BLKÖ:Wohlgemuth, Moriz Edler

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 57 (1889), ab Seite: 243. (Quelle)
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Wohlgemuth, Moriz Edler (k. k. Fregattencapitän, geb. zu Schwechat bei Wien 1805, verunglückt auf hoher See in den ersten Tagen des März 1852). Ein Neffe des Feldherrn und Maria Theresien-Ritters Ludwig Freiherrn von Wohlgemuth, trat er, 15 Jahre alt, 1820, in die zu Korneuburg befindliche Schule des Pionniercorps, in welcher er Ende 1824 den vorgeschriebenen Lehrcurs beschloß. Dann dem Erziehungsfache sich zuwendend, setzte er an der Wiener Hochschule seine Studien fort. Doch kehrte er 1825 zur militärischen Laufbahn zurück, indem er am 1. November desselben Jahres als Cadet beim Pionniercorps eintrat, aus welchem er schon am 25. d. M. in gleicher Eigenschaft zum k. k. Marine-Infanterie-Bataillon übersetzt wurde. In diesem ward er noch im December wirklicher Marinecadet, am 16. Juni 1829 Linienschiffsfähnrich, am 27. April 1840 Fregattenlieutenant, am 16. April 1848 Linienschiffslieutenant, am 12. April 1849 Corvettencapitän und wenige Tage nach seinem Tode mit ah. Befehlschreiben vom 9. März 1852 Fregattencapitän. Während dieser 27jährigen Dienstzeit zur See nahm er 1829 an der Expedition der k. k. Escadre gegen Marocco, dann an den Feindseligkeiten von Laroche, Tetuan und Arzilla Theil. Hierauf machte er den syrischen Krieg 1840–1841 mit. Während seiner Dienstzeit befehligte er die Briggs Montecucoli, Hassan und die Fregatte Bellona. Ende 1851 erhielt er das Commando des Dampfers „Marianna“. Am 3. März Morgens 1852 verließ er mit letzterem den Hafen von Malamocco bei Venedig. Ein furchtbarer Sturm, gegen den das Schiff vergeblich ankämpfte, scheint in der Nacht zum 5. März den Untergang desselben herbeigeführt zu haben. Ueber die Art und Weise des Unterganges schwebt undurchdringliches Dunkel, da es keinem [243] der an Bord Befindlichen gelungen war; sich zu retten. Auch der Sohn des Reichsrathspräsidenten Karl Freiherrn von Kübeck, der k. k. Fregattenfähnrich Julius von Kübeck, fand dabei den Tod. Einzelne Trümmer des verunglückten Schiffes, welche man in Rimini, Cervia, Cesenatico an der römischen Küste fand, erweckten die Vermuthung, daß das Schiff weniger durch Gewalt des Sturmes als durch eine Feuersbrunst verunglückte. Sobald sich die Nachricht von dem Unglück verbreitete, verfügten Seine Majestät der Kaiser am 18. März, daß der Marinecommandant Feldmarschall-Lieutenant Graf Wimpffen der Frau des Fregattencapitäns Wohlgemuth die Versicherung des Kaisers persönlich ausspreche, daß Letzterer für den Fall, daß die Befürchtung des Unterganges der „Marianna“ sich bewahrheiten sollte, für die Zukunft der verwaisten Familie Sorge tragen werde. Und so geschah es auch. Wohlgemuth’s Witwe, Adelaide geborene Petris aus Pola, mit der Wohlgemuth seit 1849 vermält war, und die ihm zwei Töchter geboren, wurde nebst diesen, die Beide später Seeofficiere heirateten, von Seiner Majestät dem Kaiser väterlich versorgt. Das in den Quellen citirte „Neue Wiener Tagblatt“ meldete viele Jahre nach dem Tode des verunglückten Fregattencapitäns über die Witwe, daß man dieselbe in Triest durch eine Reihe von Jahren tagtäglich, im Sommer wie im Winter, gehüllt in Trauerkleidung, auf den Molo hinausschreiten und sich auf einem Steine niederlassen sah, worauf sie unverwandten Blickes auf die endlose Wasserfläche in die Weite hingestarrt und von Zeit zu Zeit mit herzzerreißender Stimme in die Wogen das einzige Wort: „Wohlgemuth! Wohlgemuth!“, hinausgerufen habe. Dies klingt, als ob die Witwe irrsinnig geworden sei. Das Ganze ist eine Feuilletonsfabel. Die Witwe lebt, aller ihrer Sinne mächtig, in Pola. Wenn Herausgeber dieses Lexikons nicht irrt; so brachte bald nach der Unglückskatastrophe die von Reyhongs in Wien herausgegebene (erste) „Illustrirte Zeitung“ das Bild Wohlgemuth’s und eine Abbildung des Schiffes „Marianna“.

Neues Wiener Tagblatt, 1869, Nr. 59 im Feuilleton von Siegmund Schlesinger.