« Kapitel A 1 Beschreibung des Oberamts Böblingen Kapitel A 3 »
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II. Natürliche Beschaffenheit.

1. Bildung (Beschaffenheit) der Oberfläche im Allgemeinen.
Um eine richtige Ansicht von der Beschaffenheit der Oberfläche des Bezirks zu erhalten, müssen die geognostischen Verhältnisse desselben im Allgemeinen ins Auge gefaßt werden, da sich nach diesen die Terrainformen in steter Regel richten. Die Gebirgsformationen, welche hier| eine bedeutende Rolle spielen und einen entschiedenen Einfluß auf die Physiognomie des Bezirks ausüben, sind: die unteren Schichten des schwarzen Jura (Lias), der Keuper, die mit Diluviallehm bedeckte Lettenkohlengruppe und der Muschelkalk. Die Partie des Lias bildet bei Holzgerlingen und Altdorf ein ziemlich ausgedehntes Plateau, von dem sich zwei Rücken, der eine gegen Weil im Schönbuch, der andere über den Schönaicher First bis zum rauhen Kapf, hinziehen. Diese meist für die Landwirthschaft benützte Hochebene, die sich gegen 1800 württembergischer Fuß über die Meeresfläche erhebt, hat flache Rücken, zwischen denen sanft eingeteichte Mulden und Rinnen hinziehen. Das Liasplateau selbst aber bricht in schroffen, kantigen Terrassen nach allen Selten gegen die unter ihm liegende Keuperformation ab und nur gegen Süden, wo sich hier der Keuper abnorm über den Lias erhebt, erleidet dieß eine Ausnahme. Zu der Gruppe des Keupers gehören die Erhebung südlich von Altdorf und Weil im Schönbuch, die Gegenden um Breitenstein, Neuweiler, Schönaich und die bewaldete Partie zwischen Ehningen und Mauren, besonders aber der Höhenzug, welcher den von Böblingen, Sindelfingen, Maichingen und Magstadt östlich gelegenen Theil des Oberamtsbezirks bildet. Die Keuperpartien sind von Thälern vielfältig durchfurcht, in welche eine Menge Seitenthälchen und Schluchten eingehen. Zwischen diesen haben sich stufenförmige, mild abgerundete Vorsprünge gebildet, welche gegen die Thalsohle breit und ziemlich steil abfallen und eine hufförmige Gestalt annehmen. Die schmalen, häufig gekrümmten Thäler und Schluchten beginnen auf den Höhen und greifen so sehr in diese ein, daß entgegengesetzt ziehende Rinnen sich öfters beinahe berühren und daher kein zusammenhängendes Plateau zulassen. Östlich von Böblingen erhebt sich der Höhenzug des Keupers gegen 1850 württembergische Fuß über das Meer. Die dritte Hauptpartie, welche einen eigenthümlichen, milden Zug in der Physiognomie des Bezirks ausspricht, ist die des Diluviallehms| und der unter demselben lagernden Lettenkohlengruppe. An den westlichen Fuß der Keuperterrasse sich anlehnend, bildet sie eine ausgedehnte, fruchtbare Niederung mit flachen, langgestreckten, kuppenarmen Rücken, zwischen denen sanfte Einteichungen, welche mit weit ausgerundeten Mulden beginnen, hinziehen und dem Ganzen einen wellenförmigen Charakter verleihen. Die Gewässer dieser Formation fließen träge in der Ebene fort und scheinen zu kraftlos, um sich eine Rinne furchen zu können, daher die eigentlichen Thäler hier fehlen und erst dann beginnen, wenn die Gewässer den Muschelkalk erreicht haben. Wie die Keuperformation, mit Ausnahme der Gegend um Schönaich, beinahe durchgängig mit Wald bestockt ist, so trifft man hier bei der Lehm- und Lettenkohlen-Gruppe nur fruchtbares Ackerfeld und üppigen Wiesengrund. Zu dieser Partie, welche sich etwa 1500–1550 württembergische Fuß über die Meeresfläche erhebt, gehört das Flachland zwischen Magstadt, Maichingen, Sindelfingen, Böblingen, Dagersheim und Döffingen, ferner die Ebene bei Ehningen, die übrigens durch einen schmalen Keuperrücken (Hochberg) von der nördlicher liegenden Partie getrennt ist. Gegen Westen ändert sich allmählig der Charakter der Gegend, indem der bloß gelegte Muschelkalk mit seinen vielen abgerundeten Kuppen und seinen schroff eingeschnittenen Thälern auftritt und einen auffallenden Contrast gegen die östlich angrenzende milde Nachbargegend bildet. Eine Menge Steinwälle (Steinriegel), die der fleißige Landmann seit Jahrhunderten hier zusammen getragen hat, um sich den Bau seines Feldes zu erleichtern und die Armuth an Obstbäumen, geben der im Ganzen nicht unfruchtbaren Gegend ein steriles, unheimliches Ansehen und charakterisiren sie insbesondere. Die Thäler dieser Formation beginnen mit scharf eingeschnittenen engen Rinnen, die bald zu tiefen Thälern anwachsen, deren steile, öfters culturunfähigen Abhänge wenig Bewegung zeigen und nur durch beinahe senkrecht einziehende Seitenthälchen unterbrochen werden.


| Freistehende imposante Berge hat der Bezirk nicht, dagegen einige ziemlich isolirte Hügel, wie den, auf dem die Kirche und das Schloß zu Böblingen stehen, ferner den Galgenberg und den Goldberg zwischen Böblingen und Sindelfingen und endlich den Schloßberg (Burghalde) zunächst Sindelfingen.
a. Erhebung und Höhenbestimmung.

Der höchste durch barometrische Messung bestimmte Punkt des Bezirks, der zugleich auch der höchste Punkt des ganzen Schönbuchs ist, befindet sich 1 Stunde südlich von Altdorf im Eschachwald (1825 Pariser Fuß über der Meeresfläche). Die tiefste, durch trigonometrische Messung erhaltene Stelle ist das Niveau der Würm bei Schaffhausen, welches 1201 Pariser Fuß über dem Meere und somit 624 Pariser Fuß tiefer als der höchste Punkt des Oberamts liegt, woraus sich eine Mittelhöhe von 1513 Pariser Fuß für den Bezirk herausstellt. Von den Wohnorten hat der Schaichhof die höchste, Schaffhausen die tiefste Lage.

Trigonometrisch bestimmte Höhen: [1]
    Höhe über dem Meere
würt. F. Par. F.
Böblingen, Kirchthurmdachtraufe 1734 1529,3
Erdfläche an der Kirche 1639,5 1446
Erdfläche am Rathhaus 1610 1420
Waldburg (Bierkeller) 1817 1602,5
Hüttenthalberg (Sign.) 1639 1445,4
Aidlingen, Niveau der Aid am Ort 1479,7 1305
Altdorf 1693 1493
Dagersheim, Erdfläche an der Kirche 1477,5 1303
Darmsheim, Erdfläche an der Kirche 1489 1313
Holzgerlingen, Erdfläche an der Kirche 1687,6 1488,4
Schaffhausen, Niveau der Würm 1361,8 1201
Schaichhof, Erdfläche am Wohnhaus 1783,5 1573
Sindelfingen, Kirchthurmdachtraufe 1654,5 1459,2
Erdfläche am Kirchthurm 1574 1388
Weil im Schönbuch, Kirchthurmdachtraufe 1755 1548
Erdfläche an der Kirche 1681,5 1483
| Barometrisch bestimmte Höhen: [2]
  Höhe über der
Würm bei
Schaffh.
Höhe
über dem
Meere
Pariser Fuß
Schaffhausen, Niveau der Würm, Formationsgrenze zwischen Muschelkalk und bunten Sandstein,
  der in der Tiefe des Thals hier ansteht
1214
Schaffhausen, Erdfläche im obern Theil des Orts (auf Muschelkalk) 56 1270
Döffingen, Niveau des Schwippbachs (Muschelkalk) 44 1258
Aidlingen, Niveau der Aid am Ort (Muschelkalk) 104 1318
Anhöhe zwischen Aidlingen und Döffingen (Muschelkalk) 299 1503
Sindelfingen, Erdfläche am Torfmoor, auf blaulichem Keupermergel 123 1337
Böblingen, Niveau des obern Sees (Keuper) 174 1388
Böblingen, Erdfläche an der Post 218 1432
        „       Erdfläche am Schloß (Keupermergel) 255 1469
Holzgerlingen, am obern Ende des Orts, Tübingen zu, auf dem Plateau dieser Gegend (Liaskalk) 303 1517
Schaichhof im Schönbuch, Erdfläche am Wohnhaus (Liaskalk) 373 1587
Altdorf im Schönbuch, Erdfläche im mittleren Theil des Orts (Liaskalk) 292 1506
Eselstritt, auf dem Weg von Weil im Schönbuch nach Breitenholz (Liassandstein) 518 1732
Birkensee, eine sumpfige Hochfläche, östlich vom Eselstritt auf Liassandstein 560 1774
Höchster Punkt des Schönbuchs, 1/4 Stunde vom Eselstritt, südwestlich im Eschach-Wald,
   in der Nähe der Höhe der alten Weinsteige (Liassandstein)
611 1825
Stungart, Bergkette zwischen dem Thal des Goldersbach und Breitenholz (Liassandstein) 555 1769
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b. Abdachung und Wasserscheide.

Der größere Theil des Bezirks, der in das Flußgebiet der Enz gehört, neigt sich im Allgemeinen gegen Westen und Nordwesten mit Ausnahme des Flachlandes zwischen Maichingen, Sindelfingen, Böblingen und Dagersheim, welches ein Einfallen gegen Süden zeigt. Der Theil des Oberamts, dessen Gewässer ohne Vermittlung der Enz, mittelst der Aich dem Neckar zufließen, hat im Allgemeinen eine Abdachung gegen Osten.

Größere Ebenen im eigentlichen Sinne gibt es nicht; von geringer Ausdehnung sind die Moor- und Torf-Ebenen bei Sindelfingen und Böblingen.

Da der Oberamtsbezirk in seiner ganzen Ausdehnung, wie schon oben erwähnt wurde, mittelst des Neckars und der Enz dem Stromgebiete des Rheins angehört, so berührt die europäische Wasserscheide denselben nicht, dagegen zieht eine secundäre Wasserscheide zwischen Enz und Neckar südlich von Altdorf bei dem sogenannten Eselstritt in den Bezirk und lauft von da in einer Kurve gegen Nordwest, wendet sich westlich vom Schaichhof gegen Norden und führt, diese Richtung einhaltend, westlich an Holzgerlingen vorüber bis zum sogenannten Hörnle, wo sie eine Wendung gegen Osten macht und über den Schönaicher First bis zum sogenannten rauhen Kapf sich erstreckt. Beinahe auf der äußersten Spitze desselben wendet sie sich abermals gegen Norden und lauft über die sogenannten Leibstücklen auf den Hünnenbühl, von da durch den Wald Heuweg bis auf die alte Landstraße von Vaihingen nach Böblingen, auf der sie mit geringen Abweichungen in der Richtung gegen Vaihingen bis zur Oberamtsgrenze fortzieht.

c. Erdfälle und Höhlen.
Höhlen finden sich nicht im Bezirk, dagegen kommen in dem westlichen Theile desselben, wo der Muschelkalk der Oberfläche nahe liegt, mehrere Erdfälle vor und zwar: auf den Markungen Aidlingen, Darmsheim, Maichingen etc.;| in dem übrigen Theile befindet sich nur östlich von Schönaich ein Erdfall.

2. Gewässer.

Der Flächeninhalt sämmtlicher Gewässer, d. h. der Flüsse, Bäche, Seen und Weiher beträgt 1822/8 Morgen, davon kommen auf Seen und Weiher 50 Morgen.

a. Brunnquellen.

Der Bezirk ist im Allgemeinen sehr quellen- und wasserreich und in keinem der Wohnorte fehlt es an gutem Trinkwasser, mehrere haben sogar Überfluß daran und nur in einzelnen Orten, wie in Darmsheim und Ehningen fließen in ganz trockenen Sommern oder sehr kalten Wintern die Brunnen etwas spärlich. Die meisten Orte im Westen des Bezirks, im Gebiet des Muschelkalks, erhalten ihr Wasser ausschließlich nur aus Zieh- und Pump-Brunnen, wie Aidlingen, Dagersheim, Deufringen, Döffingen und Ehningen. In den letzten Jahren hat man an mehreren Punkten, wie bei Böblingen und bei Sindelfingen Versuche gemacht, durch Erbohrung artesischer Brunnen Wasser zu erhalten; von diesen hat ein Versuch bei Sindelfingen das glücklichste Resultat geliefert, wo ein 117' tiefes Bohrloch einen Wasserstrahl erreichte, der in einer Minute etwa 3 Imi klares, gesundes Trinkwasser zu Tage fördert.

b. Mineralquellen.
Eigentliche Mineralquellen und Gesundbrunnen sind keine vorhanden; am sogenannten Schützenbühl auf Holzgerlinger Markung befindet sich eine Quelle, das Ludlenbad genannt, deren Wasser gegen allerlei Zufälle, besonders gegen Krätze, mit gutem Erfolg gebraucht wird. Der Fieberbrunnen zu Weil im Schönbuch soll gegen das Fieber wirken und das Baden in der Schaich wird bei Hautkrankheiten für dienlich gehalten. Böblingen hat eine schwefelhaltige Quelle, die früher zum Baden benützt wurde;| noch heißt eine Stelle in der Nähe der unteren Mühle „das Bad.“ Vor einigen Jahren wurde in dem ehemaligen Klosterhof in Sindelfingen ein verschütteter Brunnen wieder ausgegraben, dessen Wasser aber weder zum Trinken noch zum Kochen und Waschen tauglich ist. Nach einer quantitativen Analyse, welche Dr. Hartmann in Sindelfingen mit demselben vornahm, wurde ziemlich viel freie Kohlensäure und kohlensaures Eisenoxydul, dann noch freies Natron, Magnesia und Kochsalze mit wenig Thonerde gefunden. Dieses, vermutlich aus dem Muschelkalk kommende Wasser, ein sonst angenehmer Eisenkohlensäuerling, hat einen widrigen fremden Zufluß, der wahrscheinlich abgehalten werden könnte. In der Nähe von Deufringen befindet sich ein Brunnen, der Schwefelwasserstoff in nicht gebundenem und vermuthlich auch in gebundenem Zustande enthält. Im Orte selbst sind einige Brunnen, deren Wasser zeitweise einen ähnlichen Geruch haben.

Periodisch fließende Quellen, sogenannte Hungerbrunnen, befinden sich unter der Kühstelle bei Böblingen, bei Aidlingen, bei Dagersheim, mehrere bei Döffingen, bei Neuweiler, am Schönaicher First u. s. w

c. Flüsse und Bäche mit ihren Rinnsalen (Thälern).
Obgleich der Bezirk keinen bedeutenden Fluß aufzuweisen hat, so gehört er doch zu den wohlbewässerten des Landes; übrigens ist der Wasserreichthum ziemlich ungleich über die Fläche vertheilt und entschieden durch die geognostischen Verhältnisse des Bezirks bedingt. Die bewaldete Keuperformation, die so ziemlich den östlichen und nordöstlichen Theil des Oberamts bildet, ist die reichste an lebendigen Gewässern, wenigstens sind diese auf die ganze Formation mehr verbreitet und verzweigt, während durch die am westlichen Fuß des Keupers auftretende Lehm- und Lettenkohlen-Gruppe, nur die Gewässer, welche sich in den Keupergebilden von allen Seiten zusammengezogen haben, als Bäche durchziehen und hier der Seitenzuflüsse aus der| Gruppe selbst entbehren. Ebenso ist auch das Plateau des Lias im Ganzen genommen wasserarm, dagegen treten am Saume desselben plötzlich starke Quellen hervor und fördern die Gewässer, welche sich aus der Atmosphäre auf dem Plateau niederschlagen oder von höher gelegenen Gegenden unterirdisch herziehen, zu Tage. Die im Westen des Bezirks lagernde Muschelkalkpartie hat mehr den Gewässern, welche aus höher liegenden Bildungen des Lias und des Keupers kommen, ihre Spalten geöffnet, durch die sie, schon zu Flüßchen herangewachsen, gemächlich und in vielen Krümmungen ihrem Ziele zufließen, übrigens aus der Formation selbst verhältnißmäßig nur wenig Zuflüsse erhalten. Die Eigenthümlichkeiten der Thäler, welche den Gewässern als Rinnen dienen, richten sich ebenfalls nach den vorkommenden Gebirgsformationen. Sie werden hier im Allgemeinen angegeben, um bei der Beschreibung der einzelnen Thäler öfterer Wiederholungen überhoben zu seyn. Die Liasthäler beginnen mit scharfen, spitzigen, gerade gestreckten Rinnen; die Thalsohlen sind auffallend schmal und die steilen jedoch nicht hohen Thalgehänge brechen von dem meist ebenen Plateau mit scharfen Kanten ab. Dergleichen Thäler sind gewöhnlich nicht lange, da sich die Gewässer bald bis auf den Keuper hinab furchen, dessen Thäler eine etwas breitere Sohle haben und häufig gekrümmt sind. Die, durch Seitenthäler, Schluchten und Rinnen vielfach getheilten Thalwände, zeigen dann meist hervortretende, mild abgerundete Vorsprünge, die bei den tiefer eingeschnittenen Thälern, je nach den verschiedenen Schichten des Keupers, stufenförmig werden. Die Thäler des Flachlandes, der Lehm- und Lettenkohlen-Gruppe, welche sich am westlichen Fuß der Keuperterrasse anlehnt, sind seicht und haben meist weite, moorige Thalebenen, an welche sich zu beiden Seiten nur flaches Land anlehnt, das keine eigentliche Thalabhänge bildet. In dieses Flachland brechen die scharf markirten Muschelkalkthäler mit ihren engen schroffen Rinnen ein und wachsen bald zu tief eingeschnittenen| Thälern an. Die wenig unterbrochenen Thalwände sind steil und haben in tiefer eingefurchten Partien häufig einen terrassenförmigen Absatz, der in der Verschiedenheit der Gebirgsschichten bedingt ist.

Der bedeutendste Fluß des Oberamts ist die Würm, mittelst derer alle in das Enzgebiet gehörigen Gewässer des Bezirks der Nagold und durch diese der Enz zugeführt werden. Um ihren Ursprung streiten sich zwei Ortschaften, Altdorf und Hildrizhausen, da beide starke Quellen haben, deren Abflüsse den Namen Würm führen. Die Würm entspringt demnach in zwei Armen, der eine im Bezirk bei Altdorf, der andere im Oberamt Herrenberg bei Hildrizhausen. Die Altdorfer Würm beginnt 1/8 Stunde südwestlich vom Ort in den sogenannten oberen Wiesen, fließt durch Altdorf und kommt bald auf die Oberamtsgrenze, welche sie eine Zeit lang bildet, dann verläßt sie den Bezirk auf eine kurze Strecke und nimmt außerhalb desselben die von Hildrizhausen herkommende Würm auf. Südöstlich von Mauren wieder in den Bezirk tretend, setzt sie ihren Lauf über Mauren, Ehningen und Schaffhausen fort und geht unterhalb dieses Orts nach einem 41/2stündigen Weg über die Bezirksgrenze. Von Altdorf an erhält der Fluß einen gekrümmten Lauf. Die Würm, welche bei starken Regengüssen öfters schnell anläuft und gefährlich wird, treibt während ihres Wegs durch den Bezirk schon in der Nähe von Altdorf eine Mühle, ferner eine Mühle bei Mauren, eine Ölmühle bei Ehningen, die Stegmühle auf Döffinger Markung und eine Mühle in Schaffhausen. Das Thal, welches bei Altdorf beginnt, ist Anfangs eine enge, mit steilen aber nicht hohen Rändern versehene Liasrinne, die 1/4 Stunde östlich von Mauren in die Keuperformation eintritt und sich dort zu einem stillen anmuthigen Thale ausbildet. Eine halbe Stunde nordwestlich von Mauren erweitert sich die mit Wiesen kultivirte Thalebene bis zu einer Breite von 1/8 Stunde, zugleich verschwinden die bewaldeten Thalwände und flaches Ackerland lehnt sich zu beiden Seiten an die Thalsohle. Erst bei Ehningen, wo das Flüßchen den Muschelkalk erreicht, erhält das Thal wieder steile, markirte Gehänge, die bald zu einer namhaften Höhe heranwachsen und den Thalcharakter der betreffenden Formation entschieden repräsentiren. Der Fall des Thales von seinem Anfang bei Altdorf bis zur Bezirksgrenze bei Schaffhausen beträgt 292 Pariser Fuß.

In die Würm münden ein:
a. auf der rechten Seite
1) der Ludlenbach; er beginnt westlich der Straße von| Böblingen nach Holzgerlingen zwischen dem Böbelsberg und dem Schützenbühl, fließt durch einen ziemlich tiefen, wiesenreichen Einschnitt und mündet 1/4 Stunde oberhalb Mauren ein;

2) der Glemsbach nimmt seinen Anfang am Fuß des sogenannten Hörnles und führt durch ein enges Waldthälchen unterhalb Mauren in die Würm;

3) die Schwippe entspringt 1/8 Stunde südöstlich von Maichingen im sogenannten Oberbrunnen, fließt in einem gegen Südosten gekehrten Bogen nach Sindelfingen, Dagersheim, Darmsheim, Döffingen und mündet östlich von Dätzingen ein. Die Schwippe treibt aus ihrem 31/2stündigen Weg, den sie durch den Bezirk zurücklegt, eine Mahlmühle in Sindelfingen, dann die Riedmühle zwischen Böblingen und Sindelfingen, 2 Mühlen in Dagersheim, eine in Darmsheim, eine in Döffingen und endlich eine Ölmühle zunächst an ihrer Einmündung. Das Thal derselben ist Anfangs bis gegen Dagersheim unbedeutend und entbehrt der Thalabhänge beinahe ganz. Die meist moorige Thalebene zieht sich zwischen flachen Ackergeländen hin und erweitert sich nordwestlich von Böblingen bis zu einer Breite von 1/4 Stunde. Gegen Dagersheim hin verengt sie sich allmählig und erhält Thalränder, die sich bald zu schroffen, kantigen Abhängen ausbilden. Der allgemeine Muschelkalkcharakter des Thals von Dagersheim abwärts, ist eintönig, hart und hat nichts ansprechendes.

In die Schwippe gehen ein:

Der Schlitzbrunnen, 1/4 Stunde südöstlich von Maichingen entspringend; er verstärkt nach ganz kurzem Lauf die noch unbedeutende Schwippe.

Der Seegraben beginnt 1/8 Stunde nordöstlich von Maichingen und mündet, nachdem er den Sträublesbrunnen aufgenommen hat, nach einem 1/2 stündigen Lauf ein.

Der aus dem Sindelfinger Torfstich laufende Bach mündet bei Sindelfingen ein.

Der Goldbach entspringt 1 Stunde östlich von Sindelfingen in einer Waldschlucht zwischen dem Eselsruckhau und dem Pfaffensteig und mündet 1/4 Stunde südlich von Sindelfingen in die Schwippe. Sein von Osten nach Westen ziehendes Thal wird das Marterthal genannt und hat eine ziemlich breite, wiesenreiche Sohle, die zu beiden Seiten mit bewaldeten nicht unbeträchtlichen Abhängen versehen ist, welche sich weiter unten in ziemlich flache Ackergelände verwandeln. In den Goldbach, der während seines Laufs die Goldmühle treibt, gehen mehrere zum Theil beträchtliche Seitenbäche, wie der Diebskarrenbach, welcher in dem Wald Diebskarren in mehreren Ästen beginnt und in vielen| Krümmungen gegen Süden zieht. Sein Thal ist enge, düstern, abgeschieden und mit waldigen, sehr zertheilten Abhängen versehen. Bei der sogenannten langen Brücke mündet der Mönchsbrunnen ein. Die Börstlach kommt von Süden her durch ein einsames Waldthälchen in den Goldbach und der Eschenbrünnlesbach läuft zwischen dem alten Hau und dem Goldberg in denselben. Aus der waldigen Schneckenklinge, welche in der Nähe der Landstraße von Sindelfingen nach Stuttgart ihren Anfang nimmt, fließt ein kleiner Bach in den Goldbach und endlich noch der im Wald Sommerhofen entspringende Sommerhoferbach, der anfangs durch ein tiefes, enges Waldthälchen fließt und aus mehreren Seitenschluchten Zuflüsse erhält. Der Bach führt in südwestlicher Richtung gegen Sindelfingen, wendet sich in der Nähe der Stadt um den Schloßberg, an dessen Fuß er zu einem See geschwellt wird und mündet dann 1/4 Stunde südlich von Sindelfingen ein. Er treibt bei Sindelfingen 2 Mühlen. Das Thal des Goldbachs und seine Nebenthäler ziehen sämmtlich in der Keuperformation und tragen das entschiedene Gepräge derselben.

Der Murkenbach beginnt 1/2 Stunde südöstlich von Böblingen, fließt durch ein unbedeutendes Thälchen nach Böblingen, wo er geschwellt wird und den obern und untern See bildet. Von dem untern See wieder ausgehend, mündet er oberhalb der Riedmühle in die Schwippe. Er setzt in Böblingen eine Mühle und 1/8 Stunde nördlich der Stadt die Rohrmühle in Bewegung. In den Murkenbach geht kurz vor seinem Einlauf in den obern See der Furthbach, welcher an der Baumgarter Wand im sogenannten Marktbrunnen entspringt und durch ein Wiesenthälchen, in welches das Wasserbergerthälchen eingeht, führt.

Der Aischbach nimmt seinen Anfang am Fuß der Diezenhalde 1/8 Stunde südlich von Böblingen, schleicht träge durch Wiesengründe, an die sich flache Ackergelände anlehnen und vereinigt sich 1/2 Stunde oberhalb Dagersheim mit der Schwippe. Derselbe erhält Zuflüsse aus dem freundlichen Maurener Thälchen und durch den Bach, der am Saume des Fasanengartens, im sogenannten Diezenbrunnen entspringt.

Endlich ist noch eines Bachs zu erwähnen, der im sogenannten Alfalterried zwischen Sindelfingen und Dagersheim entspringt, seinen Lauf gegen die Schwippe nimmt, aber 1/4 Stunde, ehe er diese erreicht, sich in den Boden versenkt und vermuthlich unterirdisch derselben zufließt.

4) Etwa eine Stunde östlich von Magstadt entspringt in einem unbedeutenden Weiher ein Bach, der zwischen Malmsheim und seiner Einmündung in die Würm der Rankbach genannt wird.| Derselbe fließt in westlicher Richtung nach Magstadt, wo er den Erbach aufnimmt und überschreitet unterhalb des Orts nach einem 5/4stündigen Weg die Bezirksgrenze. Er treibt in Magstadt eine Mühle und unterhalb des Orts eine Kunstmühle. Sein stilles, mildes Thal, das von seinem Beginnen bis nach Magstadt das „Hölzerthal“ genannt wird, hat eine wiesenreiche Ebene und bewaldete Thalwände, bis es 1/4 Stunde östlich von Magstadt in das Ackerland tritt, wo sich dann die Thalwände verlieren und erst unterhalb des Orts wieder beginnen.
b. Auf der linken Seite gehen in die Würm:

1) der schon oben berührte bei Hildrizhausen entspringende zweite Arm der Würm, welcher übrigens noch außer dem Bezirk einmündet;

2) ein Bach, der aus der Ketterlenshalde kommt und kurz vor seiner Einmündung oberhalb Mauren zu einem See geschwellt wird;

3) der Krebsbach entspringt südlich von Rohrau im Oberamt Herrenberg, tritt 1/4 Stunde südlich von Ehningen in den Bezirk und fließt bei letzterem Ort ein;

4) die Aid, westlich von Dachtel außerhalb des Bezirks entspringend, kommt sie südlich von Deufringen in denselben und mündet östlich von Aidlingen ein. Auf ihrem 3/4 Stunden langen Weg durch den Bezirk, treibt sie die Ölmühle bei Deufringen, weiter unten eine Sägemühle, vier Mühlen in Aidlingen und unterhalb des Orts die Furthmühle. In die Aid geht die von Gächingen herkommende Sau, auch Würm genannt, welche 1/4 St. nordwestlich von Deufringen in den Oberamtsbezirk tritt und unterhalb letzteren Orts, wo sie zwei Mühlen in Bewegung setzt, einmündet. Ferner fließt ein 1/4 Stunde langer Bach unweit der Sägmühle zwischen Deufringen und Aidlingen in die Aid. Das Aidthal und die Seitenthäler desselben sind tief eingeschnittene Muschelkalkthäler, die wegen ihres einförmigen Charakters nichts ansprechendes haben;

5) der von Ostelsheim herkommende Altbach, welcher nordwestlich von Dätzingen in den Bezirk und unterhalb dieses Orts in die Würm geht. Er berührt das Oberamt nur 1/2 Stunde lang, treibt in Dätzingen eine Sägemühle und 1/8 Stunde unterhalb des Dorfs die Dätzinger Mühle. Sein Thal gleicht den zuletzt angeführten. Ein Trockenthal, das sogenannte Völmlesthal geht oberhalb der Stegmühle in das Würmthal ein.

Endlich ist noch des Steinbachs zu erwähnen, welcher im Nordwesten des Bezirks entspringt, bald auf die Oberamtsgrenze kommt, an dieser eine kurze Strecke hinzieht und dann in den Bezirk Stuttgart eingeht. Derselbe wird künstlich dem Pfaffensee zugeleitet, sein natürlicher Weg geht in die Glems.

| Der zweite Hauptfluß des Bezirks ist die Aich, Ai, Aiha, welcher die übrigen Gewässer des Oberamtsbezirks, mit Ausnahme des Goldersbachs, dem Neckar zuführt.

Die Aich entspringt mit 3 starken Quellen in dem, in einen Felsen gehauenen Kirchbrunnen unter dem Rathhaus zu Holzgerlingen; sie erhält gleich bei ihrem Beginnen einige Zuflüsse, durch den Schloßbrunnen nächst der Burg Kalteneck und durch den Ablauf des um diese Burg gezogenen Wassergrabens, in den der Sträuchlesbrunnen und andere Quellen gehen. Außerhalb des Orts gegen den Schaichhof hin, befindet sich ein starker Brunnen, Häseltrog, der ebenfalls seinen Ablauf der Aich zusendet. Von Holzgerlingen führt die Aich in der Richtung nach Osten 1/8 Stunde südlich an Schönaich vorüber und verläßt, nachdem sie einen Weg von 2 Stunden zurückgelegt hat, bei der unteren Rauhmühle den Bezirk, um bei Unter-Ensingen in den Neckar zu münden. Das muntere Flüßchen treibt auf Holzgerlinger Markung, nur 800 Schritte von seinem Ursprung, in jugendlicher Frische die obere Mühle und weiter unten die mittlere und untere Mühle. Ferner die Eschmühle auf Neuweiler Markung, die Speidels- und die obere und untere Rauhmühle auf Schönaicher Markung. Das freundliche, fruchtbare, nicht tief eingeschnittene Wiesenthal, welches größtentheils durch die oberen Keuperschichten führt, wird bei starken Regengüssen öfters von den Gewässern der Aich überschwemmt, die dann besonders zur Zeit der Heu- und Öhmd-Ernte manchen Schaden anrichtet.

Zuflüsse der Aich sind:

a) auf der rechten Seite.

1) Der Eschelbach (Öschbach) entspringt in der Nähe der Straße von Holzgerlingen nach dem Schaichhof und mündet nach halbstündigem Lauf bei der mittleren Mühle ein.

2) Der Landgraben (Happach) nimmt 1/4 Stunde südlich von Breitenstein seinen Anfang und mündet zwischen der unteren Mühle und der Eschmühle ein. Sein enges nicht tief eingefurchtes Thal gehört größtentheils dem Keuper an, nur in dem oberen Theil wird es auf der rechten Seite eine Zeit lang von einem Liasabhang begleitet. In denselben geht der Wettebach, welcher durch Breitenstein fließt und sich in der Nähe des Orts mit dem Landgraben verbindet.

3) Ein kurzer Bach, der durch eine waldige Klinge führt und zwischen der Wolfenmühle und der Speidelsmühle eingeht.

4) Der 1/4 Stunde lange und durch eine tiefe Waldschlucht führende Laubbach entspringt auf der Oberamtsgrenze, die er eine Strecke weit bildet und dann oberhalb der unteren Rauhmühle einmündet.

| 5) Der Todtenbach oder Seitenbach beginnt bei Weil im Schönbuch, wird nächst dem Ort zu einem kleinen Weiher geschwellt und fließt in östlicher Richtung nach einem Lauf von einer Stunde unter der Todtenbachmühle über die Bezirksgrenze, um bei Waldenbuch einzumünden.

6) Die Schaich (Scheich, Scheyach) nimmt unter dem Namen Hengstbrunnen im Schönbuchwald, 1/2 Stunde südwestlich vom Schaichhof, ihren Anfang, vereinigt sich bald mit einem Bach, der im Kälberbrunnen unweit des Schaichursprungs beginnt, führt südlich an Weil im Schönbuch vorüber und 1/2 Stunde südöstlich von diesem Ort aus dem Bezirk. Ihr Lauf geht weiter über Dettenhausen und bei Neuenhaus in die Aich. Auf dem 2 Stunden langen Weg, den die Schaich im Bezirk zurücklegt, nimmt sie den Riethbrunnen und kurz vor ihrem Austritt aus dem Oberamtsbezirk den Ramsbach auf. Das durch sein Austreten öfters Schaden verursachende Flüßchen hat einen ziemlich starken Fall und treibt unweit Weil die Eselsmühle und die Sauteichmühle. Sein enges, stilles Thal, das eigentlich erst 1/8 Stunde südöstlich vom Schaichhof beginnt, ist gerade gestreckt, mit steilen aber nicht hohen Rändern versehen und trägt den echten Charakter eines Liasthals bis gegen die Eselsmühle. Hier wendet es sich und zugleich machen sich an den Gehängen die Keuperformen geltend.

d) auf der linken Seite

1) Der Krähenbach entspringt in dem vorderen und hinteren Mönchsbrunnen im Holzgerlinger Wald Haselhau und geht nach einem Weg von einer Stunde bei der Wolfenmühle, die er kurz vor seiner Einmündung noch treibt, in die Aich. Sein Thal, welches den Namen Ehenthal führt, ist enge und hat steile aber nicht hohe Thalwände, die durch Seitenthälchen mehrfach unterbrochen sind, von denen nur das Weihdorfer Thälchen, welches einem kleinen Bach als Rinne dient, bemerkenswert ist.

2) Der Seebach beginnt unweit Schönaich und vereinigt sich bei der Speidelsmühle mit der Aich. Sein etwa 1/2 Stunde langes Wiesenthal hat steile aber nicht hohe Wände.

3) Der Sulzbach, welcher am nördlichen Fuß der Hohenwart seinen Anfang nimmt und bald aus der Planklinge, aus dem sogenannten krummen Winkel und aus der Gehrenklinge Zuflüsse erhält, bildet von seinem Beginnen bis zu seiner Einmündung bei der oberen Rauhmühle 5/4 Stunden lang einen Theil der östlichen Bezirksgrenze. Sein enges, bewaldetes Keuperthal erweitert sich erst in der unteren Hälfte und erhält dort eine mit Wiesen kultivirte Thalebene.

4) Der südwestlich von Rohr beginnende Reichenbach berührt| nur auf kurze Strecke die östliche Oberamtsgrenze und führt dann außerhalb des Bezirks bei der Burkhardsmühle in die Aich. Aus unserem Bezirk geht in denselben ein Bach, der bei dem sogenannten rothen Steigle beginnt und nach 3/4stündigem Lauf in der Nähe seiner Einmündung über die Bezirksgrenze geht. Die waldige Rinne desselben ist Anfangs ganz enge und wird das A. B. C. Thälchen genannt, gegen unten erweitert es sich zu einem stillen, abgelegenen Wiesenthale und erhält dann den Namen Madenthal.

Endlich ist noch des großen Goldersbachs zu erwähnen, der bei Lustnau in die Ammer geht. Der Bach selbst berührt zwar den Bezirk nicht, dagegen bildet seine Thalebene etwa eine Stunde lang die südliche Oberamtsgrenze.

In den großen Goldersbach gehen:

1) Die Lindach entspringt außerhalb des Bezirks und berührt denselben, ehe sie einmündet, nur 1/8 Stunde an der westlichen Grenze.

2) Der kleine Goldersbach, 3/4 Stunden südwestlich von Weil im Schönbuch entspringend, erhält er bald aus waldigen Schluchten mehrere Zuflüsse. Nach 1/4stündigem Lauf tritt er auf die Oberamtsgrenze und zieht längs dieser fort bis zu seiner Einmündung an der südlichsten Spitze des Bezirks. Er hat kein eigentliches Thal, sondern nur eine tiefe mit steilen, bewaldeten Abhängen versehene Rinne.

d. Stehende Gewässer.

In dem Bezirke befinden sich keine natürlichen Seen, sondern nur künstlich angelegte Weiher; die namhaftesten sind die am südlichen Ende der Oberamtsstadt gelegenen Böblinger Seen, welche durch einen breiten Damm, über den die Straße von der Stadt nach Holzgerlingen führt, von einander getrennt sind. Der östlich vom Damm gelegene – 11 Morgen große – wird der obere, der westlich gelegene, dessen Flächeninhalt ebenfalls 11 Morgen beträgt, der untere See genannt. Diese namhaften Seen, die zu der malerischen Ansicht der Stadt viel beitragen, sind sehr fischreich und durch wilde Enten, Wasserhühner etc. vielfältig belebt.

Die übrigen Weiher des Bezirks sind:

Der 11/2 Morgen große Ganssee, 1/4 Stunde südöstlich von Böblingen.

Der 5 Morgen 7 Ruthen große Sindelfinger See, der zwischen der Stadt und dem Schloßberg liegt und seinen Zufluß von dem Sommerhofer Bach erhält.

Ein 5/4 Stunden östlich von Magstadt gelegener Weiher, dessen Ablauf durch das Hölzerthal führt.

| Der Maurener See, 1/4 Stunde südöstlich von Mauren; sein Flächeninhalt beträgt 21/2 Morgen.

Der nördlich von Weil im Schönbuch gelegene See, welcher durch den Todtenbach oder Seitenbach gespeist wird.

Der 7/8 Morgen große Schönaicher See.

Der See um das Schloß Kalteneck bei Holzgerlingen, welcher übrigens mehr ein mit Wasser gefüllter Burggraben ist.

Der nordöstlich vom Schaichhof gelegene See.

Der Hinterlinger See, 1 Stunde östlich von Sindelfingen, wurde in jüngster Zeit trocken gelegt.

3. Naturschönheiten.
Vermöge seiner geognostischen Verhältnisse fehlen dem Bezirk groteske Felsenpartien, Wasserfälle u. s. w. Dagegen sind in der Physiognomie desselben so viele Abwechslungen und verschiedene Charaktere ausgesprochen, wie sie selten in anderen Bezirken des Landes getroffen werden. Wer die zusammenhängenden, unebenen, von Thälern vielfältig durchfurchten Schönbuchswaldungen im östlichen Theile des Bezirks durchwandert hat und am Saume derselben bei der sogenannten Waldburg, einem östlich von Böblingen gelegenen Wirthschaftsgebäude anlangt, wird gewiß sowohl von der freundlichen und ausgedehnten Fernsicht, als von dem ganz veränderten Charakter des am Fuße des waldigen Gebirgszuges liegenden fruchtbaren ebenen Ackerlandes seltsam überrascht und angesprochen werden. Von dem Gebirgszuge treten in die Ebene einige Hügel vor, die einen allmäligen Übergang in dieselbe bilden. Um einen dieser Hügel lagert sich die Oberamtsstadt; auf seiner Kuppe stehen Schloß und Kirche und bilden im Einklange mit ihren Umgebungen einen äußerst malerischen Vorgrund der Landschaft. Mehr nordwestlich liegt am Fuße der Burghalde, eines ebenfalls gegen die Ebene vorspringenden Hügels, die Stadt Sindelfingen mit dem spitzen Kirchthurme auf der einen und mit dem schwarzen Torfstich auf der andern Seite. Westlich und nordwestlich dieser beiden Städte dehnt sich die milde fruchtreiche Ebene mit ihren schönen stattlichen Ortschaften und üppigen Wiesengründen| aus, durch welche sich klare, mit Weiden besäumte Bäche still und friedlich hinziehen. Den Hintergrund bildet ein blauer Streifen des lang gestreckten Schwarzwaldes. Besteigt man das obere Stockwerk der Waldburg, so erblickt das Auge über den ausgedehnten vielfältig gruppirten Schönbuch hin, noch einen Theil der schwäbischen Alp. Auf dem sogenannten Schönaicher First, einem Bergrücken zwischen Böblingen und Schönaich, hat man gegen Südosten eine entzückende Aussicht in die fruchtbare Schönaicher Thalweitung, deren Niederung durch das enge Aichthal mit seinen vielen verzweigten Seitenthälchen mannigfaltig durchfurcht ist und einen von der oben beschriebenen Ebene bei Böblingen ganz verschiedenen Zug in der Physiognomie des Bezirks bildet. Über die Thalweitung und über einen Theil des Schönbuchs hinweg, heftet sich der Blick im Hintergrunde an den nordwestlichen Abfall der schwäbischen Alp, die hier im weiten Halbkreise vom Hohenzollern bis zum Hohenstaufen mit ihren ausgezeichneten Punkten, Kornbühl, Roßberg, Achalm, Hohenneuffen, Teck, Breitenstein, Bosler u. s. w. sichtbar ist. Von dieser Stelle aus soll man vor etwa 90 Jahren nur die äußerste Spitze des Kirchturms zu Weil im Schönbuch gesehen haben, während man gegenwärtig das ganze Dorf überblickt, was einen Beweis liefert, wie sehr sich das zwischen beiden Punkten gelegene Terrain gesenkt hat. Unweit Holzgerlingen auf einer Anhöhe, das Kreuz genannt, erstreckt sich die Aussicht dem Aichthal entlang, weit über die Filderebene und schließt mit einem Theil der Alpkette. Gegen Süden übersieht man einen Theil des Schönbuchs und gegen Westen begrenzt der Schwarzwald die ausgedehnte Fernsicht. Auch von hier aus wird eine Abflachung des Terrains bemerkbar, indem man die Orte Schaichhof und Weil im Schönbuch, die früher von den Bergen gedeckt waren, jetzt deutlich sieht. Ebenso soll man von den Holzgerlinger Weinbergen vor ungefähr 80 Jahren nur die Spitze des Thurmes in Weil im Schönbuch gesehen haben, während| gegenwärtig nicht nur der Thurm, sondern auch noch ein Theil des Orts sichtbar ist. Auf dem Lerchenberg, nördlich von Weil im Schönbuch, genießt man ebenfalls eine recht freundliche Aussicht. Weniger ansprechend ist die Aussicht auf dem zwischen Dagersheim und Ehningen gelegenen Hochberg; dagegen übersieht man hier namentlich den westlichen Theil des Bezirks und das sogenannte Gäu in großer Ausdehnung. Die Aussichten von der alten Bürg und von der Diezenhalde bei Böblingen sind sehr freundlich. Im westlichen Theile des Bezirks bietet der Venusberg bei Aidlingen eine schöne Aussicht und auf Mietersheim, einer Höhe zwischen Döffingen und Magstadt, übersieht man das ausgedehnte Flachland gegen Böblingen, Sindelfingen, Dagersheim, Darmsheim etc. mit der ununterbrochenen Kette der Alp von Plettenberg oberhalb Balingen bis zum Messelberg bei Donzdorf als Hintergrund. Der höchste Punkt des Oberamts (Eschach) würde nicht nur eine Aussicht über den ganzen Bezirk, sondern auch eine ausgedehnte Rundsicht gewähren, allein diese Stelle ist durch Wald dem Auge verwachsen.

4. Boden.
Die Bodenverhältnisse des Oberamtsbezirks, die im Allgemeinen zu den günstigeren des Vaterlandes gehören, sind ziemlich verschieden und im Durchschnitt von den anstehenden, unten liegenden Gebirgsschichten bedingt. Im südlichen Theil des Bezirks auf dem Plateau des schwarzen Jura (Lias) bei Altdorf, Holzgerlingen, Weil im Schönbuch etc. besteht der Boden größtentheils aus Lehm, der zuweilen, besonders wo ihn Liassandstein unterlagert, sandig-thonig wird. Im Allgemeinen besteht aber die Unterlagerung in Thon (Letten) oder Liaskalkstein, welche dem Durchdringen der Gewässer widerstreben und deßwegen den Boden etwas naßkalt und schwer machen. Am Fuße der Terrasse, welche der Lias bildet und auf dem im Westen und Nordwesten des Bezirks ziehenden, meist bewaldeten Höhenzug, spielt der grobkörnige Keupersandstein, der seine| von den Atmosphärilien aufgelösten Bestandtheile, dem ihn mehr oder weniger bedeckenden Lehm mitgetheilt hat, eine bedeutende Rolle. Bei verhältnißmäßiger Mischung erscheint ein sehr fruchtbarer sandiger Lehm, wie bei Schönaich und einigen anderen Punkten, nicht selten aber fehlt der Lehm beinahe ganz und dann bilden die groben Sande mit geringer oder zuweilen gar keiner Humusdecke eine unfruchtbare Oberfläche, die in geringer Tiefe der Sandstein selbst unterlagert. Zuweilen wird der grobkörnige Keupersandstein kuppenweise oder als ein schmales Band am Fuß der Liasterrasse von dem oberen rothen Keupermergel überlagert, welcher dann einen rothen, schweren, besonders der Waldvegetation tauglichen Thonboden liefert. Unter den grobkörnigen Keupersandböden am Abhange und am Fuß der Keuperformation, wie auch an den Thalgehängen derselben, wo die bunten Mergel anstehen, da tritt auch mit wenigen Ausnahmen jener rothe Thonboden auf, welcher überall diese Formation charakterisirt und der, wenn ihm die nöthige Düngung zu Theil wird, dem Getreide-, Obst- und Wiesen-Bau sehr günstig ist. Das flache Ackerland zwischen Böblingen, Sindelfingen, Maichingen, Döffingen, Darmsheim und Dagersheim wie auch bei Ehningen bildet ein tiefgründiger, sehr fruchtbarer, sandig-thoniger Diluviallehm, dessen Unterlage, die Thone und Sandsteine der Lettenkohlengruppe, nur an einzelnen Stellen zu Tage gehen und an solchen den Boden etwas unfruchtbarer machen. Westlich dieser Lehmablagerung erscheinen zuweilen die sogenannten Malmböden, ein Gemenge von verwittertem Muschelkalkdolomit und Diluviallehm, das einen ziemlich leichten und fruchtbaren Boden liefert. Endlich treten im westlichsten Theile des Bezirks, wo der Muschelkalk lagert, kalkig-thonige Böden auf, die, wenn ihre Krume nicht gar zu unbedeutend ist, sich vortrefflich für den Getreidebau eignen. Häufig ist aber die Humusrinde so gering, daß der Muschelkalk in zahllosen halbverwitterten Bruchstücken auf der Oberfläche herumliegt oder gar an den Thalabhängen| anstehend zu Tage geht. In solchen Gegenden ist der Felderertrag geringer und der Boden zuweilen kulturunfähig. In den Thälern haben sich tiefgründige Alluvialgebilde abgelagert, die in der Regel sehr fruchtbar und namentlich dem Wieswachs zuträglich sind. Sie bestehen im Allgemeinen theils aus sandig-thonigen etwas kalkhaltigen Böden, theils aus schweren Thonböden und in der Gegend um Böblingen, Sindelfingen und Maichingen aus Moor und Torf, welch’ letztere von fetten Thonen unterlagert werden.

5. Luft und Witterung.

Die Luft ist bei der hohen und wenig geschützten Lage der meisten Ortschaften des Bezirkes im Allgemeinen rein, aber etwas scharf und rauh, und nur in den Thalorten zuweilen feucht und nebelig; ihre Temperatur ist meist 2 bis 3 Grad niedriger als in Stuttgart. Hiemit hängt auch die geringe Ausdehnung des Weinbaus zusammen, welcher nur in den südöstlich von der Oberamtsstadt gelegenen Orten Schönaich, Breitenstein und Weil im Schönbuch in geringem Umfang betrieben wird und durchschnittlich kein vorzügliches Produkt liefert. Der Obstbau beschränkt sich hauptsächlich auf solche Stellen, welche einigen Schutz gegen die rauhen Winde genießen und wird durch die häufig eintretenden Frühlingsfröste vielfach gefährdet; so ist auch der Maisbau sehr beschränkt. Frühling und Ernte treten um etwa 14 Tage später als in der Umgebung von Stuttgart, und etwa 8 Tage später als in dem nahe gelegenen Weil der Stadt ein; die herbstliche Witterung beginnt in der Regel schon in der ersten Hälfte des Septembers.

Die Luft ist meist bewegt; die heftigsten Winde finden in den Monaten März, April, Mai und Oktober statt. Am häufigsten herrschen West- und Nordwest-Winde, seltener Nord- und Ost-Winde, am seltensten sind Südwinde; nur die westlich gelegenen Ortschaften sind häufiger den Ostwinden ausgesetzt.

| Gewitter kommen mehr im westlichen und südöstlichen Theil des Bezirkes vor, indem der Schloßberg zu Herrenberg für die nordöstlich gelegenen Orte eine Wetterscheide bildet, und in den südwestlichen Theilen die Gewitter häufig dem Nagoldthale zuziehen. In Beziehung auf Hagelschlag gehört daher der Bezirk auch zu den mäßig betroffenen. In den 15 Jahren von 1828–42 betrug die vom Hagel beschädigte Morgenzahl im ganzen Bezirk 5941, also durchschnittlich im Jahre 396,1 Morgen, was im Vergleich mit der angebauten Fläche von 38.260 eine Quote von 0,01035 entspricht, während die Durchschnittsquote des ganzen Neckarkreises in diesen Jahren = 0,01276 beträgt; von diesen Hagelschlägen betrafen allein 4 die Gemeinde Sindelfingen, andere Gemeinden blieben ganz verschont.

Die höchsten und niedrigsten Barometer- und Thermometer-Stände in den Jahren 1841, 42, 43 und 44 waren folgende: [3]

Monate Jahrgänge Barometer. Thermometer.
Höchster Stand. Niederster Stand. Höchster Stand. Niederster Stand.
Juli 1841 27′′ 6′′′ 26′′ 14′′′ + 23° R. + 8°
1842 27′′ 6′′′ 27′′ 1′′′ + 24° + 7°
1843 27′′ 6′′′ 26′′ 10′′′ + 24° + 7°
August 1841 27′′ 10′′′ 26′′ 5′′′ + 24° + 6°
1842 27′′ 8′′′ 27′′ 1′′′ + 26° + 9°
1843 27′′ 7′′′ 27′′ 1′′′ + 22° + 8°
September 1841 27′′ 4′′′ 26′′ 5′′′ + 20° + 6°
1842 27′′ 6′′′ 26′′ 6′′′ + 21° + 4°
1843 27′′ 8′′′ 27′′ 0′′′ + 20° + 3°
October 1841 27′′ 4′′′ 26′′ 3′′′ + 20° − 1°
1842 27′′ 10′′′ 26′′ 7′′′ + 14° − 2°
1843 27′′ 8′′′ 26′′ 8′′′ + 17° − 2°
November 1841 27′′ 9′′′ 26′′ 3′′′ + 12° − 4°
1842 27′′ 9′′′ 26′′ 7′′′ + 11° − 8°
1843 27′′ 7′′′ 26′′ 10′′′ + 13° − 3°
December 1841 27′′ 5′′′ 26′′ 5′′′ + 10° − 2°
1842 27′′ 9′′′ 27′′ 1′′′ + 9° − 6°
1843 28′′ 0′′′ 27′′ 2′′′ + 8° − 4°
Januar 1842 27′′ 7′′′ 26′′ 7′′′ + 4° − 12°
1843 27′′ 10′′′ 26′′ 4′′′ + 9° − 7°
1844 27′′ 10′′′ 26′′ 10′′′ + 6° − 10°
Februar 1842 27′′ 9′′′ 26′′ 7′′′ + 9° − 8°
1843 27′′ 7′′′ 26′′ 4′′′ + 13° − 8°
1844 27′′ 6′′′ 26′′ 4′′′ + 8° − 0°
März 1842 27′′ 10′′′ 26′′ 11′′′ + 14° − 4°
1843 27′′ 9′′′ 26′′ 10′′′ + 15° − 5°
1844 27′′ 8′′′ 26′′ 9′′′ + 11° − 2°
April 1842 27′′ 8′′′ 26′′ 10′′′ + 20° − 4°
1843 27′′ 6′′′ 26′′ 7′′′ + 19° − 0°
1844 27′′ 8′′′ 27′′ 2′′′ + 17° + 1°
Mai 1842 27′′ 8′′′ 27′′ 2′′′ + 20° + 12°
1843 27′′ 8′′′ 27′′ 1′′′ + 22° + 3°
1844 27′′ 9′′′ 27′′ 1′′′ + 21° + 1°
Juni 1842 27′′ 9′′′ 27′′ 4′′′ + 24° + 5°
1843 27′′ 6′′′ 27′′ 2′′′ + 23° + 6°
1844 27′′ 8′′′ 27′′ 2′′′ + 26° + 5°
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6. Gebirgsarten, Versteinerungen und Mineralien.

Die geognostischen Verhältnisse des Bezirks sind ziemlich mannigfaltig, indem hier 4 Gebirgsformationen theils angedeutet, theils vollkommen ausgebildet zu Tage gehen. Die natürliche Schichten- und Alters-Folge derselben ist von unten nach oben folgende:

1. Die bunte Sandsteinformation, welche nördlich von Schaffhausen nahe der Würmthalsohle mit ihren 2 obersten Gliedern, dem Quadersandstein und dem rothen Schieferletten, in geringer Ausdehnung zu Tage geht. In dem Quadersandsteine sind Brüche angelegt, aus denen vortreffliche Werksteine genommen werden.

Über den rothen Schieferletten entwickelt sich

2. die Muschelkalkformation, beginnend mit den| dolomitischen Wellenkalken und Mergeln, welche aus der linken Seite der Würm am Fuß des Thalabhanges von Schaffhausen etwa 3/4 Stunden Thal aufwärts nur an einzelnen Stellen zu Tage gehen, meist aber von Diluvial- und Alluvial-Gebilden bedeckt sind. Auf diesen dolomitischen Bildungen lagert die Anhydritgruppe mit ihren rauchgrauen Kalken, Mergel, Gypsen und Zellenkalken, einen Terrainabsatz an den Thalgehängen der Würm, des Altbachs und der Aid bildend. Sie verbreitet sich am linken Thalabhange der Würm von Schaffhausen bis gegen die Furthmühle und an den schon genannten linken Seitenthälern der Würm. An einzelnen Stellen, wie z. B. südwestlich von Dätzingen, bildet sie theilweise das Plateau, während sie auf der rechten Seite der Würm nur unbedeutend und öfters ganz bedeckt am Fuß der Thalgehänge ansteht. Der Anhydritgruppe ist der Hauptmuschelkalk aufgelagert, welcher im westlichen Theil des Bezirks eine nicht unbedeutende Rolle spielt. In den Gegenden um Schaffhausen, Dätzingen, Döffingen, Deufringen das Plateau und meist die oberen Partien der Thalgehänge bildend, ist er an seinen Steinwällen (Steinriegeln) und seinen regellosen, etwas stark markirten Kuppen leicht erkennbar. Gegen Süden und Osten verschwindet der Hauptmuschelkalk auf dem Plateau, indem er theils von Muschelkalkdolomit (Malmstein), theils von der Lettenkohlengruppe, über denen bald eine sehr ausgebreitete Diluviallehmdecke Platz nimmt, gedeckt wird und nur noch an den steilen Thalwänden der Würm bis nach Ehningen und an denen der Schwippe bis nach Dagersheim zu Tage geht. Die Verbreitung des Muschelkalkdolomits, der westlich der Würm zwischen Aidlingen und Schaffhausen gänzlich fehlt, ist nicht ausgedehnt, und die über ihm lagernden Thonletten und Sandsteine der Lettenkohlengruppe sind nur an einzelnen Stellen schwach vertreten. Was nun die in der Muschelkalkformation vorkommenden Versteinerungen und Mineralien betrifft, so liefern| die an Petrefakten sonst so reichen Schichten der Wellenkalke und Wellendolomite dem Sammler keine Ausbeute, da sie, wie schon angeführt wurde, theils nicht sehr ausgebildet anstehen, meist aber überlagert sind. In der Anhydritgruppe erscheinen dolomitisirte, stark mit Kieselerde imprägnirte Kalke, in denen sich Knollen grau gefärbter Feuersteine ausscheiden, welche nur selten in reinen Calcedon übergehen. Auch Gypsspath kommt vor, der namentlich südlich von Dätzingen in losen Stücken nicht selten gefunden wird. Die untern Schichten des Hauptmuschelkalks sind mit späthigen Gliedern von Encrinites liliiformis so angefüllt, daß einzelne Bänke beinahe ganz aus ihnen bestehen. Diese Encrinitenkalke bilden zwischen Dätzingen und Aidlingen nicht selten die Kuppen des Plateaus, auch findet man daselbst zuweilen Bohnerz. Weiter aufwärts in den Schichten des Hauptmuschelkalks kommen, jedoch sparsam, die gewöhnlichen Petrefakten dieser Formation vor, wie z. B. Terebratula vulgaris, Pecten diecites, Plagiostoma striatum, Gervillia socialis etc. Stylolithen finden sich bei Magstadt. Die Lettenkohlengruppe ist so sehr bedeckt und geht nur an einigen Stellen zu Tage, so daß bis jetzt in ihr noch keine Versteinerungen aufgefunden werden konnten. 3. Die Keuperformation beginnt mit blauen und röthlichen Mergeln, in denen nur bei Böblingen der Gyps bauwürdig eingelagert ist. Sie bilden entweder den Fuß der über die Ebene sich erhebenden Keuperterrasse, oder vereinzelnte Vorhügel an derselben. Über ihnen lagert der feinkörnige Bausandstein (Schilfsandstein), der übrigens häufig nur durch dünne rothe Sandsteinplättchen repräsentirt wird und zuweilen ganz zu fehlen scheint. Nur bei Böblingen und Ehningen wird er so mächtig, daß in ihm Brüche angelegt werden konnten. Auf dem Werkstein ruhen die grellfarbigen, mit Steinmergeln durchzogenen Letten (Mergel), die allmählig in den weißen grobkörnigen Keupersandstein (Stubensandstein) übergehen, welcher sich| beinahe über das ganze Plateau des östlichen Theils des Bezirks ausdehnt und somit das verbreitetste Glied der Formation ausmacht. Eine Abänderung des Stubensandsteins in den harten feuergebenden Sandstein kommt nicht selten vor. Die rothen Thonletten streifen an einzelnen Stellen noch auf dem Plateau des grobkörnigen Sandsteins oder sind denselben in Kuppen ausgesetzt. Die Verbreitung der Keuperformation ist die ausgedehnteste im Bezirk, sie tritt im südlichen Theil des Oberamts an einzelnen Abhängen und in Thaleinschnitten auf und bildet ferner nicht nur den ganzen östlichen Theil des Bezirks, sondern erscheint überdieß noch südlich von Böblingen und nördlich, östlich und süd-östlich von Ehningen. Auffallend ist hier das Auftreten des Keupers, der an seiner ausgebildetsten Stelle (von Böblingen bis auf die Waldburg) nur etwas über 300’ mächtig ansteht, während die Mächtigkeit desselben in der Gegend von Stuttgart 650–700’ beträgt. Der Grund dieser Verschiedenheit liegt theils in der geringen Mächtigkeit der Schichten überhaupt, theils darin, daß einzelne Formationsglieder, wie der Kieselsandstein, ganz fehlen und die bei Stuttgart so kräftig ausgebildeten Werksteine öfters nur schwach angedeutet sind. Versteinerungen sind in der Keuperformation sehr selten und nur im Schilfsandstein kommen Equiseten und Calamiten, jedoch in geringer Anzahl vor. Im grobkörnigen Sandstein lagern nesterweise Steinkohlen (sogenannte Pechkohlen), die östlich von Böblingen in der Nähe der Waldburg früher abgebaut wurden, aber auch hier, wie an vielen Stellen dieses Keupergliedes, nicht fortsetzen; bei Schönaich und Breitenstein finden sich ebenfalls diese Kohlen, übrigens in ganz geringer Mächtigkeit. Vor etwa 18 Jahren fand ein Bürger von Weil im Schönbuch auf dem sogenannten Dörrschach Steinkohlen im grobkörnigen Sandstein, welche von den Schmieden des Orts benützt wurden. An dem rothen Berg nahe bei Weil im Schönbuch wurde früher ein Stollen getrieben, der aber längst eingefallen ist.| Rösler führt in seinen Beiträgen zur Naturgeschichte des Herzogthums Württemberg (3. Theil S. 112) von der Stelle folgendes an: „Die kleinen Stüfgen, die man von der Halde, als sie noch offen lag, klaubte, sind eine Steinkohlenart, sehr zerklüftet, oder vielmehr Gagat mit durchsetzenden häufigen weißen Spatadern und Schwefelkiesnestern.“ Auf dem Schönaicher Feld und sonst finden sich häufig Feuersteine (Hornsteine). 4. Die Liasformation (schwarzer Jura) überlagert den Keuper bei Altdorf, Holzgerlingen, Schaichhof und Weil im Schönbuch, und bildet dort ein ziemlich ausgedehntes, beinahe ebenes Plateau. Die Liasmergeln treten zuerst auf und sind namentlich an dem Schönaicher First ziemlich ausgebildet, ihnen folgt der untere Liassandstein und die Sandkalke (Fleinstein), endlich der eigentliche Liaskalkstein, der die oberste Schichte der im Bezirk vorkommenden jurasischen Bildungen ausmacht. Außer diesem zusammenhängenden Lias kommt derselbe auch noch sporadisch vor und zwar 1/2 Stunde östlich von Böblingen, in der sogenannten Finstermünz, wo der Kalk zu Straßenmaterial abgebaut wird; von dieser Stelle, 1/4 Stunde südlich auf der sogenannten Husarenkappe und auf dem Heuweg zeigt er sich abermals, zwar in geringer Mächtigkeit, übrigens in einer Ausdehnung von etwa 100 Morgen. Diese Vorkommnisse sind in sofern etwas abnorm, als der Lias, wenigstens in der Finstermünz, tiefer liegt als der Keuper, welcher sich ringsum über denselben erhebt. Am auffallendsten ist diese Erscheinung in der Elsenhalde, 1/4 Stunde nordöstlich von Schönaich, wo am Fuß eines Keuperabhanges auf einer ungefähr 2 Morgen großen Stelle Liaskalk vereinzelt vorkommt, der hier wenigstens 150' tiefer liegt als der Lias auf dem 1/4 Stunde westlich gelegenen rauhen Kapf. Südlich von Altdorf erhebt sich der Keuper abermals über das Liasplateau, ist aber auf den Höhen des Kirnbergs, auf Eschach und auf dem Birkensee wieder von dem untern Liassandstein überlagert. In den untern| Schichten des schwarzen Jura (Lias) kommen Plagiostoma giganteum und Nagelkalk (Duttenstein) vor, letzterer bei Schönaich und einigen andern Stellen. Weiter aufwärts erscheinen Thalassites concinna, Gryphea arcuata, Amonites Conybeari Bucklandi, und angulatus, Stiele von Pentacrinites basaltiformis u. s. w.

5. Von dem aufgeschwemmten Land ist der Diluviallehm über sämmtliche Formationen des Bezirks mehr oder weniger verbreitet und spielt besonders in den Gegenden um Magstadt, Maichingen, Sindelfingen, Böblingen, Dagersheim und Darmsheim eine bedeutende Rolle. In ihm finden sich häufig rundliche und längliche Knauer von Kalkmergeln, sogenannte Lößkindlein, die ihn mit dem Löß in der Rheinebene sehr in Verwandtschaft bringen. Außer diesen kommen kleine Schnecken, namentlich Helix hispida var. Diluvii, Succinea oblonga u. a. vor. Bei Schönaich wurde in dem Lehm ein sehr großer fossiler Knochen und bei Altdorf ein Elephantenzahn gefunden. Töpferthon kommt nicht selten vor.

6. Die Alluvialgebilde haben sich hauptsächlich in den Thalebenen und an den Ausläufern der Berge abgelagert; sie bestehen meist aus Lehm und Thon. In den Fluß- und Bach-Beeten oder ganz in der Nähe derselben sind Gerölle und Sand abgesetzt, die aus mehr oder weniger gerollten Ablösungen der Gebirgsarten, durch welche die Gewässer fließen, bestehen. Jüngerer Süßwasserkalk kommt nur an einzelnen Stellen in ganz geringer Ausdehnung vor. Bedeutend sind die Moor- und Torf-Ablagerungen in den Thalebenen einiger Bäche bei Böblingen, Sindelfingen und Maichingen. Minder bedeutend ist das noch zum Theil auf Böblinger Markung befindliche Torflager bei Musberg. Andeutungen von Torflagern zeigen sich auch an einzelnen Stellen auf der Schönaicher Markung. Bis jetzt wurde nur an 4 Stellen, nordwestlich von Sindelfingen, westlich von Böblingen, südöstlich von Maichingen und bei Musberg, Torf abgebaut, obgleich nach| der Lage und allen vorhandenen Anzeigen auch an andern Punkten genannter Gegenden Torflager vorhanden zu seyn scheinen. Die Torfe bei Böblingen und Sindelfingen, deren Mächtigkeit in verschiedenen Abänderungen 6–12’ beträgt, haben Alluvialthon zur Unterlage und befinden sich streng genommen auf der Formationsgrenze zwischen dem Keuper und der Lettenkohlengruppe; sie scheinen sich mehr dem sogenannten Pechtorf oder klipperichten Hagetorf anzureihen, geben beim Verbrennen einen ziemlich starken Geruch von sich und sind häufig mit erdigen, besonders thonigen Theilen durchsetzt, weßwegen sie sehr viele Asche (aus dem Tausend 5–7 Simri) zurücklassen, welche als vortreffliches Düngungsmittel für schweren Boden benützt und sehr gesucht wird. Der Stich bei Maichingen wurde bald wieder eingestellt, weil der Torf zu erdig war. Der nur 3–4’ mächtige Torf bei Musberg, auf den schon öfters Versuche gemacht wurden, wird mehr von sandigen Thonen unterlagert und gehört in das Gebiet des weißen, grobkörnigen Keupersandsteins. Er ist von mittelmäßiger Qualität, erdig, nicht sehr reich an Erdpech, meistens aus Wurzeln, Schilf, Holz etc. bestehend und dem sogenannten Blundertorf in Westphalen nicht unähnlich, daher er eher mit einer leichten Flamme, als mit stark erhitzender Kohle brennt. In den Torflagern bei Böblingen und Sindelfingen kommen folgende, bei uns noch lebende Süßwasserschnecken vor: Succinea amphibia, Helix fruticum, Vertigo pygmäa, Achatina lubrica, Planorbis carinatus, marginatus, spirorbis, contortus, complanatus, Limnäus disjunctus, palustris, Paludina impura, Pisidium fontinale, Cyclas cornea etc. Überreste von Hirschen, Rehen, Schweinen, Pferden etc. werden häufig getroffen, und zuweilen findet man auch Reste von Bos taurus fossilis. Im Allgemeinen zeigen die Gebirgsschichten ein starkes Einfallen von Westen nach Osten und in derselben Richtung zugleich ein Zunehmen in der Mächtigkeit, so daß z. B. der im Westen des Bezirks lagernde Muschelkalk,| welcher normal tiefer liegt als der Keuper, um 200 bis 250’ höher liegt als die untersten Glieder des Keupers bei Böblingen; ebenso lagert der Liaskalk beim Schaichhof um 491’ höher als bei dem 4 Stunden westlich gelegenen Bernhausen.

7. Pflanzen- und Thier-Reich.
A. Pflanzen.

Die Flora des Bezirks bildet den Übergang von der des Unterlandes zu der des Schwarzwaldes.

a. Bäume. Von den Laubhölzern kommen vor: die beiden Eichenarten (Quercus robur et pedunculata), die Rothbuche (Fagus silvatica), die Birke (Betula alba), die Weißbuche (Carpinus betulus), die Esche (Fraxinus excelsior), der Weiß- und Spitzahorn (Acer pseudo platanus et platanoides), der Maßholder (Acer campestre), die Sommer- und Winterlinde (Tilia grandifolia et parvifolia), die Ulme (Ulmus campestris), die Aspe (Populus tremula), der Holzapfel (Pyrus malus silvestris), die Holzbirne (Pyrus communis silvestris), die Vogelkirsche (Prunus avium), die Traubenkirsche (Prunus padus), der Vogelbeer (Sorbus aucuparia), der Elsebeer (Sorbus torminalis). An Bächen und in feuchten Waldgründen erscheint häufig die schwarze Erle (Alnus glutinosa) und verschiedene Weidenarten, besonders die gelbe Bandweide (Salix vitellina); in Waldungen die Salweide (Salix caprea), die graue Weide (Salix cinerea), die Werftweide (Salix aurita) und auf dem Sindelfinger Torfmoor die sonst seltene Moorweide (Salix repens). Von den Nadelhölzern ist die Forche (Pinus silvestris) am häufigsten, außer dieser kommt vor: die Rothtanne (Pinus abies), die Weißtanne (Pinus picea Linn.) und die Lärche (Pinus larix), letztere nur gepflanzt.

b. Sträucher. Von diesen werden außer den ganz gewöhnlichen Wald- und Hecken-Sträuchen getroffen: der Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), der Faulbaum (Rhamnus frangula), der einsaamige Weißdorn (Crataegus monogyna), der rothe Hollunder (Sambucus racemosa), die Haselnuß (Corylus avellana), der Schlingstrauch (Viburnum lantana), der Wasserholder (Viburnum opulus), der Spindelbaum, Pfaffenhütchen (Evonymus europaeus), der Geisklee (Cylisus nigricans), die Steinbeere (Rubus saxatilis), der Seidelbast (Daphne mezereum et cneorum) letzterer nur auf einer kleinen Stelle an einem sonnigen Waldabhang östlich von Sindelfingen, die Stachelbeere| (Ribes uva crispa) häufig im Ödenthal am Bromberg, das Pfriemenkraut (Spartium scoparium) auf Eschach nördlich von Altdorf, der Färberginster (Genista tinctoria), der dornige Hauhechel (Ononis spinosa), das Bittersüß (Solanum dulcamara); außer der allgemein verbreiteten Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) kommt auch die Preißelbeere (Vaccinium vitis idaca) auf Eschach und im Weil in Schönbucher Gemeindewald Rennwiesenhäule vor. Von den Nadelholzsträuchen der Wachholder (Juniperus communis). c. Kräuter. Von selteneren krautartigen Pflanzen sind zu nennen: das Egelkraut (Lysimachia thyrsiflora) ganz vereinzelt am Sindelfinger See, das Alpenhexenkraut (Circacea alpina) im Schönbuch, das Hundsstraußgras (Agrostis canina) auf dem Birkensee, die bergige Schmiele (Aira flexuosa) ebendaselbst, der rundblättrige Sonnenthau (Drosera rotundifolia) ebendaselbst und im Böblinger Wald, der Wasserportulak (Peplis portula) auf dem Birkensee und bei Böblingen, die haarige Fetthenne (Sedum villosum) auf dem Birkensee. Am Böblinger See kommen vor: das glänzende Laichkraut (Potamageton lucens), das rosenartige Vergißmeinnicht (Myosotis cespilosa), der Meerampfer (Rumex maritimus), die Cypersegge (Carex pseudo cyperus), die breitblättrige und schmalblättrige Rohrkolbe (Typha latifolia et angustifolia) in den Seeen bei Böblingen und Sindelfingen; der zweifelhafte Mohn (Papaver dubium) auf dem Sindelfinger Torfmoor, das schöne Johanniskraut (Hypericum pulchrum), platanenblättriger Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius) bei Schaffhausen und Magstadt, die Maiblumen (Convallaria majalis, multiflora et verticillata) letztere beim Schaichhof, das Wintergrün (Pyrola rotundifolia, secunda et minor) letztere bei Sindelfingen, die Nelke (Dianthus superbus et deltoides) letztere auf dem Birkensee, das breitblättrige und schmalblättrige Wollgras (Eriophorum latifolium et angustifolium) sehr häufig auf den Moorgründen und feuchten Wiesen des Bezirks, die europäische Trollblume (Trollius europaeus) im Schönbuch, der zartblättrige Sümpfling (Limosella tenuifolia) bei Sindelfingen und Böblingen, die knollige Krazdistel (Cirsium tuberosum) bei Weil im Schönbuch, die Schlammsegge (Carex limosa) auf dem Sindelfinger Torf, der Genfer Günsel (Ajuga genevensis) rothblühend bei Ehningen, das weißblüthige Fingerkraut (Potentilla alba) im Sindelfinger Walde, die Muskathyacinthe (Muscari botyroides) bei Döffingen, die Nachtkerze (Oenothera biennis) bei Darmsheim, das kletternde Leinkraut (Linaria cymbalaria), die kleine Vogelmilch (Ornithogalum minimum) bei Magstadt, die Weidensternblume (Aster salignus) bei Böblingen, der purpurrothe Steinsame (Lithospermum purpureo| coeruleum), die sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) im Aldinger- und im Sindelfinger-Wald, die gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris), die Bergflockenblume (Centaurea montana) im Böblinger Wald, der ockergelbe Fingerhut (Digitalis ambigua) im Sindelfinger Wald Sommerhofen und sonst, der Türkenbund (Lilium martagon), der Färberwau (Reseda luteola), von den Knabenkräutern (Orchis maculata, militaris et bifolia), die schönste Zierde der Keuperflora, das schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium) kommt in großer Menge vor. In den Seen und fließenden Gewässern des Bezirks kommen außer einzelnen schon genannten, noch vor: die weiße Seerose (Nymphaea alba) im Entensee bei Dagersheim, die gelbe Sumpfrose (Nuphar lutea) im Sindelfinger See und in der Schwippe bei Dagersheim, der scharfe Knöterich (Polygonum hydropiper) im Sindelfinger See, der weidenblättrige Knöterich (Polygonum amphibium) im See bei Weil im Schönbuch, die gelbe Wasserlilie (Iris pseudo acorus) bei Sindelfingen und sonst. Von Gift- und Arzneipflanzen finden sich: die Tollkirsche (Atropa belladonna), der gefleckte Schierling (Conium maculatum) bei der Riedmühle, das schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) an sonnigen Muschelkalkabhängen, der rothe Fingerhut (Digitalis purpurea) auf dem Eselstritt und dem Birkensee, die vierblättrige Einbeere (Paris quadrifolia), die stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) auf Muschelkalkböden, der zungenförmige Hahnenfuß (Ranunculus lingua) am Böblinger See, der Gifthahnenfuß (Ranunculus sceleratus) auf dem Sindelfinger Torfmoor, der schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum), der Fieberklee (Menyanthes trifoliala) bei Weil im Sch., die gemeine Gleise, kleiner Gartenpeterling (Aethusa cynapium), die Osterluzei (Aristolochia clemalitis) an der Burghalde bei Sindelfingen, die Küchenschelle (Anemone pulsatilla), das Tausendguldenkraut (Erythraea centaureum), die Judenkirsche (Physalis Alkekengi) bei Weil i. Sch., die Aaronswurzel (Arum maculatum) ebendaselbst, der Sauerklee (Oxalis acetosella), der heilsame Baldrian (Valeriana officinalis), der gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris), die Raute (Ruta graveolens) verwildert bei Sindelfingen, das gemeine Seifenkraut (Saponaria officinalis), die bittere Kreuzblume (Polygala amara), das kriechende Queckengras (Triticum repens) wird häufig gesammelt, der edle Gamander (Teucrium chamaedrys), der Stein-Bibernell (Pimpinella saxifraga), der Hundswürger (Cynanchum vincetoxicum), das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), der gewundene Knöterich (Polygonum bistorta), der Kalmus (Acorus calamus) in den Seen bei Böblingen und Sindelfingen, der| gemeine Froschlöffel (Alisma plantago), die Haselwurz (Asarum europaeum), die Wollblume (Verbascum thapsus), das gemeine Johanniskraut (Hypericum perforatum) sehr häufig, der Erdrauch (Fumaria officinalis), der Attich (Sambucus ebulus), die Bachbunge (Veronica beccabunga), das Dreifaltigkeitskraut (Viola arvensis), die Eberwurz (Carlina acaulis), die Ackerkamille (Anthemis arvensis) u. s. w.

Von eßbaren Beeren kommen häufig vor: Himbeere, Brombeere, Heidelbeere und Erdbeere; seltener sind Steinbeere, Preißelbeere und Stachelbeere.

Die cryptogamischen Gewächse sind weniger zahlreich, von diesen verdienen folgende ihrer Heilkräfte und ihres Nutzens wegen angeführt zu werden: der niederliegende Bärlapp (Lycopodium inundatam) am Birkensee, der gemeine Bärlapp (Lycopodium clavatum), das Ackerschaftheu (Equisetum arvense), das Winterschaftheu, Schachtelhalm (Equisetum biemale), der männliche und der weibliche Tüpfelfarren (Aspidium filix masc. et femin.), der Champignon, Waidling (Agaricus campestris), der Goldbreitling (Agaricus volemus), der Ziegenbart, Korallenschwamm (Clavaria botrytis), die eßbare Morchel (Morchella esculenta) u. s. w.

Interessant ist die Flora auf den nahe bei einander liegenden Punkten Eschach, Birkensee und Eselstritt, wo mehrere dem Schwarzwald eigenthümliche Pflanzen, wie Digitatis purpurea, Spartium scoparium. Vaccinium vitis idaea, Drosera rotundifolia (s. oben) vorkommen und gleichsam eine Miniatur-Flora des Schwarzwaldes darstellen.

B. Das Thierreich.

Was das Thierreich betrifft, so findet man:

a) von den Säugethieren des Waldes zuweilen noch das wilde Schwein in den Waldungen südlich von Weil im Schönbuch und Altdorf, jedoch immer seltener und bald wird es, wie auch die übrigen jagdbaren Thiere, vollends ganz verschwinden. Das Edel- und Damm-Wild, welches früher in den großen zusammenhängenden Waldungen des Bezirks heimischer war als irgendwo, gehört bereits zu den Seltenheiten und der ohnehin kleine Rehstand wird täglich noch geringer. Etwas häufiger, übrigens auch schon selten, ist der Hase und der Fuchs; außer diesen kommen noch vor: die wilde Katze, der Edel- und Stein-Marder, der Iltis, der große und der kleine Wiesel, das Eichhorn, der Igel zuweilen der Dachs, der Fischotter; der sonst seltene Hamster (Cricetus frumentarius) soll schon bei Sindelfingen gesehen worden seyn; Hasel- und Spitz-Mäuse kommen nicht selten vor.

| b) Von den Vögeln nennen wir außer den ganz gewöhnlichen: den Milan (Falco Milvus), den Hühnerhabicht (Falco palumbarius), den Sperber (F. Nisus), den Baumfalken (F. subbuteo), den Wespenfalken (F. apivorus), der rauhfüßige Bussard (F. lagopus); außer diesen kommen noch auf dem Strich vor und wurden schon erlegt der Wanderfalke (F. peregrinus), die Kornweihe (F. pygargus), die Wiesenweihe (F. cineraceus) und der Zwergfalke (F. Aesalon). Von den Eulen nisten im Bezirk: die mittlere Ohreule (Strix Otus), der Nachtkauz (St. Aluco), der kleine Kauz (St. passerina), der Schleyerkauz (St. Flammea); sonst stellten sich schon ein: der Uhu (St. Bubo), die kurzöhrige Ohreule (St. brachyotos) u. s. w. Von den Krähen nennen wir nur die zuweilen sich einstellende Mandelkrähe (Coracias garrulus) und den ebenfalls nur ausnahmsweise vorkommenden Tannenheher (Corvus caryocatactes). Der graue Würger (Lanius minor) kommt nicht selten vor. Auf den Feldern trifft man noch das Feldhuhn (Perdrix cineria), die Wachtel (Perdrix coturnix), den Wachtelkönig (Rallus crex), hauptsächlich aber sind die Lerchen häufig, die zuweilen im Spätjahr in der Gegend von Dagersheim und Darmsheim zu Tausenden gefangen werden; auch der geschwätzige Staar erscheint in großer Anzahl. An den Seen, Bächen und Moorgründen des Bezirks kommen vor: die wilde Ente (Anas Boschas), die Knäckente (A. querquedula), die Kriekente (A. Crecca), das Blaßhuhn (Fulica atra), das grünfüßige Meerhuhn (Gallinula chloropus); auch zeigen sich seltenere Entenarten wie die Spießente (Anas acuta), die Pfeifente (A. Penelope), die Löffelente und die Haubenente (A. clypeata et fuligula). Außer diesen stellen sich zuweilen ein: die Lachmöve (Larus ridibundus), die dreizehige Möve (L. tridactylus), der Haubentaucher (Podiceps cristatus), der kleine Steißfuß (P. minor), der große Brachvogel (Numenius arquata), der Goldregenpfeifer (Charadrius auratus), der grünfüßige Wasserläufer (Totanus Glottis), das punktirte Meerhuhn (Rallus Porzana), der Rohrdommel (Ardea stellaris); häufiger ist die Wasserralle (Rallus aquaticus), der Kiebitz (Tringa vanellus), die Heerschnepfe (Becassine) und die Moorschnepfe (Scolopax gallinago et gallinula), die gemeine Seeschwalbe (Sterna hirundo), die schwarze Seeschwalbe (St. nigra), der Fischreiher (Ardea cinerea) und der Storch erscheint jedes Frühjahr in großer Anzahl. Die Waldungen beherbergen außer den gewöhnlichen Waldvögeln die im Frühling und Herbst durchreisende Waldschnepfe (Scolopax rupicola), den aus ehemaligen Fasanerien zurückgebliebenen Fasan (Phasianus colchicus), den Kreuzschnabel (Loxia pityopsittacus), den Krammetsvogel (Turdus pilaris), die Singdrossel (Turdus musicus), die Rothdrossel (T.| iliacus), die Ringdrossel (T. torquatus), auf dem Strich im Winter, die Misteldrossel (T. viscivorus), den Kernbeißer (Loxia coccothraustes), die Holztaube (Columba Oenos), die Ringeltaube (C. palumbus), den Wiedehopf (Upupa epops), den weißhalsigen Fliegenfänger (Muscicapa albicollis), häufig, der schwarzköpfige Fliegenfänger (M. atricapilla), den Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) und mehrere Spechtarten. An den Bächen sieht man nicht selten den schönen Eisvogel (Alcedo Ispida), auch der Seidenschwanz (Ampelis garrulus) hat sich schon in kalten Wintern eingestellt. Im Jahre 1830 wurde im Schönbuch eine Trappe (Otis Tarda) gefangen und im Jahre 1848 ein Haselhuhn (Tetrao bonasia) geschossen.

c) Von Reptilien finden sich die Ringelnatter (Coluber natrix), die allgemein verbreitete Blindschleiche (Anguis fragilis), alle gewöhnlichen Frösche und Kröten, die gewöhnliche Eidechse und zuweilen an Muschelkalkabhängen des Würmthals die flüchtige Eidechse (Lacerta muralis), der gefleckte Salamander (Salamandra maculosa), der Wassermolch (Triton cripatus) u. s. w.

d) Von Fischen kommen in den Seen bei Böblingen und Sindelfingen vor: der Karpfe (Cyprinus carpio), der Spiegelkarpfe (C. maculosus), die Schleihe (C. Tinca), die Karausche (C. Carassius), der Weißfisch (C. alburnus) und der Hecht (Esox lucius). In Flüssen und Bächen zeigt sich zuweilen auch der Karpfe und der Hecht, häufiger aber der Weißfisch, der Gründling (Cyprinus Gobio) und die Groppe (Cottus Gobio); die Forelle (Salmo Fario) trifft man, jedoch selten, in der Würm und Aid.

e) Von den Mollusken kommen hauptsächlich vor: die gewöhnlichen Schnirkelschnecken (Helix pomatia, nemoralis, arbu storum) und die sonst seltene haarige Schnecke (Helix villosa); die weiße kegelförmige Zaunschnecke (Bulimus radiatus), welche in manchen Gegenden des Landes fehlt. In den Seen und Wassergräben trifft man mehrere Spitzhörner (Limnaeus auricularius, ovatus, pereger, palustris), die Mondschnecke (Paludina impura), von den Teichmuscheln (Anodonta cygnea und anatina), die Flußmuschel (Unio batavus), die Quellenerbsenmuschel (Cyclas cornea) im Böblinger See u. s. w.

f) Die Insekten sind im Bezirk sehr zahlreich vertreten, was theils mit der reichen Flora, theils mit den bedeutenden stehenden Gewässern des Bezirks zusammenhängt. Wir nennen hier nur die Brillenwanze (Eurydema ornatum), die Wasserwanze (Hydroessa reticula), der Binsenblattsauger (Livia juncorum). Von den Käfern außer dem Hornschröter (Lucanus Cervus), den schwarzen Lederkäfer (Procrustes coriaceus), den Bockkäfer (Cerambyx Heros),| den veilchenblauen Laufkäfer (Carabus violaceus), die Goldkäfer (Cetonia aurata et fastuosa), die großen braunen Wasserkäfer (Dytiscus latissimus et marginalis), den Schwimmkäfer (Cyrinus natator), den Todtengräber (Necrophorus vespillo) u. s. w. Interessant ist der Bezirk in Beziehung der Forstinsekten, da beinahe alle in Deutschland vorkommenden auch hier sich zeigen, jedoch ohne besondere Nachtheile für die Waldungen; nur der Weißtannenborkenkäfer hat schon zuweilen einigen Schaden angerichtet.


  1. Vergl. Memmingers Beschreibung von Württemberg 1841 S. 830.
  2. Vergl. Württ. Jahrb. Jahrg. 1832. 2tes Heft. S. 123 und 124.
  3. Nach den Beobachtungen des Herrn Oberamtsarztes Dr. Wunderlich.