« Kapitel A 4 Beschreibung des Oberamts Freudenstadt Kapitel A 6 »
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V. Nahrungsstand.


1. Hauptnahrungsquellen.

Feldbau, Viehzucht, besonders aber Holznutzung bilden die Haupterwerbsquellen der Bezirkseinwohner. Industrielle Beschäftigung bieten außer den kleineren Gewerben in dem Oberamtsbezirk vorzugsweise die Königlichen Hüttenwerke, die chemische Fabrik zu Ödenwald und die Glashütten zu Schönmünzach und Buhlbach. Vielen Verdienst im Einzelnen gewähren die Holzflößerei, die Verarbeitung des Holzes in Schnittwaaren, Schindeln, Pfähle etc., die Kohlenbrennerei, das Harzsammeln, die Pottaschesiederei, die Bereitung von Pech, Theer, Terpentin, Kienruß, u. s. w. Von Bedeutung ist auch das Sammeln von Beeren (Heidelbeeren und Preisselbeeren), theils zum Verkauf in rohem Zustande, theils zum Brennen, indem besonders viel Heidelbeergeist gebrannt wird, den die Bezirkseinwohner allgemein als Lieblingsgetränk genießen, und womit von Einzelnen ein nicht unbeträchtlicher Handel getrieben wird.

2. Vermögen.
A. Geldwerth des besteuerten Grundeigenthums.

Dieser berechnet sich laut des von dem Königl. Steuerkataster-Revisorat nach dem Stand vom 1. Juli 1856 gefertigten Kataster für die directe Steuer, gegründet auf die Reinertrags-Schätzungen und die Ergebnisse der Landesvermessung folgendermaßen:

Kapitalwerth im 25fachen
Betrag
4647/8 Mg. Küchengärten und Länder à 5 fl. 221/2 kr. Reinertrag 2498 fl. 40 kr.
62.466 fl. 45 kr.
1127 Mg. Gras- und Baumgärten à 9 fl. 181/2 kr. 10.470 fl. 57 kr.
261.773 fl. 56 kr.
29.8763/8 Mg. theils flürlich, theils willkürlich gebaute Äcker (worunter 30934/8 Mg. Wechselfelder sind) à 3 fl. 24 kr. incl. Zehnten 101.579 fl. 41 kr.
2.539.491 fl. 53 kr.
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96695/8 Morgen zweimädige Wiesen à 8 fl. 44 kr. incl. Zehnten 84.512 fl. 31 kr.
2.112.813 fl. 03 kr.
21813/8 Mg. einmädige Wiesen à 2 fl. 151/2 kr. incl. Zehnten 4908 fl. 56 kr.
122.702 fl. 20 kr.
Kapitalwerth im 40fachen
Betrag
113.6304/8 Mg. Waldungen, meistens aus Nadelholz, und nur zu 3,6 % aus Laub- und gemischter Waldung bestehend, à 501/2 kr. Reinertrag 95.563 fl. 15 kr.
3.822.530 fl. 0– kr.
71521/8 Mg. Weidefläche à 18 kr. 2145 fl. 38 kr.
85.825 fl. 26 kr.
Dazu Ertrag der Schafweide auf allen Markungen, geschätzt zu 2865 Stück Schafen à 13,6 kr. 651 fl. 15 kr.
26.050 fl. 0– kr.
382/8 Mg. Steinbrüche, Thon- und Mergelgruben etc. à 1 fl. 57 kr. 74 fl. 35 kr.
2983 fl. 12 kr.
7183/8 Mg. Weiher, Bäche, Flüsse (Fischwasser) à 12 kr. 143 fl. 40 kr.
164.8584/8 Morgen 302.549 fl. 08 kr.
5746 fl. 24 kr.
Zusammen 9.042.382 fl. 59 kr.

Wird hievon der darunter begriffene unbesteuerte Grundbesitz des Staats in Abzug gebracht, welcher nach einer auf dem Königl. Katasterbureau gefertigten Übersicht vom Jahr 1851 besteht in:

Kapitalwerth im 25fachen
Betrag
182/8 Mg. Gärten und Ländern à 8 fl. 43 kr. per Morgen 000.159 fl. 08 kr.
3978 fl. 30 kr.
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1357/8 Mg. Äcker, wovon 52 Mg. flürlich, 471/8 Mg. willkürlich gebaute, 366/8 Mg. Wechselfelder sind, à 3 fl. 24 kr. incl. Zehnten 461 fl. 58 kr.
11.549 fl. 15 kr.
1395/8 Mg. zweimädige Wiesen, à 8 fl. 44 kr. incl. Zehnten 1219 fl. 21 kr.
30.483 fl. 37 kr.
185/8 Mg. einmädige Wiesen (Holzwiesen) à 2 fl. 151/2 kr. 41 fl. 54 kr.
1047 fl. 39 kr.
Kapitalwerth im 40fachen
Betrag
51.5327/8 Mg. Waldungen; größtentheils Nadelholz; nur 6,8 % dieser Fläche besteht aus Laub- oder gemischtem Holz à 501/2 kr. 43.339 fl. 09 kr.
1.733.565 fl. 53 kr.
2195 Mg. Weidefläche, wovon 18266/8 Mg. mit Holz bewachsen sind, à 18 kr. 658 fl. 30 kr.
26.340 fl. 0– kr.
546 Mg. Weiher, Flüsse etc. (Fischwasser) à 12 kr. 109 fl. 12 kr.
54.5862/8 Morgen 45.989 fl. 12 kr.
4368 fl. 0– kr.
Zusammen 1.811.332 fl. 54 kr.
so verbleibt als Geldwerth der besteuerten nutzbaren Bodenfläche der Gemeinden und Privaten die Summe von 7.231.050 fl. 05 kr.
B. Geldwerth der steuerbaren Gebäude.

Dieser beträgt:

a) nach dem Gebäudesteuer-Kataster von 1855/56 incl. des Gebäude-Areals für |
3683 Haupt- oder Wohngebäude, und
1494 Nebengebäude.
Zusammen 5177 Gebäude   2.347.837 fl.
b) nach dem Brandversicherungsanschlag 5.711.800 fl.
C. Geldwerth des Viehstandes.

Nach der neuesten amtlichen Aufnahme vom 1. Januar 1856 und nach den in den früheren Beschreibungen der Oberämter angenommenen Sätzen berechnet sich derselbe wie folgt:

Pferde von 3 Jahr. u. darüber 938 1006 à 50 fl. 50.300 fl.
unter 3 Jahren 68
Maulthiere und Esel 1 à 10 fl. 10 fl.
Rindvieh Ochsen u. Stiere über 2 Jahre 2553 13.278 à 25 fl.  331.950 fl.
Kühe und Kalbeln 6467
Schmalvieh u. Kälber 4258
Schafe spanische 135 2347 à 06 fl. 14.082 fl.
Bastardschafe 456
Landschafe 1756
Schweine (Eber, Mutterschweine etc.) 2278 à 08 fl. 18.224 fl.
Ziegen und Ziegenböcke 1356 à 05 fl. 6780 fl.
Bienenstöcke 867 à 05 fl. 4335 fl.
Zusammen C 425.681 fl.

Gesammtbetrag des unbeweglichen Vermögens sammt dem Viehstand:

A. Werth des steuerbaren Grundeigenthums   7.231.050 fl. 05 kr.
B. Gebäudewerth im Katasteranschlag 2.347.837 fl. – kr.
C. Werth des Viehstandes (am 1. Jan. 1856) 425.681 fl. – kr.
Totalsumme 10.004.568 fl. 5 kr.

Von dieser Vermögenssumme entfallen auf den Kopf der ortsangehörigen Bevölkerung nach deren Stand am 3. Dez. 1856:

a. mit Inbegriff des Viehstandes 335 fl. 30 kr.
b. ohne diesen 321 fl. 13 kr.

Auf eine Familie (nach letzter Zählung am 3. Dez. 1855):

a. mit Einschluß des Viehstandes 1890 fl. 30 kr.
b. ohne denselben 1810 fl. 4 kr.
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3. Wirthschaft.
A. Urproduction (Landbau).
a) Gewinnung von Mineralien.[1]

Nach der Landesvermessung nehmen in dem Bezirke die Steinbrüche 21 Morgen, die Thon- etc. Gruben 172/8 Morgen Fläche ein.

Was die Ausbeutung von Steinen u. dergl. betrifft, so gewinnt man Granit und Gneuß zu Straßenmaterial theils von Geröllen in der Murg und in der Kinzig, theils wird solcher von anstehenden Felsen abgebaut, wie bei Hutzenbach, Reinerzau, Röth und Schwarzenberg. Der Thonsteinporphyr wird im obern Murgthal zu Straßenmaterial benützt. Ein sehr gutes Straßenmaterial liefert überdieß der Kieselsandstein, welcher bei Freudenstadt in namhafter Ausdehnung abgebaut wird. Der Quadersandstein des bunten Sandsteins wird zu Bau- und Werksteinen bei Freudenstadt, Aach, Besenfeld, Dürrweiler, Göttelfingen, Grömbach, Hochdorf, Hutzenbach, Neuneck, Pfalzgrafenweiler, Reichenbach, Reinerzau, Röth, Schwarzenberg und Wittendorf gewonnen. Auch werden die los herumliegenden Trümmergesteine des grobkörnigen bunten Sandsteins zu Bausteinen und häufig zu Mühlsteinen verwendet. Der Plattensandstein, der schöne, sehr gesuchte Platten liefert, wird bei Cresbach, Dietersweiler, Glatten, Hallwangen, Lombach und Loßburg abgebaut. Den Hauptmuschelkalk gewinnt man zu Straßenmaterial bei Aach, Böffingen, Dornstetten, Glatten, Hallwangen, Ober-Iflingen, Schopfloch, Thumlingen, Unter-Iflingen, Wittendorf etc. Jüngerer Süßwasserkalk (Kalktuff) kommt bei Böffingen, Glatten, Neuneck und Wittendorf vor und wird mit Vortheil zu Bausteinen benützt.

Zur Besserung der Felder baut man Wellenmergel ab auf den Markungen Freudenstadt, Aach, Böffingen, Dietersweiler, Dornstetten, Glatten, Grünthal, Hallwangen, Lombach, Roth, Thumlingen, Unter-Musbach und Wittlensweiler. Lehm kommt auf den meinen Markungen des Bezirks vor. Töpferthon wird hauptsächlich bei Glatten und Neuneck gewonnen.

Torf erscheint hauptsächlich auf dem Kniebis, überhaupt auf den Höhen des Schwarzwaldes, ferner bei Glatten, Reichenbach und Reinerzau, wird jedoch, zumal bei dem Holzreichthum der Gegend, nicht als bauwürdig angesehen.

| Von besseren Mineralien wird gegenwärtig blos noch Brauneisenstein, jedoch in geringer Ausdehnung bei Freudenstadt und Wittlensweiler, und Schwerspath hauptsächlich für Bleiweißfabriken an jenen beiden Orten, sowie bei Aach und Hallwangen gewonnen.

Dagegen war in früheren Zeiten der Bergbau auf edle Metalle, Silber, Kupfer u. s. w. von solcher Bedeutung für diese Gegenden, daß hier eine nähere Geschichte desselben[2] am Platze seyn dürfte.

Eine Spur von Betreibung des Bergbaues in dieser Gegend findet sich schon im Jahr 1267; damals nämlich wurde bei der Trennung der Kapelle zu Kniebis von der Mutterkirche in Dornstetten festgesetzt, daß jedes dieser Gotteshäuser die Zehnten der Silbergruben und anderer auffindbarer Metalle hälftig erhalten sollte; man muß also jedenfalls vom Vorhandenseyn von Erzen in dieser Gegend Kunde gehabt haben und vielleicht wurden schon früher Versuche zu ihrer Gewinnung gemacht. Im Jahr 1488 wird Königswart ein verlegen Bergwerk genannt, welches wieder in Bau kommen sollte und worüber der Markgraf Christoph von Baden einen Verleihungsbrief ertheilte (v. Krieg, Grafen von Eberstein 421).

Weitere Nachrichten von der Betreibung des Bergbaues im Oberamtsbezirk aber haben wir erst aus dem 16. Jahrhundert, indem Herzog Ulrich den 25. Jan. 1535 seinen Räthen befahl, ihm Vorschläge wegen Wiedereröffnung der Bergwerke bei Bulach und Dornstetten zu machen. Am 3. Februar 1536 verlieh hierauf der Herzog den Gewerken, welche hier zu bauen schon angefangen hatten oder noch bauen wollten, verschiedene Freiheiten, worin namentlich auch von Silberbergwerken die Rede ist. Dann wurde 1542 im Vorbach wirklich eine Grube eröffnet, der Bau hier jedoch nur läßig betrieben.

Erst Herzog Christoph griff die Sache ernstlicher an, „da er Nachricht bekam, daß im Vorbach ein dicker und rauher Spathgang sich befinde, darin eingesprengtes Glaserz mit schöner Lasur und andern Farben sey, auch bei der Probe sich ergeben habe, daß der Centner Erz viel Kupfer und bei 8 Loth Silber halte.“ Er gründete eine eigene Gewerkschaft, an welcher auch Fremde, wie z. B. sein Schwiegersohn, der Landgraf Ludwig von Hessen, Theil nahmen, und erneute am 6. Juli 1558 die Privilegien seines Vaters Ulrich für die „Silber- und Kupfer-Bergwerke zu Bulach, Dornstetten, Hallwangen, im Wildbad, in der Aach, im Vorbach, am Kienberg und Schöllkopf, auch in der Reinerzau und denselben zugehörigen | Gebirgen am großen Schwarzwald gelegen“, trennte auch den 26. Oktober 1560 die bisher gemeinschaftliche Verwaltung der Bergwerke bei Bulach und Dornstetten. Im Jahr 1564 wurden der St. Christophsstollen im Vorbach, die Fundgruben zu den heiligen drei Königen am Schöllkopf und zu St. Johann am Friesenberg bebaut, doch ziemlich unordentlich und am Friesenberg, des vielen Wassers wegen, nur kurze Zeit. Mehrere von den Gewerken traten wieder aus, weil immer Zubuße gefordert wurde, andere blieben mit ihren Beiträgen im Rückstand und der Herzog erklärte 1567: „wo die Gewerkschaft noch baut, will ich mitbauen, wo nicht, so gedenke ich für mich selbst allein nicht zu bauen.“

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Auch sein Sohn, Herzog Ludwig, setzte den Bau „mit nicht geringen Kosten“ fort. Im Jahr 1571 ließ er durch Ägidius Costner, badischen Rath, Georg Mann, markgräflich brandenburgischen Bergmeister in Gold-Kronach, Dr. Georg Gadner, der seit längerer Zeit schon die Bergwerkssachen im Ober-Rath besorgte, Christoph Thomas, Kammerrath, und Conrad Menger, Bergmeister zu Baiersbronn, die Werke untersuchen. Diese empfahlen die Erlassung eines Theils des Zehnten und die Einführung der Joachimsthaler Bergordnung an der Stelle der Tyroler, desgleichen die Errichtung einer Schmelzhütte. Über die damalige Beschaffenheit der Gruben berichteten sie: „Aus dem St. Christophsstollen, der Fundgrube und dem St. Wolfgangsstollen sind Pocherze am Anbruch gefunden worden, werden aber dermalen nicht betrieben. Auf der Fundgrube zum Glück steht Erz im Schacht, aber nicht mächtig im Anbruch“ u. s. w. Am 23. Jan. 1572 erfolgte hierauf die Resolution: Weil gegen 300 Kübel Erz vorhanden sind, soll der Bergmeister Anstalt zum Hüttenbauwesen machen, einen tüchtigen Schmelzer aus Meissen beschreiben, Kies, Blei und Bleierz im Vorrath bestellen, Gadner und Thomas aber sollen mit dem Bergrichter in Dornstetten eine Bergordnung und Bergwerksfreiheiten entwerfen, welche hierauf nach Sachsen, Hessen und anders wohin geschickt werden sollen. Im nämlichen Jahre wurde eine eigene Hüttenordnung bekannt gemacht und damals zuerst auch die Benennung Bergwerk zu St. Christophsthal statt des früheren Namens Bergwerk im Vorbach üblich. Am 1. Juni 1574 wurden die Privilegien von 1558 erneut, am 30. Dezember 1575 schrieb der Herzog dem Markgrafen Georg Friedrich von Anspach, „er sey entschlossen, sein Bergwerk im St. Christophsthal auf dem Schwarzwald mit mehreren Stollen, denn bisher geschehen, bauen zu lassen“, und bat in einem Schreiben vom 14. Oktober 1576 den Kurfürsten von Sachsen um erfahrene Bergleute. Nach einem Bericht des Bergmeisters Conrad Menger vom Januar 1575 wurden auf dem St. Andreas- und St. Markusstollen ziemlich Erze gefördert, man habe aber „einen Kunstbau zu Haltung der Wasser und eine neue Röststätte“ nöthig. Im Mai 1575 hielt man in St. Christophsthal einen Gewerketag, bei welchem herzogliche Commissäre erschienen, welche beauftragt waren, da im St. Christophsthal bereits drei | Häuser gebaut seyen und noch mehr Leute zu weiteren Bauten Lust bezeugten, „die Ebene wohl in Augenschein zu nehmen, welche bis hinab zur Fundgrube „das Glück“ gehe, weil hier fast kein Gehölz sey, und dann zu berichten, ob dieser Platz sich zum Getreidebau eigne, aber auch sich beim Waldvogt in Nagold zu erkundigen, ob es der Wildbahn nicht schaden würde? Aber der Bergbau wollte nicht recht gedeihen und der Herzog verlor Lust und Eifer dazu.

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Erst sein Nachfolger, Herzog Friedrich, griff die Sache wieder energischer an, wie er denn im Zusammenhang mit seiner Förderung des Bergbaues die Stadt Freudenstadt gründete. Adam Jäger, Bergvogt in Innsbruck, Otto Mann und Abraham Schnitzer aus Tyrol mußten die Gruben im St. Christophsthal untersuchen und erklärten einstimmig, sie würden guten Ertrag liefern, sobald man für eine bessere Betreibung des Baues sorge. Angestellte Proben ergaben für den Centner Erz 2 bis 9 Loth Silber und 3 bis 14 Pfund Kupfer. Nun wurde Schnitzer als Bergmeister, Mann als Generalinspektor der Bergwerke angestellt, Schnitzer jedoch wegen schlechter Aufführung bald wieder abgeschafft. Mann versah sein Amt besser, aber er hatte viel zu klagen über den Ungehorsam wie über die Nachlässigkeit, Trägheit und Unordnung seiner Untergebenen, über die erbärmliche Betreibung des Grubenbaues und darüber, daß der Kunstmeister mit den Wasserwerken nicht fertig werde. In seine Klagen stimmte der Bergrichter, Melchior Hofer aus Basel, ein, auf dessen Erinnerung vornehmlich der Wochenlohn der Bergleute von 25 auf 20 und 18 Batzen herabgesetzt wurde (den 27. Juli 1596). Am 1. Juni 1597 ließ der Herzog neue Vorrechte und Freiheiten der Gewerke, Berg- und Hüttenleute veröffentlichen; in dem sie begleitenden Publikationsrescript vom 27. Juli 1597 sind die „Silber-, Kupfer-, Blei- und Eisen-Bergwerke am Schwarzwald zu Bulach, Dornstetten, Hallwangen, in der Aach, am Vorbach, in St. Christophsthal, am Kienberg und Schöllkopf, in der Reinerzau, in Sulzbach, im Tennenbrunn und an andern Orten mehr“ angeführt. Beide wurden auch der ausführlichen, unter dem 5. Juli 1598 erlassenen und im Druck erschienenen Bergordnung vorausgeschickt. Diese hatte Dr. Gadner mit Zugrundlegung der Joachimsthaler Bergordnung verfaßt und sie war hierauf durch Kunstverständige geprüft worden. Neben den Vorschriften für die Betreibung des Gruben- und Hüttenbaues enthält sie noch folgende Bestimmungen: Jederzeit sollen ein tüchtiger Berghauptmann und Bergmeister im St. Christophsthal und andere taugliche Bergwerksleute, so viel man deren bedürfe, bestellt werden, und die Vollmacht erhalten, die Gruben zu vertheilen, und den Bergrwerksverwandten Recht zu sprechen. In jeder Zeche gehört eine Kuxe dem Eigenthümer des Bodens, eine zweite den Kirchen, Schulen und Armenkästen. Die Bergleute sind mit ihren Familien auf 12 Jahre von allen Steuern, mit Ausnahme der Türkenhilfe, von Umgeld, Frohnen und andern Lasten, und in Beziehung auf | Waaren- und Lebensmittel-Zufuhr von Mauth und Zoll befreit. Sie dürfen nur in Nothfällen Kriegsdienste thun, aber jedes bürgerliche Gewerbe treiben, ihr Eigenthum an Häusern, liegenden Gütern und fahrender Habe nach Belieben verkaufen und vergeben. Im St. Christophsthal werden Wochen- und Jahrmärkte errichtet. Das zum Bergbau nöthige Holz liefert der Herzog den Gewerken gegen Abtretung eines Achtels an jeder Kuxe, Kohlen und Brennholz um „einen gebührlichen Waldzins“, auch unterhält er die schon vorhandenen, zum Hüttenbau gehörigen Gebäude, doch ist es den Gewerken freigestellt, deren noch mehrere zu errichten. Erst wenn so viel Erz gehauen ist, daß man daraus 400 Mark Silber gewinnen kann, erhält der Herzog als Zehnten den neunzehnten Centner oder Kübel Erz, von der feinen Mark Silber 30 Kreuzer, und vom Centner Kupfer bei der Ausfuhr noch weitere 24 Kreuzer, bezahlt dagegen den Gewerken die feine Mark mit 10 fl. 25 kr. Wer einen neuen Gang entdeckt, bekommt ein Geschenk, mit seiner Ausbeute darf jeder frei handeln und dieselbe kann unter keinem Vorwand mit Beschlag belegt oder Schulden halber weggenommen werden. Im Jahr 1598 errichtete der Herzog auch eine Gewerkschaft, in welche nächst ihm der Wild- und Rheingraf Otto, Schenk Friedrich von Limpurg u. m. A. traten. Mit seinen Mitgewerken errichtete er den 10. November 1598 einen Vertrag folgenden Inhalts: Die Gruben altes und neues Glück an der Kehrsteig sollen vereint, neben ihnen der Sophienstollen, die Gruben Dorothea und Haus Württemberg bebaut werden. Den neu aufgefundenen „Erbstollen oder sogenannten Fürstenbau“ wollte der Herzog auf eigene Kosten „bis zum Durchschlag treiben lassen“, hierauf sollte er ebenfalls der Gewerkschaft gehören. Das nöthige Holz wollte er 20 Jahre lang den Stamm um 1 Kreuzer liefern, und was man von Eisen brauche, aus dem Brenz- und Kocherthal herbeischaffen lassen. Es wurden auch verschiedene neue Bauwerke, ein trockenes Pochwerk (1597), ein Wasserwerk (1598) u. s. w. aufgeführt und der Gruben- wie der Hüttenbau in einem weiten Umkreis sehr fleißig betrieben. Schon 1597 eröffnete man bei Dornstetten zwei Gruben, deren eine Spuren früherer Bearbeitung zeigte, auf Silber und Blei, ließ sie aber wegen zu geringer Ausbeute schon im nächsten Jahr wieder eingehen; um dieselbe Zeit befahl der Herzog, bei Reichenbach, wo sich in einem älteren Bau reichhaltiges Kupfererz fand, zu graben, obwohl die Bergleute wegen der „gar schlimmen Wasser“ davon abriethen, und fing auch, auf den Rath eines Ruthengängers, am gegenüberliegenden Berge einen Stollen an; doch gab man, weil das Erz sich geringhaltig zeigte und nicht besser werden wollte, diesen Bau 1600 wieder auf. Günstigere Aussichten eröffnete 1598 das Bergwerk bei Königswart an der Murg, da der Gang ziemlich mächtig und das Erz reichhaltig war. Man arbeitete daher hier sehr häufig, obwohl die Bergleute stark über Beunruhigung durch Berggeister klagten. Die meiste Ausbeute aber gaben Anfangs die Werke | im St. Christophsthal, ein einziger frischer Schurf lieferte einmal in 14 Tagen bei 80 Centner Erze, und nach Einführung einer besseren Schmelzungsart (1602) hatte man 1603 die vorher bestimmten 400 Mark Silber gewonnen, worauf die Erhebung des Zehnten begann und man sich von jeder Kuxe jährlich 20 fl. Ausbeute versprach. Der Herzog legte jetzt im St. Christophsthal auch ein Münz- und Streck-Werk an[3], bildete eine Gesellschaft zur Fabrikation von Messing und zum Messinghandel, deren Generalfaktor den 9. Juni 1608 einen eigenen Staat erhielt, errichtete 1604 einen Eisenhammer und einen „Stahlkunstbau“, bei welchem Jakob Ziegler als Verwalter bestellt wurde. Die mit dem hier bereiteten Stahl gemachten Proben aber fielen so schlecht aus, daß man 1607 die Anstalt wieder eingehen ließ. Damals waren auch die Hoffnungen auf eine nachhaltige Ergiebigkeit des Bergbaues im Christophsthale schon sehr gesunken, der Fürstenbau zeigte sich eine Zeit lang so unergiebig, daß man ihn den Hauern auf „Lehenschaft“ überließ, welche 1606 daraus 89 Kübel geschiedenen Erzes erhielten, von dem aber der Centner nur 3 Loth Silber gab. Man mußte Schulden machen und die Gewerke begannen den Muth zu verlieren, weil sie alljährlich 2 bis 4 fl. Zubuße zahlen mußten, mehrere stellten ihre Zahlungen auch wirklich ein und der Herzog war genöthigt, Geld vorzustrecken. Im Jahr 1607 arbeiteten im St. Christophsthale 19 Hauer, welche für jeden Kübel Erz 1 fl. bekamen; der gesammte Grubenbau kostete 848 fl. und das vorräthige Erz wurde auf 1130 fl. geschätzt.

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Kurz nach Friedrichs Tod forderte sein Nachfolger Herzog Johann Friederich einen Bericht über den Zustand der St. Christophsthaler Werke, welchen den 3. Mai 1608 der Landschreiber erstattete und in dem es heißt: Die Gewerke schulden den Bergleuten, Bäckern, Metzgern u. s. w. 968 fl. Erz war damals nur im Werth von 124 fl. vorräthig, zur Reparatur der Schmelzöfen und anderer Bauwerke aber brauchte man 295 fl., und der Herzog wurde daher zu einem Vorschuß von 500 fl. aufgefordert. Er leistete | diesen, aber es ging deßwegen nicht besser; 1609 erklärten die Bergbeamten: damit wir nichts verhalten, so stecken wir hier in einem Mittel, wir wissen vor uns, hinter uns und ob uns schlechte Hoffnung, ohne was Gott unversehener Weise bescheren mag; man könnte zwar das vor Augen habende Erz heraushauen, aber es möchte die Kosten nicht allerdings ertragen. Hierauf erfolgte die Resolution: Man soll die Arbeit differiren, bis der neuverschriebene Bergverständige anlangt. Otto Mann war aber der Ansicht, man solle den Bergbau im St. Christophsthal ganz aufgeben, weil „das Gebirge hier wassernöthig, fest und unartig, die Gänge rauh und glauch seyen“ und solle die weiteren Kosten lieber auf das Bergwerk bei Königswart verwenden. Weil jedoch der Grubenbau an der Kehrsteig noch immer Ausbeute versprach, baute man fort, dem Schichtmeister wurden Geldanweisungen auf die benachbarten Ämter zur Bezahlung der Bergleute gegeben und ihm befohlen, das Kupfer zum Messinghandel im St. Christophsthal, das Silber in die Landschreiberei zu liefern. Im Jahr 1615 erhielten die Laboranten beim Messingwerk eine eigene Ordnung, 1620 wurde eine Wald- und Kohlenordnung bekannt gemacht, 1622 auch die seit 1610 still gestandene Münze wieder eröffnet, deren Münzmeister den 29. April 1628 einen neuen Staat erhielt. Das Landbuch von 1623 berichtet über das „Bergwerk im St. Christophsthal“ Folgendes: das alte von Herzog Christoph angelegte Bergwerk ist ziemlich in Abgang, dagegen haben die Herzoge Friedrich und Johann Friedrich andere stattliche Gewerke von Kupfer, Messing und Eisen errichten und zur Erhaltung derselben nachfolgende, namhafte Gebäude aufführen lassen: Einen Kupferhammer, eine Messing-Brennhütte, 2 Messinghämmer, eine Gallmei-Mühle, eine Drathmühle. eine Pfannen-Hammerschmiede, eine Feilenschmiede, ein Münz- und Streckwerk, eine Faktorei und andere Behausungen für die Laboranten; auch gehören zu dem Bergwerk eine Schmelzhütte, eine Kohlen- und Rösthütte und die Amtshäuser des Bergmeisters und der Geschworenen. Zu Königswart, wo (in der Johann-Friedrichs-Grube) auch Silber und Kupfer gebaut wird, befinden sich eine Pochmühle und eine Erzhütte. Im Jahr 1626 entstanden im St. Christophsthal allerhand Unordnungen, weßwegen der Vogt von Freudenstadt und der Münzmeister dahin gesandt wurden, welche zugleich auch die Gruben befahren sollten. Hierüber berichteten sie den 14. August 1626: Im oberen Glücksstollen zeigt sich noch schönes Erz und es arbeiten 4 Hauer hier, der mittlere und untere Stollen aber sind „ganz verhauen“; auch der äußere Stollen oder Schurf gibt den Hauern gute Hoffnung, die andern Stollen aber sind nicht befahrbar. Die Bergleute schoben die Schuld hievon auf die Geschworenen, brachten auch gegen den Schachtmeister mancherlei Klagen vor. Im Jahr 1630 wurde zur Reparatur der Schmelzhütte und des Abtreibhauses ein Bauüberschlag (von 291 fl. 44 kr.) gemacht, der Bau selbst aber scheint nicht ausgeführt worden zu seyn. Bei dem feindlichen Einfall im Jahr | 1634 ging vollends Alles zu Grunde. Mit Ausnahme einer Mahlmühle wurden alle Gebäude und Werke zerstört, die Arbeiter starben oder liefen davon und mehrere Jahre lang stand das Bergwerk ganz still.

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Erst im Jahr 1642 erboten sich etliche Basler, das Eisen-, Messing- und Drathwerk wieder in Gang zu bringen, man beschloß aber, nachdem der Erfolg eines Schurfs bei Grünthal die Hoffnung, daß man gutes Eisenerz finden werde, eröffnet hatte, dieses Werk auf herrschaftliche Kosten zu treiben (den 20. Nov. 1642). Aber die große Geldnoth ebensosehr als die fortdauernden Kriegsunruhen hinderten die Ausführung dieses Beschlusses, und auch nach wiederhergestelltem Frieden hatte man so viel Nöthigeres zu thun, daß man erst 1659 an die Wiedereröffnung des Bergbaus ernstlich denken konnte. Die nach St. Christophsthal geschickten Commissionen berichteten den 17. Dez. 1659: Wir haben das Friesenbacher Bergwerk befahren: es streichen 2 schöne Gänglein, ungefähr eine halbe Hand dick, daselbst im Hangenden der Teufe zu. Die rein ausgeschiedenen Erze haben in der Probe 4 Mark 10 Loth Silber und 36 Pfund Kupfer, und die allgemeine Probe hat 1 Mark 10 Loth Silber und 32 Pfund Kupfer gegeben. Bereits sind auf diesem Stollen 2 Hauer. Wir hoffen, daß in mehrerem Nacharbeiten die Erze, so Gott will, sich beständiger erzeigen möchten. Im vorderen Schacht wurden die Wasser ausgehebt und wir fanden, daß die Erze in die Teufe setzen, wenn der Centner 8 Loth Silber und 26 Pfund schwarzes Kupfer hält. Es sind alle Muthmaßungen vorhanden, daß es sich in diesem Schacht zu einem völligen Gang anlassen möchte, allein es ist dabei eine Kunst zu bauen nöthig. Hierauf wurde auch befohlen, ein „Wasserkünstlein“ anzulegen und noch 2 Hauer anzustellen. Im Jahr 1663 wurden fünf Zechen: Eberhard, Dorothea, Haus Württemberg, Sophie und Fortuna gebaut und am 21. Mai 1663 erhielt das „Bergamt zu St. Christophsthal am Vorbach bei Freudenstadt“, damit es zu guter Aufnahme, wesentlichem und erwünschtem Wohlstand kommen möchte, eine Ordnung, Freiheit und Begnadigung folgenden Inhalts: Neben den schon vorhandenen Zechen sollen noch weitere angelegt und von jeder dem Armenkasten in Freudenstadt eine Kuxe zugetheilt werden. Die Handhabung der Ordnung und anderer Gesetze hat ein Berghauptmann zu besorgen, die Unternehmer wie die Arbeiter sind mit ihren Familien von Abzugsgeld, von Steuern, Frohnen und Militärbeschwerden frei, sie dürfen Handel und Gewerbe treiben und es sollen ihnen Wohnungen gebaut werden. Für die Abtretung von je 4 Erbkuxen an den Herzog erhalten sie das nöthige Bau- und Brennholz unentgeldlich, man darf sie wegen Schulden nicht pfänden, wegen Vergehen ihres Antheils an einem Werke nicht berauben, alle zu dem Bergwerk führenden Straßen stehen ihnen zu freier und ungehinderter Benützung offen; wer einen neuen Gang entdeckt, wird besonders belohnt. Die Gewerke sollen 5 Jahre lang zehntfrei seyn, für die Mark Silber 12 fl., für den Centner Kupfer 32 fl. bekommen. Der | Herzog verpflichtete sich ferner, diese Freiheiten stets fest zu handhaben, sich die Aufnahme des Bergbaus ernstlich angelegen seyn zu lassen, die Schmelzhütten in wesentlichem Bau zu erhalten, und die Hüttenbedienten zu salariren, Kohlen und Anderes um billige Preise zu liefern, auch, wenn es nöthig sey, auf seine Kosten noch weitere Hütten, Pochwerke, Mühlen, Gruben und Dämme erbauen zu lassen, und gebot, die Bergwerksordnung allgemein bekannt zu machen. Im Jahr 1667 wurde auch das Schmelzwerk wiederhergestellt und von 1663–1672 lieferte St. Christophsthal im Ganzen 585 Mark feines Silber.

Als Herzog Eberhard III. den 2. Juli 1674 starb, begann ein neuer Stillstand dieser Werke, nur der Messinghandel wurde fortwährend betrieben. In einem Lagerbuch von 1682 heißt es: „Diese Berg- und andere Gewerke sind gegenwärtig nicht mehr im Flor, sondern fast ganz im Abgang.“ Im Jahr 1684 jedoch wurden die Schmied- und Eisenwerke zu St. Christophsthal und Fluorn mit dem Kupferhammer und dem Brauhaus für 1300 fl. jährlich an Christoph Wölpper zu Freudenstadt auf drei Jahre, 1688 an Johann Nicolaus Jacquin und Johann Brandhofer auf 6 Jahre, zu 2000 fl. auf die 3 ersten, zu 2150 fl. für die 3 letzten Jahre verliehen, dieser Accord aber schon 1691 wieder aufgehoben. Das Roheisen für die Christophsthaler Schmiede wurde in früher Zeit von dem Schmelzofen, welcher in Fluorn bestanden hatte, bezogen; seit der im Jahr 1696 erfolgten Erbauung des Schmelzwerkes in Ludwigsthal bei Tuttlingen wurden aber jährlich einige tausend Centner Masseln von da zu den Hammerwerken im Christophsthal beigeführt.

Im Jahr 1699 baute man die Gruben Dorothee und Haus Württemberg auf Kupfer und Silber, der neue Stollen, den man eröffnet hatte, und der sehr gute Ausbeute zu liefern versprach, mußte „wegen der vielen Wasseradern“ wieder aufgegeben werden. Erst 1706 begann man, den genannten Stollen, jetzt das neue Jahr genannt, wieder zu eröffnen, und erließ am 28. März 1708 an Baulustige eine Aufforderung, worin es heißt, man habe früher daraus wöchentlich 10–20 Centner Silber und Kupfer zu Tage gefördert, den Bau aber wegen Kriegsunruhen aufgegeben, jetzt sey das Werk von Neuem mit einem Steiger und 4 Hauern belegt, und man habe gute Hoffnung zu baldigen reichen Anbrüchen, da der Centner Erz 2 bis 3 Loth Silber und 6 bis 22 Pfund Kupfer enthalte. Es bildete sich nun auch schnell eine Gewerkschaft, die sich aber, da der gehoffte Gewinn ausblieb, bald wieder auflöste. Am 9. Mai 1710 erneuerte Herzog Eberhard Ludwig die Privilegien seiner Vorgänger, am 21. Februar 1718 und am 20. Juni 1721 bestätigte und erweiterte er sie. Durch das Rescript vom 28. Nov. 1722 errichtete er auch ein Oberbergamt zu Stuttgart, welches jeden Dienstag eine Sitzung halten sollte. Um diese Zeit begann dann der Bergbau auch mit neuem Eifer; im Jahr 1718 wurde das Silber- und Kupferbergwerk Königswart, nachdem es gegen 110 Jahre | lang verlassen gewesen war, wieder zu bauen angefangen und sofort betrieben, bis es erst 1756 für längere Zeit wieder verlassen wurde; im Jahr 1723 wurde bei Hallwangen ein alter Stollen, zum himmlischen Heer genannt, eröffnet, man bekam ziemlich Erz, von dem der Centner bis auf 10 Loth Silber und 15 Pfund Kupfer enthielt, schon 1726 aber wurde dieser Stollen wieder verlassen, weil sich zu viel Wasser zeigte, auch der Gang „in der Teufe schlecht aussah“, dafür baute dieselbe Gewerkschaft nun den Friedrichs-Fundstollen am Kienberg und später den alten Christophsstollen, stellte aber auch hier die Arbeit schon 1728 wieder ein. Im Jahr 1724 fieng ein Bergmann den Bau einer alten Zeche, vorhin die Straßburgerin genannt, welche nun den Namen Ferdinandsstollen erhielt, wieder an, aber sie wurde schon 1725 wieder verlassen und die Dorotheen-Zeche neu bearbeitet. Diese versprach bessere Ausbeute und die Gewerkschaft ließ daher auch eine 1713 in ihrer Nähe erbaute Silber- und Kupferschmelzhütte wiederherstellen und daneben ein Poch- und Waschwerk errichten. Im Jahr 1733 waren hier 2 Steiger, ein Bergschmied und 4 Hauer angestellt, 1740 gewann man 14 Centner, 30 Pfund Kupfer und 82 Mark Silber, trotz alledem aber wollte sich kein Gewinn zeigen und die Gewerkschaft löste sich 1744 auf; erst 1756 begann die Regierung den Bau von Neuem. Die Grube zum Dreikönigsstern bei Reinerzau wurde im Jahr 1725, nachdem ein paar Jahre zuvor in der Nähe die Fundgrube Gottesgabe angelegt worden war (Pregitzer Gottgeheiligte Poesie auf 1732, S. 301), eröffnet und den 22. Juli 1727 „gemuthet“, es zeigte sich darin ein Silberausbruch und man fand eine massive Stufe von 83 Pfund, brachte auch „mit über sich Brechen und Abtäufen“ so viel Vorrath von Rothgulden- und Glas-Erz zusammen, daß man 1728 zur herzoglichen Münze 4751/2 Mark Silber liefern konnte. Der Gesammtwerth der daraus geprägten Münzen betrug 4709 fl., unter ihnen waren für 1425 fl. Landmünzen, 850 Stück legirte Thaler zu 2 fl. 13 kr., 578 Stück feine Thaler zu 2 fl. 251/4 kr., die Thaler führten die Umschrift: VON GEWACHSENEN SILBER AUS DER FUNDGR. 3. K. STERN (Königstern). 1728 (Binder a. a. O. 163. 178).

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Im Jahr 1738 begann eine Gewerkschaft den tiefen Stollen zum neuen Glück an der Kehrsteig, jetzt Karl Rudolph genannt, wieder zu bauen, gab aber den Bau nach kurzer Zeit auf; eine andere Gewerkschaft, Schweizertreue zu St. Christoph genannt, eröffnete um dieselbe Zeit den alten Christophsstollen, hörte aber 1744 mit ihrer Arbeit auf; die St. Georgengrube zwischen Freudenstadt und dem Lauterbad wurde schon 1742 wieder verlassen. Im Jahr 1753 übernahm hierauf die Regierung selbst den Bau der 3 ebengenannten Gruben und der 1751 neueröffneten Grube Sophie, gab ihre Arbeit aber schon 1756 wieder auf. Im Jahr 1784 ließ das Bergamt in der Dorotheengrube eine Kunst aufrichten, um das Wasser herauszuschöpfen, damit man in die Tiefe arbeiten könne, und 1787 war | auch das Bergwerk bei Königswart wieder im Gang, beide lieferten Silber und Kupfer. In der Reinerzau wurden 1791 die Herzog-Karls-Fundgrube und die St. Franzisca-Theresia-Fundgrube mit einem Steiger und sechs Hauern bebaut, aber ohne rechten Erfolg.

Als man 1824 den Bau hier von Neuem begann, erhielt man zwar Anfangs einige reichhaltige Silbererze, aber die Ausbeute in der Karlsgrube wie in der neuangelegten Grube Neu-Glück war nicht nachhaltig, und man baute noch mehrere Jahre ohne Gewinn. Auch die alte Grube bei Königswart wurde im Jahr 1825 nur vorübergehend wieder aufgenommen (Schwäb. Chron. 1825, 281). Die 1830 bei Buhlbach begonnenen Versuche auf Steinkohlen gab man 1836 wieder auf, da bei einer Tiefe von 662 Fuß die Verhältnisse sich so gestaltet hatten, daß jede Hoffnung auf einen günstigen Erfolg verschwand.

Nachdem also Bergbau, Silberschmelze und Münzstätte in diesen Gegenden aufgegeben sind, blühen nun am Vorbach die vereinigten Hütten- und Eisenwerke des Staats, Christophs- und Friedrichsthal, welcher hienach unter dem Abschnitt „Kunst- und Gewerbfleiß etc.“ nähere Erwähnung geschehen wird.


b) Pflanzenbau.
1. Verhältnisse des Feldbaus im Allgemeinen.

Nach dem Ergebniß der Landesvermessung beläuft sich die Grundfläche des Oberamtsbezirks auf 169.4554/8 Morgen, wovon über 2/3 von den Waldungen eingenommen sind.

Von der ganzen Bodenfläche kommen auf einen Einwohner 5,68 Morgen, auf ein Pferd 168,4 Morgen, auf ein Stück Rindvieh 12,7 Morgen; betrachtet man dagegen die Waldungen als uncultivirtes Land, so treffen von der 50.4711/4 Morgen großen landwirthschaftlich benützten Fläche auf einen Einwohner 1,89, auf ein Pferd 50,18 und auf ein Stück Rindvieh 3,80 Morgen (vergl. Tab. I. u. II.).

Das Verhältniß sämmtlicher Culturarten unter sich, Gärten und Länder als Einheit genommen, ist folgendes:

Gärten und Länder
1,00
Äcker
18,76
Wiesen
7,44
Waldungen
71,38
Weiden
4,49
Von 100 Morgen der ganzen Grundfläche kommen also: |
auf
Gärten und Länder
0,94
0
Äcker
17,63
0
Wiesen
6,99
0
Waldungen
67,06
92,62 Morg.

Der Rest von 7,38 Morgen ist eingenommen:

durch das Areal der Ortschaften
0,26
Weiden
4,22
Öden, Steinbrüche, Thon- u. a. Gruben
0,56
Seen, Bäche und Gewässer
0,42
Straßen und Wege
1,92
7,38 Morg.

Landwirthschaftlich benützt sind demnach nur 29,78 % der Gesammtfläche.

Vertheilung des Grundeigenthums. Das Grundeigenthum war zur Zeit der Landesvermessung (im Jahr 1836/37) in 46.557 Parcellen vertheilt, wonach durchschnittlich 3,64 Morgen (Waldungen mitgezählt) auf eine Parcelle kamen.

Die größten Markungen haben die Gemeinden Baiersbronn und Freudenstadt, die kleinsten Edelweiler und Erzgrube.

Größere arrondirte Güter, welche dem Staat, der Hofdomänenkammer oder adeligen Gutsherren gehören, sind nicht vorhanden, dagegen bestehen viele, zum Theil namhafte, geschlossene Bauernhöfe, wie in Schömberg, Reinerzau, Baiersbronn etc.

Von den vorhandenen 169.4554/8 Morgen besitzen (1851) der Staat 55.3461/8 Morgen oder 32,7 %, die Grundherrschaften 11/16 Morgen, die Gemeinden 29.8882/8 Morgen oder 17,6 %, die Stiftungen 13527/8 Morgen oder 0,8 %; im Eigenthum von Privaten sind demnach 82.8673/16 Morgen oder 48,9 % der Gesammtfläche des Bezirks.

Anbau. Für Culturpflanzen ist der Boden[4] bei den meist ungünstigen klimatischen Verhältnissen mittelfruchtbar und der landwirthschaftliche Ertrag der Güter im Allgemeinen minder ergiebig. Im größten Theil des Bezirks spielt die Forstwirthschaft die Hauptrolle und in die weitgedehnten, zusammenhängenden Waldungen hat, mit Ausnahme des östlichen Theils des Bezirks, nur sporadisch die Landwirthschaft sich Lücken gebrochen.

| Das für den Ackerbau benützte Land hat meist eine flachwellige Lage auf den Hochebenen; die Thalgehänge selbst aber, wie der weit größere Theil der Hochebenen dienen dem Waldbau, während die Thalsolen und die ihr zunächst gelegenen untersten Ausläufer der Thalgehänge meist mit großem Vortheil als Wiesen und nur theilweise für den Ackerbau benützt werden.

Größere Güter, deren rationeller Betrieb der Umgegend zum Muster dienen könnte, finden sich keine; in den eigentlichen Feldbau treibenden Gemeinden ist zwar im Allgemeinen das Grundeigenthum klein getheilt, doch gehört der Besitz von 50 und 100 Morgen in einer Hand nicht zu den Seltenheiten.

Unter den bedeutenderen Güterbesitzern im Bezirk hat sich der verstorbene Schultheiß Mast in Schernbach um die Hebung der Landwirthschaft große Verdienste erworben; diesem Beispiel folgten sein Sohn und der frühere Anwalt Keppler, welche durch ihren rationellen Betrieb wohlthätig auf die ganze Umgegend einwirken.

Das Erzeugniß an landwirthschaftlichen Producten reicht für das Bedürfniß der Bezirksangehörigen nicht hin, so daß die meisten Orte genöthigt sind, ihren Bedarf theilweise von Außen zu beziehen, daher ein ziemlich bedeutender Passivhandel, namentlich an Getreide, stattfindet. Einzelne Orte reichen zur Noth mit den auf ihren Markungen erzeugten Brodfrüchten, andere, als: Böffingen, Grünthal, Hörschweiler, Ober-Iflingen, Schopfloch, Thumlingen, Unter-Iflingen und Wittendorf können noch Früchte nach Außen absetzen. Von Handelsgewächsen baut man etwas Reps, ziemlich viel Hanf und Flachs, jedoch meist für den eigenen Bedarf; nur die Orte Besenfeld, Göttelfingen, Igelsberg, Schömberg und Wörnersberg bauen Flachs in einer Ausdehnung, daß sie in günstigen Jahren auch nach Außen verkaufen können.

Der Ertrag an Wiesenfutter ist beträchtlich und erlaubt nicht nur die Erhaltung eines ausgedehnten Viehstandes, sondern in einzelnen Orten, wie in Freudenstadt, Aach und Dornstetten einen Absatz nach Außen.

Die Obstzucht ist im Allgemeinen im Zunehmen begriffen und auf einzelnen Markungen verhältnißmäßig ziemlich ausgedehnt; sie gewährt jedoch wegen des rauhen Klima’s selten einen erheblichen Ertrag, der mit wenig Ausnahmen in den Orten selbst verbraucht wird.

Beinahe im ganzen Bezirk findet für die Viehzucht noch Weidebenützung statt; nur die Orte Dornstetten, Glatten, Herzogsweiler, Loßburg, Neuneck, Ober- und Unter-Iflingen, Pfalzgrafenweiler, | Rodt, Schopfloch, Unter-Musbach und Wittlensweiler haben vollständige Stallfütterung eingeführt. Einzelne Orte benützen die Waldweide nur für das Schmal- und Zugvieh, bei anderen ist nur noch der Herbstaustrieb üblich. Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie Düngerstätten mit Jauchenbehältern, verbesserte Ackerwerkzeuge, einfache Joche etc. finden allmälig Eingang.

Insbesondere wirkt der von Oberamtmann Rominger im Jahr 1853 wieder ins Leben gerufene landwirthschaftliche Bezirksverein sehr für die Verbesserung der Landwirthschaft. Es wurden von Hohenheim verbesserte Ackergeräthschaften bezogen, welche gegenwärtig von in Hohenheim gebildeten Schmied- und Wagnermeistern in großer Menge nachgefertigt werden. In jedem Jahr werden durch den Verein musterhafte Zuchtstiere in der Schweiz oder in der Gegend von Rottweil aufgekauft und an Gemeinden abgegeben. Der Verein schaffte schöne englische Zuchtschweine an und führte dieselben bleibend im Bezirk ein. Am Jakobitag wird ein landwirthschaftliches Bezirksfest gefeiert, wobei namhafte Preise an treue Dienstboten und an die Besitzer musterhaften Viehes, sowie an bedeutende Schweinezüchter ausgetheilt und zweckmäßige Acker- und Wiesengeräthschaften verloost werden. Der Verein ließ einen Draintechniker und zwei Obstbauverständige in Hohenheim bilden, theilt jedes Jahr einige Hundert Obstbäume aus, und schafft im Frühjahr bessere Sorten von Saatkartoffeln und Saathaber an. Zur Hebung der Bienenzucht erwarb er verbesserte Bienenkörbe und stellte für die künstliche Fischzucht einen geeigneten Mann auf. Er führte zu Verbreitung rationeller Ansichten in den Ortschaften Winter-Lesevereine ein und versorgte dieselben mit geeigneten landwirthschaftlichen Schriften.

Zur Besserung des Bodens werden außer dem gewöhnlichen Stalldünger auch Hallerde, Gyps, Compost, Wellenmergel, Asche, Abfälle aus der Fabrik Ödenwald und aus den Potaschesiedereien, Sägmehl und besonders auch die Jauche angewendet.

Das althergebrachte Brennen der Felder ist besonders in den rauheren Gegenden des Bezirkes immer noch üblich.

Die Getreideernte geschieht ausschließlich mit der Sichel.

Werth und Ertrag des Bodens sind im Bezirke sehr verschieden. Die Preise eines Morgen Ackerlandes bewegen sich im Allgemeinen von 5 fl. bis 400 fl., am häufigsten von 100 bis 200 fl. Die durchschnittlich höchsten Preise mit 200 bis 400 fl. hat Freudenstadt, die geringsten mit 25 bis 30 fl. Cresbach. Am verschiedensten sind die Preise auf der Markung Dornstetten, wo sie sich von 15 | bis 400 fl. per Morgen bewegen. Dagegen steigern sich die Preise eines Morgens Wiese von 30 fl. bis 700 fl.; am häufigsten sind die Preise von 100 fl. bis 400 fl. pr. Morgen.

Der durchschnittliche Ertrag eines Morgen Ackerlandes beträgt je nach der Lage an Dinkel 31/2 bis 10 Scheffel, an Hafer 3 bis 7 Scheffel, an Roggen 1 bis 6 Scheffel, an Gerste 21/2 bis 6 Scheffel und an Weizen 3 bis 5 Scheffel. Von den einzelnen Orten liefern die Äcker auf den Markungen Wittendorf, Freudenstadt, Schopfloch, Ober- und Unter-Iflingen den höchsten – die auf den Markungen Hutzenbach und Reinerzau den geringsten Rohertrag. Ein Morgen Wiese erträgt durchschnittlich 20 bis 30 Centner Heu und 10 bis 15 Centner Öhmd.

Der Reinertrag aus der gesammten nutzbaren Bodenfläche (vgl. oben S. 68) beträgt jährlich 302.549 fl. 8 kr.

2. Einzelne Culturen.

a) Ackerbau. Derselbe wird nach dem Ergebnisse der Landesvermessung auf 29.8763/8 Morgen betrieben, von welchen dem Staat 1357/8 Morgen, den Gemeinden 3357/8 Morgen und den Stiftungen 57 Morgen gehören.

Die Äcker werden größtentheils nach dem System der geregelten Feldgraswirthschaft bebaut[5]; die Dreifelderwirthschaft mit theilweise oder ganz eingebauter Brache ist nur in denjenigen Gegenden des Bezirks, die für den Feldbau günstiger sind, üblich. An Halmfrüchten werden vorzugsweise Dinkel, Hafer, Roggen, weniger Gerste und ganz wenig Weizen gebaut; die hoch und sehr rauh gelegenen Orte, sowie einzelne in der zum Feldbau tauglichen Fläche sehr beschränkten Thalorte haben keinen Dinkelbau. Außer dem Getreide kommen theils in, theils außer der Brache zum Anbau: Kartoffeln, Futterkräuter, Kraut, Blätterkohl, Kohlraben, seltener Angersen, Erbsen, Linsen, Rüben, Riesenmöhren etc. Von Handelsgewächsen werden Flachs, Hanf, auch etwas Reps und Mohn gepflanzt.

Die Bespannung des Pflugs geschieht theils mit Pferden, theils mit Kühen und Stieren.

b) Gartenbau ist ganz unbedeutend und beschränkt sich auf das gewöhnliche eigene Bedürfniß. Die Gemüse- und Obstbaumgärten | sammt den Ländern nehmen im ganzen Bezirke die Fläche von 15917/8 Morgen ein.

c) Wiesenbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung besitzt der Oberamtsbezirk 11.851 Morgen Wiesen, wovon 96695/8 Morgen zweimähdig und 21813/8 Morgen einmähdig sind. Von der Gesammtfläche gehören dem Staat 1582/8 Morgen, den Gemeinden 757/8 Morgen und den Stiftungen 155/8 Morgen. Die Wiesen liefern meist reichliches und gutes Futter. Wässerung findet sehr häufig statt, auf den meisten Markungen durchgängig, auf andern theilweise; auch wird neuerlich von einzelnen Wiesenbesitzern Drainirung angewendet.

Die Obstzucht beschränkt sich wegen des rauhen Klima’s auf spät blühende Mostsorten, auch werden ziemlich viel Zwetschgen und etwas Kirschen gezogen. Tafelobst gehört zu den Seltenheiten. Der Obstertrag wird theils gemostet, theils gedörrt. Baumschulen haben Freudenstadt, Dornstetten, Herzogsweiler, Ober-Iflingen und Schernbach; letztere ist sehr bedeutend und liefert die Jungstämme für viele Orte des Bezirks.

Zu Ende des Jahres 1852 wurden auf sämmtlichen Markungen des Bezirks 22.165 Kern- und 21.043 Stein-Obstbäume gezählt.

Zur Verbesserung der Obstzucht ist neuerlich ein in Hohenheim gebildeter Oberamts-Baumwärter aufgestellt worden, der für den Baumsatz an den Straßen, für die örtlichen Baumschulen und für Heranbildung anderer jungen Leute im Obstbau Sorge tragen wird.

f. Waldbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung beträgt die Waldfläche des Oberamtsbezirks 113.6305/8 Morgen, wovon 109.4382/8 Morgen mit Nadelholz, 1156/8 Morgen mit Laubholz und 36661/8 Morgen mit Laub- und Nadelholz bestockt sind, 4104/8 Morgen aber zur Zeit der Landesvermessung unbestockt waren. Im Eigenthum des Staats waren 51.5327/8 Morgen oder 45,3 %, der Gemeinden 25.0653/8 Mrg. oder 22,0 %, der Stiftungen 12416/8 Mrg. oder 1,2 %, so daß auf den Waldbesitz der Privaten noch 35.7905/8 Mrg. = 31,5 % kommen. Auf einen Einwohner kommen 3,70 Mrg. Wald. Der Bezirk wird hinsichtlich des Verhältnisses seines Waldareals zur Bevölkerung von keinem der übrigen Bezirke des Landes, hinsichtlich des Verhältnisses der Waldfläche zur Bodenfläche aber nur von dem OA. Neuenbürg übertroffen, wo die Wälder 72,69 % der Gesammtfläche ausmachen, während in Freudenstadt nur 67,06 % des Areals dem Waldbau eingeräumt sind (s. Württ. Jahrb. 1852. II. S. 39.). Über die Zutheilung der Waldungen in die Forstamtsbezirke | und in die einzelnen Reviere derselben siehe den Abschnitt „Eintheilung der Ämter“.

Die meisten Waldungen, die sich mit wenig Unterbrechungen in weiter Ausdehnung hinziehen, liegen im Norden und Westen des Bezirks und nur von Südosten her reicht ein Theil des Bezirks bis gegen die Oberamtsstadt, auf dem die Waldungen dem Feldbau mehr den Platz geräumt haben. Der im Allgemeinen für die Holzproduktion sehr günstige Waldboden ist in den anstehenden Gebirgsformationen bedingt, und besteht größtentheils aus Trümmern und Zersetzungsprodukten des bunten Sandsteins, bei denen im Westen des Bezirks die Quarztheile mehr vorherrschen, als in den nordöstlichen und südlichen Gegenden, wo sich schon die thonigen Sandsteine und theilweise die Schieferletten geltend machen. Auf den Höhen, besonders auf den am westlichsten gelegenen, von dem Kniebis bis zur Hornisgrinde erscheinen nicht selten moorgründige Versumpfungen, die dem Holzwuchs entgegen wirken und nur eine kümmerliche Waldvegetation gestatten. In dem südöstlichen Theile des Bezirks, wo die Glieder des Muschelkalks mehr oder weniger auftreten, stocken die Waldungen theilweise auf den Verwitterungen des Wellenmergels und Wellendolomits, welche einen schweren thonigen Boden zur Folge haben, theils auf den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks, die kalkreiche, die Waldvegetation zuträgliche Böden liefern. In den tiefer eingeschnittenen Thälern, wie im Murgthal und einigen Seitenthälern, im Reinerzauer Thal etc. gehen an dem Fuß der Thalgehänge Granit, Gneuß und das Rothliegende nicht selten zu Tage, deren Verwitterung aber auf die Waldvegetation in so ferne keinen erheblichen Einfluß hat, als die Thäler und ihre nächsten Gehänge meist für den Feldbau benützt, und nur in unbedeutender Ausdehnung bewaldet sind (s. auch den Abschnitt „Boden“).

Der Waldbestand zeigt beinahe durchgängig Nadelhölzer, von denen die Fichte (Rothtanne), namentlich auf höher gelegenen Partieen vorherrscht, ihr folgt, mehr die etwas tiefern Gegenden einnehmend, die Weißtanne, die übrigens selten reine Bestände bildet und meist mit Fichten gemengt erscheint. Die allenthalben eingesprengte Forche ist über die ganze Waldfläche zerstreut und reicht bis auf die höchsten Punkte, wo sie übrigens theilweise, besonders auf Moorgründen der Legforche (Pinus montana) den Platz räumt, oder neben dieser nur in verkrüppeltem Zustande vorkommt. Die Lärche kommt selten und nur künstlich angepflanzt vor. Von Laubhölzern sind Eichen, Buchen u. s. w., nie selbstständige Bestände bildend, nur vereinzelnt eingesprengt (über die vorkommenden Laubhölzer s. den Abschnitt „Pflanzen“).

| Wegen der hohen Lage und des rauhen Klimas werden die Waldungen von schädlichen Windwürfen, Schneedrücken etc. häufig heimgesucht. Der Borkenkäfer richtet nur selten einigen Schaden an, dagegen ist der Fichten-Rüsselkäfer den jungen Fichten-Culturen schon öfters verderblich geworden. Ein im Jahr 1800 vorgekommener, ausgedehnter Waldbrand, der mehrere tausend Morgen verheerte (s. die Ortsbeschreibung von Baiersbronn), äußert auf die Bewirthschaftung insofern noch Folgen, als die ganze damals abgebrannte Fläche nun in einem gleichen Alter steht, daher zu viele Waldungen in einer Periode schlagbar werden; auch ist es in den höheren Lagen bis jetzt nicht gelungen, auf den Brandplätzen eine entsprechende Waldvegetation wieder herzustellen. Überhaupt kommen in dem Bezirk auf den höchsten Stellen gegen 6000 Morgen versumpfte, humusarme Flächen vor, die äußerst schwer in Ertrag zu bringen sind. Die Waldungen des Staats sind im Allgemeinen in gutem Zustande, während an die übrigen, besonders an die Privatwaldungen nicht selten unverhältnißmäßige Anforderungen gemacht werden. Indessen wird auch von Seiten der Gemeinden für die Emporbringung der Waldungen Manches gethan, besonders um die zurückgekommenen Distrikte mittelst künstlicher Saat und Anpflanzung wieder in Aufnahme zu bringen.

Der durch das allgemeine Vorkommen der Nadelhölzer bedingte Betrieb ist die Hochwaldwirthschaft; Mittel- und Niederwaldungen sind nicht vorhanden. Für die Staats- und Corporations-Waldungen ist ein 120jähriger Umtrieb festgesetzt, und nur reine Forchenbestände, die übrigens sehr selten vorkommen, werden in 90–100jährigem Umtrieb bewirthschaftet. In den meisten Privatwaldungen wird gefehmelt, wobei zunächst das jeweilige Bedürfniß des Besitzers entscheidet. Auch in Staats- und Corporations-Waldungen wird der Fehmelwirthschaft nicht selten insoweit gehuldigt, daß zum Zwecke der Erziehung möglichst vielen und werthvollen Nutzholzes, und um dem häufigen Schneebruchschaden zu begegnen, ein sehr langsamer Gang der Verjüngung eingehalten wird. Nicht nur für die Waldungen des Staats, sondern auch zum größeren Theil für die Corporationen sind geregelte, von Forstverständigen entworfene Wirthschaftsplane vorhanden; auch hat die Gemeinde Freudenstadt für die Bewirthschaftung ihrer beträchtlichen Waldungen einen eigenen, geprüften Gemeindeförster aufgestellt.

Im ganzen Bezirk beträgt das Nutzholz-Erzeugniß etwa 50–75 % der ganzen Holzproduction; der durchschnittliche jährliche Zuwachs wird zu 0,5–0,8 Klafter pr. Morgen angegeben.

Die Fichtenrinde wird nicht selten zu Gerbmaterial gewonnen.

| Was die Nebennutzungen betrifft, so ist 1) das Harzsammeln in neuerer Zeit sowohl in den Staats- als in den Corporationswaldungen aufgehoben worden, und findet nur noch in den Privatwaldungen statt; früher wurde es ausgedehnt betrieben und schon im Jahr 1595 sind in den Waldungen der Kniebisgegend jährlich über 200 Centner Pech und Harz gewonnen und nach Straßburg abgesetzt worden (Crusius Chronik II, 399). 2) Die Waldstreu, als Nadelstreu, Heide, Moos und dürres Waldgras wird um so mehr benützt, als das Stroherzeugniß verhältnißmäßig sehr unbedeutend ist. 3) Die Gräserei ist nur auf Wegen und holzlosen Stellen gestattet, dagegen wird die Waldweide noch vielseitig benützt. 4) Die Gewinnung des Holzsamens wird vielfältig betrieben; dagegen ist 5) das Eckerig wegen den selten vorkommenden Eichen und Buchen von keiner Bedeutung. Endlich gewähren 6) eine weitere Nebennutzung die Heidelbeere, Preiselbeere, Himbeere, Erdbeere und Brombeere, welche in großer Ausdehnung von den ärmern Einwohnern gesammelt und theils roh verspeist oder verkauft werden, aus den Heidelbeeren und Himbeeren wird Branntwein bereitet, der einen Handelsartikel bildet; in neuerer Zeit werden die Heidelbeere auch gedörrt in den Handel gebracht.

Die Fortschaffung des Holzes geschieht bei dem Langholz bis an die Rieß- oder an die Spannstätten mit dem Lottbaum oder auf der Achse. In zahlreich vorhandenen Schwellweihern wird das Langholz eingebunden und weiter verflößt, und zwar auf der Kinzig nach Kehl an den Rhein, auf der Glatt und der Lauter in den Neckar nach Mannheim, auf dem Zinsbach in die Nagold, aus dieser durch die Enz in den Neckar ebenfalls nach Mannheim; Scheiterholz geht auf dem Poppelbach in die Enz und weiter in die Holzgärten nach Bissingen und Bietigheim. Vieles Nutzholz geht, seit auf der Murg kein Langholz mehr geflößt wird, in Form von Brettern auf der Achse über die Grenze. Auch die Schnittwaaren, welche in dem Waldach-Thale und dessen Seitenthälern, wie in dem Reinerzauer-Thale geschnitten werden, gehen per Achse in das Murg-Thal, wo sie abgestoßen und in den Rhein weiter gebracht werden.

Das Scheiterholz wird je nach der Jahreszeit entweder auf der Achse oder auf Schlitten aus den Waldungen geschafft und auf den Floßbächen weiter gebracht. Die Wildflößerei wird übrigens nur noch auf der Schönmünzach, dem Langenbach und der Murg von Schönmünzach abwärts getrieben.

Das nach Befriedigung des Bedürfnisses der Bezirksinsassen zur Ausfuhr kommende Lang- und Scheiterholz nebst Schnittwaaren mag | dem Oberamtsbezirk einen jährlichen Erlös von 4–500.000 fl. einbringen.

In den Staatswaldungen wird alles Holz, das nicht als Berechtigungsholz abgegeben wird, im Aufstreich verkauft; in den Gemeindewaldungen hingegen wird häufig ein Theil des Brennholzes unter die Gemeindemitglieder in Natur vertheilt und nur das Weitere an die Meistbietenden verkauft. In neuerer Zeit haben einzelne Gemeinden angefangen, das schlagbare Holz mehr als Langholz zu verwerthen, den Erlös je nach der Berechtigung theils den Ortseinwohnern, theils den Gemeindekassen zukommen zu lassen.

Gewerbe, die sehr bedeutenden Holz-Verbrauch haben, sind hauptsächlich die K. Hüttenwerke im Christophs- und Friedrichsthal, die Glashütten in Buhlbach und Schönmünzach, die Fabrik in Ödenwald, sowie Fabriken in Freudenstadt; außer diesen aber noch Bierbrauereien, Potaschesiedereien, Theerbrennereien, Ziegelöfen, und viele Branntweinbrennereien. Beinahe das gesammte Brennholzerzeugniß der Staatswaldungen wird, insoweit es nicht an die Glashütten zu Schönmünzach und Buhlbach oder an die chemische Fabrik Ödenwald um fixe Preise zur Abgabe kommt, unter der Bedingung der Verkohlung für die K. Hüttenwerke versteigert. Das jährliche Kohlenquantum beträgt 8–9000 Klafter, wobei die Hüttenwerke noch 10–15.000 Zuber Kohlen bei Privaten aufkaufen. Der ganze Kohlenverbrauch derselben beläuft sich derzeit auf etwa 45.000 Zuber. Der jährliche Holzbedarf der Glashütte zu Buhlbach beträgt 3500–4000 Klafter, der zu Schönmünzach 2500 bis 3000 Klafter und der in der Fabrik Ödenwald 1200–1500 Klafter. Zweckmäßig eingerichtete öffentliche Back- und Waschhäuser, die eine Holzersparniß zur Folge hätten, sind nur in einzelnen Gemeinden vorhanden; auch könnte der allgemeine Reichthum an Bau- und Werksteinen noch manches Stück Bauholz ersparen.

Die Holzpreise betrugen:

in dem Forstbezirk Freudenstadt:
Nutzholz (pr. Kubikfuß):
1800.   1820.
Eichenholz
3 bis 4 kr. 5 bis 6 kr.
Buchenholz
11/2 – 3 kr. 5 – 61/2 kr.
Nadelholz
11/2 – 21/2 kr. 3 – 5 kr.
Brennholz (pr. Klafter):
Eichene Scheiter 
fl. 30 kr. – 1 fl. 1 fl. 30 kr. – 4 fl. 00 kr.
Buchene Sch
1 fl. 0kr. – 1 fl. 2 fl. 30 kr. – 5 fl. 30 kr.
Nadelholz ch
fl. 30 kr. – 2 fl. 1 fl. 0kr. – 2 fl. 30 kr.
|
In dem Forstamtsbezirk Altensteig:
Nutzholz (pr. Kubikfuß):
Eichenholz
21/2 – 4 kr. 4 – 5 kr.
Buchenholz
21/2 – 4 kr. 4 – 5 kr.
Nadelholz
20/0 – 3 kr. 2 – 5 kr.
Brennholz (pr. Klafter):
Eichene Scheiter 
48 kr. – 5 fl. 00 kr. 1 fl. 20 kr. – 1 fl. 30 kr.
Buchene Sch
48 kr. – 5 fl. 00 kr. 2 fl. 0kr. – 6 fl. 0kr.
Nadelholz ch
30 kr. – 2 fl. 24 kr. 1 fl. 0kr. – 4 fl. 0kr.
In dem Forstbezirk Sulz:
Nutzholz (pr. Kubikfuß):
1830. 1842.
Eichenholz
–     – 15 kr. – 18 kr.
Buchenholz
6 kr. – 12 kr. 0kr. – 15 kr.
Nadelholz
3 kr. – 51/2 kr. 05 kr. – 11 kr.
Brennholz (pr. Klafter):
Eichene Scheiter 
–     – 7 fl. 30 kr. – 09 fl. ‒ kr.
Buchene Sch
5 fl. – 9 fl. 00 kr. 6 fl. 24 kr. – 15 fl. 6 kr.
Nadelholz ch
3 fl. – 4 fl. 48 kr. 4 fl. 36 kr. – 09 fl. ‒ kr.

Neuester Zeit sind die Holzpreise bedeutend gestiegen und betragen nach den Aufstreichsverkäufen im Jahr 1856:

in dem Forstbezirk Freudenstadt:
für Nutzholz:
der Kubikfuß
Eichen
11 kr. durchschnittlich,
Buchen
7 kr.
Nadelholz:
schwächstes Sortiment 5–06 kr.
stärkstes Sortiment 18–20 kr.
für Brennholz:
das Klafter
Eichen- und Nadelholz-Scheiter
3–6 fl. durchschnittl.
Buchen-Scheiter
5–7 fl.
In dem Forstbezirk Altensteig:
für Nutzholz:
der Kubikfuß
Buchen
6–7 kr. durchschnittlich,
Nadelholz:
schwächeres
6–9 kr.
stärkeres
15–18 kr.
für Brennholz:
das Klafter
buchene Scheiter
6–7 fl. durchschnittlich,
Nadelholz   „
5–6 fl.
|
In dem Forstbezirk Sulz:
für Nutzholz:
der Kubikfuß
Buchen
9 kr. durchschnittlich,
Nadelholz:
schwaches
5–8 kr.
mittleres
7–141/2 kr.
starkes
15–171/4 kr.
für Brennholz:
das Klafter Nadelholz-Scheiter 4 fl. 54 kr. – 5 fl. 12 kr. durchschnittlich.

Stock- und Stumpenholz, wie auch Leseholz in den näheren Waldungen wird fleißig gewonnen; in den entfernteren Waldungen aber verderben noch Tausende von Wagen Reisach, indem solches nirgends aufgebunden, sondern nach dem Aushauen der sog. Reisprügel nach ganzen Schlägen oder Maden verkauft wird, wobei für die Leseholzsammler noch eine reiche Ausbeute übrig bleibt. Die Holzgewinnung außerhalb der Waldungen von an Flüssen und Bächen gepflanzten Weiden und Erlen, und an dürrem Holz von den Obstbäumen ist unbedeutend.

Waldservituten in bedeutenden Berechtigungen der Gemeinden auf den Staatswaldungen waren früher häufig. Die wichtigsten derselben sind nun abgelöst und diesen, meist schon in den 1830ger Jahren mit großer Liberalität durchgeführten Ablösungen verdanken die Gemeinden Baiersbronn, Freudenstadt und die Orte des früheren sog. Waldgedings ihre ausgedehnten Waldbesitze. Eine neue, früher nur als Vergünstigung bestandene Gerechtigkeit wurde durch die Ablösung mit der Gemeinde Baiersbronn geschaffen, welcher auf den Gebirgshöhen der Reviere Baiersbronn, Buhlbach und Schwarzenberg eine nahezu 2200 Morgen haltende Fläche zur Beweidung in der Art eingeräumt worden ist, daß die Finanzverwaltung zwar den vorhandenen Holzbestand benützen, dagegen künstliche Mittel zur Erhaltung oder Verbesserung desselben nicht in Anwendung bringen darf. Ferner erhält die Gemeinde Cresbach jährlich aus den Staatswaldungen 6000 Stück Wellen unentgeldlich. Die weiteren Gerechtigkeiten einiger Mühlwerke etc. sind nicht von Belang und bieten kein Hinderniß für eine wirthschaftliche Waldbehandlung; nur die weniger aus Gerechtigkeit, als aus observanzmäßiger Vergünstigung stattfindenden, ausgedehnten Streuabgaben an den Einhängen des Murgthals zeigen eine auffallend schädliche Wirkung.

Waldfrevel kommen verhältnißmäßig wenige, in den Staatswaldungen des Forstbezirks Freudenstadt z. B. jährlich nur 1000–1200 | Fälle vor; übrigens sind Entwendungen oder Diebstähle von werthvolleren Hölzern gerade nicht selten.

g) Weidewirthschaft. Das Areal der eigentlichen Weiden beträgt nach der Landesvermessung 71521/8 Morgen, hievon sind ausschließlich mit Gras bewachsen 26654/8 Morgen, theilweise mit Holz bestockt 44832/8 Morgen. Der Staat besitzt 30,6 %, die Gemeinden besitzen 15,1 % der Weidefläche. Die Vortheile der Stallfütterung werden zum Nachtheil der Holzbestände und der Düngerbedürftigen Felder noch nicht allgemein anerkannt. Die meisten Orte benützen noch die Waldweide, und die sehr graswüchsigen Felder, bei denen im Allgemeinen keine regelmäßige Feldwirthschaft stattfindet, werden abgeweidet. Die Brach- und Stoppelweiden für Schafe werden von einigen Gemeinden theils an Pachtschäfer, theils an Bürger verliehen und bilden kleine Revenuen für die Gemeindekassen.

c) Viehzucht.

Die Pferdezucht ist unbedeutend; nach der Aufnahme vom 1. Januar 1856[6] beträgt die Zahl der Pferde im Bezirk 1006, worunter 68 Fohlen unter 3 Jahren; auf 1 □Meile kommen nur 103,7 Pferde; so daß der Bezirk in dieser Beziehung eine der niedersten Stellen in der Reihe sämmtlicher Oberämter einnimmt. Indessen kommen auf 100 Einwohner 3,79 Pferde, während z. B. im O.A. Schorndorf nur 1,05 auf dieselbe Einwohnerzahl treffen.

Die Rindviehzucht hat sich in der neuesten Zeit bedeutend gehoben. Der landwirthschaftliche Bezirksverein übt im Auftrage des Oberamts und der Amtsversammlung eine sehr strenge Farrenschau und läßt in jedem Jahre die fehlenden Farren durch eine aus tüchtigen Sachverständigen bestehende Commission im Simmenthal, in der Schweiz oder in der Gegend von Rottweil aufkaufen und an die betreffenden Gemeinden abgeben. Der Oberamtsbezirk zählt nach der Aufnahme von 1856 110 Zuchtstiere, 2443 Ochsen und Stiere, 6467 Kühe und Kalbeln, 3880 Stück Schmalvieh und 378 Kälber, sonach kommen auf die □Meile 1368,6, und auf 100 Einwohner 49,96 Stücke. Bei der Aufnahme vom 1. Januar 1844 kamen auf 1 □Meile 1286,1 Stücke. Der Viehstand des Bezirks theilte sich bisher, durch die verschiedene Beschaffenheit und Fruchtbarkeit des Bodens bedingt, in zweierlei Schläge. Der eine im eigentlichen Schwarzwald besteht im Allgemeinen aus einem Landschlag (Schwarzwald-Landschlag); | worunter auch schwarzbraunes Vieh, das wahrscheinlich von dem oberschwäbischen Schlage abstammt. In dem andern Theile des Bezirks, mit besserem kalkhaltigem Boden, von Freudenstadt gegen Dornstetten, Schopfloch etc. wird stärkeres Landvieh, vielleicht aus dem Gäu bei Herrenberg hergezogen, getroffen. Freudenstadt besitzt vorzugsweise viele Scheckenkühe von einem guten, untersetzt gebauten Mittel-Landschlag. Neuerlich werden die verschiedenen Schläge durch Kreuzung mit dem Simmenthaler Vieh verbessert.

Die Farrenhaltung geschieht im Allgemeinen auf Kosten der Gemeinden von einzelnen Bürgern gegen Nutznießung von Faselviehgütern und Geldbeiträgen; nur in den Orten Reinerzau und Roth werden die Farren von Privaten gegen den Bezug eines gewöhnlichen Sprunggelds gehalten.

Der Handel mit Vieh ist sehr beträchtlich; es findet theils ein namhafter Abstoß des im Bezirk selbst erzogenen Viehes, sowohl an Kühen und Schmalvieh, als an Mastvieh in das Badische statt, theils wird ein sehr lebhafter Zwischenhandel von Freudenstädter Viehhändlern, welche gemästete Ochsen etc. in den Oberamtsbezirken Herrenberg, Horb, Nagold, Sulz, Tübingen, Balingen aufkaufen und über den diesseitigen Bezirk nach Straßburg absetzen, unterhalten. In Freudenstadt ist die unmittelbare Milchnutzung von namhaftem Belang, in den übrigen Orten wird der Milchertrag, soweit er nicht für den eigenen Bedarf nöthig ist, meist verbuttert und theilweise als Butter oder Schmalz zum Verkauf gebracht. Käserei wird im Bezirke nicht betrieben.

Die Schafzucht ist unbedeutend; die meisten Orte haben entweder gar keine Schafzucht, oder sie wird nur von einzelnen Bürgern in geringer Ausdehnung gepflegt. Eine Ausnahme macht Ober- und Unter-Iflingen, wo ein Pachtschäfer seine Schafe auf den betreffenden Markungen laufen läßt. Der Bezirk besaß zu Anfang des Jahrs 1856 135 spanische, 456 Bastard- und 1756 Landschafe, zusammen 2347 Stücke. Die Wolle wird meist in der Umgegend abgesetzt und der Abstoß der Schafe geschieht theilweise nach Frankreich.

Die Zucht der Schweine hatte in Folge der Kartoffelkrankheit ziemlich abgenommen, ist aber neuerlich wieder im Zunehmen; nachdem der landwirthschaftliche Verein schöne englische Zuchtschweine angeschafft hat, welche Schweinerace einen solchen Anklang findet, daß nun sehr viele junge Schweine im Bezirk selbst erzeugt werden. Die Schweine, deren Austrieb auf die Weide gewöhnlich ist, werden meist nur für den eigenen Bedarf gemästet und bilden | keinen Handelsartikel. Die Zahl der am 1. Januar 1856 vorhandenen Schweine betrug 2278, unter denen sich 11 Eber, 53 Mutter-, 1530 Mast- und 684 Milchschweine befanden. Im Jahr 1844 wurden 4492 Stücke gezählt.

Die Ziegenzucht wird nur in einzelnen Orten von Unbemittelten der Milch wegen in ganz mäßiger Ausdehnung betrieben; im Januar 1856 hat die Zahl der Ziegen 1356 betragen. Im Jahr 1844 waren nur 890 Stücke vorhanden.

Die Bienenzucht ist in wenigen Orten von Belang. Die größte Zahl von Stöcken (73) hat Baiersbronn. In neuester Zeit hat der landwirthschaftliche Verein Musterstöcke angeschafft. Im Januar 1856 wurden im Bezirk 867, zu Anfang des Jahres 1844 1372 Stöcke gezählt.

Die Geflügelzucht ist ganz unbedeutend und beschränkt sich nur auf den eigenen Bedarf.

d) Jagd und Fischerei.

Die Jagd, welche einst von Bedeutung war, hat längst sehr abgenommen und ist in neuerer Zeit noch mehr herunter gekommen.

Das wilde Schwein, früher in den weitgedehnten Waldungen heimisch, ist ausgerottet; ebenso ging das Edel- und Dammwild in neuerer Zeit ganz ab. Das Reh gehört zu den Seltenheiten und auch der Hase wird hier weit weniger getroffen, als in den übrigen Theilen des Königreichs.

Von dem sog. Raubzeug kommen vor: der Fuchs, der Stein- und Edelmarder (letzterer ziemlich häufig), der Iltis, die wilde Katze (selten), der Dachs und zuweilen der Fischotter.

Auf den Feldern trifft man, jedoch ziemlich spärlich, das Feldhuhn und die Wachtel, dagegen erscheint auf bedeutenden, abgelegenen Waldhöhen immer noch das Auergeflügel, das übrigens in Folge der rastlosen Nachstellungen immer mehr abnimmt. In tiefer gelegenen Waldgegenden kommt das Haselhuhn vor.

Schnepfen zeigen sich nicht nur häufig auf ihren Wanderungen im Früh- und Spätjahr, sondern sie brüten auch nicht selten in der Gegend. Wilde Enten stellen sich zuweilen an den Gewässern des Bezirks ein.

Die Fischerei, welche hauptsächlich gute Forellen, zuweilen Aschen, Schuppfische und sehr selten Aale und Lachse liefert, ist nur in der Murg und Kinzig von einiger Bedeutung. Das Fischrecht gehört theils dem Staat, theils den Gemeinden und wird meist verpachtet. | In neuester Zeit läßt der landwirthschaftliche Verein Versuche mit künstlicher Fischzucht anstellen.
B. Kunst, Gewerbfleiß und Handel.
I. Fabrikationsanstalten.

Die hervorragendste Rolle unter den Gewerben des Oberamtsbezirks Freudenstadt spielen die unter Staatsadministration stehenden Eisen- und Stahlwerke zu Christophs- und Friedrichsthal, indem sie nicht nur unmittelbar ungefähr 150 Arbeiter beschäftigen, und mittelbar einer Menge solcher durch Erzgraben, Holzhauen, Kohlen und Beiführen verschiedener Materialien Verdienst gewähren, sondern auch das Lebenselement für die in Freudenstadt sehr ausgedehnt betriebenen Gewerbe der Nagel- und Messerschmiede sind.

Die jetzigen Eisenwerke haben ihr Dasein durch den ehemaligen Bergbau auf silberhaltige Kupfererze (vgl. oben S. 72 Gewinnung von Mineralien) erhalten. Bei den mehrmaligen Unterbrechungen desselben wurden die vorhandenen Gebäude zu andern Fabrik-Einrichtungen, wie Messingfabrikation, Kupferhämmern, Drathzügen, und endlich nach Aufgebung des Bergbaues auf edle Metalle, zu Eisenwerken benützt, in welchen nun die Fabrikation von Gußwaaren, Stabeisen, Pfannen, Stahl, Sensen, Strohmessern und Sägen betrieben wird.

Die sämmtlichen Werke werden durch den Vorbach getrieben und bestehen der Reihe nach

a) in Christophsthal:

1) aus dem Pfannenhammer, enthaltend 1 Frischfeuer mit 2 Hammergerüsten, Cylindergebläse, Schleiferei und den zur Pfannenfabrikation nöthigen Einrichtungen.

2) dem Wilhelmshammer mit 2 Frischfeuern, 3 Hammergerüsten, einem Klein- und Nagel-Eisenwalzwerke und einem Cylindergebläse.

b) in Friedrichsthal:

1) dem Raffinirhammer, enthaltend 3 Stahlraffinirfeuer, 2 Hammergerüste und einen Stahlcementirofen, neuerbaut im Jahr 1852/53.

2) dem Hohofen, der jährlich ungefähr 20.000 Centner Bohn-Erze von der Alp aus dem Oberamt Reutlingen und 15.000 C. Stuferze verhüttet. Letztere werden bei Neuenbürg auf Gängen im rothen Sandstein gegraben und zum Theil aus dem Rheinpreußischen bezogen. Aus den besten Stuf-Erzen wird das zur Stahlfabrikation nöthige Roheisen erzeugt. Zum Hohofen gehören: 1 Cylindergebläse, 1 Schlackenpochwerk, eine Schleiferei und eine Drehwerkstätte.

| 3) dem Königshammer, enthaltend 3 Rohstahl- und 2 Stahlraffinirfeuer mit 4 Hammergerüsten, 3 Balg- und 1 Ventilatorgebläse.

4) aus dem Friedrichshammer, in welchem die Stahlwaaren-Fabrikation betrieben wird, mit 5 Hammergerüsten, 9 einfachen und doppelten Essen, einem Ventilatorgebläse und einem Schleifwerke.

Die Production der Werke besteht an verkäuflicher Waare in: 2000 Centner Gußwaaren, besonders Hammergeschirr, 2000 Centner Rohstahl, 2500 Centner raffinirten und Gußstahl, 9000 Centner verschiedenem Stabeisen, 500 Centner Pfannen, 70.000 Stück Sensen, 30.000 Strohmesser, Strohblätter, Sägen und ähnliche Werkzeuge.

Der Absatz dieser Fabrikate findet hauptsächlich in das Gebiet des Zollvereins statt.

Die Werke, welche durch Errichtung des obenerwähnten Raffinirhammers, durch Aufstellung neuer Gebläse und anderer Vorrichtungen seit dem Jahre 1851 wesentliche Erweiterungen erhalten haben, verbrauchen jährlich ungefähr 40.000 Zuber Holzkohlen und außerdem 5 bis 6000 Centner Steinkohlen und Coaks.

Friedrichsthal ist das bedeutendste, und war bis vor wenigen Jahren in Südwestdeutschland das einzige Stahlwerk, dessen Fabrikationsverfahren die indessen entstandenen Stahlwerke mehr oder weniger nachgeahmt haben.

Das im Bezirk vorhandene Privathammerwerk in Glattthal (Gemeinde Glatten) beschäftigt 18 Arbeiter und verwendet hauptsächlich Alteisen, welches theilweise bei Holzkohlen umgeschmolzen und dann im Frischfeuer zu Stahl verarbeitet (800 Centner), theilweise aber im Rennfeuer zu Eisen umgeschmolzen wird (600 Centner).

Von den im Betrieb stehenden mechanischen Spinnereien produzirt die Flachs- und Hanfspinnerei im Christophsthal mit 600 Spindeln jährlich 600 Centner Garn, und beschäftigt 4 männliche und 23 weibliche Arbeiter; die Wollenspinnerei daselbst mit 1260 Spindeln beschäftigt 18 männliche und 22 weibliche Arbeiter. Eine weitere größere Flachs- und Hanfspinnerei wird gegenwärtig (1857) in Baiersbronn errichtet.

Die chemische Fabrik in Ödenwald mit einer Dampfmaschine von 10 Pferdekräften und 40 bis 50 Arbeitern erzeugt blausaures Kali, Phosphor und chemischen Dünger und verwendet hierzu an thierischen Abfällen 10.000 Centner, an Pottasche 2000 Centner, welche Stoffe im Inlande aufgekauft werden.

Die Glashütte zu Buhlbach, Gemeindebezirks Baiersbronn, mit zwei Öfen und einer Glasschleiferei beschäftigt 150 Arbeiter | und erzeugt hauptsächlich Hohlglas. Die Glashütte zu Schönmünzach, Gemeindebezirks Schwarzenberg mit einem Ofen und 66 Arbeitern fabricirt hauptsächlich Fensterglas. Die Bürstenfabrik zu Freudenstadt beschäftigt 60 Personen und fertigt hauptsächlich Wurzelbürsten. Die Zündhölzer- und Kistenfabrik in Freudenstadt zählt 47 Arbeiter. Außerdem bestehen im Bezirk Webereien in Wolle und Halbwolle 71 Webstühle mit 85 Arbeitern; in Baumwolle und Halbbaumwolle 9 Stühle mit 9 Arbeitern; in Leinen und Halbleinen 290 Stühle mit 309 Arbeitern; ferner eine Bandweberei mit 2 Stühlen und 2 Arbeitern. Die Leinwandweberei als Nebenbeschäftigung wird mit 121 Webstühlen betrieben; eine Bleichanstalt mit 2 Arbeitern.

Getreidemühlen bestehen 43 mit 117 Gängen und 100 Arbeitern; Ölmühlen 13 mit 15 Arbeitern, Walkmühlen 4 mit 4 Arbeitern; Lohmühlen 7 mit 7 Arbeitern; Sägmühlen 81 mit 178 Arbeitern (worunter mit mehreren Sägen 9).

Andere Mühlen, als Schleif-, Stampf- und Gypsmühlen 10 mit 13 Arbeitern. Pottaschensiedereien 37 mit 23 Arbeitern. Ziegeleien 14 mit 30 Arbeitern. Theeröfen 3 mit 6 Arbeitern. Bierbrauereien 69 mit 71 Arbeitern. Branntweinbrennereien 239 mit 146 Arbeitern. Leimsiedereien 1 mit 4 Arbeitern. Auch ist einer Waldsaamenklinganstalt mit 2 Arbeitern zu erwähnen.

II. Mechanische Künstler und Handwerker.

Nach der letzten Aufnahme für den Zollverein

Meister Gehilf. Meister Gehilf.
Bäcker 120 61   Tuchmacher und Tuchscheerer 40 62
Conditoren 3 Färber 11 1
Metzger 77 33 Zimmerleute 91 52
Seifensieder und Lichtzieher 6 1 Schreiner 89 17
Gerber 12 7 Wagner 63 20
Schuhmacher 213 103 Küfer und Kübler 55 8
Seckler 10 1 Dreher 13 4
Kürschner 1 1 Korbmacher 4
Sattler 21 6 Maurer 139 117
Sailer 8 1 Pflästerer 4 1
Schneider 106 38 Kaminfeger 3 2
Knopfmacher 1 1 Hafner 20 4
Hutmacher 6 1 Glaser 14 6
Grobschmiede 80 41 Gold- u. Silberarbeiter 1
Schlosser 157 65 Barbiere 9 3
|
Meister Gehilf. Meister Gehilf.
Nagelschmiede 100 13   Gärtner 1
Messerschmiede 23 3 Buchbinder 5 1
Gürtler 1 Rechenmacher 2
Feilenhauer 4 Apotheker 3 3
Kupferschmiede 11 3 Strumpfstricker 8 1
Zinngießer 1 Brechenmacher 8
Flaschner 4 2 Kleemeister 1 1
Nadler 3 Nonnenschneider 1
Uhrenmacher 5
III. Handelsgewerbe.
Getreidehändler 25 25   Krämer und Händler 61
Holzhändler 78 79 Frachtfahrer und Fuhr-
Kaufleute 36 40      leute mit 264 Pferden 132 166

Endlich zählt der Bezirk:

Schildwirthschaften 144
Gassen- und Speisewirthschaften 132
Buchdruckereien 1
Musikanten 14

Aus dieser Darstellung geht hervor, daß die Gewerbthätigkeit im Bezirk eine sehr bedeutende ist, welche sich folgendermaßen abtheilen läßt:

a) Hauptgewerbe.

Neben der Eisen-, Glas- und Chemikalienfabrikation, den Spinnereien und dem Holzhandel (wovon hienach) sind als Hauptgewerbe zu benennen:

1) Die Holzverarbeitung durch 81 Sägmühlen, von welchen eine durch Dampf getrieben wird, und mehrere Doppelgänge besitzen. Die gewöhnlichen Produkte sind Bretter, wenigstens 1.800.000 St. jährlich, Latten etc. Außerdem werden in neuerer Zeit auch ganze Stämme zu Bauholz geschnitten und als solches hauptsächlich nach Frankreich verkauft.

2) Die Nagel-, Nieten- Schwielenfabrikation. In der Stadt Freudenstadt verarbeiten 100 Nagelschmiedmeister mit 13 Gesellen, etwa 2500 Centner gewalztes Eisen hauptsächlich zu Hufnägeln, welche ihrer Dauerhaftigkeit wegen sehr gesucht sind. Die Gesammtsumme der Produktion beläuft sich auf 2000 bis 2200 Centner Nägel im Werth von 55.000–60.000 fl. Der Hauptabsatz geht theils in das Inland, theils nach Baden, Bayern und in die Schweiz. Das Eisen wird hauptsächlich von den Königl. Hüttenwerken in Friedrichsthal bezogen.

| 3) Die Tuchmacherei wird von 40 Meistern mit 62 Gesellen sehr schwunghaft betrieben. Es werden ungefähr 4500 Stück Tuch, Flanell, Biber etc. fabrizirt und vornehmlich nach Baden verkauft, wo die in Freudenstadt fabrizirten carrirten Zeuge sehr beliebt sind.

4) Das Messerschmiedgewerbe. Es produziren 23 Meister mit 3 Gesellen Messerschmiedwaaren im Werth von 24.000 bis 27.000 fl., welche an andere Messerfabrikanten, an Kaufleute und Krämer in Baden und in der Schweiz abgesetzt werden.

5) Die Kunstschreinerei wird in Freudenstadt sehr schwunghaft betrieben, und es finden namentlich die hier gefertigten Mosaik-Arbeiten allgemeinen Beifall.

b) Nebengewerbe.

Als Nebengewerbe werden betrieben: die Köhlerei, Pottaschensiederei, das Harz- und Beerensammeln in den Waldungen und das Sammeln von Haderlumpen und Beinern für die chemische Fabrik in Ödenwald, die Handspinnerei, die Wollenstrickerei etc., welche in mehreren Gemeinden, namentlich in Baiersbronn sehr ausgedehnt betrieben wird. Das Strohflechten und die Schachtelfabrikation ist in Loßburg und Lombach, das Spitzenklöppeln in Göttelfingen und Reichenbach eingeführt.

c) Handel.

Die Haupthandelszweige des Bezirks sind der Holz- und Viehhandel. Auf der ungefähr 113.000 Morgen großen Waldfläche des Bezirks werden von 1200 Arbeitern jährlich circa 76.000 Klafter Holz geschlagen, welches 30.000 Klafter Nutzholz abwirft. Hievon wird ein Drittheil von den Holzhändlern des Bezirks auf der Kinzig, Enz, Nagold, dem Zinsbach, der Glatt und Lauter, und auf dem Neckar verflößt. Die weiteren zwei Drittheile werden theils an badische Holzhändler verkauft, größtentheils aber von den Sägmühlen im Bezirk verarbeitet und als Bretter und Latten ausgeführt. Der größte Theil dieser Bretter geht durch das Murgthal nach Forbach und Weißenbach in Baden, wo sie von badischen Holzhändlern gekauft und auf der Murg und dem Rhein weiter verflößt, hierauf aber nach Frankreich, den Rheinlanden und nach Holland abgesetzt werden.

Der Handel mit Melkvieh aus dem Bezirk nach Baden geht ziemlich stark, noch bedeutender aber ist der Transit von Mastochsen nach Straßburg, indem wöchentlich mehr als 100 Stücke durchgeführt werden.

| Die Fruchtschranne von Freudenstadt gehört zu den größeren des Landes. Im Jahr 1856 kam auf derselben zum Verkauf:
Kernen 91080/0 Schfl. m. Erlös v. 176.338 fl. 54 kr.
Weizen 8290/0
16.526 fl. 28 kr.
Roggen 2240/0
3.117 fl. 58 kr.
Gerste 34791/2
39.507 fl. 34 kr.
Haber 53720/0
19.462 fl. 23 kr.
Dinkel 190/0
159 fl. 33 kr.
Erbsen 2111/2
2.526 fl. 18 kr.
Ackerbohnen  4121/2
4.927 fl. 17 kr.
Linsen 10/0
9 fl. 36 kr.
     Zusammen      19.6561/2 Schfl. 262.576 fl. 01 kr.

Mit dem Fruchthandel beschäftigen sich d. sog. Schäufler, sie bringen Früchte auf ihren Schäuflerpferden (Saumrossen) auf die Märkte nach Oppenau, Oberkirch etc. und nehmen Obst, Gemüse etc. wieder zurück. Dergleichen Schäufler gab es früher in Glatten allein über sechszig.

Weiter wird Handel getrieben mit Waldsaamen, dürren Heidelbeeren, Wachholderbeeren, Kümmel und mit dem im Bezirk erzeugten Frucht-, Heidelbeer-, Himbeer-, Brombeer- und Kirschengeist.


  1. Siehe auch die Ortsbeschreibungen.
  2. Als literarische Hilfsmittel wurden benützt: Physikalisch-ökonomische Realzeitung oder gemeinnützige Wochenschrift 1757, S. 499 ff., 740 ff.; Physikalisch-ökonomische Auszüge 1758, Bd. I. S. 72 ff., 85–118; Schreber’s neue Kameralschriften 4, 87–100; Württ. Jahrbücher 1841. 363 ff.
  3. Über die hier geprägten Münzen gibt Auskunft Chr. Binder’s Württembergische Münz- und Medaillenkunde 82. 92. 94. Übrigens wurden schon vor der Einrichtung dieses Münzwerks sogenannte St. Christophsthaler geprägt: von Herzog Ludwig 1573 mit dem Bild des heil. Christoph, der das Jesuskind auf der rechten Schulter durch das Wasser trägt und in der linken Hand einen Stab, vor sich einen Wappenschild hat; im Hintergrund zeigen sich etwas undeutlich eine Hütte und ein Bergmann. Ähnlich ist das Gepräge auf Thalern Herzog Friedrichs von 1593, 1606 und 1607, nur hält das Christuskind eine Weltkugel und im Schild ist der Doppeladler; Inschrift: RVDOLPHI (bei 1593; bei 1606 u 1607 RVDOLPH) II. IMP. AVG. P. F. DECRETO. Herzog Johann Friedrich ließ neben den ganzen auch halbe Thaler prägen (Binder a. a. O. 107 ff.), und unter ihm gingen aus der hiesigen Münzstätte im Jahr 1627 zwei Medaillen hervor mit der Darstellung Freudenstadts, welche von genannter Stadt oder von der Münzstätte selbst dargebrachte Präsentmedaillen zu sein schienen (a. a. O. 102. 129). Wie vor Errichtung dieser Münze, so wurden auch noch, nachdem sie schon längst eingegangen war, Christophsthaler geprägt, 1669 von Herzog Eberhard III. und 1740 vom Administrator Herzog Carl Friedrich, von letzterem mit der Umschrift „aus dem Bergwerk zu Christophsthal“ (a. a. O. 144. 204).
  4. Über die Bodenverhältnisse s. den Abschnitt Boden und die einzelnen Ortsbeschreibungen.
  5. s. Göriz, Die im Königreich Württemberg üblichen Feldsysteme und Fruchtfolgen. Tübingen 1848. S. 26.
  6. s. W. Jahrb. 1856. I. S. 98 f.
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