BLKÖ:Weigel, Ferdinand Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 53 (1886), ab Seite: 277. (Quelle)
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Weigel, Ferdinand Joseph (Mitglied des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes, geb. in Krakau 1825). Ein Sohn des 1857 in Krakau verstorbenen Regierungsrathes und Vorstandes der damaligen Staatsbuchhaltung Wilhelm Weigel, widmete er sich dem Studium der Rechte und hörte die ersten Jahrgänge an der Universität in Lemberg, die letzten (1847 und 1848) an jener in Wien. Dann begab er sich nach Lemberg zurück, wo er in eine Advocatenkanzlei eintrat, welche er zwei Jahre leitete, worauf er 1850 als Conceptspracticant bei der dortigen Kammerprocuratur Stellung fand. Am 5. Juni 1851 erlangte er die juridische Doctorwürde. Nun erfolgte 1853 seine Versetzung in das Bureau für Rechtssachen des Staates und der öffentlichen Institute in Krakau. Daselbst war er zwei Jahre als Adjunct thätig, bis er als Secretär und Referent des akademischen Senates zur Krakauer Jagiellonischen Universität übertrat, in welcher Stellung er zehn Jahre, 1855–1865, verblieb. Nach dem Rücktritte des Grafen Johann Zaluski übertrug ihm die Handelskammer in Krakau den Posten eines Secretärs und Amtsvorstandes. 1869 wurde er von der galizischen Handelskammer in den galizischen Landtag und von diesem in den Reichsrath entsendet. Seit Einführung der directen Wahlen vertrat er im Reichsrathe die Stadt Krakau, in welcher er auch seit December 1873 die Vicebürgermeisterstelle versah. Als Doctor Weigel in der Adreßdebatte des Abgeordnetenhauses am 21. Jänner 1870 auch mitsprach, war seine Rede – die Rede eines Deutschen und deutschen Beamtensohnes – vom tiefsten Hasse gegen das Deutschthum, von den beleidigendsten Ausfällen gegen die Deutschen und die deutschen Bürger Wiens erfüllt. Die „Neue Freie Presse“ bemerkt bezüglich dieser Rede: „So spricht nur ein Renegat, ein abtrünniger Sohn seines Stammes. Herr Weigel ist solch’ eine Frucht des Culturdüngers, zu dem man in der deutsch-föderalen Staatswirthschaft die Deutschen Oesterreichs verwenden möchte. So sprach nicht Grocholski, so hat und hätte nie Ziemialkowski gesprochen, aber Weigel spricht so, der nomine Germanus und gente Polonus!“ Erst einundeinhalb Jahr später nahm Dr. Weigel einen Anlaß wahr, der „Neuen Freien Presse“ auf ihre Philippica zu erwidern, vermochte jedoch den obigen Angriff in keiner Weise abzuschwächen. Zur Zeit bekleidet er folgende Aemter: er ist Abgeordneter des galizischen Landtags für Krakau, Präsident des Magistrates daselbst, Mitglied der Gemeinderepräsentanz, Prüfungscommissär für die staatswissenschaftliche Abtheilung der k. k. theoretischen Staats-Prüfungscommission und Mitglied der Advocatenkammer in Krakau. Dr. Weigel war in früherer Zeit auch auf publicistischem Gebiete thätig und namentlich als volkswirthschaftlicher Redacteur des Krakauer politischen Blattes „Czas“, d. i. Die Zeit. Seine Majestät verlieh ihm im October 1873 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt, Fol.) 7. Juni 1871, Nr. 2435: „Wien 6. Juni“.