« B 22 Beschreibung des Oberamts Blaubeuren B 24 »
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23. Scharenstetten,


ein evang. Pfarrdorf auf der Alp, 31/3 St. nordöstlich von Blaubeuren, mit 439 Einwohnern. Der große Zehnte gehört | zu 8/10 der Pfarrkirchen-Baupflege Ulm, zu 1/10 dem Spital daselbst und zu 1/10 den Spital Geislingen, der kleine Zehnte der Obst-, Heu- und Öhmdzehnte der Pfarrey; von dem großen Zehnten erhält das Cameralamt ungefähr 7 Scheffel Früchte. Das Patronat ist königlich.

Scharenstetten ist wohl der am höchsten gelegene Ort des Oberamts, von dem dortigen Kirchthurm hat man eine unvergleichliche Aussicht, die sich über einen großen Theil der Alp erstreckt, nördlich den Rechberg und Hohenstaufen und südlich das Donauthal, von Dillingen bis Ulm, sodann einen großen Theil von Oberschwaben, und endlich die Schneegebirge Tyrols und der Schweiz umfaßt. Der Ort gehörte vormals zu dem ulmischen Amt Bermaringen und war der Sitz eines ulmischen Försters. Früher war Sch. der Sitz eines besondern Amts, wozu Lutzhausen und Themmenhausen gehörten. Es hat eine hübsche Pfarrkirche zum h. Nikolaus mit einem schönen Altar, ein Schulhaus, 2 vielbesuchte Schildwirthschaften und 1 Brauerey. Die Baulast der Kirche liegt bey Unvermögenheit der Kirchenbaupflege auf den Großzehentherrn; Filial der Kirche ist Radelstetten. Die Einwohner nähren sich neben dem Feldbau zum Theil auch von der Leinenweberey, es befinden sich 11 Weber im Orte. Die Felder sind sehr steinicht. In ältern Zeiten gehörte Sch. den Grafen von Helfenstein; es kam von diesen durch den großen Verkauf 1396 (s. S. 9), in Beziehung auf Grundherrschaft und Patronatrecht aber vollends 1446 an die Stadt Ulm. Es gab übrigens auch Herren von Scharenstetten; man findet sie in einer Menge von Urkunden vom 13ten bis ins 16te Jahrhundert: 1281 erscheint Friedrich, 1292 Berenger, 1298 Ulrich, 1305 Walter von Scharenstetten, meist in Helfensteinischen Urkunden. Ein Hainz von Sch. saß 1343 zu Giengen, ein Cunz von Sch. 1355 zu Heidenheim; Walther von Sch. verkaufte 1358 sein Gut zu Asch an das Kloster Blaubeuren, und Peter von Sch. 1365 das Patronat von Nattheim etc. Noch im Jahr 1547 verkauft Max von Scharenstetten seine Behausung in Bietigheim an die Stadt Bietigheim, welche | nachher ein Schulhaus daraus machte. Sie waren nach allen Umständen ursprünglich Dienstleute der Grafen v. Helfenstein, welche anfänglich Sitz und Güter in Scharenstetten zu Lehen hatten. Sch. kam mit Ulm 1802 an die Krone Bayern und von da 1810 an Würtemberg.