Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zinke, J. W.
Band: 60 (1891), ab Seite: 157. (Quelle)
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Zinka, Panna (Zigeunerin und Violinspielerin, geb. zu Gömör in Ungarn, wo sie im vorigen (18.) Jahrhunderte lebte, gest. ebenda 1772). Ein Zigeunerkind, lernte sie noch sehr jung die Violine spielen, auf der sie es zu großer Virtuosität brachte. Ihr Gutsherr, Namens Langi, erkannte bald ihr ungewöhnliches Talent und ließ ihr zur rechten Zeit guten Unterricht ertheilen. Ihre Fortschritte entsprachen ihrem Talente. Im Alter von 14 Jahren heiratete sie einen Zigeuner, der, wie auch seine beiden Brüder, Musiker war. Mit diesen im Vereine bildete sie ein kleines Familienorchester, das sich bald eines vorzüglichen Rufes erfreute. Ihr Gutsherr erbaute ihr am Ufer des Sahajó ein wohl eingerichtetes Wohnhaus, das sie stets in bester Ordnung erhielt, aber nur in den Wintermonaten benützte, während sie in Sommerszeit zu den Ihrigen ins freie Feld zog, welche in der Nähe des Hauses in Zelten, die am Flusse aufgeschlagen waren, wohnten. Welche Berühmtheit Zinka Panna im Lande besaß, zeigte sich, als sie 1772 starb; ihr Tod war ein Ereigniß, welches allgemeine Trauer verursachte. In ungarischen und lateinischen Versen rühmte man ihre Vorzüge als Künstlerin und ihre Tugenden als Frau. Eine gute Anzahl dieser Gedichte, welche das Land bei der ersten Trauerkunde ihres Todes überfluteten, wurden für künftige Zeiten aufbewahrt. Von ihren – improvisirten – Compositionen ist nichts erhalten; erstens verstand sie selbst nicht Noten zu schreiben, und zweitens pflegen die Zigeuner ihre oft merkwürdigen und herrlichen Improvisationen wohl zu spielen, aber nie zu Papier zu bringen. Was überhaupt von Zigeunermusik in Noten gebracht ist, wurde von Anderen nachgeschrieben. Zinka Panna wird als von Gestalt häßlich – sie soll höckerig gewesen sein – als von dunkler Gesichtsfarbe, dazu von Blattern und einem mächtigen Kropfe entstellt, geschildert. Das ursprüngliche Orchester aus ihr, ihrem Manne, der ein geschickter Baßgeiger, und dessen beiden Brüdern, von denen der eine Contraviolinist, der andere Cymbelschläger war, vermehrte sich nach ihrer Heirat um vier Söhne und eine Tochter, welche alle musicalisch waren. Von ihren Vorträgen wurden nicht nur das Volk, sondern wirkliche Kenner befriedigt, und ihr Orchester holte man zu Hochzeiten und sonstigen Festen oft sechzehn bis zwanzig Meilen weit. Saphir verwerthete die berühmte Zigeunergeigerin, deren Andenken noch heute in Ungarn fortlebt, zu einem seiner wirksameren Declamationsgedichte.

Liszt (Franz). Des Bohémiens et de leur musique en Hongrie (Paris 1839, 8°.) p. 292: CXXIII. – Auch in deutscher Uebersetzung von L. Ramonn (Leipzig 1883, Breitkopf und Härtel, Lex. 8°.) S. 325. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 19. Jahrg. 1828, S. 623 im Artikel: „Ungarische Miscellen aus Korabinsky’s ‚Wanderbuch‘ gezogen“. Von J. K. Vöcos.