Beschreibung des Oberamts Gmünd/Kapitel B 16
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Der in dem üppigen obstreichen Wiesenthal des Klotzbaches lang hingestreckte, reizend gelegene Ort besteht aus ansehnlichen Bauernhäusern, die meist mit der Scheune unter einem Dache stehen und nicht selten an den Giebelseiten mit Brettern verschlagen sind. Zwischen den Häusern wachsen schöne Bäume und namentlich an dem den Ort durchfließenden Bache hin prächtige Pappeln und Erlen und geben dem ganzen Ort ein gar frisches und freundliches Ansehen. Auf der südöstlichen Anhöhe eröffnet sich eine herrliche Aussicht an die nahe Alb, in das anmuthige Heubacher Thal und an die stolzen Formen des Rosensteines, des Stuifens, Rechbergs und Staufens.
Die kleine, hoch und frei auf dem theilweise noch ummauerten Friedhof gelegene Kirche zu St. Michael befindet sich am Westende des Dorfes und hat gegen Osten einen großen Thurm, woran ein hübscher spätgothischer Chor mit gefüllten Spitzbogenfenstern stößt; das Schiff dagegen zeigt neuere flachbogige Fenster. Im freundlichen Innern ist das Langhaus grad gedeckt, Thurm und Chor mit schönen Sterngewölben überspannt, auf dem Schlußsteine des letzteren sieht man den Engel des Gerichtes. Der Triumphbogen ist halbrund, | der Taufstein uralt und kelchförmig; beim Altare liegen halbverdeckte Grabplatten aus dem sechzehnten Jahrhundert, an der Nordwand des Thurmes blickt aus einer Lücke der Tünche ein al fresco gemalter Kopf heraus, und an seiner Südwand steht ein großes schönes steinernes Grabmal, worauf ein geharnischter Ritter mit der Umschrift: Anno domini 1558 starb der edel und vest Hans Wolff von Welwart zu Underbebingen. dem Gott gnedig und barmherzig sei. In der nördlich an den Thurm gebauten alten tonnengewölbten Sakristei finden sich noch einige Epitaphien aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem mit hohem Zeltdache bekrönten Thurme hängen zwei alte Glocken, wovon die eine sehr groß ist und in gothischen Minuskeln die Umschrift hat: hosanna heis ich. in unser fraven er leut ich. bernhart lachaman gos mich 1495. Die andere ältere zeigt in derselben Schrift die Namen der vier Evangelisten. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Heiligenpflege.Der 1841 neu angelegte Begräbnißplatz liegt südlich am Orte.
Das schön gelegene stattliche Pfarrhaus wurde schon im siebenzehnten Jahrhundert erbaut und ist vom Staat zu unterhalten.
Das Schul- und Rathhaus, 1828 erbaut, enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.
In Unter-Böbingen besaß der hiesige evangelische Heilige eine Kirche, die 1804 auf den Abbruch verkauft wurde (s. Unter-Böbingen).
In Zimmern befindet sich auf dem sog. Fuchsberg ein Bauernhaus, das früher ein Schlößchen war.
Ferner war nach dem alten Taufbuche in Zimmern eine Eisenschmiede, auch Sichelschmiede, und es kommt dort vor 1599 ein Sichelschmied, 1625 ein Wegmeister, 1626 ein Schmiedmeister. Dann ist eine Viertelstunde südöstlich von Ober-Böbingen eine Stelle, genannt Erzhütte, wo früher Erz gegraben wurde.
Gutes Trinkwasser liefern im Ort stets hinreichend ein laufender, 24 Pump- und 3 Schöpfbrunnen; in Zimmern ein laufender und 7 Pumpbrunnen. Auch die Gemeindemarkung ist reich an guten, jedoch nicht bedeutenden Quellen; über sie fließen die Rems, der Klotzbach, der Schlierbach, der Lützelbach und der Krümmlingsbach. In ganz heißen Jahrgängen trocknet der Schlierbach ein. Auf den sog. Weiherwiesen, östlich an Zimmern, lag früher ein Weiher.
Zimmern wird berührt von der Eisenbahn und der Staatsstraße von Gmünd nach Aalen, durch Ober-Böbingen führt vom Bahnhof Unter-Böbingen her die Corporationsstraße nach Heubach. Außerdem geht von Ober-Böbingen eine Vicinalstraße nach Buch, von Zimmern aus eine eben dahin, sowie eine nach Iggingen und nach Bargau.
Dann führen im Ort 5 hölzerne Brücken und ein Steg über den Klotzbach, ein weiterer über den Schlierbach. In Zimmern | führen eine hölzerne Brücke über die Rems, 4 Stege über die Bäche, 3 Brücken und 6 Stege gehören der Gemeinde, die übrigen Privaten.Die Einwohner sind gesund und kräftig, zwei gegenwärtig über 80 Jahre alt; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Von den Handwerkern arbeitet nur ein Dreher nach außen; dann sind im Ort zwei Kramläden und drei Schildwirthschaften, worunter eine Bierbrauerei, in Zimmern eine Schildwirthschaft. Ferner bestehen im Ort eine Getreidemühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, und westlich von Zimmern die Hirschmühle, mit Sägmühle verbunden, mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang.
Die Vermögensverhältnisse sind günstig, der begütertste Bürger im Gemeindebezirk besitzt 120 Morgen Feld und etwa 4 Morgen Wald, der Mittelmann 20–40, die ärmere Klasse etwa 10 Morgen Feld. Auf der Markung Unter-Böbingen besitzen hiesige Bürger 10–15 Morgen, sonst wenig auf fremden Markungen.
Gemeindeunterstützung erhalten in Ober-Böbingen drei, in Zimmern fünf Personen.
Die Gemeindemarkung, welche übrigens nicht zusammenhängend, sondern durch die zur Gemeinde Bargau gehörige Parcelle Beiswang unterbrochen ist, hat abgesehen von den Gehängen gegen die Thäler eine flachwellige Lage, und einen fruchtbaren Boden, der theils aus Lehm, theils aus schwerem Thon besteht und von Liaskalk unterlagert wird, letzterer tritt gegen Unter-Böbingen hin der Oberfläche so nahe, daß der Boden steinig wird. An den Thalgehängen ist der Boden meist schwer thonig. In zwei Steinbrüchen wird Liaskalk abgebaut.
Die klimatischen Verhältnisse sind ziemlich günstig, jedoch schaden Frühlingsfröste öfters dem Obst und den feineren Gewächsen, namentlich in der Nähe des Remsthales. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.
Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Suppinger Pflug, Walzen, eiserne Eggen) gut betrieben; eine Dreschmaschine und eine Häckerlingmaschine befinden sich in Zimmern. Die Düngerstätten lassen noch Manches zu wünschen übrig. Zur Besserung des Bodens kommen außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gips, Asche und Kompost in Anwendung. Man baut die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Haber, ferner Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Angersen, Wicken, Hanf, wenig Reps und neuerdings etwas Hopfen. Über den eigenen Bedarf können etwa 700 Scheffel Dinkel, eben so viel Haber und der Hopfenertrag nach außen abgesetzt werden.
Der ausgedehnte Wiesenbau (ohne Wässerung) liefert ein gutes Futter.
Die mit späten Mostsorten und Zwetschgen sich beschäftigende | Obstzucht, die öfters durch Frühlingsfröste leidet, erlaubt nur in günstigen Jahren einen sehr mäßigen Verkauf nach außen.Aus den vorhandenen 46 Morgen Gemeindewaldungen wird gegenwärtig nur Eichenrinde und Schälholz gewonnen, was der Gemeindekasse jährlich etwa 200 fl. einträgt.
Außer etwa 18 Morgen Weiden wird auch die Brach- und Stoppelweide an einen Ortsschäfer verpachtet, und zwar in Ober-Böbingen um 600 fl. und von der Theilgemeinde Zimmern um die gleiche Summe an einen fremden Schäfer, überdieß trägt die Pferchnutzung im Mutterort 50 fl. und in Zimmern 60 fl. jährlich ein.
Die Gemeinde Ober-Böbingen hat etwa 12 Morgen Güter, die theils zum Schuldienst gehören, theils von den Farrenhaltern benützt werden dürfen; überdieß hat Zimmern noch besonders 8 Morgen Äcker.
Von wenig Belang ist die Pferdezucht (Landrace), die nur den Verkauf von einigen Fohlen erlaubt.
Sehr namhaft und in gutem Zustande ist die Rindviehzucht; man züchtet seit langer Zeit die ganz einheimisch gewordene sog. Kolbenhofer Race und hat drei Farren aufgestellt. Mit Vieh, zum Theil auch mit gemästetem, wird ein ziemlich lebhafter Handel auf benachbarten Märkten getrieben und Milch kommt an die zwei Ortskäsereien, von denen jede etwa 150 fl. monatlich für Milch ausgibt, zum Verkauf. Viehaustrieb findet nur während einiger Wochen im Spätjahr statt. Auf den Markungen Ober-Böbingen und Zimmern laufen je 200 Stück spanische Schafe; die Wolle kommt nach Kirchheim, die Hammel nach Paris zum Verkauf.
Das Stiftungsvermögen beträgt 2601 fl. Kapitalien und fünf Morgen Güter.
Etwa 1/4 Stunde nördlich von Ober-Böbingen stand auf den sog. Bürglesäckern eine römische Niederlassung, von der man schon öfters Grundmauern, römische Ziegel, Heizröhren etc. ausgegraben hat. Auch hier soll es spucken; in der Nähe kommt der Flurname „Schelmenäcker“ vor. Beim Bau einer Scheune sind alte Waffen zum Vorschein gekommen.
Ober-Böbingen gehörte, zum Theil wenigstens, der Herrschaft Rosenstein-Heubach an, denn Walther und Albrecht die Hacken von Rosenstein verkauften 1342 an das Kloster Königsbronn den Kirchsatz u. a. zu Heubach und Güter in Ober-Böbingen, nachdem sie schon 1338 Güter zu Mögglingen und Ober-Böbingen vergabt hatten.
Dadurch war Königsbronn ein bedeutender Grundherr in Ober-Böbingen geworden, hat aber 1498 etliche Güter da an den Spital Gmünd vertauscht, 1545 Gülten und den Heuzehnten an die Stadt verwechselt. Auch an Streitigkeiten fehlte es nicht; 1485 gabs einen Vergleich mit Gmünd wegen des Flurhayenamts und des Holzausgebens; | 1533 eine Klage wegen des Eichelklaubens, ungeachtet deren Gmünd mit bewaffneter Hand einen Haufen Schweine in die Ober-Böbinger Waldungen trieb. Vielleicht führten dergleichen Erfahrungen vollends zum Verkauf an Herzog Christof von Württemberg 1556 um 7000 fl. Die kleinere Hälfte des Orts war damit württembergisch geworden.Auch die Herrn von Wellwart hatten mit Rosenstein drei Güter in Ober-Böbingen und behielten einen Unterthanen daselbst bis zuletzt; sie rechneten Lautern, Ober-Böbingen, Mögglingen u. s. w. zu ihrem Blutbann auf Hohenroden. Doch scheint eine Centgrenze durch den Ort gegangen zu sein; 1349 wird Herr Johann von Rechberg als Vogt zweier Güter in Ober-Böbingen genannt und 1513 wird gelegentlich ein waibelhubiges Gut in Ober-Böbingen erwähnt. Wolf von Rechberg verkaufte an Gmünd 1544 mit Bargau – Vogtleute zu Ober-Böbingen.
Die Herrn von (Hohen)Roden verkauften 1349 an Gotteszell zwei Güter; ein halber Hof kam 1446 von den Herrn von Ickingen aus zweiter Hand gleichfalls an Gotteszell, wiederum gmündische Geschlechter verkauften z. B. 1327 und 61 die Kurz, Feierabend 1404, Johann Klebzagel 1373, die Wolf 1438; die Horkheim trugen da rechbergische Lehen. Das Meiste davon und überhaupt der größere Theil des Orts kam unter die Hoheit der Stadt Gmünd durch Gotteszell hauptsächlich und das Spital, das 1344, 86, 1445, 1550, 52, 69 u. s. w. kaufte.
Sobald Württemberg in den Besitz des königsbronner Theils gekommen war, wurde der Amtmann in Heubach angewiesen, den bisherigen Anmaßungen von Gmünd entgegen für Württemberg allein anzusprechen die Malefizobrigkeit und das niedere Gericht auf der Gemeinde und auf den Gassen und auf den eigenthümlichen Gütern der Unterthanen, auch wenn dieselben neuerdings mit gmündischen Lehen wären in Verbindung gebracht worden. Steuer und Schatzung soll der Stadt nur auf ihren von Alters her steuerbaren Gütern zugelassen werden. Nach vielem Streit und Verhandeln kams 1587 zu einem Vertrag, wodurch die württembergischen Ansprüche auf die hohe Gerichtsbarkeit und Gemeindehoheit mußten anerkannt werden, Württemberg allein geloben die Vierleute der Gemeinde u. s. w.
Über Trieb und Trab verglich sich 1576 Ober- mit Unter-Böbingen.
Für Güter, welche durch das Heubacher Erzgraben verderbt waren, wurden 1608 Stücke der dortigen Almand abgetreten, späterhin ist die Ober-Böbinger Almand von 220 Morgen unter die Hofstätten vertheilt worden.
Erst 1803 kam der gmündische Theil auch unter württembergische | Hoheit und hörte die alte Trennung auf, mit den daraus folgenden Differenzen.Ober-Böbingen war ursprünglich ein Filial von Heubach, späterhin zur Pfarrei erhoben gehörte dieselbe, gleich der Mutterkirche, dem Kloster Königsbronn zu und das Patronat kam – mit dem Dorfsantheil des Klosters – an Württemberg, das reformirte. Darum wies Gmünd seine Unterthanen in die katholische Pfarrei zu Mögglingen.
Die St. Michaels Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert. Während des 30jährigen Kriegs blieb sie 1634–56 ohne Geistlichen.
Der Zehnte war vertheilt. Von bestimmten Gütern besaßen ihn die Wellwart als ellwangisch Lehen gekauft c. 1400 von K. Wolf; anderes gehörte als rechbergisch Lehen den Rinderbach, dann (1439) Flad .. und den Gußregen (1443).. Weitere Theile gehörten Königsbronn, welches 1545 an Gmünd verwechselte. Der lebendige Zehnte war im Besitz der Pfarrei – in Ober- und Unter-Böbingen, Beuern und Beiswang (1587).
Zu der Gemeinde gehören.
b) Hirschmühle (s. oben).
Die Hirsmannsmühle wird 1409 gelegentlich genannt und gehörte 1502 dem Kloster Lorch. Das 1/2 Fischwasser dabei in der Rems verkaufte L. Feuerabend 1430 an das Dominikanerkloster in Gmünd, die andere Hälfte, damals W. Häberling zugehörig, hat Sifrid der Hirsmüller 1470 auch an’s Dominikanerkloster verkauft. Wegen des Viehhütens vergleicht sich Ober-Böbingen mit dem Hirschmüller 1665.
c) Steinriegel, ein einzeln stehendes Haus an der Straße von Ober-Böbingen nach Unter-Böbingen.
d) Zimmern hat eine freundliche Lage 7/8 Stunden westlich vom Mutterort unfern der Einmündung des Krümmlingsbachs in die Rems (s. oben).
Ob Kaiser Ludwig anno 839 in dieser villa zimbra dem Kloster Fulda Güter einzutauschen erlaubte, ist zweifelhaft. Sicher gehörte Zimmern auch in den Kreis der Dillingenschen Herrschaft Lauterburg-Rosenstein und das Kloster Anhausen bekam bei seiner Stiftung auch Güter in Cimbre 1143. Wahrscheinlich in eben diesem Zimmern hat 1221 eine rechbergische Dame ihre Güter dem Kloster Kaisheim geschenkt. Daß ein Schlößlein hier gestanden, also wohl ein ritterliches Geschlecht hier gesessen, – ist unbeglaubigte Sage.
Im 14. Jahrhundert hat das Kloster Lorch einen Theil des Orts, vielleicht von den obengenannten Klöstern, eingetauscht; den andern besaßen Gmünder Bürger (Walther Kurz z. B. 1324) und Conrad von Rechberg verkauft 1333 sein Gut an einen solchen. Dietrich von Hohenstein verkauft 20 Pfund Heller ewige Gült an | Johann von Horkheim, 1364. Einen Hof in Zimmern kaufte auch das Dominikanerkloster 1402.1543 vertrugen sich die beiden Grundherrschaften Lorch und Gmünd; die Lorcher sollen 41/2, die Gmünder 31/2 Theile vom Gemeinholz empfangen; zu den Vierleuten gibt jeder Theil 2 Mann. Die Frevel in der Gemeinde werden getheilt, Fremde wechselnd von Lorch und Gmünd gestraft.
Mit Iggingen vertrug sich Z. 1652 über den Viehtrieb unter Abänderung eines ältern Vertrags von 1501.
Zimmern war von Alters her Filial von Iggingen mit eigener Kapelle. 1372 wurde entschieden, daß die Freitagsmesse darin eine Schuldigkeit des Pfarres sei, keine freie Gnade.
Den Zehnten besaßen die Herren v. Wellwart (1659 angeschlagen zu 4000 fl.) als gekauft.
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