BLKÖ:Wenckheim, Franz Xaver Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 54 (1886), ab Seite: 269. (Quelle)
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Wenckheim, Franz Xaver Freih. (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Gratz 3. April 1736, gefallen im Treffen zu Courtray am 11. Mai 1794). Ein Sohn des niederösterreichischen Regierungskanzlers Joseph August Ritter Wenckheim aus dessen 2. Ehe mit Maria Karoline geborenen Freiin von Harrucker, trat er, 18 Jahre alt, bei Oct. Piccolomini-, später Thürheim-Infanterie Nr. 25 als Fähnrich ein und machte im Regimente den siebenjährigen Krieg (1756–1763) mit, in welchem er sich bei mehreren Gelegenheiten, namentlich aber bei der Belagerung von Schweidnitz, besonders auszeichnete und es bis zum Hauptmann brachte. 1770 wurde er Major im Infanterie-Regimente Pellegrini, 1773 Commandant eines Grenadier-Bataillons und bei Ausbruch des bayrischen Successionskrieges (1778) Oberst im Regimente. In diesem Kriege deckte er mit letzterem die Hauptstadt Böhmens und kam dann in Garnison nach Wien. Im Juli 1787 rückte er zum Generalmajor vor und zog 1788 ins Feld gegen die Türken. Auch da bewährte er zu öfteren Malen seine schon erprobte Tapferkeit. So behauptete er drei Monate lang standhaft den Beschonierpaß bei Semlin; ebenso legte er bei der Unternehmung gegen die Türken am 22. Juli 1788 große Umsicht, Thätigkeit und Tapferkeit an den Tag und vereitelte dadurch alle Anstrengungen des Gegners; dann aber erkämpfte er sich bei dem Sturme auf Belgrad im October 1789, das am 9. October sich ergab, das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens, indem er mit den seinem Befehle unterstehenden sechs Grenadier-Bataillonen entscheidend in den Kampf eingriff. In der 23. Promotion am 19. December 1790 erhielt er diese höchste Auszeichnung, welche in Oesterreich ein Soldat erringen kann. 1792 kam er zur Armee in Belgien. Daselbst zeichnete er sich in der Schlacht bei Neerwinden, dann in den Gefechten bei Bois des Mormalle und Vicogne aus. Neue Bravour bewies Wenckheim bei der Einnahme von Valenciennes am 25. Juli 1793, wo er den Angriff gegen die Erdflesche leitete. Prinz Coburg [270] bezeichnete ihn ausdrücklich als Denjenigen, dem wesentlich das Gelingen des ganzen Unternehmens zu danken war. Der Lohn für diese Waffenthat bestand in der Beförderung zum Feldmarschall-Lieutenant und in der Verleihung des 35. Infanterie-Regiments, das durch des früheren Inhabers, des Generalmajors Brentano Tod erledigt war. Aber nicht lange sollte der tapfere General dieser Würde sich erfreuen. Als im Mai des folgenden Jahres gegen die feindliche Stellung bei Courtray, Tourcoing und Lille der allgemeine Angriff der Verbündeten unternommen wurde, welcher leider auch mißlang, fand Wenckheim gleich in den ersten Gefechtstagen am 11. Mai an der Spitze seiner Truppe den rühmlichen Tod fürs Vaterland, und zwar im Augenblicke, als er dieselbe zur Standhaftigkeit im Kampfe aufforderte.

Neuer Nekrolog der Deutschen. Herausgegeben von Fr. Aug. Schmidt (Ilmenau, Voigt, 8°.) 8. Jahrgang (1830) S. 904, Nr. 367 (im Texte).