« Kapitel B 11 Beschreibung des Oberamts Crailsheim Kapitel B 13 »
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12. Mariäkappel,
Gem. III. Kl. mit 584 Einw.; 1. Mariäkappel, Pfarrdorf, 273 Einw., wor. 1 Kath. und 1 Isr.; 2. Hohenberg, Weiler, 15 Einw.; 3. Rudolfsberg, Weiler, 108 Einw.; 4. Schwarzenhorb, Weiler, 41 Einw.; 5. Wüstenau, Weiler, 147 Einw. Kath. der Parz. 1, 2, 4 und 5 Fil. von Markt-Lustenau, Parz. 3 von Crailsheim.

Der Ort Mariäkappel, beim Volk schlechtweg Kappel, liegt nahe der Wasserscheide von Jagst und Wörnitz, Rhein und Donau, auf den waldreichen Höhen östlich von Crailsheim. Die Anlage des Ortes ist unregelmäßig. Der eine Theil liegt hoch auf dem Bergrücken, auf welchem die schöne Staatsstraße von Crailsheim nach Feuchtwangen läuft. Der zweite zieht sich im Bogen am obern Rand um die „Wüstenauer Klinge“, während ein dritter an den Hang der engen, nach Südosten geöffneten Klinge, die Kirche und das alte Schulhaus in die Tiefe des Thälchens hineingebaut ist. Die Häuser sind meist einstockig, freundlich getüncht, auf der Wetterseite mit Holz verschalt.

Die schöne gothische Kirche zu Unser Liebfrauen steht unter dem Dorfe, im früheren Gottesacker, auf dem noch ein schönes schmiedeisernes Kreuz zu sehen, und steckt tief im Boden, weshalb das Schiff durch Feuchtigkeit leidet. Der nach Osten gerichtete, mit Strebepfeilern besetzte Chor hat ein prächtiges, merkwürdig verschobenes Sterngewölbe. Aus dem mittleren Südpfeiler wachsen wie aus einem Palmbaum 7 Rippen, aus dem gegenüberliegenden 3. In den Rippen des Südpfeilers sammeln sich die Rippen der übrigen Pfeiler. Die vier Schlußsteine zeigen 1. eine Hand, | 2. ein Ecce homo, 3. das Gotteslamm, 4. einen Kopf mit Tonsur. Gleich dem Gewölbe sind auch die ungefähr 7,5 m hohen Fenster in edlem gothischem Stil gehalten. Der Stil der Kirche erinnert an den der Creglinger Herrgottskirche. Im Mittelfenster ist noch der Rest eines stark verdorbenen Glasgemäldes, von dem nur noch rechts und links ein Haus zu erkennen ist. Es hat die Umschrift DAS.GLAS.HATGMACH.. CV. An den beiden Seitenwänden stehen auf Konsolen unter Baldachinen je 2 Heilige aus Holz mit feistem Gesicht, einer mit der Bischofsmütze. Auf der Nordseite in einer vergitterten Wandnische ist ein sehr fein aus Alabaster gearbeitetes Marienbild mit dem Jesuskind, leider theilweise verstümmelt. Der beschädigte Hochaltar enthält einen kunstvollen Aufsatz mit Flügelthüren. In der Mitte steht das lebensgroße Bild der Maria mit dem Jesuskind. Über ihr schweben zwei Engel, welche sie krönen. Zu ihren Füßen hat sie die Mondsichel, einem Nachen ähnlich, gehalten von 2 Engeln, und in dem Nachen ein Todtenantlitz in Frauenverhüllung. Den Hintergrund bildet eine reichvergoldete Tapisserie mit Goldbrokat, während auf den schräg zulaufenden Seitenwänden die Symbole der 4 Evangelisten mit der Inschrift S. Matthes. S. Marx. S. Laux. S. Johannes zu sehen sind.

Auf den Flügelthüren ist innen links in Halbrelief die Verkündigung und die Geburt Jesu, rechts Maria und Elisabeth und die Anbetung der Weisen dargestellt. Auf der Außenwand links ist der Einzug Jesu in Jerusalem und Jesus vor dem hohen Rath, rechts Gethsemane und die Auferstehung gemalt. Zu beiden Seiten des Schranks steht links ein gekrönter Heiliger mit Kelch und Hostie und Tuch, rechts eine Heilige mit Kranz um den Kopf, Buch und einen Blumenstengel in der Hand. Oben auf dem Schrank steht Christus in seinen Wunden mit drei Fingern segnend.

Die Predella enthält eine geschnitzte Grablegung Christi mit 7 feinen Gesichtern. Auf den kleinen Flügelthüren der Predella ist innen links ein Engel mit dem Weihwasser, rechts ein Engel mit der Rauchpfanne gemalt, außen links eine Heilige mit Buch und Schwert, rechts Maria mit dem Jesuskind, auf den Seitenflächen links eine Heilige mit dem Kelch, rechts die heil. Helena in der Krone und mit dem Kreuz und der Hostie in der Hand. Auf der Hinterseite gothisches Rankenwerk und unten 2 Engel mit dem Schweißtuch. Das Ganze ist ein edles | Kunstwerk aus der Zeit um 1480 bis 1500, zeigt aber nirgends Monogramm noch Jahreszahl.

Vor dem Altar liegt ein ganz ausgetretener Grabstein mit Wappenschild ohne Wappen. Der achtseitige schöne gothische Taufstein trägt die Jahreszahl 1481. Das flachgedeckte Schiff der Kirche stammt, wie eine Zahl an der halbvermauerten Südthüre angibt, aus dem Jahre 1523. Dieselbe Zahl mit einem Steinmetzzeichen kehrt an einem Fenster wieder. Der älteren Kirche gehört das gothische Fenster auf der Südseite mit einem viermal wiederkehrenden Steinmetzzeichen an. Auf der Westseite ist eine kleine Vorhalle und ein Portal mit 5 Hohlkehlen, auch im Spitzbogenstil gehalten. Das Schiff enthält die Grabdenkmale des Pfarrers Dürr, † 1580, erst 10 Jahre kath. Pfarrer zu Eschenfeld bei Neuhaus, seiner Heimat, dann zu Monte in der Diöcese Bamberg, dann zu Mariäkappel und Ellrichshausen, sowie des Pfarrers Veit Beurlein, geb. zu Gunzenhausen 1588, † 1662. Die südlich an den Chor angebaute Sakristei hat ein Kreuzgewölbe. Auf der Nordseite des Schiffes beim Choransatz steht der 4stockige, allmählig sich verjüngende Thurm mit Ziegeldach. Nach dem Kb. von Ellrichshausen schlug der Blitz 1579 Dienstag nach Trinit. in den Kirchthurm während der Synode zu Crailsheim. Derselbe wurde 1593 wieder getroffen und erhielt dann seine jetzige Gestalt, wie der Chor seine jetzige Haube aus Holz. Die drei Glocken haben folgende Inschriften: 1. die mittlere: das mein don scheu hagel und wint, darumb bit ich maria dein kint, in gothischer Schrift; 2. die große: Zu Gottes Lob und Er braucht man mich. Valentin Allgeier von Ulm zu Onolzbach gos mich. 1596. nebst dem brandenburgischen Wappen mit der Umschrift: G. F. M. Z. B. J. B. H. 1590 (Georg Friedrich, Markgraf zu Brandenburg); 3. die kleine: 1653. Magna et mirabilea (sic) sunt opera tua omnia, Deus. apoc. 15, 3. Johannes Reichart. Die Schrift ist, wie meist bei den Glocken nach dem dreißigjährigen Krieg, schlecht. Die Baulast an der Kirche hat die Stiftung.

Auf dem nördlichen Hang der Klinge über der Kirche in seinem terrassenförmig angelegten Garten steht sonnig das wohnliche, alte Pfarrhaus, das ebenfalls von der Stiftung zu unterhalten ist. Das geräumige und solid gebaute Schulhaus, 1744 als herrschaftliches Forsthaus erbaut und 1840 von der Stiftung für seine jetzige Bestimmung angekauft, liegt am südwestlichen Ende des Dorfes unweit von dem freundlich gelegenen, | 1823 neu angelegten Gottesacker. Es enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des ständigen Lehrers. Das frühere Schulhaus, ein unscheinbares Gebäude, stand hart bei der Kirche. Die Schule ist von der Stiftung zu unterhalten. Für die Gemeindebehörden ist bis jetzt ein Lokal gemietet, doch soll in den nächsten Jahren ein Rathhaus erbaut werden. Ein Armenhaus ist in Mariäkappel, ein Lokal für eine arme Familie in Rudolfsberg.

Die Gemeindemarkung ist mit Ausnahme von Rudolfsberg reich an Quellen, die vortreffliches Wasser in genügender Menge geben, besonders der Kirchbrunnen und der Brunnen bei der schönen Linde am Schulhaus. In der Gesammtgemeinde befinden sich 5 laufende, 38 Zieh- und 7 Schöpfbrunnen. Eine kurze eiserne Leitung versieht die Brauerei mit Wasser aus dem Gemeindebrunnen.

Außer der Staatsstraße Crailsheim-Feuchtwangen, welche durch Mariäkappel geht, führen Vizinalstraßen nach Waldthann und Ellrichshausen auf die bayrische Bahnstation. Die Vizinalstraßen nach Selgenstadt und Goldbach berühren die Markung. Ein steinernes Brückchen über den Truidenbach und 2 andere kleine Brückchen sind von der Realgemeinde zu unterhalten.

Die Vermögensverhältnisse sind nicht ungünstig, Wüstenau und Schwarzenhorb sind wohlhabend, Rudolfsberg, eine junge Anlage, unbemittelt. Der Vermöglichste besitzt 26 ha, der Mittelmann 6,3, der Ärmere 9,4 ar bis 1,2 ha. Der Güterbesitz auf fremder Markung beträgt nur 3,78 ha. Der Gewerbebetrieb ist nicht bedeutend. Maurer und Zimmerleute arbeiten nach außen. Durch Rechenmachen wird viel verdient. 2 Kaufläden, darunter ein von der ganzen Umgegend besuchter, eine Brauerei mit Schildwirthschaft und eine weitere Wirthschaft in Mariäkappel und in Wüstenau sind vorhanden. Eine frühere Mühle ist seit ca. 20 Jahren nicht mehr in Betrieb.

Die mittelgroße Markung, im Ganzen wohl abgerundet mit Ausnahme der Markung Rudolfsberg, welche als ein schmaler Streifen zwischen die Markungen Goldbach und Ellrichshausen eingekeilt ist, liegt abgesehen vom Wüstenauer Thälchen eben und hoch. Der Boden ist meist leichter, hitziger Sandboden ohne tieferen Grund, in der Niederung vielfach naßkalt und lehmhaltig. Die Ergiebigkeit ist eine mittlere. 4 Sandsteinbrüche liefern Steine auch für den Absatz nach Außen, doch werden bessere Bausteine von Beuerlbach bezogen. Sandgruben sind viele vorhanden, auch eine Kies- und Lehmgrube. | Das Klima ist ziemlich rauh, den Winden stark ausgesetzt, Hagelschlag im Ganzen selten. Doch vernichtete am 4. Juli 1875 ein solcher den Ertrag fast der ganzen Markung, weshalb seit 1876 ein Hagelfeiertag gehalten wird. Die Gewitter sind bei den großen Waldflächen ringsum meist unschädlich.

Ackerbau und Viehzucht sind Haupterwerbsmittel. Von den Getreidearten gedeihen Roggen und Haber gut, Dinkel und Weizen weniger. Der ziemlich ausgedehnte Bau der zweimähdigen Wiesen ergibt ein mittelmäßiges Futter.

Die Obstzucht in zahlreichen Obstgärten um das Dorf her nimmt zu, da das Obst gerne geräth. Man liebt den Rosen- und Luikenapfel, von Mostbirnen besonders die Brat- und Saftbirnen. Nebst Zwetschgen sind ziemlich viele Kirschbäume zu treffen. Ein Baumwart ist aufgestellt. Derselbe hat eine Baumschule, ebenso die Gemeinde.

Wald besitzt die Stiftung 38 M., die Gemeinde 4 M., vorherrschend Nadelwald. Der Wald „Kläret“ gehört der katholischen Kirchenpflege und dem Spital in Dinkelsbühl.

Als Weiden dienen die Allmanden mit einem Flächengehalt von ca. 3 ha. Das Weiderecht gehört der Realgemeinde und wird durch den Ortsschäfer mit einheimischen Schafen der Realgemeinderechtsbesitzer benützt. Die Gemeindegüterstücke, je 1 M. Äcker und Wiese, sind dem Farrenhalter zur Nutznießung überlassen.

Die Rindviehzucht ist von Belang, ebenso der Viehhandel. Schafe deutscher Rasse werden im Sommer ca. 100, im Winter 80 von den Gemeinderechtsbesitzern gehalten. Wolle und Schafe kommen zum Verkauf im Inland meist nach Crailsheim. Von Geflügel werden viele Hühner gehalten. Sechs frühere Weiher in der Niederung südlich vom Ort sind zu Wiesengrund trocken gelegt. Nur ein großer Weiher, der „stöckete“ Weiher, mit einem Flächengehalt von 1 ha 70 ar, ist noch erhalten. Die Stiftung hat außer dem Wald (s. o.) ein Vermögen von 6000 M. Weitere Stiftungen sind von den Witwen Adlerwirth Stocks und des Schultheißen Hornung gemacht. Die Erträgnisse der sog. Ansbachischen Stiftung mit einem Grundstock von 130 M. sind für die Armen- und Schulbedürfnisse bestimmt.


Alterthümer. Hinter der Schule liegen die Schanzäcker, obere und untere Schanz, bei Wüstenau eine Schelmengrube. Von dem alten Schloß bei Wüstenau s. unten. Eine hohe Straße führt von Mariäkappel nach Selgenstadt, ein Todtenweg von Wüstenau zur | Kirche in Mariäkappel. Über den auf der Flur „Kläret“ abgegangenen Ort Kleonrode s. unten. Sonstige beachtenswerthe Flurnamen sind: Judengreut, Leukersfeld, Lohrberg, Rehtanz, Ruhe und Ruhefeld, Sichelholz, einst nach der Sage Freih. v. Varnbüler gehörig.


Geschichte: Nach der Ortssage hatte sich bei den reichen Quellen mitten im Ort ein Einsiedler niedergelassen, welcher in dem Wasser Heilkräfte entdeckte, die der Jungfrau Maria zugeschrieben wurden.

In Folge des zahlreichen Besuchs der Quelle wurde die Kapelle der Jungfrau Maria gebaut, allmählig siedelten sich Leute um diese Kapelle an und der Ort erhielt den Namen Mariäkappel. Der Kern der Sage enthält geschichtliche Wahrheit.

Der ursprüngliche obere Theil des Orts hieß früher Mergenbrunn, der Brunnen der Maria, mit welchem der seit 1366 genannte untere Ort Mariäkappel zusammen wuchs. Beide werden noch 1465 unterschieden, z. B. Konr. Senft, Kaplan zu Mariencappel, gestattet die Anlegung eines Weihers ob den 2 Weihern bei Marienbrunn, Nürnb. Kr.A. Aus dem Namen der Flur Lohrberg ergibt sich, daß der Ort ursprünglich den Herren von Lare (Lohr) gehörte und später mit Crailsheim den Wechsel seiner Besitzer (Hohenlohe, Leuchtenberg, Brandenburg, Preußen s. Crailsheim) theilte. Würzburg hatte 1303 den Zehnten zu vergeben, welchen bis 1303 H. Brant v. Crailsheim hatte. Auf dessen Verzicht kam er an Heinrich Lacher, Arch. f. Unterfr. 24, 142 (H. Lacher 1290 Bürger zu Hall, W. F. 4, 233).

Rechte hatte 1357 Kraft v. Hohenlohe in Mergenbrunn (Hoh. Gültb.). Bereits 1366 erscheint neben Mergenbrunn Kappel. 1366 verkaufen Appel v. Crailsheim und seine Hausfrau Anna an Lupold v. Wolmershausen ihre Zehnten um 110 Pfd. nemlich den Zehnten halb zu Wüsten, Kappel, Mergenbrunn, Kleonrode, Schonbuch (Schönebürg), Kenbach (abg. im Künbachthal), Hohenbuch (Hohenberg) und zu Lieggartshausen, sowie ein Lehen zu Kappel (Amlish. Arch.). Weiprecht von Wolmershausen hatte diese Zehnten an Joh. Keppner, Dechant zu Dinkelsbühl verkauft, trug sie aber und später Friedrich von Wolmershausen für den Dechanten von Hohenlohe zu Lehen. 1432 Freit. n. Oculi verkauft sie der Dechant außer dem von Lieggartshausen an Friedrich vom Wolmershausen um 95 fl. 1431 verlieh der genannte Joh. Keppner auch 2 Seen zu Mergenbrunn an Konz Vischer zu Mergenbrunn, St.A. 1465 besaß diese 2 Seen zu Marienbrunn der Kaplan von Mariäkappel Konrad Senft, St.A. 1531 wurde die Gemeinde und | das Gotteshaus zu Mariäkappel mit Lienhard Vischer daselbst wegen Hut und Trieb vertragen. 1533 erkaufte die Gemeinde von Georg v. Ellrichshausen dessen Holz Schönbuch bei Kappel 16 Morgen groß, St.A. 1632 30. März wurde der brandenburgische Streifer (Forstwart) von den Schweden erschossen, als Fuhrleute den Kaiserlichen Wein zuführen wollten. 1634 1. bis 5. Jan. wurde die Kirche und das Pfarrhaus von den „Prinkischen“ Reitern ausgeplündert. Der Pfarrer mußte öffentlich unterstützt werden, bald raffte ihn die Pest mit 80 Personen hin. Beim Einfall Feuquières in Franken 1688 wagten die Franzosen es nicht, Mariäkappel anzuzünden und lagerten sich deshalb am 20. Okt. auf der Schöneburg, W. F. 8, 312. 1714 fand man eine Weibsperson am 16. Okt. von bösen Menschen im Wald zwischen Mariäkappel und Rudolfsberg erschlagen und beraubt, Kb. 1749 trat Karl Ludwig von Ellrichshausen sein Recht auf 12 Morgen Äcker in der Rothwanne und im Rothenberg an Brandenburg ab, St.A. 1732 waren 18 Güter in M., von denen 2 der fürstlichen Kammer in Ansbach, 3 der Pfarrei und 13 dem Heiligen zuständig waren. Der Zehnten gehörte 1732 theils dem Amt Crailsheim theils der Pfarrei Ellrichshausen, theils dem Herrn v. Holz. 1791 an Preußen gekommen, trat Mariäkappel 1806 unter bayrische Staatshoheit und wurde 1810 württembergisch.


Kirchliches. Mariäkappel gehörte mit Hohenberg, Schwarzenhorb und Wüstenau zur Pfarrei Crailsheim. Die Kapelle in der „Wüsten Klingen“ muß schon 1366 bestanden haben, s. oben, W. F. 10, 47. Sie erwarb 1458 von Marg. Witawerin zu Wüstenau ein Gut, St.A., und hatte bereits 1462 einen Kaplan. Nach der Bulle Papst Pius des II. vom 1. April 1462 Usserm. Ep. Wirceb. Cod. dipl. S. 111 hatte Burggraf Friedrich 1396–1440 die Kaplanei gegründet. Dessen Sohn Markgraf Albrecht Achilles wollte 1462 hier ein Karmeliterkloster als Zweigniederlassung des Karmeliterklosters von Dinkelsbühl gründen. Der damalige Kaplan Johann Dürre hatte deswegen auf seine Stelle verzichtet. Der Plan zerschlug sich aber, 1465 war wieder ein Kaplan hier. 1480 wurde die Kapelle von Pfarrer Joh. Sattler von Crailsheim neugebaut, W. F. 10, 47 und 1481 die Pfarrei durch den Markgrafen selbständig gemacht. 1501 14. Febr. erhielt die Kirche einen Ablaß von Kardinal Raymund. Die Reformation wurde durch den eifrigen | Pfarrer Ludw. Haug um 1525 eingeführt. Dieser, ein begüterter Mann, verkaufte 1530 den Burgstall Flügelau, ein Gut zu Beurlbach und den Hof zu Hergershofen (abg.) an Markgraf Georg. Der Pfarrei gehörte auch die Barenhaldenmühle (Lusten. Akten). Auch 16 M. Holz hatte das Gotteshaus 1474 von Hans Leyrer zu Waldthann erkauft (Cr. Akten). 1590 wurde das Schulhaus gebaut und eine Schule gegründet.


Pfarrer: Johann Dürre 1462 Kapl. Conr. Senft Kapl. 1465. Joh. Fuchshardt Pfarrverweser. Ludwig Haug 1521–35. Joh. Dürr 1535–44 und wieder 1567–80. N. Erentrich 1544. Veit Rüttelhut (nach dem Westgartsh. Kb. 1561 † 6. Nov.) Leonh. Herold 1561–67. Joh. Schönherr 1581–90. Georg Geltner 1590–1615. Joh. Bernh. Stettner 1615–25. Joh. Phil. Unfug 1625–32. Sim. Wolfgang Eisen 1632–34. Joh. Eck 1635–36, † 10 Mai. Veit Beurlin Pf. von Waldthann, Pfarrverweser zu M. 1637–46, Pfarrer 46–62. Konr. Wilh. Braz 1662–71. M. Wolfg. Heinrich Priester 1671–76, vorher Dek. in Feuchtwangen, versah die Stelle von Crailsheim aus. Chr. Fr. Popp 1676–86. M. Joh. G. Vetter 1687–94. M. Joh. Joach. Pinggießer 1694. Bened. Joach. Model 1694–99. Johann Melch. Pacius 1699–1719. Joh. Chr. Hofmann 1719–35. Joh. Holzberger von Meissenheim im Breisgau 1735–41. Joh. G. Supf 1741–64. Mart. Vetter 1765 bis 1781. Joh. Hein. Roth 1781 bis 1826. Fried. Öffinger 1830–43. Ad. Ludw. Ötinger 1844–56. Joh. M. Max. Kirchberger 1857–64. Chr. Heinr. Gihring 1864–68. C. Fr. Helber 1868–75. Wilhelm Ammon 1876.

Zur Gemeinde gehören:

1. Hohenberg, ein kleiner Weiler mit 4 Häusern 2 km südlich von Mariäkappel, liegt hoch in waldreicher Umgebung.

Der Weiler hieß bald Hohenberg bald Hohenbuch. 1357 gehörte der Zehnte zu Hohenberg zum hohenlohischen Amt Crailsheim (Gültb. v. 1357). 1366 hatte den halben Zehnten zu Hohenbuch Appel von Crailsheim als hohenlohisches Lehen und verkaufte ihn an Lupold von Wolmershausen, s. oben. Kunz v. Ellrichshausen empfängt ca. 1350 1/2 Hof zu Hohenbuch als hohenlohisches Lehen, W. F. 6, 439. Im 15. Jahrh. gab Arn. Peißer von Beurlbach 1 M. Wiese zu Hohenbuch, welche Kleinhans von Wüstenau hatte, an die Kirche zu Crailsheim, W. F. 10, 43. 1565 erkaufte Markgr. E. Friedr. einen Bauernhof zu H. von Leonh. Meckenhauser, St.A. Im Jahr 1732 war nur ein in 2 Hälften getheilter Hof in Hohenberg, von dem die eine Hälfte den Geyer von Goldbach und dann Preußen, die andere Brandenburg zustand.

| 2. Rudolfsberg, ein unansehnlicher, langgestreckter Weiler mit 21 Häusern 2,5 km westlich von Mariäkappel unweit der Landstraße nach Feuchtwangen, gewährt eine schöne Aussicht nach Norden und Nordosten gegen Rothenburg a. d. Tauber, Schillingsfürst und das Oberamt Gerabronn, gegen Süden auf die Albkette, besonders den Hohenstaufen.

Rudolfsberg war bis 1549 ein Wald, den Herren von Vellberg gehörig s. a. Hans v. Vellberg verkauft an Seitz v. Kotznihel und Hans v. Vellberg jun. sein Theil des Holzes R. 1435 erkauft Haug v. Vellberg und sein Sohn das Holz Rudolzberg unter dem Eichlesberg von Heinz Karpf zu Crailsheim Nürnb. Kr.A. 1442 verkauften die Gebrüder Hans Wilhelm und Jörg von Vellberg den Wald an Markgraf Albrecht, St.A. 1545 wurde Friedrich Völker mit dem Holz Rudolfsberg belehnt. Aber 1549 sagt das Taufbuch von Crailsheim: Rudolfsberg ager incultus, olim silva nobilium a Bernhardsweiler, 1549 aliquot rusticis distributus. Hec villula non pertinet ad parochiam Crailsheim. 1573 hatten die Völkerschen Kinder noch Rudolfsberg als markgräfliches Lehen, später fiel es an den Markgrafen zurück. Nach dem 30jährigen Krieg wohnte hier die angesehene Familie Eisen (s. Crailsheim), weshalb die Sage von einem Schloß in R. redet. Die Kirchenbücher von Mariäkappel berichten: „1675 6. Juli wurde begraben der hochedelgeborne und gestrenge Junker Joh. Ludw. Adler v. Lindenau (bei Hall), gewesener Kornet unter der bayrischen Leibkompagnie, so bei Neidenfels nebst seinem Knecht in der Jagst ertrunken und zu seiner Schwester auf den Rudelzberg geführt wurde, ein Apostata. 1690 28. Dez. starb die alte adelige Frau Anna Salome Eysen geb. Adlerin auf Rudelzberg.“

3. Schwarzenhorb, ein Weiler mit 7 Häusern, liegt unterhalb Hohenberg in einem kleinen Thälchen, 21/2 km südlich von Mariäkappel. Swarzenhorewe, der Weiler an einem schwarzen Sumpfwasser, gehörte 1183, aber noch nicht 1178 dem St. Morizstift in Augsburg, W. U. II, 228, vergl. 191, wurde aber ohne Zweifel mit Crailsheim von diesem Stift 1289 an die Grafen von Oettingen verkauft und war 1357 ein Theil des hohenlohischen Amts Crailsheim, hohenl. Gültb., mit welchem es den Wechsel der Herrschaften erfuhr, bis es 1399 an Brandenburg kam. 1732 waren hier 2 zehntfreie Höfe.

4. Wüstenau, ein Weiler mit 27 Häusern, liegt anmuthig in dem grünen Wiesenthälchen des Ruppesbaches in sehr geschützter | Lage, beherrscht von einem bewaldeten Bergkegel im Osten, der deutlich die Spuren einer alten kleinen Burg mit Graben erkennen läßt. Beim Rajolen des Bodens für eine Waldanlage kam das Gemäuer vor etlichen Jahren zu Tage.

Wüstenau, vielleicht jener Ort, Wostene, wo Komburg 1079 12 Huben hatte, W. U. I, 392, sicher 1298 Wosten, 1305 Wuosten, die öde Einsamkeit, war der Sitz eines ritterlichen Geschlechtes, wahrscheinlich Dienstmannen der Grafen von Flügelau. Wir kennen Marquard v. W. und seine Gattin Gutta v. Veinau, Wib. II, 179. Adelheid 1305 Nonne im Kl. Sulz Reg. boic. 5, 81. Hedwig v. W. stiftet in das Hänserhaus zu Hall Rymar v. W. (Senftenbuch[ER 1] in Langenburg). Vielleicht sind sie ein Zweig der Herren von Crailsheim.

Der Spital zu Dinkelbühl muß schon frühe hier Güter erworben haben. 1374 bevollmächtigen die Spitalpfleger, sowie Agnes Heinzbüllin, Elsbeth und Hermann, Berhiltin genannt, B. zu Dinkelsbühl, Betz Adelhart von Goldbach, sie vor Gericht wegen der Güter zu W., wegen welcher Götz von Crailsheim geklagt hatte, zu vertreten, Dk.A. 1446 erwarb der Spital den ansehnlichen Besitz Krafts v. Enslingen, nemlich 1 Gütlein zu W., 1 Malter Haber von der Gemeinde daselbst, 1 Gütlein zu Weikmannsberg, 1 zu Runzenberg, das Hans Kleinlein von der Maria Kapelle zu einem Handroß baut, 8 Tagwerk Wiesen in der Haselachklinge, ein Holz im Hungerthal ob Leukershausen, 1 Holz zu dem Bingarten, sowie am Burgberg bei Wüsten, 1 Holz in dem Bernbach gen Asbach stoßend, ein Holz auf dem Haselacher Hof an Maria Kapelle stoßend, ein Holz der „Runtschenberg ob Horschhausen“ und das Haderholz zwischen W. und Weikmannsberg, Dek.A. Die Kapelle zu Mariäkappel 1458 s. oben. Die neue Frühmesse zu Crailsheim kaufte 1471 von Konz Hübner zu Crailsheim, welcher 1470 seiner Schwiegermutter Agnes Götz die Hälfte ihrer Güter in W. und Horschhausen abgekauft hatte, 4 Güter. 1481 verkaufte Konz Hübner ein Gut zu W. an Mart. Brochdnacker zu Crailsheim.

1568 wurde von den Dorfherren Brandenburg und Dinkelsbühl eine Gemeindeordnung gefertigt (Cr. Reg.). 1732 hatte die Schulpflege zu Crailsheim 5 Hintersassen sammt der Schmitte, Dinkelsbühl 4, der Heilige zu Mariäkappel 4, die Pfarrei daselbst 1. Der Zehnte gehörte halb ins Kastenamt Crailsheim, halb den Herren von Wolmershausen, später den Herren von Holz zu Amlishagen.

| Abgegangen ist:

Cleonrode, ein Weiler auf der Flur Kläret beim schwarzen See. Cleonrode ist wahrscheinlich die Rodung eines Hleo, vgl. Glehuntare Baumann Gaugrafsch. S. 114. 1331 19. Dez. verkauften Heinrich Goltbach und Irmengart seine Hausfrau ihren Hof zu Clerod an den Spital zu Dinkelsbühl. Bürgen Konr. Ruhenbuch, Friedr. Zähe v. Jagesheim, Ekkehart a. Lore., Dk.A. Weiteres s. oben.

Errata

  1. S. 380 Z. 12 l. Senftenbuch. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite VI.
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