« Kapitel A 6 Beschreibung des Oberamts Heidenheim Kapitel B 1 »
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VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.
1. Politischer Zustand.

Nach den Zeiten der Römer, welche viele Spuren ihrer Niederlassungen in diesen Gegenden zurückgelassen haben (s. unten), treten erst seit dem 8ten Jahrhundert, jedoch beziehungsweise ziemlich frühe, Orte unseres Bezirkes in die beurkundete Geschichte ein: Herbrechtingen im J. 777, Steinheim im J. 839, die Kapelle ad Preuza im J. 875, Anhausen im J. 1125 und bald darauf viele andere Orte. Der zufällige Umstand, daß hier Güter zu geistlichen Stiftungen verwendet wurden, macht uns bei diesen, wie überhaupt bei den ältesten bekannten Orten, mit einem so hohen Alter derselben bekannt.

Der Bezirk gehörte zum Herzogthum Alemannien (Schwaben), zur Zeit der Gaue theils zum Alpgau, theils Brenzgau, theils zum Rieß (Stälin, Wirt. Gesch. I, 279. 291. 307). Genau abgrenzen lassen sich die Gaue in unserem Oberamte nicht, da kein einziger Ort desselben mit der Bezeichnung, daß er im Brenzgau gelegen, und nur zwei, Schnaitheim und Herbrechtingen (J. 866), mit Angabe der Lage im Rießgau urkundlich vorkommen. Der dritte Gau, in welchen im J. 1125 Anhausen gesetzt wird, der Alpgau, kommt nur dieses einzige Mal vor, er mag sich über den Albuch und einen Alptheil erstreckt haben. Ein alter Grafensprengel in dieser Gegend ist der comitatus Hurnia, in welchen Herbrechtingen im J. 779 urkundlich gesetzt wird. Weiter ist von dieser Grafschaft nichts bekannt.

Alte Reichsgüter waren in diesem Bezirk: Herbrechtingen fiscus noster s. H.), die Kapelle in Brenz oder an der Brenz (capella ad Brenza – quaedam res proprietatis nostrae), wahrscheinlich Nattheim, weil K. Otto I. hier Pfalz hielt. In Steinheim hatte K. Ludwig der Fromme Aktivlehen, wenigstens bis zum J. 839. Hohenstaufische Familiengüter, welche mit dem Reichsgute zusammenfielen, sind die Schlösser Burgberg und Giengen.

| Die im Bezirke am meisten begüterten Familien waren die Grafen von Dillingen, die Herren von Hellenstein und die Grafen von Helfenstein. Als sich die Landeshoheit[1]ausbildete, mochte in das Gebiet derselben der größte Theil unseres Bezirkes getheilt gewesen seyn. Von der Familie der Grafen von Dillingen, welche vor den Pfalzgrafen von Tübingen die schwäbische Pfalzgrafenwürde bekleideten,[2] stammten die Stifter von Kl. Anhausen (gegründet um 1125), Pfalzgraf Mangold und seine Söhne Pfalzgraf Adelbert, Ulrich und Walther (der nachherige Bischof von Augsburg); aus den Widumsgütern dieses Klosters, welche bei Anhausen im topogr. Theile aufgezählt sind, läßt sich auf den ausgedehnten Besitz dieses Hauses in unserem Oberamte schließen. Später werden noch einzelne Güter und Rechte desselben in diesem Bezirke genannt, z. B. im J. 1252, 1256 der damals von ihm abgetretene Pfarrsatz in Mergelstetten, ferner die Schutzvogtei über Kl. Herbrechtingen, welche nachher an die Grafen von Helfenstein kam. Und so mag sonst auch das Dillingische Haus noch manche Güter besessen haben, welche wir erst im Helfensteinischen Besitze, da im 13. Jahrh. Graf Ulrich von Helfenstein eine Dillingische Erbtochter heirathete, näher kennen lernen. Die Grafen von Helfenstein, über deren Geschichte die Beschreibung des Oberamts Geislingen S. 140 nachzusehen, sind das wichtigste Geschlecht für unsere Gegend, zumal als mittelbare Rechtsnachfolger der frühe ausgestorbenen Herren von Hellenstein (s. ihre Geschichte im topogr. Theil bei Heidenheim), deren Gebiet recht eigentlich unsere Gegend umfaßte. Die Herrschaft Hellenstein war im J. 1307 dem Reiche angefallen. Zwar machte K. Ludwig der Bayer, bei seinem Streben, die Reichsgüter seiner Familie zuzuwenden, den Versuch, diesen Besitz zu Bayern zu schlagen, | und wirklich erscheint bei der Theilung unter den Söhnen K. Ludwigs im J. 1349 in dem Antheil Ludwigs, Markgrafen von Brandenburg: Hellenstein die Burg, Haydenheim die Statt mit allen ihren Zugehörden, desgleichen Giengen (s. Giengen, wo auch der Beleg). Allein gleich darauf sehen wir diese Orte wieder beim Reich. Sie wurden laut Urkunde den 21. Mai 1351 von K. Karl IV. den beiden Grafen Ulrich von Helfenstein, Brudersöhnen, zu einem edeln Erblehen überlassen. (24.000 fl. hatte die Summe betragen, welche der Kaiser auf diese Besitzungen bei genannter Familie aufgenommen hatte). Als im J. 1356 diese zwei Vetter, Ulrich der ältere † 1372 und Ulrich der jüngere † 1361, die Grafschaft Helfenstein in zwei Theile theilten, fielen dem jüngeren[3] die südöstlichen Landestheile zu, und diese begriffen außer vielen benachbarten Orten, worunter namentlich Blaubeuren (woher der Name: Blaubeurer Linie), in unserem Oberamte hauptsächlich folgende: Giengen Burg und Stadt, Hellenstein, Heidenheim, Hürben, die Klöster Anhausen, Herbrechtingen, Königsbronn, die Vogtei über die Kirche zu Hausen ob Lonthal. Die Theilungslinie gieng über Gerstetten, Heuchstetten, den (jetzt verschwundenen) Hof auf dem Hochberg, Irrmannsweiler, und schied diese Orte, nebst allen östlich hievon gelegenen, dem jüngeren Vetter zu. Folgende Kirchensätze in unserem Bezirke sollten der jüngeren Linie gehören: Gerstetten, Hermaringen, Hohenmemmingen, Heidenheim, Schnaitheim, Fleinheim, auch ein ansehnlicher, im Theilungsbrief umständlich beschriebener Wildbann. Ein halbes Jahrhundert vor obiger Theilung, im J. 1302, waren die Ausstattungsgüter des Kl. Königsbronn (s. d.) von dem Helfensteinischen Besitze genommen. Über der Stelle, wo dieses Kloster gegründet wurde, hatte eine Hauptfeste des Hauses, Herwartstein, emporgeragt. Nach und nach treten mehrere Familien in unserem | Bezirke hervor, welche zum Theil Vasallen der Grafen von Helfenstein, Dillingen waren, und hier, wo nicht ihre Stammburg, so doch ansehnliche Rechte, Patronate etc. hatten, vor dem J. 1500 namentlich: die Güssen von Güssenberg, Brenz und Sontheim, die Herren von Bernau, Eselsburg, Falkenstein, die Hürger von Hürgenstein, die Herren von Suntheim; ferner: die räthselhafte Familie des Markgrafen von Giengen (s. Giengen), diese schon im 11. Jahrhundert, die Herzoge von Teck, die Herren von Rechberg, Alpeck (s. Steinheim), Wolfach (s. Hürben, Herbrechtingen), Scharenstetten (s. Schnaitheim), Rietheim (s. Hermaringen), Leinberg (s. Bergenweiler, Burgberg) etc. Um auf die Grafen von Helfenstein zurückzukommen, so wurde von K. Karl IV. den 19. Nov. 1367 das Lehen Hellenstein nebst Heidenheim und Giengen, welches dem älteren Grafen Ulrich als Vormünder Ulrichs († 1375), des Sohnes seines Vetters, übertragen war, da der junge Ulrich zu Jahren gekommen war, an diesen verliehen (Urk.), und noch im J. 1375 den 2. Juli belehnte ebenderselbe Kaiser mit diesem Besitz den Grafen Hans von Helfenstein, den jüngern, des zuletzt genannten Ulrichs Sohn (Reg. Boic. 9, 332).[4] Allein bald darauf wußte Giengen die Reichsfreiheit zu gewinnen; dagegen wurde Hellenstein nebst Heidenheim im J. 1448 von den Grafen Ulrich und Conrad, Söhnen des eben genannten Grafen Hans um 58.300 fl. und ein Leibgeding an Graf Ulrich von Württemberg veräußert.[5] Schnell rannte diese jüngere | helfensteinische Linie, von einer großen Schuldenmasse belastet, ihrem Untergang entgegen. Conrad, der Mitverkäufer von Heidenheim, hatte – ein Jahr vor diesem – Blaubeuren gleichfalls an Württemberg verkauft. Mit dem Sohne Conrads, Georg, erlosch die Linie im J. 1517. Die von Helfenstein an Württemberg im J. 1448 verkauften Orte werden namentlich genannt, wie folgt: die Schlösser Hellenstein, Hürben, Aufhausen, Güssenberg, die Stadt Heidenheim, die Dörfer und Weiler Utzelberg, Aufhausen, Schnaiten, Markhelstetten, Polheim, Herbrechtingen, Hürben, Hermaringen, Sontheim an der Brenz, Sachsenhausen, Mämmingen, Natin, Flein, Zöschingen, Sontheim bei Stainheim, Senstetten, Gerstetten, Midstetten, Heldafingen, Tettingen, Heuchlingen, Hausen uff dem Luntal, nebst Gerechtigkeiten an vielen andern Orten, einem ansehnlichen Wildbann und den Klostervogteien Anhausen, Königsbronn und Herbrechtingen (Stuttg. Staatsarch., vergl. auch Sattler, Grafen 2, 160). Aber schon im J. 1450 den 16. Okt. verkaufte eben derselbe Graf Ulrich von Württemberg diesen, vom damaligen Württemberg isolirten Besitz vollständig um 60.000 fl. an den Herzog Ludwig (den Reichen) von Bayern,[6] Bruder seiner Gemahlin Elisabeth (Sattler 178). Zwar eroberte im Febr. 1462 im bayrisch-pfälzischen Kriege Graf Ulrich von Württemberg wieder das Schloß Hellenstein und die Stadt Heidenheim, beide wurden ihm jedoch alsbald von Bayern entrissen (Sattler 3, 5. 18) und nach Herzog Ludwigs Tod († 1479) auf dessen Sohn, Herzog Georg († 1503), vererbt. Erst im J. 1503 kam die Herrschaft Heidenheim von Bayern, und zwar von Herzog Albrecht, wieder an Württemberg als Ersatz für die | Beihülfe, welche Herzog Ulrich im Pfälzer Kriege dem Bayernherzog leistete (Heyd, Ulrich I. 97. 119); sie gelangte aber schon im J. 1519 bei Vertreibung Herzog Ulrichs wieder in fremde Hände, in die des schwäbischen Bundes, wurde im J. 1521 von dem Kaiser an die Stadt Ulm um 45.000 fl. verpfändet und von dieser den 12. Mai 1536 nach der Wiedereinsetzung Ulrichs nur ungerne und gegen bedeutende Gegengaben an Württemberg wieder zurückgestellt. (Sattler, Herzoge. 3, 81. 86.)

Noch waren die Burgen Falkenstein und Eselsburg nebst einer Anzahl von Leuten und Gütern in Dettingen und Heuchlingen rechbergisch; diese nebst ein Paar andern Besitzungen erkaufte von Conrad von Rechberg erst Herzog Ludwig von Württemberg um 79.275 fl. den 27. April 1593 (Orig. in Stuttg.). Noch später, im J. 1613, kam Brenz von den Güssen, im J. 1667 Oggenhausen von der Stadt Giengen an Württemberg.

Durch den 30jährigen Krieg erlitt das Haus Württemberg eine 14jährige Unterbrechung seines Besitzes, während welcher Zeit, seit dem 16. Okt. 1635, Churbayern die Herrschaft Heidenheim erhielt (Sattler 7, 137; vergl. auch 8, 102. 185. Beil. Nr. 42. 43. 45. 46). In den württembergischen Titel nahm die Worte „Herr zu Heidenheim" zuerst Herzog Friedrich I. auf, und das Wappen der Herrschaft Heidenheim (s. Heidenh. im topogr. Theile) fügte erst Herzog Eberhard Ludwig im J. 1708 dem älteren württembergischen bei.

Das jetzige Oberamt Heidenheim wurde im Anfang der königlichen Zeiten aus den S. 2. angeführten Bestandtheilen[7] gebildet. Zwar war im J. 1802 auch ein eigenes Oberamt Giengen (s. G.) geschaffen, allein schon im J. 1809 wurde dasselbe zu dem OA. Heidenheim geschlagen.

| Im J. 1810 wurden mit letzterem vereinigt die Dörfer Bergenweiler und Burgberg, welche von Bayern durch den Staatsvertrag, den Württemberg den 18. Mai 1810 in Folge des Wiener Friedens von 1809 abgeschlossen hatte, erworben wurden.


2. Kirchliche Verhältnisse.

Das Christenthum nahmen die Alemannen im 7ten Jahrhundert an, und Spuren christlicher Einrichtungen in unserem Bezirke können wir bis ins 8te Jahrhundert hinauf verfolgen. Das Veranuskloster Herbrechtingen (s. H.), im J. 777 von Abt Fulrad von St. Denis an dieses Kloster testamentarisch vermacht, steht in dieser Beziehung oben an; Kl. Fulda war nicht viel später bei Schnaitheim und Steinheim begütert; im 9ten Jahrhundert kam die Kapelle in (oder an der) Brenz in St. Gallischen Besitz. Verbindungen mit solchen Klöstern, wie die eben genannten, mochten für das kirchliche Leben unseres Bezirkes nicht unwichtig gewesen seyn. Ein großes Kirchenlicht, der Apostel der Pommern, Otto der Heilige, Bischof von Bamberg 1103–1139, hatte einen Ort im Albuch (ungewiß welchen) zur Heimath; durch ihn erhielt die St. Michaelskirche in Bamberg eine Kirche im Albuch (Vita S. Ottonis auctore synchrono in Act. SS. Boll, z. 2ten Jul. S. 379).

Der ganze Oberamtsbezirk gehörte zum Bisthum Augsburg, dessen Westgrenzen gegen das Bisthum Constanz diese Gegenden bilden halfen. Zur Zeit der Abtheilung in Ruralkapitel begriff das Kapitel Giengen die Orte Fleinheim, Giengen, Hermaringen, Hohenmemmingen, Nattheim, Oggenhausen; das Kapitel Heidenheim oder Gussenstadt die Orte Bolheim, Dettingen, Gerstetten, Gussenstadt, Hausen, Heidenheim, Heldenfingen, Herbrechtingen, Hürben, Mergelstetten, Schnaitheim, Söhnstetten, Sontheim, Springen (Königsbronn), Steinheim (Braun, Beschreib. der Diöcese Augsburg I, 534). Ein sehr altes Verzeichniß der Ruralkapitel (in Mon. Boic. 16, 602) nennt Dettingen statt Heidenheim als Kapitelssitz.

| Die bedeutendsten religiösen Anstalten in unserem Bezirke sind die Klöster. 1) Ein Benediktinerkloster: Anhausen. 2) Zwei Augustiner-regulirte Chorherrnstifte: Herbrechtingen und Steinheim, welches letztere jedoch frühe in eine Expositur des Kl. Königsbronn verwandelt wurde. 3) Ein Cisterzienserkloster: Königsbronn (s. über alle diese den topogr. Theil). Von Klöstern außerhalb des Oberamtsbezirks hatten zu verschiedenen Zeiten hier Güter: Kl. H. Kreuz zu Donauwörth in Aufhausen, Kl. Elchingen in Fleinheim, Gerstetten, Hermaringen (es besaß auch einmal den Hof Bibersohl und den Kerbenhof), Kl. Kaisersheim in Hermaringen, Kl. Lorch in Bolheim und Dettingen, Kl. Roggenburg in Königsbronn; Kl. Zwiefalten besaß eine Zeit lang Bibersohl.

Über das wichtigste kirchengeschichtliche Ereigniß, die Reformation, ist unter Heidenheim und Giengen so wie bei den Klöstern das Nähere nachzusehen. Bergenweiler wurde von Heinrich von Stein seit 1588, Brenz erst im J. 1615 reformirt.

Im 30jährigen Kriege wurden im J. 1630 die drei Klöster wieder von katholischen Mönchen besetzt, die zwar Gustav Adolphs Erscheinen vertrieb, aber die Folgen der Nördlinger Schlacht wieder zurückbrachten. In Heidenheim führte Churfürst Maximilian den katholischen Gottesdienst wieder ein, bis der westphälische Friede dies alles wieder änderte.

Superintendenten der Herrschaft Heidenheim waren anfänglich die Stadtpfarrer zu Heubach, die Pfarrer zu Gerstetten, in der Folge (von 1591 an) die Äbte von Königsbronn und Anhausen, von 1632 an aber die jeweiligen Stadtpfarrer von Heidenheim, mit Ausnahme der Jahre 1688–90, wo Dettingen Dekanatsitz war. Bis 1810 war die Diöcese der General-Superintendenz Denkendorf, bis 1823 der zu Ulm, seit diesem Jahr ist sie der General-Superintendenz Hall untergeben.

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3. Besondere Schicksale des Oberamtsbezirks.
Um hier bloß übersichtlich anzudeuten, was zum Theil im topographischen Abschnitte näher entwickelt wird, so bemerken wir, daß Orte wie Ulm, Lauingen, Dillingen, welche von der Natur und nach der Erfahrung die Bestimmung zu Hauptwaffenplätzen haben, zu nahe lagen, als daß nicht meist der Schauplatz der bedeutenderen Begebenheiten in Schwaben auch in unseren Bezirk sich herüberspielte. Im Rieß wurde im J. 841 eine merkwürdige Schlacht geliefert, deren Folgen zur Absonderung Deutschlands vom carolingischen Weltreiche wesentlich beitrugen (Stälin, Wirt. Gesch. I. 256). Lebhaft tobte in der Umgebung von Heidenheim der Städtekrieg (1448, s. Güssenberg, Hürben), bei Giengen (s. G.) im J. 1462 der Krieg Herzog Ludwigs des Reichen von Bayern mit Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg; erobernd zog der schwäbische Bund durchs Brenzthal dem Herzen des Württemberger Landes zu, als er im J. 1519 den Herzog Ulrich vertrieb (s. Heidenheim); auch der Bauernkrieg regte diese Gegenden auf.[8] Im schmalkaldischen Kriege im J. 1546 stunden Kaiser Karl V. und die Bundesfürsten etliche Wochen im untern Brenzthale einander gegenüber, bis letztere zum Weichen kamen. Das schrecklichste Unglück über diese Gegend brachte die versengende Flamme des 30jährigen Krieges nach der Nördlinger Schlacht.[9] Schwer lasteten auf ihr auch die Einfälle der Franzosen in den 80ger Jahren des 17. Jahrhunderts. Der spanische Erbfolgekrieg war eine große Plage für unsern Bezirk; im J. 1702 wurde Stadt und Amt von | dem Churfürsten von Bayern durch Erpressung unerschwinglicher Kriegskontributionen fast zu Grunde gerichtet (Sattler, topogr. Gesch. S. 450), im J. 1703 Giengen von den Franzosen eingenommen, im J. 1704 brach die große Armee unter Marlborough und Ludwig von Baden vom Brenzthale zu ihren Siegen am Schellenberge und bei Höchstädt auf (Pelet. Mém. milit. rel. à la succession d’Espagne. 3. 634. 720. 4, 513). Im J. 1796 zog ein Theil des österreichischen Heeres unter Erzherzog Karl vor den Franzosen unter Moreau sich über die Brenz zurück, das Centrum der letzteren unter St. Cyr rückte am 8. August über Heidenheim gegen Neresheim vor, ihr rechter Flügel aber ward am 11. von den Österreichern unter Feldmarschalllieutenant Hotze geschlagen und bis Heidenheim zurückgetrieben. Den 19. Jun. 1800 drangen die Franzosen von Dillingen und Lauingen gegen Fleinheim, Giengen und das Brenzthal vor (Scheffer, 251). Im J. 1805 suchte ein Korps des Heeres, welches in Ulm kapitulirte, sich über Herbrechtingen, wo es den nachrückenden Franzosen ein hitziges Gefecht lieferte, und durch das obere Brenzthal nach dem Härdtfeld und weiterhin zu retten, es wurde aber von den Franzosen, welche ihm über Heidenheim gegen Neresheim nacheilten, eingeholt und bei Trochtelfingen zur Übergabe genöthigt.


4. Alterthümer.
A. Römische.
Militärische Punkte, wie die Donaugegenden oberhalb und unterhalb des Brenzeinflusses, welche, wie bemerkt, unter allem Wechsel der Kriegsformen eine Rolle spielten, konnten nicht umhin, von einem kriegerischen Volke, wie dem römischen, zu Hauptniederlassungen benützt zu werden, was baldige Ansiedelungen der Römer auch im nahen Brenzthale zur Folge haben mußte. Wirklich gehört unser Bezirk und dessen östliche Nachbarschaft zu denjenigen Gegenden, welche in Südwestgermanien fast die meisten Römerspuren aufzuweisen haben. Schon der Name Heidenheim deutet | auf römischen Ursprung, mehr noch weisen auf solchen die Römermünzen hin, welche man bei Heidenheim, namentlich auf dem dortigen Ottilienberg, ferner bei Brenz, Burgberg, Herbrechtingen, Hermaringen, Sontheim etc., oft in ziemlicher Anzahl, von römischen Kaisern und Kaiserinnen des 1sten bis 4ten Jahrhunderts findet. Auch römische Anticaglien werden hie und da entdeckt, z. B. im J. 1839 bei Mergelstetten ein 31/2 Zoll hohes Brustbild eines Fauns von gebrannter Erde in halberhabener Arbeit, Bruchstück, wie es scheint, einer ganzen Figur. S. Württ. Jahrb. 1840. S. 354.

Die römische Provinz, zu welcher die Brenzthalgegenden gehörten, war Rhätien; ein Name, welcher noch in der Bezeichnung Rieß fortlebt.[10] Die hier stationirte Legion war die dritte italische, von welcher z. B. in Lauingen zwei Steininschriften gefunden worden sind.

Die römischen Denksteine (vergl. Württ. Jahrb. 1835, S. 35), welche bis jetzt im Bezirke des Oberamts Heidenheim an das Tageslicht kamen, sind folgende:

In Heidenheim selbst

D M
T FL VITALIS
CIVES IAL
VIX AN LXX
FL AVCVS LIB
ET ERES FAC CVR.

D. h. Diis Manibus. Titus Flavius Vitalis, cives Jal....(?) vixit annos LXX. Flavius Aucus libertus et heres faciendum curavit. Dieser Stein ist außen an der Kirche eingemauert.

D
TE...TO
ET . SEX
| Dieses Bruchstück, welches keine Deutung zuläßt, befindet sich in der K. Alterthümersammlung in Stuttgart.
MERCVURIO
SAC EX V
TO AI FLO
RENTINVS
RO SALVTE
PRIMITIVI
FILI
VSLLM.

D. i. Mercurio sacrum ex voto. AI (?) Florentinus pro salute Primitivi filii votum solvit libens lubens merito. Am Hause des Färbermeisters Pfister in der mittlern Vorstadt eingemauert.

STATE
TXXII..
IVCVN...
VIX AN V ..
RITV. S. H.

Dieses Grabdenkmal (vixit annos .... , S. H. d. h. secundus heres) wurde im J. 1840 entdeckt und wird in Heidenheim aufbewahrt.

In Brenz an der Kirche ist folgende Inschrift verkehrt eingemauert. (Daß solche nicht in Brenz selbst gefunden, sondern von dem benachbarten bayrischen Dorfe Faimingen dahin gebracht worden sey, scheinen Welser und Andere mehr nach Vermuthung als nach sicheren Nachrichten anzunehmen.)

IN H. D. D.
APOLLI GRANNO
BAHENIVS VICTOR
ET BAHENIVS VICTOR
ET BAHENIVS VICTO
RINVS FILI EIVS EX
VISSV SIGNVM CVM
BASE.
In Hausen ob Lonthal brachte der Abbruch des dortigen Kirchthurms im J. 1835 folgende Inschriftenfragmente | zum Vorschein, welche an der Kirche wieder eingemauert wurden:
.. P CAES. GALLI
GERMANICV
INVICTVS. AV.

D. h. Imperator Caesar Gallienus Germanicus Invictus Augustus. Die Inschrift fällt in die Jahre zwischen 256–268 und ist die späteste, welche bisher auf Württembergischem Boden gefunden wurde.

N
{
O? N(?)
C?
ALIF(?) R
HISPANV
(F?) C (?) IVL (?)
IPSISSI
{
P(?) I
B(?)
R(?)

Nicht zu enträthseln.

Von den unzweifelhaften Römerstraßen, welche unsern Bezirk durchkreuzten, nennen wir zuerst als die wichtigste die Straße von Heidenheim nach den bedeutenden Römer-Anlagen bei Faimingen (Lauingen) an der Donau, und von da nach der Provinzial-Hauptstadt Augusta. Diese Straße nach ihrer ganzen Länge von Lauingen bis Heidenheim untersucht zu haben, ist ein Verdienst des Herrn Gerichtsnotars Krauß in Ehingen. Wir geben aus dessen ausführlichem Bericht an das stat.-topogr. Bureau das Wesentliche in einem gedrängten Auszug. In der Nähe von Heidenheim ist diese Straße weniger gut erhalten, als weiterhin, wo sie auf lange Strecken eine der regelrechtesten Römerstraßen ist, die man sehen kann. Sie beginnt südlich am Todtenberg, und läuft, anfänglich in beinahe ganz östlicher Richtung, über den Starkenberg und Suppenkopf ins obere Hainthal. Sie ist auf dieser Strecke, wo theilweise ein Feldweg und der Fußweg von Heidenheim nach dem Heuhof bald auf bald neben derselben hinführt, hauptsächlich nur durch die Randsteine und die aus den Gütern, | welche sie durchschneidet, ausgeworfenen zahlreichen Pflastersteine bezeichnet. Wenige hundert Schritte links von dieser Straße wurde ein römischer Denkstein aufgefunden; auch fanden sich rechts hart am Weg Überreste von gegypsten Zimmerwänden. Aus dem obern Hainthal zieht sich die Straße den Wald Brandhau hinan, durchschneidet die Straße von Giengen nach Oggenhausen auf der Markungsgrenze dieser beiden Orte, geht am südwestl. Saum des Waldes Röthenberg vorüber in den Wald Kürnberg, in einer Entfernung von 400–500 Schritten südwestlich am Schratenhof vorbei, und zielt in ihrer schnurgeraden südöstlichen Richtung gerade auf den bayrischen Ort Faimingen an der Donau. Am schönsten erhalten zeigt sie sich auf der Hohenmemminger Markung, wo sie einen etliche und 30’ breiten Erdaufwurf bildet, auf welchen ein c. 18’ breites und beinahe 1’ hohes Pflaster von aufwärts stehenden, theils behauenen, theils regelmäßig gebrochenen Steinen aufgesetzt ist. Ein kleineres Beschläge oder ein Sandlager ist nicht zu bemerken; nur die Lücken zwischen den größeren Steinen sind mit kleineren ausgefüllt. Wo die Markungen von Hohenmemmingen und Sachsenhausen mit der des bayrischen Dorfes Bachhagel zusammenstoßen, erreicht die Straße die Landesgrenze und bildet dieselbe auf 1/2 Stunde Länge, bis sie 3/8 St. östlich von Sachsenhausen ganz ins Bayrische übergeht. In dieser Gegend finden sich viele Spuren von Erdaufwürfen, Verschanzungen, Urnen, Gebeinen, Waffen etc., so daß man hier den Schauplatz einstiger kriegerischer Auftritte anzunehmen Grund hat. – Unsicher ist die Annahme eines Arms dieser Römerstraße, der über Oggenhausen nach Nattheim und dem Härdtfeld geführt haben soll. Eine andere Römerstraße geht von Heidenheim aus anfänglich ganz in der Richtung der jetzigen Nattheimer Straße, zieht sich aber unweit der Schnaitheimer und Nattheimer Markungsgrenze links das Ländlethal hinauf, läuft nicht, wie sonst die Römerstraßen, auf den Höhen, sondern auf den Thalmädern als ein unverwüstlicher hoher Damm | fort, und geht durch die Kommunwälder Ländle, Halde und Arzhalde und über das Feld, Kohlplatte genannt, 1/2 St. nördlich von Nattheim in die jetzige Neresheimer Straße über, die sie aber bald wieder verläßt, um in gerader Richtung den römischen Anlagen bei Aufhausen, OA. Neresheim, zuzuführen. – Mit den westlichen Gegenden stand die Römerstadt wahrscheinlich durch das Stubenthal und die „Heerstraße“ in Verbindung, welche auf der Söhnstetter und Gussenstadter Markung bei Waldhausen in das OA. Geislingen zieht. Doch ist diese Straße noch nicht genügend untersucht. Ebenso führte unzweifelhaft eine Römerstraße nordwestlich von Heidenheim nach dem Limes (der Teufelsmauer) bei Gmünd und Lorch, die ihre Richtung über den Galgenberg gegen Zang und nach Bartholomä nahm und noch im Mittelalter im Gebrauche war („als diu Lantstrazz goht für Zang“ Helfenst. Theilungsbrief v. J. 1356). Schon im ältesten Heidenheimer Salbuch heißt sie die „alte Straße.“ Allein auch diese Straße bedarf im Einzelnen noch genauerer Nachweisung. – Eine alte Straße von Lauingen westwärts nach der Alp durchschneidet nur die Südspitze des Bezirks. Sie zieht nach Urspring, Drakenstein und den Niederlassungen am mittlern Neckar.


B. Deutsche.
Aus dem früheren deutschen Alterthum scheinen die Todtenhügel herzurühren, welche man an verschiedenen Orten des Bezirks gefunden, und zum Theil auch aufgegraben hat. Eine besonders zahlreiche, nahe beisammenstehende Gruppe derselben sieht man im Schmitthau oder Burren, einer Waldfläche bei Mergelstetten. S. den Bericht des Herrn Topographen, O.-Lieutenants Dürrich, über dortige Ausgrabungen in den Württ. Jahrb. 1833. II. S. 356 ff. Mehr vereinzelt stehen sie bei Nattheim auf der Reute (s. Ortsbeschr.); ferner finden sich mehrere im Wellenreißhau bei Küpfendorf, im Grothhau bei Steinheim etc. – Schanzen, welche das Volk aus dem Schwedenkrieg datirt, vielleicht | aber einer viel ältern Zeit angehören, haben sich erhalten auf der Burg bei Fleinheim, auf dem Kirchberg bei Nattheim, auf dem Bügenberg bei Eselsburg, auf dem Gnannenkopf bei Königsbronn (s. die betreffende Ortsbeschr.) – Die im Mittelalter gewöhnlich gewesenen Straßen waren theils die aus der Römerzeit überkommenen (s. vorhin), theils neugebildete. Die frequenteste war ohne Zweifel die Straße nach Bayern, auf welcher diesem Lande die Weine der Rhein- und Neckargegenden, den Schwaben aber das Salz der Bayern zugeführt wurde. Sie folgte von Lauingen der Römerstraße bis in die Gegend von Hohenmemmingen, bog sodann nach diesem Ort ein, wo seit alten Zeiten eine Zollstätte sich befand, und zieht, jetzt noch unter dem Namen Weinsträßle bekannt, der Römerstraße südlich parallel laufend nach Heidenheim. Bei dem sogen. hohen Stich fällt sie in die jetzige Gienger Straße ein. Sie war bis zur Anlegung der Chaussee über Hermaringen (s. oben) die Landstraße nach Bayern, und wird noch jetzt von Viehhändlern gebraucht. S. Ortsbeschr. Hohenmemmingen. Aus dem Mittelalter stammen auch die Straßen nach dem Kocherthal, und die nach Nürnberg über Nattheim; in letzterem Orte und in Itzelberg bestanden alte Zollstätten. Der Straße gegen Zang nach Gmünd ist vorhin gedacht.[11] Westwärts wurde noch die alte, wahrscheinlich römische „Heerstraße“ befahren, die eine Zollstätte bei Gussenstadt hatte. Nach Ulm führte die Straße über Dettingen, von wo der Weg nach Hausen noch jetzt das „Heersträßle“ heißt.

Schlösser, Burgen, Burgruinen, und Stellen alter Burgen, worüber das Nähere in den betreffenden Ortsbeschreibungen zu ersehen ist, befinden sich folgende in dem Bezirk:

|
Aufhausen (G. Schnaitheim), Hügerstein (G. Dettingen),
Bergenweiler, Hürben,
Bindstein (G. Herbrechtingen), Irrmannsweiler (G. Steinheim),
Brenz, Mergelstetten,
Burgberg, Ochsenberg, (G. Königsbronn),
Eselsburg
Falkenstein
}
(G. Herbrechtingen, Oggenhausen,
Ravensburg

(G. Bergenweiler),
Gaisberg (G. Steinheim), Schnaitheim,
Giengen, Sontheim a. d. Br.,
Güssenberg (G. Hermaringen), Sontheim, (G. Steinheim),
Hellenstein, Stromberg (G. Hermaringen),
Herwartstein (G. Königsbronn), Weikersberg (G. Königsbronn).
Groß, und vielleicht größer als in irgend einem andern Theil des Landes, ist die Zahl der abgegangenen Orte (Weiler). Wir finden folgende Namen genannt, die wir nach der Ordnung der betreffenden Gemeinden aufführen, indem wir wegen des Näheren auf die Ortsbeschreibung verweisen:[12] |
Dettingen: Ratfelden,            Königsbronn: Baumgarten,
Sillenstetten. Breitensohl,
Fleinheim: Walkersdorf. Spicht,
Gerstetten: Berlingen, Steinhürn,
Emerstetten Weikersberg,
Erpfenhausen, (Zahnberg).
Lehrenberg, Nattheim: Ilgensohl?
Maidstetten Oggenhausen: St. Margareth,
Regelstetten, Wallfahrtskirche.
Steinhaus, Schnaitheim: Brandelzhausen?
Wallbach. Enggassen,
Giengen: Alten-Giengen. Hirrweiler?
Gussenstadt: Hagenhülb Rothensohl,
Taubenlauch, Rudolsberg.
Vorderweiler Söhnstetten: Einsiedel.
(Goldweiler) Steinheim: Adelgotzweiler,
Heldenfingen: Rüblingen. Burg,
Herbrechtingen: (Bindstein), Felgenhof,
Heudorf. Geroldsweiler,
Hermaringen: Gerensweiler, Hitzingen,
Güssenhof, Hohenberg,
Stehberg. St. Johanniskirche
Heuchlingen: Jungholzerhof.      bei Küpfendorf,
Hohenmemmingen: Klösterle (Rechenzell?)
Sparenweiler, Kloster bei Bibersohl,
Stulen, Sachsenhard,
Weiler. Weiler,
Westheim.

Nicht näher nachzuweisen sind die weiteren Weilerstätten, welche das Salbuch als auf dem Albuch gelegen und „mit Holz verwachsen“ anführt: Mackminsweiler (wahrscheinlich das Machalmeswilare der Anhauser Urk. v. 1143. Bes. p. 331), Rechenwasser, Gasengrunt (Geisengrund), Birkwang. Endlich haben wir ohne Zweifel auf dem Albuch folgende in der eben genannten Anhauser Urk. erwähnten abgegangene Orte zu suchen: Erchenbrechtesberc, Wenelenwilare, Hohensol, Luveswilare, Babenwanc.


  1. Von Territorium wird in unsern Gegenden am frühesten i. J. 1268 gesprochen durch die Grafen von Helfenstein.
  2. Vergl. hierüber den 2ten Band von Stälins Wirt. Geschichte, welcher demnächst erscheinen wird.
  3. Das Gebiet der ältern Linie erstreckte sich nicht in unsern Bezirk
  4. Dasselbe that den 19. Aug. 1401 K. Ruprecht mit Helenstein der Veste und Heidenheim dem Markt, der Vogtei der Klöster Herbrechtingen und Anhausen etc. (Chmel Reg. Ruperti S. 47).
  5. Noch im J. 1446 hatte K. Friedrich IV. den Brüdern Ulrich und Conrad, Grafen von Helfenstein, verliehen: das Schloß Hellenstein, das dabei gelegene Städtlein Heydenheim, die Kirchensätze „dazu gehörend und mit aller ander Zugehörd der Vörst- und Wiltpanne, Mann und Mannschaft, der Vogteien über die Klöster Herbrechtingen und Anhausen, it. die Zölle zu Gyslingen, Kuchen und Haydenheim.“ Chmel Reg. Frid. 1, 213. Vom Jahr 1448 ist schon ein Lehenbrief desselben Königs für Graf Ulrich von Württemberg über diese Herrschaft. (>Orig. in Stuttg.)
  6. Unter diesem Herzog Ludwig ist das älteste Salbuch von Heidenheim und Hellenstein aufgerichtet worden, welches wir unten im topographischen Theile häufig anführen. Das Original, wovon die Stadt Heidenheim eine Abschrift besitzt, befindet sich in München.
  7. Ein Paar altwürttembergische, zum Klosteramt Königsbronn gehörige Parzellen und Ortstheile (Parzelle Hesselschwang, Theil an Degenfeld und Oberkochen) wurden den neugebildeten Oberämtern Aalen und Gmünd zugetheilt.
  8. 1526 Verschreibung von 45 Bauern zu Brenz gegen ihren Junker Hans Güssen, daß sie die ihnen auferlegte Geldstrafe, weil sie an dem Bauernkrieg Theil genommen hatten, in 4 Zielern allwegen auf Georgi bezahlen wollen. Orig. im Stuttg. Staatsarchiv.
  9. Ein Beispiel von vielen: im J. 1649 berichtete die Gemeinde Schnaitheim, „seit der Nördlinger Schlacht, also seit 15 Jahren, sey nicht wohl eine Woche vorübergegangen, wo sie nicht einen Durchzug oder Quartier, ja zum öftern zwei oder mehrere auf dem Hals gehabt.“
  10. „Rieß Recia, provincia Sueviae; Riez Rhaecia. Über die Identität dieses Riez, Rieß mit dem Rhaetia der Alten ist wohl um so weniger ein Zweifel, als jenes Wort früher eine viel ausgedehntere Landstrecke bezeichnete. Augsburg im Rieß. Tres sunt Retiae, Retia curiensis, Retia augustensis ...“ Schmeller, bayr. Wörterb. 3, 184.
  11. In der Folge wich die Straße nach dem Remsthal von dem alten unbrauchbar gewordenen Römerweg ab. Der „Postweg“ heißt der Weg nördlich von Söhnstetten, von St. Patriz bei Böhmenkirch nach Steinheim. Eine kleine Viertelstunde nördlich von diesem heißen die Felder von Gnannenweiler nach Steinheim „am hundertjährigen Weg.“
  12. Diese Orte, darunter ein paar Höfe, lagen mit wenigen Ausnahmen auf der Alp und besonders dem Albuch. Die Zeit ihres Verschwindens läßt sich nicht angeben; auf keinen Fall trägt der 30jährige Krieg Schuld daran, wie man gewöhnlich sagen hört. Das Landbuch vom J. 1624 kennt schon keinen einzigen dieser Namen mehr, mit Ausnahme des Hofs auf dem Güssenberg. Sogar zur Zeit des Städtekriegs, der anderwärts den Untergang kleiner Ortschaften veranlaßte, waren die obigen schon nicht mehr vorhanden. Im oben angeführten Kaufbrief von 1448 ist außer Maidstetten keiner dieser Orte erwähnt, und das bayrische Salbuch (zwischen 1449 und 1479) spricht auch nur von diesem Maidstetten als einem noch bewohnten Weiler, führt aber die übrigen, welche es nennt, als bloße Weilerstätten, d. h. abgegangene Weiler auf, und bedient sich einigemale des Ausdrucks: „vor Zitten, da der Ort bewlich (angebaut) gewesen.“ Diese Namen haben sich größtentheils in den Lagerbüchern als Namen von Feld- und Walddistrikten erhalten, und ein Beweis der frühen Aufhebung der Wohnorte ist, daß diese Distrikte oft in zwei und drei der jetzigen Ortsmarkungen zugleich eingreifen. Nicht wegen Unfruchtbarkeit des Bodens haben die Bewohner ihre Wohnstätten verlassen, sondern ohne Zweifel, um Schutz in unruhigen Zeiten zu finden, und sich gegenseitig zu gewähren, haben sie benachbarten Ortschaften zu größeren Gemeinden sich angeschlossen. Dies geschah aber unstreitig nicht zum Vortheil der Bodenkultur. Felder, die aus der Nähe gebaut, mit einem guten Ertrag lohnten, wurden jetzt vernachläßigte „Ausbäue“ und sind es zum Theil noch bis auf den heutigen Tag. Andere wurden in Holzmäder und Waldungen verwandelt, in welchen die Spuren der Ackerbeete noch heute sichtbar sind. Von daher scheint sich auch das häufige Weiderecht in den Staatswaldungen zu schreiben. Man würde gewiss irren, wenn man aus diesen vielen verschwundenen Wohnorten auf eine ehemals größere Bevölkerung schließen wollte, aber unstreitig bot wenigstens der Albuch die Physiognomie einer kultivirteren und wirthbareren Gegend dar, als er jetzt ist.
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