Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 18. (Quelle)
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Wenzel, Johann (Componist und Claviervirtuos, geb. zu Ruppau, nach Anderen zu Rothporžicz in Böhmen am 18. Mai 1759, Todesjahr unbekannt). Er kam noch in Knabenjahren nach Prag, wo er im Convicte eine Altistenstiftung erhielt und sich bald durch sein musicalisches Talent so hervorthat, daß er schon 1772 daselbst die Organistenstelle vertreten konnte. Er beendete im Convicte die philosophischen Studien und hörte dann, da er sich dem geistlichen Berufe zuzuwenden gedachte, an der Prager Universität Theologie. Schon hatte er die Subdiakonsweihen empfangen, als er mit einem Male die geistliche Laufbahn aufgab, um sich ausschließlich der Musik zu widmen. Er nahm nun seinen bleibenden Aufenthalt in Prag, ertheilte Unterricht im Singen und Pianospiel und wurde 1792 Organist an der Prager Metropolitankirche, in welcher Stellung er bis zu seinem im [19] ersten Viertel des laufenden Jahrhunderts erfolgten Tode wirkte. Von seinen Compositionen sind nur „Sechs Sonaten für das Clavier“ (Leipzig bei Kühnel) bekannt, doch hatte er noch manches Andere componirt, was in Handschrift unter seinen zahlreichen Schülern verbreitet war. Uebrigens ist er der Erste, der einige Compositionen Mozart’s für das Clavier einrichtete, und zwar eine große Symphonie, dann eine zweite desselben Meisters in G-moll, die als Wenzel’s Op. 3 gleichfalls bei Kühnel in Leipzig erschienen ist, und die Oper „Idomeneo“. Wenzel war ein Primavistaspieler ganz ausgezeichneter Art und trug die Sachen Mozart’s, Clementi’s, Leopold Kozeluch’s in vollendeter Weise vor. – Seine Gattin war eine ebenso treffliche Pianistin als Sängerin und erntete in beiden Eigenschaften zu ihrer Zeit großen Beifall. – Beider Sohn, Johann, hatte. das Musiktalent seiner Eltern geerbt und bildete sich insbesondere im Harfenspiel aus. Er lebte als Lehrer desselben in Wien und gab bei Cappi daselbst eine Neue vollständige theoretisch-praktische Pedal-und Hakenharfenschule nach Lang, Krumpholz, Bierfreund und Backofen“ heraus.

Dlabacz (Gottfried Johann). Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, 4°.) S. 354. – Gerber. Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler u. s. w. (Leipzig 1814, A. Kühnel, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 246.