BLKÖ:Wratislaw, Franz Karl Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 166. (Quelle)
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Wratislaw, Franz Karl Graf (Staatsmann, geb. in Böhmen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, gest. daselbst 23. April 1750), von der sogenannten türkischen Linie. Alle uns zu Gebote stehenden Quellen versagen uns die Daten seiner Geburt, die in die Zeit von 1670–1680 fallen dürfte. Ein Sohn des Grafen Wenzel Ignaz aus dessen Ehe mit Maximiliana Francisca geborenen Freiin Kotz vor Dobř, trat er 1699 in kaiserliche Dienste, wurde Kämmerer und kön. kurböhmischer Oberappellationsrath. Kaiser Joseph I. schickte ihn 1709 als Gesandten für Kurböhmen auf den Reichstag zu Regensburg, in welcher Eigenschaft ihn Kaiser Karl VI. am 12. Februar 1711 bestätigte. Nachdem der Graf dann im April 1716 Titular-, am 17. Juni 1722 aber wirklicher geheimer Rath geworden, ging er als kaiserlicher Minister an den königlich polnischen und kursächsischen Hof, worauf ihn der Kurfürst und König am 6. Jänner 1725 zum Oberhofmeister der nachmaligen Königin von Polen und Kurfürstin von Sachsen ernannte und am 3. August. 1727 mit dem Orden des weißen Adlers auszeichnete. 1729 von Karl VI. als kaiserlicher Minister an den russischen Hof gesandt, erhielt er dort im Jänner 1730 von der Czarin Anna, Peters des Großen Nichte, den St. Andreasorden, eine Auszeichnung, welche als ebenso außerordentlich, wie ungewöhnlich angesehen wurde. Man bemerkte damals, daß die Kette des ihm verliehenen Ordens dieselbe war, welche der verstorbene Czar getragen und die man auf 25.000 Rub. bewerthete. Als er 1732 vom russischen Hofe abberufen wurde, verlieh ihm die Czarin, da er sich in seiner diplomatischen Stellung ihrer ganz besonderen Huld erfreute und überhaupt mit Umsicht und Glück die Geschäfte seines Kaisers vertreten hatte, zum Abschied ihr reich mit Juwelen verziertes Bildniß an einer Kette, dessen Werth die damaligen Nachrichten auf 20.000 Rubel angaben. Im August 1733 traf er wieder in außerordentlicher Sendung von Wien am kursächsischen Hofe in Dresden ein, ging aber noch im nämlichen Jahre als kaiserlicher Gesandter an den schwedischen Hof, von wo er 1734 wieder in gleicher Eigenschaft an den königlich polnischen und kursächsischen Hof zurückkehrte, an welchem er im April desselben Jahres die Dienste eines Oberhofmeisters bei der Königin Kurfürstin von Neuem übernahm. 1747 erbat er sich, wegen hohen Alters sein Amt als Oberhofmeister der Königin niederlegen und sich auf seine Güter zurückziehen zu dürfen. Diese Bitte wurde ihm auch gewährt, worauf er nach Böhmen zurückkehrte und dort 1750 sein Leben beschloß. Im Jahre 1726 hatte er sich mit Maria Elisabeth geborenen Gräfin Kinsky, Witwe des Grafen Wenzel Desiderius Nostitz (gest. 1700), vermält; doch sind aus dieser Ehe keine Kinder entsprossen. Dieser Nebenzweig der türkischen Linie erlosch mit des Grafen Bruders Wratislaw Maximilian Sohne Karl Franz de Paula. Eine von F. Donner gegossene einseitige Broncemedaille auf den Grafen Franz Karl zeigt dessen Brustbild, und aus den Zügen dieses Wratislaw spricht ganz der scharf ausgeprägte Typus des berühmten Geschlechtes. Unter dem Abschnitte [167] des Brustbildes steht F. Donner. Die Umschrift lautet: „F.(ranciscus) C.(arolus) S.(acris) R.(omani) I.(mperii) C.(omes) Waw (Wratislaw) S.(uae) C.(aesareae) M.(ajestatis) C.(onsiliarius) I.(ntimus) R.(egni) B.(ohemiae) S.(upremus) C.(ulinae) P.(raefectus) et P.(lenipotentiarius) P.(oloniae) L.(egatus) et R.(eginae) P.(oloniae) S.(upremus) A.(ulae) P.(raefectus) O.(rdinum) R.(ussiae) et P.(oloniae) E.(ques) 1740“. Aus welchem Anlaß diese Medaille ausgeführt wurde, ist nicht bekannt. Das unten angegebene Werk Miltner’s bringt eine Ansicht derselben.

Beschreibung der bisher bekannten böhmischen Privat-Münzen und Medaillen. Herausgegeben von dem Vereine für Numismatik in Prag (begonnen von Miltner, zu Ende geführt von Sacher-Masoch) (Prag 1852, 4°.) S. 698. Abbildung der Medaille auf Tafel LXXVI. [Im Texte auf S. 694 ist die Medaille mit der Zahl 684 bezeichnet. Diese befindet sich auf Tafel LXXXI und stellt eine Hußmedaille vor. Die Wratislaw’sche Medaille trägt auf Tafel LXXVI die richtige Zahl 648.]