BLKÖ:Zollikofer, Theobald von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zoller, Michael von
Band: 60 (1891), ab Seite: 251. (Quelle)
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Zollikofer, Theobald von (Geolog und Fachschriftsteller, geb. zu St. Gallen in der Schweiz 1828, gest. 19. October 1862). Der Sproß eines alten Schweizer Geschlechtes, von dem nach Deutschland, Schlesien und Oesterreich Zweige gelangten, über welche die Quellen Näheres berichten. Theobald war ein Junker Zollikofer v. Altenklingen [252] und Pfauenmoos im Canton St. Gallen zunächst St. Gallen zum Unterschied von jenen von Sonnenburg. Nachdem er das Gymnasium in seiner Heimat beendet hatte, bezog er, von einem Familienstipendium unterstützt, 1849 die Universität München, um sich zum Ingenieur heranzubilden, zu welchem Zwecke er vornehmlich mathematische Studien betrieb. 1851 verließ er München, um an der Akademie zu Lausanne in der französischen Schweiz seine Ausbildung fortzusetzen. Hier wurde er mit A. von Morlot, welcher 1846–1850 der erste Begehungscommissär des geognostisch-montanistischen Vereines für Steiermark war, bekannt und durch dessen geistvolle Vorträge ganz für die Geologie gewonnen. Durch zwei Jahre konnte er, im freundschaftlichsten Verhältnisse zu seinem Lehrer stehend, nicht nur die Lehren seiner Wissenschaft vollkommen aufnehmen, sondern hatte auch hinreichende Gelegenheit, im Herzen der Alpen, wie im französisch-schweizerischen Jura die nöthige praktische Ausbildung zu erlangen. Durch Annahme eines Erzieherpostens in einem in der Lombardie und in Venedig sehr begüterten Hause ward er in den Stand gesetzt, von Sesto Calende am Lago maggiore aus die lombardischen Alpen in ihrer ganzen Länge, sowie alle geologischen Erscheinungen der Po-Ebene mit Eifer und Erfolg zu studiren und diese Studien in Fachschriften zu veröffentlichen. Aus der Lombardie kehrte er 1857 nach Lausanne zurück, wo er, da sein Name in der wissenschaftlichen Welt bereits mit Ehren genannt wurde, sowohl in der Hauptstadt als von kleineren Orten zahlreiche Aufforderungen erhielt, Vorträge über Geologie zuhalten. Auf die warme Empfehlung mehrerer Gelehrten wurde er in dieser Zeit zum Begehungscommissär des geognostisch-montanistischen Vereins für Steiermark gewählt und begann seine Thätigkeit, die bis auf eine geringe Unterbrechung dem Lande bis zu seinem Tode erhalten blieb. Ende März 1861 folgte er einem ehrenvollen Rufe zur Supplirung C. Vogt’s an die Akademie in Genf, von wo er jedoch im Spätherbste über Oberitalien nach Steiermark zurückkehrte. Bald nach seiner Rückkehr erkrankte er. Er schien sich von seinen Leiden zu erholen und übersiedelte nach Leoben, von dort ging er, um es mit der Traubencur zu versuchen, zu einer befreundeten Familie nach Cilli, wo sich aber sein Zustand so sehr verschlimmerte, daß er nach Gratz gebracht werden mußte, wo er schon kurze Zeit danach einer unheilbaren Entartung der Unterleibsorgane im Alter von 34 Jahren erlag. Seine Arbeiten sind in gelehrten periodischen Fachschriften niedergelegt, und zwar im Bulletin de la société vaudoise des sciences naturelles (Lausanne): „Sur l’ancien glacier et le terrain errétique de l’Adda“ [1853, tome 3]; – „Géologie des environs de Sesto-Calende“ [1854, tome 4]; – „Bassin hydrographique du Po“ [1857, tome 5]; – „Notes sur le glacier de Macugnaga“ [1857, tome 5]; in den Jahresberichten des geognostisch-montanistischen Vereines für Steiermark: „Vorläufiger Bericht über die Ergebnisse der im Sommer 1858 in Untersteier ausgeführten geognostischen Begehungen“ [8. Jhrsb.]; – „Vorläufiger Bericht über die geognostischen Untersuchungen des südöstlichen Theiles von Untersteyer im Sommer 1859“. [9. Jhrsb.]; – „Vorläufiger Bericht über die im Sommer 1860 gemachten [253] geologischen Aufnahmen“ [10. Jhrsb.]; im Jahrbuch der geologischen Reichsanstalt: „Die geologischen Verhältnisse von Untersteiermark, Gegend südlich der Sau und Wolska“ [1859, Bd. X, S. 157–200]; – „Die geologischen Verhältnisse des Drauthales in Untersteiermark“ [1859, Bd. X, S. 200 bis 219]; – „Die geologischen Verhältnisse des südöstlichen Theiles von Untersteiermark“ [1861/62, Bd. XII, S. 311–366]; in den Atti della Società italiana di scienze naturali: „Esposizione dei differenti sistemi geologici. Memoria postuma“ [Vol. VI]; im Werke: Ein treues Bild des Herzogthums Steiermark (Gratz 1859, Kienreich): „Geognostische Skizze des Herzogthums Steiermark“ (28 S.) – und gemeinschaftlich mit Prof. Dr. Jos. Gobanz bearbeitet: „Die hypsometrische Karte der Steiermark“, 4 Bl. und „Höhenbestimmungen in Steiermark“ VIII und 70 S. (Gratz 1864, Kienreich), welche von der Direction des geognostisch-montanistischen Vereins für Steiermark herausgegeben wurde. Steiermark erlitt durch den Hingang Zollikofer’s den Verlust eines um die Erforschung der geographisch-montanistischen Verhältnisse des Landes vielverdienten Mannes, der bei der Jugend, in der er hingerafft wurde, zu den schönsten Erwartungen berechtigte. Aber Zollikofer war nicht nur in seinem Fache eine Autorität, sondern auch sonst in den verschiedenen Wissenschaftsfächern sehr unterrichtet. Im November 1867 wurde ihm auf dem Friedhofe der Gratzer evangelischen Gemeinde ein Grabdenkmal errichtet.

Zwölfter Bericht des geognostisch-montanistischen Vereines für Steiermark (Gratz 1863; Tanzer, 8°.) Seite VI–VIII. – Ebenda, S. XIV u. f.: „Nekrolog nach Theobald von Zollikofer“. Von Dr. Joseph Gobanz. – Gratzer Zeitung (politisches Blatt) 1862, Nr. 263 und 264: „Immortellen“.