Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Walter, Gustav
Band: 53 (1886), ab Seite: 16. (Quelle)
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Walter, Ignaz (Sänger und Compositeur, geb. zu Radowitz in Böhmen 1758, gest. zu Regensburg um 1830). Er bildete sich in jungen Jahren in der Gesangskunst, dann unter dem berühmten Capellmeister Starzer (nicht Sterzer, wie er bei Bernsdorf-Schladebach heißt) zu Wien in der Composition. Zwanzig Jahre alt, betrat er 1779 zum ersten Male die Bühne und fand als Tenorist sowohl durch den Schmelz seiner Stimme, als durch sein geschicktes Spiel bald großen Beifall. Von Wien kam er nach Prag, dann nach Riga, und 1789 als Hofsänger an die kurmainzische Bühne. Als die Kriegsereignisse den Kurfürsten 1793 aus Mainz vertrieben, verließ auch Walter diese Stadt und ging zunächst nach Frankfurt a. M., dann aber trat er bei der Großmann’schen Gesellschaft ein, mit welcher er Cassel, Pyrmont, Halle, Bremen und andere Orte besuchte. Da er tüchtige musicalische Kenntnisse besaß, wurde er durch den Director Großmann mit der Leitung der Singspiele betraut. Nach dem Tode des Letzteren übernahm er selbst die Direction der Gesellschaft und gab mit ihr in Frankfurt a M., in Hannover, Bremen und von 1804 ab in Regensburg Vorstellungen, wo er dann viele Jahre verblieb und im Alter von 72 Jahren starb. Als tüchtiger Musicus leistete er auch in seinen Compositionen Verdienstliches, schrieb Messen, Motetten, Cantaten, Concerte, für Instrumentalmusik und dann mehrere Opern, Operetten und Singspiele, die zu ihrer Zeit sich großen Beifalls erfreuten, so „Der Kaufmann von Smyrna“; – „Der ausgeprügelte Teufel“; – „Fünfundzwanzigtausend Gulden“, Text von Spieß; – „Graf Waltron“, Text von Bergobzoomer; – „Der Trank der Unsterblichkeit“, Text von Vulpius; – „Der Spiegelritter“; – „Die Hirten der Alpen“; – „Die böse Frau“ (1795); – „Doctor Faust“ (1797); – „Staberl’s Reiseabenteuer“, welche Operette im Stich erschienen ist, „Krönungscantate“, anläßlich der Krönung des Kaisers Leopold II., u. m. a. [17] seinen im Druck erschienenen Compositionen ist nur noch ein „Quatuor pour Harpe, Flûte, Violine et Violoncelle“ als Opus 9 (bei Spohr in Braunschweig) bekannt. – Seine Gemalin Juliane (geb. 1763), eine Braunschweigerin, Namens Roberts, seit 1788 mit ihm verheiratet, betrat schon 1782 die Bühne und erwarb sich durch ihre treffliche Stimme bald vielen Beifall. Am Mainzer Hoftheater wirkte sie an der Seite ihres Gatten, 1799 als Bravoursängerin an der Bühne zu Hannover. Ihre weiteren Geschicke sind nicht bekannt, wahrscheinlich folgte sie ihrem Gatten auch nach Regensburg.

Gerber (Ernst Ludwig). Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler u. s. w. (Leipzig 1792, Breitkopf, Lex.-8°.) Theil IV, Sp. 502. – Riemann (Hugo Dr.). Musik-Lexikon (Leipzig 1882, Bibliogr. Institut, 8°.) S. 995. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Für Künstler, Kunstfreunde und alle Gebildeten. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Offenbach 1861, Joh. Andrè, gr. 8°.) Bd. III, S. 845. – Gaßner (F. S. Dr.). Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex.-8°.) S. 878.