BLKÖ:Zorzi, Peter Anton der Jüngere

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zorzi, Antonio
Band: 60 (1891), ab Seite: 265. (Quelle)
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Zorzi, Peter Anton der Jüngere (österr. k. k. Staatsbeamter und Schriftsteller, geb. in Venedig 1766, gest. daselbst im August 1849). Ein Neffe des Cardinals und Erzbischofs von Udine Peter Anton [siehe den Vorigen]. Von seinem Oheim, als derselbe Rector des Collegiums der Somascher in Brescia geworden, in dieses Institut aufgenommen, erhielt er daselbst seine wissenschaftliche Ausbildung. Sich der Marine zuwendend, wurde er 1784 Schiffslieutenant und machte unter Befehl Angelo Emo’s die Expeditionen nach Susa, Tunis, Biserta und Sfax mit, wo er mehrfach Proben seines Muthes und seiner Tapferkeit gab. Darauf ward er zum Fregattencapitän befördert. Zur Zeit des Falles der Republik war er einer der drei Provveditori über die Aemter, eine Stelle, die ihm den Zutritt in den Senat gewährte, aber nur mit dem Rechte eines berathenden Votums. Nebenbei betrieb er mit Eifer seine gelehrten Studien und landwirthschaftliche Beschäftigung. 1810 übernahm er die Oberaufsicht über die öffentlichen Gärten, die er in kurzer Zeit zu solcher Bedeutung brachte, daß sie einen Schmuck der Stadt Venedig bildeten. Als dann 1814 Venedig wieder unter die österreichische Regierung zurückkehrte, wurde auch Zorzi in das österreichische Beamtenpersonal übernommen und erhielt zunächst die Stelle eines Supplenten, dann des ersten Adjuncten bei der venetianischen Sanitäts-Seebehörde. An derselben diente er viele Jahre, bis ihn das zunehmende Alter nöthigte, in den Ruhestand überzutreten, der ihm auch unter gleichzeitiger Verleihung des Titels eines k. k. Rathes gewährt wurde. Zorzi ist aber nicht bloß in seiner Eigenschaft als Seemann und k. k. Staatsbeamter denkwürdig. Bei seiner Beschäftigung als Landwirth lenkte er die Aufmerksamkeit auf den Anbau der vor ihm in Italien bisher gar nicht gewürdigten Erdäpfel und veröffentlichte aus diesem Anlaß 1814 eine Schrift, die diesen Gegenstand ausführlich behandelte. Als 1816 Kaiser Franz und Kaiserin Ludovica Maria Venedig besuchten, gab Zorzi eine Beschreibung der aus diesem Anlaß stattgehabten Feste heraus. Bei seinen literarischen Studien interessirte er sich sehr für die fremden Literaturen, veröffentlichte 1835 in dem zu Mailand erscheinenden „Indicatore“ seine „Osservazione sul ‚Bravo‘ Romanzo storico del Signore James Fenimore Cooper, gab 1849 per le nozze Morosini-Michiel eine Auswahl von Uebersetzungen deutscher Fabeln von Hagedorn, Gellert, Lichtwer, [266] Lessing und Gleim heraus, denen er mehrere Originalsonette beifügte. Größeres Aufsehen erregte er mit seinem Roman: „Cecilia di Baone ossia la Marca Trevigiana al finire del medio evo. Narrazione storica“, Vol. 4 (Venezia 1829, Andreola), der angeregt worden durch Alessandro Manzoni’s „Promessi sposi“, im 61. Bande der „Biblioteca italiana“, im Jänner-Heft 1831, S. 4–26, eine ausführliche Würdigung fand und mehrere Auflagen erlebte. Ferner dichtete er je eine Cantate auf Kaiser Napoleon und Kaiser Franz, welche beide im Teatro grande in Venedig zur Aufführung gelangten, dann eine Epistel in „versi sciolti“, betitelt „Tempesta“, und begann ein größeres episches Gedicht, dessen Gegenstand der Befreier Amerikas, der große Washington war, wovon aber nur einige Gesänge in Ottave rime erschienen sind. Vieles, darunter einige dramatische Arbeiten, ist ungedruckt geblieben. In seinen letzten Jahren befiel ihn Blindheit, welche ihn auch vorzugsweise nöthigte, seine amtliche Stelle aufzugeben. Er starb hochbetagt, im Alter von 83 Jahren. Durch seine seltene Vielseitigkeit als Seemann, Staatsbeamter der Republik und des nachmaligen kaiserlichen Venedig, als Hortolog und Landwirth, als Roman-, lyrischer und epischer Dichter hat er sich ein Andenken in der italienischen Cultur- und Literaturgeschichte gesichert.

Dandolo (Girolamo). La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’anni. Studii storici (Venezia 1855, Naratovich, 8°.) Appendice, p. 205.