« Kapitel B 11 Beschreibung des Oberamts Gerabronn Kapitel B 13 »
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12. Gemeinde Herrenthierbach,
bestehend aus 5 Parcellen mit 776 Einwohnern.
Herrenthierbach liegt auf der westlichen Abdachung der Hochebene gegen den Jagstfluß, an der Grenze gegen das Oberamt Künzelsau. Die einzelnen Orte sind weitläufig gebaut. An Gebäuden finden sich 115 Haupt- und 107 Neben-Gebäude, wovon noch einzelne mit Stroh gedeckt. Der Bezirk ist genügend mit Brunnen versehen, und hat an fließenden Gewässern bloß den Thierbach oder Ettebach, der bei Lentersweiler entspringt, die Gemeinde von Süden nach Norden durchzieht und sich bei Mulfingen, Oberamts Künzelsau, in die Jagst ergießt. Eine| Achtelsstunde von Herrenthierbach findet sich ein bedeutender Erdfall, 250′ weit und 110′ tief, in welchen der Ettebach verschwindet, worauf er erst am Ende des Dorfs auf der entgegengesetzten Seite wieder zum Vorschein kommt. Mit Ausnahme des hohenlohe-langenburgischen Antheils an Alkertshausen gehören sämmtliche Parzellen zur Standesherrschaft Hohenlohe-Bartenstein (s. dort S. 113). Außer dieser sind auch noch die fürstlichen Rentämter Ingelfingen, Weikersheim und Langenburg, das freiherrlich von stetten’sche Rentamt Kocherstetten etc. gefällberechtigt. Der ganze jährliche Gefällbetrag belauft sich auf 503 fl. 27 kr. Abgelöst wurden an Frohnen und steuerartigen Abgaben 1192 fl. 19 kr. Die Gesammtgemeinde besitzt an Vermögen bloß 462 fl. Ausstände mit 22 fl. Schulden.

a. Herrenthierbach, evang. Pfarrdorf mit 444 Einwohnern, worunter 12 Katholiken, mit der Markung des abgegangenen Orts Holzleute, liegt an der Vicinalstraße von Gerabronn und Langenburg nach Bartenstein und von letzterem Ort nach Schrotzberg, 21/2 St. von der Oberamtsstadt entfernt. Von dem an eine geringe Anhöhe angebauten Dorf, das den Namen von dem ihn bewässernden Thierbach erhalten hat, liegen Pfarrhaus, Kirche und Schule auf dem höchsten Punkt, wo sich auch die geringen Überbleibsel der hier befindlich gewesenen Burg finden.

Von den Einwohnern sind zwei Lehenleute der Freiherrn von Stetten, und vom Zehenten gehört der Neubruch- und 2/3 des kleinen und großen Zehentens Hohenlohe-Bartenstein, 1/3 beider letzterer Hohenlohe-Langenburg und von 27 Heuschocken, welche einige Wiesen liefern müssen, 1/3 Hohenlohe-Oehringen, 1/3 Hohenlohe-Bartenstein und 1/3 dem Wirth Reuß in Herrenthierbach. Die Grundherren siehe zuvor. An der Jagd sind Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Langenburg betheiligt. Die Fischerei in der Ette gehört dem Ort Herrenthierbach. Der Pfarrsprengel ist gebildet aus den Orten Herrenthierbach, Alkertshausen, Kottmannsweiler und Simmetshausen, welche Orte auch zur hiesigen Schulgemeinde vereinigt sind. Den Pfarrer und den Schullehrer bestellt die Standesherrschaft Hohenlohe-Bartenstein, in deren Verpflichtung auch die Erhaltung der Kirchen-, Pfarr- und Schul-Gebäude liegt, sobald der einzelne Aufwand 1 fl. übersteigt; im andern Fall liegt sie der nicht vermöglichen Stiftungspflege ob. Die Kirche war bis 1334 Tochterkirche der Pfarrkirche Billingsbach (Wibel II. 275) und von da bis 1445 der im Jahr 1334 neugebildeten Pfarrei Ettenhausen; erst 1445 wurde sie mit Genehmigung des Bischofs Gottfried von Würzburg zur Pfarrkirche erhoben und mit den bemerkten Orten zu einer eigenen Pfarrei vereinigt. Im Jahr 1738| wurde die Kirche, nachdem sie in der Nacht des 31. Juli 1737 durch einen Blitzstrahl sehr beschädigt worden war, ganz und der Thurm 1777 vom Gesimse an, neu gebaut. Die Katholiken pfarren nach Bartenstein. Ein Drittel des Zehentens verkaufte 1434 Hans Güntner zu Kottmannsweiler an die Capelle zu Herrenthierbach; 1511 kam der ganze Zehente an die Herrn von Crailsheim zu Morstein von dem Erkenbrechtshauser Gaimännern und 1563 erwarb ihn Hohenlohe.

Über das Geschichtliche siehe Bartenstein. Außerdem ist Folgendes auszuheben: Im Jahr 1446 wird von Rüdiger von Mergentheim das Burgstadel zu Herrenthierbach mit den zugehörigen gültbaren Gütern daselbst und zu Simmetshausen sowie dem halben Zehenten zu Wittmarsklingen und Holzleuten und der Hälfte des Zehenten zu Alkertshausen an Hohenlohe verkauft. 1437 stiftete Friedrich Schad und seine Hausfrau Elisabeth ihre Gülten zu Herrenthierbach dem Hospital in Rothenburg. Wer auf der hiesigen Burg saß, ist nicht bekannt. Es finden sich zwar Herren von Thierbach, die jedoch Wildenthierbach angehörten. Freitag vor Andreä, 1449, im Städtekrieg, kamen die von Rothenburg vor Herrenthierbach und Billingsbach und brannten beide Dörfer nieder. Auf der obengedachten Markung Holzleute standen 2 Höfe, Ober- und Unter-Holzleute, zur Cent Jagstberg gehörig. Wann sie abgingen, ist nicht bekannt; doch sind sie schon 1623 als Wüstung beschrieben.

b. Alkertshausen, Weiler mit 90 evang. Einwohnern, 1/4 Stunde von Herrenthierbach. Er gehört theilweise zur Standesherrschaft Bartenstein, theilweise zu der von Langenburg. Vom Zehenten gehört der Neubruchzehente Hohenlohe-Langenburg, vom großen und kleinen Zehenten aber Langenburg 1/4 und Bartenstein 3/4. Heuzehente wird keiner gereicht. Die Jagd ist zwischen beiden Standesherrschaften getheilt.

c. Kottmannsweiler, Weiler mit 36 Einwohnern, 1/2 Stunde östlich von Herrenthierbach. Bartenstein bezieht den Neubruchzehenten und von dem großen vormals Stift neumünsterischen Zehenten die Pfarrei Schrotzberg 2/3, und die Stadtkämmerei Rothenburg 1/3, von dem kleinen ebenfalls ehemals Stift neumünsterischen Zehenten die Pfarrei Schrotzberg 2/3 und der Staat, früher die Pfarrei Michelbach an der Heide, 1/3. Der Heuzehente gehört dem Staat, der Pfarrei Schrotzberg, Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Oehringen. Die Jagd ist getheilt zwischen Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Bartenstein.

Bis zum Jahr 1800 waren hier 4 bartensteinische und 1 ansbachischer Unterthan, von da an aber kam der ganze Ort zu| Bartenstein. Im Jahr 1307 verkaufte Erkinger von Tyrbach seine Hofraith in Kottmannsweiler an den Hospital in Rothenburg.

d. Mittelbach, Weiler mit 100 Einwohnern, worunter 20 Katholiken, 1/2 Stunde westlich von Herrenthierbach. Der Neubruch- und 1/3 des großen und kleinen Zehenten gehört Bartenstein, die übrigen 2/3 aber nach Langenburg. Die Jagd ist getheilt zwischen Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Langenburg. Der Ort ist Filial von Billingsbach. Die Katholiken sind nach Bartenstein gepfarrt. – Beim Übergang an Württemberg war einer der 11 hiesigen Unterthanen rothenburgisch, die hohe Obrigkeit stand aber Bartenstein ganz zu.

e. Simmetshausen, Weiler mit dem Hof Geroldshausen, 106 Einwohner, worunter 37 Katholiken. Die Katholiken pfarren nach Bartenstein und Simprechtshausen. Vor 1800 waren hier 1 langenburgischer, 7 bartensteinische und 4 Stift gumprecht-ansbachische Unterthanen. Was Ansbach besaß, wurde 1796 bis 1800 an Bartenstein verwechselt. Geroldshausen war früher zu der Johanniter-Commende Rothenburg und Reichardsrode gehörig, und dem 1819 verstorbenen Commenthur von der Pfürdt in Rothenburg zum Bezug der Grundzinse eingeräumt. Jetzt ist der Staat dort Gefällherr. Dieser Hof und Güter zu Kleinenbernweiler und Simprechtshausen waren der Commende von Heinrich von Remde 1354 zu ihrem Seelenheil überlassen worden. Der Orden hatte über diesen Hof die vogteiliche Obrigkeit.

Auf der Markung Simmetshausen lag auch der abgegangene Ort Taubenhof und Lammshof, wovon übrigens außer dem Namen nichts weiter bekannt ist.


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