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Böckingen,
Pfarrdorf II. Classe mit 1763 Einwohnern (worunter 10 Katholiken, die in Heilbronn eingepfarrt sind).

Nur 3/4 Stunden südwestlich von Heilbronn an einem See,[1] der 111/8 Morgen groß an einigen Stellen 20 Fuß tief und der quellenreiche Überrest eines vormaligen Neckararmes ist, nahe am Neckar, liegt das freundliche Dorf, dessen Ostseite seit 1848 von der Eisenbahn berührt wird. Die Staatsstraße von Heilbronn nach Brackenheim schlängelt sich durch den Ort.

Heilbronner Wiesen erstrecken sich so nahe an Böckingen hin, daß die Marksteine keinen Büchsenschuß von dem Böckinger Kirchthurme entfernt sind. Die Böckinger Markung dehnt sich aber weithin auf den fruchtbaren Hügeln zwischen dem Neckarwiesenthal und dem Heuchelberge aus.

Den Namen hat Böckingen wahrscheinlich von dem in der ersten Silbe enthaltenen alten Mannsnamen Bacho oder Becho.

| Das jetzige Ortssiegel mit einem springenden Bocke ist offenbar neueren Ursprungs.

Böckingen erscheint sehr frühe, seit 766 und zwar bis in die ersten Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts herein öfters wiederholt im Schenkungsbuch des Klosters Lorsch (Cod. Laur. Nr. 27, 48); die Bezeichnungen sind in pago Gardachgowe[2] in Backinger marca J. 780 (ib. Nr. 3501). Bachingen (Nr. 3522), villa Beckingen (Nr. 2748, 2749, 3523, 3655), Beckinger marca (Nr. 2746), Beckingen (Nr. 13).

Die Kirche war dem St. Pancratius geweihet und später ward nicht weit davon auch eine Capelle dem St. Nicolaus erbaut (Würdtwein, Nov. subs. 3, 310).

Auf einem kleinen Hügel am oberen See, noch jetzt die Burg genannt, auf der die Eisenbahn hinziehet, stand ehemals die Veste eines edlen Geschlechts, das sich „von Böckingen“ nannte. Die hiesige Vogtei stand ihm zu. Es führte drei Ringe (2. 1.) im Wappen (Mone, Zeitschr. 2, 463). Der älteste bekannte Name, nach der Mitte des 13. Jahrhunderts, ist Konrad.

Auf uralten hiesigen Besitz der Calwer Grafen weist zurück der später auftauchende der Grafenfamilien von Eberstein und der Grafen von Zweibrücken, deren letztere in die erste sich einheirathete. Von den Ebersteinern und Zweibrückenern, wie auch von den Württemberger Grafen[3] und den Weinsberger Herren trug, so weit die Urkunden hinaufreichen, der Ortsadel seine hiesigen Lehen.[4]

Es erhielten dergleichen am 15. Juni 1285 Adam von Böckingen von den Gebrüdern Simon genannt Wecker und Friedrich Graf von Zweibrücken 1/3 Weinzehnten und den Kirchensatz, im Jahr 1332 | Kunz von Böckingen von Heinrich Graf von Eberstein desgleichen, den 4. April 1431 Hans und Konrad Gebrüder von Böckingen von dem Grafen Bernhard von Eberstein 1/4 Vogtei und Gericht, Gülten, Güter und Leibeigene, den 10. Mai 1439 Konrad von Böckingen von dem Grafen Friedrich von Zweibrücken den Kirchensatz und Zehnten in Böckingen und Großgartach, am 19. Februar 1508 Eberhard von Böckingen von Graf Reinhard von Zweibrücken Kirchensatz und Zehnten in Böckingen und Großgartach. Mit diesem Eberhard erlosch das Geschlecht derer von Böckingen.

Schon vorher hatte von eben dieser Familie die Stadt Heilbronn den Ort fast ganz erworben. Diese Stadt erkaufte z. B. am 14. März 1342 drei Theile der Vogtei (Lehen von Württemberg) nebst vielem Zugehör von Johann von Böckingen (Jäger 1, 117), und am 16. Juni 1431 von Hans und Conrad Gebrüdern von Böckingen 1/4 Vogtei und Gericht, Gülten, Güter und Leibeigene. Zum Kirchensatz gelangte die Stadt erst 1736 (s. unten).

Im 15. Jahrhundert hatte Böckingen wie die anderen Heilbronner Dörfer, seinen reißigen Schultheißen, welcher Bürger (Patricier) sein und der Stadt mit einem Pferde dienen mußte, gegen eine Besoldung von 20 Gulden, 20 Malter Korn, ebenso viel Haber, 2 Morgen Wiesen und Brennholz.

Daneben macht sich auch manche geistliche Besitzung bemerklich, 1161 die des Klosters Odenheim, 1233 die des Stiftes Wimpfen, 1279 die des Klosters Schönthal, welches auch später noch eine Erwerbung machte u. a. m.

Im Jahr 1438 in der großen Fehde der Stadt Heilbronn mit Eberhard von Venningen und Erkinger Hofwart von Kirchheim und ihren Gesellen legten diese die Dörfer Böckingen und Frankenbach in Asche, erstachen Hansen Schellenberg, der Schultheiß in Böckingen war, und warfen Kindbetterinnen und kranke Leute aus ihren Betten, so daß viele im Felde starben. Burkhard von Sturmfeder zerstörte den Sonnenbrunnen.

Um dieselbe Zeit gab es viel Streit über die Gränze zwischen Klingenberg und Böckingen. Eberhard und Bernhard von Neipperg, jetzt Besitzer von Klingenberg, raubten Frauen und Mädchen aus Böckingen auf ihrer Markung als Pfänder, was blutige Gefechte der Heilbronner und Böckinger mit den Neippergern zur Folge hatte. Von den letzteren wurden viele erschlagen. Die Herrn v. Neipperg verlangten 1000 fl. Heilungs- und Atzungskosten. Ein Schiedsgericht | zu Heidelberg wies sie aber 1443 ab, weil sie durch die Pfändung an Böckinger Frauen den Anlaß dazu gegeben.

1525 beim Bauernkriege spielte Jakob Rohrbach aus Böckingen, ein sehr kluger Kopf, beredter, aber auch sehr unruhiger gewaltthätiger Mann, und sein Bruder zu Böckingen eine große Rolle. Jäklein war verschuldet, stritt sich vor den Gerichten mit Vielen herum, erschlug mit anderen den Schultheißen zu Böckingen, Jakob von Olnhausen, und als er auf Entrichtung seiner schuldigen Gülten von dem Stifte in Wimpfen belangt wurde, so stellte er sich nicht, sondern entwich in das Löwensteiner Bad, wiegelte nach dem Vorgange Georg Mezlers aus Ballenberg viele Bauern gegen Geistliche und Obrigkeit auf, besetzte Flein, Sontheim, Großgartach und andere Dörfer, brandschatzte das Stift in Wimpfen und zog mit 800 Bewaffneten nach Öhringen, wo er sich gegen die Grafen von Hohenlohe mit Unterthanen derselben, die er aufhetzte, verband, wie bald darauf in Laufen mit Württembergischen. Nachdem er auch mit Aufrührern aus dem Odenwald sich vereinigt hatte, so nahmen diese Haufen Weinsberg ein und marterten den Grafen Ludwig von Helfenstein und andere Ritter zu Tode. Matthias Ritter aus Böckingen stürzte drei von der Besatzung vom Weinsberger Kirchthurme herab. Beckerhans von Böckingen erschlug den jungen Dieterich von Weiler. Die schwarze Hofmännin aus Böckingen, Rohrbachs Helferin, erfüllt von dem leidenschaftlichsten Hasse gegen den Adel, welche mit den Bauern aus Böckingen nach Öhringen, Schönthal und Lichtenstern gezogen war, und zur Rache und Plünderung angefeuert hatte, stach mit ihrem Messer in den Bauch des erstochenen Grafen von Helfenstein und schmierte sich mit dem herauslaufenden Fette die Schuhe. (Zimmermann, Gesch. des Bauernkriegs 2, 291, 302. 3, 488 bis 490.) In Heilbronn plünderten die Bauern mit Jäklin Rohrbach, der sich hatte zum Kastenmeister erheben lassen, das deutsche Haus und die Klosterhöfe.

Aber die Strafe für so große Frevel blieb nicht lange aus. Die Bauern wurden überwunden, Böckingen niedergebrannt, die Rädelsführer hingerichtet. Jakob Rohrbach wurde im Weidach bei Neckargartach mit einer Kette an einen Baum befestigt und lebendig gebraten.

Der schwäbische Bund setzte den Böckingern 700 fl., den Neckargartachern ebensoviel, den Fleinern 500 fl. und den Frankenbachern 300 fl. Strafen an und als Entschädigung für Plünderungen mußten | diese vier Dörfer nach Lichtenstern 200 fl., nach Maulbronn 110 fl. und der Regierung zu Stuttgart 500 fl. ersetzen.

Ums Jahr 1530 machte der Heilbronner Rath auch in Böckingen den Anfang mit der Kirchenreformation.

Mit Eberhard von Böckingen starb um das Jahr 1545 der männliche Stamm der adeligen Familie von Böckingen aus. Der von Zweibrücken zu Lehen gehende Kirchensatz von Böckingen nebst Zugehör fiel daher als Mannlehen heim. Der Graf Jacob von Zweibrücken verlieh im Jahre 1555 alles wieder gegen 500 fl. an Eberhards Tochter Agatha von Böckingen und deren Erben beiderlei Geschlechts als Kunkellehen. Georg Christof vom Holz heirathete diese Erbtochter, und so kamen die vom Holz in den Besitz dieser Gerechtsame.

Eberhard von Böckingen und sein Tochtermann hatten die Pfarrei zu Böckingen nur so nebenher durch einen Priester aus Heilbronn um 30 fl. versehen lassen. Die Bürgermeister in Heilbronn nahmen sich der Gemeinde an und brachten ums Jahr 1560 einen Vertrag zwischen dem Kirchenpatron und der Gemeinde zu Stande, nach welchem diese gegen Überweisung 11jähriger Pfarrgefälle die Verbindlichkeit übernahm, das Pfarrhaus sammt Scheuer wieder aufzubauen und einen Garten dabei einzurichten. Nun erst führte der Heilbronner Rath die Reformation vollends ein.

Im Jahr 1633 wohnten Georg Christof und Albrecht Conrad vom Holz in Heilbronn. Durch den 30jährigen Krieg veranlaßt, verließen sie aber die Stadt. Ihre Nachkommen besitzen jetzt die Rittergüter Alfdorf und Wißgoldingen.

Im 30jährigen Kriege hatte auch Böckingen viel zu erdulden. 1622, nach der Schlacht bei Wimpfen, verfolgten die Croaten die fliehenden Soldaten des Markgrafen von Baden bis in das Dorf Böckingen, wo Michael Joß, ein Bürger in Böckingen, in seinem Hause von einem Croaten erschossen wurde. Im Jahre 1634, als Heilbronn von den Kaiserlichen belagert und beschossen worden ist, steckten diese am 18. September auch Böckingen in Brand. Der Pfarrer M. Eberhard Ludwig Münster wurde daher am 8. December 1635 nach Flein versetzt. Unterm 4. Februar 1636 wurde dem Pfarrer M. David Walter zu Frankenbach der Auftrag gegeben, auch die Pfarrei in Böckingen zu besorgen, so daß Böckingen einige Jahre lang keinen eigenen Pfarrer hatte.

Im Jahr 1674 litt Böckingen sehr durch die vor den Franzosen | fliehenden Brandenburger und Lüneburger. Die damalige Einquartierung etc. kostete 8191 fl.

1675 am 7./17. August zog der französische Kriegs-Commissär La Coupilliere mit 500 Reitern aus Philippsburg aus, um die Heilbronnischen Dörfer zu brandschatzen. Während jedoch diese Mordbrenner in Neckargartach und in Frankenbach plünderten und sengten, rückten 150 deutsche Soldaten und Freiwillige von der Bürgerschaft aus der Festung Heilbronn und besetzten Böckingen, wodurch die französischen Dragoner ferne gehalten wurden. Im August 1676 wollte wieder ein Corps aus Philippsburg Böckingen einnehmen. Die Bauern verrammelten die Thore ihres Dorfes mit Wägen und Karren, und die Franzosen verloren mit der Beseitigung dieser Hindernisse so viel Zeit, daß sie kaum mit der Plünderung angefangen hatten, als viel Heilbronner zu Hülfe kamen und die Räuber verjagten. Zwei derselben wurden noch im Dorfe erlegt, zwölf Reiter gefangen und nach Heilbronn geführt.

Im Jahr 1693, als Prinz Ludwig von Baden, Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee am Rhein, ein Lager bei Böckingen bezogen hatte, schoß am 17. Mai ein Soldat aus Muthwillen in eine Scheuer. Sie gerieth in Brand und 16 Gebäude wurden eingeäschert. Noch in demselben Monat hatte Böckingen viel zu leiden, als die Franzosen ein Lager zwischen Böckingen, Klingenberg und Großgartach schlugen, aus 100 Feuerschlünden gegen die Armee der Deutschen über den Neckar schossen und das Dorf ausplünderten.

1735 hielt sich eine russische Armee unter Lascy in Heilbronn auf, und ließ ungarische Schlachtochsen, die sie mitführte, zwischen Böckingen und der Stadt weiden. Von diesen wurde das Rindvieh in Böckingen und der Umgegend angesteckt und viele Ställe starben durch die Löserdürre[ws 1] aus.

1736 erkaufte Heilbronn von dem Ritterrath vom Holz den von der Grafschaft Hanau-Lichtenberg als Erblehen besessenen, seit 1733 aber von diesem Lehensverbande befreiten Pfarr- und Kirchensatz, ferner 1/6 am großen Fruchtzehnten und 1/2 am Weinzehnten in Böckingen für 8500 fl.

1743 zog Johann Adam Schmidt, der Sohn eines Heilbronner Kaufmanns und Pfarrer zu Böckingen, mit sieben wohlhabenden Familien von da und mit drei Heilbronner Familien nach Marienborn und Herrenhaag, um daselbst wie sie sagten „dem Heiland und dem Lamm allein sich zu widmen.“ Es hatte nämlich eine Predigt, welche der Graf Nicolaus von Zinzendorf am 14. Juli 1739 in der Kilianskirche | zu Heilbronn gehalten hatte, diese Leute so angesprochen, daß sie sich der Herrnhuter Brüdergemeinde anschlossen und auswanderten, nachdem die Kirchenvorsteher zu Heilbronn den Pfarrer zuerst gewarnt und dann seiner Pfarrstelle verlustig erklärt hatten.

1803 kam Böckingen mit der Stadt Heilbronn an Württemberg, und zum Oberamt Heilbronn.

Feuersbrünste verzehrten am 13.–14. Januar 1744 acht Gebäude, am 20. Januar 1760 fünf, am 11. November 1811 ein Haus, am 2. Februar 1849 mehrere kleine Gebäude (Schaden 1746 fl. 40 kr.), im Frühjahr 1851 ein Wohnhaus (Schaden 1895 fl.), am 15. Oktober 1852 einen kleinen Theil einer Scheuer (15 fl.), und am 31. August 1854 ein Wohnhaus mit fünf Scheuern (3498 fl. 38 kr.), am 1.–2. Oktober 1854 und am 5. Dezember 1854 Nachts 8 Uhr durch Einlegen ein Haus, zwei Scheuern und ein Kelterbau (1876 fl. 43 kr.), und um Mitternacht am 8.–9. Dezember zwei Scheuern (Schaden 1000 fl. 52 kr.), am 21. September 1862 ein Haus und fünf Scheuern.

Nach den Verwüstungen, welche das Dorf in den Jahren 1438 und 1634 erlitten hatte, ist es nicht zu verwundern, daß Böckingen gar keine alten Gebäude hat. Die Kirche und die unteren Stöcke des an deren Westende angebauten Thurmes haben Spitzbogenfenster ohne Füllungen. An der südwestlichen Ecke der Kirche ist ein Treppenthurm im Renaissancestyl mit Kuppel im Jahr 1610 angebaut worden. Das Pfarrhaus wurde 1780 neu erbaut.

Auch das Rathhaus, in welchem die Schulen sind, ist von guter Beschaffenheit.

Böckingen hat eine große Markung und viele Äcker mit vorzüglichem Boden, auf dem die Kartoffel und Gerste besonders gut gedeihen.

Zu diesem Reichthum an guten Äckern, die es wie Großgartach, Neckargartach u. s. w. besitzt, kommt noch, daß Böckingen das nächste Dorf bei Heilbronn ist, und seine ärmeren Einwohner in den Fabriken dieser Stadt leicht ihr Brod finden können.

Dabei sind die Böckinger von jeher geschickt im Landbau.

Ihnen fehlen nur Wald und Bausteine. Diese und Holz können sie aber im nahen Heilbronn erkaufen.

Vor der Ablösung waren nur die Communwiesen und fünf Morgen bürgerliche Wiesen zehntfrei, aus allen anderen mußte ein Surrogatgeld bezahlt werden, wovon dem Staate 2/3, dem Pfarrer 1/3 gebührte. Der große Fruchtzehnte, der Reps- und Wickenzehnte | gehörte Heilbronn, und seit dessen Mediatisirung dem Staate, vom kleinen dem Staate 2/3, dem Pfarrer 1/3; vom Kraut-, Rüben-, Angersenzehnten hatte der Staat 3/6, die Stiftungspflege Heilbronn 1/6, der Pfarrer 2/6; vom Kleezehnten vom Sommer- und Brachfeld der Staat 5/6, der Pfarrer 1/6, vom Wintergerstenzehnten der Staat 2/3, der Pfarrer 1/3.

Der ganze Zehnten aus dem Pfarrhof (Wittumhof) gehörte dem Pfarrer, aus dem Kröllenhof der Gemeinde.

Acht Morgen Äcker zehnteten dem Grafen von Neiperg und der Pfarrei Klingenberg. Nur 11/8 Morgen Acker war ganz zehntfrei. Der Weinzehnte gehörte bis auf einen kleinen Theil, welcher der Stiftungspflege Heilbronn zustand, dem Staate, aus 71/2 Morgen dem Pfarrer.

An grundherrlichen Abgaben bezog der Staat das meiste; die übrigen Weinsberg und der Spital zu Heilbronn.

Die Gemeinde hält einen Bestandschäfer mit 800 Schafen; die Jagd auf Hasen und Rebhühner und auf Enten und andere Zugvögel ist bedeutender, als in den benachbarten Orten, Großgartach ausgenommen.

Böckingen war wie Frankenbach, Flein und Neckargartach, so lange Heilbronn noch eine Reichsstadt war, ein sogenanntes Herrendorf. Es wurden nämlich immer die drei Bürgermeister und der Stadtschultheiß je mit einem dieser den Adeligen abgekauften Dörfer vom Kaiser belehnt, und wann einer gestorben war, so wurde der Nachfolger dem Kaiser durch den Rath vorgeschlagen und von demselben belehnt. Der Belehnte war im Namen der Stadt der Grundherr, übte als Vogt die Justiz und genoß die Rechte der Jagd, Fischerei u. s. w.


  1. Ein durch Chroniken fortgepflanztes Mährchen will, daß am 5. Oct. 1230 unter Kaiser Friedrich II. ein Hecht mit einem messingenen Ringe hinter den Kiemen, auf welchem in griechischer Sprache dessen erwähnt wurde, in den Böckinger See gesetzt, und daß derselbe, nachdem er eine Länge von 4 Ellen und 31/2 Viertel erreicht, 267 Jahr später im Jahr 1497 350 Pfd. schwer gefangen und dem Kaiser Maximilian I. verehrt wurde (vgl. Crusius, Annal. Suev. 3, 25).
  2. Durch diesen Beisatz ist Böckingen von dem abgegangenen Altböckingen (s. bei der Stadt Heilbronn) zu unterscheiden; sonst ist in den ältesten Zeiten nicht immer sicher auszumitteln, welches Böckingen gemeint ist.
  3. Von letzteren erhielten 1364 die Harsche, 1553 die von Ernberg Zehntantheile zu Lehen.
  4. Sonstige hiesige Besitzer sind z. B. die von Weiler; im Jahr 1403 erhielt Andreas von Weiler 1/6 Zehnten als Lehen von den Grafen von Eberstein (1432 von den von Weiler wieder veräußert). Ein Heilbronner Bürger Hans Mentzer hatte 1405 1/6 des großen und kleinen Zehnten (Ebersteinisches Mannlehen) von seiner Mutter Bruder, Kunz von Klingenberg erkauft, und erhielt solchen Besitz 1422 auf Bitten des genannten Oheims von den Grafen Bernhard und Wilhelm von Eberstein geeignet, „daß er desto baß ein Weib bekommen möchte.“
Anmerkungen [WS]
  1. Löserdürre oder Rinderpest (Pestis bovina)
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