BLKÖ:Wimmer, Jacob Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wimmer, Florian
Band: 56 (1888), ab Seite: 215. (Quelle)
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Wimmer, Jacob Freiherr von (Industrieller und Humanist, geb. zu Prag 25. Jänner 1754, gest. daselbst 13. Jänner 1822). Nachdem er von den Jesuiten in den Humanitätswissenschaften unterrichtet worden, folgte er seiner Neigung für den Soldatenstand und trat frühzeitig als Cadet bei Ulrich Fürst Kinsky-Infanterie Nr. 36 ein, in welchem Regimente er in kurzer Zeit zum Officier befördert wurde. Zum ersten Male zeichnete er sich aus im Jahre 1778, als der preußische General von Möllendorf seinen Einfall in Brüx unternahm. Der darauf (1779) folgende Teschener Frieden gab ihm Gelegenheit zu neuer Entfaltung seines Könnens. Kaiser Joseph II. hatte nämlich den Bau der Festung Theresienstadt angeordnet; bei Herbeischaffung des Materials und Verfahrung der ausgegrabenen Erde entwickelte Wimmer eine ebenso sinn- als erfolgreiche Thätigkeit. In kurzer Zeit stellte er viele hundert Wagen mit Bespannung theils selbst her, theils ließ er sie durch Contracte zu seiner Verfügung kommen. Durch dieses Fuhrwerk und die von ihm getroffenen Vorkehrungen ward der merkwürdige Bau in ungeahnter Weise beschleunigt. In der Folge rückte Wimmer zum Major, dann zum Oberstlieutenant und zuletzt zum Obersten in der kaiserlichen Armee vor. Doch nicht minder denn in seinen Eigenschaften als Soldat trat seine Wirksamkeit hervor auf dem Gebiete der Oekonomie, namentlich in der Verpflegung großer Massen zur Kriegszeit, wo er Außerordentliches leistete und sozusagen als der erste und eigentliche Organisator des von einer operirenden Armee unzertrennlichen und hochwichtigen Trains erscheint. Er hatte bereits als Hauptmann das Gut Lenneschütz bei Laun käuflich erworben. Diese in fruchtbarer Ebene gelegene Besitzung nahm nun unter seiner ökonomischen Leitung eine ganz neue Gestalt an. Der bis dahin in dieser Gegend zum Anbau als Futterkraut kaum gekannte Klee wurde in großer Menge dazu verwendet. Hiermit aber trat auch die Viehzucht in eine ganz neue Lage, indem er die Milchwirthschaft und Schafzucht jetzt in großartiger Weise betrieb. Damit in Verbindung trat die Erzeugung von Schweizer- und anderen Käsen, und die glänzenden Erfolge dieser neuen Bewirthschaftung blieben nicht ohne Einfluß auf die umwohnende Landbevölkerung, die nun auch daran ging, die lohnendere Richtung der Viehzucht einzuschlagen und damit entsprechende [216] Industrien zu verbinden. Wie oben erwähnt, leistete er aber in Verpflegung großer Heeresmassen Großartiges. Als Ober-Verpflegsdirector und Hauptunternehmer war in den Kriegen, welche Oesterreich theils allein, theils in Verbindung mit anderen Mächten gegen Frankreich führte, Wimmer derjenige, der viele Jahre das ganze Lieferungsgeschäft und Transportwesen der Armee unter sich hatte, und zwar mit solchem Erfolge, daß ihm der Monarch wiederholt Auszeichnungen verlieh. Zu gleicher Zeit entwickelte er eine Humanität, die sich nach den verschiedensten Richtungen werkthätig zeigte. Auf seinen Besitzungen wendete er Kirchen und Schulen große Aufmerksamkeit und hilfreiche Sorgfalt zu, Schullehrer und Schuljugend erfreuten sich seiner ermunternden Spenden, besonders aber erfreuten sich die Prager öffentlichen Humanitätsclassen seiner vorwiegenden Wohlthätigkeit; auch erbaute er daselbst einen großen Wasserbehälter, wodurch er einem Bedürfnisse der ganzen dortigen Umgegend abhalf; Manufacturen und Künste erfreuten sich seines Rathes und seiner werkthätigen Förderung; von seinen großartigen Unterstützungen durch Vertheilung von Holz, Getreide, Geld an Arme und vornehmlich an die Nothleidenden auf seinen Gütern sei hier nur nebenbei Erwähnung gethan. Sein Werk war auch die Bepflanzung der nackten Felsen an der Moldau gegen Klein-Bubna mit den herrlichsten Burgunderreben, dann der Hügel und wüsten Flächen, welche sich von den Schanzen zwischen Roß und Kornthor nach Russel und Wirschowitz ziehen und nunmehr eine der lieblichsten Anlagen bilden, denen zur Erinnerung an ihren Schöpfer dessen Name gegeben wurde. Schließlich sei noch erwähnt, daß, wie Megerle von Mühlfeld in seinen „Memorabilien“ berichtet, Wimmer im Jahre 1797, damals noch Oberstlieutenant, als freiwilligen Kriegsbeitrag die Summe von 126.400 fl. zur Anschaffung von 800 ausländischen Kürassierpferden dem Staate übergab. Diese mannigfaltigen Verdienste Wimmer’s würdigte der Kaiser durch Verleihung des St. Stephansordens, welcher den Statuten gemäß mit Diplom ddo. 16. April 1801 die Erhebung in den österreichischen Freiherrenstand folgte.

Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Just. Perthes, 32°.) Jahrg. 1870, S. 1032. [217]Megerle von Mühlfeld (J. G.) Memorabilien des österreichischen Kaiserstaates oder Taschenbuch für Rückerinnerung an die merkwürdigsten Ereignisse seit dem Regierungsantritte Sr. Majestät des Kaisers Franz des Ersten, das ist vom 1. März 1792 bis zum Schlusse des achtzehnten Jahrhunderts (Wien 1825, J. P. Sollinger, kl. 8°.) S. 255. – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. X, S. 118.
Porträts. 1) Markovsky del., C. Pluth sc. (4°.). – 2) V. R. Grüner sc. (kl. Fol.).