Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weinwurm, Alois
Band: 54 (1886), ab Seite: 65. (Quelle)
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Weinwurm, Rudolf (Compositeur, geb. zu Schaidldorf bei Waidhofen an der Thaya in Niederösterreich am 3. April 1835). Als Knabe kam er in die kaiserliche Hofcapelle zu Wien und erhielt daselbst eine gründliche musicalische Ausbildung. Als er später den Rechtsstudien an der Wiener Hochschule oblag, gründete er 1858 den akademischen Gesangverein an derselben, und er dirigirte ihn bis 1866, in welchem Jahre die Leitung an Dr. Franz Eyrich überging. 1865 stellte er sich auch an die Spitze der Wiener Singakademie, welche nach verschiedenen Schicksalen und vielfachem Directionswechsel nahe daran war, sich aufzulösen, und es gelang ihm, das stark geschmolzene und entmuthigte Häuflein der Sänger nochmals zusammenzuhalten. Im folgenden Jahre aber, 1866, wurde er nach dem Rücktritte Herbeck’s, der zum ersten Hofcapellmeister ernannt worden war, erster Chormeister bei dem Wiener Männergesangvereine, welche Stelle er nach eilf Jahren, 1877, niederzulegen sich genöthigt sah, denn sein Beruf als Hauptlehrer und Leiter des gesammten Musikunterrichtes an der k. k. Lehrer- und Lehrerinen-Bildungsanstalt, sowie als Gesangslehrer an der Universität in Wien nahmen seine ganze Kraft in Anspruch, und wirkt er in beiden Eigenschaften noch zur Stunde. Als Theoretiker auf musicalischem Gebiete und als Gesangscompositeur entfaltet er eine reiche Thätigkeit, und sind von ihm die theoretischen Werke anzuführen: „Methodischc Anleitung zum elementaren Gesangsunterricht u. s. w.“ (Wien 1877, Pichler’s Wwe. und Sohn), wovon eine zweite Auflage mit verändertem Titel: „Elementar-Gesangbuch für öffentliche Schulen“ erschien; – „Gesangbuch für Sopran- und Altstimme, mit Rücksicht auf Lehrerinenanstalten“ Heft 1–6 (ebd. 1879, Hölder); – „Kleines Gesangbuch für die oberen Classen der Volks- und Bürgerschulen und die unteren Classen der Mittelschulen“ Heft 1–4 (ebd. 1881, neue Aufl. 1885) und „Vorstufe einer Chorschule für Männerstimmen, mit Rücksicht auf die Bedürfnisse an höheren Schulen“ (ebd. 1882). Von seinen zahlreichen Compositionen, die theils mit Angabe der Opuszahl, theils ohne diese, theils selbständig, theils in musicalischen Sammelwerken erschienen, sind uns bekannt: „Jägerchor. Aus der Operette ohne Text von Ferd. Hiller, bearbeitet für Männerst. mit 3 Hörnern“ Op. 8 (Wien 1872, Buchholz); – „Im Dorfe die Gasse entlang. Für Männerchor mit Orch.“ Op. 9 (ebd. 1871, Spina); – „Deutsches Heerbannlied. Für Männerchor und Orchester“ Op. 15 (Offenbach 1872, André); – „Huszarenfreude. (Fanfaren, Fanfaren, ein Hoch den Huszaren!) Cantate für Baritonsolo, Männerchor und Orchester“ Op. 16 (Wien 1872, Spina); – „Alpenstimmen aus Oesterreich. Für Männerchor mit Pianof.“ Op. 17 (8 Dialektlieder) (ebd. 1872, Buchholz); – „Schottische Volkslieder. Für Männerchor“ Op. 19 (ebd. 1872, Spina); – „Einkehr. (Bei einem Wirthe wundermild). Für Männerst., Chor und Soli mit Pianof.“ Op. 21 (Offenbach 1872, André); – „Zwei Lieder für Männerst., Soloquartett [66] oder Chor. (Geweihte Stätte. Dein Aug’ ist eine Capelle)“ Op. 22 (ebd. 1872); – Liebeslieder. Für Männerchor mit Orchester in Walzerform“ Op. 23 (Wien 1872, Buchholz); – „Frau Musica. Für Männerchor, Solo und Orchester“ Op. 26 (Offenbach 1870, André), Preiscomposition, – „Drei Gesänge. Für 4 Männerst. Nr. 1: Waldabendschein, Nr. 2: Wanderlied, Nr. 3: Guter Rath“ Op. 27 (ebd., André); – „Zwei Männerchöre. 1: Studentenblut. 2: Abschied“ Op. 29 (Wien 1877); – „O! frage nicht, Für Männerst. mit 4 Hörnern (oder Pianof.)“ Op. 35 (Leipzig 1879, Forberg); – „Deutsche Minnelieder aus dem 16. Jahrhundert. Mit theilweiser Benützung der von Franz Wilhelm Freiherrn von Ditfurth veröffentlichten alten Originalsingweisen. für 4 Männerst.“, 1. und 2. Heft, Op. 38 (Wien 1882, Guttmann); – „Zwei Gesänge für Männerstimmen“ Op. 39 (ebd.). Von unnumerirten Compositionen Weinwurms sind uns bekannt: „Der Ungenannten. (Auf eines Berges Gipfel). Für Tenorsolo und Männerst. mit Pianof.“ (Wien, Buchholz); – „Drei Lieder. Für 4 Männerst. (Die Blum’ in Waldesschlüften. Nun bist mir recht willkommen. – Gefangen)“ (ebd. 1864); – „Germania. Gedicht von G. Kühne. Für Männerchor und Solo, mit vollständiger Militärmusik (oder Pianof.)“ (Ried 1865, Kränzl); – „Altdeutsche Lieder. Nach Handschriften aus dem 16. Jahrhundert mitgetheilt von W. von Ditfurth. Für gem. Chor mit Pianof.“ Nr. 1–3 (Leipzig 1879); – „Toscanische Lieder. Für Chor und Solostimmen mit Pianof.“ 1–5 (Offenbach 1873); – „Belezza mia cara. Canto populare. Für 1 Singstimme mit Pianof.“ (ebd. 1874); – ,.Salve Regina. Melodie aus dem 11. Jahrhundert, von Hermanus Contractus, harmonisirt von Franz Krenn. Für Männerst. und Orgel. – Vespergesang: Horch, die Wellen tragen bebend. Mit Benützung einer Volksmelodie für Männerst. und Orgel“ (Wien 1879); – „Des Herzens heilige Trias... Trinkspruch aus dem Wiener Commersbuch. Für Bariton-Solo mit Männerchor“ (Stuttgart 1879); – „Vier Lieder, von Martin Greif. Für 1 Singst. mit Pianof. Nr. 1 Abend, Nr. 2: Das kranke Mägdlein. N. 3: Schattenleben, Nr. 4: Am Brunnen“ (Wien 1872); – „Zwei Lieder für Männerstimmen, Nr. 1: Der todte Soldat, Nr. 2: Gondoliero“ (ebd. 1872); – „All’ meine Gedanken. Für Männerchor“ (ebd. 1878); – „Ständchen: Wie die duftigen Blüten u. s. w. Nach einer südslavischen, von Joachim Raff mitgetheilten Volksweise. Für Männerst. mit Orch.“ (Leipzig 1878); – „Sehnsucht: Es scheinen so golden die Sterne. Für 4stimmigen Männergesang“ (Leipzig); –„Drei Gesänge für Männerchor“ (Wien 1885); – „O diese Tenöre! Scenen aus dem studentischen Gesangsleben. Operette in 1 Act. Für Männerst. mit Pianof.“ (Wien 1885); – „Singspiel-Ouverture. Für Orchester“ (Hamburg 1885, Cranz); – „Irische, schottische und wallisische Lieder. Für Männerst. mit kl. Orchester oder Pianof.“ Nr. 1–6 (Leipzig 1878, Peter Biedermann); desgleichen für gemischten Chor, mit Pianof., Nr. 1–12 (ebd.); desgleichen für Männerstimmen mit Streichinstrumenten oder Pianof., Nr. 1–6 (ebd.); – in Sammelwerken zerstreut befinden sich, und zwar in dem bei Zumsteeg in Stuttgart verlegten Männerchor-Album Nr. 42: „Frühlingsregen“; – im Sammelwerk Das Rütli. Ein Liederbuch für Männergesang; „Frühlingsankunft“; – „Des Glockenthürmers Töchterlein“; – „In der Schänke“ [3. Sammlung, 1. Band, Nr. 58, 60, 64]; – „Herr, der du rufst dem Morgenroth“; – „Märzenluft“; – „Des jungen Kriegers Abschiedslied“; – „Morgenpsalm“ [3. Sammlung, [67] 2. Bd., Nr. 69, 72, 76] und in der von Franz Abt herausgegebenen deutschen Sängerhalle. Auswahl von Originalcompositionen für stimmigen Männergesang: „Auszug“ [3. Bd., 3. und 4. Lieferung]; – „Sehnsucht“ [4. Bd., 1. Lieferung]. Weinwurm, der im Jahre 1880 zum Universitäts-Musikdirector ernannt und für seine Verdienste um Hebung des Gesanges mit dem goldenen Verdienstkreuz ausgezeichnet wurde, zählt zu den beliebtesten Gesangscomponisten der Gegenwart, er hat den Männergesang mit reizenden Compositionen bereichert und genießt auch als rationeller Gesangslehrer einen wohlverdienten Ruf. Der akademische Gesangverein verehrte ihm 1866 in Anerkennung der Verdienste, welche er sich um die Gründung und das Aufblühen des Vereines erworben, einen kostbaren Tactirstock und ein Erinnerungsalbum.

Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 111. – Presse (Wiener polit. Blatt) 22. December 1877, Nr. 351. – Hanslick (Eduard). Geschichte des Concertwesens in Wien (Wien 1869, Braumüller, gr. 8°.) S. 396, 397, 398.
Porträt. 1) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Rud. Weinwurm, stud. jur., | darunter: Chormeister des akademischen Gesangvereines“. Kriehuber 1860 (lith.), Druck von Joh. Haller (Fol.). – 2) Unterschrift: „Rudolf Weinwurm“ Holzschnitt nach einer Zeichnung von F. W(eiß), [auch in der „Neuen Illustrirten Zeitung“ (Wien, Zamarski, kl. Fol.) 1874, Nr. 34). – Das Facsimile seiner Hand- und Notenschrift brachte das im Jahre 1880 erschienene Facsimilien-Album „Vindobona“ mit der Composition des Canon: „Und so empfehlen wir mit bestem Willen uns eurer Billigkeit und eurer Strenge“.