BLKÖ:Waltl, Franz Xaver

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Waltmann, Jacob
Band: 53 (1886), ab Seite: 44. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Xaver Waltl in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Waltl, Franz Xaver|53|44|}}

Waltl, Franz Xaver (der letzte Veteran des salzburgischen Reichscontingents, geb. zu Salzburg am 8. August 1772, gest. daselbst am 6. December 1853). Der Sohn eines fürsterzbischöflichen Kanoniers zu Salzburg, erhielt er bei seiner Neigung zur Waffe des Vaters auch eine darauf abzielende Erziehung und trat nach Ausbruch der französischen Revolution am 9. Februar 1792 als Kanonier in den Dienst. Bald wurde er Corporal und marschirte als solcher am 1. April 1793 mit dem salzburgischen Reichscontingente, das aus einem Infanterie-Bataillon und zwei Geschützen bestand, aus; eines dieser Geschütze befehligte [45] Waltl. Nun ging es nach Tirol, Vorderösterreich, in die Niederlande. Daselbst verblieb das Contingent am 1. Juni 1793 zum Festungsdienste; die Feuertaufe erhielt es bei Ort, wo es sich rühmlich behauptete; im folgenden Jahre focht es am 29. Mai bei Dinant, und seine Geschütze kamen am 26. Mai in der Schlacht bei Charleroi in Verwendung. Im September desselben Jahres stand es auf Vorposten bei Fontaine und Esneux an der Orte; diese Orte wurden am 18. September nächtlicher Weile vom Feinde überfallen, wobei es eine Kanone verlor, Waltl aber die seinige rettete. Im Feldzuge 1795 befand sich das Contingent bei der Besatzung des Mainzer Brückenkopfes in Kastel, wo es in den Kämpfen am 25. September bei Kostheim, dann am 3. und 27. October und am 29. October, als die von den Franzosen für unüberwindlich gehaltenen Mainzer Linien am linken Rheinufer von Feldmarschall-Lieutenant Clerfait genommen wurden, auch mitwirkte. Als der Ort Nierstein mit Sturm genommen ward, zeichnete sich Waltl zugleich mit seinem Kameraden, dem Corporal Wieser, so aus, daß Beiden Major Zweier das Tapferkeitszeugniß ausstellte. 1796 stand das Contingent im Badischen, 1797 in der Gegend von Ulm, im Herbst am Rhein und dann als Besatzung in der Festung Philippsburg. Im Feldzuge 1799 begannen am 6. September die Franzosen diese Stadt zu belagern. Ein feindliches Projectil schlug in das Munitionsmagazin der Sternschanze und entzündete das Werg, in welches die Patronen gehüllt waren. Waltl, der daselbst sieben Geschütze befehligte, gewahrte kaum die drohende Gefahr, als er sich auch schon mit seinem Körper auf das Werg warf, die Glut erstickte und durch seinen Muth und seine Geistesgegenwart eine Explosion des Munitionsmagazins verhütete, die eine Bresche und den Verlust dieses wichtigen Vorwerkes zur unmittelbaren Folge gehabt haben würde. Major Stetten vom Kreise Würzburg und Festungscommandant Feldmarschall-Lieutenant Rheingraf von Salm als Augenzeugen dieser Heldenthat würdigten dieselbe durch Tapferkeitszeugnisse und Anempfehlungen an Seine Majestät den Kaiser, als auch an den Landesfürsten Waltl’s. Als dann am 17. December 1799 in Salzburg nach dem Vorbilde Oesterreichs Tapferkeitsmedaillen gestiftet wurden, erhielt unser Corporal eine solche in Silber. Im Feldzug 1800 kam das Contingent wieder vor Philippsburg, im Sommer nach Bamberg und stand im November auf Vorposten in Franken; am 3. December deckte Waltl mit seinen beiden Sechspfündern den Paß bei Burgebrach mit solchem Nachdrucke, daß, obwohl er selbst bereits verwundet war, drei Stürme der Franzosen zurückgeschlagen wurden, was den geordneten Rückzug der eigenen Truppe ermöglichte; er selbst hielt am Ausgange des Defilés tapfer aus und bewahrte so die eigene Nachhut vor feindlicher Gefangenschaft. Am 20. December focht das Salzburger Bataillon bei Eschenau und befreite durch einen kühnen Bajonnetangriff das bereits vom Feinde umringte Mainzische Regiment, und Waltl beschoß mit seinen beiden Geschützen die feindlichen Flanken auf das wirksamste mit Kartätschen. Jedoch wurden die beiden Geschütze demontirt. Als in Folge feindlicher Verstärkung am 26. Nachts der Rückzug bei Eggenhaid vor sich ging, rettete Waltl eines der Geschütze und die Munitionskarren. Nach Abschluß des [46] Waffenstillstandes zu Stadt Steyer bezog das Bataillon die Cantonirung über die Donau nächst Rain in Schwaben. Nach dem Frieden von Luneville (9. Februar 1801) kehrte das stark zusammengeschmolzene salzburgische Reichscontingent und mit ihm Waltl am 5. Mai 1801 heim. Am 11. April 1802 erhielt derselbe die goldene Tapferkeitsmedaille, die einzige, welche je verliehen wurde. Es geschah dies in feierlicher Parade und als Anerkennung seiner beiden Waffenthaten am 3. und 20. December 1800. Die vor Philippsburg erkämpfte silberne Medaille mußte er nun den Statuten gemäß wieder ablegen. Nach der Säcularisirung Salzburgs, welches Erzherzog Ferdinand, Großherzog von Toscana, übernahm, rückte Waltl zum Feuerwerker vor, und beim erneuerten Regierungswechsel 1806 trat er nach dreizehn Jahren Militärstandes in Civilstaatsdienste über und kam zum Mauthamte in Salzburg. Als dann in Folge des Krieges 1809 zu Salzburg die Errichtung von acht feindlichen Militärspitälern sich als nöthig erwies, wurde er Oekonom im größten Tausende von Verwundeten und Kranken fassenden und blieb neun Monate in dieser Stellung. Nach zweiundfünfzigjähriger Dienstleistung 1842 als k. k. Hauptzollamts-Cassier in Salzburg jubilirt, erhielt er am 18. April 1851 von KaisersSeiner Majestät das goldene Verdienstkreuz. Dritthalb Jahre hatte er diese Auszeichnung getragen, als er im December 1853 im Alter von 82 Jahren das Zeitliche segnete. In feierlicher Weise, in Begleitung eines zahlreichen Officiercorps und von Abtheilungen aller in Salzburg garnisonirenden Waffengattungen, mit Trompetenmusik vom 1. Bataillon des Kaiser-Regiments wurde der letzte Veteran des Reichscontingents zur ewigen Ruhe bestattet.

Hirtenfeld (J.). Oesterreichischer[WS 1] Militär-Kalender für das Jahr 1855 (Wien, 8°.) S. 633–638: „Nekrolog“. Von Anton Ritter von Schallhammer.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Oesterrreichischer.