BLKÖ:Wratislaw, Rudolf Constantin Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wrátny, Karl
Band: 58 (1889), ab Seite: 167. (Quelle)
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Wratislaw, Rudolf Constantin Graf (Sprachforscher, geb. 12. August 1811, gest. 30. November 1874), von der zweiten Haupt- (2. jüng. Special-) Linie. Ein Sohn des Grafen Karl aus dessen Ehe mit Therese Berger von Lümmingen und Bruder der unter dem Pseudonym Karoline Hell bekannten lyrischen Dichterin Karoline Wratislaw vermälten Paul Alois Klar[WS 1], trat er nach beendeten rechtswissenschaftlichen Studien bei der k. k. vereinigten Hofkanzlei in den Staatsdienst, wurde 1844 daselbst Hofconcipist, als Erzherzog Stephan Landeschef von Böhmen war, dessen erster Secretär, als der Erzherzog 1846 Prag verließ, Kreiscommissär, 1851 k. k. Gubernialrath und Bezirkshauptmann erster Classe zu Leitmeritz, 1855 Statthaltereirath zu Eule, 1859 zu Prag, 1865 geheimer Rath und Kammervorsteher des Erzherzogs, aus welcher Stellung er beim Tode desselben als Hofrath in den Ruhestand übertrat. Der Graf, der sich als Beamter einer besonderen Popularität erfreute, hat einen „Versuch einer Darstellung der Lebensweise, Herkunft und Sprache der Zigeuner im Allgemeinen und der in Oesterreich lebenden Zigeuner insbesondere“ (Wien 1868) im Druck herausgegeben. Als politischer Verwaltungsbeamter hatte er oft Gelegenheit, mit Zigeunern zu verkehren, so daß in ihm das Verlangen rege ward, ihre Sprache ordentlich zu erlernen, und thatsächlich ließ er sich von einem älteren Zigeuner, Namens Januschowsky, auf den er bei einer Verhandlung aufmerksam geworden war, in dieser Sprache unterrichten. Den, wie der Graf selbst bemerkt, von dem Zigeuner ganz gründlich ertheilten Unterricht vervollkommnete er durch das Studium vieler die Zigeuner, ihr Leben und ihre Sprache behandelnden wissenschaftlichen Werke und durch Verkehr mit Einzelnen dieses merkwürdigen Volkes auf seinen Reisen in Oesterreich, Frankreich und Italien. Dem interessanten Buche, zu dessen Veröffentlichung die Erzherzogin Elisabeth die nächste Veranlassung gab, daher es der Verfasser auch der erlauchten Prinzessin gewidmet hat, sind eine kleine Grammatik, einige Lesestücke und eine zigeunerisch-deutsche und deutsch-zigeunerische Wörtersammlung beigegeben. Der Graf starb im Alter von 63 Jahren, aus zwei Ehen mit a) Christine Athanae Freiin von Bießin und b) mit Natalie Gräfin Mirbach keine Kinder hinterlassend.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Alois Klar.