BLKÖ:Wohlgemuth, Emil Edler von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wohlfeil, Kasimir
Band: 57 (1889), ab Seite: 236. (Quelle)
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Wohlgemuth, Emil Edler von (k. k. Fregattencapitän, geb. zu Lemberg am 2. Mai 1843). Ein Neffe des Maria Theresien-Commandeurs Ludwig [siehe diesen S. 238] und des 1852 mit dem Kriegsdampfer „Marianne“ auf hoher See in noch heute nicht aufgeklärter Weise zu Grunde gegangenen Fregattencapitäns Moriz von Wohlgemuth. Nachdem er Zögling der k. k. Marineakademie gewesen, wurde er im Mai 1859 provisorischer, im August 1860 wirklicher Marinecadet, am 7. März 1865 Linienschiffsfähnrich, im October [237] 1870 Linienschiffslieutenant zweiter und im April 1873 solcher erster Classe, am 1. Mai 1884 Corvettencapitän und am 4. Mai 1886 Fregattencapitän, in welcher Eigenschaft er noch zur Zeit als Commandant der Glattdeckfregatte „Fasana“ im Dienste Seiner Majestät Marine steht. Er hat den Feldzug 1859 mitgemacht. Im Jahre 1881, am 5. October, trat er, damals Schiffslieutenant, die bis 9. September 1883 währende Polarexpedition nach der Insel Jan Mayen an. Dieselbe war eine rein wissenschaftliche: es galt nämlich, auf der Insel Jan Mayen im grönländischen Meere eine Beobachtungsstation im Sinne und nach dem ausgearbeiteten Plane Weyprecht’s [Bd. LV, S. 198] zu errichten und dort, gleichzeitig mit eilf anderen Observatoren an verschiedenen Punkten der Eisregion, durch 16 Monate die Beobachtungen fortzusetzen. Im August 1881 wurde in St. Petersburg Weyprecht’s Plan berathen, der zuvörderst dahin ging, vorderhand das unnütze Vordringen bis an den Pol aufzugeben und die Naturgesetze jener Gegenden, den Grund ihrer Erscheinungen aufzuspüren. Der berühmte Führer der „Vega“, Capitän Nordenskjöld, dem die Auffindung der nordöstlichen Durchfahrt gelungen war, wohnte als Gast dieser Versammlung bei und stimmte vollkommen dem Projecte Weyprecht’s zu. Nicht weniger denn zwölf Regierungen hatten sich geeinigt, physikalische Beobachtungsstationen im hohen Norden und im Süden aufzustellen, und zwar an folgenden Punkten: Oesterreich auf der Insel Jan Mayen im grönländischen Meere; Deutschland in Süd-Georgien im antarktischen Gebiete; Dänemark an der Westküste Grönlands; America eine am Point Barrow, eine zweite am Discovery-Hafen (Lady Franklin-Bai, 80°. n. Br.); England in Port Simpson; Frankreich am Cap Horn, Südpolarregion; Holland in Nowaja-Semlja (Dickson-Hafen, West-Sibirien); Italien auf einem Punkt in der Südpolarregion; Norwegen in Bossekopp bei Alten; Rußland an der Lenamündung; Schweden in der Mossel-Bai auf Spitzbergen. Da die Gleichzeitigkeit der Beobachtungen von Wichtigkeit ist, wurde der Meridian von Göttingen einstimmig angenommen und als Termintage der 1. Und 15. eines jeden Monats, wo auf allen Stationen zur selben Minute beobachtet ward. Gegenstände der Beobachtung waren: astronomische Zeitbestimmung und geographische Ortsbestimmung; Temperatur der Luft, des Wassers in verschobenen Tiefen (Maximum- und Minimum-Thermometer; Quecksilber- und Weingeist-Thermometer); Luftdruck (Barometer); Luftfeuchtigkeit (Hygrometer); Ozongehalt; Windrichtung und –Stärke; Gestalt des Himmels (Wolken, Niederschläge), Gewitter, Erdbeben (mittelst der entsprechenden Instrumente); Erdmagnetismus, Variation, Declination, Inclination der Magnetnadel; galvanische Erdströme; Polarlicht, Refraction; dazu kamen noch spectroskopische Beobachtungen. An der Ausführung dieser Expedition hatte sich Hans Graf Wilczek [Band LVI, S. 118] financiell in namhafter Weise betheiligt. Wohlgemuth war auf derselben von den Seeofficieren Basso, Bobrik, Kratzel, zwölf ausgewahlten Matrosen und dem Schiffsarzte Dr. Fischer begleitet; in den zwölf Matrosen, meist Fiumanern, waren alle Handwerker vertreten. Die Bestandtheile der aufzuschlagenden Wohnhäuser und Observatorien wurden in entsprechender Weise [238] nach Wohlgemuth’s Angaben im Arsenale von Pola erzeugt und in zerlegbaren Theilen eingeschifft. Die ganze Expedition dauerte volle zwei Jahre, und Wohlgemuth wurde in Anerkennung der während derselben erworbenen besonderen Verdienste mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe ausgezeichnet. Nach seiner Rückkehr am 1. Mai 1884 zum Flügelajutanten Seiner Majesiat des Kaisers mit der Bestimmung zur Dienstleistung bei dem Kronprinzen Erzherzog Rudolf ernannt, verblieb er in dieser Stellung bis zum 30. April 1887. Am 28. September 1887 erfolgte seine Ernennung zum Commandanten Seiner Majestät Fregatte „Fasana“. Außer dem Orden der eisernen Krone wurde Wohlgemuth auch noch von Rumänien, Serbien, Griechenland, Belgien, Preußen, Bayern, Frankreich, Montenegro und Siam mit Orden und Comthurkreuzen ausgezeichnet. Seit 7. Juni 1887 ist er mit Emma geborenen Feigel vermält.

Neue illustrirte Zeitung (Wien, Zamarski, kl. Fol.) X. Jahrg., 1. Bd., 5. März 1882, Nr. 23, S. 359: „Die internationale Polarexpedition“. Von H. Littrow dem ich noch für biographische Notizen über mehrere Mitglieder der Familie Wohlgemuth hier meinen Dank ausspreche]. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 12. September 1882, Nr. 252: „Von der österreichischen Polarexpedition“.
Porträt. Unterschrift: „Emil von Wohlgemuth, | Führer der neuen Polarexpedition“. Holzschnitt nach Zeichnung von F. W(eiß) auf S. 356 der obangeführten Nummer der „Neuen illustr. Zeitung“.