« Kapitel B 1 Beschreibung des Oberamts Freudenstadt Kapitel B 3 »
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Aach,
Gemeinde III. Kl. mit 510 Einw., worunter 1 Kath. a. Aach, Dorf, evang. Pfarrfilial von Grünthal, 499 Einw. b. Benzinger Hof, Filial von Glatten, 11 Einw. – Die Kath. sind nach Heiligenbronn, O.A. Horb, eingepfarrt.


Das mittelgroße Dorf, früher in Ober- und Unter-Aach abgetheilt, liegt an der Vereinigung des Kübelbachs (Glatt), des Stockerbachs und des Ettenbachs, 5/4 Stunden östlich von der Oberamtsstadt, theils in die Thalebene der Glatt, theils an den Gehängen des mäßig eingeschnittenen Thals ziemlich uneben und weitläufig hingebaut. Einzelne sehr ansehnliche Gebäude contrastiren mit den im Allgemeinen kleinen Wohnungen und verrathen die Verschiedenheit der ökonomischen Verhältnisse der Einwohner, unter welchen nur einige Wohlhabende sind. Die Stuttgart-Freudenstadter Landstraße, welche im Jahr 1838 von der Höhe bei Hallwangen bis nach Aach eine zweckmäßigere Richtung erhielt, führt durch den Ort und überdieß sind noch Vicinalstraßen nach Grünthal, Glatten, Wittlensweiler und Dietersweiler angelegt, die den Verkehr nach allen Richtungen sichern.

Die oben angeführten Bäche werden im Ort zu einem Weiher geschwellt, welcher „in der Aach“ genannt wird. Der Weiher dient zum Einbinden und Zurichten der Flöße, die von hier aus dem Neckar zu gehen. Die Glatt, welchen Namen der vereinigte Wasserabfluß aus dem Weiher erhält, tritt öfters aus ihrem Bett, namentlich lief sie im Jahr 1779 den 2. Juli in Folge eines Wolkenbruchs so sehr an, daß sie in Aach die untere Mühle und in Neuneck 4 Gebäude wegschwemmte; dabei fanden 8 Menschen ihren Tod in den Fluthen und ein 4 Jahre altes Mädchen wurde bis zur Brücke bei Leinstetten geschwemmt.

Mit gutem Trinkwasser wird der Ort durch 5 laufende Brunnen hinreichend versehen; ein Schöpfbrunnen (Gansbrünnle) in der Nähe des Floßweihers liefert vorzügliches Wasser. Bei dem Gasthaus zur Sonne befindet sich eine Quelle, welche nur bei guter Witterung anlauft, bei Regenwetter aber ausbleibt, so daß dieselbe gleichsam | als Orts-Barometer gilt. Dieses Gasthaus zur Sonne, welches ein Schloß gewesen seyn soll, hatte eine Freistätte für Verbrecher und noch befindet sich in der Ecke der alterthümlichen Wirthsstube eine hölzerne Hülse, von der die Sage geht, daß wenn ein Verbrecher die Hand in dieselbe steckte, er 48 Stunden sicher war. Über der an dem massiven Unterstock des Hauses angebrachten Kellerthüre steht die Jahreszahl 1554. Neben freiem Wirthschaftsrecht ruhte auf dem Gebäude eine Holzgerechtigkeit zu jährlich 24 Klafter; um dieser Rechte nicht verlustig zu werden, mußte der Besitzer 3 schwarze Thiere (ein schwarzes Pferd, einen schwarzen Hahn und eine schwarze Katze) halten. Vor demselben Hause wurde auch unter freiem Himmel das Waldgericht abgehalten (s. allgem. Theil VII, 1.). Die Waldgerichtsgenossen hatten verschiedene Gerechtigkeiten, bei deren Ablösung im Jahr 1837 die Gemeinde Aach für ihre Waldberechtigungen 600 Morgen Wald erhielt, von denen die Hälfte der Gemeinde zufiel, die übrigen 300 Morgen aber unter die berechtigten Bürger, deren es 51 waren, vertheilt wurden. Überdieß bezieht jeder Bürger von dem Ertrag der Gemeindewaldungen jährlich 1/2–1 Klafter Holz; der Rest wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von 1000–1200 fl. sichert.

Die Einwohner sind körperlich kräftige, fleißige und ordnungsliebende Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht, Waldarbeiten, Holzfuhrwerk und Beschäftigung bei der Flößerei (Flößen, Floßeinbinden) bestehen. Einzelne treiben einen ziemlich ausgedehnten Handel mit Langholz und Schnittwaaren. Der größte Güterbesitz beträgt 85 Morgen, der gewöhnliche aber 10–15 Morgen; überdieß sind die meisten Bürger noch im Besitz von Waldungen (von 2–70 Morgen aufsteigend). Als größere Gewerbe sind 2 Schildwirthschaften, 2 Mühlen, eine mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, die andere mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang und 2 Sägmühlen zu nennen.

Die nicht große, ziemlich unebene Markung hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der theils aus den Verwitterungen des bunten Sandsteins, theils aus denen des Wellenmergels besteht; letzterer liefert in etwas trockenen Jahrgängen eine bessere und reichlichere Frucht, während in nassen Jahren der bunte Sandsteinboden ergiebiger sich zeigt. Bei der meist unebenen Lage der Felder wird durch starke Regengüsse nicht nur der Dünger, sondern auch theilweise die Ackerkrume abgeschwemmt.

Die klimatischen Verhältnisse sind milder als in Freudenstadt und Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

| Die Landwirthschaft (Wechselwirthschaft) wird fleißig und umsichtig betrieben; verbesserte Ackergeräthschaften sind nur bei Einzelnen im Gebrauch und die Anlagen der Düngerstätten lassen noch Manches zu wünschen übrig. Für den Stalldünger benützt man Nadelstreu und Sägmehl, letzteres besonders auf nasse Felder; überdieß wird zur Besserung der Felder häufig Hallerde und Asche angewendet. Man baut vorzugsweise Dinkel, Hafer, Kartoffeln, Hanf, Flachs, weniger Gerste, Roggen, Erbsen, Linsen, Angersen, Kohlraben, ziemlich viel dreiblättrigen Klee, Luzerne und Esparsette. Der Repsbau ist unbedeutend. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Acker wird zu 5–6 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Hafer, 3–4 Scheffel Gerste und 2–3 Scheffel Roggen angegeben. Die höchsten Ackerpreise betragen 400 fl., die mittleren 100 fl. und die geringsten 20 bis 40 fl. für den Morgen. Die Erzeugnisse des Feldes reichen nicht für das örtliche Bedürfniß, so daß noch Getreide von Außen zugekauft werden muß.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert gutes, nahrhaftes Futter; die durchgängig zweimähdigen Wiesen, von denen etwa 2/3 bewässert werden können, ertragen durchschnittlich 30 Centner Heu und 12 Centner Öhmd pr. Morgen. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 100–400 fl. Zum Nachtheil der Landwirthschaft wird zuweilen Futter nach Außen verkauft.

Die Obstzucht ist mittelmäßig und beschränkt sich hauptsächlich auf späte Mostsorten, dagegen hat der resignirte Amtsnotar Walther, der überhaupt zur Hebung der Landwirthschaft Vieles beiträgt, auch feinere Sorten, wie Goldparmaine, verschiedene Reinetten und andere Tafelobstsorten mit gutem Erfolg angepflanzt. Im Allgemeinen leiden die Obstbäume nicht selten durch Frühlingsfröste. Die Jungstämme werden theils aus einer Gemeindebaumschule, theils von Schernbach, Altensteig etc. bezogen.

Die Viehzucht, welche sich mit Ausnahme eines Öconomen, der Simmenthaler Kreuzung züchtet, mit einer gewöhnlichen Landrace beschäftigt, ist in mittelmäßigem Zustande. Ein Ortsbürger hält 2 Zuchtstiere, wofür ihm die Gemeinde die Nutznießung von 3 Morgen Wiesen und 59 fl. jährlich reicht. Der Handel mit Vieh ist nicht unbeträchtlich. Die Schafzucht hat aufgehört und die Weide wird an einen fremden Schäfer um 80 fl. jährlich verpachtet; überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeinde etwa 110 fl. ein. Die Zucht der Schweine ist ganz unbedeutend, auch Bienenzucht wird nur mittelmäßig betrieben.

Im Ort besteht eine Volksschule mit einem Lehrer, der in dem | 1816/17 neu erbauten, hoch gelegenen Schulhause freie Wohnung hat. Die Gelasse für den Gemeinderath sind in einem Wirthschaftsgebäude gemiethet.

An Stiftungen, deren Zinse an die Ortsarmen vertheilt werden, sind etwa 800 fl. vorhanden. Aus Allmanden, welche an die Bürger verliehen werden, bezieht die Gemeinde etwa 33 fl. jährlich.

Auf der Markung östlich vom Ort an dem Silberberg wurden früher in einem dort zu Tage gehenden Schwerspathgang Bergbauversuche auf Blei, Kupfer etc. angestellt; gegenwärtig wird nur noch der Schwerspath zuweilen dort gewonnen.

Durch Aach führte eine Römerstraße (s. den Abschnitt römische Alterthümer), auch wurden im Jahr 1816 daselbst 30 römische Broncemünzen gefunden.

Die älteste bekannte Schreibung des Orts ist „Aha“ (12tes Jahrh. Cod. Reichenb. 37 a), „die Ahe, inn der Ahe“ (15tes Jahrh. Grimm Weisth. 1, 381). Hiesige Güter gehörten wenigstens im 12. Jahrh. dem Hochstift Bamberg und wurden von diesem an die Herzoge von Zäringen, wenigstens an den Herzog Berthold IV. († 1186) zu Lehen und von Letzterem wieder an seinen Tochtermann Graf Egeno von Urach zu Afterlehen gegeben (ebendas.). Solche Güter waren ohne Zweifel altes Reichsgut, welches Kaiser Heinrich II. um’s Jahr 1007 seiner reich bedachten Lieblingsstiftung, dem Bisthum Bamberg, nebst andern schwarzwäldischen Besitzungen zuwandte. Als die Enkel des obigen Grafen Egeno ihre reichen Besitzungen theilten, gelangte Aach an den Grafen Heinrich von Urach-Fürstenberg und von dessen Hause im Jahr 1320 mit Dornstetten (s. o.) an Württemberg.

Einen ziemlichen Besitzstand hatte allhier bereits im Jahr 1348 das Kloster Kniebis.

Der zur Gemeinde-Markung gehörige Benzinger Hof liegt 1/4 Stunde südwestlich von Aach; er theilt sich in zwei Gutscomplexe, deren wohlhabende Besitzer sich hauptsächlich durch Feldbau und Viehzucht ihr gutes Auskommen sichern.

In trockenen Jahrgängen entsteht Wassermangel, so daß die Hofbewohner ihr Wasser in dem 1/8 Stunde östlich gelegenen Glatt-Thale holen müssen.

Seit 1720 gehört der Hof zur Parochie Glatten; früher war er nach Grünthal eingepfarrt.

Auf dem Hof haftete eine jährliche Fruchtgült von 82 Simri, welche an den Kirchenfonds zu Rippoldsau abzureichen war, aber schon vor mehreren Jahren für 350 fl. abgelöst wurde.


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