Ritterkantons Craichgau war, so führte er in diesem ganzen Canton die lutherische Lehre ein.

Auch sein Bruder Wolf hatte solch warme Anhänglichkeit an die neue Lehre, daß er den Muth hatte, dieß vor dem Kaiser Karl V., der im Dezember 1546 an der Spitze eines siegreichen Heeres aus Spanien unter dem Herzoge von Alba in Heilbronn eingezogen war, auszusprechen. Der Kaiser hatte nemlich die der lutherischen Lehre zugethanen Craichgauischen Edelleute nach Heilbronn berufen und verlangte, daß sie derselben entsagten. Da trat Wolf von Gemmingen aus ihrer Mitte hervor und sprach zu dem mächtigsten Fürsten seiner | Zeit: „Es würde mir leid thun, meinen Kaiser, der nächst Gott mein oberstes Haupt ist, zu betrüben; doch wollte ich solches noch eher thun, als Gott erzürnen.

Das Sprichwort sagte von diesem Wolf: sein Hals seie krumm, aber sein Gemüth schlicht und eben.[1]

Die Brüder Wolf und Philipp von Gemmingen suchten die lutherische Lehre auf allen ihren Besitzungen und somit auch in Bonfeld einzuführen, und thaten manches, was den Stiftsherren in Wimpfen nicht gefiel. Im Jahre 1528 gab es einen Streit wegen eines Kellerbaus unter der Frühmesserwohnung.

Im Jahre 1541 beschwerten sich die Stiftsherren bei dem Bischof von Worms darüber, daß Philipp von Gemmingen den Frühmesser in Bonfeld ohne ihre Zustimmung einsetze und nach Gutdünken wieder abschaffe, und die dem Stift zustehenden Zehnten nun dazu verwenden wolle, demselben ein neues Haus und Scheuer zu bauen. Auch der Pfarrer von Hüffenhardt lasse das Pfarrhaus in Bonfeld in Unbau und Zerfall kommen.

Im Jahre 1569 war dieses Pfarrhaus auch so baufällig, daß seine Herstellung nicht mehr länger hinausgeschoben werden konnte.

Philipp von Gemmingen, der Weise genannt, ein Sohn des im Jahre 1526 gestorbenen Dietrichs von Gemmingen, wollte, daß dem von ihm eingesetzten Pfarrer ein neues gebaut werde. Die Stifts- und Zehntherren, die nie gerne Gelder zu solchen Bauten in Bonfeld hergaben, meinten, das könne über 1000 fl. kosten, sie seien nur schuldig, es nothdürftig herzustellen. Der Grundherr nahm daher die Zehnten in Anspruch, und das Stift beschwerte sich darüber abermals in Worms.

Diese vielen Conflicte der Collatoren und Zehntherren mit dem Grundherrn und der Gemeinde in Bonfeld hatten Verträge vom Jahr 1557 und 25. August 1569 zur Folge. Nach denselben trat das Stift an Philipp von Gemmingen die zu Bonfeld hergebrachte Collatur und das Patronatrecht sammt den anhangenden Rechten der Pfarrkirche und ihrer Diener zu Bonfeld, nebst dem halben Theil am Wein- und Fruchtzehnten auf der Markung zu Bonfeld ab, | wogegen Philipp von Gemmingen allein den jeweiligen Pfarrer, Schulmeister und Meßner zu besolden, auch Pfarrhaus, Scheuern, Kirchthurm und Chor im baulichen Stand zu erhalten habe.

Diese Hälfte der Zehnten ertrug in den Jahren 1576–82 jährlich nach Wimpfener Meß (11 Wimpfener Sri. machen 8 Württ. Sri., und das Wimpfener Malter Korn und anderer glatter Frucht hat 8 Sri., Dinkel 9 Sri., Haber 10 Sri.):

23 Malter 7 Sri. Korn à 20 Batzen.
23 Malter 3 Sri. Dinkel und Haber à 10 Batzen.
7 Sri. Gerste à 16 Batzen.
36/20 Fuder Wein à 10 fl.

1581 und 1583 wurden diese Zehnten dem Wormsschen Lehen einverleibt.

Philipp von Gemmingen der Weise († 1571) hatte von seiner Gemahlin Catharine von Gemmingen-Michelfeld einen einzigen Sohn Weinrich von Gemmingen. Als dieser am 23. August 1575 22 Jahre alt ohne Kinder starb, so kamen seine Vettern, die Gebrüder Dieterich und Pleikard von Gemmingen, in den Besitz von Guttenberg, Bonfeld und Fürfeld, welche sich 1581 mit den Allodialerben verglichen haben.

Die Freiherren von Gemmingen sind noch jetzt im Besitze und haben sich im vorigen Jahrhundert in die zwei Linien Gemmingen-Guttenberg-Bonfeld und Gemmingen- Guttenberg-Fürfeld abgetheilt.

Im Juli 1802 starb der letzte Churfürst von Cöln, welcher wie die letzten seiner Vorfahren zugleich auch Fürstbischof zu Worms war, Carl Josef, und so hörte die Wormser Oberlehnsherrschaft über Bonfeld und Fürfeld faktisch auf. Dem Großherzog von Hessen-Darmstadt fielen durch den Reichsdeputationshauptschluß vom Jahre 1803 die Einkünfte des Bisthums Worms diesseits des Rheins zu; durch die rheinische Bundesakte von 1806 (in Folge derselben durch den Staatsvertrag mit Baden vom 13. November d. J.) aber kamen die Lehensorte Bonfeld und Fürfeld unter die Staatshoheit und Oberlehensherrlichkeit Württembergs.

Bis dahin waren beide Orte dem schwäbischen Rittercanton Craichgau einverleibt gewesen.

Als am 18. Juni 1807 ein Oberamt Kirchhausen gebildet wurde, ward Bonfeld demselben zugetheilt, am 26. April 1808 aber nach Aufhebung dieses Oberamts kam Bonfeld zum Oberamte Heilbronn.

Hessen secularisirte das St. Peterstift in Wimpfen im Jahr 1803 | und verkaufte alle Gefälle desselben in Württembergischen Orten an eine Gesellschaft Bube, Merkle und Cons. zu Heilbronn am 9. September 1812, welche die Hälfte des Wein- und des großen Fruchtzehntens, welche nach dem Vertrage vom Jahr 1569 noch dem Stifte verblieben war, nebst Zehntscheuer, Gülten u. dgl. um 15.500 fl. an die Gemeinde Bonfeld am 4. Oktober 1827 verkaufte.

Um den Werth dieser Gefälle zu erfahren, hatte die Gemeinde von 1821–27 den Ertrag derselben um 925 fl. jährlich gepachtet, und in sechs Jahren einen Überschuß von 836 fl. 23 kr. Die erkauften Zehnten von 1828 an ertrugen schon in den acht ersten Jahren 13.005 fl., also durchschnittlich jährlich 1625 fl.

Die Gemeinde konnte ein Rathhaus um 2400 fl. erkaufen, das sie vordem nicht gehabt hat, so daß deshalb noch zu Anfang dieses Jahrhunderts das Amt zu Bonfeld die zum Verkauf ausgesetzten Güter in einem der Wirthshäuser acht Tage lang in öffentlichen Weinkauf stellte, in dieser Zeit jeder Liebhaber daraufschlug und der Wirth das Angebot in das bei ihm aufgelegte Weinkaufsbuch eintragen mußte, worauf das Amt am letzten Tage das Gut dem Meistbietenden zuschlug.

Ohngeachtet dieses Rathhausankaufes konnten an 27.066 fl. vom 1. Juli 1819–1836 22.966 fl. abgetragen werden.

Häufige Streitigkeiten der Zehntpflichtigen mit der Gutsherrschaft bewogen diese, an die Gemeinde auch die Hälfte des Wein- und Fruchtzehntens zu überlassen, welchen Philipp von Gemmingen 1569 vom Stift Wimpfen erkauft hatte. Nach langen Unterhandlungen kam am 26. Juli 1841 der Vertrag zu Stande. Von 2380 Morgen 187/10 Ruthen Äckern behielt die Gutsherrschaft ihre 601 Morgen zehntfrei, verzichtete auf ihre Zehnten aus 1779 Morgen der Bürger, erhielt 6000 fl. baares Geld und die Zehntscheuer im Werthe vom 2000 fl., wogegen die Gemeinde aber auch Kirche und Schule und deren Angestellte besolden, und die Gebäude in baulichem Stande erhalten muß.

Der Zehnte wurde noch einige Zeit in Natur eingezogen, bis alle Güter auf Bonfelder Markung zehntfrei wurden.

Die Gülten und andere Gefälle der Gutsherrschaft wurden nach den neueren Gesetzen des Landes nun ebenfalls abgelöst.

Der kleine Zehnte gehörte der Pfarrei Bonfeld und war 1842 um 509 fl. verpachtet.

Heu- und Öhmtzehnte ward nie gereicht.

| Außer der Grundherrschaft zu Bonfeld hatte nur noch die Grundherrschaft zu Treschklingen und der Schulmeister zu Fürfeld einige kleine Gülten zu beziehen.

Im Jahre 1570 auf den Reichstag gen Speier ziehend, hielt Kaiser Maximilian II. in freiem Felde hier Mahlzeit; zum Gedächtniß hieran errichtet, bestund längere Zeit an der Stelle eine Säule (Lampadius [Leichtlen] Beiträge S. 81).

In den Kriegszeiten hatte auch Bonfeld viele Drangsale zu erdulden. Die Ortskirchenbücher, welche mit dem Jahre 1607 beginnen, erzählen manches davon. Der für die Protestanten unglückliche Ausgang der Schlacht bei Wimpfen hatte zur Folge, daß 1622 die Einwohner entflohen und die meisten erst 1627 wieder zurückgekehrt sind. Im Taufregister von 1627 steht die Anmerkung: „Weil man dieses Buch ein Zeit lang gemangelt, unfriedlicher Zeiten halber, hat man im Einschreiben keine rechte Ordnung halten können. Ist sehr viel ausblieben.“ Damals war Junker Reinhardt von Gemmingen Herr auf Bonfeld, Fürfeld und Eschenau.

Kaum hatten sich die Einwohner wieder etwas erholt, so rückten nach der Nördlinger Schlacht im September 1634 die Kaiserlichen Truppen heran und brandschatzten auch die Bonfelder. Die Frauen suchten Schutz im benachbarten Wimpfen, so daß in den Jahren 1634 und 1635 alle in dieser festen Reichsstadt ihre Wochen hielten, wo denn auch die Kinder von 1635–1650 getauft worden sind. Wahrscheinlich war der im November 1634 aus Bonfeld vertriebene Pfarrer dorthin geflüchtet und dort geblieben. Nach dem 30jährigen Kriege war kaum die halbe Bevölkerung vorhanden.

Im Jahre 1690 schrieb der Pfarrer in Bonfeld, Georg Adam Haan aus Heilbronn, daß ein Kaiserliches Regiment Salzburger Reiter in Bonfeld gelegen und ihr Regimentspater mit denselben einen katholischen Gottesdienst in der Ortskirche abgehalten, und daß, ehe ein Vierteljahr abgelaufen, Graf von Promnitz mit seinem chursächsischen Regimente zu Pferd, der in Bonfeld gelegen, durch seinen Feldprediger in der Bonfelder Kirche auf Kanzel und am Altar eine teutsch-lutherische Meß gehalten habe. Sind also, so schrieb der Ortspfarrer, in einem Vierteljahr zwei Messen, nämlich eine katholische und eine lutherische, allhier gehalten worden.

In Bonfeld ist seit alter Zeit die Württembergische Kirchenordnung eingeführt, und 1686 von Pfarrer Haan erneuert worden.

Als sich 1693 ein Heer von 80.000 Franzosen am nahen Neckar aufgestellt hatte, um Heilbronn zu nehmen, hatte die ganze | Gegend auf dem linken Neckarufer vieles zu erdulden, die Feinde raubten den Bonfeldern ihre vier Centner schwere Glocke, so daß der Meßner eine Zeit lang mit einem kleinen Glöckchen, das einen Gulden kostete, im Dorfe herumschellen und die Leute in die Kirche rufen mußte, bis 1694 wieder eine neue Glocke aufgehängt worden ist. Diese hat Joh. Conrad Dohr, Zinn- und Glockengießer zu Heilbronn, gegossen; sie wiegt 188 Pfund und kostete 113 fl. Da die Franzosen auch den Abendmahlskelch geraubt hatten, so wurde ein neuer zu 261/2 Loth um 36 fl. in Frankfurt erkauft.

Auch 1799 brandschatzten die Franzosen unter General Ney. Bonfeld mußte einen Geisel stellen, bis 440 fl. bezahlt waren.

Bonfeld hatte von 1697–1789 nur zwei Pfarrer, Joh. Sebastian Kegele und Joh. Friedrich Gerner, welche miteinander 92 Jahre gewirkt haben. Im Jahre 1790 trat Pfarrer Poths sein Amt an, der 1814 nach Polen gezogen ist, wo er eine Herrschaft geerbt hatte. Dieß veranlaßte viele Einwohner, auch dorthin auszuwandern, und von da noch weiter in die Krimm in das Gouvernement Berdiansk.

Der jetzige Pfarrer Vogel aus Brackenheim trat 1837 sein Amt an und leitete von 1839 an viele Jahre mit unverdrossenem Eifer ein Privat-Schullehrerseminar, aus welchem bis 1855 133 Zöglinge in den Württembergischen Schulstand übergetreten sind, wogegen der Staat diese Anstalt in 16 Jahren mit 24.683 fl. unterstützt hat. Auch aus dem übrigen protestantischen Deutschland, namentlich Lippe, bildeten sich viele Jünglinge zu Schullehrern aus.

Im Revolutionsjahre 1849 war Bonfeld Zeuge einer traurigen Catastrophe. Hecker, Struve, Peter hatten im Großherzogthum Baden 1848 das Land aufgehetzt, und es kam im Jahre 1849 so weit, daß sie den Großherzog Leopold aus Carlsruhe vertrieben, so daß er in der Festung Germersheim Schutz suchen mußte. Bis dorthin hatte ihn der dem geschworenen Fahneneide treu gebliebene Theil seiner Armee, unter Anführung des Obersten Hinkeldei, begleitet. Als sich derselbe ins Badische zurückbegeben wollte, wurden diese Soldaten von allen Seiten durch Freischaaren verfolgt, und nachdem sie so mehrere Tage und Nächte, wie das Wild bei einem Treibjagen, herumgehetzt waren, so suchten sie in Württemberg eine Zufluchtsstätte. In der Nacht vom 15./16. Mai 1849 rückten diese Versprengten mit 16 Kanonen in Fürfeld und Bonfeld ein, und wurden von den Einwohnern ins Quartier genommen. Allein nicht lange war ihnen die so nöthige Ruhe vergönnt. Badische Freischärler | folgten ihnen und überschritten ebenfalls die Württembergische Gränze, sie aus ihren Quartieren verjagend. Aus Fürfeld konnten sich die Offiziere noch nach Treschklingen flüchten, aber der Oberst von Hinkeldei fiel in Babstadt den Wüthenden in die Hände.

In Bonfeld hatten die Offiziere in den zwei Schlössern der Gutsherren gute Quartiere gefunden, als auch in diesen Ort die Badischen Freischaaren einrückten und mit Musketen, Säbeln und Heugabeln alles durchstöberten. Der Badische Artilleriehauptmann von Grosmann, ein vorzüglicher Soldat und Vater mehrerer Kinder, wollte die Schmach, daß die treugebliebenen Soldaten ein solch trauriges Ende nehmen sollten, nicht überleben. Er gab sich im Bonfelder Schloßgarten den Tod durch einen Pistolenschuß, und den Kannibalen machte es Vergnügen, mit Bajonetten und Heugabeln in seinem Leichnam herumzuwühlen.

Indessen war die Nachricht von solchen Auftritten nach Heilbronn gekommen; die republikanisch gesinnte Parthei der Oberamtsstadt machte sich auf, um an den badischen Soldaten ihren Muth zu kühlen; glücklicherweise bewog dieß aber den größeren Theil der Heilbronner, die gut gesinnt waren, die Hitzköpfe und Übelgesinnten nicht allein marschiren zu lassen. Der Commandant der Bürgerwehr, Waldinspector Bernh. Nikel, rückte daher mit Reitern, Scharfschützen, Feuerwehr und anderer Bürgerwehr aus, theilte sein Corps in zwei Theile und besetzte Fürfeld und Bonfeld. Es war die höchste Zeit, daß die Heilbronner eintrafen, und mit ihnen ein Königlich Württembergischer Regierungs-Commissär aus Stuttgart. Den Brutalitäten der Badischen Freischärler ward dadurch doch ein Ende gemacht. Die Württemberger konnten es zwar nicht hindern, daß die Freischärler die Kanonen und andere Waffen ins Badische mit nahmen, auch die meisten Soldaten; aber die Badischen Offiziere begaben sich in den Schutz der Heilbronner, und von Heilbronn aus nach Ludwigsburg. Der Tumult war in Bonfeld gräßlich, das Gehetze, welchem die Offiziere einige Zeit lang bei Tag und Nacht ausgesetzt waren, die Abspannung und das traurige Ende des Hauptmanns von Grosmann hatte die Offiziere der Verzweiflung nahe gebracht.

Die Kirche und der Kirchthurm zu Bonfeld wurden im Jahre 1774 neu erbaut. Jene, 1855 innen geschmackvoll restaurirt, liegt auf einem Hügel mitten im Dorf und hebt sich namentlich von der Südseite sehr freundlich heraus. In neuester Zeit erhielt die Kirche eine gute Orgel.

Die Freiherren von Gemmingen bewohnen zwei im Mansardstyle | erbaute Schlösser zu Bonfeld, an welche sich schöne Gärten und zweckmäßig eingerichtete Öconomiegebäude anreihen. Das obere Schloß wurde 1740–1750 erbaut, als der ehemalige Anspachsche Minister Freiherr von Gemmingen noch unter Vormundschaft stand, das untere 1780 von dem Ritterrath Eberhard Ludwig von Gemmingen, der 1841 in einem Alter von 91 Jahren gestorben ist.

Dieser suchte auch einen Handwerkerstand in Bonfeld heranzubilden, der aber nicht recht gedeiht, weil die Städte Wimpfen und Heilbronn zu nahe liegen. Dagegen wird der Landbau in Bonfeld mit Fleiß und rationell betrieben, wobei die gutsherrlichen Meiereien zum Vorbilde dienen.

Im Jahre 1845 war die Bevölkerung auf 1455 Seelen gestiegen, worunter 130 Israeliten, deren Vorältern in den 1780ger Jahren in den Schutz aufgenommen worden waren. Eine solche Seelenzahl konnte der Ackerbau nicht ernähren, und da die Abgelegenheit des Ortes für Handel und Industrie nicht günstig ist, so war eine massenhafte Auswanderung nothwendig, so daß sich 1855 nur noch 1279 Seelen, worunter 90 Israeliten, in Bonfeld befanden.

Um dem Landbau eine größere Fläche zu verschaffen, ließ die Gutsherrschaft den Wald Breitloch ausrotten und einen Meierhof neu anlegen, mit schöner Fernsicht auf die Berge bei Heilbronn und Weinsberg. Es ist dies die Parzelle Eichhauserhof, von Freiherr Moritz von Gemmingen 1856 errichtet.



  1. Als der Heilbronner Rath zu einer Disputation mit den Mönchen noch weitere lutherische Prediger einlud, so wurde 1532 auch Wolf von Gemmingen ersucht, seinen Pfarrer Magister Franzen zu schicken, was Wolf auch zusagte.
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