« Kapitel B 5 Beschreibung des Oberamts Gerabronn Kapitel B 7 »
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6. Gemeinde Brettheim,
bestehend aus 4 Parcellen mit 905 Einwohnern.
Brettheim mit dem größeren Theil des Gemeindebezirks liegt in der hier am Ende der Ausläufer des Keupergebirgs befindlichen Niederung, aus der das Brettachflüßchen seinen Ursprung nimmt. Sämmtliche Parcellen sind reichlich mit Quellwasser versehen; von fließenden Wassern aber findet sich blos die Brettach, die bei Elpershofen in den Jagstfluß ausmündet. Im Gemeindebezirk| führt die Brettach noch eine solche geringe Wassermasse, daß sie im Sommer beinahe vertrocknet; beim Schneegang kommen dagegen nicht selten Überschwemmungen von solchem Umfang vor, daß sie die Passage hemmen. Brücken führen über dieselbe zwischen Hilgartshausen und Rohrthurm (vom Staat vor einigen Jahren neu erbaut); zwischen Brettheim und Reubach nächst Brettheim auf dem Weg nach Hausen, zwischen Hilgartshausen und der Brettachmühle und zwischen Hilgartshausen und Kühnhardt. Unter den Stiftungsvermögen der Gemeinde ist auch jenes der Filialkirche Hilgartshausen mit 14 Morgen Grundstücke und 153 fl. Capital, begriffen. In sämmtlichen Orten der Gemeinde bestehen Gemeinderechte. Die auf dem Grund und Boden, so wie auf den Gebäuden ruhenden Gülten betragen 785 fl. 45 kr., wovon über die Hälfte der Hospital-Verwaltung in Rothenburg zusteht.

a. Brettheim, evang. Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit und 454 Einwohnern, liegt 31/2 St. von Gerabronn, an der Staatsstraße von Kirchberg nach Rothenburg und an der Vicinalstraße, welche den Verkehr zwischen Rothenburg und Crailsheim vermittelt und von Brettheim aus über Reubach, Michelbach und Hengstfeld hinzieht. – Geschrieben wurde der Ort schon von seinem frühesten Vorkommen an Brettheim, hie und da auch Prettheim und Brettach; die Benennung des Orts in der Volkssprache ist aber Breda, ohne Zweifel von dem Flußnamen herkommend.

Der Ort, in welchem ein praktischer Arzt seinen Sitz hat, ist weitläufig gebaut und mit breiten, in gutem und reinlichem Zustande befindlichen Straßen versehen und hat manche ansehnliche, aber keine merkwürdige Gebäude. Unter den Gefällberechtigten sind viele Privaten in der ehemaligen Reichsstadt Rothenburg. Viele noch vorhandene Urkunden zeigen, daß die Berechtigungen derselben meist durch Gültkauf entstanden sind. Von den Zehenten gehörte der kleine und der Heu-Zehente früher der Pfarrei, in Folge der Besoldungsverwandlung aber gebührt er dem Staat. Der vom Staat geforderte Neubruchzehente ist bestritten. Vom Grundeigenthum ist ein großer Theil ehemals Erblehen und gibt 5 % Handlohn und 21/2 % Sterbfall. Die dem Staat gehörige Jagd und Fischerei sind an die Gemeinde verpachtet. Das Marktrecht berechtigt zu Abhaltung von zwei Viehmärkten. Zur Pfarrgemeinde Brettheim gehören die sämmtlichen Orte, welche die politische Gemeinde bilden, und zur Schulgemeinde dieselben Orte, mit Ausnahme von Hilgartshausen, das eine eigene Schule hat. An der Kirche zu Brettheim ist ein Pfarrer und an jeder der beiden Schulen ein Lehrer angestellt, welche sämmtlich vom König ernannt werden. In älteren Zeiten soll noch Brettenfeld| eingepfarrt gewesen seyn und bis 1380 war, wie es Hilgartshausen noch ist, Reubach eine Tochterkirche von Brettheim. In dem bemerkten Jahre aber, als kaum zuvor 1379 Bischof Gerhard von Würzburg, ein Graf von Schwarzburg, die Pfarrei mit Kirche, Schule und Kirchenvermögen, dem von Karl dem Großen herrührenden Stift Feuchtwangen im Fürstenthum Ansbach incorporirt hatte, wurde Reubach getrennt, zu einer eigenen Pfarrei erhoben und derselben Klein-Ansbach, Kühnhardt, Reinsbürg, Weikersholz und Bügelhof zugetheilt. Schon von 1340 an hatte übrigens nach bischöflicher Anordnung der Gottesdienst in Reubach durch einen eigenen Geistlichen, einen Hülfspriester von Brettheim aus, versehen werden müssen, auch wurde die Pfarrei von 1530 bis 1660 wieder „wegen nahrungsloser Zeiten,“ wie es in der Überlieferung heißt, vorübergehend mit Brettheim vereinigt. Übrigens war auch Wiesenbach eine Filialkirche von Brettheim und mußte von dem hiesigen Geistlichen versehen werden, bis um 1530 das Stift Feuchtwangen einen eigenen Priester dahin bestellte. Nachdem das Vermögen des Stifts mit den Patronatsrechten in Folge der Reformation an das Fürstenthum Ansbach gekommen war, vereinigte dieses die dem brettheimer Kirchengut gehörigen Unterthanen und Gefälle in ein besonderes Amt, das Stiftsämtlen Brettheim, und besetzte von da an die Kirchen- und Schul-Stellen zu Brettheim und Reubach. Die Reformation war schon 1530 vollzogen. Die Kirche brannte 1525 mit dem ganzen Ort ab, eben so im Jahr 1636. Im Jahr 1656 wurde Kirche und Thurm reparirt und 1727 erstere wiederholt ausgebessert. Über die Baulast an Kirche, Pfarr- und Schul-Gebäuden ist zwischen der Gemeinde und der Staats-Finanzverwaltung Streit.

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In frühern Zeiten lag bei Brettheim (südlich von dem Ort) auch eine Burg, von der zwar jetzt nichts mehr zu sehen ist, von welcher aber der Platz, auf welchem sie stand, noch den Namen Burggraben führt. Im Jahre 1379 wird noch eines Burgstalls gedacht. Adelige dieses Namens kommen vor 1251 Conradus und 1270 Thiemo de Brettenheim canonicus im Stift zu Oehringen. Im Jahr 1251 kaufte der Johanniterorden zu dem Haus Rothenburg von Conrad von Brettheim einen Hof in Brettheim; 1442 verkaufte ein Pfarrer Conrad von Brettach in Rothenburg an Kraft von Enslingen einen Hof, den er hier besessen, und 1444 an denselben Eucharius von Wollmershausen sein Schlößchen in Prettach. 1360 verschreibt Heinrichs von Sulz Wittwe und ihr Sohn Hugo von Sulz den Klosterfrauen zu Bruders-Hartmann zu einem Seelgeräth für Conrad von Brettach verschiedene Gülten in Brettheim. Von da werden aber keine Besitzer der Burg oder des Orts mehr genannt;| auch fehlen Nachrichten darüber, wann die Herren von Brettheim ausgestorben sind. Im Jahr 1379 verkaufen Hugo von Sulz und seine Schwester an Heinrich Strüm, Bürger zu Rothenburg, den dritten Theil des Burgstalls daselbst mit Zubehörden um 170 Pfd. Heller. Heinrich Portner, Bürger zu Augsburg, verkauft an Kraft Schober, Bürger zu Rothenburg, alle Güter, die Hans Falsner zu Brettheim besessen, um 165 Pfd. 1383 und 1387 verkauft Conrad von Bebenburg Güter zu Brettheim an Seiz Seligmann für 300 Pfd. Heller. Übrigens war auch Hohenlohe im Ort nicht nur mit Gefällen und Eigenthum betheilt, sondern es stund ihm auch das Gericht zu; es trat aber letzteres durch Kauf zugleich mit der unfern gelegenen Veste Gailenau im Jahr 1406 und die Besitzungen im Ort durch Gefällaustauschung im Jahre 1605 an die Reichsstadt Rothenburg ab. Der Zoll, der hohenlohen’schen Linie von Schillingsfürst gehörig, wurde erst im J. 1703 zugleich mit dem Zoll zu Hilgartshausen, Reubach und Insingen an die Reichsstadt verkauft. So kam diese zu der Herrschaft über den Ort. Im J. 1802 waren von 53 Gemeinderechten 34 Rothenburg, 1 zum Rittergut Amlishagen und die übrigen Preußen, zuvor Ansbach, zu dem Feuchtwanger-Stiftsamt in Brettheim vogt-, gericht- und schatz-bar, nur die hohe Obrigkeit stand Rothenburg allein zu. Die Reichsstadt hatte Brettheim und Parcellen mit seiner (ehemals kaiserlichen) Vogtei Insingen vereinigt, von Ansbach waren sämmtliche vogtbaren Unterthanen in dem ganzen „Stiftsämtlen“ dem Stiftsamt Feuchtwangen zugetheilt. Die Gemeinde wurde am 2. September 1802 Bayern, im November 1810 aber Württemberg unterworfen.

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Im J. 1418, in einer Fehde zwischen Ulrich von Birkenbach, der von Rothenburg vergeblich Entschädigung für sein abgebrochenes Raubschloß Tannenburg gefordert hatte, und der Reichsstadt, brannten Birkenbach und seine Genossen in Brettheim und Hausen 14 mit Getreide angefüllte Gebäude ab, und wiederholten solche Einfälle jährlich, bis 1424 der Deutschmeister Eberhard einen Vergleich zwischen ihnen zu Stande zu bringen wußte. Bei dem im Jahr 1449 zwischen dem Markgrafen Albrecht von Ansbach, genannt Achilles, und der Reichsstadt Nürnberg erneuten Krieg fand 1450 zwischen markgräflichen und rothenburgschen Truppen ein Gefecht in Brettheim statt, das zum Nachtheil der letzteren ausfiel. Im Bauernkriege besetzten, am Abend Petri und Pauli 1525, 250 Söldner des Markgrafen von Ansbach und des schwäbischen Bundes Brettheim, „haben daselbst geplündert, etliche erstochen etc. Man hat auch die Kirchen sambt dem Dorf abgebrannt und bei 600 Stück Vieh und 30 Wägen geplündert| weggeführt.“ Am 16. Mai 1636 ward der Ort abermals von einer Feuersbrunst heimgesucht, bei welcher neben Kirche und Pfarrhaus wieder das ganze Dorf bis auf wenige Gebäude zu Grunde ging. Zwei Jahre darauf brannten die Soldaten abermals 18 Gebäude nieder.

b. Hegenau, Weiler mit dem einzeln gelegenen Wohnsitz Ziegelhütte und 99 evang. Einwohnern, nördlich von Brettheim 1/2 Stunde am Nachbarschaftsweg nach Gammesfeld gelegen, ist Filial von Brettheim. Der Neubruchzehente ist abgelöst und wird kein Heuzehente gereicht, der große und kleine Zehente aber ist dem Schultheiß Gaggstadter und Genossen in Brettheim zuständig. Früher hatte die Pfarrei Brettheim den kleinen und das Stift Feuchtwangen den großen Zehenten; 1702 kam er aber wieder an Rothenburg, das ihn sofort Privaten überließ.

Im J. 1357 und 1363 kamen hier von Privaten Verkäufe an das Kloster Bruder-Hartmann vor. Vor 1802 waren hier 6 rothenburgische und 1 preußischer Unterthan. Über die frühern politischen und kirchlichen Verhältnisse s. Brettheim.

c. Herbershausen, Weiler mit 95 evang. Einwohnern, 5/8 St. westlich von Brettheim an einem Abhang gelegen ist ein Filial von Brettheim. Den großen Zehenten, welcher früher dem Stift Feuchtwangen, von 1702 an der Stadt Rothenburg zustand, besitzen gegenwärtig Privaten. Der Neubruchzehente ist bestritten, Heuzehente wird nicht gereicht, und der kleine, früher der Pfarrei Roth am See gehörige Zehente ist in Folge der dortigen Besoldungs-Verwandlung dem Staat zuständig. Die Jagd und Fischerei gehören dem Staat, der sie an die Gemeinde verpachtet hat.

Bis 1802 waren von den 8 Unterthanen 7 rothenburgisch und einer brandenburgisch; auch sie standen in dem bei Brettheim bereits erörterten Subjections-Verhältniß.

d. Hilgartshausen, Weiler mit dem Rohrthurm und der Brettachmühle, hat 257 evang. Einwohner und liegt in derselben Niederung wie Brettheim an der Brettach und an der Staatsstraße von Kirchberg nach Rothenburg, 1/2 Stunde westlich von Brettheim entfernt. Unfern davon zog zu reichsstädtischen Zeiten die sogenannte Landwehr vorüber, und stand einer der neun Landthürme, der kaum genannte massive „Rohrthurm,“ bei welchem eine Zollstation war. Der Neubruchzehente ist bestritten, der Heuzehente abgelöst, der große Zehente der Amtspfleger Gundlachs Wittwe in Blaufelden und der kleine derselben und dem Staate zuständig. Früher waren am kleinen und großen Zehenten betheilt zu 1/3 das Stift Feuchtwangen, 1/3 Hohenlohe und 1/3 das Hospital in Rothenburg. Die dem Staat gehörige Jagd und Fischerei ist an die Gemeinde verpachtet.

| Der Ort hat eine Filialkirche, in welcher jährlich vom Pfarrer zu Brettheim 7 Predigten und sechsmal das Nachtmahl gehalten, im Übrigen aber alle Casualien besorgt werden. Auch ist hier seit 1837 eine eigene Schule.

Auch Hilgartshausen hatte vor 1802 in gleicher Weise wie Brettheim 20 rothenburgische und 2 brandenburgische oder preußische Unterthanen. Das Gericht hielt aber, Namens des Magistrats von Rothenburg, der dortige Hospital alle 7 Jahre.

Im J. 1147 erscheinen Burchardus et frater ejus Wolframus de Hiltewartehusen in einer Ellwanger-Urkunde. 1280 war Lupolt von Weittingen aus gleicher Linie, wie die Kuchenmeister von Insingen, und 1291 Otto von Flügelau hier begütert; dieselben machten davon die ersten Stiftungen zum Hospital Rothenburg. 1334 verkauft Kraft von Hylgarthusen dem Kloster Sulz sein Gut zu Ulrichshausen. 1343 findet sich unter dem Schöppen des Landgerichts Rothenburg derselbe „Kraft von Hilgarthausen, ein Edelknecht“ verzeichnet. 1350 übergeben Engelhard von Weinsberg und Walter von Limburg dem deutschen Orden ihre Güter zu Hilgartshausen, Wieden und Herbsthausen. 1356 verkaufte Sophie Frizin von Hilgartshausen dem Gotteshaus daselbst eine jährliche Gült von 1 Pfd. Heller und 1 Faßnachthuhn auf 2 Morgen Ackers. 1425 hat der Hospital in Rothenburg den Zehenten in Hilgartshausen (wahrscheinlich den feuchtwangen’schen Antheil) verkauft. 1637 war deutscher Ordens-Commenthur in Oettingen Adolph Lösch von Hilkerthausen und 1656 zu Kapfenburg Adolph Lösch de et in Hylkertshausen und Wolfersdorf. 1703 verkaufte Hohenlohe-Schillingsfürst den Zoll hier, in Brettheim, Reubach und Insingen an die Reichsstadt Rothenburg, bedingte sich aber fernere Zollbefreiung für die hohenlohe’schen Unterthanen aus.


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