BLKÖ:Zubovits, Feodor von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Zuber, Béla
Nächster>>>
Zubow, Alexander
Band: 60 (1891), ab Seite: 289. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Feodor von Zubovits in Wikidata
GND-Eintrag: {{{GND}}}, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Zubovits, Feodor von|60|289|}}

Zubovits, Feodor von (berühmter Reiter, geb. zu Mezötúr in Ungarn 1846). Der Sohn eines kaiserlichen Officiers, welcher 1849 vor dem Feinde in Ungarn geblieben, war er 1859 und 1860 Zögling der Maria Theresianischen Ritterakademie, aber nicht, wie es hie und da heißt, der Wiener-Neustädter Militärakademie, und trat dann frühzeitig in ein ungarisches Grenzregiment, machte in demselben einen Zug nach Montenegro und den Feldzug in Schleswig-Holstein mit. Manches, was über sein Leben vorliegt, beruht auf Gerüchten und klingt so abenteuerlich, daß es schwer ist, Wahrheit und Dichtung auszuscheiden. So soll er in Waffengenossenschaft mit Garibaldi gestanden und bei Marsala verwundet worden sein, nach Anderen hätte er den nordamerikanischen Secessionskrieg mitgemacht. Wir wollen nicht Alles, was von seinen Duellen, von Pferdestürzen, von zwei stählernen Rippen im Leibe und von dem ihn unterstützenden Mieder, das er seiner Haltung wegen tragen soll, wieder nacherzählen, gewiß ist es, daß er in Angelegenheit der Pferdezucht und des Sports maßgebend, ferner ein ausgezeichneter Reiter und Schwimmer ist. Zubovits trat erst in die Oeffentlichkeit, als er infolge einer Wette 1874 am 25. October um 10 Uhr Vormittags von Wien aus einen Dauerritt nach Paris unternahm, der in 14 Tagen beendet sein sollte und über Enns, Schärding, Ulm, Post Kniebis (im Schwarzwald), Kehl-Straßburg, Nancy, Vitry, Vincennes nach Paris ging, in welch letzterer Stadt er am 9. November präcise um 8 Uhr Morgens eintraf. Die Sache war damals ein Ereigniß, das alle Blätter in Anspruch nahm und Lieutenant Zubovits und die Halbblutstute Caradoc lebten Wochen lang in aller Welt Munde. Nun das Pferd war aber nicht sein Eigenthum, sondern Besitzer desselben Adolf von Bäuerle, des ehemaligen Redacteurs Bäuerle einziger Sohn, der, nachdem er mit seinen aristokratischen Passionen das von seiner Gattin, der Witwe des Schriftstellers Langer, erheiratete Vermögen von ein paar Millionen durchgebracht, nach übergroßem Genuß von Opium im Hotel „zum goldenen Lamm“ in der Leopoldstadt in Wien todt gefunden wurde. Später, im Jahre 1877, übersetzte Zubovits mit einem von ihm erfundenen Schwimmapparate zu Pferde die Donau. Dieser Apparat ward von einer vom französischen Kriegsminister ernannten Commission bei einem Versuche zwischen Combières und Asnières, wo er die Seine übersetzte, geprüft und als zum Vorpostendienst, wie zum Passiren tiefer Wasserläufe vollkommen geeignet befunden; auch machte Zubovits im August 1879 mit seinem Schwimmapparat einen Versuch auf der Themse, der ihm ebenfalls gelang. Unsere unten angegebenen Quellen berichten genau ebenso über den Dauerritt wie über die Schwimmexperimente. Nebenbei sei hier bemerkt, daß sich die pro und contra [290] durch den Unionclub in Wien und den Londoner Jockeyclub eingegangenen Wetten bezüglich des Distanzrittes Wien-Paris auf die Summe von drei Millionen Francs bezifferten. Das rechtzeitige Eintreffen in Straßburg trug dem Reiter den Betrag von 15.000 fl. ö. W. ein. Noch einmal, aber nicht in einer Sportsangelegenheit, sondern in einer ernsten, da es sich um Rettung von Menschenleben handelte, war der Name Zubovits in Aller Munde. Als nämlich im März 1879 die Katastrophe der schrecklichen Theißüberschwemmung über die Stadt Szegedin in Ungarn hereinbrach, eilte Zubovits dahin. In Begleitung des amerikanischen Consuls Mr. Ball und mehrerer Berichterstatter langte er am 10. März Abends an und betheiligte sich mit großem Erfolg, mehr als einmal sein Leben aufs Spiel setzend, an den Rettungsversuchen. Zuletzt stand Zubovits, damals Honvédhauptmann, in Dienstleistung des ungarischen Honvédministeriums und wurde im Sommer 1887 mit der fachmännischen Untersuchung der Jászberényer Dynamitkatastrophe betraut, als deren Ursache er unvorsichtiges Vorgehen des Oberlieutenants Szakács bezeichnete.

Quellen. Daheim (illustrirte Zeitschrift, 4°.) 1875, S. 208: „Ein ungarisches Reiterstücklein“. – Ueber Land und Meer (Stuttgart, Hallberger, kl. Fol.) 33. Bd. 1875), Nr. 12, S. 236: „Lieutenant Feodor Zubovits und der Distanzritt von Wien nach Paris“. – Wiener pikante Blätter, 1878, S. 3: „Wiener Figuren. Der Distanz-Bácsi“. – Das Buch für Alle (Leipzig, kl. Fol.) 1875, S. 182: „Der Distanzritt des Honvéd-Lieutenants Zubovits von Wien nach Paris“. – Illustrirte Welt (Leipzig. Fol.) 1879 im Umschlag des Jännerheftes: „Ein Schwimmexperiment“. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1874, Nr. 312 in der Rubrik „Verschiedenes“ unter Straßburg [heißt daselbst irrig Lubowits]. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 27. Februar 1877: „Ein Ritt durch die Donau“. – Neue Freie Presse (Wien, Fol.) 1874, Nr. 3648, 3667, 3668, 3670, 3671, 3678 [in der Kleinen Chronik. Vom Beginn des Rittes bis zu dessen Schluß]. – Dieselbe, 1. December 1874: „Erklärung“ [des Lieutenants Zubovits gegen eine Broschüre von R. Löwy, welche er entschieden zurückweist].

Porträts. Ueber Land und Meer (Stuttgart) 33. Band, 1875, Nummer 12, Seite 232: „Lieutenant von Zubovits, der Distanzreiter und sein Pferd Caradoc“. Originalzeichnung von Breidwieser (mit Facsimile des Namenszuges) 38. Bd., 1877, Nr. 31, S. 613: „Zubovits’ Ritt durch den Donaustrom in Wien“. Originalzeichnung von V. Katzler. – Die Bombe (Wiener Spott- und Witzblatt) IV. Jahrg., 22. November 1874, Nr. 47: „Lieutenant Zubovits“. Von Lacy von F.(recsay). – Neue Illustrirte Zeitung (Wien, Zamarski, kl. Fol.) 1874, Nr. 49: „Lieutenant Zubovits und seine Caradoc“. Daudenarde (del.). – Dieselbe. 1877, Nr. 14: „Zubovits Ritt durch die Donau“. Nach der Natur gezeichnet von V. Katzler. – Buch für Alle. 1877, S. 484: „Der Ritt des Oberlieutenants Zubovits durch die Donau“. – Humoristische Blätter von Klič (Wien, Fol.) 5. Jahrg. 25. März 1877, Nr. 13: „Oberlieutenant Feodor von Zubovits“. Von Klič (durch die Donau reitend). – Illustrirte Welt (Leipzig, Fol.) 1879, S. 464: „Die Ueberschwemmung in Szegedin. Rettungsbestrebungen des Oberlieutenants Zubovits“. T. Möller (sc.). – Das Buch für Alle (Leipzig, Fol.) 1875, S. 176: „Ankunft des Honvéd-Lieutenants Zubovits an der Barrière zu Paris“. Smeeton-Tilly (sc.). – Daheim (Berlin, Velhagen und Klasing, 4°.) 1875, S. 197: „Lieutenant F. v. Zubovits auf der Caradoc während seines Rittes in Frankreich“. Originalzeichnung von J. Schönberg.

Charge. Eine solche brachte das Wiener Witzblatt „Wiener Luft“ 1877, Nr. 13, eine Wiener Frauenmode verspottend.