« Kapitel B 22 Beschreibung des Oberamts Gaildorf Errata »
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Vorder-Steinenberg,


Gemeinde III. Klasse mit 775 Einw. a. Vorder-Steinenberg, D. 128 Einw., wor. 9 Kath. b. Bruck- oder Heinlens-Hof, H. 18 Einw. c. Deschenhof, H. 10 Einw. d. Dornhalde, W. 21 Einw. e. Greuthöfle, H. 8 Einw. f. Heinlens-Mühle 2 Einw. g. Hellershof, 33 Einw. h. Hinter-Steinenberg, W. mit der Felgen-Sägmühle, 135 Einw., wor. 57 Kath. i. Hüttenbühl, W. 103 Einw. k. Kapf, W. 140 Einw. l. Nardenheim, W. 73 Einw. m. Neuwirthshaus, Hs. 24 Einw. n. Schotthof, H. 17 Einw., wor. 10 Kath. o. Steinhaus, H. 13 Einw. p. Stixenhof, H. 12 Einw. q. Vaihinghof, H. 6 Einw. r. Wahlenheim, W. 32 Einw. – Ev. Pfarr-Filiale von Welzheim: Parz. b, c, e–g, i, m, o, q, r; von Gschwend: Parz. p.; von Alfdorf: die übrigen; die Kath. in Parz. a., h. u. n. sind nach Spreitbach eingepfarrt.


Der gebirgige, wald- und schluchtenreiche Gemeindebezirk gehört dem Welzheimer Walde an und liegt auf einem an mehreren Stellen sehr schmalen, gegen die Lein abfallenden, Gebirgsgrath, welchen der Gellbach in eine Gabel spaltet. Er grenzt gegen Westen und Süden an das Oberamt Welzheim, gegen Osten an das Oberamt Gmünd. In die den beiden erwähnten Oberämtern angehörige Lein fallen nördlich die blinde und schwarze Roth, der Gellbach, Krettenbach und Reichenbach mit dem Schadbach, Steinbach und vielen namenlosen Bächen, so daß an Wasser kein Mangel ist. Hinsichtlich der übrigen natürlichen Verhältnisse und des landwirthschaftlichen Betriebes wird auf die angrenzenden Gemeinden, namentlich Gschwend und Frickenhofen, Bezug genommen. Die Landstraße von Gschwend nach Gaildorf berührt kaum die Gemeinde, und die Verbindungswege | sind schlecht. Die Nahrungsquellen bestehen in Ackerbau, Viehzucht und Waldwirthschaft. Das Getreide-Erzeugniß reicht für den eigenen Brodbedarf hin. Die Einwohner, deren Zahl der kleinen Sterblichkeit ungeachtet im Allgemeinen nur mäßig wächst, bestehen meist aus Bauern und zählen im Allgemeinen zu den wohlhabendsten des Bezirkes. Die Markung umfaßt 51007/8 M. und es kommen durchschnittlich 3,6 Morgen Baufeldes auf den Kopf. Der Flachsbau ist namhaft, vorzüglich in Hüttenbühl. In Nardenheim verdient der Obstbau alle Anerkennung. Von Gewerben sind blos einige Mahl- und Säg-Mühlen zu erwähnen. Gegenstände der Ausfuhr sind Vieh, Stamm- und Brenn-Holz, Pfähle, Schnittwaaren, Flachs, Leinsamen und Leinöl.

Der Bezirk ist dem Forstamt Lorch zugetheilt. Die Vermögensverhältnisse der Gemeindepflege sind nicht ungünstig; eine Stiftungspflege ist nicht vorhanden. Schulen sind in Vorder-Steinenberg und Hellershof. Die Standesherrschaft Limpurg-Gschwend hatte in Stixenhof und Nardenheim, die Standesherrschaft Limpurg-Gaildorf in Bruckhof, Greuthöfle, Heinlensmühle, Hüttenbühl, Neuwirthshaus und theilweise in Wahlenheim, der Staat in den übrigen Orten den Zehenten, mit der Einschränkung, daß die Pfarrei Gschwend die kleinen Zehenten in Nardenheim bezog.

Bis 1806 gehörten zur Herrschaft Gaildorf-Wurmbrand, Amts Gschwend: Kapf, Nardenheim, Stixenhof und Antheil von Vorder-Steinenberg; zur Herrschaft Limpurg-Sontheim-Gaildorf, Landamts Gaildorf: Heinlenshof, Heinlensmühle, Greuthöfle, Hellershof, Hüttenbühl, Neuwirthshaus und Wahlenheim; zur Herrschaft Gaildorf-Assenheim, Amts Gschwend: (Ober-Roth) Deschenhof; zum Klosteroberamt Lorch: Vaihinghof und Steinhaus. Zwischen diesem und der Reichsstadt Gmünd war Hinter-Steinenberg getheilt; an Vorder-Steinenberg war die letztere mitbetheiligt. Im Jahr 1808 kamen die Siebenzehner in den nachgenannten Orten sowie in Hinter-Steinenberg und Schotthof vom Oberamt Welzheim zum Oberamt Gaildorf.

Einzelne Orte:

a) Vorder-Steinenberg, 31/2 St. südlich von Gaildorf auf dem zuvor erwähnten Gebirgsgrath gelegen. Das Dörfchen hat 20 Wohngebäude, davon 2/3 Bauern und 1/3 Taglöhnern und einigen Handwerkern gehören. Das Schulhaus wurde 1829 von der Gemeinde erbaut. An der Schule, die 58 fl. Fonds hat, steht ein Schulmeister.

Der Ort war seit den frühesten Zeiten nach Seelach gerichtbar, stand aber in grundherrlicher Hinsicht allermeist dem Kloster Lorch zu, welches 1575 hier 7 Höfe und 2 Sölden zu Gnaden verliehen hatte. Einen der Höfe kaufte es 1342 von einem Bauern um 16 fl. und verlieh ihn demselben | sofort gegen 30 Schillinge, 1 Malter Haber und 4 Hühner jährlicher Gülte; einen andern erhielt es 1328 von dem Gmünder Bürger Conrad von Wallenzin; ein weiterer Hof war noch freies Eigen und dem Kloster Lorch wegen einer Stiftung an die Frühmesse Alfdorf unterwürfig gemacht worden. Fünf, nach Andern sechs, dieser Güter waren Siebenzehner (S. 114), d. h. sie waren Limpurg gerichtbar, in allen andern Dingen aber Lorch zugethan. Ein Lehen gehörte dem Kloster Gotteszell. Ein Gütlein kaufte Limpurg 1436 von Hans von Yberg und dessen Hausfrau Agnes von Rennhingen; ein Lehen trat Limpurg 1643 an Oberst vom Holtz, doch ohne Gerichtsbarkeit, ab. So war ein Condominat entstanden, in welchem jedoch Lorch später nicht mehr vorkommt. Im Jahr 1800 waren 85 Limpurgische (und Lorchische) und 17 Gmünd’sche Einwohner hier.

b) Bruckhof oder Heinlenshof, 1 St. nordwestlich von V. (Vorder-Steinenberg) an der Straße von Welzheim nach Gaildorf. Ein mittleres, nicht altes, Hofgut.

c) Deschenhof, auch Teschenhof, früher Teschenthal, 7/8 St. nordwestlich von V. beim Krettenbach, neben welchem in älterer Zeit zwei Seen lagen. Dieser mittelgroße Hof gehörte schon im Mittelalter dem Kloster Lorch, war aber ein Siebenzehner-Gut.

d) Dornhalden, 1/4 St. südlich von V. auf dessen Markung; war immer mit V. verbunden, aber wohl Lorchisch.

e) Greuthöfle, auch Kreuthöfle, 1/2 St. nordwestlich von V. am Abhange des Gebirgsgrathes; eine nicht alte kleine Sölde.

f) Heinlensmühle, 7/8 St. nordwestlich von V. bei Bruckhof, an der schwarzen Roth. Eine Mahl- und Säg-Mühle, 1557 von der Reichsstadt Gmünd eingetauscht.

g) Hellershof, früher Leybolds- oder Luttlensweiler, 1 St. nordwestlich von V. an der erwähnten Landstraße. An der hier befindlichen Schule steht ein Schulmeister mit einem Gehilfen. Kloster Adelberg besaß 1469 ein Lehen, das an die Stadt Gmünd gekommen zu seyn scheint, da Limpurg von dieser 1557 den schon damals zersplitterten Hof ertauschte. Dabei lag 1614 der Kautzen-See.

h) Hinter-Steinenberg, 3/8 St. nördlich von V. auf dem Gebirgsgrath, mit der am Reichenbach liegenden Felgen-Sägmühle. Auch hier war ein Condominat. Es waren 4 Siebenzehner-Güter vorhanden. Anna Adelmännin, Wittwe Georg’s Schenk von Schenkenstein zu Gmünd, verkauft 1446 an Martin Fürlay, Vogt zu Welzheim, 2 Güter für unvogtbar und ungerichtbar, doch daß sie Lehen von Weinsberg sind, das sie 1449 eignet; Fürlay verkaufte dieselben 1454 um 106 fl. als Limpurg gerichtbar, an die Kirche zu Gebenweiler, von welcher Limpurg | und Lorch die Patrone waren. Auch sonstige Rechte scheint Lorch gehabt zu haben. Limpurg tauschte 1557 von der Stadt Gmünd 3 Güter mit Vogtei und die Obrigkeit über die Lorch’schen Hintersaßen ein; darunter ein Gut mit einem Apfelbaum, „welcher der Herrschaft gefällig ist,“ d. h. welcher ihr einen Theil der Frucht gültete. Außerdem hatte der Hospital und eine Pfründe zu St. Catharina in Gmünd Güter hier. – Der Gmündischen Unterthanen waren es 1803 42, der Lorchischen 57. Prescher nennt den Ort nicht.

i) Hüttenbühl, 3/4 St. nordwestlich von V. auf der Oberamtsgrenze, beim Einfluß der blinden in die schwarze Roth. Ein kleines Gut, worauf 1785 schon 51 Einwohner waren. Es gehörte der Frühmesse zu Gebenweiler und fiel 1535 an Limpurg.

k) Kapf, 1/2 St. südlich von V. auf einer Kuppe – „Kap“ – über dem Leinthal. Eine zu Ende des XV. Jahrhunderts von Peter von Kapf erbaute und begabte Capelle zur heil. Maria, wo der Frühmesser von Alfdorf gegen jährliche 21/2 Pfund Heller alle 14 Tage Messe zu lesen gehabt hatte, stand noch 1674. Von hier scheint das alte Schorndorfer Bürgergeschlecht Kapf zu stammen. Kloster Lorch besaß die Zehenten und ein Siebenzehner-Gut. Auch Limpurg hatte einen schon frühe getheilten Hof und 3 Sölden. Das Lorch’sche Lagerbuch von 1489 sagt: „4 Morgen Wiesen solle heuen N. zu Alchdorf“ (Alfdorf) „vnd dasselbig Heu wird geben für den Heuzehent von dem Hof vnd muß der vorgenannt N. dem Mayer vff dem Hof den Eber vnd den Hummel leihen wann er das nottürftig ist zu seinem Vieh.“ Die Einwohnerzahl betrug 1733 33, 1785 60.

l) Nardenheim, ehemals Nartenhayn, 7/8 St. nördlich von V. auf dem Gebirgsgrath. Eine alte Capelle ist vor mehr als 100 Jahren abgegangen. Von den 5 Gütern, aus welchen der Ort früher bestanden, waren 2 oder 3 Siebenzehner. Den sog. „Maierhof“ kaufte Lorch 1381 von Ludwig von Hohenhart um 20 Pfd. Heller; ihn hatte der Conventherr zu genießen, welcher die Messe zu St. Egidien im Kloster versah. Ein Gut kaufte Kloster Adelberg 1382 von Friedrich Lutz, Bürger zu Gmünd. Ein weiteres Gut besaß Limpurg, das 1572 von Württemberg den dem Kloster Lorch gehörigen Zehenten erwarb. Der Ort zählte 1785 39 Einwohner. Eine Strecke bei dem Ort heißt noch der „Gerichtswasen.“ (S. 114.)

m) Neuwirthshaus, 1 St. nordwestlich von V. an der Landstraße; vor etwa 70–80 Jahren erbaut.

n) Schotthof, 3/8 St. südöstlich von V. auf dessen Markung, auf der Oberamtsgrenze von Gmünd. War altwürttembergisch.

| o) Steinhaus, 3/4 St. nordwestlich von V. Wie zuvor. War Lorchisch.

p) Stixenhof, oder Krettenbach, 7/8 St. nordwestlich von V. im Wald über dem Krettenbach, bei welchem früher der „untere See“ lag. Sigmund Schenk von Schenkenstein verlieh 1469 den Hof als Erblehen „zu einem Handroß“; 1516 vertauschte ihn Hans Schenk von Schenkenstein, Marschall des Cardinals und Bischofs von Gurk (bei Klagenfurth), an das Kloster Lorch gegen ein Gut zu Fach. Es war ein Siebenzehner-Gut.

q) Vaihinghof, 3/4 St. nordwestlich von V. am Abhang des Waldes. Der Gmünder Bürger Heinrich Wolf tritt 1421 den Hof an das Kloster Lorch ab, in dessen Amt und Gericht Pfahlbronn derselbe nun gehörte.

r) Wahlenheim, früher Wahlenweiler, 3/8 St. nordwestlich von V. auf dem Gebirgsgrath. Conrad und Johannes von Waldhausen verschaffen 1341 dem Kloster Lorch eine Gülte; 1356 haben Johann der Vetzer und Heinrich Hug, Bürger zu Gmünd, Wahlenweiler pfandweise im Besitz. Die Kirche Gebenweiler kauft 1425 von Hans von Lichtenstein die eine und von dem Gmünder Bürger Paul von Rinderbach die andere Hälfte. Durch die Reformation fiel der Ort 1535 an Limpurg.

Bei Kapf lag die Eisenmühle, deren schon in der Beschreibung eines Jagdbezirkes von 1251 gedacht wird. Dieß war, wofür auch das nicht entfernte Hüttenbühl sprechen möchte, ohne Zweifel ein Bergwerk, das also zu den ältesten Schwabens zählte.

Bei Hinter-Steinenberg, wo die oben angeführte Schanze 150 Schritte nördlich von dem Ort unter dem Namen Landgraben, und eine andere Schanze 1/8 Stunde südlich vom Orte vorbeiführt, soll eine Burg gewesen seyn, von der die Felder noch jetzt „Burgäcker“ heißen.




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