« Kapitel B 4 Beschreibung des Oberamts Besigheim Kapitel B 6 »
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Freudenthal,
Gemeinde III. Kl. mit 868 Einw., worunter 8 Kathol. und 364 Juden. – Evangelische Pfarrei; die Kath. sind nach Stockheim O.-A. Brackenheim, eingepfarrt. Die Juden bilden hier mit jenen zu Zaberfeld, O.-A. Brackenheim, eine israelitische Kirchengemeinde.
Das marktberechtigte Pfarrdorf Freudenthal, Sitz eines Hofcameralverwalters und eines Hofkammerförsters, ehemaliger| Kammerschreibereistaabsort, liegt 11/2 Stunden westlich von Besigheim im Steinbachthale zwischen zwei Ausläufern des Strombergs und ist gleichsam auf drei Seiten von Bergen umschlossen, so daß nur von Osten und Südosten die Winde ungehindert in die Thalbucht eindringen können. Diese geschützte Lage und die nahe liegenden Waldungen, welche die Feldmarkung mit ganz geringer Ausnahme umgeben, tragen viel zu der guten Luft in der nächsten Umgebung bei, was auf den Gesundheitszustand der Einwohner einen vortheilhaften Einfluß äußert. Frühlingsfröste sind nicht so schädlich wie in den Niederungen, und Hagelschlag, welcher in dem nahe gelegenen Stromberg einen Ableiter findet, kommt selten vor; dagegen ist die Vegetation um 5–6 Tage später als in dem Neckarthale, und das Welschkorn erreicht die Vollkommenheit nicht wie dort.

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Der nicht große, beinahe eben gelegene Ort, hat reinlich gehaltene, macadamisirte Straßen und meist freundlich aussehende, mit steinernem Unterstock versehene Gebäude, die wegen ihrer zum Theil städtischen Bauart und Verblendung dem Dorf mehr das Ansehen eines Städtchens verleihen. Eine besondere Zierde gewährt das am südöstlichen Dorfende gelegene Königl. Schloß mit seinen Nebengebäuden und einem 32 Morgen großen, schön angelegten Schloßgarten. Das Schloß, welches die bekannte Gräfin von Würben, geb. von Grävenitz, im Jahr 1728 durch den Baumeister des Ludwigsburger Schlosses, Retti, erbauen ließ, ist ein ansehnliches, im Mansardenstyl erbautes, zweistockiges Gebäude, das, nachdem die Gräfin es räumen mußte (s. u.), von den Oberforstmeistern des Strombergs seit den 1740er Jahren, statt des in dem benachbarten Kirbach abgebrannten Forsthauses, bewohnt wurde, bis es König Friedrich im Jahr 1810 für sich geschmackvoll einrichten ließ und bis zu seinem Tode häufig als Sommeraufenthalt benutzte. Das Innere wie das Äußere des Schlosses ist guterhalten und noch bewohnbar; in einem Saale im untern Stockwerk befindet sich eine Reihe Ölbilder von Württemb. Regenten und Angehörigen des Regentenhauses, die einzige noch vorhandene Sehenswürdigkeit. An der nordwestlichen Ecke des Schlosses steht ein Nebengebäude, der Cavaliersbau, und an der nordöstlichen der Beschälerstall, welcher nun zu einer Kelter eingerichtet ist. Westlich von diesem, der Königl. Hofdomänenkammer eigenthümlich gehörenden Gebäudecomplex steht der sog. Prinzenbau, von König Friedrich erbaut, in welchem sich gegenwärtig die christliche Volksschule nebst den Wohnungen des Schullehrers und des Hofkammerförsters befinden; hinter demselben das Gewächshaus, dessen oberen Gelasse von dem Hofgärtner bewohnt werden. Das an der Hauptstraße unfern des Schlosses gelegene Hofcameralamtsgebäude ist| schön und zweckmäßig eingerichtet; neben demselben in gleicher Linie fortlaufend, stand früher der Marstall und in einem rechten Winkel von diesem südöstlich abstehend, der Leibjägerbau. Auf der Stelle des gegenwärtigen, freundlich angelegten Cameralamtsgarten befand sich die Remise und nicht weit davon das Theater; zwischen dem Cameralamtsgebäude und dem sehr geräumigen Schloßhof sind noch zwei kleinere Gebäude, von denen eines die Hofküche war, vorhanden.

Der Schloßgarten, welcher ein beinahe gleichseitiges Viereck bildet, ist mit Ausnahme der an das Dorf sich anlehnenden Seite mit einem Wassergraben umgeben; die K. Hofdomänenkammer hat denselben an den Hofgärtner verpachtet, welcher ihn, ohne jedoch die früheren Schönheiten ganz zu verdrängen, nutzbringender angelegt hat. Zu beiden Seiten der schnurgeraden, durch den Garten führenden Allee, liegen zwei viereckige Weiher mit Inseln; auf der einen stand ein Vogelhaus, auf der andern ein Pavillon mit Billard. In den Weihern werden auf Rechnung der K. Hofdomainenkammer Goldfische in großer Menge gezogen, welche allgemein gesucht sind und eine nicht unbeträchtliche Einnahme gewähren. Der sog. Entensee mit künstlichen Felspartien, ist in neuerer Zeit trocken gelegt worden. Der Pavillon, in welchem König Friedrich oft und gerne verweilte, und ein auf denselben führender Bogengang von Hainbuchen bestehen noch. Erwähnenswerth ist die äußerst üppige Vegetation der in dem Garten vorkommenden Wald- und Zierbäume; so erreichte z. B. eine von dem gegenwärtigen Hofgärtner Ganzert vor 39 Jahren gepflanzte Silberpappel innerhalb dieser Zeit eine bedeutende Höhe und unten am Stamm einen Umfang von 14′.

Außer der Restauration des Schlosses, der Erbauung von Nebengebäuden und der Vergrößerung des Schloßgartens, ließ König Friederich noch manche Einrichtungen treffen, welche zur Verschönerung der Umgegend Vieles beitrugen, nun aber längst wieder abgegangen sind. Es wurde ein Thiergarten und eine Fasanerie angelegt; in dem 1/4 St. südöstlich vom Ort, auf der Markung Löchgau gelegenen Weiher, erhob sich in verjüngtem Maßstabe ein kleines Dörfchen, das von wilden Enten bewohnt wurde; westlich vom Ort stand ein Kohlhaufen, dessen Inneres ein Zimmer bildete und nicht fern davon ein Mooshaus. Auf dem Schönenberg, einer südwestlich vom Ort gelegenen Bergspitze des Strombergs, war der prachtvollen Aussicht wegen ein achteckiger Pavillon von Holz mit Baumrinde überzogen, der einen Saal und einige Zimmer enthielt, erbaut, u. s. w.

Die Pfarrkirche, von Herzog Friedrich Carl, Administrator von| Württemberg, 1686 in einem einfachen Styl erbaut,[1] ist an der nordöstlichen Seite des Dorfs gelegen; das geräumige, jedoch durch Emporkirchen etwas verdunkelte Innere enthält 3 Grabdenkmale: 1) von dem Minister Forstner v. Dambenoy, welches Herzog Friedrich Karl, Administrator, diesem seinem Liebling und Minister 1687 errichten ließ; 2) von Hans Carl v. Thüngen, kaiserl. Generalfeldmarschall, † 1709[2] und 3) von Adam Hermann Heinrich von Thüngen, † 1723, einem Agnaten des vorhergehenden. Außerhalb der Kirche, an der nördlichen Seite, befindet sich ein Grabstein der Rosine von Winterstetten, † 1599 den 26. März. In der Gruft unter der Kirche ruht obiger Hans Carl v. Thüngen, dessen Überreste, nachdem der vermoderte Sarg abgefallen ist, noch jetzt mit Spuren von Kleid und Orden zu sehen sind. Der viereckige, oben in ein Achteck übergehende Thurm trägt ein Bohlendach; auf ihm hängen zwei Glocken, von denen eine weder Zeichen noch Schrift hat und die andere von Heinrich Kurtz in Stuttgart 1823 gegossen wurde. Die Unterhaltung der Kirche wie auch des Gottesackers hat die K. Hofkammer, wozu ihr aber der Ortsheilige nach einem Vertrag von 1801, eine jährliche Aversalsumme von 6 fl. zu reichen hat.

Der christliche Begräbnißplatz war früher an der Kirche, später wurde er an das südwestliche Ende des Dorfs, und nachdem man anfing Häuser außerhalb desselben zu erbauen, im Jahr 1835 an den Waldsaum nördlich des Dorfs verlegt und hier vergrößert.

Das 1775 erbaute, gut eingerichtete Pfarrhaus, welches Eigenthum der Hofkammer ist, liegt ziemlich entfernt von der Kirche im südöstlichen Theile des Orts und befindet sich in gutem baulichen Zustande. Das an der Hauptstraße in der Mitte des Orts gelegene Rathhaus, früher Schulhaus, war 1811 zu einer Maierei eingerichtet und wurde 1817 von der Gemeinde zu dem gegenwärtigen Zweck erkauft; im untern Stockwerk desselben ist ein Gemeindebackofen eingerichtet. Dem Rathhaus gegenüber steht die Gemeindekelter; im oberen Stockwerk,| welches einem Privatmann gehört, befindet sich gegenwärtig die Schule für die Judenkinder gegen eine von der Gemeinde zu entrichtende Hausmiethe. Der israelitische Schullehrer, welcher keine Wohnung von der Gemeinde anzusprechen hat, bewohnt sein eigenes Haus. Die im Jahr 1770 erbaute Synagoge, ein massives Gebäude mit Walmdach, steht im nordwestlichen Theile des Orts; ganz in der Nähe desselben befindet sich das der israelitischen Gemeinde gehörige Frauenbad. Der Rabbiner hat keine Amtswohnung, sondern wohnt auf Kosten seiner Gemeinde in einem Privathause. Der Begräbnißplatz der Juden lag früher 1/4 St. südöstlich vom Ort: der gegenwärtige wurde 1811 am Fuß des Seebergs in einem der Gemeinde Bönnigheim gehörigen Walde angelegt.

Der Ort hat nur einen laufenden Brunnen (Schloßbrunnen), welcher übrigens kein gutes Wasser führt, dagegen spenden 5 Pumpbrunnen gesundes Trinkwasser in hinreichender Menge. Ein kleiner Weiher befindet sich hinter der Kirche; überdieß fließt der 1/2 Stunde nordwestlich vom Ort im Stromberg entspringende Steinbach durch einen Theil des Dorfs und unterhalb desselben durch den an der nordöstlichen Seite des Schloßgartens hinführenden Graben. Nicht fern von seinem Ursprung wurde der Bach früher zu zwei, je 11/2 Morgen großen Weihern geschwellt, welche nun trocken gelegt und in Wiesen umgewandelt sind. Südwestlich vom Ort lag der von der Gräfin von Würben angelegte Kugelsee, der ebenfalls eingegangen und in fruchtbares Ackerland verwandelt ist.

Die Einwohner, abgesehen von einigen vermöglichen Judenfamilien, sind wenig bemittelt, und besonders bei der unbedeutenden Feldmarkung, welche die kleinste im Oberamtsbezirk ist, im landwirthschaftlichen Erwerb beschränkt. Überdieß ist der etwas schwere, zum Theil kalte Thonboden, weniger fruchtbar und wird nur durch die ihm zu kommende fleißige Bebauung und äußerst reichliche Düngung ergiebig gemacht. Die besseren Güter werden meist von den Juden, welche stets über baares Geld zu verfügen haben, angekauft, und hauptsächlich als Hilfsmittel zum Betrieb des Viehhandels benützt. Ein großer Theil der Markung ist Eigenthum der K. Hofdomainenkammer, von derselben aber unter billigen Bedingungen an Einzelne in Pacht gegeben; wenn dieses nicht der Fall wäre und sich nicht viele Gelegenheit zu Taglohnarbeiten, namentlich bei den Juden, darböten, so wäre manche Familie außer Stande, ihr nöthiges Auskommen zu finden. Die Erwerbsquellen der christlichen Einwohner bestehen demnach in Taglohnarbeiten, etwas Feldbau, Weinbau und Viehzucht; die Juden beschäftigen sich sowohl mit Krämerei als auswärtigem Handel, meistens Viehhandel, weniger mit örtlichen Gewerben oder Feldbau.

| Die Landwirthschaft wird gut betrieben; die Düngerstätten sind meist zweckmäßig angelegt und der Brabanterpflug hat allgemein Eingang gefunden. Zur Bodenbesserung werden außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln noch Gyps und Compost angewendet.

Im üblichen Dreifeldersystem mit ganz angeblümter Brache baut man Dinkel, Haber, viel Gerste, welche sehr gut geräth, Einkorn, etwas Roggen, Weizen, Kartoffeln, sehr viel Futterkräuter, Angersen, Hanf, und nur wenig Mohn. Auf den Morgen rechnet man Aussaat: 6 Sri. Dinkel, 3 Sri. Haber, 3 Sri. Gerste, 3 Sri. Einkorn, 2 Sri. Roggen, und eben so viel Weizen; der durchschnittliche Ertrag per Morgen wird zu 6–8 Scheffel Dinkel, 4 Scheff. Haber, 3–31/2 Scheff. Gerste, 4 Scheff. Einkorn, 3 Scheff. Roggen und 21/2 Scheff. Weizen angegeben. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 400–800 fl. Der Ertrag der Felder befriedigt das Bedürfniß der Einwohner nicht, daher diese noch viel Früchte von Außen ankaufen müssen.

Die ziemlich ergiebigen Wiesen sind, obwohl ohne Wässerung, zweimähdig, in trockenen Jahrgängen aber erlaubt nur etwa die Häfte derselben einen doppelten Schnitt. Im Durchschnitt erträgt ein Morgen 25 Ctr. Heu und 10–12 Ctr. Öhmd; die Preise eines Morgens bewegen sich von 500–700 fl.

Der Weinbau, welcher auf Keupermergel an zwei südlich gelegenen Abhängen in unbedeutender Ausdehnung getrieben wird, beschäftigt sich meist mit Sylvanern, Elblingen und etwas Klevnern; das Erzeugniß ist im Allgemeinen ein mittelmäßiges und eignet sich nicht auf das Lager. Die Stöcke, von denen man etwa 3000 auf einen Morgen pflanzt, werden bezogen. Der höchste Ertrag eines Morgens wird zu 6 Eimer angegeben; die Preise per Eimer waren in den Jahren 1846: 40–45 fl., 1847: 10–12 fl., 1848: 18–20 fl., 1849: 10–12 fl., 1850 wurden nur 3 Eimer und zwar à 8 fl. verkauft. Ein Morgen Weinberg kostet 400–500 fl.

Die verhältnißmäßig ausgedehnte Obstzucht steht auf einer blühenden Stufe und ist überdieß noch im Zunehmen begriffen; wegen der geschützten Lage gedeiht das Obst sehr gerne, so daß nicht nur die gewöhnlichen Mostsorten, sondern auch Tafelobst, wie Reinetten, Fleiner, Goldparmänen u. s. w. mit Glück gezogen werden. Von Steinobst pflanzt man außer Zwetschgen besonders viele Kirschen, welche in großer Menge nach Außen verkauft werden; auch Kernobst kommt in der Umgegend zum Verkauf. Der K. Schloßgarten, in welchem unter der Leitung des Königl. Hofgärtners die Baumzucht sehr ausgedehnt und rationell betrieben wird, äußert einen besonders wohlthätigen Einfluß auf die Obstkultur, um so mehr, als die Ortseinwohner Gelegenheit haben, nicht nur die Behandlung der Obstbäume daselbst kennen zu lernen,| sondern auch aus der Baumschule des Schloßgartens ihre jungen Stämme theilweise beziehen können; eine weitere Baumschule ist mit dem neu angelegten Begräbnißplatz verbunden.

Auf der Markung liegen etwa 400 Morgen Waldungen, welche Eigenthum der K. Hofkammer sind, aus denen aber die Gemeinde das Unterholz erhält, so daß jedem Bürger jährlich 40–50 St. Wellen zukommen; den Holzmacherlohn hat die Gemeinde zu bestreiten. An dem Steinbach werden Erlen und Weiden gepflanzt, deren Ertrag theils zum Brennen, theils zum Korbflechten verwendet wird.

Die Rindviehzucht ist nicht ausgedehnt; sie beschäftigt sich mit einer guten Landrace, welche durch 2 Farren unterhalten wird. Die Farrenhaltung liegt der K. Hofkammer ob, welche sie gegen die Nutznießung von 3 Morgen Acker und 2 Morgen Wiesen, nebst 77 fl. jährlich einem Ortsbürger übertragen hat. Die Viehmastung ist nicht beträchtlich. Schweine werden nicht gezüchtet, dagegen viele Ferkel auswärts, besonders in Vaihingen aufgekauft und für den eigenen Bedarf gemästet.

Die Zucht des Geflügels ist unbedeutend, ebenso die der Bienen.

Die Handwerker dienen, mit Ausnahme des Wagners Motz, welcher sehr gute Putzmühlen verfertigt und sie nach Außen absetzt, nur den örtlichen Bedürfnissen. Schildwirthschaften und Krämereien sind mehrere vorhanden.

An der christlichen wie an der jüdischen Volksschule ist je ein Lehrer angestellt; die 1819 gegründete Industrieschule wird von der Centralstelle des Wohlthätigkeitsvereins unterstützt, während die K. Hofkammer hiezu ein freies Local einräumt und überdies noch 3 Klafter Holz jährlich reicht. Durch den Ort geht die Staatsstraße von Heilbronn nach Pforzheim, von welcher schon auf Erligheimer Markung eine Vicinalstraße nach Erligheim abzweigt. Eine weitere Staatsstraße geht nach Bietigheim und eine von der Gemeinde zu unterhaltende Vicinalstraße nach Besigheim. Die Gemeinde hat das Recht jährlich zwei Vieh- und Krämermärkte (den 25. Juli und den 6. Novbr.) abzuhalten.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III.; die Gemeinde besitzt außer ihrem geringen Kapitalvermögen noch etwa zwei Morgen Güter, aus denen sie jährlich 30–32 fl. bezieht, und hat das Recht, Pflastergeld einzuziehen, was ihr 100–115 fl. jährlich einträgt. Die Umlage des Gemeindeschadens ist daher bedeutend und beträgt gegenwärtig 1100–1200 fl.

Den der k. Hofdomänenkammer ganz zugehörig gewesenen großen, kleinen und Weinzehenten, hatte dieselbe an die Gemeinde vom Jahr 1819 an auf längere Zeit verpachtet, gegen einen bestimmten jährlichen Betrag an Naturalien, deren Preise jedoch von Periode zu Periode einer neuen| Regulirung unterlagen. Sämmtliche Zehenten sind nun abgelöst; Ablösungs-Kapital zusammen 4824 fl. 24 kr.

Auch alle sonstigen grundherrlichen Gefälle standen der Königl. Hofdomänenkammer zu; für den abgelösten Bodenwein beträgt das Ablösungs-Kapital 413 fl. 2 kr.

Urkundlich zum erstenmal, als Froedetal erscheint der Ort im Jahr 1304 im Lagerbuch des Spitals in Eßlingen, welcher damals hier eine Hofstatt und 4 Morgen Weinberg besaß.

Wie Besigheim, so gehörte er in sehr früher Zeit den Markgrafen von Baden,[3] kam gleich diesem im Jahr 1463 pfandweise an Kurpfalz, im Jahr 1504 durch Eroberung an Herzog Ulrich von Württemberg. Aber bereits am 17. Novbr. 1506 vertauschte dieser Herzog seine Rechte und Güter zu Freudenthal an Konrad Schenk von Winterstetten gegen dessen Antheil (1/4) an dem Dorf Löchgau mit aller Obrigkeit und Aufzahlung von 1000 fl. Genannter Schenk erbaute sich hier ein Schloß, wozu er die Steine des ihm verkauften Rathhauses in Bietigheim benützte.

Das adelige Gut Freudenthal wurde aber bald in mehrere Theile getheilt, welche schnell von einer Hand in die andere gingen. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts erscheinen hier drei Vogtherren, Melchior von Winterstetten, dessen Bruder Wilhelm, fürstlich badischer Obervogt zu Besigheim, und Junker Hans Bastian Trost von Reinmagen, genannt Zweiffel, der Schenken Vetter. Das Viertel an F. (damals 8 Unterthanen), welches der letztere besaß, verkaufte derselbe den 8. Decbr. 1574 um 7800 fl. an den Herzog Ludwig von Württemberg, dieser am 20. December 1580 an seinen Lehensmann Eberhard von Weitershausen (welcher auf Bromburg im Stromberg wohnte), Eberhard von Weitershausen wiederum im J. 1587 an D. Philipp Mosbach von Heidelberg. Nach mehreren Besitzveränderungen der einzelnen Theile kaufte Poppo von Witzleben, württembergischer Oberförster von Stromberg am Schluß des 16. Jahrh. nach und nach drei Viertheile zusammen.

Im Jahr 1590 erscheint bereits Sebast. Schaffalizky von Muckathell (in Mähren), württembergischer Obervogt zu Brackenheim, † 1624 als Theilhaber an F. (wahrscheinlich Besitzer des weiteren Viertheils). Seine Söhne: Ludwig, gleichfalls württ. Obervogt zu Brackenheim, † 1636, und Bernhard, schwedischer Generalmajor, † 1641, hatten Töchter Poppo’s von Witzleben zu Gemahlinnen, und diese, sowie Bernhard’s Sohn Ernst Christoph, † 1661, und ein Enkel Bernhard’s, brachten nach und nach ganz Freudenthal an ihre Familie. Den 24. August| 1674 überließ Herzog Wilhelm Ludwig von Württemberg an Bernhard Schaffalizky die hohe Jagd und Wildfuhr im Wald Vogelsang, wofür letzterer dem Herzog etliche Kunstwerke und seine Kunstkammer übergab und das kleine Waidwerk auf Hohenhaslacher und Klein-Sachsenheimer Markung abtrat; die hohe forstliche Obrigkeit behielt Württemberg. Neben den Schaffalizky besaß aber noch um diese Zeit die Familie von Dachenhausen einen – wahrscheinlich von den Söhnen des Poppo von Witzleben ererbten oder erkauften – Theil an F. ; denn im J. 1681 verpfändete Bernhard Ludwig von Dachenhausen, kurpfälzischer Kapitän, einen solchen Theil an Benigna Veronica von Janowiz, geb. Schaffalizky, Tochter Bernhards I. (welche er Base nennt). Diese von Janowiz (seit 1673 Wittwe) verkaufte jedoch im Jahr 1682 ihre hiesigen Güter für 3500 fl. an „ihren Vetter“ Bernhard II. von Schaffalizky, württemb. Obervogt zu Vaihingen. So wurde dieser Bernhard alleiniger Besitzer von F. und suchte jetzt der Verbindlichkeiten nach Außen los zu werden; auch kaufte er noch hinzu im Jahr 1683 für 1500 fl. von dem Domstift zu Speier dessen Zehenten zu F., „wie ihn dasselbe von undenklichen Jahren her besessen“ und im Jahr 1684 drei Morgen Waldes auf hiesiger Markung von vier Bönnigheimer Bürgern.

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Aber schon am 13. März 1685 verkaufte er an Johann Eberhard Varnbüler und dieser gleich am folgenden 17. Merz an den Administrator Herzog Friedrich Carl von Württemberg († 1698) für 35.000 fl. das eigenthümlich ingehabte freiadelige Gut und Dorf F. mit allen Unterthanen, deren 17 an der Zahl, mit allen juribus, episcopali, territoriali, Malefitz- und Blutbann, auch anderer hoher und niederer, auch forstlicher Obrigkeit (außer den Strafen und Freveln am hohen Wildpret), groß und klein Waid- und Jagensgerechtigkeit in den zum Gut Freudenthal gehörigen 400 Morgen Wald, auch andern auf Löchgauer und Erligheimer Markung liegenden Waldungen und Feldern, 300 Morgen Äcker, 70 Morgen Wiesen, 27 M. Weingarten, 12 M. Gärten, dem großen Frucht- und Wein-Zehenten auf Freudenthaler Markung u. m. a. Von hiemit veräußerten Gebäuden werden genannt: a) oben im Dorf ein fein adlich Haus samt großer Hofraithung,[4] zwei Scheunen und Stallungen, b) ein steinern Haus unten im Dorf, samt Scheunen, Stallung und Schmiede; c) ein dabei stehendes feines Haus für Maier und Gesind, nicht weit davon ein abgebrannter adlicher Sitz, jetzt Schafhaus. Der Herzog Administrator ließ sofort das Dorf auf württemb. Fuß einrichten; an die Stelle der alten Kapelle, wie bereits erwähnt, die noch stehende Kirche aufführen und verbesserte die Pfarrbesoldung. Indeß gerieth der Herzog im Jahr 1692 in| französische Gefangenschaft und vermuthlich war es Folge dieses Unfalls, daß er Freudenthal an Eberhard Friedrich von Neipperg verkaufte; von diesem kam Freudenthal mit allen Zugehörungen, den 15. Nov. 1696 durch Kauf für 30.000 fl. und 100 Dukaten an Hans Karl Freiherrn von Thüngen, kaiserl. Generalfeldmarschall und bekannten Kriegshelden († 1709), welcher nach seinem zu Speier erfolgten Tode in der von ihm selbst erbauten Gruft unter dem Altar der Kirche beigesetzt wurde (s. oben). Seine Erben waren Seitenverwandte, von Thüngen, von Voith Salzburg und Zobel von Giebelstadt. In dieser letztern Familie bekam F. „jure hereditariae emtionis“ der Freiherr Johann Gottlob Zobel von Giebelstadt, Herr zu Herchsheim, und besaß es von 1710–27. Im Jahr 1727 verkaufte nach seinem Tode seine hinterlassene zahlreiche Familie Gut und Dorf Freudenthal mit Zehenten in Löchgau, Horrheim und Gündelbach an die Landhofmeisterin, Gräfin von Würben, geb. v. Gräveniz, für 47.000 fl. welche sich sofort Reichsgräfin von Würben und Freudenthal etc. nannte; diese erbaute an der Stelle des unten im Dorf befindlichen steinernen Hauses, welches oben erwähnt ist, das neue Schloß (s. oben) und legte den Schloßgarten an. Sie ist die Stifterin der Judenschaft zu F., denn sie nahm, laut Schutzbrief vom 1. Oct. 1731, 24 jüdische Familien unter dem Vorsteher Levi Fränkel gegen Bezahlung in das Dorf auf, welcher Schutzbrief sodann durch einen Regierungsrathsbefehl v. 6. Juli 1747 bestätigt wurde.

Nach ihrem Sturze trat die Landhofmeisterin durch Endvergleichung vom 30. August 1736 ihren hiesigen Besitz gegen eine namhafte Summe an Württemberg ab, das ihn dem Kammerschreibereigut einverleibte.

Bei der Steuerconvention des Ritterkantons Kocher im Jahr 1759 wurde die Steuer von 19 fl. 17 kr. auf 24 fl. 37 kr. erhöht.

Ursprünglich bestand hier eine Kapelle zur heil. Maria als Filial der Kirche in Löchgau. Am 14. Mai 1392 bestätigte Heinrich von Ehrenberg, Probst zu St. Weidenstift in Speier, eine Kapellenpfründe, welche der Löchgauer Pfarrherr Konrad Nagel und die Bewohner Freudenthals stifteten (Remling, Urkdbuch. zur Gesch. der Bisch. zu Speyer. Ält. Urk. 690). Der älteste eigene Pfarrer Freudenthals, welcher sich ermitteln läßt, ist aus der protestantischen Zeit v. J. 1599. Die Reihe seiner Nachfolger ist aber unterbrochen, indem F. in den Jahren 1694–1710 wieder Filial war, theils von Hohenhaslach, theils von Erligheim. Die Pfarrstelle hängt von königlicher Collatur ab; bis zum J. 1732 hatten die Grundherren von Freudenthal das Patronats- und Nominationsrecht.

Im J. 1635 litt Freudenthal wiederholt durch Feuersbrünste, welche die Kaiserlichen anfachten (Schmidlin, Beitr. 1, 257, 268, 276).


  1. Die Kirche wurde den 17. April eingeweiht, bei welcher Gelegenheit ein, bei der Eroberung von Neuheusel von einem Offizier gefangen genommenes türkisches Mädchen, welches die Herzogin im christlichen Glauben unterrichten ließ, getauft wurde.
  2. In der Mitte steht, über schwarzem Hintergrund, der Held lebensgroß von Alabaster, in voller Rüstung. Die Bedeckung, welche er im Leben an der Stelle des verlornen Auges trug, ist im Bild wiedergegeben. Von oben herab krönt ihn ein Engel. Rechts von dem Engel kniet Mars, links sitzt Pallas etc. Unten erscheint Thüngen nochmals zu Pferde, die Reiterei in den Streit führend, im Hintergrund die Festung Philippsburg. Weiter unten die in Erz gegossene lateinische Inschrift.
  3. Im Jahr 1432 empfängt Reinhard von Neuhausen für seine Frau Else von Sachsenheim seines Schwiegervaters Güter in F. von Baden zu Lehen (Gabelkh.).
  4. Das nachherige Judenschlößchen.


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