« Kapitel A 6 Beschreibung des Oberamts Balingen Kapitel B 1 »
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Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.[1]




Politischer Zustand.
Der Bezirk theilte in der ältesten Zeit meist die Geschicke der benachbarten Oberämter Rottweil und Spaichingen. Er gehörte dereinst als Bestandtheil des römischen Dekumatenlandes zu der Provinz Obergermanien, theilweise wohl auch zu Rätien, später als ein Glied des südlichen Alamannenlandes zum Herzogthum Alamannien, insbesondere zur alten großen „Berchtoldsbaar“, welche übrigens frühe, ohne Zweifel in Folge des Sturzes der gottfriedischen Herzogsfamilie gegen das Jahr 750, aufhörte, | ein Amtsbezirk zu sein und nur noch als geographischer Begriff fortlebte. Nach der Zersplitterung derselben kam der größte Theil des Oberamts zur Scherragrafschaft, in welche im Jahr 843 Ebingen und Meßstetten, ums J. 1200 Frommern, Truchtelfingen, Margrethausen ausdrücklich gesetzt werden. Als Grafen dieses Gaus werden in Urkunden, welche sich auf Orte unseres Oberamts beziehen, genannt: 817 Karamann in Beziehung auf Ebingen, 838 Kerold auf Frommern, 842 Cozbert auf Winterlingen; von der Mitte des 9. Jahrhunderts an aber verwaltete das burkhartische oder zollern-hohenbergische Geschlecht – vergl. z. B. den Grafen Friedrich des Jahres 1113 in einer Ebinger Urkunde – diese Grafschaft, welche sich in der Folge als Grafschaft Hohenberg bis zum Schluß des Mittelalters im Ganzen unversehrt erhalten hat. Der westliche Theil des Oberamts dagegen mit Balingen selbst und als Grenzorten Engstlatt und Erzingen bildete einen Bestandtheil des Gaus, dem in der Folge die – im 14. Jahrhundert völlig in der Grafschaft Hohenberg aufgegangene – Grafschaft Haigerloch entsprach. Übrigens war gerade die Balinger Gegend im späteren Mittelalter von der Hohenberger Grafengewalt befreit, ein Verhältnis, welches wohl bei der Theilung des burkhartischen Hauses in den zollerischen und hohenbergischen Zweig seinen Anfang genommen hat, indem damals die den Zollern zugewiesene Herrschaft Schalksburg mit allen Hoheitsrechten auf Kosten der Scherragrafschaft ausgestattet wurde.[2]

Die Reihenfolge, nach welcher die wichtigeren Ortsnamen in der Geschichte auftreten, ist folgende: Digisheim (Ober-, Unter-) 768; Ebingen, Endingen, Frommern, Heselwangen, Laufen, Lautlingen, Margrethausen (?; um 1200), Pfeffingen, Thailfingen, Waldstetten, Zillhausen 793; Winterlingen 842; Meßstetten 843; Balingen 867/8; Truchtelfingen 950; Ehestetten 1084; Dürrwangen, Stockenhausen 1094; Engstlatt, Streichen um 1120; Bronnhaupten 1140; Hossingen um 1150; Geislingen um 1188; Käsenthal, Ostdorf, Weilheim um 1200; Erzingen 1225; Schalksburg 1226; Burgfelden, Onstmettingen, Thieringen 1275; Erlaheim 1340; Bitz 1386; Wannenthal 1395; Geyerbad 1453; Ochsenberg 1619.

| Von adeligen Geschlechtern, deren Stammsitz innerhalb der Grenzen des jetzigen Oberamts lag, sind wegen ihres, freilich nicht sehr lange in Händen der Familie verbliebenen beträchtlichen Besitzes anzuführen die Herren von Thierberg; ihnen schließen sich als einheimischer Ortsadel, um diesen gleich hier zu nennen, an: die Herren von Balingen, Digisheim, Dürrwangen (?) Ebingen, Ehestetten, Erzingen, Geislingen, Lautlingen, Meßstetten (?), Onstmettingen (?), Ostdorf (?), Schalksburg, Thieringen, zum Theil zollern-hohenbergische Vasallen. Einen Abkömmling der gottfriedischen Herzogsfamilie Berthold treffen wir laut einer Urkunde vom 27. März 793 als Schenker von Gütern zu Ebingen, Endingen, Frommern, Heselwangen, Laufen, Lautlingen, Margrethausen (?), Pfeffingen, Thailfingen, Waldstetten, Zillhausen; von dem Geschlechte der Unruochinger, wahrscheinlich der Stammeltern der Grafen von Urach, begegnet uns Markgraf Eberhard von Friaul um 860 im Besitze Balingens; Herzog Liudolf von Schwaben, Sohn Kaiser Ottos des Großen, und seine Gemahlin Ida, die Tochter des schwäbischen Herzogs Hermanns II. erscheinen im J. 990 zu Truchtelfingen begütert. Dasjenige Geschlecht jedoch, welchem in der Folge der größte Theil des Oberamtes gehörte, ohne daß sich übrigens der Beginn dieses Besitzes im Einzelnen nachweisen ließe, ist das benachbarte der
Grafen von Zollern.[3]

Seinen Besitz bildeten nach dem Verkaufsbriefe vom J. 1403 (siehe unten bei Balingen) als Bestandtheile seiner Herrschaft Schalksburg folgende Orte: die Feste Schalksburg, die Stadt Balingen, sodann Burgfelden, 1/2 Dürrwangen, Endingen, Engstlatt, Erzingen, Frommern, Heselwangen, Laufen, Ober-Digisheim, Onstmettingen, Pfeffingen, Stockenhausen, Streichen, Thailfingen, Truchtelfingen, Waldstetten, Wannenthal, Weilheim, Zillhausen. Auch erscheint es sonst noch begütert und berechtigt zu Ebingen, Geislingen, Käsenthal, Thieringen.

Im J. 1288 theilte Graf Friedrich (der Erlauchte) von Zollern zwischen seinen Söhnen Friedrich (dem Ritter) und Friedrich (dem Jungen, genannt von Merkenberg) in der Weise ab, daß der letztere die Herrschaften Schalksburg und Mühlheim | (OA. Tuttlingen) erhielt. Dieser Graf, vermählt mit Udelhild, Gräfin von Aichelberg-Merkenberg (daher auch sein Beiname stammt), gestorben ums J. 1302, ist der Begründer der Schalksburger Linie des zollerischen Hauses, von welcher übrigens kein Glied eine hervorragendere Rolle in der Geschichte gespielt hat. Er hinterließ außer einer Tochter, Udelhild, Gemahlin des Grafen Albert von Hals (in Niederbaiern) einen einzigen Sohn Friedrich den Jüngeren Merkenberger, welcher im J. 1309 das erste Mal mit dem Beinamen Herr zu Schalksburg auftritt. Er war vermählt mit Agnes Gräfin von Nellenburg und starb ums J. 1319. Von seinen Söhnen war Friedrich, in der Folge „der alte Ritter“ genannt, † nach 20. Dez. 1378 (s. unten Balingen), lange Zeit nicht nur der Repräsentant seiner Linie, sondern auch das Oberhaupt des ganzen schwäbischen Zollernstamms. Am 1. Juni 1330 verhieß er den Herzogen Albrecht und Otto von Östreich, ihnen während des Kriegs mit K. Ludwig von Baiern zu dienen, und am 27. Juli 1342 schloß er mit den zwei Gebrüdern Friedrich der zollerischen Hauptlinie, dem Schwarzgrafen und dem Straßburger, den ältesten auf uns gekommenen Hausvertrag der schwäbischen Linie des Zollernhauses ab. Diesem Hausgesetz, welchem freilich keine lange Dauer beschieden war, gemäß sollte wie im Tode das gemeinsame Erbbegräbnis zu Kloster Stetten, so im Leben das Seniorat alle Glieder des Gesamthauses freundbrüderlich vereinen. Der jüngere Bruder des obigen Grafen, gleichfalls Friedrich genannt, ward Chorherr zu Augsburg, Kirchherr zu Balingen (1352–1369), Burgfelden (1356) und Endingen (1372) † vor 1376; eine Schwester Agnes lebte als Klosterfrau zu Stetten. Aus der Ehe Friedrichs des alten Ritters mit Sophie von Schlüsselberg, Tochter Konrads, des letzten männlichen Sprossen dieses angesehenen fränkischen Geschlechtes, stammten nicht nur vier Töchter, Luitgard und Beatrix, Nonnen zu Stetten, Agnes Gemahlin Schwiggers von Gundelfingen, Sophie Gemahlin Graf Heinrichs von Fürstenberg, sondern auch fünf Söhne, alle Friedrich geheißen. Der älteste, Friedrich der junge Ritter zu Schalksburg, vermählte sich mit Mechthild Gräfin von Vaihingen, Schwester des letzten männlichen Glieds dieses berühmten Grafenhauses, Herrin von Eselsberg (welcher Titel auch zuweilen auf ihren Gemahl übertragen wird), Witwe des im J. 1353 verstorbenen Markgrafen Hermann von Baden, und ist ohne Zweifel der Zollergraf, welcher in der Schlacht von Reutlingen am | 21. Mai 1377 auf Graf Ulrichs von Württemberg Seite zu Grab sank. Der dritte Bruder, der Weißgraf genannt, erscheint im J. 1370 als Klosterherr zu St. Gallen, 1376 als Pfarrer zu Burgfelden, 1391 als Klosterherr, in der Folge als Keller, Dekan und Probst in der Reichenau; im J. 1402 wurde er allda zum Abt gewählt, allein im J. 1419 wegen Untauglichkeit abgesetzt, ja gebannt, hielt sich übrigens in seiner streitigen Würde bis zu seinem Tode am 1. August 1427. Der vierte Bruder, der Schwarzgraf genannt, Klosterherr zu St. Gallen, sowie der fünfte, ein Deutschherr, werden nur in einer bei Balingen zu besprechenden Urkunde vom J. 1382 erwähnt. An die Stelle Friedrichs des alten Ritters trat nach dessen Tode der zweite Sohn Friedrich, genannt Mülli. Er verkaufte am 28. Sept. 1391 die Herrschaft Mühlheim (Stadt Mühlheim an der Donau, Burg Bronnen, Vogtei über Kloster Beuron u. s. w.) um 10.500 Pfd. Hllr. an die Herren von Weitingen und den 3. Novbr. 1403 seine Herrschaft Schalksburg nebst Balingen und aller Zugehör um 28.000 fl. Rh. an Graf Eberhard den Milden von Württemberg (s. oben S. 214 und das Genauere unten bei Balingen). Von seiner Gemahlin Gräfin Verena von Kiburg besaß er außer einer an Kaspar von Fronhofen vermählten Tochter Sophie nur einen Sohn Friedrich, welcher im zweiten Viertel des Jahrs 1403 in der ersten Blüte des Jünglingsalters starb. Er selbst beschloß am 1. April 1408 den Mannsstamm der Schalksburger Linie.

Die letzten Glieder des Schalksburger Stamms, Graf Mülli, seine ihn überlebende Gattin Verena † nach 1411, und sein Sohn Friedrich fanden ihre Ruhestätte in der Stadtkirche zu Balingen. Erhalten ist daselbst jedoch nur noch der Grabstein des Sohnes, photographisch abgebildet in Hohenzoller. Mittheilungen 7, Tafel II (s. unten, bei Balingen); der nicht mehr vorhandene des Vaters ist abgebildet und beschrieben in Pregizer, Teutscher Regierungs- und Ehrenspiegel u. s. w. Berlin 1703 S. 106, 107 (vergl. v. Stillfried a. a. O. 165).

Vom zollerischen Geschlechte hatte sich schon in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts das gräflich hohenbergische abgezweigt, welches auf dem Hohenberg (OA. Spaichingen) seinen Hauptsitz nahm. Ihm gehörten, übrigens nicht sehr lange, Ebingen, Hossingen, Meßstetten, Thieringen und Winterlingen, sodann als Bestandtheile seiner beiden Herrschaften Kallenberg | (Burgruine bad. BA. Meßkirch): Erlaheim und Bronnhaupten, und Werrenwag (Schloß bad. BA. Meßkirch): Ehestetten und Unter-Digisheim. Die Grafschaft Hohenberg kam im J. 1381 durch Kauf an das österreichische Haus, welches übrigens nur hinsichtlich der zu den beiden genannten kleinen Herrschaften gehörigen Orte wirklicher Rechtsnachfolger der Hohenberger wurde und zu Ebingen und Thieringen auch noch später in Bezug auf Zehnten lehensherrliche Rechte hatte. Der Hohenberger Name wurde im Anfang des 17. Jahrhunderts für die Söhne des Markgrafen Karl von Burgau, Enkel Erzherzogs Ferdinands von Tirol und der schönen Philippine Welser, wieder aufgefrischt; Angehörige dieser neuen hohenbergischen Familie befanden sich kürzere Zeit im Besitze von Bronnhaupten und der Hälfte Geislingens.

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Nach dem zollern-hohenbergischen, beziehungsweise österreichischen Besitze ist im Oberamte derjenige der bedeutendste, welcher sich um die einzelnen kleinen Herrschaften in demselben gruppirt, nemlich wiederum um die einstigen hohenbergischen Herrschaften Kallenberg und Werrenwag und um die weiteren Geislingen und Lautlingen mit Margrethausen. Es kommen als Familien, denen kürzere oder längere Zeit solche Herrschaften oder doch wenigstens einzelne Orte, bedeutendere Burgen, als Eigenthum, Lehens- oder Pfandbesitz zustanden, die folgenden in Betracht: die Bubenhofen (abgeg. Burg bei Binsdorf OA. Sulz) als Besitzer von Bronnhaupten, 1/2 Dürrwangen, Erlaheim, Geislingen, vorübergehend als Pfandbesitzer der Schalksburg und Balingens mit Zugehörden, begütert auch zu Burgfelden und Laufen; die Fürstenberg als Lehensinhaber von Unter-Digisheim, auch zu Balingen berechtigt; die Gültlingen als Besitzer von Geislingen und 1/2 Dürrwangen, auch zu Bronnhaupten; die Hailfingen zu Geislingen, 1/2 Dürrwangen, auch Bronnhaupten; die Herrlingen (OA. Blaubeuren) zu Ehestetten; die Hölnstein (Stammhaus bei Stetten, hohenzoller. OA. Hechingen) als Herren von Hossingen, Meßstetten, Thieringen, auch zu Dürrwangen; die Laubenberg als Lehensinhaber von Unter-Digisheim; die Lichtenstein (abgeg. Burg bei Neufra, hohenzoller. OA. Gammertingen) als Besitzer von Bitz und Winterlingen, auch zu Thieringen; die Melchingen (hohenzoller. OA. Gammertingen) zu Ehestetten; die Grafen von Montfort-Bregenz als Pfandbesitzer von Ebingen; die Rost | (ein Tiroler Geschlecht) zu Geislingen, auch Bronnhaupten; die Schütz von Pürschütz, zu Geislingen und Bronnhaupten; die Schenken von Stauffenberg (Burgruine hohenzoller. OA. Hechingen) als Besitzer von Lautlingen mit Margrethausen und Ochsenberg und von Geislingen, weiter auch noch zu Endingen, Engstlatt, Ostdorf, Thailfingen; die Herren von Stotzingen (OA. Ulm) als Besitzer von Geislingen, 1/2 Dürrwangen und Bronnhaupten, auch zu Balingen und Erlaheim; die Grafen von Sulz zu Ebingen, Bronnhaupten, Erlaheim; die Thierberg als Besitzer von Hossingen, Lautlingen, Margrethausen, Meßstetten, Thieringen, auch zu Bronnhaupten, Dürrwangen, Ebingen, Engstlatt, Erlaheim, Geislingen, Käsenthal, Laufen, Pfeffingen, Truchtelfingen, Weilheim, Zillhausen; die Thurn und Taxis zu Geislingen; die Truchseßen von Waldburg als Pfandinhaber von Erlaheim und Bronnhaupten; die Ulm-Erbach als Lehensinhaber von Erlaheim, Unter-Digisheim; die Vogelmeier zu Geislingen; die Weitingen als Pfandinhaber von Bronnhaupten, 1/2 Dürrwangen, Ebingen, Geislingen; die Westerstetten (OA. Ulm) als Eigenthümer von Lautlingen und Margrethausen, auch zu Ebingen und Laufen begütert; die Winzeln (vergl. unten Thieringen) als Herren von Ehestetten, sodann zu Dürrwangen, Hossingen, Meßstetten, Stockenhausen und Thieringen. Endlich war während des 30jährigen Kriegs der Graf Heinrich von Schlick einige Zeit Inhaber der beiden Ämter Balingen und Ebingen.

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Mit unbedeutenderem Besitz kommen im Oberamte vor: die Schenken von Andeck (OA. Rottenburg) zu Balingen, Engstlatt, Erlaheim, Ostdorf, die Anweil zu Engstlatt und Schalksburg, die Grafen von Athems (ein steirisches Geschlecht) zu Geislingen, die Herren von Balgheim zu Ebingen und Thieringen, von Bern (im OA. Rottweil) zu Thieringen, von Biesingen (hohenzoller. OA. Hechingen) zu Endingen, von Brackenheim zu Meßstetten, von Dettingen zu Meßstetten, von Dotternhausen (?) zu Heselwangen, von Ehingen zu Ostdorf, von Falkenstein (OA. Oberndorf) zu Engstlatt, die Fauber von Randegg zu Bronnhaupten, die Forstner von Dambenoy ebenda, die Geiger von Grünbüchel zu Engstlatt, die Herren von Hausen zu Zillhausen, von Hertenstein (Stammhaus jetzt auf Sigmaringer Markung) zu Ebingen, von Hornstein zu Truchtelfingen und Winterlingen, von Ihlingen (OA. Horb) zu Engstlatt, die Lindenfels zu Wannenthal, die Magenbuch (hohenzoller. OA. Sigmaringen) | zu Ebingen, Weilheim, die Maier von Wurmlingen zu Erlaheim, Streichen, die Neuneck (OA. Freudenstadt) zu Endingen, Margrethausen, die Ow zu Heselwangen, die Rechberg zu Schalksburg, die Rosenfeld zu Balingen, Endingen, Engstlatt, Geislingen, Ostdorf, Pfeffingen, Thailfingen, die Rüti (OA. Oberndorf) zu Ostdorf, die Scheer von Schwarzenburg zu Wannenthal, die Schilteck (Burgruine OA. Oberndorf) zu Ebingen, die Sonthof (OA. Rottweil) zu Ebingen, die Steinhilben (hohenzoller. OA. Gammertingen) zu Ebingen, die Stuben zu Wannenthal, die Sürg von Sürgenstein zu Pfeffingen, die Herzoge von Teck zu Ostdorf, die Grafen von Thengen zu Balingen, Endingen, Engstlatt, Geislingen, Ostdorf, Winterlingen, die Truchseßen von Urach zu Heselwangen, die Türk zu Engstlatt, die Waldeck zu Ebingen und Thailfingen, die Wehingen (OA. Spaichingen) ebenda, die Werrenwag zu Balingen, Unter-Digisheim, die Wurmser von Vendenheim zu Engstlatt.

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Auch an Besitz geistlicher Korporationen fehlte es nicht, so freilich in nicht sehr beträchtlichem Umfange Seitens der einheimischen Klöster und Klausen, besonders Margrethausens (s. unten), dann aber auch von Seiten auswärtiger. In dieser Hinsicht kommen als die wichtigsten in Betracht: St. Georgen, welchem dereinst Dürrwangen und Ehestetten, sowie einzelne Rechte zu Bronnhaupten, Stockenhausen, Wannenthal, zustunden, St. Gallen mit Besitz zu Balingen, Digisheim (Ober-, Unter-), Ebingen, Endingen, Frommern, Heselwangen, Käsenthal, Laufen, Lautlingen, Margrethausen, Pfeffingen, Thailfingen, Truchtelfingen, Waldstetten, Winterlingen, Zillhausen, und Kloster Beuron[4][ER 1] (hohenzoller. OA. Sigmaringen) mit Besitz zu Balingen, Erlaheim, Hossingen, Lautlingen, Meßstetten, Oberdigisheim, Pfeffingen, Streichen, Thieringen, Unter-Digisheim, Winterlingen. Sodann weiterhin mit untergeordneterem Besitz: Kl. Alpirsbach zu Balingen, Bronnhaupten, Engstlatt, Geislingen, Pfeffingen; Kl. Bebenhausen zu Meßstetten, Kl. Berau (bad. BA. Bonndorf) zu Bronnhaupten, Kl. Binsdorf zu Erlaheim, Lautlingen, Weilheim, Kloster St. Blasien zu Balingen (?), Bronnhaupten, Dürrwangen, Ebingen, Hossingen, Thailfingen; Bisthum, beziehungsweise Stift Constanz zu Geislingen, Thailfingen; | Kl. Friedenweiler (bad. BA. Neustadt) zu Weilheim; Kl. Hedingen bei Sigmaringen zu Ebingen; die Johanniterkommende Hemmendorf zu Balingen, Dürrwangen, Laufen, Stockenhausen; Kl. Heiligkreuzthal zu Winterlingen; Kl. Hirschau zu Meßstetten; Kl. Kirchberg (OA. Sulz) zu Balingen, Endingen, Erlaheim; Kl. Mengen zu Winterlingen; Kl. Offenhausen zu Engstlatt; Kl. Ottmarsheim im Elsaß zu Burgfelden, Dürrwangen, Laufen, Pfeffingen; Kl. Pfullingen zu Balingen, Engstlatt; Kl. Reichenau zu Frommern (?), Truchtelfingen; Kl. Reichenbach (OA. Freudenstadt) zu Hossingen; Kl. Rottenmünster zu Geislingen; Johanniterkommende Rottweil zu Balingen, Erlaheim, Dominikanerinnenkloster Rottweil zu Ebingen; Kl. Stein am Rhein zu Meßstetten, Winterlingen; Kl. Stetten (hohenzoller. OA. Hechingen) zu Balingen, Engstlatt, Pfeffingen, Wannenthal; Kl. Wald (hohenzoller. OA. Sigmaringen) zu Ostdorf; Kl. Wittichen (bad. BA. Wolfach) zu Bronnhaupten, Ebingen, Margrethausen; Kl. Zwiefalten zu Balingen (?), Engstlatt, Streichen.

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Württemberg machte seine erste Erwerbung im Oberamt 1347 ff. zu Ostdorf, 1367 bekam es Ebingen, welches dann 1386 das Dorf Bitz und 1453 Ehestetten kaufte, 1403 die Herrschaft Schalksburg mit Balingen, Burgfelden, 1/2 Dürrwangen, Endingen, Engstlatt, Erzingen, Frommern, Heselwangen, Laufen, Ober-Digisheim, Onstmettingen, Pfeffingen, Stockenhausen, Streichen, Thailfingen, Truchtelfingen, Waldstetten, Weilheim, Wannenthal, Zillhausen, jedenfalls vor 1409 Winterlingen, 1418 Hossingen, Meßstetten und Thieringen, 1553 die zweite Hälfte von Dürrwangen, 1667 Bronnhaupten. Dieser altwürttembergische Besitz bildete fast ausschließlich das Amt Balingen, Ebingen mit dem der Stadt eigenthümlich zugehörigen Dorf Bitz (dsgl. Ehestetten), das Amt Ebingen; Bronnhaupten war rentkammerlich. Im Jahre 1763 ging zwar die Regierung damit um, Onstmettingen, Thailfingen, Truchtelfingen und Winterlingen vom Oberamt Balingen zu trennen und gegen Bezahlung dem Oberamt Ebingen zuzutheilen, allein das Projekt unterblieb, da das Oberamt Balingen 4710 fl. bezahlte.[5] Im Anfange des | laufenden Jahrhunderts erhielt Kurfürst Friedrich durch den Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803 das Kloster Margrethausen mit seinem geringen Besitzthum und durch den Schönbrunner Tagesbefehl Napoleons I. vom 19. Dezember 1805 die Landeshoheit über die ritterschaftlichen Besitzungen: die stauffenbergischen Lautlingen mit Thierberg, Margrethausen mit Ochsenberg, Geislingen, und die ulmischen Erlaheim und Unter-Digisheim.

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Bei der ersten umfassenden Organisation des Königreichs, welche durch die Verordnungen vom 20. Dezember 1806, 25. April 1807 und 26. April 1808 begründet wurde und im Staatshandbuch von 1807/8 vorliegt, wurden unter Aufhebung des Amts Ebingen im Jahr 1807 dem zum Kreis Rottenburg gehörigen Oberamte Balingen folgende Orte zugetheilt[6]: Balingen† (Amtsstadt), Bitz††, Burgfelden†, Dürrwangen†, Ebingen††, Endingen†, Engstlatt†, Erzingen†, Frommern†, Heselwangen†, Hossingen†, Laufen†, Margrethausen (das frühere Kloster)†, Meßstetten†, Ober-Digisheim†, Onstmettingen†, Ostdorf†, Pfeffingen†, Stockenhausen†, Streichen†, Thailfingen†, Thieringen†, Truchtelfingen†, Waldstetten†, Weilheim†, Wannenthal†, Winterlingen††, Zillhausen†. Dem Oberamt untergeordnet waren: 1) Patrimonial-Obervogtei-Amt Dotternhausen mit Dotternhausen*, Roßwangen*; 2) Patrimonial-Obervogtei-Amt Geislingen mit Geislingen† (Amtssitz), Lautlingen† sammt Ochsenberg† und Thierberg†, Margrethausen†, Baisingen*; 3) Patrimonialamt Oberhausen mit Oberhausen†* und Hausen am Thann†*; 4) Patrimonialamt Werrenwag mit Kallenberg: A von der Herrschaft Werrenwag mit Werrenwag††*, Hartheim††*, Heinstetten††*, Kolbingen††*, Langenbrunn††*, Renquishausen††*, Schwenningen auf der Hart††*, Unter-Digisheim†, B von der Herrschaft Kallenberg mit Kallenberg††*, Erlaheim†, Dormettingen†*, Heidenstadt††*, Nusplingen††*, Obernheim†*. Im Februar 1810 wurde wieder ein eigenes Oberamt Ebingen gebildet, so daß nach dem Staatshandbuche von 1809/10 beim Oberamt Balingen die im Vorhergehenden mit † bezeichneten Orte blieben und dazu vom Oberamt Rosenfeld | noch Täbingen* kam, die anderen mit †† bezeichneten Orte und dazu noch das Patrimonial-Justizamt Stetten am kalten Markt mit den Amtsorten Stetten a. k. M.*, Hausen im Thal* Neidingen*, Nusplingen*, Ober-, Unter-Glashütte* zum Oberamte Ebingen kamen, während Dotternhausen* und Roßwangen* dem Oberamte Spaichingen, Baisingen* dem Oberamte Horb zufielen. Allein durch den Staatsvertrag vom 2. Oktober 1810 wurden Werrenwag*, Hartheim*, Heinstetten*, Langenbrunn*, Schwenningen*, Kallenberg*, Stetten a. k. Markt*, Hausen im Thal*, Neidingen*, Nusplingen*, Ober- und Unter-Glashütte*, somit ein beträchtlicher Theil des Oberamtes Ebingen an das Großherzogthum Baden abgetreten und nach dem Organisationsmanifeste vom 27. d. M. wurde das Amt Ebingen in der Weise aufgelöst, daß Ebingen, Bitz und Winterlingen als ein eigenes Unteramt Ebingen dem Oberamte Balingen zugetheilt wurden, während Nusplingen* mit Heidenstadt* und Renquishausen* ans Oberamt Spaichingen, Kolbingen* ans Oberamt Tuttlingen kamen. Vom Oberamt Balingen wurden dafür Täbingen* dem Oberamt Rottweil, Dormettingen*, Hausen a. Thann*, Oberhausen*, Obernheim* dem Oberamt Spaichingen zugewiesen. In der nunmehrigen, noch dem heutigen Bestande entsprechenden Zusammensetzung bildete das Oberamt einen Bestandtheil der Landvogtei am oberen Neckar, seit dem 18. November 1817 des Schwarzwaldkreises. Das Unteramt Ebingen hatte jedoch keine längere Dauer und ein Gesuch der Stadt Ebingen an die Ständeversammlung vom 29. Mai 1816 um Wiederherstellung eines eigenen Oberamts blieb ohne Erfolg (Landtagsverhandlungen XXIV, 4).

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Was Leibeigenschaftsverhältnisse und Grundlasten im altwürttembergischen Theil des Oberamts betrifft, so genoßen die Städte Balingen und Ebingen besondere Freiheiten, in den übrigen Ortschaften mußte von jeder leibeigenen Mannsperson, wenn sie mit Tod abgieng, der Herrschaft zum Hauptrecht und großen Fall je von 100 fl. der Verlassenschaft 1 fl. gegeben werden; der kleine Fall wurde von jeder Manns- und Weibsperson, sie sei der Herrschaft leibeigen oder nicht, eingezogen und bestand beim Mann aus seinem Harnisch, oder wenn er keinen hinterließ, seiner besten Wehr und Waffen, beim Weibe aus ihrem bestem Kleide, doch wurde für den kleinen Fall gewöhnlich „ein ziemlich Geld“ genommen. Jedes Haus – Vogt- | und Pfarrhaus allein ausgenommen – hatte jährlich eine Fastnachthenne zu entrichten und nur wenn die Frau zur Zeit der Sammlung dieser Hennen Kindbetterin war, wurde diese Abgabe erlassen. An etlichen Orten mußte daneben noch jeder „Rauch“ 2 Herbsthühner, in Meßstetten jede Leibeigene von ihrer Verheirathung an jährlich eine Leibhenne geben, hinsichtlich welcher die oben erwähnte Ausnahme gleichfalls Platz griff. Zu Dürrwangen mußte in der stotzingischen Hälfte von leibeigenen Manns- und Weibspersonen nach der Verheiratung gleichfalls eine solche Leibhenne, sowie nach dem Tode das beste Haupt Vieh gegeben werden, für welch letzteres man jedoch gewöhnlich ebenfalls ein ziemlich Geld nahm. – An einigen Orten hatte die Herrschaft ein Abzugsrecht anzusprechen, das in dem 10. Pfenning des ganzen Vermögens bestund. – Frohndienste waren mancherlei zu leisten, so zu Bauten beim Schloß und einigen anderen herrschaftlichen Häusern, Scheuern und Keltern in Balingen, Seitens der Einwohner der 9 sog. unteren Amtsflecken, d. h. von Ostdorf, Engstlatt, Heselwangen, Endingen, Erzingen, Weilheim, Waldstetten, Frommern und der altwürttembergischen Hälfte Dürrwangens, während bei einem Hauptbau, der für die Pflichtigen sehr schwer fiel, auch die oberen Ortschaften mitfrohnen mußten, ähnlich zum Schloß Schalksburg Seitens der Einwohner der 8 sog. oberen Amtsflecken: Onstmettingen, Thailfingen, Truchtelfingen, Winterlingen, Meßstetten, Hossingen, Ober-Digisheim, Thieringen, welche sich aber in dem eben genannten Falle in gleicher Weise der Beihilfe der unteren Amtsflecken zu erfreuen hatten. Die Einwohner der oberen 8 Flecken waren für Schalksburg auch zu jährlichen Wein-, diejenigen von Pfeffingen, Zillhausen, Streichen, Stockenhausen, Burgfelden und Laufen zu Holzfuhren verpflichtet (vergl. auch unten Schalksburg). – Eine neue Last wurde in späteren Zeiten den Ämtern Balingen und Ebingen, wie Rosenfeld und Tuttlingen aufgelegt, indem sie nicht nur das für die Festung Hohentwiel nöthige Getreide, sondern auch Militärpersonen mit ihrem Gepäcke ohne alle Entschädigung nach und von der Festung führen, in Kriegszeiten aber neben ihrer jungen Mannschaft auch noch Schanzen und Schanzzeug dahin senden mußten. Wiederholt (so in den Jahren 1738, 1798) ergingen deßhalb die dringendsten Vorstellungen und Beschwerden, doch lange ohne entsprechenden Erfolg (vergl. Der Landtag von 1798 S. 281 ff.). – Nach einem herzoglichen Rescript vom 2. Juli 1603 hatten Amtmann oder Schultheiß | und etliche Älteste aus den Gemeinden jedes Fleckens sammt der Jugend, sonderlich wo sie an fremde Herrschaften stießen, jährlich einen Markungsumgang zu halten (Vergl. die Auszüge aus Lagerbb. von 1560 und 1688 in: Moser, Die bäuerlichen Lasten der Württemberger 170 und Reyscher a. a. O. 169 ff.).

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Im Gebiet der Städte und Ämter Balingen und Ebingen fand freie Pürsch statt, deren früheste Geschichte jedoch nicht näher bekannt ist. Die Berechtigung zu ihrer Ausübung stand den Bürgern der Städte und den Bauern, welche Haus und Hof besaßen, wahrscheinlich in der Weise zu, daß die Städter im ganzen bezüglichen Amt, die Bauern aber nur auf ihrer Ortsmarkung pürschberechtigt waren. Als leitende Behörden erscheinen Bürgermeister und Rath der beiden Städte, die Verhandlungen mit Fremden führte zwar der Herzog von Württemberg als Territorialherr, doch nahmen die Vertreter der Städte daran Theil und siegelten auch die abgeschlossenen Verträge mit. Nachdem seit Ende des 17. Jahrhunderts die der freien Pürsch überhaupt schon länger feindselige Strömung kräftiger geworden, hob Herzog Eberhard Ludwig im Herbst 1709 diese freie Pürsch einfach auf. Alle Remonstrationen der Balinger Freipürschgenossen halfen nichts, als diese vielmehr zu dringend wurden und von Seite der Landschaft Unterstützung fanden, ließ der Herzog den Bürgermeister und den Stadt- und Amtsschreiber von Balingen, die in dieser Angelegenheit in Stuttgart weilten, nach Hohenneuffen abführen, hier wurden sie gefangen gehalten, bis Stadt und Amt die schriftliche Erklärung gaben, sich des Pürschens und Wildbretfahens ganz enthalten zu wollen. In Ebingen verlief die Aufhebung der Pürsch ruhiger. Zumal da sich nunmehr die Klagen über Wildschaden häuften, wurde der Herzog in der Pürschsache wieder gefügiger und verlieh den Städten und Ämtern Balingen, Ebingen, wie Rosenfeld und St. Georgen im Juni 1713 ihre einstige freie Pürsch wieder als herzogliches Gnadenjagen und gegen bezüglichen Revers. Dafür übergaben ihm diese Städte und Ämter eine unverzinsliche Anlehenssumme von 9505 fl., wovon Balingen 5400 fl., Ebingen 1100 fl. zahlte. So lange dieses Anlehen nicht zurückbezahlt sei, sollten diese Städte und Ämter die Pürsch in groß und klein Waidwerk mit Pürschen und Schießen, aber nur nach Waidmannsbrauch ausüben dürfen. Nach den Koncessionsbriefen vom 26. Juni und 14. August des Jahrs, dem entsprechend die Betheiligten | ihren Revers für das nunmehrige Gnadenjagen am 18. d. M. ausstellten, sollte der Forstmeister zu Balingen alles wie vormals bei der freien Pürsch tractiren, wenn aber der Herzog in eigener Person jagen wolle, sollten die Einwohner von Stadt und Amt die opera venatoria zu leisten haben. Einen wiederholten Versuch, den hiesigen Freipürschbezirk aufzuheben, welchen Herzog Karl Alexander machte, nahm derselbe den 31. Januar 1737 abermals gegen Schießung eines Stückes Geld zurück (Balinger Vertragsbuch auf der stadtschultheißenamtlichen Registratur) und erließ den 20. Februar d. J. eine auch für diese Gegend giltige Freipürschordnung. Allein den 5. Juli 1806 hob K. Friedrich die freie Pürsch überhaupt auf, worauf der Balinger Landtagsabgeordnete noch in der Ständeversammlung vom 31. Oktober 1815 gegen die Verpachtung der Jagd als königlichen Eigenthums durch das Oberforstamt protestirte (Verhandl. in der Versamml. der Landstände 1815 XII S. 26, 39 ff.). Gemäß einem Erlasse des Ministeriums des Innern vom 7. Juni 1819 wurde zufolge K. Entschließung vom 8. Mai d. J. der größere vormalige Freipürschbezirk am Neckar und Schwarzwald überhaupt und so auch der Balinger-Ebinger wieder hergestellt und den betreffenden Gemeinden und Gutsherrschaften das Jagdrecht innerhalb ihrer Markungen und Gutsbezirke unter gewissen Beschränkungen zurückgegeben (Knapp, Annalen, 3. Heft S. 112 ff.), allein auch dieser Rest der freien Pürsch erlag der Gesetzgebung des Jahres 1849.

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Südlich an diese freie Pürsch grenzte der Hohenberger Forst. Nach einem Vertrage vom 18. Mai 1490 zwischen K. Maximilian I. und Graf Eberhard im Bart lief die Grenzlinie des letzteren, soweit sie hier in Betracht kommt, von Hausen am Thann, „an den Lochenstein, der Eck nach umhin in die Schwenninger Staig (etwa Meßstetten) hinüber in die Bitzer Staig (östlicher Thalabhang bei Ebingen), dann hinauf der Eck nach in das Zoller Hörnle und soll dort enden“. Doch gab es wegen dieser Grenze mancherlei Streitigkeiten, welche durch Vergleiche beizulegen versucht wurde, so zu Tübingen am 12. Nov. 1582, betreffend die Rektifizirung der Grenze zwischen der Bitzer Staige und dem Zellerhörnle[ER 2], zu Ebingen am 17. Juli 1583 betreffend die Steinsetzung nach der Grenze von 1582, zu Stuttgart am 5. November 1596 betreffend einen von Zollern längs seiner Grenze errichteten Wildzaun, der theilweise auf Freipürschgebiet stand. – Zuletzt betrat die Grenze zwischen der freien Pürsch | und dem Hohenberger Forst das Oberamt Balingen an der Markungsgrenze Thieringen. Sie zog an der Schlichem hinauf bis Thieringen, von dort bildete sie der Fußsteig (Katzensteig) über die Hossinger Fleckenwiese bis Hossingen, wo noch ein Haus, das alte „Schulhaus“, in den Hohenberger Forst gehörte, von da gings entlang dem Fahrweg bis Weichenwangen (Markungsgrenze zwischen Meßstetten und Hossingen), nördlich an Meßstetten vorbei zum (großen) hohlen Felsen an der Ebinger Markungsgrenze und dann in südöstlicher Richtung zum Spitalwäldle (Lenzenhütte). Von dort ging die Grenze des Hohenberger Forsts zurück entlang der Landesgrenze zum dreieckigen Grenzstein zwischen Württemberg, Baden und Hohenzollern. Die Grenze der freien Pürsch zog entlang der Landesgrenze zur Ehestetter Mühle an die Schmiecha und von da an entlang der hohenzollerischen Grenze; von der Ehestetter Mühle ging sie mitten durch den Ebinger Wald zum Huckelthurn durch den Schmellboch zum stählernen Männlein an der Bitzer Staige, von dort hinter Hüttenkirch vor Enge (Truchtelfinger Markung) in Rißelen (Thailfinger Markung). Auf Onstmettinger Markung blieben die Waldungen an der nordöstlichen Landesgrenze zum größten Theil außer der freien Pürsch, die Grenze ging vor Gokeler vorbei zur Landesgrenze, welche nunmehr durchaus auch diese Grenze bildete. Nordwestlich, westlich und südwestlich setzte sich die Pürsch in die angrenzenden Oberämter fort. – Abgetrennt von diesem Bezirk hatte Winterlingen ein kleines Freipürschgebiet um den Ort herum, auf seiner übrigen Markung dagegen Hohenzollern-Sigmaringen die Jagd. Bitz lag ganz im hohenzollern-hechingischen Jagdgebiet. Ober-Digisheim gehörte zum Hohenberger Forst, die Jagd auf der Markung Unter-Digisheim hatte Ulm. Endlich waren die Markungen des Bronnhaupter und Wannenthaler Hofs von der freien Pürsch ausgenommen und von der Staatsforstverwaltung verpachtet.

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Die genannten Freipürschgenossen wie der Herzog von Württemberg und die im Forst ansäßigen württembergischen Unterthanen waren auch im hohenbergischen Forst jagdberechtigt, doch gaben diese Rechte Veranlassung zu einer Menge von verschiedenen Anschauungen und Streitfragen, welche hinwiederum eine Reihe von Verträgen zu erledigen suchte, so der bereits genannte vom 18. Mai 1490, der Tübinger Kommissionsabschied von 1543, ein Augsburger Vertrag zwischen Herzog Christoph von Württemberg und den Balinger und Ebinger Freipürschgenossen einerseits | und K. Ferdinand und Graf Karl von Hohenzollern, hohenbergischem Hauptmann, andererseits, vom 16. August 1559, aus welchem ersichtlich, daß es in diesem hohenbergischen Forst damals noch zahlreiche Bären, Wölfe und Luchse – beide letztere auch noch im Jahre 1590 häufig – gab, ein Stuttgarter Receß vom 10. Mai 1581. Diese Rechte der Balinger und Ebinger Freipürschgenossen erloschen übrigens im 17. Jahrhundert. Sie hatten weiter auch noch Freipürschrechte in der angrenzenden zollerischen freien Pürsch, welche sie in die andauernden zollerischen Jagdwirren verflochten und im 18. Jahrhundert erloschen. (Über die forstgeschichtlichen Verhältnisse überhaupt vergl. v. Wagner, Das Jagdwesen in Württemberg unter den Herzogen, Tübingen 1876 S. 77–82, 106, 109, 114, 351; den Vertrag von 1490 s. bei Burgermeister Codex Diplom. Equest. 1, 475 [ein sehr schlechter Abdruck], von 1559 bei Reyscher Statutarrechte S. 16 2 ff.).

Einzelne forstliche Berechtigungen und Grenzverhältnisse betreffend nennt das Landbuch von 1623 als herrschaftliches Eigenthum, woran Niemand eine Gerechtigkeit habe, einige Wälder im Oberamt: „Dondereck, ein schöner Wald bei Laufen mit Eichen und Tannen, Bau- und Brennholz, ungefähr 300 Morgen; die Loch, ein vermischt Gehölz bei Endingen, meist Tannen, ungefähr 200 Morgen; die Mutzel, ein Holz am Schloß Schalksburg, ungefähr 150 Morgen; Hochholtz, ein Wald bei Stockenhausen am untern Wannenthal, ungefähr 60 Morgen; ein Wald im Meßstetter Thal, ungefähr 30 Morgen; Sperberseck, ein Holz zwischen Ober- und Unter-Wannenthal, 15 Morgen.“

Als Landtagsabgeordnete haben den Oberamtsbezirk vertreten: Hartmann, Johann Georg, Stadtrath und Handelsmann in Balingen, geb. 20. Okt. 1779, gest. 20. Dez. 1861. Landtag: 1815/16, 1817, 1819, 1820/21, 1823/24. – Wehrle, Wilh. Friedrich, prov. Stadtschreiber, seit 21. März 1826 Gerichtsnotar in Balingen, geb. 26. Aug. 1789, gest. 20. Nov. 1837. Landtag: 1826/27, 1828, 1830. – Menzel, Dr. Wolfgang, Schriftsteller in Stuttgart, geb. 21. Juni 1798, gest. 23. April 1873. Landtag: 1833, 1833/35, 1836, 1838. – Wohnhaas, Johann Jakob, Rathschreiber und Verwaltungsaktuar in Balingen, geb. 26. März 1795. Landtag: 1839, 1841/43. – Ruoff, Johann Jakob, Verwaltungsaktuar und Rathsschreiber in Balingen, geb. 18. März 1800. Landtag | 1845, 1847, 1848, 1848/9, I. II. III. Landesversammlung von 1849 und 1850. Landtag: 1851/55. – Sigel, Christian August, Rechtskonsulent in Balingen, geb. 14. März 1816, gest. 8. März 1867. Landtag: 1856/61. – Landenberger, Johann Martin, Manchesterfabrikant in Ebingen, geb. 28. Aug. 1804, gest. 4. April 1873. Landtag: 1862/65, 1866, 1866/68. – Schwarz, Louis, Schönfärber in Ebingen, geb. 29. März 1819. Landtag: 1868/70, 1870/74, 1875/76, 1877/80.


Kirchliche Verhältnisse.[7]
Das Oberamt gehörte vor der Reformation zum Bisthum Konstanz und zwar nach dem liber decimationis pro papa de anno 1275, der ältesten und amtlichen Statistik dieses Bisthums, zu dem Archidiakonat des Probsts der größeren Kirche (später „vor dem Wald“ oder Schwarzwald genannt). Es werden insbesondere in demselben folgende Pfarreien aufgeführt: im Dekanat Schömberg (OA. Rottweil): Burgfelden, Dürrwangen, Ebingen, Ehestetten, Endingen, Frommern, Lautlingen, Margrethausen, Meßstetten, (Ober-)Digisheim, Onstmettingen, Thailfingen, Thieringen, Truchtelfingen; im Dekanat Empfingen (zoller. OA. Haigerloch): Balingen, Engstlatt, Erzingen, Ostdorf. Der liber quartarum in dioecesi Constantiensi vom J. 1324 nennt das Dekanat Ebingen und in diesem die zehntpflichtigen Pfarreien Ebingen und Nusplingen, im Dekanat Weildorf (zoller. OA. Haigerloch): Ostdorf; der liber bannalium von demselben Jahr im Dekanat Schönenberg, nach einem Beisatz von etwas späterer Hand: Ebingen, beziehungsweise im Dekanat Haigerloch die sämtlichen Pfarreien des Jahrs 1275 außer Meßstetten. In ähnlicher Weise theilt der liber marcarum aus den Jahren 1360–1370 die genannten Pfarreien des J. 1275 den Dekanaten Nusplingen, mit späterem Zusatz: oder Trossingen, und Haigerloch zu, nur daß er Ehestetten nicht erwähnt und bei der Kirche von Margrethausen den Zusatz macht: gehört dem Nonnenkloster Wittichen. In dem Konstanzer Bisthumskatalog des Jakob Manlius aus dem 16. Jahrhundert erscheinen die Landkapitel Ebingen und Haigerloch, was unser Oberamt | betrifft, so ziemlich mit demselben nur etwas vermehrten Bestand (vergl. Sattler Ruralkapitel 42 ff. Neugart Episc. Constant. p. CIII. CIV.). – Von der Reformation unberührt blieben nur die ritterschaftlichen Orte Erlaheim, Geislingen, Lautlingen, Margrethausen, Unter-Digisheim, deren Grundherrschaften im Katholizismus verharrten. Bei der definitiven Eintheilung der katholischen Orte des Lands am 3. November 1810 kamen dieselben sämtlich zum Landkapitel Ebingen, bei dessen Aufhebung am 13. März 1820 zum Dekanat Spaichingen, den 15. März 1844 aber zum neuerrichteten Dekanat Schömberg.

Den 14. März 1470 anerkannte Bischof Hermann von Konstanz, nachdem Pabst Pius II. den 13. Oktober 1459 bezügliche Anordnungen getroffen hatte, deren Ausführung aber durch vielfache Kriegs- und sonstige Wirren unterblieben war, das Recht des Grafen Ulrich zum Zehntbezug hinsichtlich einer größeren Reihe von württembergischen Pfarrkirchen, darunter derjenigen zu Balingen, Burgfelden, Endingen, Engstlatt, Erzingen, Frommern, Onstmettingen.

Besondere kirchliche Institute, sämtlich übrigens von keiner hervorragenden Bedeutung, waren: das Franziskaner-Nonnenkloster Margrethausen, welches bis ins laufende Jahrhundert bestand, sodann spätestens in Folge der Reformation eingegangen: das Augustiner- Eremiten-, dann Augustinerinnen-Kloster Wannenthal, die Frauenklausen zu Balingen, (eine Franziskaner-, eine Dominikaner-Ordens), zu Dürrwangen, Ebingen, Endingen, Engstlatt, Erzingen, Geislingen, Meßstetten, (?) Weilheim.

In den altwürttembergischen Orten wurde durch Herzog Ulrich, wie sonst im Lande, nach dessen Wiedereroberung im J. 1534 die Reformation eingeführt und durch die Synodalordnung vom 1. August 1547 aus den Pfarreien der Ämter Balingen, Ebingen und Rosenfeld ein Dekanat gebildet. Im J. 1577 kam dieses Dekanat Balingen zur Generalsuperintendenz Tübingen, später Bebenhausen. Es gehörten dazu die Pfarreien: Balingen, Aistaig, Bergfelden, Bickelsberg, Bitz (vom Diakon zu Ebingen versehen), Dürrwangen, Ebingen, Endingen, Engstlatt, Erzingen, Flözlingen, Frommern, Heselwangen (vom Diakon zu Balingen versehen), Leidringen, Meßstetten, Onstmettingen, Ostdorf, Pfeffingen, Rosenfeld, Täbingen, Thailfingen, Thieringen, Trichtingen, Truchtelfingen, Vöhringen und Winterlingen. Bei der neuen Diöcesaneintheilung vom 14. Juni 1807 kam die evangelische Gemeinde in Rottweil hinzu. Am 3. Nov. | 1810 wurde das Dekanat dem Generalate Tübingen, am 17. Oktober 1823 dem Generalate Reutlingen zugetheilt. Es trat am 20. April 1824 ans Dekanat Sulz ab: Bergfelden, Bickelsberg mit Brittheim, Leidringen mit Rothenzimmern, Rosenfeld mit Isingen und Trichtingen, sowie in der Folge Aistaig und Vöhringen. Nunmehr gehören zum Balinger Dekanate sämmtliche evangelischen Pfarreien des Oberamts und vom Oberamt Rottweil die evangelische Gemeinde Täbingen.

Die 22 Gemeinden des alten Balinger Amts ausschließlich der Oberamtsstadt hatten in früheren Zeiten eine Gesammtverwaltung ihrer Stiftungen: die Heiligenvogtei Balingen. Diese wurde im J. 1827 aufgelöst und wurde hiebei, da die ursprünglichen Einlagen der einzelnen Gemeinden nicht mehr zu erheben waren, der Steuerfuß als Maßstab für die Vertheilung des Vermögens zu Grunde gelegt. Letzteres wurde zu 64.078 fl. 33 kr. berechnet, da aber beträchtliche Lasten z. B. an Gülten 3386 fl., an Besoldungen 25.281 fl. (im Kapitalwerth), an Baulasten 23.800 fl. auf ihm ruhten, so kam schließlich an die einzelne Gemeinde nur noch ein sehr bescheidenes Kapitalvermögen.


Besondere Schicksale.

Von besonderen Schicksalen, welche das ganze Oberamt betrafen und daher weniger für die Darstellung der Geschichte der einzelnen Orte sich eignen dürften, sind namentlich folgende kriegerische Ereignisse hervorzuheben.

In den Fehden, welche zur Zeit K. Rudolfs I. Schwaben vielfach durchtobten, kam es, während der König die Stadt Stuttgart im Herbst d. J. 1286 belagerte, bei Balingen am 23. Oktober zu einem Kampfe zwischen dem königlichen Anhänger Graf Burkhard IV. von Hohenberg und Graf Eberhards des Erlauchten von Württemberg Bundesgenossen, Graf Friedrich von Zollern, wobei von Graf Burkhards und seines Bruders Graf Albrechts II. Leuten viele gefangen und getödtet wurden, der Zoller somit den Sieg erfochten zu haben scheint. Daß die Stadt in diesem Kriege kurz zuvor am 2. Juni d. J. überfallen, eingenommen und gänzlich verbrannt worden sei, berichten nur spätere Schriftsteller, wie Zeiller und Rebstock (vergl. v. Martens 41. Stälin 3, 56. Schmid, Hohenberg 60).

| Nach der Zimmerischen Chronik wenigstens (1, 261) war es das Aufgebot aus dem Balinger Amt, welches bei der berühmten Belagerung Hohenzollerns durch Württemberg und die Reichsstädte im Jahre 1422/23 als das erste mit derselben begann.

Als württembergischer Hauptmann zu Balingen machte Graf Sigmund von Hohenberg während des großen Städtekriegs der Jahre 1449/50 am 7. Juli 1450 einen Einfall in das rottweilische Dorf Dietingen und trieb daselbst Vieh im Werth von 600 fl. weg, weshalb sich Rottweil am folgenden Tage bei ihm, sowie Schultheißen, Richtern und Gemeinde von Balingen beschwerte (Schmid, Hohenberg 318. Monum. Hohenb. 876).

Beim Ausbruch des Armen Konrad im J. 1514 machte zwar das Balinger Aufgebot, 100 Mann mit etlichen Büchsen, vor Tübingen etwas Schwierigkeit und beklagte sich schwer über den Obervogt, den wilden Hans Leonhard von Reischach, doch scheint es später keinen Anlaß zur Klage mehr gegeben zu haben. (Steinhofer 4, 84. Heyd, Ulrich 1, 336 ff.)

Als Herzog Ulrich im Frühjahr 1519 seines Herzogthums durch den Schwäbischen Bund entsetzt wurde, ergab sich Balingen demselben ohne Widerstand und erhielt eine Besatzung.

Die österreichische Regierung, an welche der Schwäbische Bund das Land abtrat, erkannte die Wichtigkeit Balingens als eines „Ortschlosses“ (Grenzplatzes) wohl und beschloß im J. 1522 auf das Gerücht, daß der vertriebene Herzog sich zu einem Einfall in Württemberg vorbereite, eine Besatzung dorthin zu legen (vergl. Steinhofer 4, 891). Ebingen war eine der letzten Städte, die sich dem Bunde unterwarfen, und ein Versuch des Grafen Eitel Friedrich von Zollern, die Stadt für sich zu erwerben, hatte keinen Erfolg (Sattler, Topogr. 358. Vergl. auch dessen Herzoge 2, 44.).

Im Beginn des Jahres 1525 wiederholte Herzog Ulrich seinen Versuch, sein Land wieder zu erobern, und erließ von Spaichingen aus herrückend am 26. Februar an Balingen, wie einige Tage nachher an einige andere Städte, ein Schreiben, des Inhalts, er sei gerüstet, mit göttlicher Hilfe sein Erbfürstenthum wieder einzunehmen, und gesinnt, seine früheren Unterthanen „mit aller Güte, unverderbt und unbeschädigt, so viel immer möglich, in seine Hand und rechte erbliche Regierung wieder zu bringen“, er fordere daher die Gemeinde auf, ihm die Stadt zu überantworten, im Weigerungsfall sei sie selbst an dem Verderben schuld, das eine gewaltsame Eroberung über sie bringen könne | (Sattler, Herzoge 2 Beil. 114). Die Balinger erklärten, sie seien bereit sich zu ergeben, jedoch nur unter der Bedingung, daß man die Bürger „mit Leib, Gut und Proviant gegen Niemand brauche“, diese Bedingung schlug Ulrich ab und zog auf Balingen los, das sich ihm am Nachmittag des 1. März nach kurzer Beschießung als erste wiedergewonnene Stadt ergeben mußte. Die österreichische Regierung hatte zwar dem Rudolf von Ehingen befohlen, die Besatzung der Stadt zu verstärken, allein das letzterem mitgegebene Fußvolk weigerte sich bei Ofterdingen weiter zu marschiren und mit der Reiterei allein wagte er es nicht nach der Stadt zu ziehen (Steinhofer 4, 936. Sattler, Topogr. 222.) Auch der Truchseß Georg von Waldburg, welcher von Tuttlingen aus dem Herzoge gefolgt war und am 28. Februar bei Thieringen lagerte, zog zwar am 1. März in der Frühe die Lochenstaige herab, verrannte mit der Reiterei zwischen Weilheim und Waldstetten einem erst aufgerichteten Fähnlein von 200 Schwarzwäldern und Hegauern den Weg gegen das nahe Lager des Herzogs und tödtete ihnen 133 Mann, indeß sein Verlust nur 15 Pferde betrug, allein den Herzog selbst anzugreifen fühlte er sich nicht kräftig genug und zog sich sogleich nach Ebingen. Ulrich ließ in Balingen sein schweres Geschütz zurück, brachte zum Ersatz für die paar Tausend Schweizer, die beim Ausmarsch von hier abtrünnig wurden, schnell aus der Wehrmannschaft des Amtes ein Fähnlein zusammen, welchem er den Jakob Dachtler zum Hauptmann gab, und zog am 4. d. M. weiter (Steinhofer 4, 937). Er hatte übrigens keinen Erfolg, mußte sein Heil in der Flucht suchen und konnte selbst sein schweres Geschütz nicht mehr in Balingen abholen, welches vielmehr bei der Wiedereinnahme Balingens am 16. März seinen Feinden in die Hände fiel (vergl. auch Quellensamml. zur bad. Landesgeschichte 2, 48, 88, 89. Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben, herausg. v. Baumann, S. 536).

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Indessen dehnte sich der Bauernaufstand auf diese Gegenden aus. Mag auch die Nachricht etwas zweifelhaft bleiben, daß noch im Monat März eine Abtheilung Bauern, insbesondere Dürrwanger, die Schalksburg eingenommen und geplündert haben, so ging doch in der 3. Aprilwoche ein Theil des Amts Balingen zu den Bauern über und wurde die Stadt selbst nur durch den dortigen Vogt Hug Wernher von Ehingen der Regierung gerettet. Der Rädelsführer in dieser Gegend war der | Pfarrer von Digisheim, welcher von Dorf zu Dorf zog und wo die Bauern nicht zu Hause waren des Nachts zu ihren Weibern einstieg. Einen Genossen fand er an dem Frühmesser zu Dürrwangen. Laufen, Digisheim, Thieringen, Meßstetten und Hossingen waren die Orte, welche hier am frühesten dem Aufstand anhingen. Mit den Rosenfelder Bauern vereinigt, unternahmen die Balinger 1600 Mann stark die Belagerung und Beschießung der Stadt (Baumann a. a. O. 732), wobei sie vorgaben, sie wollen dem Herzog Ulrich sein Land erobern helfen und mit dem österreichischen Regimente nichts zu schaffen haben, das sie ja nicht schütze und ihnen nur viele Beschwerden auflege. Allein am 2. Mai wichen sie vor dem Truchseßen, der in Eilmärschen über Mühlheim herrückte, von der Stadt zurück, welche wie Ebingen einer der wenigen festen Orte war, die der Regierung noch anhingen. Bald darauf entschied die Böblinger Schlacht vom 12. Mai zu Ungunsten der Bauern und der Strafe unterlagen so viele, daß z. B. der Balinger Vogt berichtete, „seine Gefangenen seien zum Theil in einem Thurm voll Wasser und hätten kein Stroh, so daß sie krank wären und man besorge, sie würden sterben“. (Vergl. zum Bisherigen noch weiter Sattler, Topogr. 390. Pfaff, Miszellen aus der württ. Geschichte 27, 43 ff., 47. v. Martens 191, 193, 196, 201. Heyd, Ulrich 1, 337, 2, 198 ff. Stälin 4, 264, 265, 268, 281. 291, 292. – Siehe auch unten Unter-Digisheim).

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Der dreißigjährige Krieg brachte auch für den Balinger Oberamtsbezirk vielfache Drangsale. Im März 1633 zog der schwedische General Horn über Balingen (1. (11.) d. M.) und Ebingen 2. (12.) an die Donau und Ende Septembers und Anfang Oktobers des Jahrs erschien Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar zweimal in Balingen. Der verheerende Sturm, welcher nach der Nördlinger Schlacht über Württemberg hereinbrach, traf den Bezirk minder hart, als andere Gegenden des Landes, da die siegreichen feindlichen Truppen nicht unmittelbar nach der Schlacht hieher kamen und Kaiser Ferdinand III. am 30. Juni 1635 die Ämter Balingen und Ebingen, wie Rosenfeld und Tuttlingen, seinem Geheimenrath und Kriegsraths-Präsidenten Grafen Heinrich Schlick schenkte. Ebingen erhielt am 30. Oktober einen kaiserlichen Salvaguardiabrief. Am 22. Nov. d. J. ließ Schlick durch Graf Ulrich von Wolkenstein und den abgefallenen Christoph Besold von seiner Schenkung Besitz ergreifen und ernannte den Johann Wernher von Themar zum | Vogt und Hans Jörg Uller zum Kanzler. Bei der Huldigung baten die Pfarrer und Unterthanen, sie bei ihrer evangelischen Konfession und ihren Freiheiten zu lassen, was ihnen auch versprochen wurde (Sattler, Herzoge 7, 137). Doch wurde die Zusage wenig gehalten, denn am 20. Februar 1637 erließ der Graf einen Befehl an Themar, die Witwen und Mädchen soviel als möglich an katholische Männer zu verheiraten, um auf diese Art die katholische Religion wieder unbemerkt auszubreiten (vergl. Unterhaltungsblatt für alle Stände, Stuttg. 4. Jahrg. 1818 S. 132). Auch als der entflohene Herzog Eberhard im Oktober 1638 wieder in sein Land zurückkehren konnte, trat für diese Gegend keine Änderung ein, denn am 10. d. M. wies ein kaiserliches Rescript das Kreisausschreibamt in Schwaben an, die von der landesfürstlichen Jurisdiktion eximirten den kaiserlichen Ministern angewiesenen Ämter, darunter unsere beiden, bei der nächsten Kreisversammlung der Kreismatrikel einzuverleiben (Reyscher a. a. O. 151). Doch konnte sich Schlick nicht des ruhigen Besitzes seiner Schenkung erfreuen. Im März des genannten Jahres besetzte der schwedische General Rosen Balingen, eine 100 Mann starke Reiterabtheilung desselben traf in der Nähe einen kaiserlichen Rittmeister mit ungefähr 30 Reitern, die sich in ein Schlößchen zurückgezogen hatten, aber sämtlich gefangen wurden. Auch eine Abtheilung Kroaten, die sich näherten, wurden mit Verlust einiger Gefangenen zurückgeschlagen. Schon im Mai d. J. zog der kaiserliche Oberst Götz zweimal durch Balingen. Besonders schädlich war aber der Anfang der 40er Jahre für die genannte Stadt. Am 19. Januar 1641 drang Wiederhold von Hohentwiel her streifend, in Verbindung mit dem französischen General Oisonville, durch eine List, welche übrigens verschieden berichtet wird, in die Stadt ein. Nach der einen Überlieferung, dem Eintrage in einem Tuttlinger Kirchenbuche, hielt er zunächst seine Hauptmacht in der Nähe der Stadt in einem Hohlweg verborgen und ließ nur einige Soldaten als Zimmerleute und Träger verkleidet sich dem Thore nähern und um Einlaß bitten, um sich bei der großen Kälte in einer warmen Stube erholen zu können. Die Thorwache, wie es scheint Bürger, öffnete das äußere Schutzgatter. Da nimmt einer der Soldaten seinen Bündel, um der Wache zum Danke Nüsse daraus zu geben, läßt aber solche, wie zufällig, haufenweis zu Boden fallen. Während die Wächter sich mit Auflesen eifrigst beschäftigen, wirft ein anderer Soldat einige angezündete Handgranaten unter die | Nüsse, so daß es alsbald Feuer und Rauch gibt, die Wächter aber so sehr in Schrecken gerathen, daß sie der Stadt zueilen. Zwar schlagen sie das innere Thor noch zu, allein dasselbe wird durch eine Petarde gesprengt und so drängt Wiederholds ganze Mannschaft in die Stadt ein, worin eine bedeutende, für den Grafen Schlick gesammelte Summe Geldes erbeutet, die schlickischen Beamten geplündert und gefangen genommen werden, während den Bürgern kein Leids widerfährt. (Sattler, Herzoge, 8. Beil. 8.) Nach dem Theatrum Europaeum (4, 548), dessen Darstellung übrigens nicht ganz klar und was die Zeitangabe betrifft, jedenfalls unrichtig ist, hätte dagegen Wiederhold als alter guter Freund des schlickischen Amtmanns sich mit Oisonville bei demselben als Gast eingeführt und diese Gelegenheit benützt, das Geld zu bekommen. Balingen blieb durch Mannschaft des Generals Oisonville besetzt, im Monat März hielt dieselbe eine zweimalige Einschließung durch die Bayern aus, verließ aber die Stadt freiwillig am 12. April und nahm dabei noch alles mit, was sie brauchen konnte. Schon am folgenden Tage kam wieder bayerische Besatzung und vom Juli wird das Eintreffen des bayerischen Obersten von Neuneck dahier berichtet. Im November 1642 zog sich der bayerische Oberst Kreuz vor dem französischen General Erlach nach Ebingen zurück. Als er hier mit den Rathsherrn zu Tische saß, wurde er von den feindlichen Truppen überfallen, rettete sich aber glücklich durch eine Hinterthür, worauf die Stadt von Erlachs Truppen ausgeplündert wurde (Pfaff, nach Schmids Landbuch). Erlach selbst aber wurde vom bayerischen General Mercy in den letzten Tagen des Monats wieder zum Rückzuge genöthigt und Balingen traf dasselbe Schicksal wie Ebingen durch das Heer Mercys. Am 11. (21.) Februar des folgenden Jahrs sollen es wiederum die weimarischen Truppen geplündert haben. Im November des letzteren Jahrs mußte der französische General Reinhold von Rosen vor Balingen wieder umkehren, in dessen Besetzung ihm die Bayern zuvorgekommen waren, und nahm deshalb Quartier in Geislingen. Nachdem Vorposten ausgestellt waren, überließen sich seine, von einem siebentägigen Marsche ermüdeten Reiter der Ruhe, wurden aber in der Nacht vom 7. auf den 8. d. M. vom bayerischen Oberst Spork unerwartet überfallen. Die Bayern steckten den Ort in Brand, hieben nieder was sich aus den brennenden Häusern retten wollte und zogen sich, nachdem in kurzer Zeit der größte Theil der Mannschaft aufgerieben, mit über 200 | Gefangenen, worunter fast alle Offiziere, und mit 300 erbeuteten Pferden zurück. Nur Rosen selbst hatte sich mit etwa 300 seiner Leute im Schlosse behauptet (Heilmann, Die Feldzüge der Bayern in den Jahren 1643. 1644. 1645 S. 20, 62)[8]. Im Beginn Augusts 1644 zog sich Mercy von Villingen her über Balingen nach Rottenburg zurück. Im Jahr 1645 fielen die Hohentwieler in die Vorstadt von Ebingen ein, konnten sich aber der Stadt selbst nicht bemächtigen (Rebstock 164).

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Endlich wurde Balingen am 12. (22.) Januar 1647 von einer 5000 Mann starken Abtheilung Franzosen unter General Schönbeck stark beschossen und am folgenden Tage zur Übergabe genöthigt, wobei die 110 Mann zählende bayerische Besatzung vom Regiment des Oberst Pissinger sich auf Discretion ergab und die Bürgerschaft außer bedeutenden Naturallieferungen 6000 fl. Kontribution zu bezahlen hatte. Es blieb eine französische Besatzung in der Stadt bis zum Abschluß des westphälischen Friedens, der bekanntlich das württembergische Haus in all seinen Besitz wieder einsetzte. Am 28. November 1648 übergab der schlickische Amtmann dem württembergischen Rath Heinrich Achilles von Bouwinghausen vor gesessenem Gericht zu Balingen die Stadtschlüssel und wies die Bürgerschaft an den Herzog Eberhard. Sie dankte dem Grafen für seinen bisherigen Schutz und erbot sich am folgenden Tage zur Huldigung. Bouwinghausen ließ zum Zeichen der Ergreifung des Besitzes die Thore im Namen des Herzogs zuschließen und nach einiger Zeit wieder öffnen. An die übrigen 3 Ämter gab der schlickische Amtmann dem Bouwinghausen entsprechende schriftliche Aufforderungen mit (Sattler, Herzoge 9, 9). Die offizielle Berechnung des durch den Krieg erlittenen Schadens führte bei Stadt und Amt Balingen zu folgendem Ergebnis. Von 1858 Mann waren noch 882 vorhanden, Äcker lagen öde: 4569 Jauchert, Wiesen: 1437 Mannsmahd, – die Weinberge zu Frommern waren noch im Bau – von herrschaftlichen Gebäuden waren das Schloß sammt dem Ritterhaus dabei zu Balingen, 2 Ochsenscheuern in der Stadt, die schöne Schafscheuer auf Ochsenbronn total ruinirt, von den 8 Zehntscheuern im Amt 6 ganz | und gar abgebrannt, 2 so ruinirt, daß ihre Reparirung fast eben so hoch sich belief als ein Neubau; die Kirchen, Pfarrhäuser samt Scheuern, Fruchtkästen, Schulhäuser und dazu gehörige Scheuern, deren zusammen in allem 58 Gebäude im Amt gewesen, waren erbärmlich zugerichtet, abgebrannt, ausgehauen und niedergerissen, die Stadtmauern, sowie die Thore, Außengebäude, Mühlen und Wasserwehre zu Balingen durchlöchert, zerschossen u. s. w., von Privatgebäuden waren Häuser (samt Scheuern) 778, Scheuern (allein ohne Häuser) 418 abgebrannt und zu Grund verderbt, es befand sich überhaupt kein Flecken im ganzen Amt erhalten. In Ebingen mit Bitz waren 176 Bürger theils getödtet, theils, und zwar die größere Hälfte, sonst hingestorben und verdorben, lagen 115 Mannsmahd Wiesen, 365 Jauchert Ackers öde, waren 33 Häuser in Asche gelegt oder sonst zu Grunde gegangen, wogegen von Schlössern, Kirchen und fürstlichen Gebäuden, sowie von Weingärten – weil deren gar keine vorhanden – kein Schaden zu berichten war. (Vergl. zum Bisherigen v. Martens 330. 332. 338. 403. 406. 420. 421. 423. 430. 436. 441. 457. 464. 478. 491.)

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Nunmehr folgte eine längere für unsere Gegend im Ganzen wenigstens friedlich verlaufende Zeit bis zum spanischen Erbfolgekriege. In diesem unternahm am 23. Mai 1703 der französische Oberstlieutenant Desrobert mit 50 Reitern und 100 Musketieren einen Streifzug über Fridingen nach Ebingen. Als er vor dem Städchen angekommen, ließ er den Amtmann, die beiden Bürgermeister und drei Älteste vom Gericht herausrufen und erklärte ihnen, er müsse die Stadt abbrennen, weil die Brandschatzung nicht geliefert worden, wolle es aber unterlassen, wenn man ihm zwei der besten Pferde schenke, was dann auch geschah. Er nahm aber mit den Pferden auch die erwähnten Personen und einen mit altem Wein beladenen Karren mit fort, während seine Leute viele Pferde aus den Ställen raubten. Übrigens wurde seine Abtheilung bald nachher im Hohenzollerischen bei Kreenheinstetten durch kaiserliche Husaren und einige andere Mannschaft überfallen und aus einander gesprengt. Am 3. August wurden 600 Verwundete von der bei Munderkingen durch die Franzosen überfallenen österreichischen Heeresabtheilung des Generals Latour nach Ebingen verbracht, und die Winterquartiere bezogen die holländischen Truppen unter anderem in der Balinger Gegend. Am 13. April des nächsten Jahres kam Herzog Eberhard Ludwig in dieser Stadt mit dem | Feldmarschall von Thüngen und dem Fürsten von Hohenzollern zusammen, um Vertheidigungsmaßregeln gegen Tallards Vordringen durch den Schwarzwald zu besprechen. Hierauf zog Thüngen am 10. Mai mit seiner Heerschaar durch Thieringen, am 26. Juli kamen preußische Truppen nach Engstlatt und im August eilte Prinz Eugen von Savoyen über Balingen nach Rastatt (v. Martens 565. 570. 575. 580. 581. 593. 597).

Während des polnischen Erbfolgekrieges im Winter von 1733 auf 1734 hatte das Oberamt österreichische Einquartierung (v. Martens 618).

Nach einigen friedlichen Jahrzehnten brachten die französischen Revolutionskriege wieder manches Ungemach über die Gegend. Aus Anlaß von Moreaus berühmtem Rückzuge kam im Oktober 1796 eine französische Abtheilung unter den Generalen Vandamme und Desaix in die Ebinger Gegend. Am 4. d. M. erschienen die Franzosen auf den Höhen von Winterlingen und Bitz, drängten die hier zur Beobachtung des Rückzugs aufgestellten österreichischen Kürassiere ins Thal hinab, griffen sie am nächsten Tage auch hier an und jagten sie nach Ebingen, wo dieselben sich in der Schütte (einem Theil der Vorstadt), am oberen und unteren Thore und auf dem Marktplatz wieder aufstellten, nach tapferer Gegenwehr aber der feindlichen Übermacht weichen mußten und sich über Truchtelfingen, Thailfingen und Onstmettingen auf die nauendorfische Heerschaar zurückzogen. Nach der Vertreibung der Kaiserlichen in Ebingen begann hier sogleich das Plündern, besonders bei den Wirthen und Kaufleuten, und lagerte sich die ganze Abtheilung in und um die Stadt; Vandamme nahm sein Quartier in der Oberamtei, drohte Anfangs mit schwerer Strafe, weil man auf seine Leute aus einigen Häusern geschossen habe, versprach aber, nachdem ihm 75 Louisdors für sich und 50 für seine Adjutanten ausbezahlt worden, dem Plündern zu steuern, freilich ohne daß das letztere aufgehört hätte. Beim Abzug am 6. d. M. blieb er bis zuletzt und verhinderte so allerdings noch weitere Unordnungen. Eigentlich noch schlimmer wurde Winterlingen heimgesucht, wo vom 4.–7. Oktober gegen 12.000 Mann verweilten, desgleichen Meßstetten, wo gleichfalls ein Theil des Heeres durchzog, während Truchtelfingen, Thailfingen, Onstmettingen, Hossingen und Ober-Digisheim als solche Orte genannt werden, die weniger zu leiden hatten, und Kloster Margrethausen wenigstens eine Brandschatzungssumme | zu zahlen hatte.[9] Balingen selbst blieb diesmal von feindlichem Besuche verschont, wurde aber durch starke Lieferungen und kaiserliche Quartiere beschwert. Mitte März 1799 erschien Vandamme zum zweiten Male in Ebingen, zog aber bald wieder weiter, General St. Cyr lagerte sich am 26. März bei Winterlingen und marschirte am 27. über Ebingen nach Rottweil, während Vandamme bei Balingen erschien. Durch ein Geschenk von 100 Louisdors und 8 Ellen feines Tuch an ihn selbst, sowie ein verhältnismäßiges Geschenk an seinen Adjutanten ließ er sich bestimmen, seine übermäßigen Requisitionen größtentheils zu erlassen.[10] Doch verweilten beide Generale nur kurz in der Gegend (v. Martens 691. 697. 702. 710).


Alterthümer.
Römische.
Unser Bezirk ist im Norden, Westen, Süden und Südosten von ehemaligen Römerstädten umgeben, im Norden liegen Rottenburg, im Westen Waldmössingen und Rottweil, im Süden an der Donau hinab Tuttlingen und Altstadt bei Mühlheim, im Südosten die Römerstädte bei Sigmaringen und bei Mengen. Nur im Osten, wo sich die Hochfläche der Alb fortsetzt, kann kein größerer römischer Platz namhaft gemacht werden. Die Verbindungsstraßen dieser oben genannten Städte untereinander mußten zum Theil durch unseren Bezirk geführt werden, es sind aber auch in demselben schon einige römische Wohnplätze aufgedeckt worden. Da der Bezirk jedoch vielfach aus rauhem Gebirgslande besteht, so waren | in ihm die römischen Niederlassungen gewiß spärlicher, als in den fruchtbareren und milderen Gegenden unseres Landes, andererseits aber gingen einige höchst wichtige Straßenstränge durch den in der Ecke zwischen Neckar und Donau gelegenen hindurch, auch mögen schon lang vor den Römern uralte Handelswege, sogar über seine höchsten Höhen, eben von der Donau zum Neckar gezogen sein.

Von einzelnen Römerstraßen, soweit sie sich bis jetzt entdecken ließen, wären anzuführen:

1) Die von Rottenburg über Hechingen herkommende Straße, die über Engstlatt, Balingen, Endingen, Erzingen, Dotternhausen nach Schömberg und Rottweil führt; sie betritt unsern Bezirk auf Engstlatter Markung als die jetzige Landstraße und läuft diese verlassend an der Westseite der Stadt Balingen vorbei, wo ihr Pflaster beim Bau der Eisenbahn durchschnitten wurde; sie ist unten am Heuberg und weiter im Thal noch sichtbar, zieht nordwestlich an Endingen vorbei über die Kapellenäcker, heißt „alte Heerstraße“, bei Endingen „Heerweg“ und folgt zum Theil zwischen Erzingen und Dotternhausen der jetzigen Landstraße. Von Balingen aus zielt sie fast schnurgerade in südwestlicher Richtung auf Rottweil.

2) Eine zum Theil noch erhaltene und sichtbare Römerstraße ging von der ersten bei Engstlatt ab und zog über den südlichen Theil der Ostdorfer Markung nach Geislingen, wo wahrscheinlich eine römische Niederlassung war, und über Leidringen (OA. Sulz), wo vor einigen Jahren Trümmer eines römischen Mosaikbodens aufgedeckt wurden, gegen Harthausen OA. Rottweil. Auf Ostdorfer Markung ist sie zum Theil als „Heerstraße“ noch sichtbar, geht über die Geislinger Markung an der Heiligkreuzkapelle vorbei, von Geislingen aus eine gute Strecke auf der jetzigen Landstraße bis zum Häsenbühl, und von da über den Galgenberg nach Leidringen, von hier an führt sie unter dem Namen „Hardtweg“ weiter. – Ihr Zug in westsüdwestlicher Richtung weicht möglichst wenig von der geraden Linie ab.

3) Von Dautmergen (OA. Rottweil) zieht eine Römerstraße nordostwärts, die eben beschriebene östlich vom Häsenbühl kreuzend, zu der römischen Niederlassung auf den Saibswiesen bei Erlaheim, an der Binsdorfer Markungsgrenze; sie läuft von Dautmergen her auf der jetzigen Landstraße als „Heerstraße“, verläßt dieselbe, ihre gerade nordöstliche Richtung beibehaltend, | beim Waldhof, zieht als „Herchenweg“[11] an der westlichen Markungsgrenze von Geislingen hin über den Warnberg und unter denselben Namen noch gut erkennbar östlich an Erlaheim vorbei und weiter nach Rottenburg. Schon zu verschiedenen Malen wurden Theile ihres Steinpflasters aufgedeckt.

4) Eine Viertelstunde südlich von Erlaheim gabelt sich diese Straße und ein Arm davon zieht in nordwestlicher Richtung als „Heerweg“ auf Binsdorf und weiterhin auf die römische Niederlassung bei Sulz, s. auch die Oberamtsbeschr. von Sulz S. 89.

5) Aus dem Donauthal, von Irrendorf her, zieht gerade nordwärts, über „Heidenstadt“ östlich von Nusplingen, ein römischer Weg und in nordöstlicher Richtung über Hartheim und durch Meßstetten, von da auf die „Kriegsäcker“, und hier kommt in ihn von Süden von Leibertingen (römischer Wohnplatz) über Werenwag und Schwenningen ein alter Weg und führt, die nördliche Richtung fortsetzend, westlich am Wachbühl vorbei, hinab und hinüber über das Eyachthal und zwar auf der europäischen Wasserscheide zwischen Lautlingen und Ebingen, als auf dem besten, kürzesten, am wenigsten tief eingeschnittenen Übergang. Die Eyachthaleisenbahn durchschnitt auf der Flur „Todtland“ diesen Weg, der noch sichtbar quer über das Thal und vorbei an der Flur „Steinhaus“ beim „Hennenbrunnen“ zieht. Hier auf „Steinhaus“ stand ein römisches Gebäude (s. u.). Der Weg geht hinauf zur Maierei Ochsenberg und wahrscheinlich gerade nordwärts auf der Höhe zwischen Pfeffingen und Thailfingen über den Hangenbühl hinab zur Thalmühle und von da in die Straße von Balingen nach Hechingen und Rottenburg, als der allernächste Weg von der Donau zum Neckar.

6) Von der Römerstadt bei Sigmaringen geht eine noch wohlerhaltene Römerstraße, die „Hochstraße“, in nordwestlicher Richtung über Neuhaus eine halbe Stunde südöstlich von Winterlingen in den Bezirk, erst eine Strecke an der Landesgrenze hinlaufend, an Weinstetten (s. u.) und dem Gewand „in Gräbern“ vorbei. Der Straßendamm ist noch gut erhalten; sie zieht von Winterlingen nordwärts über die Fluren „Heck“ und „Leich“ gegen Bitz; von da wird ihr Zug ungewiß, vielleicht zog sie, | als „Schelmensteigle“ östlich an Onstmettingen vorbei und über die Zollsteige hinab gegen Hechingen. Von Winterlingen aus geht ferner in nordöstlicher Richtung der „Heidenweg“ auf Harthausen.

7) Von der Winterlinger Hochstraße zieht in nordwestlicher Richtung ein alter Weg weiter über die Flur „Schelmenegart“, wo schon Waffen und große menschliche Gebeine gefunden wurden, in das Schmiechathal hinab und läuft als „Heerweg“ thalaufwärts am ehemaligen württembergischen Zollhaus vorbei; von hier aus scheint ein Weg dem Thal entlang weiter gegangen zu sein, ein anderer ging von Ehestetten aus auf die Höhe der Hardt, als „Rottweiler Steig“, von der die Sage geht, die Alten hätten hier mit den Rottweilern um ihre Viehherden gekämpft. Diese Straße, jetzt noch fahrbar, läuft auf der Höhe immer in westlicher Richtung am „hohlen Felsen“ vorbei und als „Heerweg“ nach Meßstetten; von da geht er auf den westlich gelegenen „Kreuzbühl“ und „Roßberg“, wo der alte Straßenzug auf Heiden und im Walde sich eine bedeutende Strecke weit verfolgen läßt. Von da führte er wohl nach Ober-Digisheim und als „alter Weg“ nach Obernheim und weiter, immer noch in westlicher Richtung, nach Rottweil. Ob diese Straße eine römische ist, ließ sich bis jetzt nicht nachweisen; sie mag schon in vorrömischer Zeit entstanden sein, gleich wie die Verschanzung auf dem in der Nähe gelegenen Gräbelesberg.

Römische Niederlassungen. Zwischen Erlaheim und Binsdorf auf den Saibswiesen stand ein römischer Wohnplatz, von dem schon im Jahr 1808 Hypokausten (Heizeinrichtungen unter den Fußböden) aufgedeckt wurden. – Bei Geislingen sollen gleichfalls schon Grundreste von römischen Gebäuden gefunden worden sein.

Auf der Flur „Steinhaus“ zwischen Lautlingen und Ebingen gerade auf der europäischen Wasserscheide in der Nähe des „Hennenbrunnens“ stand an der Römerstraße (s. o.) ein römisches Gebäude, von dem jetzt noch Bauschutt, namentlich Tuffsteine herumliegen. Im Jahr 1874 fand man daselbst große Quadersteine, zwei davon gehören einer römischen Säule an und sind jetzt in dem nahe gelegenen Hause Petersburg, schon auf Ebinger Markung, als Staffeltritte, aber so daß die Säulentheile unversehrt unten liegen, verwendet. Die beiden Quader bestehen aus zwei großen Platten von rauhem Keupersandstein, an welche an einer Seite Stücke einer, 11/2 Fuß im Durchmesser haltenden, gebauchten, römischen Säule angeschafft sind; | an einem ist die Basis, schön gearbeitet, von attischer Form und zwar mit gedoppeltem oberem Rundstab, an dem andern das Kapitell, der Hauptform nach aus zwei flachen Hohlkehlen. – Vor etwa vierzig Jahren wurden auf dieser Stelle Stücke von eben solchen Säulen gefunden; auch fanden sich damals Kolbinger Platten als Bodenbeleg, wie solche die Römer mit Vorliebe benützten.

Auf dem Lochenstein (vergl. unten) fanden sich auch römische Ziegel, Bruchstücke von Sigelerdegefässen, sowie römische Gegenstände von Bronze und Eisen, z. B. ein Schlüssel.

Dann wäre noch ein im Jahr 1837 bei Unter-Digisheim gemachter reicher Fund von römischen Münzen zu erwähnen. Die Untergänger von Unter-Digisheim hoben an einem der Kaplanei gehörigen Acker beim „Kalkofen“ einen alten Markstein aus, um einen neuen zu setzen und fanden dabei einen Schatz von 143 Kaiser-Denaren. Die Münzen waren der Hauptsache nach von Antoninus Pius, Commodus, Septimius Severus, Caracalla, Plautilla, Geta, Elagabalus, Julia Paula, Julia Soaemias, Julia Maesa, Alexander Severus, Barbia Orbiana, Julia Mamaea. Von diesen Münzen wurden 30 Stück für das K. Münzkabinet in Stuttgart erworben. (Akten des Bureau.)

Auf Winterlinger Markung, ganz im Süden an der Landesgrenze, soll westlich von der römischen Heerstraße auf einem schön geformten Hügel ein Schloß verschwunden sein. Man sieht aber nichts mehr davon, der Boden, sonst überall Ackerfeld, liegt öde als Heideland. Möglich, daß hier eine römische Villa stand, da von einer mittelalterlichen Befestigung keine Spur vorhanden ist; auch liegt ganz in der Nähe drüben am anderen Abhang des hier in südwestlicher Richtung hinab ziehenden Thälchens das „Huigenbrünnele“, eine mit großen, schönen Quadersteinen gefaßte und überdeckte Quelle. Die sehr sorgfältige und dauerhafte Fassung mag auf römischen Ursprung deuten. Noch weiter südlich, schon auf preußischem Gebiet, sollen auf der nahen Flur „Weinstetten“ gleichfalls Gebäude gestanden sein.


Altgermanisches (Keltisches).[12]
An Denkmälern aus diesen vorrömischen Zeiten, als da sind Verschanzungen, Opferstätten, Grabhügel, ist der Bezirk, | wie das ganze Plateau der schwäbischen Alb, noch ziemlich reich, und bietet davon einige großartige und hochwichtige Anlagen. Von Grabhügeln liegen auf den einzelnen Markungen:

Auf der Markung Balingen: auf dem Binsenbohl, südöstlich der Stadt, 5 Grabhügel, durchschnittlich 2 m hoch bei 10 m unterem Durchmesser. Einer derselben wurde im Frühjahr 1880 geöffnet, man fand unter einer Steinsetzung das Skelet einer Frau mit zwei glatten, hohlen, bronzenen Armringen und einem schwärzlichen Gefäß neben dem Kopfe. Der Steinsatz war auffallend regelmäßig gebaut, 4 m lang und 11/2 m breit und von Südwesten, wo auch der Kopf des Gerippes, gegen Nordosten gerichtet; die schwarze Schale lag unter einem sog. Laibstein.

Auf der Markung Bitz: nordöstlich vom Ort an der Landesgrenze Grabhügel, wovon Gegenstände, Bronzeringe u. s. w. in der Fürstl. Sammlung in Sigmaringen und in der Sammlung vaterl. Alterthümer in Stuttgart. Weitere Hügel südwestlich vom Ort, beim Riedbühl.

Auf der Markung Burgfelden: Ein meist aus Steinen aufgeschütteter 7 Fuß hoher Hügel in einem Garten, an der Nordostseite des Orts, nicht weit von der Kirche.

Auf der Markung Erzingen: Die uralte Georgskapelle steht ohne Zweifel auf einem großen Grabhügel, gleichwie die bei Dotternhausen (s. OA.Beschreibung von Rottweil) gelegene Annakapelle.

Auf der Markung Geislingen: an der westlichen Markungsgrenze beim Waldhof in der Nähe der Römerstraße vier Grabhügel. Im Jahr 1850 wurden zwei davon durchstochen, man fand Urnen mit Asche.

Auf der Markung Hossingen: nördlich vom „Weichenwang“, an der Meßstetter Markungsgrenze, auf der Flur „Wangen“ 6 Grabhügel. Der am meisten gegen Osten gelegene gehört seinem größeren Theile nach zum Gemeindewald von Hossingen, ist mit Buchen bewachsen und hat seine ursprüngliche Form so ziemlich erhalten, dagegen wurden die übrigen 5 durch vieljährigen Ackerbau stark abgeflacht. Von diesen 5 Hügeln wurde der dem oben genannten Hügel, welcher der größte ist und ursprünglich einen Durchmesser von 60 Fuß bei 8 Fuß Höhe hatte, zunächst östlich gelegene durch einen Wegbau zerstört, wobei Bronzegefässe und viele Urnenscherben zu Tage kamen, die vier anderen aber wurden durch Pfarrer Ötinger in Meßstetten genau untersucht und folgen wir hier dessen in den | Schriften des Württemb. Alterthumsvereins B. II, H. 1, 1869, veröffentlichten interessanten Berichten.

Im größten der vier Hügel, der früher schon durch einen Schatzgräber angegraben worden war, fanden sich auf der Sohle des Hügels fünf Gräber, darunter eines ohne Skelet und zwei Fuß höher zwei Gräber mit Skeletten; die Tiefe des Hügels betrug 6 Fuß.

Das eine Grab auf der Sohle des Hügels enthielt in einem Steinsatz ein Skelet mit bronzener Haarnadel, das zweite Grab enthielt in einem Steinsatz das Skelet eines Mannes, dabei ein eisernes Schwert, mit der Griffzunge 31/2 Fuß lang, kleine Bronzesachen und auf der Brust ein glatter Kieselstein in Herzform, das dritte Grab in einem Steinsatz das Skelet eines Mädchens mit einem Halsring von Bronzedraht; das vierte Grab ein Skelet mit Gefäßscherben und einem Ohrring aus einem Golddraht, außerdem lag auf der Sohle des Hügels ein 2 Fuß im Durchmesser haltender Aschenplatz und unter einem Steinsatz Theile einiger mit bronzenen Nägeln dicht beschlagener Brettchen; dabei eigenthümliche mit Öhren versehene bronzene Beschläge von großer Zierlichkeit.

Zwei Fuß über der Sohle des Hügels fanden sich sodann zwei weitere Gräber, nemlich in einem Steinsatz die Skelette eines Mädchens und eines Mannes; das Mädchen mit Halsringen, Arm- und Ohrenringen aus Bronze. Außerdem waren im Hügel zerstreut Kohlenreste, kleine Scherben von Thongefässen, Feuersteine in kleinen Knollen und Scherben.

Der zweite südwestliche Hügel enthielt bei 2 Fuß Tiefe einen Steinsatz und ein Skelet mit Bronzemesser, 5 kleinen Bronzeringen und einem aus Kettengliedern bestehenden Bronzering; unter diesem Skelet lagen zwei Steine von ungeheurer Größe (bis zu 5 Centnern) und unter diesen wieder ein Skelet mit eisernem Schwert, Pfeilspitze und anderen Eisenresten; ferner fanden sich im Hügel Bronzegefässe, thönerne Urnen und das Skelet eines Ebers.

Der dritte nordwestliche Hügel enthielt drei Thongefäße, der vierte einen Steinsatz mit Skelet, Eisenschwert, einer Gewandschließe und einem Ohrlöffelchen von Bronze. Über die Form der Schwerter s. u. bei Truchtelfingen.

Unweit Hossingen lag gleichfalls ein Grabhügel mit einem Skelet und Bronzegegenständen, und ein weiterer unmittelbar | über dem Ort auf dem „Bohl“; dieser mit einem Skelet ohne Beigaben.

Von Hossingen aus führt eine alte Straße, die „Gasse“ und weiterhin das „Holderheckle“ genannt, hinaus auf den nördlich gelegenen Gräbelesberg (s. u.).

Auf der Markung Truchtelfingen findet sich auf dem eine halbe Stunde östlich auf der Höhe gelegenen „Degenfeld“ bei dem seltsam geformten Felsen „Hüttenkirche“ eine Gruppe von 15 Grabhügeln, von denen im Jahr 1841 durch Pfarrer Schmidt von Truchtelfingen einer aufgedeckt wurde. Man fand in demselben unter einem Steinsatz zwei Skelette mit kleinen Bronzeringen, einer Bronzespange, Eisenresten, rothen und schwarzen einfach verzierten Geschirrscherben und fünf Klapperkugeln aus röthlichem Thon (Akten des Bureau). Weitere Hügel, 9 an der Zahl, liegen mehr südlich an der vom „stählernen Männlein“ her führenden Straße.

Prof. Fraas, der im Mai 1880 zwei Hügel auf dem Degenfeld öffnete, fand u. A. in einem ein schönes, eisernes Schwert mit hölzernem Griff und hübsche Bronzesachen, alles ganz ähnlich wie in den Hossinger Hügeln und zahlreiche Urnen, die im Kreis umher standen, einige davon roth und schwarz mit reicher Ornamentik. Besonders interessant ist die Form dieser eisernen Schwerter, deren gegen die Klinge hin halbmondförmiger Griff noch die größte Ähnlichkeit mit dem der alten importirten Bronzeschwerter hat. Wir lassen hier den Bericht von Fraas an die K. Staatssammlung vaterl. Alterthümer, wohin die Gegenstände gebracht wurden, folgen: „Im vorderen Degenfeld war ein Hügel mit Steinsatz 2 m hoch, 8 m im Durchmesser. Der aufgeworfene Boden war ein fetter, weicher Moorgrund. Unter dem aus großen 2–3 Ctr. schweren Jurablöcken bestehenden Steinsatz fand sich zunächst ein sehr vergangenes Skelet mit den Resten einer zerbrochenen Bronzefibel. Das Skelet, von welchem Herr Obermedizinalrath v. Hölder die Schädeltrümmer in Händen hat, war nach der Beschaffenheit des femur zu urtheilen das eines Weibes. Unter dem weiblichen Skelet lag ein weiterer Steinsatz, unter welchem ein zweites männliches Skelet lag mit einem eisernen Schwert und einem bronzebesetzten Wehrgehäng. Die Lage beider über einander gelegenen Skelette war von Norden nach Süden, der Kopf am Südende des Grabes. Zahlreiche Urnen lagen, leider von den schweren Steinen zerdrückt und verschoben, um die Leichen innerhalb des Steinsatzes. Als | Beigabe fanden sich die Reste eines jungen Schweins, von welchem sich Zahn- und Kiefer und einzelne Rippen erkennen lassen. – Im hinteren südlichen Degenfeld wurde der größte 3,2 m hohe gegen 15 m im Durchmesser haltende Hügel von West nach Ost geschlitzt. Der Boden war gleichfalls ein speckiger, schwarzer Moorboden. Einen Steinsatz enthielt dieses Grab nicht, dagegen eine 5–6 cm hohe gegen den Rand des Hügels auslaufende Aschenschichte, aber ohne jegliche Spur von Knochenresten oder Beigaben.“

Auf der Markung von Winterlingen, nahe der Bitzer Markungsgrenze, liegt in einem flachen Hochthälchen eine Gruppe von 12 Grabhügeln; hievon wurden im Jahr 1836 drei aufgegraben. In einem derselben fanden sich drei größere Töpfe mit verbranntem Gebein, Theile einer Bronzefibel und eines eisernen Ringes; in den beiden andern geöffneten Hügeln standen Gefässe mit demselben Inhalt. (Akten des Bureau.)

Von Verschanzungen sind vorhanden auf der Markung Laufen die großartigen des „Gräbelesberges“, der davon seinen Namen erhalten hat. Bekanntlich tritt dieser Berg, auf drei Seiten von thurmhohen unersteiglichen Felsen eingefaßt, in erhabenen Umrissen von Süden her in das Eyachthal herein; Verschanzungen an seiner allein zugänglichen Südseite mußten ihn zu einer gewaltigen Festung machen und dies ist nun in großartigem Maßstab in zwei Vertheidigungslinien durchgeführt. Die erste Linie ist weit gegen Süden (Hossingen) vorgeschoben und greift da, wo der Felsberg oben nur noch eine Breite von 1000 württemb. Fuß hat, von Osten nach Westen von Felsabgrund zu Felsabgrund quer herüber, doch nicht gerade, sondern in einem stumpfen ausspringenden Winkel, und zwar zieht das 1200 w. Fuß lange Werk auf beherrschender Höhe, aus Graben und Steinwall bestehend, noch gut erhalten hin; die Höhe des Walls beträgt, von der Grabensohle aus gemessen 15–18, die Tiefe des Grabens 6–9 Fuß. – Die zweite innere Verschanzung liegt über 1000 Fuß hinter der ersten; sie läuft da, wo der Berg sich bis auf eine Breite von 350 Fuß oder 100 m zusammengezogen hat, zugleich aber nochmals eine steilansteigende Terrasse bildet; alle diese Vortheile sind geschickt benützt und quer herüber zwei sehr starke Vertheidigungslinien gezogen. Der hintere Wall liegt auf der obersten Bergeskante, ist vom Graben aus gemessen, 12 Fuß hoch, während der vordere Wall von dem vor ihm liegenden Graben gemessen, 30 Fuß hoch ansteigt, und | dann senkt sich erst noch das Terrain ziemlich stark abwärts, so daß die auf den Wällen Stehenden den anstürmenden Feind tief unter sich hatten. Die beiden Steinwälle stoßen an der Westseite des Berges in gerader Linie auf den Abgrund, an der östlichen Seite geht der vordere Wall, da der hintere auf der obersten Felsenkante liegt, noch weiter fort in einer Mulde und scheint sich dort an den Felsrändern gegen Norden umgebogen zu haben, doch ist hier durch früheren Bergbau, Bohnerzgruben, Alles zerwühlt und verändert.

Unter dieser inneren, 1000–1100 Fuß langen und 500 bis 600 Fuß breiten Festung läuft in nordwestlicher Richtung vom Ostrande bis zum Nordwestrande hin ein Höhlengang, gegen 300 Fuß lang, 7 Fuß breit und meist über 6 Fuß hoch; er mag als Versteck und Fluchtrohr, aber auch als Wohnung und zur Aufbewahrung von Vorräthen gedient haben. – An der Westseite des Berges fließt das „Stierbrünnele“ im „Höllwald“ und ganz unten in der Schlucht liegt geheimnisvoll der Dobelweiher.

Eine ganz ähnliche uralte Volksburg muß die gerade gegenüberliegende Schalksburg gewesen sein, hier ist aber durch die großartige mittelalterliche Burganlage (s. u.) Alles verwischt. Prof. Fraas fand jedoch schon vor Jahren in ihrer Mitte, wo die Burggärten waren, auch vorgeschichtliche Steinwaffen und Geschirrscherben. Ihre Lage ist, was den Zugang betrifft, für die Vertheidigung bedeutend günstiger als der Gräbelesberg, da sie nur durch einen ganz schmalen Sattel mit dem Gebirge zusammenhängt, dagegen ist ihre Felsenumschließung nicht so vollkommen, wie am Gräbelesberg; es waren aber an ihrem Rande doch nur kurze Strecken durch Schanzwerke zu schirmen.

Von Natur noch unzugänglicher und auch heute noch nur an einer schmalen Stelle über Felsenstaffeln mühsam zu erklettern ist der Lochenstein, jener z. Th. noch auf Weilheimer Markung gelegene riesenhafte Felsenstock, der eine zauberhaft schöne und weite Aussicht gewährt und mit seinen kahlen wildkühnen scharfkantigen Umrissen als ein wunderbares Naturgebilde vor uns in den Himmel hineinragt. Dieser unzugängliche Felsberg, auf seinem eirunden ziemlich unebenen Plateau etwa 500 Fuß lang und 400 Fuß breit, war unstreitig eine Opferstätte; auf seiner höchsten Höhe sieht man den Felsen zu einer 27 Fuß im Geviert haltenden Plattform von Menschenhand bearbeitet, darunter den Berg in breiten, theilweise künstlich hergerichteten | Stufen, und ferner ist der ganze auf dem Felsgrund liegende feine schwarze Boden ein Gemisch von Asche, Kohlen, Thierknochen und jenen uralten z. Th. hübsch ornamentirten Scherben, die hier zu Tausenden gesammelt werden können. Die Scherben haben sehr große Ähnlichkeit mit den auf dem Hohentwiel gefundenen, s. Oberamtsbeschreibung von Tuttlingen S. 523 und 559. Außerdem fand man schon viele thönerne Spinnwirtel und hübsche Bronzegegenstände, Fibeln, Nadeln etc. (jetzt im K. Naturalienkabinet in Stuttgart). Eigenthümlich ist, daß eben auf der höchsten Höhe bei der Plattform lange Stücke vom Felsen künstlich in gerader Linie abgespalten, z. Th. auch hinabgewälzt sind; ob in der Urzeit oder später im Anfang der christlichen Zeit, als man vielleicht zur theilweisen Zerstörung des heidnischen Opferplatzes schritt? – An der gegen Weilheim schauenden Seite des Berges zieht sich unterhalb der höchsten Felsenmasse ein schön geebneter ziemlich breiter Absatz umher und in diesem ist eine große Trichtergrube (Mardelle) noch wohl erhalten. Ohne Zweifel konnte der Berg in Zeiten der Noth auch als Vertheidigungsplatz benutzt werden; seine Hauptbestimmung scheint aber, besonders wenn man ihn mit dem nahen Gräbelesberg vergleicht, die einer Opferstätte gewesen zu sein. – Unterhalb des Berges, auf Weilheimer Markung, auf dem „Steinbös“, fand man eine schöne Steinaxt.

Das „stählerne Männlein“, auf Ebinger Markung, auf der Höhe, an der Straße nach Bitz gelegen, ein einzeln stehender steiler natürlicher Hügel, ist wahrscheinlich als eine alte Grabstätte anzusehen; dort sich findende Scherbenreste weisen auf die Zeit der Grabhügel hin. Die Volkssage läßt auf der Spitze des Hügels das Grab eines angesehenen Kriegers sein, der nach der Schlacht allein sich dahin durchgeschlagen habe, aber trotzdem dort oben erschossen und dann begraben wurde. In der That zeigt sich auf der Höhe, in den natürlichen Felsen gehauen, eine Vertiefung in der Größe eines Einzelgrabes.

Von „Regenbogenschüsselchen“, goldenen oder silbernen Hohlmünzen, wurde bis jetzt nur eines bei Winterlingen gefunden.


Alemannische Zeit.
Sogenannte Reihengräber aus der alemannisch-fränkischen Zeit, wie sie bei allen nach Vertreibung der Römer bei uns begründeten Ortschaften, und deren Zahl ist sehr groß, vorhanden | sind, aber, da sie über dem Boden keine Merkmale haben, nur durch Zufall, beim Kellergraben, Anlegen von Steinbrüchen etc. zum Vorschein kommen, wurden bis jetzt schon ziemlich viele im Oberamtsbezirk gefunden. So fand man bei Balingen zwischen dem Bahnhof und der Römerstraße beim Eisenbahnbau Reihengräber mit sehr reichen Beigaben, 59 Gräber wurden aufgedeckt. Leider sind von den dabei gefundenen Gegenständen durch den Brand im Eisenbahnbauamtsgebäude, wo sie einstweilen aufbewahrt waren, manche zu Grund gegangen; aber die noch erhaltenen Sachen geben einen hohen Begriff von der Kunstfertigkeit damaliger Zeit. Man bemerkt unter den jetzt im Museum vaterländischer Alterthümer in Stuttgart aufgestellten namentlich schöne, reich mit Silber eingelegte eiserne Rüstungs- und Schmuckstücke, dann Anhänger, darunter einer in Form eines griechischen Kreuzes, Gewandhaften und Zierscheiben von Bronze und eine prächtige scheibenförmige goldene Gewandnadel mit Filigran und farbigen Steinen. Das Kreuz in einem Grab weist bereits auf das Christenthum hin, doch mag dieser Begräbnisplatz schon Jahrhunderte vor Einführung des neuen Glaubens in Benützung gewesen sein. Es wäre für die Wissenschaft von hohem Werth, wenn das Todtenfeld, das sich noch weit gegen den Bebelt hin zu erstrecken scheint, einmal ganz aufgedeckt würde. Die Gräber lagen alle von Südwesten nach Nordosten.

Im Jahr 1876 wurden eine Viertelstunde oberhalb der Stadt beim Eisenbahnbau zwei weitere Reihengräber aufgedeckt.[ER 3]

Bei Bitz, am Steigle auf dem Rain fand man sehr alte Skelette, ebenso bei Dürrwangen an der Landstraße oberhalb des Hohlwegs; bei Ebingen, unterhalb der Stadt ein Reihengrab mit Eisenwaffen und einem Bronzering; bei Endingen, beim Eisenbahnbau im Jahr 1876/77, Reihengräber mit Eisenwaffen und Bronzegegenständen, ebenso bei einem der Steinbrüche; bei Frommern mit Eisenwaffen; bei Geislingen an der Wart ein Reihengrab mit Sax und Lanze. Ferner wurden in Meßstetten durch Pfarrer Ötinger (s. Schriften des Württ. Alterthumsvereins a. a. O.) in den sechziger Jahren 20 Reihengräber aufgedeckt mit Eisenwaffen, Bronzeschnallen, Ringen, Knöpfchen u. s. w., mit Silber eingelegten eisernen Rüstungsstücken, Glas-, Thon- und Bernsteinperlen; dann bei Oberdigisheim im „Gäßle“; bei Streichen auf dem erhöht gelegenen Kirchhof, „Bürgle“ genannt, hier fand man außer den gewöhnlichen Inlagen einen goldenen Schwertgriff und silberne Armspangen, | im „Wäldle“ oberhalb des Häusle ebenfalls Reihengräber; weitere in Thailfingen, Unterdigisheim und Winterlingen, hier beim Wirthshaus zum Kreuz und sonst an einigen Stellen, beim Neubau von Häusern.


Mittelalterliches.

Von mittelalterlichen Burgen, deren es zahlreiche im Bezirke gab, sind nur einige der Beschreibung werth, so vor Allem die Trümmer der Schalksburg, von den übrigen haben sich nur noch die Gräben und Wälle und einige vom Waldwuchs dicht übersponnene Mauerbrocken erhalten.

Die Schalksburg, wie schon oben bemerkt wurde, durch ihre Lage und natürliche Gestaltung einzig fest in ihrer Art, bot sich zu einer Burg oder sagen wir lieber zu einer befestigten Stadt von selber dar, wie ja auch aus den ältesten Zeiten Überreste von Besiedlung (s. o.) auf ihr vorgefunden wurden. – Der sehr ausgedehnte Felsenklotz hängt nemlich nur durch einen ganz schmalen, nach beiden Seiten schauerlich jäh abfallenden Sattel mit dem übrigen Gebirge zusammen, und zwar ist dieser Sattel auf einer sehr langen Strecke so schmal, daß er nur einen mäßig breiten Weg, auf dem mit knapper Noth ein Fuhrwerk fahren konnte, zuließ. Bei genauerer Untersuchung sieht man, daß der Sattel noch künstlich an einigen Stellen verengert, abgeschrofft oder auch durch Mauerwerk gehalten wurde. – Hatte man diesen ungemein leicht zu vertheidigenden schwindelerregenden Weg hinter sich, so traf man da, wo der Berg breiter zu werden beginnt und ansteigt, auf eine furchtbare dreifache Verschanzung, die, weil sie meist in den Felsen gebrochen ist, großentheils heute noch besteht. Es sind nemlich drei sehr breite und tiefe in den Fels gehauene Gräben, deren Wände, da wo der Fels Lücken bot, durch Mauerwerk beglichen wurden; auf den Rückseiten der drei Gräben stiegen dann noch schirmende Mauern hoch empor, und zwar, da der Berg ansteigt, waren es drei übereinander emporragende Bollwerke. Am stärksten war und auch am besten erhalten ist dasjenige hinter dem dritten Graben, wo auch die natürliche Felsterrasse am höchsten hinansteigt und eines gewaltigen Sturmlaufes bedurfte, um erobert zu werden. Hier steht noch als einstiger Schutz des Thores der gegen 50 Fuß hohe aus 9 Fuß dicken Buckelquadermauern aufgeführte Rumpf eines viereckigen Thurmes. – Von dieser letzten Terrasse an liegt eine große, | jetzt mit Wald bestockte ebene Fläche vor uns und tritt in großartigsten Felsmassen hinaus nach allen drei Seiten. Gegen das Eyachthal hin liegen auf ihr große Trümmerstätten versunkener Gebäude, gegen den Hohenzollern hin steht ganz auf der Ecke der stark durchlöcherte Rest eines Rundthurmes und dazwischen gegen Westen, wo eine kleine Strecke weit die Felsen aufhören und eine Schlucht herabzuziehen beginnt, ward diese durch eine 8–9 Fuß starke Umfassungsmauer, die, von Epheu überwuchert, noch ziemlich erhalten ist, geschlossen. Spuren der Umfassungsmauer sind auch an der Nordseite und noch mehr an der Südseite ganz gegen vorne, da wo die Gräben quer herüberlaufen; dort ist der Südflanke des Berges überall durch Mauern nachgeholfen. Der vertheidigte Raum war groß genug, daß seine zahlreichen Gebäude noch weite Gärten einfassen konnten, war ein echtes gewaltiges mittelalterliches Castrum, „Castrum Schalksburg“, wie es auch auf jenem Zollerngrabstein in der Balinger Stadtkirche genannt ist.

Und um diese Schalksburg her erhob sich vom zwölften bis zum fünfzehnten Jahrhundert auf den zahlreichen Riffen und Bergstirnen, wie ein Gefolge von Rittern und Reisigen, ein Kranz von Burgen; wir können im Umkreis von einer starken Stunde schon 7 Burgen, alle jetzt in Schutt gesunken, aufzählen; zwei bei Margrethausen, zwei auf dem Heersberg, eine auf dem Thierberg, eine auf dem Hirschberg und eine auf dem Streichenerberg. Als diese Herrenhäuser mit ihren steilen Dachgiebeln und weit umherspähenden Thürmen alle noch aufrecht standen und im Sonnenlichte glänzten, welch’ einen Anblick muß die an und für sich schon prachtvolle Gebirgsgegend gewährt haben!

Eine der merkwürdigsten jener Burgen war die auf dem Ochsenberg bei Margrethausen, denn sie stand nicht, wie die meisten andern, auf einem aus dem übrigen Gebirg keck vorspringenden Felsen, sondern sie stand auf der höchsten Stirne eines ganz schmalen langgestreckten Berges, dessen natürliche Form man nur wenig mehr bearbeiten mußte, um dort oben ein unangreifbares Ritternest anlegen zu können; man brauchte nur vorne und hinten zwei starke Gräben quer durch den Bergrücken zu graben, so entstanden dadurch an der Vorder- und Rückseite der Burg mächtige Wälle. An den beiden längeren Seiten war wegen der Steilheit der Abhänge keine Befestigung nöthig.

Eine weitere Burg wäre hier noch anzuführen, weil deren Anlage jene uralten Befestigungen auf dem Gräbelesberg nachahmt, | die Burg auf dem Schloßberg bei Thailfingen. Sie besteht aus einem von Fels zu Fels im Viertelskreis geführten, mit Benützung des steil abfallenden Berges stark haushohen gedoppelten Steinwalle, mit Graben davor, der oben einen Raum von 60 Schritt in Breite und Länge einschließt. Auf der Felsenecke liegen die Trümmer eines 22 Schritt langen und 16 Schritt breiten Steinhauses, mit einem an die äußerste Ecke vorgeschobenen, gleichfalls zerstörten Thurme. Das Steinhaus ist entschieden mittelalterlich, die erste Anlage des imposanten, in weitem Bogen geführten Steinwalles dürfte aber vielleicht in alemannische Zeit zurückversetzt werden.

Von Schlössern, Burgen, Burgruinen, einzeln stehenden alten Kirchen, Klöstern, Kapellen finden sich im Bezirke folgende. Ganz oder zum Theil noch erhalten: das ehemalige Schloß und die ehemalige Siechenhauskapelle in Balingen, das Kirchlein auf Ehestetten, Markung Ebingen, die Schlösser in Lautlingen und Geislingen, das ehemalige Kloster in Margrethausen, die Georgskapelle in Erzingen.

Größtentheils oder ganz abgegangen sind folgende Burgen, Schlösser, Klöster, Kirchen, Kapellen und Wohnorte.

Auf der Markung Balingen: Die Burg auf dem Hirschberg, von der die Gräben noch sichtbar sind.
Auf der Markung Burgfelden: der Ort Aufhofen.
Auf der Markung Dürrwangen: die ehemalige Klause im Wannenthal.
Auf der Markung Endingen: auf dem Nonnenhof stand ein Beguinenhaus.
Auf der Markung Frommern: am Fußweg von Frommern auf den Binsenbohl lag die alte St. Wenzelskapelle, aus deren Schutt die vierte Glocke auf dem Thurm der Kirche in Frommern ausgegraben worden sein soll; Mauerreste finden sich noch an der Stelle.
Auf der Markung Geislingen: der Wallgraben im „Dorfgarten“, vom früheren oberen Schloß herrührend.
Auf der Markung Hossingen: die spärlichen Ruinen eines alten Schlosses im Burtel (Burtelbachthal).
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Auf der Markung Laufen: Überreste der schon oben beschriebenen Schalksburg und der Burg am Heersberg.
Auf der Markung Lautlingen: die Burg Thierberg und die Burg auf der rechten Seite des Eyachthales, von beiden sind noch die Gräben und wenige Trümmer vorhanden.
Auf der Markung Margrethausen: die „Burg“ auf dem Gipfel des hohen Ochsenberges, wovon noch die Gräben und Bauschutt zu sehen sind, und eine kleine ehemalige Burg, das „alte Schlößle“, am nordwestlichen Fuß dieses Berges auf einem Felsblock. Vorn auf dem Ochsenberg der Wachtfels, wo ein Wachtthurm stand.
Auf der Markung Ober-Digisheim: hinter dem Ort ein ehemaliger Burggraben. Bei der oberen Mühle, am Geyerbadsteig und an der äußeren Sommerhalde sind Schanzgräben.
Auf der Markung Onstmettingen: auf dem Zellerhorn eine kleine Schanze, wahrscheinlich aus dem dreißigjährigen Krieg.
Auf der Markung Ostdorf: Ruine Hammerstall.
Auf der Markung Streichen: am Ort Spuren eines ehemaligen kleinen Schlosses „im Schlößle“ genannt, ein mit Graben umgebener 26 Schritt im Geviert haltender erhöhter Platz mit Spuren von Fundamenten, dabei ein Brunnen. Auf dem Streichener Berg oder Hundsrücken stand eine Burg, wovon noch zwei tiefe Gräben zu sehen sind. Das Dorf erstreckte sich früher auch über die Flur „im Häusle“, wo noch Gebäudeschutt vorhanden ist.
Auf der Markung Thailfingen: die Burg auf dem Schloßberg (s. o.); über dem Weilerthal sind Schanzgräben.
Auf der Markung Unter-Digisheim: im Wald ein Schanzgraben.
| Überdies kommen Flurbenennungen und Sagen vor, welche auf abgegangene Wohnorte, Verschanzungen, Burgen, Kapellen, Begräbnisplätze, Opferstätten u. s. w. hinweisen und zwar:
Auf der Markung Balingen: bei der Stadt gegen Hechingen zu Hahnengäßle, Webergasse, Kirchgasse, Klause, hier soll ein Kloster, Degenmauer, hier soll ein Schloß gestanden sein, an beiden Orten stieß man schon auf Bauschutt. Ferner die Benennungen Galgenberg, Urtelengaß; Wahlberg und Hegelengarten gegen Geislingen hin. Das unweit dem Hof Bronnhaupten gelegene „Schädelhärdtle“ mag auf eine alte Begräbnisstätte dieses abgegangenen Dorfes hindeuten.
Auf der Markung Bitz: auf dem Bocksberg soll in alten Zeiten heidnischer Gottesdienst gewesen sein; im „Gritter“ sei ein herrschaftlicher Stall gestanden. Die früher dem h. Martin geweihte Kirche sei eine Wallfahrtskirche gewesen.
Auf der Markung Burgfelden: der Ort habe früher fünf Kirchen gehabt und sei ein Wallfahrtsort gewesen.
Auf der Markung Dürrwangen: nach der Sage ging noch in den 1790er Jahren die Vizinalstraße von hier nach Stockenhausen durch den Schalksbach.
Auf der Markung Ebingen: beim abgegangenen Ort Ehestetten heißt es auch „alte Stadt“, hier sei die alte Stadt Ebingen gestanden; Wachtbühl auf der Höhe gegen Lautlingen, Siechenkapelle, Hofstatt, bei der Klause. Auf dem Schloßberg sei ein Schloß gestanden, man findet aber keinerlei Spuren.
Auf der Markung Endingen: Kapelle oder Schießmauer, hinter Hofen; auf „Leutstetten“ am rothen Land sei eine Schlacht geschlagen worden, auf der Illisburg und dem Hurn seien Kriegslager gewesen. – Westlich vom | Ziegelwasen, am Fuße des Schafberges, stand ein altes Kloster, Mönchshof genannt, von dem noch etliche Mauerreste im Boden verborgen sind. Bei Auflösung des Klosters schenkten die Mönche den drei Gemeinden Weilheim, Waldstetten und Frommern ihren Feldbesitz, man findet deshalb Allmandtheile von Frommern beim Ritterwirthshaus auf dem Ziegelwasen. Ein Acker ist derzeit noch gemeinschaftliches Eigenthum der drei Gemeinden, eine große Linde stand früher auf demselben.
Auf der Markung Engstlatt: Schloßrain, Hofstätt, Häsel, Käppelesäcker, „auf Steinen“.
Auf der Markung Erlaheim: Warnberg, Kirchmaueräcker, Kappelesäcker und Kappeleswiesen; der Ort sei früher auf „Achdorf“ gestanden und wegen Wassermangels später in die Niederung gebaut worden.
Auf der Markung Erzingen: Judenkirchhof.
Auf der Markung Frommern: der Platz, wo Kirche, Schule, Pfarr- und Rathhaus steht, heißt Frohnhof; beim Ziegelwasen heißt eine Stelle „Steinmäuerle“.
Auf der Markung Geislingen: gegen Bronnhaupten zu „im Keller“, in Kurzen- und Langen-Schlichten Spuren eines abgegangenen Wohnorts; dann die Namen Wart, Kalkofen, Häsel.
Auf der Markung Heselwangen: im alten Stall, Schloßberg, Hofstatt.
Auf der Markung Hossingen: Wachtbühl, Wolfsgrube, Donnersfeld; noch bei Mannesdenken ging vom alten Schlößle im Burtel ein Weg auf den Thierberg; die Allmanden zeigen deutliche Spuren von früherer Bebauung; auf dem Bohl Mauerreste.
Auf der Markung Laufen: Schlößle, Hinterhofen, im Kessel, in einem Felsen in der Nähe der Schalksburg das „Teufelsloch“.
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Auf der Markung Lautlingen: im Hardt „Kriegsäcker“, auf Todtland, Judenkirchhof.
Auf der Markung Margrethausen: Streitäcker.
Auf der Markung Meßstetten: Kriegsäcker, Hennenbühl, Kreuzbühl, Kappelesweg, Kalkhütte, Wachtbühl, Schildwache, Lauer, Höllthal, Schloßberg. Auch sind auf Weiden und Öden Spuren von früherem Anbau zu bemerken.
Auf der Markung Ober-Digisheim: Lauer, auf der Schießmauer; auf dem spitzigen Felsen rechts von der Straße nach Thieringen, in der Nähe des „Steinstalls“ und des „Gartens“ soll ein Schloß gestanden sein.
Auf der Markung Onstmettingen: Burgäcker, Burgwiesen, bei der Burg; in der Haselreute soll ein Götzentempel gestanden sein, man sieht noch Spuren von altem Gemäuer; auf dem heiligen Kapf ist noch der ringförmige Überrest vom Fundament einer Kapelle, in deren Nähe ein Ritter auf seinem Schlosse gehaust habe, woher die dortigen Wiesen „Ritterstall“ heißen. Noch sind nennenswerth die Namen: Kalkhaus, Weilerbühl, Hofäcker, Steinmäuerle, im äußeren Höfle.
Auf der Markung Ostdorf: Hinterhöfen, Käppele, Freihöfen, unteres und oberes Bruderhäusle; im verbrannten Bühl sei ein Schloß gestanden.
Auf der Markung Pfeffingen: Mühlstatt, im Seegarten, im Höfle.
Auf der Markung Stockenhausen: der Heiligengraben.
Auf der Markung Streichen: Guckenbühl, Zigeunerloch.
Auf der Markung Thailfingen: der freistehende Berg an der nördlichen Markungsgrenze heißt „Burg“, man findet aber Nichts von Verschanzungen.
Auf der Markung Thieringen: in der Richtung gegen Laufen heißt es „hinter der Burg“, beim | Heidenhof „Hennenbühl“, zunächst beim Ort Kriegsäcker.
Auf der Markung Truchtelfingen: Lauerbühl, Hofstätt, ein Felsen heißt „Hüttenkirche“, dabei Degenfeld (s. auch oben bei den Grabhügeln). Ein Theil des Orts schreibt sich noch „in der alten Straße“.
Auf der Markung Unter-Digisheim: Wachfelsen; auf der Parzelle Gettenweiler soll ein Gebäude gestanden sein.
Auf der Markung Weilheim: im Heimgarten stand ein Gebäude.
Auf der Markung Winterlingen: nördlich am Weg gegen Bitz Käppelesäcker.
Auf der Markung Zillhausen: die Volkssage spricht von einer Schwedenschanze, die Wiesen dabei heißen Burgacker.


  1. Literatur: Gedruckte Werke, welche speziell vom Oberamte und dessen einzelnen Orten handelten, gibt es – mit etwaiger Ausnahme des bei Ebingen zu nennenden – keine, es kommen daher eben die allgemeineren württ. Topographieen in Betracht, so: Zeiller, Chronicon parvum Sueviae 1653; Rebstock, Kurtze Beschreibung des ... Landes Würtemberg 1699; Sattler, Histor. Beschreibung des Herzogth. Würtemberg 1752; derselbe, Topogr. Geschichte des Herzogth. Würtemberg 1784; G. Schwab, Die schwäb. Alb 1823 (2. Auflage mit Zusätzen von Paulus 1878). Hieran reihen sich Crusius, Annales Suevici 1595/6 (besonders Paraleipomena 34), Reyscher, Sammlung altwürtt. Statutar-Rechte. 1834 S. 150–172, die bekannten Werke von Stillfried und Märker zur hohenzollerischen, von L. Schmid zur hohenbergischen Geschichte u. s. w. – Das handschriftliche Landbuch von Württemberg, welches Joh. Jak. Schmid, 1714–1743 Stadtpfarrer von Ebingen, verfaßte und welches manches einschlägige Material enthielt, wurde zwar von dem † Konrektor Pfaff in Eßlingen benützt, konnte aber derzeit leider nicht ausfindig gemacht werden.
  2. Vergl. L. Fr. Baumann, Die Gaugrafschaften im Wirtembergischen Schwaben. Stuttg. 1879 S. 143 ff.
  3. Vergl. zum Folgenden: v. Stillfried-Märcker, Hohenzollerische Forschungen 1, 136–166.
  4. Den Besitz dieses Klosters zu Erlaheim, Hossingen, Lautlingen, Pfeffingen, Streichen, Thieringen, Winterlingen, behandelt nach gef. Mittheilung des Herrn Professors Birlinger in Bonn ein Pergamenturbar Beurons aus dem 14. Jahrhundert.
  5. Im Oktober 1769 erschienen hierauf der Vizedirektor Dertinger und der Expeditionsrath Hofacker zu Balingen, beriefen die Amtsversammlung und verlangten von ihr, daß Stadt und Amt sich gegen Verpfändung der herrschaftlichen Gefälle in Ebingen, Rosenfeld und Bronnhaupten für 40.000 fl., welche Herzog Karl vom Kanton Schaffhausen aufgenommen hatte, verbürgen sollten, was jedoch auf die Protestation des verstärkten größeren landschaftlichen Ausschusses unterblieb (Pfaff, nach landschaftlichen Akten).
  6. Die im Folgenden mit einem * bezeichneten Orte befinden sich heutzutage nicht mehr beim Oberamt Balingen.
  7. Vergl. Freiburger Diöcesan-Archiv 1, 43 ff., 48 ff.; 4, 15 ff., 49 ff.; 5, 97 ff.; 13, 102 ff.
  8. Die Geislinger Sache machte bei den bayr. Truppen Grimmelshausens Springinsfeld mit, nachdem er kurz zuvor in einem mit Namen nicht bezeichneten Dorfe ein ergetzliches Abenteuer mit Wölfen ausgestanden (Bibl. des literar. Vereins 65, 104 ff).
  9. In den „Materialien zur Geschichte des Kriegs in Schwaben“ im Jahre 1796“ S. 615–617 findet sich folgende Schätzung des Schadens: Winterlingen 18.472 fl. (Geld 5437 fl., Meubel 9330 fl., Waaren 1044 fl., Pferde 2661 fl.), Meßstetten 3279 fl., Hossingen 299 fl. Ober-Digisheim 461 fl., Truchtelfingen 1116 fl., Thailfingen 172 fl., Onstmettingen 1989 fl., Bitz 810 fl., Ebingen 21.834 fl. (dazu etliche 1000 fl. Feldschaden, ein abgebranntes Haus 1400 fl., den 4 Adjutanten Vandammes 50 Louisdors, Sättel und Reitzeug 54 fl. werth, für 104 fl. Kaufmannswaaren).
  10. Er soll den Oberamtmann vor sich haben herlaufen lassen mit dem Befehl: „Geh Schulz, zeig mir das Haus des Bürgers Reinhard,“ d. h. des bekannten französischen Gesandten und Ministers Reinhard, dessen Vater damals Dekan zu Balingen war (Köhler).
  11. Frau Herche in der deutschen Heldensage Gemahlin Dietrichs von Bern, s. Uhlands Schriften, Band VIII, S. 301 ff.
  12. Werthvolle Notizen verdanken wir Herrn Pfarrer Th. Hartmann, früher in Frommern, jetzt in Upfingen OA. Urach.

Errata

  1. Das in der Anmerkung erwähnte Urbar des Klosters Beuron ist während des Drucks dieses Werks in der Alemannia 8, 185–214 veröffentlicht worden; es kommen hienach zu den bereits genannten Orten, an welchen Kloster Beuron berechtigt war, noch Ebingen und Frommern. Siehe Nachträge und Berichtigungen, Seite 543.
  2. S. 225 Z. 5 v. u. lies: Zellerhörnle. Siehe Nachträge und Berichtigungen, Seite 543.
  3. S. 250 trage nach: In neuester Zeit wurden in der Nähe des „alten Marktes“ in der „Ebergasse“ wiederum Reihengräber mit Eisenwaffen und hübschen bronzenen Schmucksachen gefunden und in die Staatssammlung vaterländischer Alterthümer in Stuttgart gebracht. Siehe Nachträge und Berichtigungen, Seite 543.


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