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28. Waldstetten,


Gemeinde III. Klasse, mit 327 Einw., worunter 16 Kath., a. Waldstetten, Dorf, 244 Einw.; b. Ziegelwasen, Weiler, 83 Einw. Die Ev. sind nach Frommern, die Kath. nach Roßwangen, O.A. Rottweil, eingepfarrt.

Der Ort liegt in der Mitte zwischen dem Mutterort Frommern und dem andern Filial Weilheim, oberhalb des Wasserfalls des Beutenbachs, in schöner ebener obstbaumreicher Gegend. Die Eisenbahnstation Frommern liegt ganz in der Nähe; und der freundliche reinliche Ort wird von den nicht unwichtigen Vizinalstraßen Frommern–Roßwangen und Balingen–Thieringen durchschnitten; eine steinerne Brücke und einen hölzernen Steg hat die Gemeinde zu unterhalten. Neben dem 1841 erbauten Rathhaus besitzt sie auch ein Armen- und ein Schafhaus. Im Schulverband ist sie mit Weilheim, wo auch die Kirche für beide Orte sich befindet. Gutes und hinlängliches Wasser liefern 2 laufende und 9 Schöpfbrunnen. Auch eine der Gesundheit zuträgliche Schwefelquelle ist vorhanden.

Die kräftigen im allgemeinen fleißigen und kirchlichen Einwohner sind in mittleren Vermögensumständen. Die Vermöglichsten besitzen etwa 40, die Mittleren 20, die Ärmeren 2 bis 4 Morgen. Von Gewerben wird Corsettweberei getrieben; | auch Schuhmacher arbeiten nach außen. Dem Verkehr dienen 2 Schildwirthschaften und 2 Krämer.

Die ziemlich kleine auf dem oberen schwarzen und unteren braunen Jura gelegene Markung hat einen schweren humusreichen, tiefgründigen, zum Theil steinigen und sumpfigen, im allgemeinen mittelfruchtbaren Boden. Lehmgruben sind vorhanden. Auch Torf kommt vor, wird aber nicht ausgebeutet. Das Klima ist mittelmäßig, nicht windig; Hagelschlag selten. Die Landwirthschaft wird sorgfältig getrieben, und gehen einzelne Grundbesitzer mit Rath und gutem Beispiel voran. Kompost, Asche, Gips und Jauche werden zur Verbesserung des Bodens benützt. Als Pflüge sind amerikanische und Wendepflüge, außerdem eiserne Eggen im Gebrauch. Die Brache wird zu 3/4 angebaut mit Kartoffeln und Futterkräutern. Hanf für den Hausgebrauch. Rother Klee wird viel gebaut. Die Hauptfrüchte sind Dinkel, Haber, Gerste. Auch Kartoffeln gedeihen gut. Von Dinkel sät man auf den Morgen 10 Simri und erntet 7–9 Scheffel, von 4–5 Sri. Gerste 7–8 Schffl., von 5 Sri. Haber 6–7 Scheffel, von 4 Sri. Waizen 3 bis 4 Schffl., von 4 Sri. Roggen 2–3 Scheffel. 3–400 Schffl. Dinkel, 25 Schffl. Gerste und 40–50 Schffl. Haber können ausgeführt werden. Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert ein gutes Erzeugniß. Die Wiesen sind meist zweimähdig; der Morgen erträgt 30–35 Ctr. Heu, 15–18 Ctr. Öhmd. Die Obstzucht ist im Zunehmen, da das Obst gern geräth, besonders Steinobst. Eine Gemeindebaumschule und ein Baumwart sind vorhanden; doch werden die Jungstämme meist aus der Umgegend bezogen. Das Obst wird zum Mosten, Dörren und Brennen verwendet, in guten Jahren auch einiges verkauft. Wald besitzt die Gemeinde keinen, dagegen gute Schafweide, welche an fremde Schäfer verpachtet 600 M. Pacht und 4–500 M. für Pferchnutzung einbringt. Für 4 Schafe hat die Pfarrei Frommern das Weiderecht. Die verliehenen Allmanden tragen der Gemeinde jährlich 160 M. Einige Wiesen werden zur Farrenhaltung benützt. Pferdezucht gering; auch werden nicht viele Pferde gehalten. Die Rindviehzucht ist in gutem Stande, und hat die Gemeinde 2 Simmenthaler Farren aufgestellt. Stallfütterung allgemein. Einiger Viehhandel und Ochsenmastung findet statt. Fremde Schäfer lassen im Sommer 140 St. Schafe laufen. Schweine werden einige gezogen (halbenglische) und gemästet; doch ist der Verkauf nicht von Bedeutung. Ziegen- und Geflügelzucht gleichfalls nicht von Belang. Bienenzucht im Abnehmen.

| Parzelle:

Ziegelwasen, Weiler, 10 Minuten westlich von Waldstetten an der Straße von Balingen nach Thieringen gelegen.

Der Name des Orts ist, wie seine ältere Schreibart: Uualahsteti, Walstetten, ergibt, von dem althochdeutschen walah (peregrinus) abzuleiten, was insbesondere zur Bezeichnung bald romanischer, bald keltischer Völkerschaften gebraucht wird (Förstemann, 2, 1532). Er wird das erste mal im Jahr 793 durch Besitz genannt, welchen das Kloster St. Gallen hier von der gottfriedischen Familie erwarb (S. 338), und war in der Folge zollerisch, bis ihn Graf Friedrich von Zollern genannt Mülli mit der Herrschaft Schalksburg den 3. November 1403 an Württemberg verkaufte (S. 279 vergl. auch S. 283).

Nach Röders öfters genanntem Lexikon von Schwaben zählte der Ort 200 Einwohner; er wurde, früher zur Gemeinde Weilheim gehörig, erst im Jahr 1833 eine eigene Gemeinde. (Reg.-Bl. von 1834 S. 234). – Wegen Viehtriebs- und Weidgangsgerechtigkeit s. oben S. 388.

Wenn auch noch nicht im Jahr 1275, so war Waldstetten doch bereits in der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts im Besitz einer Pfarrei, denn bei der Erbtheilung Graf Ostertags von Zollern, Chorherrn zu Straßburg und Augsburg, mit seinen Brüdern vom 19. Juni 1344 wurde jenem der Kirchensatz zu Walstetten zugeschieden (Mon. Zoller. 1, 163). In der Folge jedoch hörte der Ort auf eine eigene Parochie zu bilden und wurde, wie er dies noch heutzutage ist, Filial von Frommern, vorübergehend auch von Weilheim (s. dieses).


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