Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weiß, Gebhard
Band: 54 (1886), ab Seite: 149. (Quelle)
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7. Gabriel Weiß (geb. zu Veszprim in Ungarn 1800, Todesjahr unbekannt). Ein Sohn mittelloser jüdischer Eltern, besuchte er die Normalschule seines Geburtsortes [150] und erreichte, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben, das 19. Jahr, in welchem er nach Pesth ging, wo er zwei Semester hindurch den Lehrcurs der Chirurgie hörte. 1820 trat er als Unterarzt in den Stand der kaiserlichen Armee. Zwei Jahre später ließ er sich, da er große Liebe für den eigentlichen Wehrstand gewonnen, in das damalige Infanterie-Regiment Graf Bellegarde als Gemeiner überstellen. Nachdem er die üblichen Rangstufen des Gefreiten, Corporals und Feldwebels durchgemacht hatte, wurde er im März 1831 zum Fähnrich und 1834 wegen seiner Tüchtigkeit im Dienste zum Unterlieutenant außer seinem Range befördert. 1839 zur Grenadierdivision übersetzt, blieb er bis 1848 in derselben, ward, wieder außer seinem Range, 1842 Oberlieutenant und legte 1847 unter Feldzeugmeister Baron Augustin den Curs über Percussionslehre, Physik und Chemie mit bestem Erfolge zurück. Das Jahr 1848 gab ihm nun die besondere Gelegenheit, seine feldärztlichen Kenntnisse zu erproben. Er machte Radetzky’s Siegeszug von Verona nach Mailand mit und übernahm in letzterer Stadt nicht weniger denn sechs Feldspitäler in seine Leitung, versah aber dabei den Compagniedienst nach wie vor. Noch im September desselben Jahres rückte der verdienstvolle Officier zum wirklichen Hauptmann vor. Die Anstrengungen aber hatten seine Gesundheit schwer geschädigt, und er lag nahezu ein Jahr krank danieder. Kaum genesen, unterzog er sich 1850 der Errichtung eines neuen Feldspitals in Bludenz. 1852 versah er in Abwesenheit des Majors das Commando des Bataillons und das Stationscommando des unfern von Mailand gelegenen Monza. Auch hatte er einige Zeit die Unterofficiersschulen trefflich geleitet. 1854, nach vierunddreißigjähriger Dienstzeit, bat er seiner zerrütteten Gesundheit wegen um Versetzung in den Ruhestand, welche ihm auch mit Verleihung des Majorscharakters und einer außerordentlichen Geldzulage in besonderer Würdigung seiner vielseitigen Verdienste gewährt wurde. Als er bei einem Besuche seiner Vaterstadt Veszprim im. Frühling 1855 an einem Sabbath in der Synagoge erschien, wurde ihm die für ausgezeichnete Besucher vorbehaltene Ehre zutheil, zur Thora gerufen zu werden. Und so mag es wohl der erste Fall in der kaiserlichen Armee gewesen sein, daß ein Major derselben in der Uniform die Stufen des Almamors betrat und mit laut vernehmlicher Stimme nach jüdischer Weise den Segen über die geheiligte Gesetzesrolle angesichts der zahlreich anwesenden Mitgläubigen aussprach. Auch will es uns scheinen, daß Weiß damals der erste Stabsofficier jüdischen Bekenntnisses in der kaiserlichen Armee war. [Beth-El. Ehrentempel verdienter ungarischer Israeliten. Von Ignaz Reich (Pesth 1856, Bucsanszky, 4°.) erstes Heft, S. 54–59.] –