« Kapitel A 5 Beschreibung des Oberamts Balingen Kapitel A 7 »
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Gesellschaftlicher Zustand.




Grundherrliche Verhältnisse.
A. Grundherren.

Im Bezirk besitzt der Staat eine geschlossene Domäne: Bronnhaupten, Gemeindebezirks Erzingen, mit einem Areal von 656 Morgen Ackerfeld, Wiesen und Weiden; außerdem auf den Gemeinde-Markungen von Balingen, Endingen, Thieringen und Winterlingen 88 Morgen einzeln verpachtete Grundstücke, woneben noch 98 Morgen Äcker, Wiesen und Gärten als Besoldungsgüter in Nutznießung der Pfarreien stehen.

Außerdem hat noch zwei größere Besitzungen der Freiherr Schenk von Stauffenberg, nemlich die 360 ha große Herrschaft Lautlingen mit Margrethausen, Ochsenberg und Thierberg und die Herrschaft Geislingen mit 380 ha, erkauft in den Jahren 1697 und 98 von dem Grafen von Thurn-Taxis-Valsassina und dem Baron von Vogelmayer zu Thierberg.


B. Vormalige Lehen- und Leibeigenschaftsrechte.

a. Ritterlehen. Als solches besaßen die Schenken von Stauffenberg den ganzen Zehnten von Geislingen und den Blutbann zu Lautlingen und Geislingen, welches Lehen jedoch auf den Tod des Grafen Clemens Wenzeslaus Grafen von Stauffenberg im Jahr 1833 der Krone heimgefallen ist;

die Freiherrn von Ulm zwei Drittel am Zehnten zu Unter-Digisheim.

b. Falllehen. Falllehenbar waren dem Kameralamte 6 Bauerngüter zu Lautlingen und 3 Bauerngüter zu Frohnstetten fürstlich Sigmaringen’scher Herrschaft.

| c. Erblehen bestanden fast in sämmtlichen Bezirksorten, sie wurden im Jahr 1817 in Zinsgüter verwandelt und deren Gefälle sämmtlich abgelöst.

Ebenso sind aufgehoben oder abgelöst alle Leibeigenschaftsrechte und Frohnen.

C. Grundlasten.

Diese sind durch Ablösung beseitigt worden.

D. Zehnt-Rechte.

Auch diese sind sämmtlich abgelöst. Die früheren Zehntberechtigten waren in den verschiedenen Bezirksorten folgende:

1. Balingen. Der Staat für den großen Frucht- und für den kleinen Zehnten.

2. Bitz. Derselbe für beide Zehnten.

3. Burgfelden. Für den großen Zehnten der Staat, für den kleinen die Pfarrei Pfeffingen.

4. Dürrwangen. Beide Zehnten bezog der Staat.

5. Ebingen. Für den Hauptfruchtzehnten war die Stadt Ebingen mit den Stiftungen, für den großen Fruchtzehnten von einem bestimmten Distrikt der Staat in Gemeinschaft mit der Stadt, für den kleinen und Heuzehnten der Staat allein berechtigt.

6. Endingen. Der Staat für den großen Frucht- und Heuzehnten mit Ausnahme einiger der Heiligenvogtei Balingen zuständiger Plätze; derselbe für den kleinen Zehnten.

7. Engstlatt. Der Staat mit der Ortsstiftungspflege für den großen Fruchtzehnten, derselbe und die Ortspfarrei für den kleinen, für den Heuzehnten der Staat allein.

8. Erlaheim. Für den großen Fruchtzehnten die Ortspfarrei und der Staat, für den kleinen Zehnten der letztere allein.

9. Erzingen. Der Staat und zu einem gewissen Theil die Heiligenpflege Geislingen für den großen Frucht- und den Heuzehnten; für den kleinen Zehnten die Ortspfarrei.

10. Frommern. Für den großen und kleinen, sowie für den schon im Jahr 1827 abgelösten Weinzehnten der Staat.

11. Geislingen. Der Staat von 1833 an für den großen, die Ortspfarrei für den kleinen Zehnten.

12. Heselwangen. Der Staat für jeden Zehnten.

13. Hossingen. Die gräflich von Stauffenberg’sche Grundherrschaft zu Lautlingen für den großen, der Staat für den kleinen und Heu-Zehnten.

14. Laufen. Der Staat für den großen und kleinen Zehnten.

15. Lautlingen. Die von Stauffenberg’sche Herrschaft und die Ortspfarrei.

16. Margrethausen. Ebenso.

17. Meßstetten. Der Staat allein.

| 18. Ober-Digisheim. Ebenso.

19. Onstmettingen. Desgleichen.

20. Ostdorf. Für den großen Fruchtzehnten und Heuzehnten der Staat, für den kleinen Zehnten die Pfarrei.

21. Pfeffingen. Der große Frucht- und der Heuzehnten war zwischen dem Staat und der Stiftungspflege Burgfelden getheilt, der kleine Zehnten aber zwischen diesen und der Ortspfarrei.

22. Stockenhausen. Zehntberechtigt war der Staat für den großen, die Pfarrei Dürrwangen für den kleinen Zehnten.

23. Streichen. Der Staat für den großen, die Pfarrei Zillhausen für den kleinen Zehnten.

24. Thailfingen. Für den großen Fruchtzehnten der Staat, die Stiftungen in Ebingen und die Ortsstiftungspflege, für den Heuzehnten der Staat allein, für den kleinen Zehnten die Ortspfarrei.

25. Thieringen. Der Staat und die Ortsstiftungspflege für den großen, der Staat für den Heu-, die Pfarrei für den kleinen Zehnten.

26. Truchtelfingen. Der Staat allein.

27. Unter-Digisheim. Freiherr von Ulm, die Ortspfarrei und der Staat für den großen, die beiden ersten für den kleinen Zehnten.

28. Waldstetten. Der Staat für den großen und kleinen Zehnten.

29. Weilheim. Ebenso.

30. Winterlingen. Der Staat und die Stiftungsverwaltung Ebingen für den großen und Heuzehnten, für den kleinen Zehnten der Staat allein.

31. Zillhausen. Der Staat für den großen, die Ortspfarrei für den kleinen Zehnten.


Staats- und kirchliche Einrichtungen.
A. Einrichtung der Ämter.

Der Oberamtsbezirk bildet einen Theil des Schwarzwaldkreises und steht als solcher in gerichtlicher Beziehung unter dem Landgericht Rottweil, in administrativer unter der Kreisregierung in Reutlingen.

Von den Bezirksbehörden haben ihren Sitz in der Oberamtsstadt selbst das Amtsgericht, das Oberamt, das Kameralamt und das evangelische Dekanat. Die Katholiken des Bezirks unterstehen dem Dekanatamt Schömberg, welches gegenwärtig dem Stadtpfarrer in Schömberg übertragen ist. In forstlicher Beziehung führen die Aufsicht das Forstamt Rottweil und in einem kleinen Theil des Bezirks das Forstamt Sulz.

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a. Weltliche Ämter.

a. Amtsgericht,

besetzt mit 3 Amtsrichtern, 1 Amtsanwalt und 2 Gerichtsschreibern. Demselben sind untergeordnet das Gerichtsnotariat Balingen für die 11 Orte Balingen, Endingen, Engstlatt, Erlaheim, Erzingen, Frommern, Geislingen, Heselwangen, Ostdorf, Waldstetten und Weilheim; das Amtsnotariat Ebingen für die 8 Orte Bitz, Ebingen, Hossingen, Meßstetten, Onstmettingen, Thailfingen, Truchtelfingen und Winterlingen; das Amtsnotariat Dürrwangen für die 12 Orte Burgfelden, Dürrwangen, Laufen, Lautlingen, Margrethausen, Ober-Digisheim, Pfeffingen, Stockenhausen, Streichen, Thieringen, Unter-Digisheim, Zillhausen; ferner die Standesämter in sämmtlichen Gemeinden.

b. Das Oberamt

mit dem Oberamtsarzt, Oberamtswundarzt, Oberamtsthierarzt, der Oberamtspflege und -Sparkasse, dem Oberamtsbaumeister und -Wegmeister, dem Oberamtsgeometer und Oberfeuerschauer, sämmtlich in der Oberamtsstadt. Oberfeuerschauer für die OA.Stadt ist der OA.Baumeister in Sulz. Es befindet sich in der OA.Stadt ein Wasserbauverständiger Werkmeister.

In Beziehung auf den Straßen- und Wasserbau ist der Bezirk der Straßenbauinspektion Rottweil, in Beziehung auf den Hochbau dem Hochbauamt Rottweil zugetheilt.

c. Das Kameralamt

umfaßt den ganzen Bezirk. Das Umgeldskommissariat hat seinen Sitz in Rottweil.

d. Forstämter.

Dem Forstamt Rottweil unterstehen die beiden Revierämter Balingen und Ebingen. Zu ersterem gehören die Orte: Balingen, Bitz, Burgfelden, Dürrwangen, Endingen, Engstlatt, Erzingen, Frommern, Geislingen, Heselwangen, Laufen, Ostdorf, Pfeffingen, Stockenhausen, Streichen, Thieringen, Waldstetten, Weilheim, Zillhausen; zu letzterem die Orte: Ebingen (mit eigenem Stadtförster), Hossingen, Lautlingen, Margrethausen, Meßstetten, Ober-Digisheim, Onstmettingen, Thailfingen, Truchtelfingen, Unter-Digisheim, Winterlingen. Zum Forstamtsbezirk Sulz bezw. dem demselben zugetheilten Revier Rosenfeld gehört der Ort Erlaheim.

Das Pfandwesen wird in 3 Gemeinden von den betreffenden Rathsschreibern, in 4 Gemeinden durch einen Verwaltungsaktuar und in den übrigen Gemeinden durch die Notare besorgt.

| Der Oberamtsbezirk zählt 31 Gemeinden und zwar: 9 zweiter und 22 dritter Klasse. Zusammengesetzte Gemeinden sind es 4: Erzingen, Lautlingen, Margrethausen und Ober-Digisheim, welche 8 Theilgemeinden umfassen.

An der Spitze jeder Gemeinde steht ein Ortsvorsteher (Schultheiß bezw. Stadtschultheiß), welcher seinen Sitz im Hauptort hat.

Für die Verwaltung des Gemeinde- und des Stiftungs-Vermögens sind überall besondere Rechner, Stadt-, resp. Gemeinde- und Stiftungspfleger aufgestellt.

b. Kirchliche Ämter.

Der Bezirk ist vorwiegend evangelisch. Von 34.456 Einwohnern der Volkszählung vom 1. Dez. 1875 gehören nämlich 29.592 der evangelischen und 4774 der katholischen Kirche an; 78 haben eigene Konfession. Israeliten gibt es 12. – Sämmtliche Evangelische gehören zur Generalsuperintendenz Reutlingen und stehen unter dem Dekanat Balingen. (Außerdem stehen unter dem Dekanat Balingen die Evangelischen in Täbingen und Schömberg OA. Rottweil, dagegen wurden im Jahr 1878 die bis dahin demselben gleichfalls zugetheilten Evangelischen von Rottweil und Flözlingen dem Dekanat Tuttlingen überwiesen). Evangelische Pfarrstellen sind es 21, wovon jedoch 2, nemlich die Helferstelle in Balingen und die Pfarrei Heselwangen, ständig von einem Geistlichen versehen werden. Unter den 21 Pfarreien sind 2 ständige Pfarrverwesereien (Bitz und Laufen). Das Besetzungsrecht für sämmtliche evangelische Pfarreien des Bezirks steht der Krone zu.

Die Zahl der katholischen Pfarreien ist 5, nemlich Erlaheim und Unter-Digisheim Königlichen Patronats, Margrethausen Bischöflicher Kollatur und Geislingen und Lautlingen Patronatspfarreien des Freiherrn Schenk v. Stauffenberg. Die Katholiken in den evangelischen Orten sind je einer dieser Pfarreien zugetheilt, mit Ausnahme derjenigen von Endingen, Frommern, Waldstetten und Weilheim, welche nach Roßwangen, von Erzingen, welche nach Dotternhausen und von Thieringen, welche nach Hausen am Thann im Oberamt Rottweil eingepfarrt sind. Die wenigen Israeliten des Bezirks gehören dem Rabbinatsbezirk Mühringen an.

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B. Anstalten.
a. Schulanstalten.

Latein- und Realschulen. In den beiden Städten Balingen und Ebingen bestehen zweiklassige Lateinschulen, an welchen je ein Präzeptor und ein Kollaborator angestellt sind. Ebenso haben diese Städte Realschulen, Balingen eine einklassige, auf welche aber der Latein-Kollaborator mitvorbereitet, und Ebingen eine 2klassige mit 2 Reallehrern; die Realschulen werden fleißig besucht, auch von Knaben aus der Umgegend. Den Unterricht im Zeichnen ertheilt in Balingen der Reallehrer; in Ebingen aber ist ein besonderer Fachlehrer fürs Zeichnen angestellt. Mit Ertheilung des Turnunterrichts sind geeignete Volksschullehrer beauftragt.

Volksschulen. In den 25 evangelischen Schulgemeinden des Bezirks sind 44 Schullehrer und 19 unständige Lehrer angestellt; sie unterrichteten 1879 zusammen 5100 Schüler. Die Schule zu Ebingen ist eine 9klassige, die zu Balingen eine 5klassige; außerdem bestehen in 3 größeren Dorfgemeinden noch 4klassige Schulen. In der Rettungsanstalt „Augustenhilfe“ zu Ebingen bekleidet ein geprüfter Schullehrer die Stelle des Hausvaters und ertheilt den 40 Kindern zugleich den Schulunterricht.

Die Zahl der Sonntagsschüler betrug 1879: 1794.

Katholische Volksschulen bestehen 5 mit 7 Schullehrern, 1 Unterlehrer und 2 Lehrgehilfen. Die Zahl der Schüler beträgt im Schuljahr 1879/80: 684, diejenige der Sonntagsschüler 333.

Gewerbliche Fortbildungsschulen werden in Balingen, Ebingen und Onstmettingen gehalten in Verbindung mit Zeichenunterricht. Im Jahre 1879/80 haben 193 Schüler sich daran betheiligt. Balingen erfreut sich einer reichen, vom Gemeinderath verwalteten Dr. Sting’schen Stiftung, welche der gewerblichen Fortbildungsschule tüchtig unter die Arme greift und strebsamen Jünglingen, die sich im Gewerbsleben hervorthun, ansehnliche Prämien verleiht.

Weibliche Fortbildungsschulen werden in Balingen und Ebingen unterhalten.

Winterabendschulen gab es im Winter 1879: 12, mit 324 Schülern.

| Industrieschulen haben 22 Gemeinden, darunter 2 mit methodisch geleitetem Unterricht.

Kleinkinderschulen finden sich nur in den 2 Städten Balingen und Ebingen.

Ortsvereinsbibliotheken bestehen in sämmtlichen Gemeinden, sehr fleißig benützt; es ist dabei rühmend hervorzuheben, daß die Amtsversammlung jeder Gemeinde die Hälfte ihres jährlichen Aufwands ersetzt.

b. Wohlthätigkeitsanstalten.

Als solche sind aufzuführen:

1. Ein Krankenhaus in der Oberamtsstadt (s. Ortsbeschreibung).

2. Der alte (neuestens abgebrannte) und der neue Spital, sowie das Krankenhaus in Ebingen (s. Ortsbeschreibung).

3. Sparkassen;

a) Die im Jahr 1849 gegründete unter der Garantie der Amtskörperschaft und unter der Aufsicht der Staatsbehörden verwaltete Oberamtssparkasse, mit welcher in den einzelnen Gemeinden die Ortssparvereine in Verbindung stehen.
Im Jahre 1878 betrugen
die Einlagen in die Oberamtssparkasse 63.765 M.
die Rückzahlungen 50.526 M.
b) Sodann ist mit der Gewerbebank zu Ebingen eine „allgemeine Sparkasse“ verbunden.

4. Der Bezirkswohlthätigkeitsverein besteht seit 1847 und bezweckt außer der Armenunterstützung die Hebung der wirthschaftlichen und sittlichen Zustände der ärmeren Klassen des Bezirks, insbesondere auch die Fürsorge für die Verpflegung und Erziehung armer, verwahrloster, oder der Verwahrlosung preisgegebener Kinder durch Unterbringung in Rettungsanstalten oder Familien.

Einnahmen des Vereins im J. 1879: 1229 Mark; Ausgaben 1223 Mark, darunter für Unterbringung armer Kinder 623 Mark.

5. Bezirksagenturen der württ. Sparkasse sind drei im Oberamt.

6. Ein Hilfsverein zur Fürsorge für entlassene Strafgefangene wurde in der Oberamtsstadt gegründet 1848.

| 7. Armenhäuser bestehen 32 in 25 Orten und 2 Armenhospitäler in den 2 Städten.

(5 Gemeinden besitzen kein Armenhaus, 2 Gemeinden besitzen je 2, 1 Gemeinde besitzt 3, und 1 Gemeinde 4 Armenhäuser.)

c. Gewerbliche Anstalten.

Der Bezirk Balingen zerfällt auch in dieser Hinsicht in zwei verschiedene Gebiete, den oberen Bezirk mit dem Mittelpunkte Ebingen, und den unteren mit dem Mittelpunkt Balingen, in welchen sich die gewerblichen Verhältnisse unabhängig von einander entwickelt haben, und je mit besonderer Interessen-Vertretung durch einen Gewerbeverein („Gewerbe- und Handelsverein“ Ebingen, „Gewerbe-Verein“ Balingen), ferner je mit einer besonderen „Gewerbebank“ etc., wie auch die im Jahr 1878 anläßlich der Eisenbahneröffnung stattgehabte, sehr gelungene und von S. M. dem König mit Interesse besuchte Gewerbe-Ausstellung nur auf Ebingen sich beschränkte. Das Nähere s. unten in der Ortsbeschreibung.

d. Landwirthschaftliche Anstalten.

Es wurde im Jahr 1840 ein landwirthschaftlicher Bezirksverein mit dem Sitz Balingen gegründet.

Die ursprüngliche Mitgliederzahl desselben betrug 82 und ist neuestens auf 359 gestiegen.

Eine Reorganisation des Vereins fand im Jahr 1877 statt, wo der Verein sich neue Statuten gab und sich an den IX. Gauverband anschloß.

Die Angelegenheiten des Vereins werden besorgt durch einen Vorstand, Vizevorstand, einen Ausschuß und 10 Mitglieder, einen Sekretär und Kassier, beziehungsweise durch die Bezirksversammlung.

Der Verein hat sich die Förderung der Landwirthschaft in allen ihren Zweigen zur Aufgabe gestellt, namentlich durch Verbreitung landwirthschaftlicher Kenntnisse und Erfahrungen, durch Vorträge in Versammlungen, durch Anschaffung von Zeitschriften und Büchern, Einwirkung auf Errichtung, beziehungsweise Fortführung landwirthschaftlicher Fortbildungsschulen, Aussetzung von Preisen für ausgezeichnete Leistungen auf dem Gebiet der Landwirthschaft, insbesondere für Verbesserungen im Acker-, Wiesen-, Garten- und Obstbau, der Viehzucht, Bienenzucht, ferner | für die Einführung verbesserter Ackerwerkzeuge, Gartengeräthe etc. Verbesserung des landwirthschaftlichen Dienstbotenwesens u. s. f.

Die Vereinsbibliothek enthält 364 Nummern.

Winterabendschulen mit landwirthschaftlichem Unterricht werden seit Jahren gehalten, 1879/80 geschah es in 12 Gemeinden und erhielten die betreffenden Lehrer Honorare aus der Vereinskasse.

In der Regel alle 2 Jahre findet ein landwirthschaftliches Fest statt, verbunden mit Vertheilung von Prämien für ausgezeichnete Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine und dergleichen, welche dabei zur Ausstellung kommen.

Zur Hebung der Viehzucht insbesondere werden alle paar Jahre zur Wiederauffrischung der im Bezirk verbreiteten Simmenthaler-Race durch Vermittlung des Vereins Zuchtfarren in der Schweiz aufgekauft und an die Gemeinden überlassen. Auch kommt der Ankauf geeigneter weiblicher Zuchtthiere daselbst vor, welche im Weg der Lotterie im Bezirk verbreitet werden.

In jedem Frühjahr findet in allen Orten des Bezirks auf Kosten der Amtskorporation durch den Oberamts-Thierarzt eine Farrenschau statt, deren Ergebnisse dem Oberamt vorgelegt werden, welches die Beseitigung der vorgefundenen Mängel verfügt.

Bei der letzten Visitation (Frühjahr 1880) waren 84 Gemeindefarren vorhanden, welche mit nur wenigen Ausnahmen gute bis sehr gute Körperformen zeigten und mit Nasenringen versehen waren.

Ein paar Orte ausgenommen steht die Farrenhaltung in der eigenen Regie der Gemeinden.

Auf vielen Markungen des Bezirks fand früher der Austrieb des Rindviehs auf die Gemeindeweiden statt, hat aber innerhalb des letzteren Jahrzehnts mit einer unbedeutenden Ausnahme (für das Jungvieh in Ebingen) aufgehört. Die durchgreifende Einführung der Stallfütterung hat sehr günstige wirthschaftliche Folgen, insbesondere bezüglich der Hebung der Viehzucht gehabt.

Die Förderung der Pferdezucht bewirken die beiden im Bezirk errichteten Beschälstationen (Balingen und Ebingen), sowie eine vor 2 Jahren auf dem Gemeinde-Areal der Markung Ebingen als Aktienunternehmen gegründete musterhafte Fohlenweide, welche sehr stark benützt wird.

Die Schafzucht und der Schafhandel werden im Bezirk stark betrieben, veredelte Schafzucht insbesondere durch die von | Stauffenberg’sche Gutsherrschaft Geislingen. Es befinden sich im Bezirk, namentlich auf dem Heuberg, gesuchte Schafweiden.

Nicht ohne Bedeutung ist die Bienenzucht. Der hiefür gegründete Verein (31 Mitglieder) hat sich 1878 als besondere Sektion dem landwirthschaftlichen Bezirksverein angeschlossen.

Einer besonderen Pflege erfreut sich auch die Obstbaumzucht. Der landwirthschaftliche Verein läßt sich durch Aussetzung von Kostenbeiträgen die Ausbildung von Baumzüchtern in Hohenheim sehr angelegen sein, so daß nur wenige Gemeinden sich im Bezirk befinden, welche nicht einen geschulten Baumzüchter besitzen, verschiedene Gemeinden haben sogar deren zwei.

Seit einigen Jahren besteht auch im Bezirk ein besonderer Baumwärterverein unter der Vorstandschaft von Schloßgärtner Müller in Geislingen mit vielen Mitgliedern.

Der Verein gibt sich viele Mühe, durch pomologische Vorträge in Versammlungen an verschiedenen Orten des Bezirks, durch Veröffentlichung belehrender Aufsätze in den Lokalblättern des Oberamts Kenntnisse und Erfahrungen überall zu verbreiten und auf die Hebung der Obstbaumzucht hinzuwirken.

Der Obstbau hat nunmehr auch selbst auf den Hochplateaus des Heubergs Eingang gefunden und trifft man im Oberamt wenige Gemeinden mehr, welche nicht ihre eigenen Gemeinde-Baumschulen und Baumanlagen, und namentlich auch einen musterhaften Straßenbaumsatz haben.

Innerhalb der letzten 15 Jahre haben mehrere Gemeinden (namentlich Ebingen, Lautlingen, Ober-Digisheim, Onstmettingen, Pfeffingen, Thailfingen, Thieringen, Truchtelfingen, Unter-Digisheim) die auf den Hochebenen ihrer Markungen gelegenen Ackerflächen durch Erbauung sehr kostspieliger, kunstmäßig angelegter Gütersteigen zugänglicher und dadurch eine rationellere Bewirthschaftung derselben möglich gemacht.

Die Durchführung rationeller Feldweg- und Gewand-Regulirungen hat im Bezirk während des letzten Jahrzehnts vielfach Eingang gefunden. Auf einer Markung ist die Verbesserung vollständig vollzogen, auf vielen andern in einzelnen Öschen und beziehungsweise Distrikten eingeführt, soweit dies überhaupt die schwierigen Terrain-Verhältnisse zuließen, auf einigen wurden selbst diese mit großen Kosten überwunden.

An größeren Gütern finden sich in dem Bezirk: die Staatsdomäne Bronnhaupten; die v. Stauffenberg’schen Besitzungen Thierberg, Ochsenberg, Geislingen und Lautlingen, | von welchen übrigens die beiden letzteren nicht vollständig arrondirt sind.

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e. Anstalten für Handel und Verkehr.
1. Eisenbahnen.

Die den Bezirk durchziehende Eisenbahn bildet ein Glied der „Hohenzollern-Bahn“. Dieselbe wurde in 2 Abtheilungen erbaut und eröffnet: die erste Abtheilung von Hechingen bis Balingen, die zweite von Balingen bis Sigmaringen. Erstere Strecke wurde dem Verkehr übergeben am 1. August 1874, die letztere am 4. Juli 1878.

In den Bezirk Balingen tritt die Bahn ein an der Landesgrenze zwischen Bisingen und Engstlatt und verläßt denselben an der Landesgrenze zwischen Ebingen und Straßberg, sie berührt in ihrem Laufe innerhalb des Oberamts die Orte Engstlatt, Balingen, Laufen, Lautlingen und Ebingen.

Es beträgt ihre Gesammtlänge innerhalb des Bezirks 26.198 m, ihre Maximal-Steigung auf der Strecke zwischen der Landesgrenze bei Engstlatt und Balingen 1 : 110, auf der Strecke von Balingen gegen Ebingen 1 : 45.

Innerhalb des Bezirks liegen die Eisenbahnstationen Engstlatt, Balingen, Frommern, Laufen und Ebingen, sowie die Haltstelle Lautlingen, letztere ohne Güterexpedition.

Auf der Bahn verkehren täglich nach jeder Richtung 4, also zusammen 8 Züge.

2. Straßen.

Der Bezirk enthält folgende Staatsstraßen:

1. Von der ehemaligen sog. Schweizerstraße Hechingen–Balingen–Rottweil, die Strecke von Engstlatt (hohenzoll. Grenze) bis Erzingen (Oberamtsgrenze gegen Rottweil).

2. In der Richtung Balingen–Ebingen–Sigmaringen: von der Markung Ebingen bis Winterlingen.

3. Die Strecke Ebingen–Onstmettingen bis zur Landesgrenze gegen Hechingen (1879 auf württ. und preuß. Gebiet umgebaut).

4. Die Strecke Balingen–Rosenfeld (Erlaheim) bis an die Oberamtsgrenze gegen Sulz, Poststraße.

Als Nachbarschaftsstraßen sind namentlich anzuführen:

5. Von Balingen über die Markung Weilheim nach Thieringen, Ober- und Unter-Digisheim mit Einmündung in die | Straße Ziffer 6. (Die Lochenstraße wurde 1847 von der Amtskörperschaft erbaut, wird von ihr zu 2/3 unterhalten.)

6. Straße von Ebingen über Meßstetten nach Nusplingen bis an die Oberamtsgrenze Spaichingen; Poststraße mit Unterhaltungsbeiträgen vom Staat.

7. Straße von Ebingen über Bitz nach Gammertingen bis an die hohenzollern’sche Grenze, Poststraße.

8. Straße von Engstlatt nach Haigerloch (bis zur hohenzollern’schen Grenze, Eyachthalstraße 1878/79 auf württ. und preuß. Gebiet neu erbaut).

9. Straße von Ebingen über Thailfingen nach Hausen im Killerthal 1879/80 (auf württ. und preuß. Gebiet neu erbaut).

Auch außerdem besteht noch eine größere Zahl von Vizinalstraßen, welche nur einen beschränkteren Nachbarschaftsverkehr vermitteln und von denen verschiedene bei der manchfach sehr bergigen Terrainbeschaffenheit des Bezirks beschwerliche Steigen enthalten.

Die Nachbarschaftsstraßen – mit theilweiser Ausnahme bei Ziffer 5 und 6 – werden auf Kosten der betreffenden Gemeinden unterhalten und es wird deren geordnete Instandhaltung durch den Oberamtswegmeister überwacht.

Straßenwärter, welche sich durch Fleiß und Brauchbarkeit auszeichnen, erhalten aus der Amtspflege Prämien.

Wie früher die Staatsstraßen auf Staatskosten, so wurden im Jahr 1879 sämmtliche Nachbarschaftsstraßen des Bezirks im Auftrag der Amtsversammlung auf Kosten der Amtskörperschaft speziell vermessen, überall km- und hm- Steine gesetzt und ein genauer km-Zeiger hergestellt (s. Anhang).

Es beträgt hienach die Länge der Staatsstraßen im Ganzen 54,3 km
      darunter die Etterstraßen 11 km
Nachbarschaftsstraßen im Ganzen 146,1 km
Die Länge sämmtlicher Straßen zusammen 200,4 km

Der Straßenbaumsatz zeigt anstatt der ehemaligen Waldbäume fast überall Bäume von passenden Obstsorten.

3. Posten und Boten.
Es bestehen in dem Bezirk 6 Postämter, nemlich in Balingen, Ebingen, Engstlatt, Frommern, Laufen a. d. Eyach und | Winterlingen; – ferner 3 Postagenturen, nämlich Meßstetten, Onstmettingen und Thailfingen.

Den Postämtern zugetheilt sind:

1. Dem Postamt Balingen: die Oberamtsstadt mit Bebelt, Kesselmühle, Mahl- und Sägmühle (Straßer’sche) Stadtmühle und Ziegelhütte (Harmonie); ferner die Orte Endingen mit Eckhaus und Kutzmühle; Erzingen mit Domäne Bronnhaupten; Heselwangen; Geislingen; Ostdorf mit Kaunter-Gipsmühle; Erlaheim; Thieringen mit Heidenhof und Vohenthal; Ober-Digisheim mit Föhloch, Geyerbad, Michelfelderhof, Scheibhalden und Steighaus; Unterdigisheim mit Wolfenhof;

2. dem Postamt Ebingen: Ebingen mit Ehestetten, Ehestettermühle, Ehestetter Spinnerei, Ehestetter Stadtmühle, Fabrik im Mazmann, Galthaus, Petersburg, Stierhaus und Weißenhalde; Lautlingen mit Thierberg; Margrethausen mit Ochsenberg; Burgfelden; Pfeffingen mit Zitterhof; Bitz; Truchtelfingen mit Mühle;

3. dem Postamt Engstlatt: Engstlatt mit Böllatmühle, Gießmühle und obere Mühle;

4. dem Postamt Frommern: Frommern, Waldstetten mit Ziegelwasen; Weilheim; Dürrwangen mit Sägmühle und Ziegelhütte; Stockenhausen; Zillhausen mit Wannenthal; Streichen;

5. dem Postamt Laufen: Laufen mit Spinnfabrik;

6. dem Postamt Winterlingen: Winterlingen mit Riedmühle;

den Postagenturen:

1. Postagentur Meßstetten: Meßstetten mit Hossingen; Eichhalderhaus, Eichhalderhof, obere Mühle, untere Mühle;

2. Postagentur Onstmettingen: Onstmettingen mit unterer Dorfmühle, Ziegelhütte, Geifitze, Stichwirthshaus, Thalmühle, Wirthshaus ob dem Thal, Zollersteighof;

3. Postagentur Thailfingen: Thailfingen mit Weilerthalmühle und Neuweiler.

Die Postverbindungen im Oberamtsbezirk sind folgende:

Es besteht eine täglich 2malige Postverbindung zwischen Ebingen und Onstmettingen über Truchtelfingen und Thailfingen; ferner: eine 2malige Postverbindung zwischen der kaiserl. Postagentur Straßberg und Winterlingen; ferner: eine tägliche Verbindung zwischen Ebingen und der kais. Postagentur Neufra über Bitz.

| Die Postagentur Meßstetten und der dem Postamt Balingen zugetheilte Ort Unter-Digisheim stehen mit Ebingen durch einen täglichen Postwagenkurs in Verbindung. Ferner ist noch anzuführen: der tägliche Postwagenkurs von Balingen über Geislingen und Hochsträß nach Rosenfeld; und der (täglich) dreimalige Postkurs von Balingen über Endingen, Erzingen nach Schömberg (Rottweil).

Der Verkehr der Postämter Frommern, Laufen, Ebingen und Engstlatt findet mittelst der Eisenbahn statt.

Außer den Sonn- und gesetzlichen Festtagen begehen täglich 9 Landpostboten von den Postanstalten aus die Landorte, mit Ausnahme der nicht am Wege liegenden Parzellen, welch’ letztere je alle 2 Tage entweder durch den Hauptboten selbst, oder durch einen eigens bestellten Nebenboten begangen werden.

Von den vorhandenen 21 Frachtboten fahren solche regelmäßig zwischen:

Balingen und Rosenfeld und Schömberg,
Ebingen–Rottweil,
Erlaheim– Balingen,
Geislingen–
Laufen–
Onstmettingen–Ebingen,
Onstmettingen–Hechingen
Unter-Digisheim–Ebingen,
Winterlingen–Straßberg (Bahnstation).
4. Telegraphen.

In dem Oberamtsbezirk sind folgende 5 Telegraphenstationen eingerichtet: Balingen, Ebingen, Engstlatt, Frommern, Laufen.

f. Sonstige polizeiliche Anstalten.
1. Gesundheitspolizei.

Im Oberamtsbezirke sind angestellt:

Ein Oberamtsarzt, ein Oberamtswundarzt und ein Oberamtsthierarzt, sämmtlich mit dem Sitze in Balingen; außerdem befinden sich in Ebingen 2 approbirte Ärzte;

Wundärzte II. Abtheilung, die zugleich Geburtshelfer sind: 2 in Ebingen, je einer in Ober-Digisheim und Winterlingen.

| Die öffentliche Impfung wird vom Oberamtsarzt, unterstützt von den Ärzten und Wundärzten des Bezirks besorgt.

Hebammen sind 54 vorhanden.

Apotheken bestehen 3 im Bezirke, 1 in Balingen und 2 in Ebingen.

Sowohl in Balingen, als Ebingen befindet sich je ein städtisches Krankenhaus, beide mit Irrenlokalen versehen zur vorübergehenden Unterbringung von Geisteskranken. In beiden genannten Städten sind auch Badanstalten.

Mit Ausnahme von Waldstetten haben sämmtliche Gemeinden eigene Begräbnisplätze.

Kleemeister sind 2 im Bezirke aufgestellt; Wasenmeister fast in allen Gemeinden.

2. Sicherheitspolizeiliche Anstalten.

Das Amtsgericht und das Oberamt besitzen je besondere Gefängnisse. Für diejenigen des ersteren besteht ein besonderes Gebäude mit angebauter Wohnung des Gerichtsdieners, während die oberamtlichen in dem Rathhausgebäude eingerichtet sind. Beide Stellen benützen außerdem noch aushilfsweise die früheren Gerichtsgefängnisse (in dem sog. Wasserthurm).

Vorschriftsmäßig eingerichtete und ausgerüstete Ortsgefängnisse befinden sich in allen Gemeinden, und es sind auch überall Polizeidiener (in den beiden Städten je 2) aufgestellt.

Im Bezirk sind 8 Landjäger, nemlich der Stationskommandant mit 2 Landjägern in der Oberamtsstadt, ferner je 1 Landjäger in den Stationen Ebingen, Laufen, Ober-Digisheim, Onstmettingen, Winterlingen.

3. Bau- und feuerpolizeiliche Anstalten.

Es ist ein von der Amtsversammlung gewählter und von der Amtskörperschaft besoldeter Oberamts-Bautechniker (Oberamtsbaumeister) aufgestellt, welchem die technische Berathung des Oberamts in Bau- und Feuerpolizeisachen, namentlich auch die Begutachtung der Baugesuche obliegt.

Neuere Ortsbauplane bestehen außer in den beiden Städten in Laufen, Meßstetten, Onstmettingen, Thailfingen; Ortsbaustatute in Laufen, und für einzelne Ortstheile in den beiden Städten.

| Als Oberfeuerschauer funktionirt der Oberamtsbautechniker, mit Ausnahme der Oberamtsstadt, für welche ein auswärtiger Techniker (Oberamtsbaumeister in Sulz) aufgestellt ist.

Der Oberamtsbezirk zerfällt in 2 Kaminfegerbezirke.

Was die Feuerlöschanstalten betrifft, so sind in dem Oberamtsbezirk, außer in den Städten Balingen und Ebingen, wo seit einer Reihe von Jahren vortrefflich geübte und ausgerüstete derartige Corps bestehen, innerhalb des letzten Jahrzehnts Feuerwehren errichtet worden in den Landorten: Bitz, Dürrwangen, Geislingen, Onstmettingen, Pfeffingen, Thailfingen, Thieringen, Truchtelfingen, Winterlingen, welche sich bei den im Bezirk nicht selten vorkommenden Brandfällen zum Theil wiederholt als tüchtig bewährt haben.

Die Zahl der Mitglieder der Feuerwehren betrug 1879 2238.

In den übrigen Orten sind die Löschmannschaften gesetzmäßig eingerichtet; es besitzen dieselben die gleiche Lokalfeuerlöschordnung und sind mit den vorgeschriebenen Löschgeräthschaften versehen.

Eine genaue Aufsicht über die Löschanstalten führt der Oberamtsbaumeister, welcher hierüber Rapporte an das Oberamt zu erstatten hat.

Es sind zur Zeit (Juni 1880) in den Gemeinden angeschafft:

1. Fahrfeuerspritzen:
a) älterer Konstruktion 31
b) neuerer (einschließlich zweier Hydrophore) 29
      zu b) mit einer gesamten Schlauchlänge von 2677 m
2. Tragspritzen 2
3. Handspritzen 38

Die Amtsversammlung läßt sich die Verbesserung des Feuerlöschwesens insofern angelegen sein, als sie den Gemeinden, welche Feuerwehren errichten oder erweitern, Fahrfeuerspritzen und dergl. anschaffen, Korporationsbeiträge gewährt, zu welchem Zweck seit 1873 jedes Jahr eine angemessene Position in den Amtskörperschaftsetat aufgenommen wird.

Weiter besteht sodann die Einrichtung, daß diejenigen Abtheilungen der Feuerwehren, welche zu auswärtigen Bränden abgeordnet werden, mit ihren Löschgeräthschaften auf Kosten der Amtskörperschaft hin und her befördert werden und daß | dieselben eine Kostenvergütung und im Falle besonderer Auszeichnung Prämien aus der Amtspflegkasse erhalten (1876).

Gegenwärtig (Juni 1880) sind in dem Oberamtsbezirk 20 Mobiliarfeuerversicherungs-Gesellschaften durch 74 Bezirksagenten vertreten, und es sind im Ganzen 4136 Familien mit einem beweglichen Vermögen von 19.417.904 M. gegen Feuersgefahr versichert. Auch die sämmtlichen Gemeinden des Bezirks ließen ihr Mobiliar und ihre wichtigeren Dokumente versichern.

4. Gewerbepolizeiliche Anstalten.

Im Jahre 1871 wurden in dem Bezirk 2 Eichämter errichtet, das eine zu Balingen, das andere zu Ebingen.

Das Eichamt Balingen ist ermächtigt zur Eichung von Längenmaßen, Flüssigkeitsmaßen, Fässern (Inhalt und Tara), Gewichten und Wagen.

Dasjenige zu Ebingen zur Eichung von Längenmaßen, einschließlich von Präcisionslängenmaßen; ferner von Hohlmaßen, Fässern (I. u. T.); Gewichten, incl. von Präcisionsgewichten und Goldmünzgewichten; Wagen, incl. Präcisionswagen. –

Die Maße, Gewichte und Wagen der Handel- und Gewerbetreibenden werden auf Anordnung des Oberamts und auf Kosten der Amtskörperschaft von Zeit zu Zeit visitirt.


Amtskörperschafts- und Gemeindehaushalt.
A. Amtskorporation.

Nach der letzt gestellten und abgehörten Amtspflegrechnung pro 1878/79 bestand das Vermögen bei der Amtspflege in

Kapitalien 18.685 M. 80 Pf.
anderen Forderungen 719 M. 57 Pf.
Rechners Remanet 6216 M. 50 Pf.
Zusammen
25.621 M. 87 Pf.
Hierauf haften Passiva 2935 M. 00 Pf.
abzüglich 17.142 M. 88 Pf. Grundstocksguthaben.

Es betrugen pro 1878/79:

die laufenden Einnahmen 2030 M. 41 Pf.
die laufenden Ausgaben 19.735 M. 75 Pf.
      incl. wieder ersetzten 758 M. 94 Pf.
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der Amtsschaden 16.293 M. 72 Pf.
die Korporationssteuern 1819 M. 55 Pf.
An Grundeigenthum besitzt die Amtskorporation 3/4 an dem Rathhaus zu Balingen, Brandversicherungs-Anstalt 33.000 M. 00 Pf.
B. Gemeindeverwaltung
pro 1877/78, s. Anhang Tabelle III.

Nach dieser Tabelle besaßen die Gemeinden:

1) An Grundeigenthum 12.895 ha 13 a
an verzinslichen Kapitalien 180.729 M.
an sonstigen Forderungen exkl. Remanet 10.930 M.
2) Die Passiven betrugen:
an verzinslichen Kapitalien 270.354 M.
an sonstigen Schulden 5243 M.
3) Die Jahreseinkünfte beliefen sich auf 379.257 M.
4) Die Ausgaben auf 482.588 M.
5) Der Amtsschaden pro 1879/80 auf 19.500 M.
6) Die Gemeindeumlagen, einschließlich Tilgungs-, beziehungs­weise Ergänzungs­raten pro 1879/80 auf 127.900 M.
C. Stiftungspflegen.

Der Grundbesitz der Stiftungspflegen betrug 1878/79 156 ha 42 a. Daneben besaßen sie an verzinslichen Kapitalien 863.789 M., worauf keine Schulden haften. Die laufenden Einnahmen betrugen 59.983 M., die laufenden Ausgaben 59.806 M.

D. Armenpflegen.

Die Armenpflegen besaßen 1877/78 2 ha 35 a Grundeigenthum, ihre verzinslichen Kapitalien betrugen 41.404 M., ihre sonstigen Forderungen 116 M. Die Armenpflege von Ebingen hat eine Schuldenlast von 67.550 M. Die Einkünfte betrugen 23.956 M., die Ausgaben 43.690 M.

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Kataster und Steuern.

Nach den Berechnungen für das Etatsjahr 1. April 1879/80 betragen die Kostenvoranschläge

vom Grundeigenthum 237.394 fl. 53 kr.
von den Gefällen
von den Gebäuden 20.919.300 M. 0‒ Pf.
von den Gewerben 730.563 M. 0‒ Pf.

Die in demselben Jahr zur Umlage gebrachten Steuern betragen

von Grundeigenthum 62.672 M. 0‒ Pf.
von Gebäuden 23.691 M. 82 Pf.
von Gewerben 21.661 M. 34 Pf.
Zusammen
108.025 M. 16 Pf.

Einkommenssteuer wurde im Jahr 1879/80 erhoben:

vom Dienst- und Berufseinkommen 4622 M. 22 Pf.
vom Kapitaleinkommen 31.023 M. 66 Pf.
Zusammen
35.645 M. 88 Pf.

Die indirekten Steuern betrugen 1879/80:

1) Umgeld von Wein und Obstmost
Akkord 9815 M. 66 Pf.
Abstich 5339 M. 12 Pf.
Zusammen
15.154 M. 78 Pf.
2) Malzsteuer:
Braumalzsteuer 95.964 M. 65 Pf.
Brennmalzsteuer 407 M. 89 Pf.
Zusammen
96.372 M. 54 Pf.
3) Branntweinausschanksabgabe 10.848 M. 0‒ Pf.
4) Accise von
Lotterien, Theatern etc. 244 M. 40 Pf.
Liegenschaftsverkäufen und den denselben gleichgestellten Geschäften 18.265 M. 87 Pf.
Zusammen
18.510 M. 27 Pf.
5) Gewerbesteuer von Wanderlagern, Hausirern u. Musterreisenden 951 M. 18 Pf.
6) Hundeauflage 5376 M. 0‒ Pf.
6327 M. 18 Pf.
|
6327 M. 18 Pf.
7) Sporteln:
vom Amtsgericht 2492 M. 35 Pf.
von den Notariaten 9978 M. 73 Pf.
vom Oberamt 2228 M. 12 Pf.
von der Verrechnung des Kameralamts 1840 M. 31 Pf.
Zusammen
22.866 M. 69 Pf.


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