Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 302. (Quelle)
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Zukriegl, Jakob (gelehrter Theolog, geb. zu Grossolkowitz in Mähren 26. Juli 1807, gest. in Tübingen 9. Juni 1876). Nach beendeten Gymnasial- und philosophischen Studien wendete er sich dem geistlichen Berufe zu, erhielt am 16. Juli 1831 die Priesterweihe und widmete sich der Seelsorge, zunächst als Caplan in Laa bei Hainburg, dann 1840 als solcher in Wien. Für das Lehramt sich entscheidend, wurde er 1847 supplirender Professor der christlichen Religionsphilosophie und Prediger an der Universität in Wien. Plötzlich legte er, der zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, sein Lehramt nieder und nahm an Dr. Drey’s Stelle die Professur der Apologetik, theologischen Encyklopädie und Philosophie an der Universität Tübingen an, an welcher er nahezu ein Vierteljahrhundert in ersprießlichster Weise bis 1874 wirkte und nachdem er schon mehrere Semester beurlaubt gewesen, im genannten Jahre [303] in den Ruhestand trat. Dr. S. Brunner in den unten genannten „Denk-Pfennigen“ klärt uns über Zukriegl’s Verlassen der Wiener Universität auf. Es war im Jahre der Bewegung 1848, in welchem auch die niederösterreichische Geistlichkeit unter den allgemeinen bereits die Kirche bedrohenden Vorgängen Stellung zu nehmen suchte. Mehr als hundert Priester hatten sich zu einer Berathung zusammengefunden, die ganz ordnungsmäßig verlief, als mit einem Male der Dechant von Probstdorf warnend und den Wiener Clerus verdächtigend, seine Stimme erhob, was zur Folge hatte, daß der Erzbischof von Wien die ferneren Versammlungen des niederösterreichischen Clerus verbot. Da trat Dr. Sebastian Brunner in der von ihm redigirten „Kirchenzeitung“ gegen den Probstdorfer Dechanten entschieden auf, wies die denunciatorischen Beschuldigungen desselben zurück und brach für den niederösterreichischen Clerus eine Lanze. In dieser Philippika und in dieser Replik Dr. Brunner’s heißt es auch: „Wenn Sie aber (Herr Dechant) schon einer Veranlassung und eines Anstoßes von außen nothwendig haben und einer „hohen Aufforderung“ bedürfen, um ihre „hohe Begeisterung“ in vollen Schwung zu bringen und mit „wahrem Trost und schönen Hoffnungen“ erfüllt zu werden[1], so wäre bei Gott eine bessere Gelegenheit dazu gewesen, als einige Geistliche sich offen von ihren Eiden gegen die katholische Kirche lossagten, von denen einer (Füster) im vergangenen Jahre jene Lehrerstelle an der Universität bekam, welche der durch Wissenschaft und Wandel ausgezeichnete Dr. Zukriegl ein Jahr lang rühmlichst versehen hat. Zukriegl mußte auswandern und ist gegenwärtig auf den Lehrstühlen der Philosophie und Theologie zu Tübingen eine Zierde der dortigen Universität und steht würdig neben einem Kuhn, Hefele, Welte, Fichte u. s. w., was auch etwas gesagt haben will. Da wäre nun Gelegenheit gewesen, eine Ergebenheitsadresse bezüglich des abgefallenen Professors Füster und eine Bemitleidungsadresse betreffs des Dr. Zukriegl zu machen, indem man von Seite der kirchlichen Behörde damals aus Versehen kein Wort aussprach, um die Lehrkanzel dem verdienstvollen Zukriegl zuzuwenden und die Folgen dieses kleinen Mißgriffes eben für das Ordinariat keine geringen sind. Das wäre, wenn schon einmal eine Veranlassung sein muß, doch eine würdige und dringende gewesen. Da hätten auch die Worte vom „unkirchlichen Treiben“ und von „Verworfenheit“ mit Recht platzgreifen können.“ Nachdem wir nun die bisher wenig bekannte Ursache von Zukriegl’s Uebersiedlung aus Oesterreich ins Reich kennen gelernt, bleibt uns nur übrig, seiner Werke zu gedenken. Diese sind: „Wissenschaftliche Rechtfertigung der Trinitätslehre mit besonderer Rücksicht auf Strauss“ (Wien 1846, 8°.); –„Ueber die Nothwendigkeit einer Offenbarungsmoral“ (Tübingen 1849, 8°.); – „Nothwendigkeit der christlichen Offenbarungsmoral und ihr philosophischer Standpunkt“ (ebd. 1850, 8°.); – „Kritische Untersuchung über das Wesen der vernünftigen Geistseele und der physischen Leiblichkeit des Menschen“ (Regensburg 1854, 8°.); – „Zur Signatur der modernsten theologischen Unionsbestrebungen“. In der Tübinger theologischen Quartalschrift [304] veröffentlichte er aber außer einigen Recensionen die Abhandlungen: „Der Standpunkt der Idee und der christlichen Apologetik“ (1849); – „Kritik der Oischinger’schen Principien der speculativen Trinitätslehre“ (1852); – „Lösung der neuesten Bedenken gegen die Trinitätslehre“; – „Ueber Strauß’ Einwürfe gegen die Nothwendigkeit der Offenbarung“ (1856); – „Zur Lehre von der Unsterblichkeit des Geistes“. Zukriegl war Mitherausgeber der „Tübinger theologischen Quartalschrift“, eines Blattes, das sich stets auf der Höhe der katholischen Theologie gehalten hat. Ferner lieferte er Beiträge zum Bonner Literaturblatt und für das Welte’sche „Kirchenlexikon“ den Artikel Locke. Zukriegl, der zu Tübingen, 71 Jahre alt, gestorben, ist auch daselbst begraben.

Brunner (Seb.). Denk-Pfennige zur Erinnerung an Personen, Zustände und Erlebnisse vor, in und nach dem Explosionsjahre 1848 (Würzburg und Wien 1886, Leo Wörl, gr. 8°.) S. 195. – Handschriftliche Mittheilungen der Herren Theob. Schanz in Tübingen und Schöpf in Guggenthal bei Salzburg, wofür ihnen hier mein Dank erstattet sei.

  1. Die mit Gänsefüßchen bezeichneten Stellen sind wörtlich aus der Denunciation des Probstdorfer Dechanten