Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Balzac’s Sommerleben
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aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 548
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[548] Balzac’s Sommerleben. Wie weit man’s in Luxus und Kunst bringen kann, sofern Mittel und Geschmack nicht fehlen, beweist der französische, populäre Vielschreiber Balzac. Er schilderte seine Art zu leben, um sich die Julihitze vom Halse zu halten, folgendermaßen: „Vier Diener machen fortwährend Wind in meinen Zimmern (und er auch) und zwar so viel, daß sie Meereswogen in die Höhe treiben würden, wenn sich das Meer bis zu ihnen verirren sollte. Mein Wein steht in Schnee und Eis bis zu dem Augenblicke, wenn ich ihn trinke. Die Hälfte meines Juli bringe ich im Bade zu, die andere Hälfte sitze ich halb in meinem künstlich umstürmten Sopha, halb in einer Orangenbaumgrotte, welche durch einen Springbrunnen gekühlt wird. Ich wage mich nur im bedeckten Wagen über die Straße. Andere Leute begnügen sich, an Blumen zu riechen, ich habe eine Methode erfunden, sie zu essen und zu trinken. Mein Zimmer schwimmt in Blumen-Aromen stärker als das glückliche Arcadien. Ich verschwende Rosen- und Gasmin-Essenz wie Wasser. Während meine Nachbarsleute sich die Hitze durch solides Essen noch unerträglicher machen, lebe ich fast blos von Geflügel, das mit Zucker gemästet ward. Dazu nippe ich Früchte und Gelees. Mein Haus ist nicht so elegant und kostbar, als Fontainebleau, aber mein Wäldchen hinter demselben, durch welches kein Sonnenstrahl dringen kann, ist mir und meinen schwachen Augen viel lieber, auch deshalb, weil in diesem duftigen Halbdunkel erträglich schöne Damen sehr schön erscheinen. Die Bäume meines Parkes sind von der Wurzel bis in die Gipfel mit starkem Laubwerk geschmückt und strotzen von Turteltauben, Fasanen und anderen schönen befittigten Wesen. Wo ich gehe und stehe, trete ich auf Tulpen und Anemonen.“ – Deutsche Schriftsteller, selbst die glücklichsten treten nicht so ununterbrochen auf Blumen, im Gegentheil werden auch sie getreten. Von den Dichtern unter Dächern am wackeligen Tisch, im Sommer stets bei zehn Grad höherer Temperatur, als draußen in der Sonne, im Winter den Pfeifenkopf zwischen die Knieen nehmend, um die schwache Wirkung des Ofens zu unterstützen, kann man hier gar nicht reden. Balzac ist kein Dichter, sondern nur ein sehr geschickter, fleißiger Fabrikherr von Roman- u. s. w. Arbeitern und er geht mit Königen, mit denen, nach dem Gesange einen deutschen Dichters, nur der Dichter gehen soll und sogar aus dem Grunde, weil Beide – „auf der Menschheit Höhen stehn.“