Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 6. (Quelle)
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Wolf, Marianne (Schriftstellerin, geb. zu Hermannstadt am 17. März 1837, gest. zu Gratz in Steiermark am 4. Februar 1886). Eine Tochter des k. k. Ministerial- und ehemaligen siebenbürgischen Thesaurariatsrathes Michael Conrad, führte sie vier Namen: Conrad, Hempel, Wolf und den Schriftstellernamen C. Michael. Ende der Vierziger-Jahre, damals ein kaum 13jähriges Mädchen, übersiedelte sie, als der Vater in die k. k. Hofkammer eintrat, mit ihren Eltern nach Wien, wo sie in ihrem 16. Jahre mit dem Rittergutsbesitzer im Königreich Sachsen Ferdinand Hempel sich vermälte. 1870 verwitwet, schloß sie später mit dem Bergrath und Chefgeologen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien, Heinrich Wolf, die zweite Ehe, welche 1882 durch den Tod des Gatten wieder gelöst wurde. Seitdem lebte die zweimal Verwitwete bei ihren in Gratz weilenden Verwandten. Ihre alte Heimat Siebenbürgen hat sie nie wieder gesehen. Spät trat sie als Schriftstellerin öffentlich auf. Die biographischen Nachrichten über diese merkwürdige Frau fließen sehr spärlich, und was wir hier mittheilen, verdanken wir ihrer Landsmännin, dem Fräulein Marie von Hrussoczy, der geistvollen unter dem Pseudonym Mariam Tenger schreibenden Dame, deren Lebensskizze wir im 43. Bande, S. 278 ausführlicher mitgetheilt haben. Erst Ende der Siebenziger Jahre erschien Marianne Wolf unter dem Pseudonym C. Michael in der Keil’schen „Gartenlaube“ mit verschiedenen Arbeiten vor dem Publicum, unter welchen eine Artikelreihe „Vernünftige Gedanken einer Hausmutter“ solches Aufsehen erregte, daß dieselbe später in Buchform herauskam und das vielbegehrte Werk in kurzer Zeit zwei Auflagen erlebte. War Marianne auch spät als Schriftstellerin öffentlich aufgetreten, so war doch der Schaffensdrang frühzeitig in ihr erwacht, und schon während ihrer ersten Ehe hatte sie Mehreres geschrieben, was jedoch erst in der Folge zum Druck gelangte. Es wird mir nun eine ganze Reihe von Schriften als von Marianne Wolf verfaßt mitgetheilt, doch hier muß eine zweite Marianne Wolf [siehe den Schluß unserer Skizze] von ihr geschieden werden. So gab sie 1880 das Buch: „Opfer des Wahns und des Aberglaubens“, ein Jahr später die Erzählungen: „Das Geisterschiff“, „Die Wirthshausgäste“, „Die Schule des Lebens“, „Der Mann mit der Wünschelruthe“ und „Im Geisterkreise der Ruhelosen“ heraus, welch [7] letztere rasch nacheinander zwei Auflagen erlebte. Ihre letzte größere Arbeit waren die im Jahre 1884 erschienenen „Künstlergeschichten“. Auch die Jugendschrift „Rings um die Welt“ wird ihr zugeschrieben. Endlich gilt noch das im Verein mit B. Spieß herausgegebene „Weihnachtsbuch“, wovon gleichfalls zwei Auflagen erschienen sind, als ihr Werk. „Es ist geradezu erstaunlich,“ steht in einem ihr gewidmeten Nekrologe, „wie diese seltene Frau, welche Mutter von acht Kindern war, bei aller gewissenhaften Erfüllung ihrer Mutter- und Hausfrauenpflichten dennoch immer Muße fand, ihrem literarischen Schaffensdrange zu genügen.“ Wie schon bemerkt wurde, zog sich Marianne Wolf nach ihres zweiten Gatten Tode zu ihren Verwandten in Gratz zurück, wo sie vor vollendetem fünfzigsten Lebensjahre starb und auf dem Friedhofe St. Leonhard begraben ist. In die eben angeführten Lebensdaten tritt eine gewisse Unsicherheit ein, da zu fast gleicher Zeit der Tod einer zweiten Marianne Wolf (gest. zu Hamburg am 17. Februar 1886) gemeldet wird. Diese Letztere war eine geborene Niemeyer, in erster Ehe mit dem berühmten Dichter Karl Immermann vermält, dem sie, 19 Jahre alt, im October 1839 die Hand reichte. Ihre zweite Ehe aber schloß sie mit dem Hamburger Eisenbahndirector J. G. Wolf.[WS 1] In dem Nekrologe der Keil’schen „Gartenlaube“ 1886, Nr. 9, S. 164, den ein Dietrich Theden über unsere Siebenbürgerin Marianne Wolf geborene Conrad mittheilt, wird eine Stelle aus einem Briefe Mariannens abgedruckt, in welchem sie über die Anfänge ihrer Schriftstellerei berichtet, denen zufolge sie 1879 noch in Sachsen gelebte hätte, was mit der Thatsache, daß sie ihren ersten Gatten, einen geborenen Sachsen, bereits 1870 durch den Tod verlor und sich bald danach mit dem in Wien lebenden Bergrathe Heinrich Wolf vermälte, nicht gut zu vereinbaren ist.

Siebenbürgisch-deutsches Tageblatt (Hermannstadt, Folio) 19. Februar 1886, Nr. 3705: „Eine Siebenbürger Sächsin als Schriftstellerin.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Julius Guido Wolff (1803–1880), Kaufmann, Direktor der Berlin-Hamburger Eisenbahn (Nach „Briefwechsel 1815-1856. Register von Heine“ Seite 173).