« Kapitel B 20 Beschreibung des Oberamts Geislingen Kapitel B 22 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
21. Nenningen,

katholisches Pfarrdorf mit 469 Einwohnern, worunter 18 Evangelische, Filial von Degenfeld, Oberamts Gmünd, an der Lauter, in welche hier das von Nordwest einstreichende Christenthal sich einmündet, und an der Straße nach Heidenheim, 2 Stunden nördlich von Geislingen, sehr wasserreich in einem schmalen Thale gelegen, gehört in das Kameralamt Geislingen, Rentamt Weißenstein, Forstamt Lorch, Dekanat Eybach.

Den großen Zehnten bezieht die rechbergische Grundherrschaft, den kleinen Zehnten die Ortspfarrei; Grund- und andere Gefälle beziehen der Graf von Rechberg, der Staat und einiges Wenige die Ortsstiftung etc. (S. 90.)

Der Ort hat kein freundliches Aussehen, und enthält 84 Gebäude von meist ärmlicher Bauart. Die Einwohner sind meist arm, und können sich auf der größtentheils an steilen Bergen oder auf dem Albuch gelegenen Markung nicht gehörig ernähren. Diese Markung befaßt 20575/8 Morgen; nur die wenigen im Thale gelegenen Äcker und Wiesen haben einen guten Boden. Früher nährten sich viele Einwohner vom Baumwollenspinnen, was aber jetzt durch die Fabriken aufgehört hat.

| Die Gemeinde hat 900 fl. Kapitalien; Ortsstiftung ist keine vorhanden. Die Pfarrkirche hat den h. Martin zum Schutzheiligen.

Das Bestehen der Pfarrei läßt sich bis in das Jahr 1397 zurück nachweisen, da ein Johannes Rechberg Pfarrer war. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und ebenso vom 30jährigen Krieg bis zum Jahr 1796 war der Ort nach Weißenstein eingepfarrt, seit dieser Zeit aber hat er wiederum einen eigenen Pfarrer. Das Patronat und die Baulast des Pfarrhauses hat der Graf Rechberg, die der Kirche die Stiftungspflege; die unten am Orte liegende Kapelle hat die Gemeinde zu erhalten. In dieser Kapelle befindet sich ein schönes Werk der Holzschneidekunst, Maria, den Leichnam Christi im Schoose haltend, in Lebensgröße. Graf Max von Rechberg ließ das Bild in München verfertigen.

Der Ort hatte früher eine adeliche Familie von Nenningen, welche im 13. bis 15ten Jahrhundert in Urkunden vorkommt. Anselm von Nenningen wurde im Jahr 1413 Bischof von Augsburg (Braun Gesch. d. Bisch. v. Augsb. 2, 521), Johann von Nenningen war 1422 Kommenthur in Ulm, Kaspar von Nenningen lebte 1481 (Röder Jagstkreis S. 79). Ihr Stammschloß hatten sie auf dem nordöstlich gelegenen Galgenberge „Burghalden“, von welcher jedoch keine Ruinen mehr zu finden sind. Übrigens zeigen sich noch Spuren weitläufiger Verschanzung auf demselben Berg. Der Ort, welcher zum Kanton Kocher steuerte, gehört schon von den ältesten Zeiten her der Familie Rechberg, welche ihn als Mannlehen besitzt, mit Ausnahme von 5 Baurenhöfen, welche ehmals zu Degenfeld gehörten, und mit dem halben Dorf Degenfeld von Christoph von Degenfeld im Jahr 1597 an Württemberg, welches sie in früherer Zeit dem Oberamt Königsbronn zutheilte, verkauft wurden. Jetzt sind es noch 2 solche Familien, welche in die Pfarrei Degenfeld eingepfarrt sind.

Württemberg erkaufte auch noch im Jahr 1605 von | Sibille von Laubenberg, geb. v. Rechberg, ihre Rechte an den rechbergischen Gütern zu Nenningen (Scheffer S. 135).

Im Jahr 1806 kam Nenningen mit der Herrschaft Weißenstein an Baiern, im Jahr 1810 an Württemberg.


« Kapitel B 20 Beschreibung des Oberamts Geislingen Kapitel B 22 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).