« Kapitel B 8 Beschreibung des Oberamts Ellwangen Kapitel B 10 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
9. Lauchheim,
Gem. II. Kl. mit 1213 Einw. 1. Lauchheim, Stadt, mit Eisenbahnstation, Banzenmühle, Haus, Fuchsmühle, Haus, 1044 Einw., wor. 47 Ev., Fil. von Kapfenburg, und 132 Isr. mit Synagoge; 2. Beerhalden, Hof, 11 Einw.; 3. Forst und Vogel, Weiler, 17 Einw.; 4. Gromberg, Weiler, 28 Einw.; 5. Hettelsberg, Weiler, 15 Einw.; 6. Hundslohe, Hof, 4 Einw.; 7. Lindstetten, Hof, unbewohnt; 8. Mohrenstetten, Hof, 12 Einw.; 9. Schönberg, Weiler, 5 Einw.; 10. Stetten, Weiler, 77 Einw.
Parz. 2 und 3 kath. Fil. von Lippach.

Die Stadt liegt da wo die von Norden herabkommende an dem Steilabfall der Alb sich stoßende Jagst sich plötzlich nach Westen wendet. Von Südosten und Südwesten öffnen sich von der Alb her Schluchten und noch weiter gegen Südwest schaut die großartige Deutschordensburg Kapfenburg aus dichten Laubwäldern trotzig auf die Stadt herab. Auch die noch z. Th. von der Stadtmauer, woran noch zwei Thürme, umgebene, durch seine stattliche Kirche ausgezeichnete Stadt nimmt sich malerisch aus und giebt zusammen mit dem fels- und waldreichen Hintergrunde der schwäbischen Alb ein ausdrucksvolles geschlossenes Bild.

Wappen der Stadt Lauchheim.
Wappen der Stadt Lauchheim.
Auf dem Gromberg hat man eine prächtige Aussicht, nördlich und nordöstlich über die Ellwanger Höhen und an den Hesselberg, westlich über das Jagstthal hin, südlich an die Alb.

Das Wappen der Stadt enthält zwei kreuzweise über einander gelegte Lauchstengel. (W. Jb. Jahrgang 1854 H. 2 S. 167.)

Die große, in den Jahren 1869/70 neu erbaute, Peter und Paul geweihte Kirche, früher Liebfrauenkirche, im klassicirenden | Renaissancestil gehalten, macht eine gute Wirkung. Der im Westen stehende Thurm mit Zwiebelkuppel ist noch der ursprüngliche, wird nach oben achteckig und von ganz spätgothischen Fenstern durchbrochen. Im Osten erhebt sich ein breiter niederer, auch achteckiger Kuppelthurm. Die Kirche wurde nach Entwürfen des Oberbauraths von Morlok aus Sandstein erbaut. Der Neubau kostete 66.666 fl., die Pfarrgemeinde trug die Kosten und erhielt dazu als Baulastenablösungssumme 32.500 fl., Staatsbeitrag 2200, aus dem Interkalarfonds 500 fl., freiwillige Beiträge von den Parochianen 2600 fl. Der Rest liegt auf der Stiftungspflege als Schuld. Das Innere, dreischiffig mit bedeutend hohem flachgedecktem Mittelschiff und gewölbten Seitenschiffen, ist reich und glänzend mit Werken der Bildhauerei und Malerei ausgestattet.

Das Hauptgemälde auf dem Hochaltar stellt die Übertragung der Schlüsselgewalt durch Christus an Petrus vor, zwei Gemälde an dem Antipendium das Opfer des Abraham und das Opfer Melchisedechs. Alle 3 Gemälde von Maler Gottlob Fischer von Stuttgart. Auf den Nebenaltären Josef und Maria die Himmelskönigin von Maler Erhardt von Stuttgart. Gemälde an den Freskoseitenwänden 14 Stationen mit je 2 Engeln. Am Chorbogen 2 Propheten und Sebastian und Wendelin in Ölfarbe, im Chor 2 Fresko-Engel, von Maler Pilgram in Stuttgart. Im Chor der Kirche 4 Sakramente nach Overbek von Prof. v. Kurtz in Stuttgart. Ein Plafondgemälde, Christus über dem Volk schwebend, von Prof. Offterdinger in Stuttgart. Im Chor ein gemaltes Fenster, Christus am Kreuze, Johannes und Maria, und zwei kreisrunde Fenster ob den Portalen, darstellend Empfängnis und Himmelfahrt Mariens, von Hofglasmaler Wilhelm. Die Dekorationsgemälde in der ganzen Kirche sind vom Dekorationsmaler Kämerer in Stuttgart, die drei Altäre von Kunstschreiner Frölich, Fassung und Vergoldung von Vergolder Heimer in Stuttgart. Die Reliefarbeit am Hochaltar und der Kanzel von Bildhauer Macholdt in Stuttgart. Um die im Renaissancestil gehaltene Kanzel sind die Brustbilder der 4 Evangelisten im Relief; an der Westwand des Schiffes ein großer ergreifender Kruzifixus, auch aus dieser Zeit.

Der Komthur Johann Konrad von Lichtenstein baute von 1647 bis 1650 die Kirche aus den Trümmern der alten wieder auf und stellte den Thurm wieder her, theils aus Mitteln der Kommende als Zehentherr, theils aus Holzerlös vom Heiligenwald, | theils aus Beiträgen. Er selbst ließ aus eigenen Mitteln den Chor sammt Hochaltar und manches andere wieder machen. In den Jahren 1708, 1713, 1724 und 1873 wurde der Thurm vom Blitz getroffen. Im Jahre 1776 wurden 4 neue Glocken angeschafft, gegossen von dem Dinkelsbühler Meister Arnoldt.

Die Kirche unterhält die Siftungspflege, das 1621 vom Komthur Johann Eustach von Westernach neu erbaute Pfarrhaus der Staat. Über dem Eingang steht 1778, im Innern ein Saal mit Deckengemälden, außen ein Giebel mit Rokokoaufsatz. An der Pfarrscheuer die Jahreszahl 1727. Der Friedhof liegt seit 1584 östlich der Stadt mit einer 1584 erbauten Kapelle zu unserer l. Frau. In den Friedhof führt ein großes steinernes Renaissanceportal mit der Jahreszahl 1619 und einem Relief: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Das Innere der Friedhofkapelle, welche die Größe einer kleinen Kirche hat, ist schlicht gehalten, bemerkenswerth ist ein schöner alter Opferstock mit Schmiedeisenwerk. Außen an der Südwand aber sieht man eine in bester deutscher Renaissance gearbeitete Wappentafel mit der Inschrift: Anno domini 1584 ist diser Gotts Ackher Bey dem Erwürdigen und Edlen Herrn Joann von Höerdt Commenthur zu Kapffenburg, Teutschs Ordens zu bawen angefangen und hernach den 5 tag July anno 85 durch den Herrn Weihbischoven zu Augspurg geweiht worden.

Daneben eine ganz ähnlich gebildete Wappentafel mit der Unterschrift: Wolvert von Schwalbach Commenthur der Balley Franckhen, Commenthur zu Ellingen und Nürmberg, Teutsch Ordens. Beide Tafeln haben in Schwarz aufgemalt zwischen zwei W das Meisterzeichen des Baumeisters Wolfgang Waldenberger oder Waldberger von Nördlingen (s. auch o. S. 409 und Klemm, Württ. Vierteljahrshefte VIII S. 194). Zwischen Kirchhof und dem oberen Stadtthor steht unter prächtiger Linde eine hübsche Rokokokapelle mit Christus im Kerker. Auch eine Synagoge besteht (s. u.) in der Stadt.

Das untere Thor, ähnlich wie das obere, fiel nach dem Eisenbahnbau im J. 1862. Der noch stehende Thurm ist ein wirklicher Schmuck, malerisch in hohem Grad, breit, achteckig, mit Zwiebeldach und nach außen (Osten) bedeckt mit neun sehr zierlich gearbeiteten Wappen, darunter das der Stadt Lauchheim und verschiedene deutschordensche. Er trägt die Jahreszahl 1621. Rechts und links vom Thor läuft noch die Stadtmauer mit dem | Graben umher, an der Mauer steht noch ein kleinerer runder Thurm. Der Zugang von Osten her zur Stadt bietet so mit dem Thorthurm und der alten Mauer, davor die hohe Linde mit dem Kerkerkapellchen, ein echtes, tief ins Gemüth gehendes Bild. An der Stadtmauer waren seiner Zeit im Ganzen sechs Thürme mit Zwiebelkuppeln, was sehr malerisch wirkte.

Eine weitere 1822 neu erbaute Kapelle liegt auf dem Kalvarienberg eine halbe Viertelstunde nordöstlich der Stadt, zu dem schöne Linden hinaufführen. Die Barbarakapelle in der Stadt, noch gothisch mit Renaissanceeingang, 1814 von der Stiftungspflege erkauft, dient jetzt als Spritzenremise.

Das Schulhaus wurde nach dem großen Brand von 1645, wie es scheint, auf den Trümmern der abgebrannten Schranne erbaut; das israelitische Schulhaus, 1849 neu erbaut, enthält auch ein Frauenbad. Ein vorhandenes Rathhaus ward 1814 abgebrochen und seither nicht wieder erbaut. Noch sind zu erwähnen ein alter steinerner Stadel vom Jahr 1585 mit dem Deutschordenskreuz und der Inschrift: Jerg Uhl von Westerhoven 1585, dann einige hübsche Rokokohäuser mit Madonnen, ein Ziehbrunnen mit tüchtigem Holzbau darüber mit der Jahreszahl 1769. Das stattliche aus gelben Sandsteinen 1862–63 erbaute Bahnhofgebäude liegt 1 Kilometer südwestlich der Stadt auf mäßiger Anhöhe.

Gutes Trinkwasser liefern der Stadt 4 laufende Brunnen, von hölzernen Wasserleitungen gespeist, mehrere Pumpbrunnen und ein Ziehbrunnen. In den Parzellen sind theils Pump- theils Schöpfbrunnen. Die stärksten Quellen auf der Markung sind bei der Fuchsmühle und der Vollbrunnen nordöstlich der Stadt, der für einen der Ursprünge der Jagst gilt. Es besteht ein Feuersee südlich der Stadt, früher waren auf der Markung etwa 12 größere und 10 kleinere Fischteiche; jetzt besteht nur noch der Weiher bei der Banzenmühle. Die Jagst betritt, nördlich von Lippach kommend, die Markung, nimmt südlich fließend, links den Röttinger Bach und den Grombach, rechts den Wolfbach auf; bei der Stadt, wo sie sich westwärts wendet, fließt ihr von links der Rohr- oder Fuchsbach, von der Fuchsmühle her, weiter unten von rechts, von der Banzenmühle her, der Banzenbach zu. Die Steinbrüche sind nicht unbedeutend (s. S. 12). Dolomit und Sandsteine werden selbst in entferntere Orte des Bezirks verführt.

Die Vermögensverhältnisse sind nicht recht günstig, der größere Theil vermag gerade so viel, daß er sich leidlich durchbringt. | Nur ein kleiner Theil, und vor allem die Juden, können wohlhabend genannt werden. Die Gewerbethätigkeit ist im allgemeinen gering und würde, ohne daß die Leute nebenbei Landwirthschaft treiben, für den Lebensunterhalt nicht ausreichen. Die Stadt hat durch die Eisenbahn sehr verloren. Der größte Theil der Einwohner hat nicht über 4–7 Morgen Feld, dagegen betreiben die Einwohner der Parzellen ausschließlich Landwirthschaft; sie besitzen von 20–60, einzelne Bauern 100 bis 300 Morgen.

Es bestehen 2 kleine Ziegeleien, 5 Mahlmühlen, 2 Sägmühlen, 3 Bierbrauereien. Die 4 Jahrmärkte sind unbedeutend. Eine früher dem Deutschorden gehörige Mühle ist ein großes alterthümliches Haus mit schönem Schnörkelgiebel mit breiten Schnecken; über dem Eingang die Jahreszahl 1732. Die Fuchsmühle liegt, rings von waldigen Bergen umgeben, an den Quellen des Rohrbachs, 1 km südlich, die Banzenmühle 1 km westlich der Stadt.

Die Gemeinde Lauchheim besitzt 700 Mrg., die Stiftungspflege 54 Mrg. Aus den Gemeindewaldungen steht den Gemeinderechtsbesitzern die Holznutzung zu, mit 3–4 Rm. und 80 Wellen jährlich; die Eichen werden verkauft zu Gunsten der Gemeinderechtskasse, welche das Defizit der Stadtpflege zu decken und regelmäßig in die Gemeindekasse 215 M. zu bezahlen hat. Privatwaldungen sind 300 Mrg. vorhanden.

Aus den Weiden erlöst die Stadt jährlich 900–1200 M., aus dem Pferch 500 M., aus Güterstücken 600 M. Pacht. Auch die größeren Parzellen haben eigene Weiden.

An Stiftungen bestehen: die kombinirte Stiftungspflege mit 50 Mrg. Wald und 36.000 M. Die Johann Fürst’sche Stiftung, von dem 1856 verstorbenen ledigen Bäcker Joh. Fürst, mit 6000 fl. Stiftungskapital, jetzt 27.500 M., zur Unterhaltung einer Station von barmherzigen Schwestern. Die Armenhauspflege mit 1700 M., die Schulfondspflege mit 1600 M.

Drei Brücken, darunter eine steinerne Brücke, gehen über die Jagst, eine steinerne Brücke besteht ferner am Banzenweiher zum Ablassen der Wildwasser; die Gemeinde unterhält sie sämmtlich.

Alterthümer. Auf dem Gromberg, wo einstens die Stammburg der Herren von Gromberg, der Grundherren von Lauchheim, liegen auf der südwestlichen Ecke des Berges die Trümmer der Burg, die von ziemlichem Umfang war. Es sind noch die Burggräben und das Sockelgemäuer eines Thurmes sichtbar.

| Eine weitere Burg war auf dem Königsbühl; dann die Burgställe bei Mohrenstetten und Schönberg, und das Lager bei Stetten (s. o. S. 340). Zwischen Lauchheim und Westerhofen bestand früher „Mittelhofen“, noch führen die Wiesenfluren den Namen. Die zwei Sölden wurden nach L. gezogen. Auf dem Kugelbuck = Stockacker war ein Ort Nesselbuch; ein alter jetzt ausgeschwemmter Weg heißt noch Nesselbucher Steig. Über Nesselbuch ging der alte Postweg von Aalen über Hülen nach Bopfingen.

Geschichte. Lauchheim, dessen Name früher Laucheim, Lauchen, Lauchein, Lawcheim, Lachhaim, auch Locheim geschrieben wurde und eher als auf den Namen der Pflanzengattung Lauch auf lache, lauche, loche, Grenzmarke, oder das schwäbische lau, lauch = dem althochdeutschen Loh, Loch, verwandt mit dem lateinischen lucus, Hain, Gehölze, zurückzuführen ist (vergl. Förstemann a. a. O. Sp. 953; Buck, Oberdeutsches Flurnamenbuch 156, 165) kommt wohl erstmals im Jahr 1248 (s. u.) genannt vor, indem die Vermuthung der Materialien zur öttingischen Geschichte (3, 148), eine schon ältere Schenkung in Lougem an Kloster Fulda sei auf diesen Ort zu beziehen, sicherer Anhaltspunkte entbehrt und durch die Form, in welcher der Name hier aufträte, unwahrscheinlich gemacht wird.

Die Anfangsgeschichte des Ortes, insbesondere die Geschichte seiner frühesten Grundherrschaft, ist nicht genügend aufgehellt. Denn wenngleich er in späterer Zeit einen Hauptbestandtheil der Deutschordenskommende Kapfenburg bildete, deren namengebendes Schloß über ihm thront, und öfters behauptet wurde, er sei mit Kapfenburg von dem Hause Oettingen an den Deutschen Orden verkauft worden[1], so ist er doch in dem Kaufbrief d. J. 1364, durch welchen Burg und Feste Kapfenburg mit Zugehörungen von den Grafen von Oettingen an den Orden kam (Oettingische Eventual-Gegen-Conclusionsschrift von 1710 Anh. S. 67 Nro. 79), entschieden nicht enthalten. Das zunächst bloß ein Dorf gewesene Lauchheim dürfte vielmehr bis ins 14. Jahrhundert den Herren von Gromberg (s. S. 616 ff.) zugestanden haben, von welchen einige Glieder in der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts hier gesessen erscheinen und aus deren Hand ihre Herrschaft gegen Ende derselben allmählig an den Deutschen | Orden gelangte. Erhalten haben sich allerdings nur eine Reihe einzelner Verkaufsakte, denen gemäß namentlich Konrad von G. und dessen Gattin Anna Eberwein und Burkhard von G. und dessen Gattin Margarethe Leschin, mit ihren Kindern, sowie Eberhard von G. den Übergang des hiesigen Familienbesitzes an den Orden vermittelten, wie die folgenden:

1

Den 19. Februar 1363 übergab Ritter Konrad von G. mit Einwilligung seiner Ehegattin Anna und seines Sohnes Georg sowie des Bischofs Marquard von Augsburg um seines und seiner Familie Seelenheils willen und aus Hochachtung für die kriegerischen und friedlichen Leistungen des Deutschen Ordens und insbesondere dessen Hauses zu Mergentheim an das letztere das Patronatrecht der Kirche dahier mit ihren Filialkirchen, sowie den Besitzungen der Kirche, der Filialkirchen und der Altäre; den 8. März desselben Jahrs verkauften Konrad, Anna und Georg an Marquard den Zollner, Komthur des Deutschen Hauses zu Mergentheim, Pfleger der Ballei Franken, sowie das genannte Haus selbst ein Gut dahier, des Roten Söld genannt, den Kirchensatz der Pfarrkirche St. Peters, die Widemen des Kirchensatzes und der Kirche dahier, zu Westhausen und sonstwo, die Vogtei dieses Besitzes mit allen Rechten und Zugehörden um 2650 Pfd. Heller, wobei ausdrücklich vorbehalten wurde, daß dem Orden in Betreff der Verleihung der zwei Frühmessen zu Lauchheim und der Frühmesse zu Westhausen kein Recht zustehen solle; am 9. April 1374 verzichteten dieselben Personen auf alle Ansprüche an den Orden wegen Lehen zu L., Westerhofen, Hülen (OA. Neresheim), Stetten, Lint (Lind)stetten, Tatenloch (heutzutage Flurname Dattenloh östlich von Lauchheim), Hettelsberg, Röttingen, Kirchheim, Goldburghausen (diese drei OA. Neresheim), wobei Konrad zugleich Ordensburgmann zu Kapfenburg wurde und 70 fl. sowie auch 2 bisher als eigen besessene Sölden in dem Dorf zu L. als Erbburglehen erhielt; den 14. März 1384 verkauften Burkhard, Margarethe und Eberhard von G. an den Komthur Hans von Ketz zu Kapfenburg und den Orden – das erste Mal, daß eine eigene selbständig gewordene Kommende Kapfenburg erwähnt wird – ihr Holzmark, das Preittenlohe genannt, und was an sie stoßet bis an den Weg, der von Lauchheim die Steig hinauf geht, zu der rechten Hand um 18 Pfd. Heller; den 4. Juli desselben Jahrs Anna als Wittwe mit Einwilligung ihrer Söhne, Eberhards von G., Konventuals zu Ellwangen, und Konrads von G., Chorherrn zu Rebdorf, sowie ihrer Tochter Ursula von G., Peter Beheims, Bürgers zu Nürnberg ehelicher Hausfrau, an den Komthur zu Kapfenburg Walther von Kaltenthal und dessen Haus ihr Dorfrecht, verschiedene Gülten und Güter, welche ihr von ihrem verstorbenen Gatten zur Heimsteuer und Morgengabe gegeben worden waren, nemlich ihr Wohnhaus dahier mit Stadel, Garten und Hofraithe, 14 Sölden, die Hälfte der Schenke, eine Fischgrube, 23 Schilling Hllr. jährlich, welche die Bauerschaft gemeinlich daselbst zu ihrem Theil von der Halden gab, die Hälfte des Dorfrechts, einen Weiher zu Banzenlach (wohl bei der Bantzenmühle), ein Lehenlein zu Königsbühl, 9 Tagwerk Wiesen zu Hofstetten obwendig Lippach, 2 Höfe zu Nüßelbuch (Nesselbuch, südlich von L. auf der Höhe des Härdtsfelds beim sog. Kugelbuck), 7 Hölzer, dazu alle Güter, die sie | im Dorf zu L. und im ganzen Lauchheimer Thal und auf dem Härdtsfeld hatte, ausgenommen ihre ellwangischen Lehen zu Westerhofen, um 900 Pfd. Hllr.; um dieselbe Zeit Burkhard und Margarethe an den Komthur Hans von Ketz und dessen Haus zu Kapfenburg gleichfalls ihre halbe Schenke dahier um 65 Pfd. Hllr.; den 6. Dez. 1386 Burkhard und Margarethe sowie Eberhard, jenes Bruder, an den Komthur Dietrich von Venningen und das Deutsche Haus zu Mergentheim ihren Theil der Tafern hier um 200 fl. Rh.; den 2. Febr. 1388 Margarethe „Leschin zu Lauchen gesessen“ an dieselben ihren Theil an dem Dorfrecht dahier mit zugehörigen Gülten und dem Fischwasser in der Jagst um 111 fl. Rh.; den 6. Jan. 1390 Margarethe an den Komthur Walther von Kaltenthal und dessen Haus Kapfenburg zwei eigene Fischgruben im Dorf um 46 Pfd. Hllr.; am 1. Oktober 1391 dieselbe auch im Namen ihres minderjährigen Sohnes Ulrich ebendahin alle ihre Güter, eigene Häuser und Hofraithen zu L., ein Fischwasser genannt die Jags in dem Vöringer Bach, Äcker, Wiesen, Hölzer, Holzmarken zu Neußelbuch, alle ihre Äcker auf dem Härdtsfeld u. s. w. um 625 Pfd. Hllr.; den 21. Juli 1396 Eberhard von G., gesessen zu Lauchen, an Komthur Hans von Venningen und das Haus zu Kapfenburg die Mühle zu Niederhofen (heutzutage abgegangen oder anders benannt), die Badstube und 7 Sölden zu Lauchen, sämmtlich in der Pfarrei Lauchen gelegen, um ein jährliches Leibgeding von 30 fl.

1

So kam es denn, daß Lauchheim im J. 1397 bereits ein dem Orden gehöriges Dorf genannt wird, als König Wenzel am 27. April d. J. dem Ordensmeister Konrad von Egloffstein erlaubte, die Ordensdörfer in deutschen Landen, insbesondere Neubronn und Lauchheim, vorbehältlich des Öffnungsrechts für ihn selbst und das Reich, zu befestigen, eine Vergünstigung, an welche sich den 9. Januar 1398 eine andere anreihte: die Verleihung eines Halsgerichts, Stocks und Galgens, sowie des Bannes für das Ordenshaus Kapfenburg und das Dorf L. darunter. König Ruprecht verwilligte dem Deutschordenskomthur Johann von Venningen zu Kapfenburg am 12. Sept. 1402 drei Jahrmärkte, jeden durch drei Tage an Kathedra Petri, St. Peter- und Pauls Tag, St. Mathäi Evang. Tag, sowie einen Wochenmarkt je am Mittwoch mit den gewöhnlichen Freiheiten dahier zu halten (Chmel, Reg. Ruperti, Nr. 1314), und König Sigmund gab dem Komthur Eberhard von Sainsheim am 1. Sept. 1430 – wie es scheint, hatte es den Wenzelschen Verwilligungen an der genügenden Ausführung gefehlt – die Erlaubnis, den Markt Lauchheim mit Thürmen, Mauern, Gräben und Erkern zu bessern, bauen und befestigen, auch den Bann, Stock und Galgen zu haben, woran er am 5. Juli 1431 die weitere Gnade anreihte, daß dieselbe „Stadt Lauchheim“ und ihre Einwohner zu ewigen Zeiten alle die Rechte, Gnaden und | Freiheiten haben sollen, welche des Reiches Stadt zu Bopfingen, woselbst Lauchheim sein Urtheil habe, genieße, eine Begnadigung, die Lauchheim übrigens der Deutschordensherrschaft keineswegs entzog. Die von seinen Vorgängern verliehenen Privilegien bestätigte Kaiser Maximilian II. den 24. Mai 1566.

Außer von der Familie von Gromberg machte der Deutsche Orden auch aus anderen Händen, jedoch unbedeutenderen, Erwerb, so den 11. Jun. 1376 von Ritter Wilhelm Schenk von Stein (Schenkenstein OA. Neresheim) und seiner Ehewirthin Eva von Leonrod 1 Söld um 20 Pfd. Hllr., den 11. Nov. 1392 von Ursula von Königsegg, Rudolfs von Pfalheim Wittwe, mit Einwilligung ihres Sohnes Lutz ein hiesiges Haus gegen ein Leibgeding, den 13. d. M. von Adelheid Zissin, Bürgerin zu Bopfingen, zwei eigene Mühlen, welche Sifrid Schmid, genannt Ziß zu Bopfingen, am 8. Sept. 1387 von Eberhard von Grunberg und Margarethe Leschin Burkhards von G. Wittwe um 355 Pfd. Hllr. gekauft hatte, um dieselbe Summe; den 21. Dez. 1397 von Konz genannt Alo, Bürger zu Bopfingen, eine Söld vor dem Thor um 11/2 fl., den 22. Juni 1404 zwei Sölden von zwei anderen Bopfinger Bürgern um 26 fl. Rh., den 4. Juli 1410 von einem Dinkelsbühler Bürger dessen Rechte zu „Tattenloch bei Lauchheim, einst einem Weiler, jetzt einer Ödung“ um 85 fl. Rh., den 15. März 1411 von drei Kindern Heinrichs von Segelow (Segelohe, bayr. AG. Öttingen) die ererbte Hälfte der Güter zu Tattenloch um 90 fl.; den 21. Juni 1420 von Jörg Schenk von Schenkenstein und seiner Frau Anna Adelmann eine Söld um 18 fl. Rh.

Es war übrigens nicht aller deutschordensche Besitz allhier alsbald von der Kommende Mergentheim an die neuerrichtete Kommende Kapfenburg übergegangen, und wie schon früher der Kommende Mergentheim Zehenten zu Lippach, Westerhofen, 1/2 Reichenbach, Hülen (OA. Neresheim), Gromberg, die Widem zu Lauchheim und Gromberg, das Lehen zu Lindstetten, der Hof zu Michelfeld (OA. Neresheim) und die sonstigen Gülten und Güter im Lauchheimer Amt gegen die von der Kommende Kapfenburg erkauften Güter und Zehenten um Gelchsheim (bayr. AG. Aub) an die letztere übergegangen waren, so wurde den 19. Jan. 1427 ein Vertrag wegen des Übergangs der Nutzung der noch zurückbehaltenen Getreidezehenten zu Lauchheim und Westhausen, der Mühle und eines Lehens zu Lauchheim an die Kommende Kapfenburg getroffen; auch noch den 25. Februar 1538 trat Mergentheim die Pfarreien zu Lauchheim sammt der von ihm längere Zeit beanspruchten Pfründe daselbst, sowie zu Westhausen an Kapfenburg ab.

Die Bezeichnung Stadt kommt nicht durchgängig vor, vielmehr wird Lauchheim selbst in offiziellen Dokumenten des 17. | und 18. Jahrhunderts wiederholt nur als Markt, Marktflecken, bezeichnet. Im Siegel führte es z. B. schon im J. 1448, neuerer Etymologie zufolge, als redendes Wappen die zwei übers Kreuz gestellten Lauchstengel mit der Umschrift: Sigillum iudicii Lauchein, im J. 1627 mit der Umschrift: Sigillvm Lavchteimense Teischordens.

Nach der Designation der Balley Franken vom J. 1686 war hier die hohe und niedere Jurisdiktion deutschordensch und bestand ein Gericht von 2 Bürgermeistern und 12 Gerichtspersonen, zählte die ganze katholische Bürgerschaft ohne die Inwohner (d. h. wohl eben die vollberechtigten Bürger) 112 Köpfe und ebensoviele Häuser; im J. 1733 werden 2 Mühlen, 3 Bauern, 5 Halbbauern, 109 Söldner (zus. 119) gezählt, wozu noch die Fuchsmühle und die als Freigut bezeichnete Banzenmühle kam; im J. 1748 werden 110 Bürgershäuser, darunter 3 von Ellwangen lehenbar, 8 Judenhäuser genannt. Der Bann des hiesigen Gerichts soll außer Lauchheim, Hülen, Waldhausen mit Filialen, Westerhofen, die Hälfte von Westhausen und einzelne Höfe in Röttingen, Rüffingen, Dossingen, Utzmemmingen, Zipplingen u. s. w. (z. Th. OA. Ellwangen, z. Th. OA. Neresheim) umfaßt haben.

In der zweiten Hälfte des 14. und bis nach der Mitte des 15. Jahrhunderts erscheinen mehrere nach Lauchheim genannte adelige Personen. Zum Ort selbst haben dieselben, soweit bekannt, keine Beziehungen mehr und nach der Verschiedenheit der Wappen, welche die einzelnen führen (Sichel, Gleve, Rad) zu schließen, dürften sie verschiedene Familien gebildet haben. Sie sind z. B.: 1374 Anna Diepolds von L. sel. Tochter, Wittwe Ulrichs von Pflugsdorf sel.; Konrad von L. 1379, im J. 1380 Verkäufer zweier Gütlein zu Holzleuten (OA. Aalen), 1381 Söldner der Stadt Gmünd, 1401 Verkäufer eines Theils von Lautern und Rodens (OA. Gmünd), im J. 1408 Bürger zu Gmünd, Verkäufer eines Guts zu Herdtlinsweiler (OA. Gmünd) mit den Kirchensätzen, Widumhöfen und Vogteien zu Weiler und Holzkirchen um 150 fl.; Michael von L. 1402–1408 Kirchherr zu Weiler (OA. Gmünd), 1402 Verkäufer von 6 Höfen, 2 Sölden und 2 Gütern daselbst nebst 2 zu Ober-Bettringen (OA. Gmünd); Hans Matthias von L. zu Gmünd, im J. 1446 Erwerber von Leinweiler (OA. Aalen) um 1600 fl.; Hans von L., Matthias sel. von L. Sohn, Bürger zu Gmünd, im J. 1461 Verkäufer eines Guts zu Holzleuten um 92 fl., | 1470 Richter zu Gmünd. (Vgl. OA.Beschr. Gmünd 241. 363. 396. 455. 456. Aalen 255. 308.)

Von Einzelheiten zur Geschichte der Stadt ist zu erwähnen: Ein hiesiger Hof war bereits im Anfang des 15. Jahrhunderts Lehen von Ellwangen, es wurden im Verlaufe der Zeit einige Theile von ihm losgetrennt, und so befand sich z. B. die hiesige St. Barbara-Frühmesse im J. 1426 im Lehensbesitze eines dereinst zu ihm gehörigen Gartens. Einer neuen Mühle dahier wird 1464, einer oberen bei der Badstube gelegenen, sowie einer unteren Mühle 1485 gedacht, alle diese Anstalten waren Erblehen der Kommende Kapfenburg. – Streitigkeiten zwischen der Kommende und dem Markt L. wegen Viehtriebs, Fischens in der Jagst und Frondiensten wurden durch den Deutschordensmeister Dietrich von Cleen den 26. Juni 1516 verglichen. Ein Vieh- und Roßmarkt wurde im J. 1737 von dem Deutschmeister genehmigt, um dasselbe Jahr und später öfters kam vorübergehend ein Arzt in den Ort, 1802 wurde eine Apotheke errichtet. Im J. 1814 wurde auf dem Stettberg durch den hiesigen Kirchenpfleger Fürst ein Versuch gemacht Weinstöcke zu pflanzen, der zwar gelang, dem aber keine weitere Folge gegeben wurde.

Im 30jährigen Kriege fiel Lauchheim mit Kapfenburg im Jahr 1632 in die Hände der Schweden und in Ausführung von Zusagen Gustav Adolfs verlieh der Kanzler Axel Oxenstierna dem Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe, Generalstatthalter des Schwäbischen Kreises, am 13. Mai 1633 mit der ganzen Kommende auch Lauchheim. Nach der Nördlinger Schlacht gieng dieser Besitz wieder verloren. War es schon damals nicht ohne schwere Schädigung, Plünderung, Kontribution und dergl. abgelaufen, so ergieng es im Jahr 1645 noch schlimmer. Am 9. August zündeten die Franzosen von dem Heere Enghiens auf dem Rückzug nach der Schlacht bei Allerheim den Ort an mehreren Stellen an, so daß derselbe bis auf einige wenige Häuser abbrannte, während die Einwohner zum Theil nach Gmünd geflohen waren, wo sie einige Wochen gut aufgenommen und verpflegt wurden.

Aus Lauchheim stammen:

Johann Setzer (Secerius), einer der bedeutendsten Buchdrucker der Reformationszeit, zu Hagenau, wahrscheinlich als Nachfolger Th. Anshelms, seit 1522 Verleger von Werken Luthers, Melanchthons, Bugenhagens, auch altgriechischer Schriftsteller, ein gelehrter und thätiger Mann, warmer Freund Luthers, in dessen Briefwechsel er öfters wiederkehrt, und Melanchthons (Röhrich, Mittheil. aus der evangelischen Kirche des Elsaßes 2, 453 ff.).

Joseph Sperl, geb. 1. Juni 1761, † 26. Juni 1837, Pfarrer an verschiedenen Orten, charakt. Kirchenrath, kirchlicher Dichter.

Johann Baptist Benz, geb. 17. Juni 1807, † 25. Juli 1880, zuerst Lehrer der deutschen Sprache am Kollegium zu Chalons sur Marne, dann nach längerem Studium der Kirchenmusik in Italien der neueren Sprachen und Musik am Kollegium Oscott, später Chordirektor und Organist an der Kathedrale in Birmingham, 1846 Seminar-Musiklehrer und Domorganist, zuletzt mit dem Titel Domkapellmeister zu Speier, anerkannter kirchlicher Komponist, so z. B. des kirchlichen Volkslieds „O Königin voll Herrlichkeit“ (S. den Nekrolog im „der christliche Pilger,“ kathol. Sonntagsblatt Speier 1880 S. 243, Palatina, Beibl. z. Pfälzer Zeitung 1881 S. 486 ff. 491 ff. 495 ff.)

| Hinsichtlich des abgegangenen Orts Tattenloch vergl. S. 607, 609.

Der hiesigen Kirche wird zuerst den 10. Febr 1248 gedacht, als der erwählte Bischof Hartmann von Augsburg kraft päpstlichen Befehls dem abgetretenen Bischofe Siboto unter anderem die der Augsburger Kirche zustehende Früchte des 4. Jahrs von derselben als Leibgeding anwies (Wirt. Urkb. 4, 452); auch wird im Jahr 1316 das bischöfliche Einkommen von ihr zu 20 Pfd. Hllr. angegeben (Mon. Boic. 34b, 409). Das Patronat stund der Familie von Gromberg jedenfalls im J. 1318 zu (s. u.). Im J. 1363 veräußerte, wie bereits S. 607 angegeben, Konrad von Gromberg den Kirchensatz an die Kommende Mergentheim, worauf Bischof Marquard von Augsburg die Kirche am 25. Febr. d. J. mit der Filialkirche zu Westhausen der Kommende inkorporirte, der schon im J. 1350 genannte Kirchherr Eberhard von G. am 15. März dieselbe mit Zugehörden, am großen und kleinen Zehnten und aller Nutzung aufgab, den 2. Febr. 1366 Egkhard von Eppenberg und seine Ehewirthin, Burgsin von Gromberg, auf die letzterer von Erbtheils wegen zustehenden Rechte und am 24. August d. J. Ritter Friedrich von Rietheim auf alle Ansprüche an diesen Kirchensatz verzichteten. Im J. 1538 ging die Pfarrei von der Mergentheimer Kommende an die Kapfenburger über (s. o.) und in Folge des Anfalles der Kommende Kapfenburg an Württemberg erhielt die Krone das Patronat (vgl. S. 314). Zur Pfarrei gehörten früher außer Westhausen: Waldhausen (OA. Neresheim) und bis in die neuere Zeit Lippach (vgl. zur Pfarrei überhaupt Khamm a. a. O. 133, oben S. 318, 319, Diöcesan-Archiv v. Schwaben 2 S. 39 ff. 45 ff.).

An eine hiesige Frühmesse stifteten Mechtilde, Wittwe Eberhards von Gromberg genannt von Ehringen, und ihr Sohn Eberhard der Ehringer Güter zu Lengenfeld und Leinenfirst, früher Lehen von Ellwangen, wofür sie dem Abte als Ersatz am 4. Juli 1329 ihren Hof zu Schnait als Lehen auftrugen, eine weitere Frühmesse Eberhard von Gromberg, Kirchherr zu Lauchheim, den 17. Sept. 1354 mit Einwilligung der Kirchenvögte Ritter Konrads von Gromberg und Eberhards von Gromberg des Ehringers unter Übertragung des Verleihungsrechts an den Dekan von Bopfingen und den ältesten von Gromberg, ein späterer Eberhard, Ulrichs von Gr. Sohn, den 8. Sept. 1394 ein Seelgeräthe in der Pfarrkirche zu Gunsten des ganzen Geschlechts. Bereits am 16. Okt. 1440 überließ Eberhard von | G. der Kommende Kapfenburg unter Einwilligung des Augsburger Bischofs die Lehenschaft der 2 Frühmessereien, welche bei dem Verkaufe des Jahrs 1363 noch ausgenommen waren, wofür der Komthur Simon Leonrod die Fürsorge für die richtige Haltung des Grombergischen Jahrtags dahier zusagte. Streitigkeiten zwischen dem Grafen Ulrich von Oettingen, welcher die Lehenschaft der beiden Frühmessen beansprucht hatte, nunmehr aber auf sie verzichtete, und den Frühmessern eines- sowie dem Kapfenburger Komthur anderestheils wegen dieser Lehenschaft, wegen der Schäferei, Holzhauens in dem Gemeindeholz zu Lippach, leibeigener Leute u. s. w. wurden den 17. März 1447, andere zwischen dem Komthur und dem Dekan zu Lauchheim einer- und einem Frühmesser andererseits wegen seines Pfründhauses, seiner Residenzpflicht u. s. w. den 19. Jan. 1516 verglichen.

An der Stelle des jetzigen Kalvarienbergs stunden in alter Zeit nur 3 Kreuze, der Kapfenburger Komthur von Sparr ließ 1681 einen gemauerten Bildstock aufführen, bei großem Besuche des Orts, welcher wegen der hier empfangenen göttlichen Wohlthaten mit Votivtafeln geziert wurde, kam um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eine dauerhaftere Kapelle dazu. Im J. 1686 wird eine hiesige St. Barbarakapelle genannt.

Das hiesige Armen- und Siechenhaus hatte sich schon in den Jahren 1596, 1600, 1601, sowie von Seiten des Deutschordensstatthalters zu Mergentheim, Komthurs zu Kapfenburg, Johann Eustach von Westernach im J. 1614 ansehnlicher Zuwendungen zu erfreuen; noch im J. 1830 setzte dasselbe der bereits (S. 516) genannte Stadtpfarrer Bestlin zu seinem Haupterben ein. (Reg.Bl. von 1836 S. 347).

Im J. 1658 wurden 6 aus der Grafschaft Oettingen-Baldern vertriebene Juden, Samuel, Koppel Rabin, Löw, Joseph, Gabriel und Moschi mit ihren Familien ungeachtet der Protestation des Pfarrers, gegen ein jährliches Schutzgeld durch den Komthur Philipp Freiherrn von Grafeneck hier aufgenommen, auch dem erstgenannten einen offenen Krämerladen zu halten, den anderen die Handelschaft ohne solchen Laden erlaubt. Sie mußten zunächst jährlich 9, Koppel Rabin nur 4 Reichsthaler Schutzgeld bezahlen. Später erfolgten wiederholt solche Aufnahmen, insbesondere auf je 10 oder 6 Jahre und wurden von denjenigen, welche Häuser hatten, 15 fl. oder 10 Reichsthaler – einer kam als Neujahrsgabe dazu – von den anderen 5 Reichsthaler, vom Vorsinger 3 fl. bezahlt. Als weitere Leistungen | kamen namentlich zeitweise hinzu für das Hundeführen auf den Jagden 4 fl. 30 kr., für Wachtgeld 6 fl., für der Herrschaft geschuldete Botengänge 2 fl., welche übrigens unter den 17 fl. Schutzgeld begriffen wurden, eine Martinigans an das Amt Lauchheim, auch wurde das Neujahrsgeld auf 1 Dukaten erhöht; deren wurden 1765–1766 24, 1767–1781 10, 11. 12. 13 bezahlt. Im J. 1806 waren unter 721 Einwohnern 64 Juden; bei der Zählung des Jahrs 1822 ergaben sich 13 Familien, 1880 132 Köpfe. Wegen mannigfaltiger Beschränkungen – sie wurden lange bloß in der Judengasse geduldet – gelangten sie längere Zeit zu keiner Wohlhabenheit, erst seit der Einverleibung des Orts in Württemberg und namentlich seit dem Wegfall jener Beschränkungen durch die neuere württembergische Gesetzgebung, der gemäß sie seit 1822 Familiennamen angenommen haben, gelangten die meisten derselben zu einem ziemlichen Wohlstand. Seit dem Jahr 1849 befand sich stets ein Israelite im Gemeinderath, hin und wieder war die israelitische Gemeinde auch im Bürgerausschuß vertreten. Ein hiesiger Rabbiner wird 1724 – übrigens nur vorübergehend – erwähnt[2].

1

Sonst wird über die Verhältnisse der Juden dahier von Lehrer Maison noch folgendes mitgetheilt. Aller Wahrscheinlichkeit nach brachten die Emigranten zwei Thorarollen als Paniere und Talismane mit hierher; dermalen sind in hiesiger Synagoge 10 Thorarollen, von den 2 ältesten Exemplaren gehört eine der Gemeinde, die andere dem Michael Kaufmann. Die übrigen 8 Rollen sind Eigenthum von Vereinen und anderen Privatleuten, hies. Israeliten. – Die Grabdenkmale ihrer Verstorbenen nahmen die hierherziehenden Juden aus Baldern als leidige Trophäen mit: sie senkten dieselben, im Friedhofe in Aufhausen ein; fürwahr traurige Geschichtstafeln! Noch heute ist diese Gräberstätte der gemeinsame „Ruheplatz der Todten“ von Aufhausen, Lauchheim und Ellwangen. – Es liegen zwei Schutzbriefe in gedruckten Originalen vor – und diese bekunden nur allzudeutlich die damalige sowie frühere und spätere, drückende, entehrende, ärmliche und nahezu hilflose Lage der jüdischen Insassen Lauchheims. Das eine dieser Instrumente ist im Jahr 1783 zu Ellingen, ausgefertigt und vom Landeskomthur Franz Sigmund Adalbert Friedrich Freiherr von und zu Lehrbach unterzeichnet; es lautet auf Salomon Simon, dessen Urenkel dermalen der Nestor der jüdischen Gemeinde und wohl eine der ältesten Personen Lauchheims ist; der andere Schutzbrief, im Jahr 1795 in Mergentheim ausgefertigt und von Kurfürst Maximilian Franz, Erzherzog zu Österreich und Erzbischof zu Köln unterzeichnet, lautet auf Salomon Levis Wittwe; deren | Urenkel leben noch, als ältere Männer hier. Dieser Schutzbrief enthält gleich dem ersteren alle Beschränkungen, Pflichten und finanziellen Obliegenheiten. – Wo ursprünglich das israelitische Gotteshaus war, kann nicht mehr ermittelt werden. Nach dem, in hebräischer Kursivschrift, in einem Gemische von hebräisch und jüdischdeutscher, allerwegen aber unkorrekter Sprache geschriebenen Gemeindebuche erhellt, daß die hiesige gegenwärtige Synagoge im Jahre 5630 a. m = dem Jahre 1770 vollendet ward. Nur 9 Familien und etliche Wittwen waren es, welche unter Beschwerden, Kämpfen und Anständen, sich diese unsäglichen Opfer aufbürdeten. Im Jahre 1856 wurde das Gotteshaus zeitgemäß renovirt. Bis zum Jahre 1806 gehörten die hiesigen Juden zum Rabbinate Ellingen, alsdann zum Rabbinate Oberdorf. Mit der Einverleibung Lauchheims in Württemberg hoben und besserten sich die sozialen und politischen Verhältnisse der hiesigen Juden von Jahr zu Jahr. Die jetzige konfessionale Volksschule wurde, gleich anderen des Landes israelitischer Seits, im Jahre 1829 errichtet; das gegenwärtige Schulhaus ist im Jahre 1849, mit einem Kostenaufwand von 5000 fl. erbaut; im Schulhause befinden sich die Lehrerswohnung und ein rituelles Bad. Das Stiftungsvermögen beziffert sich auf 8231 M. 71 Pf. mit 57 einzelnen Stiftungen, von 34 M. bis zu 1285 M.

Die bereits für die Jahre 1381 und 1392 genannten, zuletzt deutschordensch gewordenen 2 Mühlen dürften wohl die Fuchs- und die Banzenmühle sein. An letztere erinnert auch im J. 1384 der Weiher Bantzenlach und im J. 1734 wurde sie von Kapfenburg neu erbaut, im J. 1826 vom Staat in Privatbesitz verkauft.

Beerhalden, Hof, über 3 km nördlich von L. auf der Höhe gelegen. Schule in Lippach.

Der im J. 1364 im pfahlheimischen Lehensbesitz von Ellwangen (s. Lippach), sodann auch 1439 (S. 619) genannte Hof Beerhalden wurde im J. 1464 als Lehen von Sigmund von Pfahlheim und dessen Ehefrau Agnes zugleich mit dem dritten Theil des großen Zehnten zu Röthlen an den ellwangischen Kapitelsamtmann Gregor Vogt verkauft; seinen Theil an demselben veräußerte den 11. März 1471 Konrad von Pfahlheim mit Gütern zu Hirlbach u. s. w. an die Propstei. In den letzten Jahrhunderten seit 1599 erscheint der Hof zugleich mit einem anderen zu Röhlingen als Lehen des Kapitels von Seiten der Propstei und z. B. im J. 1733 mit 1 Bauern beim Kapitelamt.

Forst und Vogel, Weiler, bei Beerhalden etwas nördlicher gelegen, Schule gleichfalls in Lippach; nordwestlich vom Ort kreuzen zwei noch erkennbare Römerstraßen.

| Forst und Vogel kommen im Ellwanger Gült- und Rechtsbuch von 1339, sodann 1399, 1401 (s. u. Neunheim, Röhlingen, Killingen) genannt vor. Weiter erscheinen sie seit den 30er Jahren des 15. Jahrh. durch Vermittelung itzlingischen Besitzes in demjenigen der Kommende Kapfenburg: der „Hof zum Forst zwischen Lippach und dem Hornsperg gelegen“ wurde den 14. Mai 1434 von Konrad von Itzlingen, welcher ihn als ein freies Eigen von seinem Vater ererbt hatte, um 1271/2 fl., der Hof „Vogelhof genannt unter dem Hornsperg gelegen“ den 4. Dez. 1436 von Heinrich von Weischenfeld zu Trendeln gesessen und Hans von Breitenstein zu Oettingen um 205 fl. an diese Kommende verkauft. Nach der S. 610 genannten Designation von 1686 waren Forst und Vogel ein Hof mit 2 Unterthanen, aller Jurisdiktion nach kapfenburgisch, katholisch, nach Lauchheim pfärrig; 1733 werden 2 deutschordensche Halbbauern zu Forst genannt.

Gromberg, Weiler, 11/2 km nordöstlich von L., hübsch unterhalb der Gromburg zwischen Wald- und Obstbäumen gelegen.

Gromberg, früher Gruwenberg, Grumberc, Gruenberch, Grunberg, Gruenberg, Grünenberk, Gruwenberch, Graunberg, Graumberg, auch Grawenberg u. s. w., geschrieben – ein mit dem althochdeutschen grôni = grün in Verbindung zu setzender Name – erscheint frühe als der Sitz eines nach der hiesigen Burg (s. o.) sich nennenden Rittergeschlechts, wohl namentlich Ministerialen der Grafen von Oettingen.

Es gehörten zu dieser Familie, welche zwei mit dem Rücken gegeneinander gekehrte Sicheln im Wappen führte, im 13. Jahrhundert zunächst einige Eberhard: E. im Jahr 1235 Zeuge Heinrichs von Waldhausen (OA. Welzheim, Wirt. Urkb. 3, 357); den 2. Mai 1260 desgl. bei der Gründung des Kl. Mödlingen (bayr. AG. Dillingen), im Jahr 1267 Ministeriale der Grafen von Lechsgmünd und Graisbach (Histor. Abhandlungen der bayr. Akademie der Wissenschaften II, 456, woselbst Beil. VIII Nr. 76 eine Abbildung des Siegels); E. der Jüngere den 3. Jan. 1273 Zeuge des Schenken Gerung von Ehringen; E. den 10. August 1274 desgl. der Grafen Ludwig und Konrad von Oettingen; E. der Ältere (magister) den 27. März 1275, E. der Jüngere den 1. Juli d. J. desgl. des Grafen Ludwig; E. der Ältere den 9. März 1278 Schenker der Hälfte eines Hofes in Ehringen (bayr. AG. Nördlingen), welchen Adelheid Rodlerin, Wittwe Gerungs von Ehringen, dem Kl. Zimmern vermacht hatte, an dessen Marienaltar; E. der Jüngere den 15. März 1280 Zeuge des Gr. Ludwig von Oettingen; E. den 10. Juli 1284 desgl. Walthers von Stein; E. den 25. Mai 1287 desgl. Graf Ludwigs von Oettingen; E. im Jahr 1293 Verkäufer einer von den Grafen von Oettingen zu Lehen gehenden Fischenz in Löpsingen (bayr. | AG. Nördlingen) an Kl. Zimmern, den 22. Okt. 1299 Bürge beim Verkaufe seiner Güter in Ehringen durch Liupold von Weiltingen an Kl. Kirchheim. Weiterhin Konrad, Ritter von G., nach einer Urkunde der Grafen Ludwig des Ä. und des J. von Öttingen vom 5. April 1242 dereinst Verkäufer zweier Hofstätten in Öttingen an ihre Mutter Sophie. ? Mechthild von G. 1267 Äbtissin zu Kirchheim im Ries (OA. Beschr. Neresheim S. 350).

Auch in der Folgezeit werden uns Angehörige der Familie, welche weder im Frieden noch im Krieg durch hervorragende Leistungen sich ausgezeichnet, aus Verkaufs- und dergl. Urkunden, in denen sie hauptsächlich als Verkäufer, Siegler, Bürgen und dergl. auftreten, bekannt und so sind von späteren Mitgliedern des Geschlechts noch zu nennen: Eberhard von G.: als Patron und Vogt der Kirche zu Lauchheim wurde er den 31. Juli 1318 in seinem Streit mit Kl. Zimmern wegen Ansprüche an einen Hof dieses Klosters zu Ehringen unter Genehmigung des Bischofs Friedrich von Augsburg dahin verglichen, daß sein Sohn Eberhard, Rektor der Kirche zu Lauchheim, gegen ein Gütchen zu Stetten eine zur Dos der Kirche in Lauchheim gehörige Hofstatt im Betrag von 14 Schill. jährlich dem Kloster überließ; Eberhard von G. 1350 Kirchherr zu Waldhausen (OA.Beschr. Neresheim S. 451); 1375 Eberhard von G., Vogt zu Oettingen; 1384 Eberhard von G., Konventherr zu Ellwangen, Konrad von G. Chorherr zu Rebdorf, Ursula von G., Peter Beheims zu Nürnberg Gattin; Wilhelm von Gronberg vermählt an Hiltrud von Roden 1402 (OA.Beschr. Aalen 156); Johann von G. 1410–1420 Keller von Ellwangen (Mon. Germ. S. S. X S. 42 44); Agnes von G. 1411–1424 Äbtissin von Zimmern (Steichele 3, 681); Dorothea von G. im Jahr 1442 Gemahlin Wilbolts von Birkenfels; sodann, wenn sicher hierher gehörig: Jörg von Graumberg, Georg von Grohnberg im Jahr 1483 für kurze Zeit Käufer des Burgstalls Leinzell (OA. Gmünd), 1485 Käufer von Gütern zu Alfdorf (OA. Welzheim, Wirt. Urkb. 3, 358), Hans von Gronberg 1514 Pfleger zu Allerheim, öttingischer Land- und Hofrichter, 1518 Verweser des Landgerichts (Oett. Mat. 4, 52. 64).

Der Besitz des Geschlechts scheint nicht unbedeutend gewesen zu sein. Es gehörte dazu außer dem freiledigen Eigen Gromberg selbst (s. unten) Lauchheim: hier erscheint z. B. 1350, 1366 Eberhard von G. als Kirchherr, 1352–1367 Ulrich von G., Eberhard von G. noch 1396 gesessen (vergl. Reg. Boic. 9, 101), allein allmählig gingen die grombergischen Rechte dahier in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts an den Deutschen Orden über (vergl. S. 607 ff.); ein Burgsitz zu Kapfenburg (OA. Neresheim): 1311 erscheint Eberhard von G. genannt von Kapfenburg, 1350, 1353, 1354, 1357 Eberhard von G. zu Kapfenburg gesessen und im Jahr 1374 wurde Konrad deutschordenscher Burgmann allda; sodann Besitz zu Ehringen (bayr. AG. Nördlingen): derselbe, welcher vielleicht in dem Herrenhaus bestand, wurde wohl durch Heirath mit einer ehringischen Erbtochter begründet und infolge von ihm erscheint Eberhard von G. in den Jahren 1303–1319 nach Ehringen benannt: Eberhardus miles dictus de Eringen (nach dem Siegel Eberhardus Eringarius miles de Grumberg), den 12. März 1323 erhielt übrigens Agathe von G. und ihr Sohn Eberhard von den Herzogen Konrad und Ludwig von Teck die Erlaubnis, einen Hof zu Ehringen (wohl teckisches Lehen) an Bopfinger Bürger zu verkaufen, und den 16. März 1338 verkauften E. | und sein Bruder Eberhard zu Dunstelkingen gesessen den Rest ihrer Güter zu E., nemlich ihren 4. Theil der Vogtei und des Gerichts, 4 Hofstätten und ihren Theil der Flurschaft und des Hirtenlehens für 24 Pfd. Hllr. an Kloster Kirchheim (Steichele a. a. O. 3, 1007); zu Lippach: den 14. Juni 1311 kommt Eberhard von Grunenberk genannt von Litbach als Zeuge der Grafen Friedrich und Ludwig von Oettingen vor; zu Dunstelkingen (OA. Neresheim): hier saß, vielleicht auf einem Erbe seiner Mutter Agnes, in den Jahren 1338, 1354, 1361 (armiger) 1368 Eberhard von G. (OA.Beschr. Neresheim 278), ebenso noch im Jahr 1387 ein zweiter Eberhard von G., wohl sein Sohn; zu Hülen (OA. Neresheim): ein hiesiges von Kl. Lorch erworbenes Gut verkauften Eberhard d. ä. von G. und seine Söhne Eberhard und Wilhelm den 15. Juni 1368 an die Kommende Kapfenburg; zu Kösingen (OA. Neresheim): 1387 Gülten (OA.Beschr. S. 360); zu Schönberg, Westerhofen, Westhausen, Leinenfirst, Ruithal, Stetten (s. diese Orte).

Die Familie soll viel ans Kloster Kaisersheim gestiftet haben (Abhandl. a. a. O.).

Noch im J. 1350 werden die Gebrüder Eberhard und Heinrich von G. als zu Grunberg gesessen aufgeführt, allein bald befand sich die Stammburg in fremder Hand, indem bereits am 29. April 1378 die Gebrüder Konrad und Rudolf von Pfahlheim ihre Feste und Burgstall Grunberg mit aller Zugehör, wie dies ihr Vater sel. dem Konrad von G. abgekauft, als freilediges Eigen um 650 Pfd. Hllr. an Egghart von Eppenberg verkauften. Der Käufer gerieth jedoch in Schulden und so veräußerten Ysensmid von Schnaitberg, Heinrich von Westerstetten, Engelhard von Hausen und Irenfried von Weiler, mit seiner Einwilligung „von Schuld wegen, darum sie für ihn behaft waren“ die Burg mit aller Zugehör, dem Hof und sonstigen Gütern um 480 Pfd. Hllr. schon nach einigen Jahren – in der betreffenden Urkunde fehlt das Datum – an die Kommende Kapfenburg, welche nun im Besitz blieb, so daß G. nach der Designation der Ballei Franken von 1686 als mit aller Obrigkeit in allen seinen 5 Haushaltungen kapfenburgisch, durchaus katholisch und nach Lauchheim pfärrig erscheint; im J. 1733 wurden hier 2 Bauern, 2 Halbbauern, 2 Söldner gezählt. – Streitigkeiten zwischen des Deutschordens „Unterthanen, Führern und Gemeind zu Gronberg“ einer- und den gräflich öttingischen Unterthanen auch Führern und Gemeind zu Röttingen andererseits wegen Triebs, Hut und Blumgesuchs auf dem Bildwasen und Königsbühl wurden im J. 1627 schiedsrichterlich beigelegt.

Hettelsberg, Weiler, 2 km nördlich von L. auf der Höhe gelegen.

| Der Name Hettelsberg dürfte auf den Eigennamen Hettelo, Hettilo, zurückzuführen sein und wenn nach einer nur in Abschrift erhaltenen Urkunde vom 25. Nov. 1144 die Kirche zu Ohmenheim (OA. Neresheim) Rechte und Zehnten zu Hecelesbere besaß (Wirt. Urkb. 3, 470), so dürfte im Original der Urkunde vielleicht Hetelesberc gestanden haben, was auf diesen Weiler bezogen werden könnte. Später verzichteten Angehörige der Familie Gromberg im J. 1374 auf Ansprüche an hiesige Lehen zu Gunsten des Deutschordens (S. 607) und erscheint der Weiler im J. 1686 mit seinen 2 Haushaltungen ganz in denselben Rechtsverhältnissen wie Gromberg.

Hundslohe, Hof, 3 km nördlich von L. auf der Höhe.

Den 1. Mai 1439 verkaufte die Stadt Bopfingen an die Kommende Kapfenburg ihr Gütlein zu Hundtsloch zwischen Lentzstetten (d. h. Lindstetten) und Berhalden gelegen – vom Eigennamen Hund und dem althochdeutschen lôh = lucus abzuleiten – das der Vogler inne gehabt, mit aller Zugehör, ausgenommen 60 Pf. jährlichen Zinses, an Unser Frauen Messe zu Lauchheim um 110 fl. Rh. Im J. 1686 kommt der Hof mit einer Haushaltung unter denselben Verhältnissen wie Gromberg vor, im J. 1733 wird der Hundshof mit 1 Bauern zur Kommende Kapfenburg gerechnet.

Lindstetten, Hof, 21/2 km nördlich von L. Alle diese Höfe liegen an oder zu Seiten der von Lauchheim nach Killingen gehenden Römerstraße.

Die früher sehr ausgedehnte, vom Deutschorden herrührende Fischerei zu Lindstetten gehörte bis zum Jahr 1822 dem Staat und wurde von ihm verpachtet. Hiezu gehörte ein Theil des 1877 abgebrochenen Wohnhauses zu Lindstetten, ein Fischkasten in Quadersteinen, mit einer hohen Mauer umgeben, darin ein kleines Fischzeughäuslein, mit einer Umfassungsmauer und Platten gedeckt, unweit der Ziegelhütte in Lauchheim; sodann die fünf Banzenweiher oberhalb der Banzenmühle an dem Pfaffenloher Holz, die 4 Schönbergerweiher am Schönberger Recherholz, das Füllenberger oder Tiefenthalweiherle hinter Ruithal gegen die Jagst, die 3 Grombergerweiher im Dattenlohe, die 2 Karpfenweiher hinter Lauchheim gegen die Fuchsmühle, die 3 Forellenweiher hinter Lauchheim, 1 Weiherle im Weidach (ehedessen dem Beamten in partem salarii zur Benützung überlassen), 1 Weiherle hinter Hülen gegen die Klapperhäuslen, die 2 Fischgartenweiher | im herrschaftlichen Fischgarten gegen Lauchheim, der Ziegelweiher bei Lauchheim an der vormals herrschaftlichen Ziegelhütte, die 4 Waldhäuserweiher (2 im Dorf Waldhausen, 2 auf der Haide gegen Gaiselwang), der Kugelweiher im Kugelthal hinter Hülen (schon seit vielen Jahren öd, weil er kein Wasser hält, da, wie sich das Saalbuch ausdrückt, entweder das Wetter darein geschlagen oder einen Erdfall bekommen hat). Sämmtliche Weiher mit einem Areal von ca. 18 Morgen, früher mit Karpfen, Hechten und Forellen besetzt, wurden mit dem Fischerei-Inventar im Jahr 1822 um 1515 fl. verkauft und sind jetzt durchaus trocken gelegt. (Auf Grund der Akten zusammengestellt durch Kameralverwalter Rapp in Kapfenburg.)

Zu Lindstetten, früher Lent-, Lentzstetten geschrieben, war der Deutsche Orden schon im J. 1374 berechtigt, weiter wird es im J. 1439 genannt (s. o.). Im J. 1541 ertauschte der Orden von Lippacher Bürgern das Gut und richtete dahier eine Schäferei ein. Nachdem die Domäne mit der zu Schömberg verbunden worden, wurden 1880 sämmtliche Gebäude bis auf das Schafhaus abgebrochen.

Mohrenstetten, Hof, mit Kapelle, 31/2 km nordwestlich von L. auf der Höhe.

In Mohrenstetten ist im Hause ein schönes Hirschgeweih, ungerader Gabelsechzehner, dessen Träger laut Aufschrift von einem Vorfahren der jetzt noch den Hof besitzenden Familie Waitzmann, Gebhart Waitzmann im 16. Jahrhundert geschossen wurde. Ein Waitzmann hat auch die kleine achteckige Votivkapelle mit viereckiger Nische gebaut zum Dank für Befreiung aus Gefangenschaft. Die Bildwerke darin sind ohne Kunstwert. Der in der Nähe gelegene Burgrain vielleicht schon eine Anlage der Römer (s. o. S. 340).

Auf Mohrenstetten ist wohl zu beziehen der dominus Volcardus de Murestan, welcher im J. 1240 als Zeuge in einer Urkunde Abt Siefrieds von Ellwangen erscheint (Wirt. Urkb. 3, 451) und wohl auf der Ruine Burgstall dahier saß, sodann der Berthold von Morenstetten, welcher im J. 1330 als Bebauer 2er Güter zu Ruithal genannt wird (Khamm a. a. O. 135), allein schwerlich als Angehöriger hiesigen Ortsadels zu betrachten ist. In der Folge erscheint der Hof als ellwangisches Lehen der Familie Westerstetten. Aus deren Besitz kam er um das Jahr 1440 an die Vettern Wilhelm und Hans von Ahelfingen zu Hohenahelfingen. Letzterer, Vogt zu Ellwangen und zu Westhausen | gesessen, verkaufte den 10. März 1454 seine Hälfte an den Höfen Mohrenstetten und Schonberg, am Erbisberg (heutzutage Waldname bei Röttingen OA. Neresheim), den Arlesberg und die Äcker genannt Reutin (OA. Neresheim), seine Hälfte am Gugenberg (Guckhen, Flurname bei Mohrenstetten), den Ultzen am Horensberg (Hornsberg s. u. Killingen), seinen Theil an dem Luiker und Horensberg, am Holz Rechhart und dem Kornzehnten zu Westhausen um 750 fl. Rh., Wilhelm von Ahelfingen den 27. Febr. 1470 die andere Hälfte dieser Güter (nur daß es jetzt statt an dem Kornzehnten zu Westhausen an den Weidhühnern und Diensten zu Westerhofen heißt) um 2931/2 fl. Rh. an die Kommende Kapfenburg, während das Stift Ellwangen den 1. Mai 1456, bezw. 23. Febr. 1470 auf seine lehensherrliche Rechte verzichtete. Nach der öfters genannten Designation von 1686 war Mohrenstetten mit aller Obrigkeit kapfenburgisch, katholisch und nach Lauchheim pfärrig; 1733 wird hier 1 Bauer genannt.

Schönberg, Weiler, mit stattlichen Ökonomiegebäuden, 21/2 km nordwestlich von L. auf der Höhe, mit kleinerem Burstel, mit einem Wassergraben (S. 340), auf drei Seiten eben liegend. An der neuen Scheune ist ein Deutschordenswappen aus dem vorigen Jahrhundert eingemauert; an einem Holzhaus steht die Jahreszahl 1753. An dem etwas entfernt gelegenen großen steinernen Schafhaus ein deutschherrisches Wappen und C. C. F. V. L. R. 1735.

Der Staatsdomäne Schönberg-Lindstetten, in Verwaltung des Kameralamts Kapfenburg, gehört neben den zum landwirthschaftlichen Betrieb erforderlichen Gebäuden ein Güterkomplex von 243 Mrg. 43,8 Rth. = 76 ha 62 a 34 qm zu und zwar: 6 Mrg. 32,3 Rth. Gärten und Länder, 1381/8 Mrg. 33,6 Rth. Äcker, 911/8 Mrg. 29,6 Rth. Wiesen, 74/8 Mrg. 44,3 Rth. Waiden, hierunter auf Markung Schönberg: 47/8 Mrg. 45,7 Rth. Gärten und Länder, 667/8 Morg. 14,0 Rth. Äcker, 394/8 Mrg. 26,6 Rth. Wiesen, 74/8 Mrg. 44,3 Rth. Waiden nebst den Wohn- und Ökonomiegebäuden mit Pumpbrunnen, bis zum Jahr 1876 aus 3 Höfen bestehend, welche die Kgl. Staatsfinanzverwaltung zur Erweiterung ihres Waldbesitzes und der angrenzenden Domäne Lindstetten zum größten Theil angekauft hat; nur wenige Grundstücke sind noch in Privatbesitz; auf Markung Lindstetten: 1 Mrg. 34,6 Rth. Gärten und Länder, | 555/8 Mrg. 24,8 Rth. Äcker, 176/8 Mrg. 20,9 Rth. Wiesen mit einer Scheuer und eingebauten Schafstallungen unter einem Dach, dabei ein laufender Brunnen. Die Markung ist ausschließlich im Besitz des Staates, vom Deutschorden herrührend, war bis zum Jahr 1821 als Schäfereigut mit der benachbarten Domäne Kapfenburg, von da an als kleine Meierei getrennt verpachtet, im Jahr 1877 mit den zugekauften Schönberghöfen zu einer Domäne vereinigt und das Wohnhaus mit Zugehör abgebrochen, endlich auf Markung Forst und Vogel, Hettelberg, Hundslohe und Lauchheim, theils vom Deutschorden herrührend, theils zugekauft: 154/8 Mrg. 47,8 Rth. Äcker, 336/8 Mrg. 30,1 Rth. Wiesen. (Notizen von Kam. Rapp.)

Wenn im J. 1359 Eberhard von Gromberg ze dem Schönenberg gesessen genannt wird, so wird darunter dieser Weiler zu verstehen sein. In der Folge aber theilte derselbe 1454–70 die Geschicke Mohrenstettens und werden hier im J. 1656 3 Haushaltungen, 1733 2 Halbbauern, 1 Löhner gezählt. In württembergischer Zeit gieng der Hof in Privathände über und wurde in 3 Theile getheilt, das Ganze 1876 vom Staat um 32.000 fl. gekauft und theils zu Wald angelegt, theils mit Lindstetten zu einer Domäne verbunden.

Stetten, Weiler, 11/2 km nördlich von L. im Jagstthal gelegen. Auf den Edeläckern westlich von Stetten ein festes Lager.

Der Weiler ist wohl dasjenige Stetin, an welchem der Pförtner des Klosters Ellwangen bereits im Anfang des 13. Jahrhunderts Zehnten bezog (Wirt. Urkb. 2, 425) und woselbst das Kloster Zimmern den 31. Juli 1318 ein Gütchen gegen eine Hofstatt der Kirche zu Lauchheim vertauschte. Im J. 1354 wurden hiesige Gülten zur Stiftung einer Lauchheimer Frühmesse verwandt, im J. 1374 verzichteten Mitglieder der Familie Gromberg auf Ansprüche an hiesige Lehen zu Gunsten des Deutschen Ordens (S. 607). Im J. 1686 erscheint der Weiler mit seinen 8 Haushaltungen in denselben Rechtsverhältnissen, wie die vorhergehenden, 1733 wurden hier 1 Bauer, 2 Halbbauern, 4 Löhner, 1 Söldner gezählt.


  1. Den 5. Dezbr. 1343 stellten übrigens die Gebr. Gr. Ludwig und Friedrich von Oettingen eine Urkunde zu Lauchheim aus.
  2. Im Jahr 1795 hatte der Deutschorden überhaupt 155 Schutzjuden mit ihren Familien an 16 Orten des Distrikts von Ellingen bis Gundelsheim und Kapfenburg bis Neustadt a. d. Aisch.


« Kapitel B 8 Beschreibung des Oberamts Ellwangen Kapitel B 10 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).