Beschreibung des Oberamts Gmünd/Kapitel B 17
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Am südlichen Fuße des kahlen, langgestreckten Rechberges liegen gar friedlich zwischen Obstbäumen die beiden schön gruppirten Orte Hinter- und Vorderweiler, jenes am Fuße des Schloßberges, dieses am Fuße des Kirchberges. Sie haben eine höchst großartige Umgebung: Rechberg, Stuifen und Staufen steigen ganz in der Nähe gewaltig empor. Auf dem Rechberg (Kirchberge) hat man eine der prächtigsten und weitesten Aussichten des Landes, s. d. Allgem. Th. Naturschönheiten.
Die weithin sichtbare Kirche steht auf der östlichen Spitze des Rechberges und wurde in den Jahren 1686–88 vom Grafen Bernhard Bero von Rechberg erbaut; der Grundstein ward den 24. April 1686 gelegt. Etwas später, 1699 wurde dann das frühere, 1488 von Graf Ulrich von Rechberg erbaute Kirchlein zum jetzigen Pfarrhaus umgebaut (s. auch unten).
Die im Spätrenaissance-Geschmack aufgeführte Kirche bildet ein schönes, erhebendes Denkmal, in der Grundform eines griechischen Kreuzes mit östlichem, innen halbrundem, außen halbachteckig geschlossenem Chore. Ihre Wandflächen sind außen von dorischer Pilasterordnung | belebt. Der 108 Fuß hohe, mit einer Steinkuppel bedeckte Thurm steht zwischen dem östlichen und nördlichen Kreuzarm und wurde 1775 an der Stelle des vom Blitz zerstörten ganz aus Quadern erbaut. An der Ostseite des Chores befindet sich in einer Nische die Bildsäule der Maria. Kräftige Portale führen in das Innere, einen weiten, schöngegliederten von Kreuz- und Tonnengewölben überspannten Raum, überraschend durch den Reichthum und die Pracht seiner Stuckaturen, welche die vielen Fresken an Wänden und Decke umziehen und sich über Pilaster, Altäre und Kanzel erstrecken. Aus ihren reichen Laubgewinden blicken viele treffliche Figuren besonders Engelsgestalten, und um die Kanzelbrüstung sitzen die vier Evangelisten. Auch die Kirchenstühle, und namentlich die Beichtstühle, sind von sehr bemerkenswerther Schönheit. Die vom Bernhardusberg herübergebrachte Statue des heiligen Bernhardus steht auf dem südlichen Altare. Die Sakristei ist kreuzgewölbt und enthält einen alten Schrank. Die vier Glocken auf dem Thurme sind sämtlich laut Umschriften 1775 nach dem Thurmbrande auf Kosten der gräflich Rechbergschen Familie gegossen und mit deren Wappen geschmückt worden. Die Kirche, 1846 ausgebessert, wird von der Heiligenpflege unterhalten, wurde 1767 zur Pfarrkirche erhoben und war vorher Wallfahrtskirche, s. u.Das stattliche Pfarrhaus mit Wirthschaftsgerechtigkeit, wo der Wanderer freundliche Aufnahme findet, steht am südlichen Rande des Bergscheitels und eröffnet wieder eine wundervolle Aussicht; in seinem unteren Stockwerk finden sich noch Überreste der schon genannten Kapelle. Südlich von der Kirche ist der 1844 erweiterte Friedhof und daneben auf dieser rauhen Höhe der freundliche, hübschangelegte Pfarrgarten. Vor dem Pfarrhaus liegt ein Pumpbrunnen, der nicht selten versiegt, und westlich bei der Kirche das Meßnerhaus. Schöne Bäume, darunter eine prächtige Linde, stehen um die Gebäude, und ein großartiger Frieden weht hier oben, hoch und einsam über den Wohnungen und Feldern der Menschen.
Das Schulhaus, in Hinterweiler gelegen, wurde 1857/58 erbaut, enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; an der Schule sind im Ganzen zwei Lehrer angestellt.
Auf der Markung Schurrenhof steht eine kleine Kapelle; in der Nähe dieses Hofes lag auch das beinahe verschwundene Schloß Hetzelburg.
Das Schloß Hohen-Rechberg, den 6. Januar 1865 Nachmittags Ein Uhr durch einen Blitzstrahl in Brand gesteckt, ragt nun als großartige Ruine empor, mit Ausnahme der im Vorhof gelegenen Jägerwohnung. Es steht auf dem westlich vom eigentlichen Rechberge frei sich erhebenden sog. kleinen Rechbergle. Der natürliche Sattel vom großen zum kleinen Berge wurde noch künstlich ausgetieft und es führt jetzt statt der früheren Zugbrücke eine hohe steinerne Bogenbrücke hinüber, | und zwar zu den nicht bedeutenden Vorbauten, worunter die schon genannte Jägerwohnung und ein halbrunder Thurm gegen Nordost; nur gegen Westen war dieser Graben nöthig, auf allen andern Seiten fällt der Berg hoch und steil ab. Von diesem Vorwerke zur eigentlichen Burg führt eine hölzerne, auf einem Steinpfeiler ruhende Brücke (früher Zugbrücke) über den noch jetzt gegen 50′ tiefen ausgemauerten um die ganze Burg führenden Graben, der an der innern Seite mit einer Brustwehr versehen ist und in den gegen Süden ein schöner halbrunder Thurm heraustritt. Hinter der Brustwehr erhebt sich nun die jetzt trümmerhafte Burg, ein sehr altes gewaltiges Steinhaus, von Osten gegen Westen als unregelmäßiges Vieleck in die Länge gestreckt. Die Umfassungsmauern sind 6–10′ dick aus großen Sandstein-Buckelquadern aufgeführt und noch in bedeutender Höhe erhalten, denn nur die hölzernen Theile des Schlosses wurden durch den Brand zerstört. Gegen Osten, an der inneren Brücke steht ein mit Schießscharten versehener Vorbau in gothischen Formen, mit dem großen spitzbogigen Eingange in die Burg, daneben ein Pförtchen. Im Innern der Ruine sind zwei kleine Hofräume; in einem derselben befindet sich ein rundausgemauerter Ziehbrunnen, der auf 20′ Tiefe Wasser hält. Aus dem hohen Schutt ragen noch einige spitzbogige Pforten und unter ihm haben sich noch weite Kellergewölbe erhalten. Das Bemerkenswertheste aber ist jene jetzt zugemauerte Galerie aus sieben tief eingeschrägten romanischen Rundbogenfenstern in der Südmauer des Schlosses; ohne Zweifel war hier der ursprüngliche Rittersaal; gegen Osten geht in dieses Gemach ein romanisches Doppelfenster, sonst ist nur hie und da noch ein kleines Rundbogenfensterchen an der Burg zu sehen, die, wie das meiste noch vorhandene, den ursprünglichen frühromanischen Baustil bekunden. An dem gegen den Weiler gekehrten Südabhang des Bergs stehen außerhalb der eigentlichen Burganlage noch Reste von Vorwerken.Wir erwähnen noch die Sage vom Rechberger Klopferle, einem Familiengeist; nach ihr soll Ulrich II. von Rechberg ums Jahr 1496 auf einer Fahrt abwesend gewesen und von seiner Frau, Anna von Wenningen, sehnlich erwartet worden sein. Sein treuer Hund hatte öfter Briefe von ihm gebracht, jetzt aber war er lange ausgeblieben; in großer Besorgniß ging die Gemahlin des Ulrich häufig in die Burgkapelle und betete für den Gemahl. Da ward sie einmal in ihrer Andacht gestört durch ein lautes Pochen an der Thüre, worüber sie im Unwillen ausrief: ich wollte du müßtest ewig klopfen! Als sie die Thüre öffnete lag der treue Hund winselnd vor der Schwelle; bald darauf wurde ihr Gemahl todt heimgebracht und in wenigen Wochen hörte sie ein Pochen und verschied. Von dieser Zeit an soll das Pochen des Familiengeistes jeden Todesfall in der Familie Rechberg ankündigen.
| Kehren wir wieder zu Rechberg-Hinterweiler zurück.Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 3 laufende, 9 Schöpf- und 8 Pumpbrunnen; wenn auf dem Kirchberg Wassermangel entsteht, so helfen der Schulbrunnen und der Seebrunnen aus. Quellen sind auf der Markung ziemlich reichlich, die bedeutendste der schon genannte Schulbrunnen beim Schulhaus. Das Wasser ist gut und klar, doch etwas kalkhaltig. Ein Feuersee ward vor 10 Jahren neu angelegt. Nur in ganz trockenen Jahrgängen tritt auch unten am Berg Wassermangel ein. Die Körperschaftsstraßen von Gmünd nach Süssen, nach Reichenbach und nach Ottenbach gehen hier durch.
Die Einwohner sind im Ganzen gesund und rüstig, Lungenentzündung, Lungenschwindsucht und Schleimfieber kommen am häufigsten vor; zwei Männer zählen gegenwärtig über 80 Jahre.
Die Haupterwerbsquellen bilden Feldbau und Viehzucht. Von den Handwerkern sind die Gipser, welche alle auswärts arbeiten, am stärksten vertreten; dann befinden sich im Ort mehrere Pfeifen- und Dosenmacher, welche ihre Waren aus Holzmasern verfertigen und um sehr billigen Preis auswärts verkaufen; bedeutender noch wird vom weiblichen Theil der Bevölkerung die Perlenbeutelstrickerei betrieben, die bis nach Holland ihren Absatz findet. Drei Schildwirthschaften, fünf Kramläden und einige Mühlen bestehen.
Die Vermögensverhältnisse sind mit wenig Ausnahmen geringer als in andern Gemeinden des Bezirks; der Begüterste besitzt 60, der Mittelmann 15, die ärmere Klasse 2 Morgen Feld. Zwei Personen erhalten Gemeindeunterstützung und einige Kinder sind in Erziehungsanstalten untergebracht. Auf der Markung Rechberg-Hinterweiler besitzt der Graf v. Rechberg 175 Morgen Feld und etwa 130 Morgen Wald; die Feldgüter liegen zerstreut und sind verpachtet. Bei den Parzellen ist das Vereinödungssystem eingeführt und es sind 7 Höfe vorhanden, zu denen je 100–200 Morgen Grundeigenthum gehören.
Die nicht große Markung, von der überdieß ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist oder öde liegt (Rechberg), hat im allgemeinen eine meist unebene von Thälchen und Rinnen vielfältig durchzogene Lage und einen ziemlich fruchtbaren, theils lehmigen, theils sandig lehmigen, auch kalkreichen Boden, der sich aus den Zersetzungen des braunen und des weißen Jura gebildet hat; an einzelnen Stellen ist der Boden humusreich und in den Thälern haben sich Alluvionen abgelagert, die den Wiesenbau sehr begünstigen. Auf der Markung gewinnt man den weißen Jurakalk und den Sandstein des braunen Jura, der auch auswärts verwendet wird.
Das Klima ist im allgemeinen rauh, die Nächte auch den Sommer über kühl, dagegen der Vorwinter regelmäßig milder als im Thal; Frühlingsfröste kommen gerade nicht häufig vor, um so mehr aber wegen der hohen freien Berge heftige Winde und Stürme.
| Die Landwirthschaft wird recht gut betrieben und der Boden neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln durch Mischung von Kompost und Mergel zu verbessern gesucht. Der neue Hohenheimer- und der amerikanische Wendepflug sind allgemein und andere verbesserte Ackergeräthe haben in ziemlicher Ausdehnung Eingang gefunden, auch sind die Düngerstätten größtentheils zweckmäßig angelegt.Von den gewöhnlichen Getreidearten, die alle gebaut werden, kommen vorzugsweise Dinkel und Haber zum Anbau, ferner Kartoffeln, dreiblättriger Klee, ziemlich viel Luzerne, Esparsette, Reps, Flachs, Hanf und seit vier Jahren auch ziemlich viel Hopfen; von dem Ertrag der Handelsgewächse wird ein Theil nach außen abgesetzt und über den eigenen Bedarf können jährlich etwa 200 Scheffel Dinkel, 200 Scheffel Haber und 20 Scheffel Gerste verkauft werden.
Der ausgedehnte Wiesenbau, dem keine Wässerung zukommt, liefert ein vortreffliches Futter, von dem etwa 1000 Centner nach außen zum Verkauf kommen. Die im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Luiken, Winterreinetten, Goldparmänen, späten Birnensorten und viel Zwetschgen, welch letztere sehr gut gedeihen und in günstigen Jahren einen Verkauf von etwa 2000 Simri zulassen; auch Kernobst wird gegen 2000 Simri verkauft.
Gemeindewaldungen sind nicht vorhanden und das Holz muß daher von außen bezogen werden; für die ärmeren Einwohner läßt der Graf v. Rechberg im Winter sogenanntes Armenholz austheilen.
Eigentliche Weiden hat nur Vorderweiler; sie werden von einem fremden Schäfer um jährlich 400 fl. gepachtet und nebenbei trägt der Pferch etwa 100 fl. der Gemeindekasse ein; auch bezieht die Gemeinde für einige Gemeindegüter 50 fl. Pachtgeld.
Pferdezucht treiben in mäßiger Ausdehnung die sogenannten Hofbauern, wozu sie die Stuten auf die Beschälplatte nach Gmünd bringen, übrigens ist die Pferdehaltung nicht von Bedeutung. In gutem Zustande ist die Rindviehzucht (Limpurger und Leinthaler Race), zu deren Nachzucht zwei Farren aufgestellt sind. Handel mit Vieh wird nicht getrieben, dagegen ist der Milchverkauf an die in der Gemeinde bestehende Käserei von Belang.
Schafzucht treiben die sogenannten Hofbauern und nebenbei ein fremder Schäfer, so daß im Ganzen etwa 400 Stück Bastarde das Jahr hindurch auf der Markung laufen, die auch im Ort Überwinterung finden.
Es besteht neben der Volksschule eine Zeichenschule, eine Industrieschule und eine Strickerei. Außer öffentlichen, von den Grafen von Rechberg herrührenden Kirchenstiftungen (10.600 fl.) besteht noch eine besondere Stiftung von dem verstorbenen Dekan Rink in Donzdorf | im Betrag von 300 fl., deren Zinse zu Schulzwecken verwendet werden.Es liegt wohl außer Zweifel, daß schon die Römer den Punkt des Schlosses Rechberg benützt und befestigt hatten, hiefür spricht nicht allein die dominirende Lage des Punkts unfern des römischen Grenzwalls, der sich beim Hohenstaufen an die römischen Befestigungen der Alb und ihrer Vorberge anschloß, sondern auch eine römische Heerstraße, die von Lorch her an Maitishof vorüber, unter dem Namen Frankengasse über Rechberg-Hinterweiler und weiter bis Heidenheim führte (s. den Absch. „Römische Alterthümer“). Überdieß wurden schon öfters römische Münzen im Burggraben des Schlosses Hohen-Rechberg aufgefunden.
Nach einer grundlosen Sage hatte der Ort Rechberg-Hinterweiler früher Stadtrecht, zwei Thore und durfte wöchentlich einen kleinen Markt abhalten; es wohnten hier hauptsächlich Handwerksleute, welche für die auf dem Schlosse wohnenden Grafen von Rechberg arbeiteten; später als die Grafen nicht mehr beständig, und seit Mitte des 17. Jahrhunderts gar nicht mehr auf dem Schlosse wohnten, kam das Verfertigen hölzerner Tabakspfeifen auf, das bis zu Anfang dieses Jahrhunderts sehr schwunghaft getrieben wurde, nun aber sehr abgenommen hat.
Auf der zu Hinterweiler gehörigen Flur „Dorf“ wird eine Stelle, auf der man schon viele menschliche Skelette fand, der Kirchhof genannt; hierher sollen im 30jährigen Kriege zur Zeit der Pest, die beinahe alle Einwohner von Hinterweiler wegraffte, die Verstorbenen beerdigt worden sein.
Von den vielen zur Gemeinde gehörigen Parzellen, die mit Ausnahme von Ober- und Unter-Häge sämtlich auf den südlichen und südöstlichen Ausläufern des Rechbergs und dessen westlichem Rückenausläufer malerisch herumliegen, ist nur Rechberg-Vorderweiler von Bedeutung; der ansehnliche Weiler liegt, wie schon oben gezeigt wurde, am südlichen Fuß des Hohen-Rechberg-Kirchberg und wird von der Gmünd-Donzdorfer Landstraße durchzogen.
Den historischen Mittelpunkt dieser Gemeinde und nahezu des ganzen Oberamts bildet die Stammburg der Herrn von Rechberg, um 1200 hohenstaufischer Marschall für Schwaben. Weil die Geschichte dieser Familie mit der fast aller einzelnen Orte des Bezirks verflochten ist, so haben wir dieselbe im allgemeinen Theil VII. vorausgeschickt.
Die Burg wurde zu verschiedenen Zeiten umgebaut und erweitert, der hohe Berfried ist 1652–60 wegen Baufälligkeit abgetragen worden. Schon seit 1585 hielt sich keine Herrschaft mehr da auf, später kam auch die Obervogtei weg und blieb nur ein Förster und Amtsdiener, bis 6. Januar 1865 ein Blitz die Burg entzündete | und ausbrannte. Die einstigen Fuhrdienste der Unterthanen – Holz, Mehl u. dgl. m. herbeizuschaffen, hatten längst aufgehört; die „Pfeillehen“ brauchten längst keine Pfele mehr zu liefern.Der Name Hohen-Rechberg erscheint 1322 erstmals in Urk. und es unterschied sich dadurch die Linie auf den Bergen. Neben den Herren v. Rechberg selbst saßen ab und zu auf der Burg z. B. Fritz v. Nenningen 1398, gewiß auch als Vogt, wie 1441 Syfrid vom Holz, 1482 Sytz v. Beinstein u. a. m. Den Blutbann und eigenen Stock und Galgen verlieh Kaiser Friedrich III. 1473, damit die Übelthäter desto sicherer gestraft werden – und so fortan die Kaiser. Die gnädigen Herrn dürfen den Blutbann ihren Amtleuten verleihen. Die ganze Herrschaft Hohen-Rechberg war um diese Zeit in die fünf Ämter: Hohen-Rechberg, Eißlingen, Eschach, Wengen und Heuchlingen getheilt, welche ertrugen 221 fl., 40 fl., 33 fl., 23 fl., 67 fl. an Geld und 208 Malter, 28, 7, 5, 79 Malter an Früchten.
Im Besitz war die Hohen-Rechberg-Heuchlinger Linie, von welcher Ulrich II. der Fideicommißstifter 1494 ein neues Lagerbuch anfertigen ließ, welches namentlich aufzählt den Vorder- und Hinterweiler, Metnang, Vogthühner zu Ruprechts und allerlei Aushöfe, Behausung zu Straßdorf, den Kirchsatz, Zehnten und andere Güter daselbst zu Rechberg gehörig u. s. w. Das Stammschloß soll immer bei denen vom Namen und Stamm von Rechberg bleiben; der Sohn Wolf bestätigt das 1501, weil das Schloß stark und vest allen zu Erhaltung des Namens und Stammes dienstlich und nützlich ist. Die Burg (welche 1449 nicht erstürmt wurde) entgieng auch den Stürmen des Bauernkriegs, wurde aber 1554 von der Württemberger Mannschaft des Amts Schorndorf besetzt, weil Ulrich v. Rechberg einen württembergischen Bediensteten getödet hatte. Das geforderte Öffnungsrecht auf der Burg ließ Herzog Christof fallen gegen Lehenbarmachung des rechb. Theils von Alfdorf. 1564 verlieh der Herzog ein Gnadenjagen in den Hölzern gegen Hohenstaufen und Göppingen, bestätigt 1575; von Gmünd wurde in der Freipürsch zum Schloß ein besonderer Jagdbezirk zugestanden und versteint 1584.
Der letzte Heuchlinger-Rechberg Ulrich trat noch vor seinem Tod 1585 die Stammburg an die Staufenecker Linie ab, als aber auch diese 1599 ausstarb, erhob Maria Magdalena v. Rechberg, verwittwete von Welden, wieder vermählte Feigenbutz Ansprüche an die Hinterlassenschaft, welche sie zugleich dem Herzog Friedrich v. Württemberg abtrat, der sofort Hohenrechberg, Staufeneck und Waldstetten besetzen und sich huldigen ließ; doch wurde Hohenrechberg als Familien-Fideicommiß 1601 an Kaspar Bernhard v. Rechberg gegen 18.000 fl. überlassen, und dieser mußte auch die Ansprüche seiner Waldstetter Vettern (s. d.) anerkennen und nach vielen Streitigkeiten | den Alleinbesitz von Hohen-Rechberg mit 30.000 fl. erkaufen 1639. Kaspar Bernhard, seit 1626 Graf v. Rechberg, ließ Hohen-Rechberg zu einer reichsfreien, unmittelbaren Herrschaft des Römischen Reiches und schwäbischen Kreises erheben 1638, was die Reichsritterschaft bestritt und zuletzt hintertrieb. Die Franzosen eroberten und besetzten die Burg 1648 mit List (Martens 486). Im spanischen Successionskriege diente Graf Franz Albert in Bayern auf französischer Seite und die Württemberger überfielen deßwegen und besetzten die Burg 1704, – auf welche sich Österreich 1713 das Öffnungsrecht verschreiben ließ, wo aber, ohne solches Recht, 1796, 2. August, General Moreau einen Besuch machte und den Kirchberg bestieg.Auf dem Rechberger Kirchberge soll zu einem schönen, aus Lindenholz geschnitzten Marienbilde, das ein Eremit auf den damals noch bewaldeten Berg gebracht hatte, eine Wallfahrt entstanden sein, welche zum Bau einer hölzernen Kapelle führte, die bald so begütert wurde, daß sie z. B. 1424 2 Güter um 350 fl. und andere um 1434 fl. kaufen konnte. An einigen Tagen im Jahr veranlaßte die starke Wallfahrt zugleich einen bedeutenden Markt. 1488 ließ Ulrich v. Rechberg in der Nähe der stehen gebliebenen hölzernen Kapelle eine steinerne bauen, und stiftete dahin 1491 eine ewige Messe, welche von benachbarten Pfarrern und Gmünder Klostergeistlichen sollte gelesen werden, (ein Jubelfest wurde 1791 gefeiert, 8 Tage lang) und ein ewiges Licht. (Die Urkunde sagt nichts von der sagenhaften Zurücktragung des Marienbildes durch Engel.)
1686/1688 baute Graf Bernhard Bero die jetzige Kirche an der Stelle der hölzernen Kapelle und die erste Steinkapelle wird zum Pfarrhaus umgebaut (der Thurm abgetragen) und 1699 ein eigener Beneficiat aufgestellt, nachdem seit 1610 die Barfüßer zu Gmünd hauptsächlich den Gottesdienst besorgt hatten gegen 160 fl. jährlich. In der Urkunde von 1699 erscheint erstmals der Name „zur schönen Maria“, statt früher „zu unsrer l. Frau“. Die Errichtung einer besondern Pfarrei erfolgte 1767 durch Separation von Waldstetten, zur Bequemlichkeit namentlich der zwei Weiler.
Nach einem Bilde von 1679 standen damals von der Schloßbrücke bis zur Kirche Stationskapellchen am Weg den Berg hinauf, wo heutzutage auch ein Messner- und Wächterhäuschen steht und neben dem Kirchhof Garten und Felder angelegt sind, s. oben.
Die Gebäude hatten öfters von Blitzschlägen zu leiden, z. B. 1623, und besonders 1775, wo der Thurm ausgebrannt, aber noch höher aufgebaut wurde, mit 4 Glocken.
Die Markung von Rechberg war ehemals zum Theil im Besitz von Rechbergischen Dienstmannen, z. B. den Herren v. Ufenloch und von Gmündern. Die Herren v. Rechberg kauften Güterstücke, z. B. 1355 und 1425 von den Fladen, Ruchen u. a., 1471, 1473 von | den Franziskanern und Gotteszell; auch vom Kloster Königsbronn wurden 1545 Gefälle eingetauscht.Das Schloßgut selbst umfaßt c. 175 Morgen: eine bürgerliche Ansiedlung entstand zuerst beim Vorderweiler, der z. B. 1405 allein existirte („zu Rechberg im Weiler“). Hier bestehen darum auch noch (getheilte) Höfe, während der später allmählig entstandene Hinterweiler nur Seldner umfaßt und Häusler, denen die 1795 ausgetheilte Viehweide sehr zu statten kam.
Beim Vorderweiler erhob Rechberg im 17. Jahrhundert einen Wegzoll, 6 kr. vom beladenen Wagen, 1 kr. vom Stück Vieh. 1654 protestirten die Besitzer von Staufeneck gegen diesen Zoll als neu aufgerichtet und erlangten ein kaiserliches Verbot.
Von den Parzellen gehört der ansehnliche Bläsishof nach Waldstetten.
Bärenhöfle und Kratzerhöfle gehören zum Rittergut Wisgoldingen.
Der Fuchshof hieß 1372 der Hof unter Rechberg gelegen, genannt zu dem Fuchs und war ein Lehen Ulrichs v. Schechingen im Besitz von Gmündern.
Heustaig war ehemals die Wohnung des Rechbergischen Scharfrichters.
Neben dem größeren Kleinlishof bestand früher abgesondert des Kleinlisbauers Häuslein.
Krempelhaus hieß früher „Gerimpel“.
Ober- und Unterhäge sind eine neue Ansiedlung auf einer (einst nach Straßdorf gehörigen) Lokalität „in der Hege“.
Der Schurrenhof ist wohl zu unterscheiden vom Schurrhof, Gem. Hohenstaufen; diesen kaufte 1429 das Augustiner-Kloster zu Gmünd.
Stollenhof – alter Aushof von Rechberg.
Zwickling hieß früher Täschenbauers Häuslein, ist also wohl vom Täscherhof, Gem. Reichenbach abgetrennt oder von da aus errichtet.
Die bedeutendsten Zubehörden von Hohen-Rechberg liegen im Oberamt Göppingen: Ottenbach und Krummwälden zum größern Theil, Merzenhof, Fladenhof, Stixenhof, Schunterhof, Mühleisenhof und Fürstenberg, Lindenhöfle, in Kitzen ein Gütlein, im Oberamt Gmünd ein Theil von Straßdorf und Metlang, die Vogtei über Reitprechts, der Krieghof bei Weiler, 2 Pfeillehen zu Bettringen und Waldstetten, das Becherlehen zu Gmünd u. s. w.
Ein Gütlein „bei Rechberg, gen. Grusser“ 1473 tritt V. v. Horkheim ab an Ulrich v. Rechberg.
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