Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Widemann, Anton
Band: 55 (1887), ab Seite: 239. (Quelle)
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Noch sei in Kürze des Franzosen August Widal (geb. im Dorfe Weizenheim bei Colmar im Elsaß im Jahre 1825, gest. in Paris am 8. Mai 1875) gedacht, der zum Kaiserstaate in mehr als einer Beziehung steht. Er war ein Zögling der école normale in Paris und ein Studiengenosse von Edmond About. Mit Vorliebe wendete er sich der classischen Literatur zu, und in seinen „Etudes“ über Homer, Seneca, Juvenal’s Satyren bekundet er sichtlich sein Streben, die Resultate deutscher Wissenschaft seinen Landsleuten zugänglich zu machen, wobei er es nicht unterläßt, seinem tiefen Respecte vor germanischem Geiste ohne jeden Rückhalt den wärmsten Ausdruck zu geben, worin er sich auch nach den Niederlagen seiner Landsleute im Jahre 1870 und bei fortwucherndem Deutschenhaß nicht beirren ließ. Er lehrte [240] zuerst an der Universität in Douai, später in Besançon und ward dann als Inspecteur général für lebende Sprachen nach Paris berufen, wo er im Alter von erst 30 Jahren plötzlich vom Tode ereilt wurde. Widal besuchte seit einigen Jahren fast alljährlich Wien, wo ich ihn bei Dr. Kompert persönlich kennen lernte, auch erkor er sich 1860 eine Wienerin zur Lebensgefährtin. Schon um 1855 hatte er unter dem Pseudonym Daniel Stauben „Scènes de la vie des Juifs en Alsace“Widal war Israelit – herausgegeben, welche seine treffliche Gabe zu beobachten und zu charakterisiren erkennen lassen; später aber übersetzte er mit Meisterschaft die „Geschichten aus dem Ghetto“ von Leopold Kompert, und machte unseren österreichischen Poeten in Frankreich so bekannt und beliebt, daß diese Bücher dort in Tausenden von Exemplaren verbreitet wurden und der Autor in Frankreich kaum minder beliebt und gelesen ist, als im eigenen Vaterlande.