« Kapitel B 32 Beschreibung des Oberamts Göppingen Kapitel B 34 »
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33. Gemeinde Uhingen,
bestehend aus 6 Parcellen. G. E. 1257.
a) Uhingen, früher Ugingen, Uwingen und Uihingen, evangel. Pfarrdorf mit Markt-Gerechtigkeit und 1003 Einw., wor. 7 Kath., liegt westlich 11/2 St. von Göppingen zu beiden Seiten der Fils, an der nach Ulm führenden Landstraße. Die Gemeinde gehört in die II. Classe der Gemeinden und ist rechts der Fils dem Forstamt | Schorndorf, links derselben aber dem Forstamt Kirchheim zugetheilt. Der große Zehente in der ganzen Gemeinde steht dem Staate, der Heu- und kleine Zehente aber der Ortspfarrei zu. Die übrigen grundherrlichen Rechte in Filseck, Charlottenhof, Schafhof und Weilenbergerhof gehören zu dem Rittergute Filseck (s. u.). Die Gemeinde hat seit 1817 für 2664 fl. 6 kr. dem Staat und für 473 fl. 4 kr. dem Frhrn. v. Münch abgekauft. (S. auch S. 83.) Uhingen liegt ganz eben in dem Filsthal; die Fils, über welche hier eine Brücke führt, fließt mitten durch den Ort und theilt ihn in das Ober- und Unter-Dorf. Sie treibt mehrere Mühlen, und obgleich die Gemeinde mit Kosten bemüht war, dem Fluß ein gutes und tiefes Bett zu machen, so schwillt er doch öfters so sehr an, daß er austritt und allerwärts großen Schaden verursacht. Zunächst am Orte fällt der von Albershausen herkommende Butzbach in die Fils. Die vorgedachte frequente ulmer Straße zieht durch das Unterdorf, durch das Oberdorf aber führt die über Albershausen gehende kirchheimer Straße. Die Gegend um diesen hübschen und freundlichen Ort ist angenehm, doch Winters wegen des Flusses und Nebels etwas feucht. (S. auch oben S. 23.) Der Ort zählt 202 Haupt- und 59 Neben-Gebäude. Die Kirche zur h. Cäcilia liegt etwas entfernt vom Dorfe, hat einen gothischen Chor, ist mit einer Mauer umgeben und gut erhalten. Wann die frühere alte Kirche mit der Gruft der Herren von Filseck abgebrochen oder zerstört worden, ist unbekannt; der Chor der jetzigen wurde am 10. Aug. 1519 in honorem S. S. Ceciliae, Catharinae, Ursulae, Conradi, Timothei Leonhardi geweiht. Das Schiff ist jünger. Die Gemeinde stellte 1693 vor, ihre Kirche sey so baufällig, „daß sie samptlich bei Haltung des Gottesdienstes in Gefahr Leibs und Lebens sich befinden.“ Sie wollen einen neuen Dachstuhl errichten und zugleich die Mauern der Kirche erhöhen und dem Chore gleich machen. Sofort wurde ein Sammelpatent bewilligt und wirklich auch, nach einer Steinschrift in der Sakristei: »Anno 1693 mediis belli turbis turco-gallicis ampliatum et renovatum hoc templum.« Der Thurm wurde 1823 bis auf die massive Mauer abgebrochen und in einfacherer Form wieder aufgebaut. Die Baulast liegt dem Heiligen ob. Das vom Staate zu erhaltende, 1792 neu erbaute, Pfarrhaus liegt frei und angenehm bei der Kirche. – In Uhingen wurde der oben S. 147 erwähnte M. Martin Cleß im J. 1491 geboren. Sein Vater scheint hier Zoller gewesen zu seyn („Martin Clöß, 1497 Zoller zu Uhingen“). Nach Gabelkhover wurde er, damals baccalaureus Friburgensis, im J. 1511 Magister zu Tübingen. Im J. 1516 war er Stiftsprädicant in Göppingen; 1529 nahm er die evangel. Lehre an und wurde als Pfarrer nach Biberach und 1536 | als solcher nach Göppingen berufen. Hierauf finden wir ihn 1543 als solchen in Canstatt, von wo er aber wegen des Interims 1547 weichen mußte. Im J. 1548 erhielt er die Pfarrei zu St. Leonhard in Stuttgart, nebst der Würde eines Superintendenten und Consistorialraths, und starb daselbst am 13. Aug. 1552. – Eine Obstbaum-Anlage von 1000 Stücken auf Gemeindeplätzen gewährt bereits erheblichen Nutzen, die Weinberge im Hegnach sind schon seit 1698 ausgestockt. Es wächst gutes Futter und Getreide, und namentlich werden viele Ackerbohnen gebaut. Die Schafzucht ist von Bedeutung. Die Eingangs erwähnten Mühlen sind: 3 Mahl-, 3 Säg-, 2 Öl- und 2 Gipsmühlen; sie, hauptsächlich aber die frequente Straße, bringen einen ziemlichen Verkehr in den Ort. Außerdem sind noch an Gewerben die 2 Ziegeleien in Uhingen und Filseck, sowie einige Fuhrleute in Uhingen zu nennen. Übrigens ist auch der Heu-Handel nach den Garnisonsstädten des Landes und die Ausfuhr von Bausteinen aus einem auf der Markung gelegenen reichen Keupersandsteinbruch nicht unbedeutend. (S. oben S. 44.)

Zu dem Gemeindeverband, in welchen die übrigen Parcellen 1807 eintraten, gehört schon längst Diegelsberg. In älterer Zeit gehörte auch noch Bünzwangen in das sog. Amt. (S. 96.) Das Marktrecht wurde erst in neuerer Zeit bewilligt. Die Parochie besteht aus den Gemeinde-Parcellen und aus Sparwiesen, Holzhausen und Niederwälden. Das Patronatrecht ist königlich. Die Katholiken sind nach Rechberghausen eingepfarrt. An der Schule in Uhingen stehen ein Schulmeister und ein Gehülfe, an der in Diegelsberg, wo ebenfalls ein eigenes Schulhaus, steht ein Schulmeister. Eine Industrieschule ist seit einigen Jahren errichtet. Eine Schule in Uhingen bestand bereits 1548; dem Lehrer, damals zugleich noch Bäcker, wurde 1562 eine Besoldung von 15 fl. geschöpft. Der für die ganze Kirchengemeinde gemeinschaftliche Gottesacker umgibt die Kirche.

Uhingen war einst zum Theil Besitzthum der Grafen von Aichelberg. Graf Diepold von Aichelberg verpfändete 1318 an Württemberg alle seine Güter, die er hatte zu Ugingen. Graf Albrecht von A. aber verkauft 1332 um 220 Pfd. Heller alle seine Güter und Leute, die er hier zu Dorf und Feld hatte, mit allen Rechten an Württemberg, ausgenommen den Kirchensatz, Einiges was seine Schwester Agnes hat, eine Mühlstatt, des Sidelers Hof, die außerhalb des Dorfes gesessenen Leute, 3 Jauchert Ackers zu Albershausen, 4 J. Acker zu Wälden, 3 J. Acker zu Holzhausen und den Hof zu Dagmannshart. Aber auch diese vorbehaltenen Güter und andere Rechte kamen (nach Sattlers Topographie 138) in den zwei folgenden Jahren an Württemberg. Dieser Theil stand in einem gewissen Abhängigkeits-Verhältnisse zu der Burg Filseck, wie denn noch | 1700 das mit dem Rechte des Hirtenstabes zu Uhingen verbundene Laudemium von 12 S. Haber zu 1/3 Filseck und zu 2/3 Württemberg gebührte. (S. auch Filseck.) Ein anderer Theil des Ortes, wie es scheint, der auf dem rechten Filsufer gelegene, war in alten Zeiten nicht nur in kirchlicher, sondern auch in politischer Beziehung mit Göppingen verbunden, da die Inhaber von 6 hiesigen Fischwassern dieselben Dienste zum Schlosse Göppingen zu leisten hatten, wie jene zu Ebersbach. Dieser Theil mag schon mit Göppingen erworben worden seyn. Die sonstigen Grundherren des Ortes waren Aichelberg, die Dynasten von Staufeneck, die Herren von Rechberghausen, die Vögte von Staufen und die Staufer von Blosenstaufen. Ein Hof, der den letzteren zustand, kam 1549 an Württemberg. Ritter Johann von Rechberghausen verkauft 1338 dem Kl. Adelberg einen Hof zu Ugingen für frei und unvogtbar, an welchen Niemand, Edelmann oder Gebur, ein Recht habe, ausgenommen die Herrschaft Württemberg, die zu rechtem Gattergeld jährlich 4 und 13 Sch. Heller vom Hofe erhalte. Rudolph Vogt zu Staufen vermacht demselben Kloster 1358 einen Jahreszins aus seinem Hof zu Ugingen, genannt des Sidelers Hof. So besaßen vor etwa 300 Jahren: die Herrschaft Württemberg alle Hohheit und Obrigkeit, sowie 2 Mühlen, 3 Höfe, 3 Lehen und 59 kleine Sölden; Adelberg 1 Hof und 2 halbe Huben, 2 größere und 29 kleine Sölden; und die geistliche Verwaltung, meist wegen der hiesigen Frühmesse, 10 Sölden.

Im dreißigjährigen Kriege wurde Uhingen eingeäschert. (S. auch oben S. 103.) Noch 1692 hatte sich der Ort nicht erholt; von den 160 Bürgern fehlten noch 100, und 50 Hofstätten waren noch nicht überbaut.

Die Pfarrei ist alt; wie Ludwig von Staufeneck den Kirchensatz »cum suis attinentiis universis, exceptis hominibus, qui sunt dicte ecclesie censuales« 1302 dem Kl. Adelberg übergab, sahen wir bei Staufeneck; als Zeuge wird magister Cunradus de Gamundia rector ecclesie predicte genannt. Der ganze Kirchensatz war aber damit nicht gemeint, da Graf Albrecht von Aichelberg 1333 an Adelberg seinen Theil desselben, mit Zugehör und Gefällen aus Häusern und Gütern, um 200 Pfd. Heller verkauft. Auch mögen nur wenige Zehenten darunter begriffen gewesen seyn. Dem gedachten Kloster wurde 1346 die Kirche einverleibt, das nun die Pfarrei durch seine Klostergeistliche versehen ließ. Im Oktober 1466 stifteten und dotirten Schultheiß, Richter und Gemeinde in Uingen einen Altar zur Ehre der h. Maria und eine Frühmeß-Pfründe, mit der Bestimmung, daß Adelberg die Nomination haben solle. Nach der Reformation, die frühzeitig geschah, wurde diese aufgehoben. Auf den Tod des Pfarrers Sebastian Vaut wurde am 7. Februar 1537 | Petrus Lang zum Prädikanten dahier, mit einem wöchentlichen Gehalt von 20 Batzen ernannt. Die Zehentrechte waren früher in verschiedenen Händen. Jene, welche Württemberg hier, in Wangen und Oberhausen besaß, trat es 1465 an Adelberg ab. So hatten 1537 am großen, am Wein- und Heu-Zehenten: Württemberg 5/8, Adelberg 2/8 und das Stift Faurndau 1/8; am kleinen die Propstei Oberhofen die Hälfte, die andere Hälfte stand den eben erwähnten Zehentherren in gedachtem Verhältnisse zu. In alten Zeiten hatte nemlich, wie zuvor erwähnt, der am rechten Filsufer gelegene Theil des Dorfes in die Pfarrei Oberhofen gehört. S. auch Betzgenried, Rechberghausen, Reuenstadt und Sparwiesen.

b) Diegelsberg, früher auch Diegersberg, Weiler mit 173 Einw., nordwestlich, 1 St. von Uhingen, auf einem von Waldung umgebenen Berge über dem rechten Filsufer. Das Örtchen gehört in das Forstamt Schorndorf und theilte stets alle Verhältnisse mit Uhingen. Der Diegelsberg bildet einen Übergang in den angrenzenden Schurwald; der Boden ist rauh und dem Getreide- und Futter-Bau wenig zuträglich. Um so besser gedeiht der Flachs. Die Kirschengeist-Bereitung ist sehr bedeutend (s. oben S. 51). Diegelsberg kam theilweise schon mit Uhingen an Württemberg; das, was noch Graf Ulrich von Aichelberg hier besaß, trat er demselben 1339 ab. Rudolph Luipolt von Göppingen wurde 1344 mit dem „Gut Dieggersberg“ und Rugger von Plieningen 1477 mit „Diegelsperg dem Weiler“ von Württemberg belehnt. Die Kellerei besaß hier 5 Lehen und 36 kleine einzelne Lehengüter.

Uhingen war ehemals ein namhafter Stappelplatz, wo der kaiserliche Zoll (oben S. 138) erhoben ward. Das Zollhaus, am rechten Ufer der Fils, stand noch 1700. Auch war im Dorf, hinterm Rathhaus, ein Bad, dessen Behausung 1662 aufs Neue errichtet ward. Dasselbe scheint von hohem Alter gewesen zu seyn, da in neuerer Zeit daselbst Wasserleitungen aufgedeckt worden, die von Stein sind. – Bemerkenswerth ist ferner, daß das adelbergsche Lagerbuch von 1537 einige Äcker nennt, die liegen „an der Heerstraße“ und oben „uff den gemeinen Weg“ stoßen.

c) Filseck, Schloß mit 23 Einw., wor. 1 Kath., liegt auf dem linken Ufer der Fils, 1/2 St. südöstlich von Uhingen, und theilt, die Grundherrlichkeit ausgenommen, alle Verhältnisse mit diesem. Die Zehenten gehören, von dem Stifte Faurndau her, dem Staate. Die übrigen Rechte stehen, wegen des Rittergutes Filseck, dem Freiherrn von Münch zu.

Das Rittergut Filseck war dem ritterschaftlichen Canton Kocher einverleibt, ist Allodium mit Fideicommiß und Primogenitur und besteht aus dem Schloß Filseck, aus den 2 Maiereien Charlotten-Hof, | mit 96 M. Äcker, 9 M. Gärten, 82 M. Wiesen, 24 M. Weiden und 153 M. Wald; ferner aus dem Weilenberger-Hof, aus dem Schaf-Hof, aus Gülten, Frohngeldern, Laudemien und Weidrechten. Die hohe und niedere Herrlichkeit war bestritten. Der Gutsbesitzer hat gegen die in den §§. 30 und 41 der k. Declaration vom 8. Dec. 1821 zugesicherten Surrogate auf die Ausübung der Patrimonial-Gerichtsbarkeit, Orts-Polizei und Forst-Gerichtsbarkeit verzichtet. Die Matrikel gibt den ungefähren jährlichen reinen Ertrag zu 3 – 400 fl. an. Der Rentbeamte (zugleich Ortsvorsteher) hat in Uhingen seinen Sitz; der Gutsherr wohnt abwechslungsweise in Hohen-Mühringen und in Aystetten, im Königreich Bayern.

Das Schloß Filseck liegt auf einem nicht sehr hohen Vorsprunge der Hügelkette, die sich fast 2 Stunden von Uhingen bis über Göppingen hinauf dem linken Filsufer entlang ausbreitet, und blickt von seiner waldigen Höhe über die Fils, die hier um eine Ecke biegt, äußerst freundlich ins Thal hinab. Das Schloß wurde vor etwa 200 Jahren neu erbaut, hat eine altfränkische Einrichtung und gewährt von seinen massiven Eckthürmen aus eine vortreffliche Aussicht in das Filsthal und gegen den Hohenstaufen hin. An das mit einer Mauer umgebene Gebäude reihen sich fruchtbare Obstgärten und ein schöner Blumengarten an. Ein Hausvogt führt über das Schloßgut die Aufsicht. Eine Ziegelhütte in der Nähe ist Erblehen.

d) Charlottenhof, Hof mit 7 evang. Einw., 1/4 St. südwestlich von Filseck, ganz eben gelegen. Dem Pächter sind neben den durch die trefflichsten Obstgärten, Äcker und Wiesen ausgezeichneten Maiereigütern die hübschen und geräumigen Ökonomie-Gebäude überlassen. Zum Gute gehört ein fischreicher See.

e) Schafhof, Weiler mit 29 evang. Einw., südwestlich, 1/2 St. von Filseck, am Butzbach, zunächst bei Albershausen gelegen. Der Weiler besteht aus 5 nach Filseck erblehnbaren Hofgütern. Dieser Schafhof wurde ums J. 1700 an der Stelle der bei Albershausen erwähnten abgegangenen Schenkenmühle angelegt.

f) Weilenbergerhof, früher auch Eulenhof, Weiler mit 22 evang. Einw., liegt auf der Höhe zwischen Filseck und Schafhof und besteht aus 3 nach Filseck erblehenbaren Hofgütern. Nach dem unten zu erwähnenden Diplome von 1573 stand hier damals noch ein Schloß, und eine zwischen Weilenberg und Schafhof gelegene waldige Höhe heißt noch Burgstall. Näheres ist aber nicht bekannt.

Ein Schloß Filseck stand mindestens schon vor 600 Jahren. Die bei Staufeneck erwähnte Urkunde von 1302 sagt von Uhingen, es liege prope castrum Vilsegge; die Burg mußte daher bedeutend gewesen seyn. Sie war ein Besitzthum der Grafen von Aichelberg. Denn an St. Martins Abend 1318 verkaufte Graf Diepold von | Aichelberg der ältere mit Gunst und gutem Willen seiner Söhne Ulrich und Albrecht und seiner übrigen Kinder, dem Grafen Eberhard von Württemberg um 800 Pfd. Heller „die Burch ze Vilsegge vnd was wir dazu [1] kouften vmb vnsern Swaher seligen Herrn Vlrichen von Rechberg, im Holze, im Velde, Lüte vnd Gut, gesucht vnd vngesucht, vnd zwen Höfe, die heissent ze Bettenwiler“ (S. 150), „vnd was darzu gehört.“ Wie lange Württemberg die Burg besessen, ist unbekannt; ebenso auch, ob das ritterliche Geschlecht, das sich von ihr schrieb, und wovon wir 1268 bis 1294 die drei Brüder Bernold, Anselm und Heinrich theils in Erpfenhausen und theils in Unter-Berken begütert treffen, dieselbe einst eigen oder zu Lehen besessen hatte. Nach langer Pause finden wir die Rüssen oder Reuß von Kirchheim, und zwar im allodialen Besitze. Hans Rüß verkauft 1379 alle seine (zu Filseck gehörigen) Leute und Güter zu Uhingen seinen Söhnen Johann, Friz, Diethoch, Eberhard und Heinrich; wobei einer lehensherrlichen Zustimmung nicht gedacht wird. Dieses Geschlecht besaß Filseck lange. Hans Reuß von Reußenstein zu Filseck verleiht 1459 Güter zu Uhingen. Ein Heinrich Reuß daselbst kommt 1489 vor, und Michael Reuß, den wir 1525 bei Hobenstaufen kennen lernten, saß schon 1503 hier. Im J. 1553 bot Wilhelm Reuß von Reußenstein das Gut dem Herzog von Württemberg zum Kauf an; es bestand damals: aus dem Schloß (in gar schlechtem Zustand), mehreren Gütern, worauf 6 – 700 Obstbäume, 600 Jauchert Wald, 1 Fischwasser in der Fils, 5 Fischweihern, dem Weilenbergerhof, 1 Gut zu Sparwiesen, der Schenkenmühle zu Albershausen, 14 Lehen zu Uhingen, und 1/3 am Hirtenstab daselbst. Der Herzog war aber nicht geneigt; worauf die 3 Söhne des indessen verstorbenen Wilhelm [2] am 10. Jan. 1568 dieses Gut um 14.210 fl. an Balthasar Moser, damals Bürgermeister von Göppingen, nachmals herzogl. württ. Rentkammerrath, als freies Eigenthum mit aller hohen und niedern Obrigkeit verkauften. Nachdem Kaiser Maximilian II. unterm 4. März 1573 den Käufer und dessen Bruder Valentin mit allen ihren etlichen Nachkommen in den Adelsstand erhoben und ihnen gestattet hatte, sich „zu ewigen Zeiten von ihren Sitz vnb Schlößern Filseck vnd Weilerberg“ zu nennen und zu schreiben (J. J. Moser von Filseck etc. erläutertes Württemberg, 1729, I. 54 etc.) verkaufte der Erstere am 21. Okt. 1573 das Gut um 17000 fl. an Dietrich von Gemmingen, dessen Erben dasselbe den 1. Sepr. 1596 an Burkhardt von Berlichingen veräußerten. Im J. 1617 und 1628 finden | wir die von Vohenstein, 1650 Georg v. Fischer im Besitze. Oberst v. Zweifel verkaufte das Gut 1710 um 21000 fl. an die Abtei Schönthal, die es 1721 an den hessencasselschen General v. Leutrum veräußerte. Im J. 1748 endlich verkaufte das Ritterdirectorium dasselbe um 32.000 fl. an den Banquier v. Münch, dessen Nachkommen noch im Besitze sind; wobei sich übrigens Württemberg, weil das Gut von seinem Gebiet umgeben sey, die Malefiz und alle landesherrliche Obrigkeit reservirte. Durch die Rheinbundakte wurde das Rittergut 1806 der Staatshohheit Württembergs unterworfen. Der dermalige Gutsherr ist Freiherr Friedrich v. Münch, königl. bayerischer Kämmerer.

Die zuvor S. 297 erwähnten 5 Weiher, wovon nur noch der kleinste vorhanden ist, waren zum Theil von Bedeutung: einer war (im J. 1553) 7, der zweite 5, der dritte 11/2, der vierte 1 und der fünfte 3/4 Morgen groß. Sie waren mit 100 – 1500 Karpfen und Hechten besetzt.


  1. Die von Einigen hierauf gestützte Annahme, daß Filseck selbst zuvor rechbergisch gewesen, ist hienach nicht außer Zweifel.
  2. Den Letzten dieses Namens s. oben Salach. S. 277.
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